Sommersemester 2004

Flugblätter

Inhalt:

f-04-04-01 Semesteranfangszeitung der Liste LINKS
f-04-04-02 „Fragwürdige Beweise“ = Krieg = zerstörerische Politik
f-04-04-03 Mit dem Krieg ist kein Frieden zu machen
f-04-04-04 „Schock und Angst“
f-04-04-05 Die Doktrin der Destruktion
f-04-04-06 Kaufen – Verkaufen. Oder Studiengebühren und der Wert wissenschaftlicher Bildung (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-05-01 Fortgesetzte Belagerung
f-04-05-02 Markt & Knecht – die Pferdestall GmbH. Studentische Kultur als Standortfaktor? (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-05-03 Krieg und Folter
f-04-05-04 Lügen, Krieg und Folter
f-04-05-05 Studienerfolg (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-05-06 Lernen! oder Der positive Anti-Dräger (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-05-07 Die allmähliche Ermessung des Eisberges oder Die militärische Barbarei der kapitalistischen Zivilisation
f-04-06-01 (15 Jahre nach dem Sozialismus ist ...) Solange um Analyse gestritten wird, ist Hoffnung. Vortrag und Diskussion mit Uwe-Jens Heuer
f-04-06-02 Öl oder Die verschiedenen Möglichkeiten seiner Verwendung
f-04-06-03 Bush-Demokratie oder Neues von der Weltmarionettenbühne
f-04-06-04 Widerspruch. Zur anti-wissenschaftlichen Fakultätenbildung (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-06-05 Der Kampf gegen das „Reich des Bösen“ oder Der neue alte Imperialismus
f-04-06-06 „Foltern Frauen wie Männer?“ Alice Schwarzer macht sich sorgende Gedanken
f-04-06-07 Warum wir gemeinsam kandidieren (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-06-08 Tendenzwende. Für ein gebührenfreies Studium! (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-07-01 Souveränität? oder Die selbstverwaltete Kolonie
Broschüre Demokratisches Engagement und humanistische Aufklärung. Eine politische Bilanz. (Dokumentation von Beschlüssen des Akademischen Senats aus der Legislatur 2003/04, gemeinsam mit der juso-Hochschulgruppe) (PDF)
f-04-07-03 Dressur oder Verfügungserweiterung? Zur Diskussion um die Lehrerbildung (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-07-04 Die Einheit oder Die Universität (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-07-05 Vorwärts mit der 50-Stunden-Woche!
f-04-07-06 Solidarität = Solidität + Perspektive! (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-07-07 Ein strategischer Kompromiß für die Opposition gegen den Rechtssenat „Entwicklungsperspektiven für die Universität Hamburg“ (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-07-08 Dräger, der Barbar (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-07-09 „Im Westen nichts Neues“
Film- und Diskussionsveranstaltung zum 90. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs. (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-07-10 Kooperation statt Konkurrenz. Optimistischer Ausblick nach den Wahlen zum Akademischen Senat (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-07-11 Kopfgeld. Wildwest im Irak
f-04-07-11 „Einen Mangel an Vorstellungsvermögen...“
9/11
f-04-08-01 Kritisch Erinnern: Hiroshima und Nagasaki
f-04-08-02 Quälende Eroberung. Das Elend im Irak bleibt
f-04-08-03 Simulierte Demokratie. Kein Frieden im Irak
f-04-08-04 Die Würde des Menschen wird hart angetastet. „Unser teuerster Exportartikel“
f-04-08-05 Heiliger Wahnsinn und heilige Vernunft. Der Krieg im Irak
f-04-08-06 Zurückweisung der Zumutungen. Wissenschaftssenator wissenschaftsfeindlich (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-09-01 Der Mensch ist keine Ware (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-09-02 (15 Jahre nach dem Sozialismus ist ...) Entweder es geht demokratisch, oder es geht nicht. Vortrag und Diskussion mit Klaus Höpcke
f-04-09-03 Die Bevölkerung unter Generalverdacht. Innensenator Nagel und die CDU wollen Ruhe & Folgsamkeit durch neoliberale Dauerüberwachung
f-04-09-04 Der Kriegspräsident. Die Republikaner
f-04-09-05 Die soziale Lage der Studierenden und die Solidarität mit dem Studentenwerk (Gemeinsames Flugblatt mit der juso-Hochschulgruppe)
f-04-09-06 „Illegaler Akt“ Besatzungskrieg im Irak
f-04-09-07 Nach wie vor: Nein. Der fortgesetzte Krieg im Irak
f-04-09-08 (15 Jahre nach dem Sozialismus ist ...) Zur vollständigen Befreiung. Diskussionsveranstaltung mit Prof. Dr. Stefan Doernberg

Semesteranfangszeitung der Liste LINKS

Sankt Dräger

„taz: Studierende schlagen eine Vermögenssteuer und eine höhere Unternehmensbesteuerung vor, um Bildung zu finanzieren.
Dräger: Ich halte das für illusorisch. Eine Vermögenssteuer würde im Endeffekt eher zu einer Kapitalflucht und dann zu einer Senkung der Staatseinnahmen führen. Wichtiger ist es, neue Anreize für Wachstum zu schaffen, etwa durch Investitionen in Bildung und Wissenschaft und durch flexible Arbeitsmarktpolitik.“

Wissenschaftssenator Jörg Dräger im Interview mit der taz, taz-unispezial, 27./28. März 2004


„Kapital flieht Tumult und Streit und ist ängstlicher Natur. Das ist sehr wahr, aber doch nicht die ganze Wahrheit. Das Kapital hat einen Horror vor Abwesenheit von Profit oder sehr kleinem Profit, wie die Natur vor der Leere. Mit entsprechendem Profit wird Kapital kühn. Zehn Prozent sicher, und man kann es überall anwenden; 20 Prozent, es wird lebhaft; 50 Prozent, positiv waghalsig; für 100 Prozent stampft es alle menschlichen Gesetze unter seinen Fuß; 300 Prozent, und es existiert kein Verbrechen, das es nicht riskiert, selbst auf Gefahr des Galgens.“

J. Dunning, nach Karl Marx, „Das Kapital“, MEW 23, 1867, S. 788

Wissenschaftssenator Dräger schwingt sich zum Schutzheiligen der hanseatischen Pfeffersäcke auf. Geschützt werden muß das örtliche Kapital vor auch den leisesten staatlichen Anteilen an seinen Profiten. Geboten bekommen muß es ordentlich Rendite. Dafür braucht's viele Hochschulabsolventen, die sich willig billig als flexible Arbeitskraft zur Verfügung stellen.

Deshalb sind die Drägerschen „Investitionen in Bildung und Wissenschaft“ gebunden an einen umfänglichen Maßnahmenkatalog zur kapitalkonformen Deformierung der Hamburger Hochschulen. Forschungsergebnisse „just-in-time“ zur unmittelbaren Verwertung und Lehre zur Herstellung ausbeutbaren „Humankapitals“ sind die Ziele.

Zur Zeit treibt der selbsternannte „Wissenschaftsmanager“ das Projekt „Auswahlverfahren“ voran, denn lediglich „Gefängnisse und Hochschulen konnten sich ihre Klientel bisher nicht selbst aussuchen“ (taz, 31.3.04), und das müsse sich nun ändern. Zukünftig sollen, laut einem Gesetzentwurf, die Studierenden nach „Motivation, Qualifikation, Leistungen und Erfahrungen“ ausgewählt werden (auch das Klientel der Gefängnisse?). Geprüft werden soll unter anderem mittels schriftlicher Auswahltests und Auswahlgesprächen. Das Abitur als allgemeine Hochschulreife wird damit noch einmal (nach Einführung des NCs) erheblich entwertet.

Der Willkür und dem G'schmäckle der Auswählenden ausgeliefert, sollen so die Studierenden vor allem zur Unterordnung „motiviert“ werden: Bravheit sei die Grundqualifikation und Anpassung die erwartete Leistung – lauter kleine Drägers.

Auswahlverfahren, Studienbegleitende Prüfung durch Credit-Points, Bachelor als Regelstudienabschluß mit nur 50% Durchlaßquote zum weiterführenden Masterstudium, 2500 Euro Studiengebühren pro Semester – durch Restriktionen und ökonomischen Zwang von Beginn des Studiums an sollen die Studierenden nach des Senators Vorstellung sich selber im Nacken sitzen, nur zu studieren, was dem unmittelbaren Abschluß und der Verkäuflichkeit auf dem Arbeitsmarkt dient. Jede längerfristige Perspektive oder gar ein Anspruch auf allgemeine Erkenntnis als Grundlage kooperativer Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse sei aus dem Studium eigentätig zu tilgen.

Dem Devotionskonzept von Dräger ist dringend zu widersprechen und widerstehen. Das von ihm vorgetragene wirtschaftspolitische Pferdeäpfeltheorem – man müsse dem Kapital nur ordentlich zu Fressen geben, dann falle für alle anderen hinten schon was bei ab – straft sich seit 15 Jahren bundesrepublikanischem Turboneoliberalismus selbst Lügen. Der Degradierung der Hochschulen zu Institutionen der Profitmaximierung entgegen lohnt sich der Kampf für eine humanistische Wissenschaft. Die Überwindung von Erwerbslosigkeit, Armut und Hunger, die Schaffung von international friedlichen und solidarischen Bedingungen, sinnvolle Arbeit, Bildung und Kultur für alle sind notwendige Ziele und Fragestellungen einer Wissenschaft die auf menschliche Emanzipation gerichtet ist. Deshalb sind die weitere Demokratisierung und Öffnung der Hochschulen sowie ihre bedarfsdeckende staatliche Finanzierung dringend erforderlich. Dafür sind die studentischen Proteste konsequent fortzusetzen. Die Kontrahenz zu den politischen Gegnern im Rechtssenat und den Unternehmensspitzen darf weiter ausgebaut werden.

Der Mensch als „Knock-out-Maus“?
Antihumanistische Irrungen und Wirrungen an der Universität Hamburg

I.

„Früher bestimmte die Laune der Natur die natürlichen Talente der Menschen, heute ermöglichen die Gen- und andere Reproduktionstechniken Eingriffe. Genmanipulation ersetzt Genlotterie.“ (aus: Genetische Gerechtigkeit. Seminarankündigung in der Philosophie. SoSe 2004, Veranstaltungsnr.: 08.037)

„Früher“ war es keine Frage der Genlotterie, ob man zum Beispiel als KZ-Aufseher oder als KZ-Häftling geboren wurde. „Heute“ soll man nach Gen-Ideologie schon vor der Geburt bestimmen können, wie das Erdenkind sich bestmöglich verdingt.

„Welche Pflichten ergeben sich aus den Eingriffsmöglichkeiten?“ (ebd.)

Um sich in der Wolfsgesellschaft zu behaupten, müssen wahlweise die Zähne geschärft, das Knurren sonor oder das Fell dem des Schafes gleich sein. Also: optimiere die Gene.

„Wer hat die Kosten genetischer Eingriffe oder die Folgekosten nicht ausgeführter möglicher Eingriffe zu tragen?“ (ebd.)

Stellen nicht-verhinderte Mißgeburten nicht einen unzumutbaren Kostenfaktor für die Gesellschaft dar?

„Wie weit darf oder sollte der Mensch seine Natur ändern?“ (ebd.)

Nicht Arbeitslosigkeit noch Elend oder Krieg, auch nicht Diktatur und Ausbeutung können durch Genveränderung überwunden werden. Widerstand und Vernunft entstehen außerhalb des Genlabors.

II.

„Die Anpassung eines Organismus an das sich verändernde interne und externe Milieu ist eine bedeutende Fähigkeit von biologischen Systemen, die es einem Individuum (!) erlauben, sensorische Information in sinnvolles Verhalten umzusetzen.“ (aus: Antrag zur Einrichtung und Förderung eines Graduiertenkollegs „Adapative Mechanisms in Neural Circuit Systems“ an der Universität Hamburg. 28.1.2004, S. 6)

Menschliches Agieren sei nur sinnvoll im Rahmen des Vorgegebenen. (Was ist ein biologisches Milieu?)

„Elektrophysiologische und verhaltensbiologische Analysen von konstitutiven, konditionalen und induzierbaren ‚knock-out‘ Mäusen sollen die Funktionen von Zellerkennungsmolekülen bei der synaptischen Plastizität aufklären.“ (ebd.)

Was muß man machen, um den Menschen zu dressieren wie eine Maus?

„Die molekularen Komponenten, die die Fähigkeit einer Zelle beeinflussen, synaptische Plastizität zu modifizieren, wie z.B. Ionenkanäle und Calzium-Sensoren, sollen untersucht werden mit genetischen, elektrophysiologischen und verhaltensbiologischen Ansätzen.“ (ebd.)

Der Mensch muß mehr leisten.

III.

Da der Mensch durch Arbeitsteilung und Entwicklung der Produktivkräfte (Arbeitsinstrumente, Wissen etc.) mehr produzieren kann, als er zur unmittelbaren Bedürfnisbefriedigung braucht, konnte er aus der Natur heraustreten und seine Geschichte selbst machen. Das realisiert er seit vor mehreren zehntausend Jahren. Der Mensch ist also ein gesellschaftliches, vornehmlich ein kulturelles Wesen.

