Der-Wahrheit-die-Ehre | Ob in Oxford oder auch anderswo: Der Wahrheit die Ehre Für den Verbleib der Universität an ihrem gewachsenen Ort |
Sehr geehrte Interessierte, liebe Engagierte –
Wolfgang Borchert, ein mutiger und überzeugter Mitbewohner dieser Stadt, hat 1947, kurz vor seinem viel zu frühen Tode, auf die Frage „Haben Sie den Eindruck, daß Deutschland den Nationalismus und Militarismus überwinden wird?“ geantwortet: „Solange an Deutschlands Grenzen Paraden marschiert und nationale Sicherheiten gefordert werden, kann man über diese Frage nicht diskutieren.“
Analog läßt sich mit einiger Triftigkeit sagen:
Solange eine immer noch leidlich demokratische Massenuniversität, die in ihrer weitgehend stimmigen kulturellen Verwobenheit mit dem Stadtteil – in City-Nähe –, in dem sie hauptsächlich erbaut ist, zu durchschaubaren propagandistischen Zwecken in toto als „marode“ bezeichnet wird, muß dem Wahrheitsgehalt – auch ein wissenschaftliches Kriterium – dieser vollmundigen Aussage prinzipiell mißtraut werden.
Solange diesem senatlichen Bannspruch eine „Vision“ folgt, die vom schwarz-grünen Tisch milliardenschwer – bei anzunehmender rapider Gewichtszunahme – per Dekret auf eine Elbinsel springen soll, ist diesem Trugbild mit klar blickendem Verstand und unaufhörlicher Verneinung zu begegnen.
Die demokratische Aufklärungstrias „Der Forschung, der Bildung, der Lehre“ bildet einen humanistischen Gegensatz zu der kommerziellen Dreieinigkeit des Gehorchens: „Dem Standort, der Rendite, der Ordnung“.
Die kantigen und uniformen Fluchten, die für die Elbvision prospektiert sind, widersprechen im Ansatz der offenen demokratischen Erhabenheit eines Auditorium Maximum auf dem Campus Von-Melle-Park.
Vergessen sei ebenfalls nicht, daß der bauliche Sprung in das Gebiet der Hafenwirtschaft konzeptionell verbunden ist mit hierarchischen Leitungsstrukturen, zweigeteiltem Studium, der Bildung als Ware und der baulichen Anbindung von Unternehmen an die scheinbar freie Wissenschaft.
Eine – auch bauliche – positive Entwicklung der Universität im Grindelviertel bedeutet hingegen ein hohes gemeinsames Geschichtsbewußtsein, die soziale Öffnung der wissenschaftlichen Bildung, eine Erweiterung der demokratischen Partizipation, Aufklärung zum allgemeinen Nutzen und der Wahrheit stets die Ehre.
Hören wir noch einmal Wolfgang Borchert:
„Sie sind ein religiöser Dichter. Warum verbergen Sie es?
Natürlich bin ich ein religiöser Dichter. Ich verberge es nicht. Ich glaube an die Sonne, an den Walfisch, an meine Mutter und an das Gras. Genügt das nicht? Das Gras ist nämlich nicht nur das Gras.“
Notabene: Bei Wolfgang Borchert heißt es „Gras“ – und nicht Grasbrook.
Olaf Walther
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