Der gesellschaftlich entwickelte Reichtum – materiell und kulturell – ist mittlerweile so hoch entwickelt, daß alle Menschen – frei von sozialer Not – die Gesellschaft dadurch fortentwickeln können, daß sie sich politisch kooperativ betätigen und kulturell und sozial verallgemeinert entfalten.

Das größte Hindernis dagegen ist, daß zum Zwecke der Profitherrschaft der Mensch dem Menschen zum Feind gemacht wird. Dies zu legitimieren, wird die Wissenschaft in ihrem aufklärerischen und menschenfreundlichen Gehalt stark eingeschränkt. Der Mensch soll nicht kooperierendes Subjekt der Geschichte sein, das Kriege und soziales Elend überwindet, sondern er soll frei von Interesse, Bedürfnis und Absicht sowie ohne Entwicklungsaussicht den quasi-natürlichen Mächten von Ausbeutung, Konkurrenz und Entfremdung optimal zu Diensten sein.

Mäuse aller Länder ...

Servus

Hübsch Lernen mit Gebühren –
Geld gibt Zeit und Geld gibt acht –
Soll Angst, soll Eile schüren:
Wehe dem, der dabei lacht.

Dienen, lächelnd, stets ergeben,
Wenn der Markt die Hüften schwingt.
Streben, streben, streben, streben –
Wunde Seele heimlich blinkt.

Glückes Schmiede, allesamt,
Freie Wirtschaft woll'n wir wohl loben.
Konkurrenz ist nicht von Samt,
Vernunft wohnt heiter, weiter oben.

Lumpen seien neue Kleider,
Unsinn steht für den Verstand.
Auf der Strecke bleiben leider
Kopf und Herz und Geist und Hand.
Servus.

In memoriam Peter Ustinov
Staunen

Alt ist ein Mensch nicht, wenn es an seinem Körper zu zwicken beginnt, nicht, wenn das Treppensteigen schwerer fällt, nicht, wenn die Augen nicht mehr so recht wollen, nicht wenn sein Haar ergraut. Alt ist ein Mensch, wenn er aufhört zu staunen oder es überhaupt nie gelernt hat, wenn also seine Phantasie ergraut. Wenn ein Neunzigjähriger vor der Hagia Sophia, vor den Pyramiden oder nur vor einem Neugeborenen steht und staunt, ist er ein junger Mann, eine junge Frau. Bedauerlicherweise bin ich schon Dreißigjährigen begegnet, die alles bereits zu kennen schienen und ohne die geringste Begeisterung registrierten. Sie hätten sich wohl geschämt, sie zu zeigen, wären sich kindlich vorgekommen. Sie mögen auch im Winter braun gebrannt, kerngesund und bravouröse Surfer sein. Aber hinter dieser Fassade, befürchte ich, sind sie uralte Leute, Greise im Kopf.

Peter Ustinov, „Achtung! Vorurteile“, 2003

Wir über uns

„Um sich gut zu wehren, muß man viel wissen.
Man erobert auch keine Gesellschaft, bevor man sie kennt.“

Heinrich Mann, Die Macht des Wortes, 1936

Wer die Gesellschaft kennt, kann sie erobern.

Wissenschaftssenator Jörg Dräger versteht unter Eroberung nicht geistige Aneignung sowie Kultivierung der Gesellschaft und der Menschen, sondern die Unterordnung der Wissenschaft und ihrer Subjekte unter das kalte Diktat der abstrakten Profitsteigerung.

Im Widerspruch zur Kommerzialisierung der Hochschulen steht die Möglichkeit massenhafter wissenschaftlicher Qualifikation als wesentlicher Bestandteil demokratischer Entwicklung. Die kooperative Einsicht in Ursachen, Widersprüche, Wirkungszusammenhänge und Prozesse gesellschaftlicher Verhältnisse zur humanistischen Gesellschaftsveränderung steht den Gewinnen durch internationale Konkurrenz unversöhnlich gegenüber.

Für eine fortschrittliche Wissenschafts- und Gesellschaftsentwicklung haben wir uns im Dezember 1993 als Liste LINKS aus Linker Liste, Offener AusländerInnenliste und Fachschaftsaktiven konstituiert. Wir engagieren uns für egalitäre soziale Bedingungen, in denen Qualifikation, Verfügung und solidarische Kooperation Grundlage und Inhalt menschlicher Vergesellschaftung sind.

Wir arbeiten zusammen mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in der studentischen Interessenvertretung, in den Gremien der akademischen Selbstverwaltung und in den außerparlamentarischen Bewegungen. In Fachschaftsräten, im AStA in der Fachschaftsrätekonferenz, in der Interessenvertretung ausländischer Studierender, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat und seinen Ausschüssen sowie im „Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung“ und im „Hamburger Bündnis gegen Rechts“ wirken wir gegen die Zurichtung öffentlicher Institutionen und ihrer Subjekte auf kapitalkonforme Servilität für den aufklärerischen und gesellschaftskritischen Einfluß der Mehrheit der Menschen zur Überwindung von Ausbeutung, Entfremdung und Konkurrenz, um die gleiche und freie Entfaltung Aller als Grundbedingung allgemeiner Entwicklung zu erreichen.

Hinkelstein
Uni-Kneipen-Urgestein in der Bundesstraße 6
geöffnet Mo - Do: 17 bis 3 Uhr, Fr und Sa: 18 Uhr - open end; So: 19 - 3 Uhr
warme Küche täglich bis 1 Uhr – leckere Croques und frische Salate

„Geht man nach der gefühlten Zeit, dann gab es das ‚Hinkelstein‘ immer schon. Als sei der Name hier Programm – heißt doch so eine Kultur aus der Jungsteinzeit. Ganz so alt ist die Uni-Ur-Kneipe an der Bundesstraße zwar nicht, aber immerhin so alt, dass sich niemand mehr an das Gründungsjahr erinnert. ‚68 oder 69, da streiten sich die Geister‘, sagt Besitzer Jens Stegmann. Ihm gehört die Kneipe zusammen mit einem Kollegen erst seit sechs Jahren, aber auch das wirkt anders. Vielleicht, weil der Wirt so gut ins Ambiente passt, mit Rauschebart und Rattenschwanz, schwarzer Weste überm Jeanshemd und selbst gedrehter Zigarette in der Hand.[...] Angst, dass das Hinkelstein ganz aus der Mode käme, hat er nicht. Schließlich wüssten es die Stammgäste gerade zu schätzen, dass der Laden jeder Mode widersteht. Hipper, eleganter, szeniger werden? ‚Nö‘, sagt Stegmann und fasst sich schützend in den Rauschebart, ‚dann müsste ich mich ja auch verändern.‘“ (taz-unispezial)

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„Fragwürdige Beweise“ = Krieg = zerstörerische Politik

„Die Geschichte des menschlichen Denkvermögens weist große Perioden teilweiser oder völliger Unfruchtbarkeit, Beispiele erschreckender Rückbildungen und Verkümmerungen auf.
Der Stumpfsinn kann, mit geeigneten Mitteln, in großem Umfang organisiert werden. Der Mensch vermag unter Umständen ebensogut lernen, daß zwei mal zwei fünf, als daß es vier ist.“

Bertolt Brecht, „Rede über die Widerstandskraft der Vernunft“, 1937.

Als US-Außenminister Colin Powell im Februar 2003 vor den Vereinten Nationen seine „fragwürdigen Beweise“, die kriegsrelevant waren, über sogenannte Massenvernichtungswaffen im Irak inszenierte, wurde eine riesige Reproduktion des Picasso-Gemäldes „Guernica“, das die Verheerungen der deutschen faschistischen „Legion Condor“ gegen das von Republikanern regierte spanische Guernica sehr anschaulich und eindrücklich zeigt, schlicht verhüllt.

Die Wahrheit stört beim Lügen.

Nun, über ein Jahr später und erhebliche Zeit nach dem militärischen Überfall auf den Irak, gibt Powell zu, daß sich seine Angaben vor den Vereinten Nationen als falsch erwiesen hätten. Die Propaganda über den bedrohlichen Feind zur Legitimation eines völkerrechtswidrigen Angriffskrieges nach der sogenannten Präventivstrategie hat sich nicht mehr halten lassen – gleichwohl hat sie zum gegebenen Zeitpunkt ihre rechtfertigende Funktion erfüllt.

Die herrschende Politik folgt niederen Interessen.

Die vom US-amerikanischen Außenminister öffentlich gemachten Eingeständnisse haben keine positiven Konsequenzen. Im Gegenteil: Hubschrauber beschießen Wohnhäuser, die grausamen irakischen Taten gegen Besatzungssoldaten sollen militärisch gerächt werden, es wird ernsthaft über eine Erhöhung der US-amerikanischen Truppenkontingente nachgedacht – die hart angespannte Lage soll weiter eskaliert werden.

Die Besatzung ist in einer gefährlichen Sackgasse.

Die zivile De-Eskalation würde die Entmilitarisierung, die Verbesserung der sozialen Lage und die Entfaltung demokratischer und fortschrittlicher Kräfte wie gesellschaftlicher Entwicklung bedeuten.

Die Alternative ist immer vorhanden.

Bei den großen sozialpolitischen Demonstrationen am 3.4. ist durch die Redner wie die Demonstrierenden deutlich gemacht worden, daß Frieden und sozialer Fortschritt eine Einheit bilden zur Verbesserung der Lebensbedingungen der Mehrheit der Menschen. Man lasse sich nicht „auseinanderdividieren“. An dieser Einheit ist weiter zu arbeiten. Das ist lohnend und sehr irdisch.

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Mit dem Krieg ist kein Frieden zu machen

„Es ist uns nicht schwer, wenn wir gehandelt haben, triftige Beweggründe in beliebiger Menge zu nennen, aber vorher, wenn wir uns zum Handeln anschicken, haben wir keineswegs diese schöne Übersicht. In den meisten Fällen berechnen wir nicht, sondern raten.“

Bertolt Brecht, „Richtiges Denken“.

Der Irak brennt.

Dieser Krieg ist nicht zu „gewinnen“. Beziehungsweise: US-Administration, Militärs und Kolonieverwaltung sind ganz und gar nicht friedensfähig. Lüsterne Ölgier, satte Rüstungsgeschäfte, die angemaßte Rolle von Weltpolizei und ökonomisch-militärischer Weltmacht erbringen das Gegenteil von allgemeiner Wohlfahrt, Demokratie und kultiviertem Miteinander. Wie es im Irak weitergehen soll, wird im Weißen Haus und ähnlichenorts eher erraten als gewußt. – Aber das mit aller Inbrunst stramm konservativer Weltanschauung.

Die Aussagen von „Sicherheitsberaterin“ Condoleezza Rice vor dem Untersuchungsausschuß zu den Anschlägen auf das World Trade Centre am 11. September 2001 zeigen lediglich (die innerlich wie wahlpolitisch erschütterte) Arroganz der Macht. – Man habe nichts besser voraussehen oder machen können zur Verhinderung der Anschläge. Die erste kapitalistische Macht tut nichts Schlimmes, bringt nichts Schlimmes hervor und ist unverwundbar (?).

Die Besatzung im Irak soll mit harter Hand fortgeführt werden. Paul Bremer, Statthalter der USA, meint, „die Feinde der Freiheit“ müßten „aus dem Staatswesen entfernt werden“; George Bush, sein Präsident, denkt laut über eine Erhöhung der US-amerikanischen Truppenkontingente – jetzt 130.000 Soldaten – nach.

Diese gewalttätige Politik wird unweigerlich zur Eskalation der Gewalt, zu weiterem Elend im Irak führen. Der demokratische US-Senator Ted Kennedy prognostizierte düster: „Der Irak ist George Bushs Vietnam.“

Erst die Beendigung der nach Völkerrecht illegalen Kriegsführung und Besatzung wird die Voraussetzungen für eine zivile, demokratische, soziale und konfliktentschärfte Entwicklung des Landes schaffen.

Die Reparatur der Zerstörungen durch Embargo und militärischen Überfall sind durch die Kriegsherren aufzubringen.

Die USA (und Großbritannien) müssen zahlen, die UNO kann den Prozeß unterstützen und organisieren helfen.

Punkt.

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„Schock und Angst“

„Wer sieht schon gerne tote Menschen?“

George W. Bush über die Lage im Irak, 2004.


„Es ist ein bekannter Fluch des Kapitalismus, die Bedürfnisse der Welt nach den wirtschaftlichen Forderungen der Liefernden zu regeln. Nicht ob du Zahnbürsten brauchst, ist das wesentliche, sondern daß es eine Fabrik gibt, die eine Million Zahnbürsten im Jahr absetzen muß. Und bist du nicht willig, so braucht sie Gewalt, von der Reklame bis zum Zoll.“

Kurt Tucholsky, „Offiziere“, 1920.

„Schock und Angst“ war der Propagandatitel zum Beginn des Feldzugs der USA gegen den Irak vor einem Jahr. Nomen est omen.

George Bush – so versteht er sich selbst – ist ein Kriegspräsident, ohne Anführungszeichen.

Auf seiner letzten Pressekonferenz erklärt er entsprechend, der Krieg gegen den Irak (vermeintlich: Saddam Hussein) sei richtig, würde im Interesse der USA wie der ganzen Welt (!) geführt und sei jedes Opfer wert. Full stop.

Wer sehe schon gerne tote Menschen? Als Gouverneur von Texas und stramm konservativer US-Republikaner war und ist G.W. Bush unter anderem ein konsequenter Vertreter der Todesstrafe. Ohne Gnade.

Er spricht gegen die von Senator Kennedy (Demokraten) aufgemachte Parallele zum Vietnamkrieg, implizit gegen die unangenehme Erinnerung an zehntausende Tote, Napalmbomben, Kriegsverbrechen, brutales Elend.

Er verschleiert wortreich wider die schnöden ökonomischen und geostrategische-machtpolitischen Interessen.

Er setzt sich, zumindest in der „rhetorischen“ Darstellung, über die weltweiten Proteste – auch in den USA –, die starken Vorbehalte in der UNO – auch die ihres Generalsekretärs Annan – sowie die zerstörerischen Konflikte im Irak selbst hinweg.

Wenn die USA im Irak wankelmütig würden, dann triumphierten die Feinde der USA in der ganzen Welt. Wahnsinn ohne Grenzen.

Der ordinäre Charakter von nahezu religiöser Durchhaltetaktik wird so mehr und mehr offenkundig. Allerdings ist diese Religion als weltpolitischer Machtfaktor ernst zu nehmen.

Die politische Landschaft der USA in der Vorwahlzeit für einen neuen Präsidenten ist deshalb auch so polarisiert wie nie. Kriegsbefürwortung (schwindend) und Kriegsgegnerschaft (steigend) stehen sich hart gegenüber.

Die spanischen Verhältnisse haben gezeigt, daß die Friedensfrage bzw. das unverbrüchliche Engagement für den Frieden wahlentscheidend sein kann.

„Die da Oben“ können doch nicht so, wie wir nicht wollen.

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Die Doktrin der Destruktion

„Es ist daher für den Fürsten nicht die richtige Zeit, inmitten von Gefahren die absolute Herrschaft an sich zu reißen; denn die Bürger und Untertanen, die an die Befehlsgewalt der obrigkeitlichen Beamten gewöhnt sind, werden ihm in jenen Unglückszeiten nicht gehorchen, und in solchen unruhigen Zeiten herrscht immer ein Mangel an vertrauenswürdigen Leuten.“

Niccolo Machiavelli, „Der Fürst“, 1532.

Der Irak – die menschliche Welt insgesamt – kommt nicht zur Ruhe.

Nach dem Rückzug der Truppen aus Spanien, Honduras und der Dominikanischen Republik soll die militärische Besatzung aus den USA und England entsprechend aufgestockt werden. Vernunft ist etwas anderes.

Nach neuen Anschlägen im Irak gegen die Besatzer hat das US-Repräsentantenhaus (eine Kammer des zentralen US-Kongresses) eine Gesetzesvorlage verabschiedet, infolge der innerhalb von 45 Tagen Neuwahlen für das Parlament stattfinden können sollen, wenn durch einen Anschlag auf das Haus 100 oder mehr Abgeordnete getötet werden sollten. Die Angst geht um.

Die Logik der militärischen Gewalt als machtpolitisches Mittel ohne konzeptionelle Alternative wird konsequent fortgesetzt.

George W. Bush ist einer der unbeliebtesten Männer der Erde.

Krieg, ökonomische Diktate und die kulturelle Arroganz einer starken und primitiven Macht bringen international keine akzeptablen Verhältnisse und keine Freundschaft hervor.

Die kalkulierte Drangsal des Krieges bringt Zerstörung, Verwüstung, Verzweiflung und hohe Kosten wie politische Repressionen für die Bevölkerungen auch der kriegführenden Länder.

Die Doktrin der Destruktion basiert auf der enthemmten Verwertung der in privaten Händen konzentrierter Reichtümer, die gesellschaftlich erarbeitet worden sind. Allumfassende Konkurrenz ist das Dogma des kapitalistischen wirtschaftlichen Erfolges, der auch herbeigebombt wird.

Frieden als allgemeine Wohlfahrt, die internationale Leitlinie des gleichen Rechts für alle Menschen, Arbeit als sinnvolle gesellschaftliche Tätigkeit, soziale Sicherheit für ein würdiges Leben, demokratische Partizipation als politischer Alltag kultivierter menschlicher Gemeinschaft und die Vernunft als genereller Maßstab kooperativen Handelns sind humanistische Grundsätze der menschlichen Geschichte, seitdem soziale sowie kulturelle Ungleichheit und Krieg als zentrale Hemmnisse allgemeiner und einzelner Entfaltung erkannt, kritisiert und bekämpft werden.

Das ist mehr denn je die durchsetzungswürdige Alternative zum Wahnsinn dieser Tage.

Kants Friedensphilosophie für heute

Referent: Dr. Wolfgang Beutin
Veranstalter: Freie Humanisten

Donnerstag, 6. 5. 2004, 19 Uhr
Edmund-Siemers-Allee 1 (Hauptgebäude)

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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Kaufen – Verkaufen
Oder Studiengebühren und der Wert wissenschaftlicher Bildung

„Der Lohnarbeiter als Verkäufer seiner Arbeitskraft muß diese, und darin in gewisser Weise sich selbst, auf dem «Arbeitsmarkt» feilbieten; der Köder, mit welchem er den Kapitalisten zum Kauf verlockt, ist der Gebrauchswert der Arbeitskraft, durch den dem Kapitalisten Mehrwert erzeugt wird. Der Arbeiter, indem er seine Arbeitskraft an den Kapitalisten verkauft, gibt damit die Bestimmung über seine Arbeit an diesen ab. Der Arbeiter wird vom Kapitalisten gemäß dessen Zwecken angewendet.“

Klaus Holzkamp, „Sinnliche Erkenntnis“, Historischer Ursprung und gesellschaftliche Funktion der Wahrnehmung, Frankfurt a.M., 1973.

Das comming out des Präsidenten: „Die Statistik ist bereinigt worden – und das ist gut so.“ Mit diesen Worten kommentiert Uni-Präsident Jürgen Lüthje im Hamburger Abendblatt die 1300 Exmatrikulationen aufgrund von wahrscheinlichen Studiengebühren. Die Universität sei keine „Sozialstation“. Der Präsident übt sich in dem für den CDU-Senat typischen kühlen Technokratismus, mit dem die vollständige Unterwerfung von Menschen, öffentlichen Einrichtungen und gesellschaftlichem Leben unter die Interessen der Wirtschaft durchgesetzt werden soll.

Präsident beugt sich – Senator freut sich.

Als „Schmarotzer“ und „Leistungsverweigerer“ werden jene denunziert, die sich nicht willig den Normalanforderungen einer Gesellschaft fügen, deren Reichtum auf der Ausbeutung der Mehrheit durch eine Minderheit beruht; dies soll alle von einer nicht-konformen Lebensweise abschrecken. Verleumdung und sozialer Druck sollen die Zustimmung zu Studiengebühren erzwingen. Sie sind ein entscheidendes Mittel der Ökonomisierung und Entdemokratisierung der Hochschulen.

Denn: Studiengebühren machen Bildung zur Ware. Studierende, als künftige Lohnabhängige, sollen gezwungen werden, Bildung zu kaufen und so in ihr „Humankapital“ (Bertelsmann-Sprech) zu investieren. Schließlich steige so ihr Wert auf dem „Arbeitsmarkt“. Die gesellschaftliche Notwendigkeit und Nützlichkeit massenhafter wissenschaftlicher Bildung wird verleugnet und ersetzt durch das scheinbar vernünftige, individuelle Interesse der Menschen an der Erhöhung des eigenen Marktwertes. Der unter den Bedingungen kapitalistischer Produktion erforderliche Verkauf der eigenen Person zum Zwecke des Verdiensterwerbs wird zum zentralen menschlichen Bedürfnis umdefiniert.

Das quasi natürliche Chaos marktförmiger Konkurrenz soll in den Hochschulen wie in allen anderen Bereichen der Gesellschaft das alleinige Gestaltungsprinzip menschlichen Zusammenlebens werden. Die Qualität der Bildung bemesse sich demnach an dem Grad ihrer hektischen, wirtschaftlichen Verwertbarkeit. Die Konkurrenz um knappe Arbeitsplätze soll dazu zwingen, schnellst- und bestmöglich die Erwartungen künftiger „Arbeitgeber“ zu erfüllen. Die so bestimmte, angeblich dem freien Willen der Studierenden folgende, Nachfrage soll die nicht verwertungskonformen Fächer und Bildungsinhalte aus dem universitären Alltag beseitigen. Damit gewönne das Interesse der Unternehmen an der profitbringenden Ausbeutung der Menschen vollständig Dominanz über die Bestimmung der Aufgaben und Ziele von Forschung und Lehre. Die wissenschaftlich Tätigen werden zur Ware und zu Händlern sowie Trainern ihrer selbst.

Dagegen muß der freie, gleiche und lebenslange Zugang zu Bildung und Wissenschaft als Voraussetzung einer demokratischen Gesellschaft mündiger, bewußt kooperierender Menschen erstritten werden. Die soziale Offenheit der Bildungsmöglichkeiten und die kooperative (Neu-)Bestimmung der Aufgaben und Ziele von Forschung und Lehre sind notwendige Voraussetzungen, wissenschaftliche Bildung für eine sozial verantwortliche, bewußte und kooperative Lebensweise aller zu ermöglichen. Sie ist auf die stetige Verbesserung der Lebensbedingungen aller gerichtet. Nur so ist die Unterordnung der Menschen unter Marktprinzip, Profitdominanz und Konkurrenz als herrschende Bezugnahme zwischen den Menschen zu überwinden.

Konzerne, Kapitalverbände und ihre neoliberalen Funktionäre in Wissenschaft, Politik und Kultur wollen die Hochschulen mittels Studiengebühren zu Institutionen der Unterwerfung der Mehrheit der Menschen machen. Dagegen sind täglich Forschung, Lehre, Studium und Selbstverwaltung durch Kritik, Vernunft, Aufklärung und demokratische Kooperation zu verteidigen. Die studentischen Proteste des letzen Semesters, das Engagement vieler Universitätsmitarbeiter, den bereits zu Gebühren Verpflichteten eine Fortsetzung des Studiums zu ermöglichen, und die Diskussionen und Beschlüsse von Akademischem Senat und ALSt, können hier Beispiel geben und ausgebaut werden.

Der Weg aus der Unmündigkeit ist mit geradem Rücken zu beschreiten.

Der Mensch ist aufrecht.

Donnerstag, den 6. Mai 2004
12 Uhr: Uniweite Vollversammlung, im Audimax I, VMP 4
14 Uhr: Sitzung des Akademischen Senats, im Hauptgebäude, ESA 1
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Fortgesetzte Belagerung

„Gewalttätige Militäreinsätze einer Besatzungsmacht gegen die Bewohner eines besetzten Landes führen nur dazu, die Lage zu verschlimmern.“

UN-Generalsekretär Kofi Annan zu den US-Luftangriffen auf die irakische Stadt Falludscha.

Positiv ist, daß die spanischen und die Soldaten aus Honduras sowie der Dominikanischen Republik aus dem Irak abgezogen sind.

Nach der Eskalation in Falludscha soll die irakische Armee die US-amerikanischen Truppen ersetzen.

Die weltöffentlich bekannt gewordenen Mißhandlungen und Erniedrigungen irakischer Bevölkerung durch US-amerikanische und britische Soldaten hat die Brutalisierung des Krieges in neuer Dimension deutlich gemacht. Die kriegerischen Mittel entzivilisieren zunehmend ihre direkten Anwender.

Der US-Außenminister Colin Powell ist nur dezent von seiner Falschbehauptung über mutmaßliche Massenvernichtungswaffen im Irak, die er vor einem Jahr vor dem UN-Sicherheitsrat gemacht hat, abgerückt. O-Ton: „Was ich damals gesagt habe, das waren die besten verfügbaren Erkenntnisse unserer Geheimdienste zu der Zeit.“ Von Bedauern keine Spur. Dieser Auftritt sei ihm nicht peinlich. Das Pentagon hat nun beschlossen, mehr gepanzerte Fahrzeuge in den Irak zu schicken.

Damit die Eroberungspolitik mehr internationale politische Legitimität erhält und die militärischen Lasten der USA minimiert werden, verfolgt die US-Administration die Absicht, daß sich die NATO im Irak engagiert. Das Oberkommando soll in der Hand der Vereinigten Staaten bleiben. Auf der NATO-Tagung Ende Juni in Istanbul wird darüber gestritten und verhandelt werden müssen. Die imperialistische Hauptmacht steht dort einigen Staaten gegenüber, die den Krieg gegen den Irak ablehnen. Die „Koalition der Willigen“ bröckelt.

Nach einer neuesten repräsentativen Umfrage sind 57% der irakischen Bevölkerung für einen sofortigen Abzug der Besatzungstruppen. Die internationale Friedensbewegung ist mit dieser fordernden Ansicht im vollen Einklang.

„Der moderne Nationalstaat ist aber kein Kulturstaat: er nimmt nicht nur Mördern das Leben, sondern auch Unschuldigen, die zwangsweise in Uniformen gesteckt werden, um für die Interessen von Kaufleuten und Beamten getötet zu werden, ohne selbst etwas dabei gewinnen zu können.“

(Kurt Tucholsky, „Der Mörder und der Staat“, Antwort auf eine Umfrage, 1928.)

Tucholsky hatte recht. Die Welt braucht immer noch dringend Zivilisierung.

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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Markt & Knecht – die Pferdestall GmbH
Studentische Kultur als Standortfaktor?

„Kauf' mich, nimm' mich, knack' mich, dusch' mich, schluck' mich, hack' mich, reiß' mich auf!
Trag' mich, grabsch' mich, pack' mich, nasch' mich, schlürf' mich, zeig' mich, setz' mich auf!
Koch' mich, brat' mich, schwitz' mich, crem' mich, heiz' mich, spreitz' mich, steck' mich ein!
Seif' mich, greif' mich, schleif' mich, keif' mich, rotz' mich, glotz' mich, zieh' mich an!
Wünsch' mich, lieb' mich, drück' mich, knick' mich, lutsch' mich, friß' mich, leck' mich aus!
Schlemm' mich, schmatz' mich, mix' mich, fix' mich, bitt' mich, küß' mich, quetsch' mich aus!“

Michael Batz: „Der Hamburger Jedermann“

„Wachsende Stadt“ ist das Motto des Hamburger Rechtssenates zur Realisierung wachsender Profite. Durch Privatisierung und Kommerzialisierung soll zugunsten des ortsansässigen Kapitals die unmittelbare Marktverwertung in allen gesellschaftlichen Bereichen Einzug erhalten. Hierfür wird der „Standortfaktor Kultur“ als entscheidendes Mittel zum Zweck erachtet: „Die Wahl des Wohn- und Arbeitsortes, dies bestätigen Befragungen des Führungspersonals von Unternehmen, hängt heute weit mehr als früher auch von der kulturellen Attraktivität einer Stadt ab. Der Anspruch, niveauvoll unterhalten zu werden wächst. [...] Der Senat beauftragt die Kulturbehörde (federführend) [...] gemeinsam mit der Behörde für Wirtschaft und Arbeit, zu prüfen wie im Rahmen einer integrierten Marketingstrategie die Bedeutung des Standortfaktors Kultur werbewirksam eingesetzt werden kann.“ (Aus „Wachsende Stadt“, Abschnitt „Kulturmetropole und Tourismus“) Kultur ist, wenn die Kasse klingelt!

Die Pferdestall-GmbH vertritt diese Kulturkonzeption für die Universität. Sie bieten Musik, Tanz und Alkohol auf dem Campus, wollen die „Belebung“ des Pferdestall-Innenraumes durch „Events“ und „Bands“ und haben sich die Bewirtschaftung im Audimax – in artikulierter Konkurrenz zu Studentenwerk und studentischen Cafés – unter den Nagel gerissen. Kultur ist für sie wertfrei und dient dem ‚fun for fit‘ – für das Vergessen und die Befriedung: Wer hat nicht statt Studiengebühren, Exmatrikulationen, Fachbereichsund Studiengangsschließungen, Prüfungsstress und Geldsorgen lieber Bier und Musik im Kopf?! Spaß ist, wenn man trotzdem lacht. So wird die „Ware Mensch“ für das reibungslose Funktionieren in der Konkurrenz wiederhergestellt: Markt & Knecht.

Geplant ist die GmbH von langer Hand. Seit Jahren wird ihre Gründung systematisch vorbereitet, wofür die Pferdemägde und -knechte einigen Aufwand betrieben haben: um an die Gelder der Verfaßten Studierendenschaft heranzukommen, kandidierten sie auf verschiedenen „hochschulpolitischen“ Listen zum Studierendenparlament (Kulturkombinat, Medizinerliste, WiWi-Liste, Wohnheimliste). Die Verarschung der Studierenden durch Variationen von zielgruppenorientierten Tarnlisten war berechnetes Marketingkonzept für den Einzug in den AStA.

Die AStA-Beteiligung wurde zur Ansammlung des notwendigen Kapitalstocks durch kassierte Aufwandentschädigungen als Referenten, Honorarkräfte und Kulturkursleiter (die Pferdestall GmbH hat ein Grundkapital von 70 000 Euro) sowie für die notwendige Infrastruktur zur Initiierung des Projektes ausgenutzt. Zunächst als studentische Kultur aus dem Kulturreferat getarnt, konnten Verhandlungen mit der Unileitung über die Vergabe des Pferdestall-Innenraumes an die Verfaßte Studierendenschaft aufgenommen, notwendige Gutachten und Umbauarbeiten (z.B. für den Schallschutz) aus den Geldern des AStA finanziert, Bürostrukturen aufgebaut und die „Bewerbung“ des „Produktes Pferdestall“ eingeleitet werden.

Als das „Projekt“ ins Laufen kam, wurde ein Verein für die Rekrutierung neuer ‚Marktknechte‘ und die Festigung der aufgebauten Strukturen sowie die Loslösung des Projektes aus dem AStA gegründet. Die privatwirtschaftliche GmbH-Gründung ist Instrumentalisierung pur: studentische Interessenvertretung als ‚start-up‘ für die individuelle Karriere zur persönlichen Absicherung in Zeiten (mit-)forcierter Konkurrenz.

Allerdings, ganz alleine geht's noch nicht: So hat sich die Pferdestall-GmbH die Uni-Marketing-GmbH als Mitgesellschafterin ins Boot geholt. Die Uni-Marketing-GmbH wurde zum Zwecke des kommerziellen Werbens auf dem Campus gegründet, in der Hoffnung dem politisch forcierten Sparzwang durch das Eintreiben – reichlich vorhandener! – privater Gelder zu begegnen. Hier macht sich die Pferdestall-GmbH das Nachgeben der Universitätsleitung gegenüber dem Druck des Rechtssenates zunutze. Forciert wird damit auch auf Uni-Ebene die Kommerzialisierung und Privatisierung: Statt die Verbesserung von Lehr- und Lernbedingungen zu finanzieren, fließen universitäre Gelder in das privatwirtschaftliche Karriereprojekt.

Auch aus dem AStA mögen sich die GmbH-Betreiber noch nicht ganz verabschieden, da Finanzierung und Infrastruktur für das Absichern des Restrisikos bei der Verselbstständigung noch von Nutzen seien können. Die beteiligten Listen wollen mit ihrem Servicepaket aus Kommerzkultur, Karriere und neoliberaler Konkurrenz wieder in den AStA. Das gibt Applaus von den im Studierendenparlament vertretenen rechten Listen (der FDP-Jugend der LUSt, der Jura-Liste und dem CDU-Nachwuchs im RCDS). Johlende Profiteure der marktkonformen Kommerzialisierung der Verfaßten Studierendenschaft sind die Burschenschafter, Corpsstudenten und Verbindungsbrüder des RCDS. Sie können Auftrumpfen, wenn ihnen mit der als „studentische Kultur“ verkleideten „koof mich'“-Orientierung durch die Pferdestall-GmbH das rechte Geschäft der Verhinderung einer fortschrittlichen und oppositionellen Verfaßten Studierendenschaft erledigt wird. Stallknechte des Rechtssenates.

Der Gegenpart zur angestrebten Kommerzialisierung besteht in der bewußten, kritischen und kooperativen Aneignung gesellschaftlicher Widersprüche und Wirkungszusammenhänge in Bildung, Wissenschaft und Kultur für eine humanistische Gesellschaftsveränderung. Von diesem Verständnis sollte auch die Arbeit in der Verfaßten Studierendenschaft getragen sein. Ein AStA muß sich in klarer Opposition zum Rechtssenat begreifen. Dies ist entscheidende Voraussetzung für den wirkungsvollen Kampf gegen die Einführung von Studiengebühren, die Zerschlagung der Universität in Fakultäten, Entdemokratisierung, restriktive und selektive Studiengestaltung durch die Einführung von Bachelor-/Masterstudienabschlüssen, Auswahlverfahren und creditpoints sowie die forciert angestrebte Vermarktung der Wissenschaftsinstitutionen und ihrer Mitglieder. Studentische Interessenvertretung besteht darin, in diese aktuellen Auseinandersetzungen mit positiver Perspektive und Orientierung einzugreifen, und in Auswertung und produktiver Weiterentwicklung der studentischen Streikaktivitäten des letzten Semesters studentische Gegenwehr, als Teil außerparlamentarischer Bewegung zu initiieren. Hierfür ist ein fortschrittlicher AStA vonnöten.

Die Einheit von studentischer Interessenvertretung und positiver gesellschaftlicher Wirkungsabsicht – gegen die Zurichtung öffentlicher Institutionen und ihrer Subjekte auf kapitalkonforme Servilität, für den aufklärerischen und gesellschaftskritischen Einfluß der Mehrheit der Menschen zur Überwindung von Ausbeutung, Entfremdung und Konkurrenz – sollte bestimmend sein für die Programmatik studentischer Politik. Vernunft, Kritik und Aufklärung, gemeinsam angestrebt und entwickelt, sind entscheidende Bedingung für tatsächlich kulturvolle Entwicklung und die kulturelle Entfaltung der Menschen.

„Rechtssenat und Pferdestall-GmbH sind – nicht nur – kulturell eine bekämpfenswerte Zumutung.“ Zurück zum Anfang

Krieg und Folter

„Da sind die Unbedenklichen, die niemals zweifeln.
Ihre Verdauung ist glänzend, ihr Urteil ist unfehlbar.
Sie glauben nicht den Fakten, sie glauben nur sich. Im Notfall
Müssen die Fakten dran glauben. Ihre Geduld mit sich selber
Ist unbegrenzt. Auf Argumente
Hören sie mit dem Ohr des Spitzels.“

Bertolt Brecht, „Lob des Zweifels“, Gedichte 1934-1939.

Mr. Rumsfeld ist der verantwortliche Minister der gegenwärtigen US-Administration für den Irakfeldzug, die Eroberung, Zerstörung und Besetzung des Landes sowie die Mißhandlungen und Demütigungen irakischer Gefangener.

US-Präsident Bush, oberster Kriegsherr, bezeichnet jüngst Rumsfeld als „hervorragenden Minister und mutigen Führer im Kampf gegen den Terrorismus.“

Vizepräsident Cheney – ehemaliger Manager bei Halliburton, Ölausstattungskonzern auch für den Irak, er wird heute noch auf den Gehaltslisten des Konzerns geführt – lobt Rumsfeld als den „besten Verteidigungsminister, den die Vereinigten Staaten je hatten.“

Hier sind Kriegskrähen unter sich.

Die Folterungen in (unter anderem) dem mit tausenden irakischen Menschen überfüllten Gefängnis von Abu Ghraib sind seit längerem den Administrationen der USA und Englands durch Berichte und Hinweise des Internationalen Roten Kreuzes, von amnesty international sowie durch den Bericht des US-amerikanischen Generalmajors Antonio Tagubas bekannt. („Soldaten haben sich sadistischer, unverhohlener und schamloser krimineller Handlungen schuldig gemacht.“)

Die Folterungen haben strukturelle Ursachen, sind keine Entgleisungen von Einzeltätern und sind systematisch vollzogene Handlungen. („Im Gefängnis sollten Soldaten und Geheimdienstleute die physischen und mentalen Bedingungen für aussichtsreiches Befragen von Zeugen schaffen.“)

Die systematische Folter zur Erzwingung von Informationen und Geständnissen folgt dem Prinzip des völkerrechtswidrigen Eroberungskrieges nach Maßgabe der sogenannten Präventivkriegstrategie.

Die Hemmschwelle für die pur inhumane Behandlung von weitgehend willkürlich Gefangenen ist versenkt worden mit der tiergleichen Erniedrigung von des „Terrors“ Verdächtigten, die unter Absprechung aller Menschenrechte auf Guantánamo gezwungen und gehalten werden.

Diese Leitlinie der Entmenschlichung gilt auch für Afghanistan und den Irak. Zivilisation passé.

Dazu paßt wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge, daß die USA den Internationalen Gerichtshof für Kriegsverbrechen nicht anerkennen.

Die militärische Politik für große Geschäfte ist so zügellos geworden wie die Wollüstigkeit erwarteter Gewinne aus Eroberungen bzw. die strenge politische Handhabung von Rohstoffen, Arbeitskräften und Absatzmärkten.

Mühsam gewonnene Korrektive der Völkergemeinschaft werden niedergerissen, wenn nicht...

Die kritische Weltöffentlichkeit ist ebenso vorhanden wie unnachgiebiger geworden.

Der Abzug der Truppen, die Heilung der Kriegsschäden, die Zivilisierung des Irak stehen dringlicher denn je als Alternative zur Entmenschlichung da.

„Schönster aller Zweifel aber Wenn die verzagten Geschwächten den Kopf heben und An die Stärke ihrer Unterdrücker Nicht mehr glauben!“

Bertolt Brecht, siehe oben.

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Lügen, Krieg und Folter

„Wenn wir es dahin bringen, daß die große Menge die Gegenwart versteht, so lassen die Völker sich nicht mehr von den Lohnschreibern der Aristokratie zu Haß und Krieg verhetzen, das große Völkerbündnis, die Heilige Allianz der Nationen, kommt zustande, wir brauchen aus wechselseitigem Mißtrauen keine stehenden Heere von vielen hunderttausend Mördern mehr zu füttern, wir benutzen zum Pflug ihre Schwerter und Rosse, und wir erlangen Friede und Wohlstand und Freiheit.“

Heinrich Heine, „Französische Zustände“, „Vorrede“, 1832.

Das US-amerikanische Militär soll auch dann noch im Irak stationiert bleiben, wenn die Verwaltung an eine Übergangsregierung abgegeben worden ist. Bush: „Amerika wird an seinem Einsatz für die Unabhängigkeit und die nationale Würde des irakischen Volkes festhalten.“ Treffender hat es George Orwell in seinem Buch über die Diktatur, „1984“, nicht formulieren können.

Die brutale Kriegs-, Zerstörungs-, Eroberungs- und Besatzungspolitik der US-Administration gegen den Irak wirkt weiter wie ein Bumerang. Der Präsident des irakischen Übergangsrates, Essedin Salim, ist durch ein Selbstmordattentat roh ermordet worden.

Die Differenzen in der Zentralregierung des Krieges nehmen zu. Während Außenminister Powell weiter und weiter zurückrudert, indem er zunehmend die angegebenen Kriegsgründe als Unwahrheit und Lügen bezeichnet, erstarren Kriegsminister Rumsfeld wie Vizepräsident Cheney in der sinngemäßen Behauptung, der Irak sei das Böse schlechthin – von Einsicht und Lernen keine Spur; Präsident Bush haben wir schon oben vernommen.

Die Zeitschrift „New Yorker“ geht in ihrer jüngsten Ausgabe von einer gewollten Systematik der US-amerikanischen Folterungen im Irak aus, die von „Verteidigungsminister“ Rumsfeld ausdrücklich gebilligt worden seien. Die Methoden, welche Gewalt und sexuelle Erniedrigung einschließen, seien ursprünglich für den Krieg in Afghanistan beschlossen („special access program“). Die Anwendung auf das Gefängnis von Abu Ghraib bei Bagdad sei von Rumsfeld beschlossen worden, um Informationen über die Urheber von Terroranschlägen zu erzwingen. Die reaktionäre konzeptionelle Vorlage bietet die entmenschlichte Gefangenenbehandlung auf Guantánamo. Lügen, Krieg und Folter.

Die Logik von großen privaten Geschäften, ihre stramm konservative politische Übersetzung in Kriegshandeln, die Entmenschlichung der internationalen Beziehungen, das somit auch systematische brutale Handeln einzelner Soldaten (und Soldatinnen) konnte bislang verschleiert, verharmlost und teilweise legitimiert werden. Das gelingt immer weniger.

Je mehr die Wahrheit ans Licht gerät, desto wackeliger werden die Kriegsgründe; je mehr die Legitimation des Krieges schwindet, desto mehr steigt die Wahrscheinlichkeit des Abzuges der Truppen aus besetztem Gebiet. Die „Präventivstrategie“ der USA beginnt mit ihrem ersten Präzedenzfall zu scheitern.

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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Studienerfolg

„Solange die bewußte gemeinsame Planung menschlicher Lebensverhältnisse unter Beteiligung aller, darin die vielseitige Entfaltung menschlicher Lebensmöglichkeiten, nicht gesellschaftliche Wirklichkeit geworden ist, ist der bewußte solidarische Kampf um die Schaffung einer solchen gesellschaftlichen Wirklichkeit die einzig sinnvolle übergreifende Lebensperspektive.“

Klaus Holzkamp, „Sinnliche Erkenntnis“, Historischer Ursprung und gesellschaftliche Funktion der Wahrnehmung, Frankfurt am Main, 1973.


„Obwohl die Studienerfolgsquote der Hamburger Hochschulen in der Tendenz sogar leicht besser als im Bundesdurchschnitt ausfällt, stellen die niedrigen Studienerfolgsquoten in beinahe allen Aufgabenfeldern eine Verschwendung öffentlicher Ressourcen einerseits und individueller Lebenszeit der Studierenden andererseits dar.“

Empfehlungen der „Dohnanyi-Kommission“, S. 27 f.

Studienerfolg? Das ist Lust an der Erkenntnis der Grundlagen, Zusammenhänge und Veränderbarkeit der menschlichen Gesellschaft; ist lebendiger, interdisziplinärer wissenschaftlicher Austausch über Fragen und Einsichten; ist universelle Neugier; ist sozial verantwortliches Lehren und Lernen; ist das (wachsende) Selbst-Bewußtsein der wissenschaftlich Tätigen und anteilnehmende Verständigung zwischen ihnen. Kurz: Studienerfolg ist wissenschaftliche Weltaneignung zur bewußten, solidarischen Hebung der sozialen Verhältnisse als der allgemeinen und damit eigenen Lebensbedingungen.

Die soziale Lage der Studierenden (fast 80 Prozent arbeiten), die geringen Aussichten auf sinnvolle Arbeit, die Unterfinanzierung der Hochschulen, die neoliberale Lehre von Nutzen und Natürlichkeit der Konkurrenz, die kulturelle Dominanz der Konfliktvermeidung statt der Konfliktlösung, der Lockruf privater Investoren für gewinnversprechende Forschung und Lehre, die hektische „Modernisierung“ nach uralten, ökonomistischen Effizienzdogmen – all dies behindert die Nutzung und Entwicklung der kulturellen, sozialen und wissenschaftlichen Möglichkeiten der demokratischen Massenuniversität. Die Intensivierung der individuellen Isolation wäre die Folge.

Die Funktion von Studiengebühren (richtiger: Strafgebühren für Nicht- Konformismus) ist dabei, diese unmenschliche Praxis einzig am wirtschaftlichen Ertrag orientierter Bildung, Wissenschaft und Kultur als scheinbar alternativlos durchzusetzen. Studieren soll die angstgetriebene Jagd nach dem Studienerfolg ‚Marke Handelskammer‘ sein. Äußere Anforderungen und damit die scheinbare Rationalität der Unterwerfung sollen das menschliche Erkenntnis- und Entfaltungsinteresse vollständig ersetzen.

Auch intelligente Ausbeutung und Ausbeutung der Intelligenz ist unmenschlich.

Wem nützen Studiengebühren? Nicht der Entfaltung der Einzelnen in einer Gesellschaft gleicher, bewußt heiterer Menschen, sondern den privatwirtschaftlichen Interessen Weniger, die willige und billige Produzenten, Entwickler, Designer und Konsumenten wünschen.

Wider die Dequalifizierung der Wissenschaften zu Standortvorteilen und die herabwürdigende, konkurrenzhafte Praxis in Forschung, Lehre und Studium zur Anwendung der wissenschaftlich Tätigen als Werkzeuge privater Interessen ist eine studentische Lebensweise als kritische, solidarisch kooperative, andauernde Verfügungserweiterung aller zu entwickeln. Solange der lebenslange, freie Zugang zu Wissenschaft und Kultur nicht verwirklicht ist, sind Gebührenfreiheit, soziale Absicherung, kulturelle Entfaltung, problemlösungsorientierte und damit allgemein nützliche Wissenschaften als Grundlagen friedlicher und demokratischer Entwicklung täglich, bewußt und kämpferisch anzustreben und durchzusetzen.

Studienerfolg ist entweder (potentiell) tägliche Verfügungserweiterung und optimistische Lebensweise oder er ist nicht.

Artikel 13

(1) Die Vertragsstaaten erkennen das Recht eines jeden auf Bildung an. Sie stimmen überein, daß die Bildung auf die volle Entfaltung der menschlichen Persönlichkeit und des Bewusstseins ihrer Würde gerichtet sein und die Achtung vor den Menschenrechten und Grundfreiheiten stärken muß. Sie stimmen ferner überein, daß die Bildung es jedermann ermöglichen muß, eine nützliche Rolle in einer freien Gesellschaft zu spielen, daß sie Verständnis, Toleranz und Freundschaft unter allen Völkern und allen rassischen, ethnischen und religiösen Gruppen fördern sowie die Tätigkeit der Vereinten Nationen zur Erhaltung des Friedens unterstützen muß.

(2) Die Vertragsstaaten erkennen an, daß im Hinblick auf die volle Verwirklichung dieses Rechts
(...)
c) der Hochschulunterricht auf jede geeignete Weise, insbesondere durch allmähliche Einführung der Unentgeldlichkeit, jedermann gleichermaßen entsprechenden seinen Fähigkeiten zugänglich gemacht werden muß; (...)“

(Internationaler Pakt über wirtschaftliche, soziale und kulturelle Rechte vom 19. Dezember 1966, von der BRD 1973 ratifiziert)

Sitzung des Akademischen Senats

Donnerstag, den 27. Mai 2004
AS-Sitzungssaal, Edmund-Siemers-Allee 1, Raum 308


Auf der Tagesordnung unter anderem:
Studiengebühren – „Bereinigung der Statistik“?
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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Lernen!
oder
Der positive Anti-Dräger

„Würde man die Intelligenz der Werktätigen jetzt allzu sehr herabschrauben, dann könnte die Industrie nicht aufrechterhalten werden.“

Bertolt Brecht, „Über die Widerstandskraft der Vernunft“, 1937.

Der mittlere Manager Dräger steuert die Hochschulen auf zwingende Studiengebühren hinzu. Er will zudem das öffentliche Gesundheitssystem verscherbeln. Die Erniedrigung Aller zur Ware ist ihm göttlich.

Wir halten und wirken für mit:

Zu den kulturellen Grundeigenschaften des Menschen gehört das dauernde Lernen als das geistige Begreifen der sozialen Bedingungen, zu denen sich jedes menschliche Individuum verhält.

Der Humanismus aller Epochen der Menschheitsgeschichte sieht in der kooperativen Aneignung und Anwendung der Wissenschaften, der Künste sowie der Erfahrungen sozialer Vorbilder die positive Substanz gesellschaftlich förderlichen Daseins.

Die Welt ist tief gespalten. Enorme soziale und kulturelle Differenzen als Bedingungen unterschiedlicher Entwicklungsmöglichkeiten zwischen den industrialisierten reichen und nicht industrialisierten armen Ländern, aber auch in den industrialisierten Kernländern selbst, schaffen strikt widersprüchliche Voraussetzungen für die Entfaltung sowie das Lernen der Menschen.

Krieg, Gewalt und soziales Elend prägen die Problemhaftigkeit der gegenwärtigen Gesellschaften.

Aufklärung, Bildung und Kultur hätten somit die vornehme Aufgabe, ihren Beitrag zur Erleichterung der Mühsal menschlicher Existenz zu leisten. In diesem Sinne und zu diesem Zweck wäre Bildung jeder Art und zu jeder Zeit der Motor einer sozial verantwortlichen Handlungs- und Lebensweise.

Dagegen stehen alle Tendenzen und Maßnahmen, Bildung und Wissenschaft zu kommerzialisieren und den Konkurrenzdruck auf die Menschen zu erhöhen.

Die kritische Distanz zu allen vor-aufklärerischen Mythen und Geboten der Unmündigkeit, die kooperative fair-freudige Lerngemeinschaft und Wissen in gesellschaftlicher Verantwortung bedürfen der bedarfsgerechten Finanzierung der entsprechenden Einrichtungen, der sozialen Absicherung der Bildungssubjekte und der Einheit von Forschen, Lehren, Lernen und der institutionellen Interessenvertretung für eine friedliche, soziale, humane und demokratische Welt.

Menschliches Lernen ist notwendig.

Die Akademische Selbstverwaltung benötigt gestärkte Kontinuität in diesem Sinn.

Sitzung des Akademischen Senats

Donnerstag, den 27. Mai 2004
14 Uhr, AS-Sitzungssaal,
Edmund-Siemers-Allee 1, Raum 308

Auf der Tagesordnung unter anderem:
Studiengebühren –
„Bereinigung der Statistik“?
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Die allmähliche Ermessung des Eisberges
oder
Die militärische Barbarei der kapitalistischen Zivilisation

„Der Wille und der Charakter Amerikas stehen auf dem Prüfstand, aber Amerikaner pflegen nicht davonzulaufen. Wenn dieses Land eine Verpflichtung eingeht, dann stehen wir auch dazu.“

George Bush, Kriegspräsident, bei der Verleihung der Ehrendoktorwürde (!) der Universität Louisiana.

(Wofür hat der Bush bloß seinen Ehrendoktorhut bekommen?)

Die „Verpflichtung“ heißt: Krieg und Folter – Folter und Krieg.

„Der Wille und der Charakter“ imperialistischer Eroberungspolitik, der dekadenten Dekultivierung menschlicher Beziehungen und die restriktive Innenpolitik der USA stehen auch auf dem „Prüfstand“ kritischer Intellektueller wie Michael Moore, Susan Sontag und Noam Chomsky.

Immer mehr Bilddokumente und mündliche Aussagen beteiligter Soldaten machen für und für das grausame Ausmaß der systematischen Folterungen der Haupt-Besatzungsmacht im Irak deutlich und lassen erkennen, daß die Eroberung des Öl-Landes mit beabsichtigten wie organisierten Grausamkeiten der direkten physischen Tortur und kulturellen Erniedrigungen gegen die Bevölkerung respektive mutmaßliche Widerständige (oder gar „Terroristen“) einhergeht. Der grobe Verstoß gegen international bindende Konventionen ist dabei inklusive.

Frieden, Freiheit, Demokratie, Menschenrechte sind so große Heuchelwerte auf dem Aktienindex.

US-General Ricardo Sanchez, Oberbefehlshaber der alliierten Truppen im Irak, steht unter dem substantiellen Verdacht, er habe von den Mißhandlungen gewußt und sei bei den Verhören bzw. Mißhandlungen von Gefangenen anwesend gewesen. Die Spur führt immer weiter nach oben. Der militärische Geheimdienst hat die Soldaten zu diesen brutalen Taten angeheizt. Die politische Verantwortung trifft alle Funktionsträger der US-Administration. Es ist sehr viel faul im Staat von „freedom and democracy“.

Die Offenkundigkeiten menschlicher Zerstörungen, Brutalitäten sowie Entwürdigungen bringen dagegen auch viel Einsicht und positionelle Bewegungen hervor: die italienische Linksopposition fordert nun eindeutig und in Gänze den Abzug der US-amerikanischen Truppen aus dem Irak; die Jury der 57. Internationalen Filmfestspiele von Cannes hat Michael Moore für seinen Film „Fahrenheit 9/11“, einem Werk gegen den Bush-Krieg, die „Goldene Palme“ verliehen. Kritik und Kriegsopposition gehen um die Welt.

Die Präsidentschaftswahl in den USA ist auf diese Weise zunehmend eine internationale Angelegenheit geworden.

„Wir verbringen unser Leben in einer gefährlichen Welt. Der Stand in unserer Zivilisation ist ein solcher, daß die Menschheit schon alle Mittel besäße, überaus reich zu sein, aber in der Gänze noch immer mit Armut geschlagen ist.“

Bertolt Brecht, „Anrede an den Kongreßausschuß für unamerikanische Betätigungen“, 1947.

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15 Jahre nach dem Sozialismus ist ...
Solange um Analyse gestritten wird, ist Hoffnung
Vortrag und Diskussion mit Uwe-Jens Heuer

„Der ‚naturgesetzliche‘ Gesamtprozeß [des Kapitalismus] geht wieder in der ganzen Welt voran. Das perpetuum mobile verschlingt erneut Menschen und Material, bringt technischen Fortschritt und gewaltiges Elend. Jean Ziegler [UN-Sonderbeauftragter für das Recht auf Nahrung] berichtet jetzt, daß im Jahr 2002 36 Millionen Menschen verhungerten, daß die Zahl der extrem Armen in den letzten 6 Jahren von 2,7 auf 2,81 Milliarden Menschen gestiegen sei. Das entscheidende Problem sei die Macht der großen Industriestaaten, vor allem in der WTO. [...] Die beiden Gesichter dieses Prozesses, sein Januskopf, bleiben Zivilisation und Barbarei. Immer noch gleicht der menschliche Fortschritt jenem scheußlichen heidnischen Götzen, der den Nektar aus dem Schädel Erschlagener trinken wollte. Der Preis für die Entfaltung der technischen Produktivkräfte bleibt das Elend von Hunderten von Millionen Menschen.“

Uwe-Jens Heuer: Sowjetischer Staatssozialismus oder Entwicklungsdiktatur? S. 22f. In: Mitteilungen der KPF der PDS, 1/2004, S. 12-28.

Keine Gesellschaftsformation zuvor hat so riesige Reichtümer und Potentiale hervorgebracht wie der Kapitalismus. Doch unter herrschenden Bedingungen gierig-kalkulierter Profitheckerei werden die allseitigen Möglichkeiten zur Beseitigung von Mangel und Gefahr, die in der Industrie, den Wissenschaften und der Kultur schlummern, in ihr Gegenteil verkehrt: Armut, Krieg, Zerstörung und Unsicherheit: der Mensch ist ein gutes Geschäft - verteidigt von den Predigern, daß der Mensch von Natur aus ungleich, untergeordnet, unerbittlich und bescheiden zu sein habe.

Jedoch: Seit es die Menschheit gibt, gibt es die begründete Hoffnung und das lernende Engagement für menschliche Verhältnisse, in denen der Mensch frei von Mangel, Ausbeutung und Entfremdung ist. Sich solidarisch entfalten und somit im allgemeinen Interesse nützlich sein, ist die menschenfreundliche Alternative zu einer Gesellschaft, in der der Mensch dem Menschen ein Wolf sein soll. Solange diese aber ist, ist die kooperative organisierte Tätigkeit zur gesellschaftlichen Überwindung von Konkurrenz und Bedrängung die einzig vernünftige und historisch bedeutsame Lebensperspektive der einzelnen.

Dabei kann man sich stützen auf die Erfahrungen der antiken demokratischen Hochkultur, auf die Entdeckungen der Renaissance, die Ideale der Französischen Revolution, die Courage der Antikriegsbewegung und die Errungenschaften für einen antifaschistischen Neubeginn.

Im Dezember besteht die PDS 15 Jahre. Aus diesem Anlaß führen wir eine Veranstaltung mit Prof. Dr. Uwe-Jens Heuer (Berlin) durch. Er war Rechtswissenschaftler in der DDR, nach 1989 Abgeordneter in der Volkskammer und acht Jahre Bundestagsabgeordneter der PDS. Er ist Bundessprecher des Marxistischen Forums der PDS. In seinem jüngsten Buch „Marxismus und Politik“ (Hamburg 2004) sichtet er die Erkenntnisse, Probleme und Auseinandersetzungen des radikalen Humanismus der Arbeiterbewegung seit Karl Marx und Friedrich Engels, um kämpferischen Optimismus mit Verstand, Witz und Polemik neu und weiter zu fundieren: „Marxist zu sein, ist nicht nur die Wahl einer Theorie, sondern zugleich die Wahl einer Haltung. Insofern wendet der Marxismus sich an den Einzelnen.“ (S. 241). Daraus wird Uwe- Jens Heuer vortragen.

„Solange um Analyse gestritten wurde, war Hoffnung.“ (ebd, S. 97). Das wollen wir tun.

15 Jahre Jahre nach dem Sozialismus ist ...
Solange um Analyse gestritten wird, ist Hoffnung
Vortrag und Diskussion mit Uwe-Jens Heuer

Mittwoch, 9. Juni 2004, 18 Uhr
Philosophenturm, Hörsaal C; Von-Melle-Park 6


Eine Veranstaltung der Liste LINKS in Zusammenarbeit mit der AG Studierendenpolitik der PDS HH
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Öl
oder
Die verschiedenen Möglichkeiten seiner Verwendung

„SPIEGEL: Von der Mentalität der Iraker wussten die Bush-Krieger wohl wenig.
Patschatschi: Unser Volk ist gebildet und blickt auf eine lange Geschichte zurück – wir sind ein Kulturvolk. Auch die Infrastruktur, welche die Amerikaner vorfanden, hatten sie nicht erwartet, sie waren verblüfft. Sie konnten nicht begreifen, dass ein Diktator wie Saddam Hussein einen Großteil der Erdöleinnahmen in Verkehrsprojekte wie Autobahnen, moderne Bewässerungskanäle und Industrieanlagen investiert hatte, wie sie nicht in jedem Land zu finden sind.“

Adnan Patschatschi, Mitglied des irakischen Regierungsrates, im „SPIEGEL-Gespräch“, Nr. 23/2004.

Erdöl ist ein begehrter Rohstoff. 35 Prozent der Weltenergieversorgung werden mit diesem fossilen Brennstoff bestritten, Pharmazie- und Kosmetikindustrie verwenden dieses Rohmaterial.

Laut Aussagen des US-Magazins „Time“, die das Pentagon in Washington bestätigt habe, hat US-Vizepräsident Dick Cheney der Firma Halliburton bei einem Milliardenauftrag für den Irak geholfen. Der zweite Kriegsherr (hinter Bush) steht immer noch auf der Gehaltsliste dieses Öl-Unternehmens, für das er leitend tätig war.

Der Irak ist aus kaum einem anderen Grund – wenn man von den innenpolitischen Gründen der Wahlpropaganda und neurotischen Allmachts-Phantasien extrem konservativer Fanatiker absieht – bekriegt, erobert, besetzt und drangsaliert worden.

Die abscheulichen Attentate in Saudi-Arabien zielen auf diesen lukrativen Weltnerv. Die Erdölförderung der feudalen Despotie ist nicht nur abhängig von der Abnahme der Öl-Importländer, sondern ebenso von den Technologien und Verbindungen der großen Ölgesellschaften, deren Sitz nicht zuletzt in den USA ist.

Die Politik des Krieges zur Sicherung und Realisierung großer Geschäfte bringt eine Kultur des Elends und der Gewalt hervor.

Zerstörungen, soziale Einschränkungen, Folter, Erniedrigungen und Attentate sind unausweichliche Folgen militärischer Okkupation. Eine stabile demokratische wie humane Entwicklung des Irak – oder die irgendeines anderen Landes – ist so in keiner Weise zu erreichen.

Der schnelle Abzug der Besatzungstruppen wird umso mehr zu einer unhintergehbaren Voraussetzung für eine zivile und positive soziale Entwicklung des Landes.

Die Beseitigung und Heilung der angerichteten Kriegsschäden liegt in der vollen Verantwortung der Besatzungsländer.

Die Erdöleinnahmen des Landes gehören der dortigen Bevölkerung, zum möglichen Bau und Betrieb von Schulen, Krankenhäusern, Museen, Theatern und Straßen.

Kultur braucht keinen Krieg.

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Bush-Demokratie
oder
Neues von der Weltmarionettenbühne

„Mr. Bremer – ich bin sicher, er hat nichts dagegen, wenn ich das sage – ist der Diktator des Irak. Er hat das Geld. Nichts passiert ohne seine Unterschrift in diesem Land.“

Lachdar Brahimi, UN-Sonderbeauftragter für den Irak.

Macht, Geld und Unterschrift – diese modernen Kriterien für eine Diktatur lassen manches in neuem Licht erscheinen, d.h. vieles, was bislang im Gang und Gäbe als demokratisch galt, kann mit erweitertem Blick – z.B. größtunternehmerisches Handeln – als antidemokratisch betrachtet werden.

Die unnachahmliche Condoleezza Rice, ihres Titels Sicherheitsberaterin der US-Administration, hat proklamiert, daß die neue (Übergangs-) Regierung des Irak „keine amerikanischen Marionetten“ seien.

Hört, hört. Der Regierungschef Alawi ist beispielsweise eine Menschenfigur des CIA, des US-amerikanischen Geheimdienstes.

Wie dem auch im einzelnen noch weiter sei: Die neue irakische Regierung hat nicht einmal nach den üblichen repräsentativen Maßstäben einer parlamentarischen Demokratie demokratische Legitimation; die dringlichste Infrastruktur mit Wasser und Strom ist noch nicht wiederhergestellt; die Kriegsschäden zerklüften nach wie vor das ganze Land – materiell wie kulturell und sozial; die eigene Verfügung des Irak über seine Landesölquellen ist nicht gesichert; die geraubten Kulturschätze sind nicht zurückgegeben.

Nun bemüht sich Krieger Bush, die Regierungen der BRD, Rußlands und Frankreichs für eine neue UN-Resolution zu überzeugen, die diesen Zustand international legitimiert.

Dafür ist ihm so mancherlei Mittel recht. Die Befreiung der Welt vom deutschen Faschismus durch die Anti- Hitler-Koalition, die auch in den miltärischen Operationen 1944 in der Normandie ihren Ausdruck fand, wird zum geschichtsklitternden Vergleich für die Rechtfertigung des räuberischen Überfalls auf den Irak durch die Truppen der USA und Englands herangezogen. Poor Mr. President!

Der von den USA installierte Despot Saddam hat nun wahrlich nicht die militärisch vollzogene Weltherrschaft als die Unterjochung anderer Länder angestrebt. Ein Überfall auf die USA war gleichfalls nicht geplant. Es waren nicht einmal die viel beschworenen Massenvernichtungswaffen vorhanden.

Die Lüge bleibt der sandige Grund für Eroberung und Beute. Die Wahrheit ist das Elend des Militarismus. Die Befreiung heißt Frieden.

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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Widerspruch
Zur anti-wissenschaftlichen Fakultätenbildung

„Vielfach verbreitet ist die Anschauung, das Bürgertum habe die Kraft verloren, sich eine wirkliche Weltanschauung zu bilden, dies sei für das Bürgertum sehr schlecht, es sei daher emsig und verzweifelt damit beschäftigt, zu einer neuen Totalität zu gelangen. Tatsächlich zeigt die bürgerliche Wissenschaft Tendenzen dahin. Überall wird von den großen Zeiten gesprochen, die bevorstehen, wenn endlich die Physiologie und die Chemie oder die ... und die ... zusammenwachsen würden. Tatsächlich sind diese Tendenzen daran, die bürgerliche Wissenschaft zu ruinieren.“

Bertolt Brecht, Schriften zur Politik und Gesellschaft

„Fakultäten“, „Forschungskooperation“, „Säulen“-, „Matrix“- und „Pizzamodelle“, „Schools“, „Departments“, „Joint Appointments“ – mit reichlich Wortgeklingel will der Senat gestützt auf die Empfehlungen der Dohnanyi-Kommission und einzelne senatshörige „Dekane“ die bisher realisierte demokratische Struktur und kooperative Arbeitsweise der Universität auflösen. Dafür seien aus den Fachbereichen sechs große Fakultäten zu bilden; dies sei eine notwendige Maßnahme zur Förderung von „Interdisziplinarität“.

Tatsächlich: Die hohe Komplexität der gesellschaftlichen Wirklichkeit erfordert, dass entwickelte wissenschaftliche, soziale und kulturelle Erkenntnisse und Hervorbringungen die bisherigen vermeintlichen oder tatsächlichen Grenzen der Fachwissenschaften überschreiten, wenn Fortschritt erreicht werden soll.
Wessen Fortschritt? Hier stehen sich die strikt gegensätzlichen Interessen gegenüber: entweder die intensivierte Ausbeutung von Menschen und Ressourcen für den Profit Weniger oder das Mehrheitsinteresse an der allgemeinen Hebung der sozialen und kulturellen Bedingungen.

Der jetzige Senat agiert dabei einseitig entschieden: Soziale Schranken und kulturelle Hürden sollen, durch neoliberale Mythen legitimiert, verstärkt werden. Handelskammer und Konzerne werden es danken. Die Universität ist dafür zentral: Die sechs „neuen“ Fakultäten sollen streng an den Vorgaben des Senatsleitbildes „Wachsende Stadt“ ausgerichtet für den „Wirtschaftsstandort“ forschen und ausbilden.
Dafür sei die demokratische Einheit von Forschung und Lehre zu beseitigen, verwertungsfremde wissenschaftliche Tätigkeit soll verunmöglicht und entwickelte Fach- und Kooperationstraditionen zerschlagen werden. Dies geschieht weniger durch detailliertes staatliches Diktat und die Initiative einzelner, als durch merkantile Konkurrenzsetzung, die bei inneruniversitären „Entscheidungen“ (für oder wider ein Fach, für oder wider ein Studienmodell, für oder wider die Zulassung bestimmter Studierender etc.) den Anschein der Freiwilligkeit wahrt. Die Fächer und die wissenschaftlich Tätigen sollen um knappe öffentliche Mittel konkurrieren, interessierte private Forschungsförderung und Bezahlung nach „Leistung“ sollen umkämpft werden, die soziale und „leistungsorientierte“ (also bravheitsorientierte) „Auslese“ der Studierenden dient ebenso wie die Abwicklung aller Formen demokratischer Mitbestimmung der Durchsetzung der puren privatwirtschaftlichen Ertragsorientierung.

In neuer Qualität soll eine Kombination von Markt und Diktat in die Hochschulen eingeführt werden, die jede Wissenschaftlichkeit unter der entmenschlichenden Setzung abstrakt-wirtschaftlicher Leistungsfähigkeit begräbt.

Die Alternative? Die Aufgabe humanistischer Wissenschaft ist es, eine wahre Anschauung von der Welt zu erlangen, um erkenntnisgestützt die „Mühsal der menschlichen Existenz“ zu verringern. Bildung, Forschung und Lehre müssen dafür vom Menschen als soziales Wesen, von der allseitigen Entwicklung seiner Bedürfnisse und von der erweiternden Verfügungstätigkeit über die Quellen des gesellschaftlichen Reichtums ausgehen. Erforderlich dafür ist: Wissenschaftliche Arbeit unbedrängt von privatwirtschaftlichen Ertragsanforderungen, sozial verantwortliches und solidarisches Lernen, die breite Partizipation bei der Bestimmung der Aufgaben und Methoden von Forschung, Lehre und Studium, die allseitige Entfaltung des Interesses der Lernenden und Forschenden und dafür die Entwicklung kooperativer Neugier aus allen Disziplinen.
Diese Alternative entsteht im Widersprechen zu den politischen Setzungen des rechten Senats in der tägliche Praxis und in dem politischen Engagement der Mitglieder der Universität.
Die universitären Strukturen müssen dies befördern.

Die KandidatInnen
der Liste *F* / lfd. Nr. *06* für die Wahl zum Akademischen Senat

HauptvertreterInnen und StellvertreterInnen

Olaf Walther
LINKS, Akademischer Senat (AS), Bundesverband Studentische Kulturarbeit (BSK), Bund Demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), PDS
Golnar Sepehrnia
JUSOS, AS, Studierendenparlament (StuPa), FSR Geschichte, VVN/Bund der AntifaschistInnen, SPD

Michael Schaaf
JUSOS, Juso-Landesvorstand, Ausschuss für Lehre und Studium (ALSt), Kuratorium des Instituts für Friedens- und Sicherheitsforschung an der Uni Hamburg, SPD
Kristian Glaser
LINKS, GEW, BdWi, PDS

Saskia Mestern
LINKS, Linke Gruppe ausländischer Studierender, GEW (Vorstand der Fachgruppe Hochschulen und Forschung), PDS (AG gegen Rechts)
Birgit Bachmayer
JUSOS, Linke Gruppe ausländischer Studierender, ALSt, FSR Sozialwissenschaften, SPD

Tobias Berking
JUSOS, FSR Chemie, FSRK, ver.di, SPD
Anja Post-Martens
LINKS, StuPa, ALSt, FSR Erziehungswissenschaft, PDS

Rörd Hinrichsen
LINKS, FSR Geschichte, PDS (AG gegen Rechts)
Jochen Rasch
JUSOS, Haushaltsausschuss, GEW, SPD

Frank Strutz-Pindor
JUSOS, Wirtschaftsrat, SPD
Gunhild Berdal
LINKS, Linke Gruppe ausländischer Studierender, PDS (AG Frieden und weltweite Abrüstung)

Till Petersen
LINKS, FSRK-Referent, FSR Erziehungswissenschaft, GEW, PDS
Niels Kreller
JUSOS, FSRK-Referent, FSR Jura, SJD - Die Falken, StuPa, GEW, SPD

Alexandra Jaeger
JUSOS, FSR Geschichte, SPD
Roman-Raffaele Chirico
LINKS, Marxistische Abendschule (MASCH), Mathematik, ver.di, PDS

Malte Klingfort
LINKS, FSR Geschichte, PDS
Marek Pyko
FSR Geschichte

Hjalmar Rehberg
Medizin
Sonja Staack
JUSOS, Chemie, Tarifinitiative der studentischen Beschäftigten (Tarifini), ver.di, BDWi, SPD

Jan D.S. Wischweh
FSRK-Referent, FSR Sozialwissenschaften
Birthe Haak
Archäologie, TarifIni, ver.di

Carina Miriam Löhr
FSR Theologie
Henning Henschel
FSRK, FSR Chemie, GEW

Ekke Martin Wöhl
JUSOS, Politologie, SPD
Timo Fischer
Hochschule für Musik & Theater

Wiebke Grauert
Politikwissenschaft
Yves Clairmont
SJD – Die Falken, Geschichte, ver.di, SPD

Olaf (Ole) Schwede
DGB-Jugend, Geschichte, Bildungsdeputation, SPD
Ulrike Rosa Bracker
SJD – Die Falken, Erziehungswissenschaft

Luise Albers
JUSOS, FSRK, FSR Evangelische Theologie, SPD
Volker Malze
JUSOS, Juso-Landesvorstand, Politikwissenschaft, SPD

Tinta Schmieden
Geschichte, Volkskunde
Alf-Tomas Epstein
Nicaragua-Initiative der Uni, Lateinamerikastudien, Geschichte, ver.di, SPD

Raoul Machalet
Politologie, BdWi, Zeitschrift für sozialistische Politik und Wissenschaft (spw), ver.di, SPD
Daniel-Dylan Böhmer
JUSOS, Geschichte, Labour, SPD

Dennis Lemke
JUSOS, Erziehungswissenschaft, GEW, SPD
Viktor Altergott
JUSOS, SPD, Jura

Ihno Goldenstein
FSR Geschichte
Thies Augustin
Lehramt Biologie/Politik

Thorsten Heinemann
JUSOS, FSR Jura, SPD
Oliver Kotowski
Geschichte

Steffen Kugler
LINKS, PDS (AG gegen Rechts)
Martin Solterbeck
JUSOS, Erziehungswissenschaft, SPD

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Der Kampf gegen das „Reich des Bösen“
oder
Der neue alte Imperialismus

„Jede Glorifizierung eines Menschen, der im Kriege getötet worden ist, bedeutet drei Tote im nächsten Krieg.“

Kurt Tucholsky, „Schnipsel“, 1932.

Ronald Reagan ist nicht im Kriege getötet worden. Er ist, hochbetagt und hochvergeßlich, im Bett gestorben.

Er war von Januar 1981 bis Januar 1989 Präsident der USA. Der ehemalige Schauspieler in sogenannten B-movies war ausgezogen, das „Reich des Bösen“ – die ehemalige Sowjetunion und andere ähnliche Bösewichte – zu vernichten und die sozialistischen Staaten „totzurüsten“ (was ihm in gewisser Weise auch gelungen ist).

Durch riesige Rüstungsprogramme („Krieg der Sterne“ z.B.) und wegen üppiger Steuergeschenke an die Reichen des Landes („Reaganomics“) hinterließ der präsidentiale Held am Ende seiner Amtszeit eine Staatsverschuldung von 2,6 Billionen Dollar. (Soziale Zerstörungen und Militarismus stehen immer in einem engen Zusammenhang.)

Dieser Mann und dieses weltpolitische Handeln wurden kürzlich in den USA mit allem Pomp und Pathos gefeiert. Bush junior nutzte Ableben und öffentlich inszenierte Bestattung des schlicht erzkonservativen Politikers, um seine Weltkriegspolitik und den Kampf gegen die sogenannten Schurkenstaaten zu legitimieren. Die Kontinuität der harten Hand in der nationalen wie internationalen Politik soll so gesetzt werden. (Laut dem Friedensforschungsinstitut SIPRI betrugen die weltweiten Rüstungsausgaben im letzten Jahr 956 Milliarden Dollar. Auf die USA entfallen davon gut 50 Prozent.)

Der amerikanische Traum von „freedom and democracy“ wurde auf diese Weise zum bedrohlichen Alptraum. Schulgebet und Todesstrafe sind auch schon längst nicht mehr auf der Höhe der Zeit bzw. den menschlichen Bedürfnissen nach Aufklärung und Humanität rundum nicht entsprechend.

Diese reaktionär verwalteten gesellschaftlichen Verhältnisse mit Anspruch auf Weltgeltung haben ihren Vorbildcharakter verloren. Krieg ist nicht Frieden und hat mit Freiheit nichts zu tun. Er ist ein großes Geschäft zum Elend vieler.

Die Inszenierung reaktionärer Mythen läßt die nächsten Waffengenerationen wachsen.

Wer Kriege führen will, muß lügen.

Wer auf die tatsächliche Nacktheit des Kaisers hinweist, hat gute Chancen, die allgemeine Kriegsunlust zu steigern.

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„Foltern Frauen wie Männer?“
Alice Schwarzer macht sich sorgende Gedanken

„Ebenso leuchtet ein, daß die Zusammensetzung des kombinierten Arbeitspersonals aus Individuen beiderlei Geschlechts und der verschiedensten Altersstufen, obgleich in ihrer naturwüchsig brutalen, kapitalistischen Form, wo der Arbeiter für den Produktionsprozeß, nicht der Produktionsprozeß für den Arbeiter da ist, Pestquelle des Verderbs und der Sklaverei, unter entsprechenden Verhältnissen umgekehrt zur Quelle humaner Entwicklung umschlagen muß.“

Karl Marx, Das Kapital, Bd. 1, S. 514.

In der FAZ vom 22.6.'04 unterbreitet die Verlegerin und Herausgeberin der Zeitschrift „Emma“, Alice Schwarzer, spätfeministische Ausführungen zur Folter im Irak: „Das Böse passiert da, wo die einen mächtig und die anderen ohnmächtig sind – und es den Mächtigen an der Fähigkeit zur Empathie, zum Mitgefühl fehlt.“ Böse, böse Macht – ganz unempathisch. Männlich eben.

Krieg als die reaktionär betriebene Politik mit militärischen Mitteln zur Realisierung privater Großgeschäfte, wo alle für wirksam gehaltenen Methoden der Herrschaftsausübung angewandt werden, auch die Folter von Unterjochten, wird bei Frau Schwarzer auf die „Macht“, das „Böse“ und einen mystischen Mangel (meist bei Männern) an „Empathie“ umgebogen und reduziert.

Noch kritischer findet die Schreiberin, daß umgekehrt zu ihrem Anteil in der Armee die Frauen bei wirklichen (oder gestellten) Erniedrigungstaten auf Fotos gezeigt werden und daß ein weiblicher General gefeuert und verantwortlich gemacht wurde statt eines eher verantwortlichen männlichen Generals: „Denn ihr Anspruch auf gleichberechtigte Teilhabe in der mächtigsten Institution des Staates, dem Militär, gefährdet nicht nur männliche Privilegien, sondern verwässert auch den herben Duft des Männerbündischen in den Kasernen.“ Bravo! Hier weht der herbe Duft ambitionierter Verwirrung: Nicht der militaristisch-ökonomische Raubzug und damit das Miltitär; Rüstung, Krieg, Zerstörung, Eroberung, Besetzung, Unterdrückung und Ausplünderung sind das Problem, sondern daß Frauen daran keine „gleichberechtigte Teilhabe“ zugewiesen ist.

Hier wird die negative Renaissance des Imperialismus nicht mit kirchlichem Weihwasser, sondern mit den modernen Weihen des Karrierefeminismus gesegnet. Mögliche Ansprüche sozialer und kultureller Gleichberechtigung degenerieren auf diese üble Weise zu billigen Legitimationsmustern ungehemmter Eroberungskriege.

„Noch sind diese Frauen Lichtjahre entfernt von einer wirklichen Gleichberechtigung und damit Gleichheit in der Armee. Nur der Starke kann zum triumphalen Täter werden, die Frauen aber sind noch schwach.“ Mit Verlaub, Frau Schwarzer, das ist wahrlich stark schwachsinnig.

Die „Gleichberechtigung und damit Gleichheit in der Armee“ ist das Gegenteil von Abrüstung, Zivilisierung, sozialem Fortschritt, geistiger Klarheit auf Höhe der Zeit und gleichem Lohn für gleiche Arbeit (auch wenn die FAZ gut zahlen mag).

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Warum wir gemeinsam kandidieren

„Daß der Arbeiter für seine Arbeit auch einen Lohn haben muß, ist eine Theorie, die heute allgemein fallengelassen worden ist.“

Kurt Tucholsky („Peter Panter“), „Kurzer Abriß der Nationalökonomie“, 1931.

Infolge der konsequent bevölkerungsfeindlichen Politik des rechten Senats hat Hamburgs ver.di-Chef Wolfgang Rose der eindeutig konservativen Stadtregierung berechtigt ergrimmt einen „heißen Herbst“ angekündigt.

(Über zwei Drittel der Hamburger Wahlbeteiligten hatten für die Mehrheit der landesbetrieblichen Krankenhäuser in der öffentlichen Hand gestimmt. Der Senator Dräger für Wissenschaft und Gesundheit verhält sich bislang recht liederlich zu diesem klaren Votum.)

Der Senat, im puren Dienste der Handelskammer und der Interessen ihrer größeren Mitglieder, ist mit harter Polizeihand ein konservativer Verwalter privatwirtschaftlicher Interessen, wonach die Ökonomie nicht dem Wohle Aller dient, sondern alle Menschen und gesellschaftlichen Lebensbereiche der abstrakten Gewinnsteigerung unterworfen sind bzw. sein sollen. Da hilft kein bürgermeisterliches Lächeln. CDU bleibt CDU. Senator Dräger arbeitet technokratisch für dieses inhumane Programm. Die Hochschulen sind deshalb Teil dieses gewollten konservativen Umbaukonzepts, das sämtliche Errungenschaften einer demokratischen Massenausbildung gefährdet.

Dagegen sind begründete Kritik, soziale Forderungen für eine humane Entwicklung, demokratische Beteiligung und kooperatives Engagement in die politische Auseinandersetzung zu bringen – auch und besonders in den Gremien der Akademischen Selbstverwaltung.

Die bedarfsdeckende öffentliche Finanzierung, die kritische problemlösungsorientierte Wissenschaftstätigkeit, die demokratische Beteiligung der Hochschulmitglieder, die soziale Absicherung der Studierenden sowie der bewußte Gesellschaftsbezug der gesamten Institution sind förderlich für die gesamte soziale Gemeinschaft.

Die konservative und neoliberale Stadtregierung verdient ein großes Contra.

Die praktisch geistige Einheit von Gleichheit, Freiheit und Solidarität ist der Motor für kritische Vernunft, gesellschaftlich wirksame Kooperation und, ganz wie von selbst, Lebensfreude.

Frieden, sinnvolle Arbeit, soziale Sicherheit, kulturelle Qualifikation, Integration und Entfaltung, Bildung für Alle, demokratisches Mitwirken sind Menschheitsangelegenheiten, die alle etwas angehen.

Der Herbst verlangt höhere politische Temperaturen als der Sommer.

„Die Hauptsache wäre natürlich die moralische Ausbildung der Fischlein. Sie würden unterrichtet werden, daß es das Größte und Schönste sei, wenn ein Fischlein sich freudig aufopfert, und daß sie alle an die Haifische glauben müßten, vor allem, wenn sie sagten, sie würden für eine schöne Zukunft sorgen. Man würde den Fischlein beibringen, daß diese Zukunft nur gesichert ist, wenn sie Gehorsam lernten. Vor allen niedrigen, materialistischen, egoistischen und marxistischen Neigungen müßten sich die Fischlein hüten und es sofort den Haifischen melden, wenn eines von ihnen solche Neigungen verriete.“

Bertolt Brecht, „Wenn die Haifische Menschen wären“, „Geschichten vom Herrn Keuner“.

Unsere Neigungen haben wir nun selbst dargelegt.

Zur Liste der KandidatInnen zur AS-Wahl

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Tendenzwende
Für ein gebührenfreies Studium!

„Ihren vielfältigen Beschlüssen für ein gebührenfreies Studium verpflichtet, wird die Universität die gesetzlich vorgeschriebene Erhebung von Studiengebühren so transparent, sozial und gerecht wie möglich gestalten.“

Aus einem Beschluß des Akademischen Senats vom 24. Juni 2004

Seit durch Wirtschaftslobbyisten und vorwiegend konservative Landesregierungen Ende der 1990er Jahre der bundesrepublikanische Konsens über die Gebührenfreiheit des Studierens attackiert wird, bekräftigt die Universität in ihren zentralen Gremien ihre prinzipielle Ablehnung des kostenpflichtigen Studiums. „Das Wirken für ein gebührenfreies Studium als Voraussetzung für die Bildung mündiger Menschen, zur Verwirklichung des Rechts auf wissenschaftliche Bildung und für den chancengleichen Zugang zu Bildung und Wissenschaft ist der Universität Aufgabe und Verpflichtung“, begründete der Akademische Senat seine Position im Dezember 2003. Kritisiert wird die Ablenkung von den zentralen Problemen der Hochschulreform (Unterfinanzierung, Verwertungsdruck) durch die Stigmatisierung der längere Zeit Studierenden. Der ebenfalls kritisierte ordnungspolitische Zwang durch Gebühren zur inhaltlichen Verengung des Studienverhaltens sowie die soziale Auslese sollen die Folgen sein. „Studiengebühren schaden.“

Dieses Urteil ergibt sich logisch aus der Geschichte und den zentralen Aufgabe der Universität.
In diesem Sinne aktualisiert und bekräftigt sie damit die Einsichten und Grundsätze, die sie seit 1968 ff. als demokratische Massenuniversität leiten. Demokratische Massenuni – das ist die Einheit von: sozialer Offenheit, demokratischer Selbstorganisation, steter Studienreform zur kritischen Praxisorientierung, gezielter Förderung von interdisziplinärer und didaktischer Forschung und Lehre, wissenschaftlicher Weiterbildung, Fächervielfalt und allgemein zugänglicher Lehre. Schon seit Ende der 1970er Jahre kämpft die Universität gegen politische und fiskalische Beschränkungen; seit der Wahl des Rechtssenats auch gegen dessen explizite inhaltliche Diktate – für die Bewahrung und Erweiterungen ihrer sozialen und demokratischen Errungenschaften.

Strikt gegensätzlich dazu bezweckt der Senat mit der Einführung von Studiengebühren die einzig am privatwirtschaftlichen Ertrag orientierte Normierung von Studium, Lehre und Forschung und so die Verdinglichung von Menschen. Dies negiert das soziale Wesen des Menschen und das entsprechende subjektive Entfaltungs- und Erkenntnisinteresse der wissenschaftlich Tätigen. Studiengebühren und die Reduktion der Menschen auf statistische Normenwerte dekultivieren den Umgang der Universitätsangehörigen miteinander und entmenschlichen damit die Universität.

Die humane Alternative ist die ernsthafte und gemeinsame Zielstrebigkeit von Wissenschaften, die auf die umfassende kulturelle Hebung der Lebensverhältnisse aller gerichtet sind. Dies setzt eine lebendige, kritische und sozial verantwortliche wissenschaftliche Kultur aller Universitätsmitglieder in demokratischer Selbstverwaltung voraus. Die materielle Grundlage dafür ist die bedarfsgerechte, öffentliche Finanzierung der Hochschule und die soziale Absicherung der Studierenden.

Das entwickelte sozialverantwortliche Bewußtsein weiter Teile der Universität, die bundesweit wieder aufflackernden Proteste Studierender und nicht zuletzt die abgelehnte Wissenschafts-, Entwicklungs- und Menschenfeindlichkeit von Studiengebühren selbst sind gute Ausgangspunkte, die angestrebte flächendeckende und allgemeine Einführung von Studiengebühren zurückzuweisen. Gelänge dies, wäre die scheinbar natürlich wuchernde Okkupation aller gesellschaftlichen Bereiche durch ökonomistische Handlungsmaximen unterbrochen, der neoliberale Sparzwangmythos konterkariert. Ein solcher politischer „Abwehrerfolg“ kann damit eine enorme emanzipatorische Dynamik anstoßen. An dieser Stelle ist dafür die klare humanistische Streitbarkeit von akademischer Selbstverwaltung, Wissenschaften und Verfaßter Studierendenschaft zu erreichen.

Das Wahlprozedere

Die Wahl wird als Briefwahl durchgeführt. Den Studierenden werden die Wahlunterlagen ab Ende Juni bis Anfang Juli an die Wohnanschrift gesandt. Wahlberechtigte, denen bis zum 8.7.2004 keine oder fehlerhafte Wahlunterlagen zugegangen sind, werden gebeten, unverzüglich, spätestens bis zum 12.7.2004, die Wahlunterlagen im Wahlamt abzuholen.

Die ausgefüllten Wahlunterlagen müssen dem Wahlleiter der Universität, Moorweidenstraße 18, 20148 Hamburg, Zimmer 32 bis spätestens 14. 7. 2004, 14.00 Uhr zugegangen sein. Verspätet eingegangene Freiumschläge können nicht berücksichtigt werden.

Zur Beförderung der Rücksendeumschläge an den Wahlleiter bestehen folgende Möglichkeiten:

  • Abgabe beim Wahlamt bis zum 14.7.04, 14.00 Uhr,
  • Einwurf in die Wahlbriefkästen. Diese stehen bis Montag, den 12.7.2004, 9.00 Uhr, an den in den Wahlunterlagen bekanntgegebenen Standorten,
  • Beförderung mit der Bundespost (freigemacht) oder mit der Behördenpost.

Das vorläufige Ergebnis der Wahl wird voraussichtlich ab 22.7.2004 universitätsöffentlich bekanntgemacht.

Quelle: Information des Wahlleiters

D O K U M E N T I E R T
Beschlüsse des Akademischen Senats zu Studiengebühren vom 24.06.2004

Der Akademische Senat fasst nach Erörterung einstimmig folgenden Beschluss:

1. Der Akademische Senat setzt einen Ausschuss zur Beratung des in Widerspruchsverfahren bei der Erhebung von Studiengebühren zuständigen Juristen der Universität Hamburg in generellen und schwierigen Einzelfällen ein.

2. Der Akademische Senat beschließt die Evaluierung des Verfahrens.

3. Der Ausschuss zur ‚Beratung in Widerspruchsverfahren bei der Erhebung von Studiengebühren‘ setzt sich aus
- einer Studentin bzw. einem Studenten
- einer Vertreterin bzw. einem Vertreter aus dem Lehrkörper
zusammen.

Den Vorsitz dieses Ausschusses übernimmt der für Lehre und Studium zuständige Vizepräsident Prof. Dr. Fischer.

Der Akademische Senat fasst weiter mit 10: 0 : 2 Stimmen folgenden Beschluss:

Für eine transparente, soziale und gerechte Auslegungspraxis der „Satzung der Universität Hamburg zur Befreiung von Studiengebühren“:

Ihren vielfältigen Beschlüssen für ein gebührenfreies Studium verpflichtet, wird die Universität die gesetzlich vorgeschriebene Erhebung von Studiengebühren so transparent, sozial und demokratisch wie möglich gestalten.

Bei der Auslegung der Regelungen der „Satzung der Universität Hamburg zur Befreiung von Studiengebühren“ folgt sie dabei dem in der Präambel festgelegten Grundsatz, ihr Möglichstes dafür zu tun, dass kein Studierender und keine Studierende aus sozialen, finanziellen, gesundheitlichen, studienbedingten, persönlichen oder sonstigen wichtigen Gründen genötigt ist, das Studium zu beenden.

Das Merkblatt „Hinweise für Studierende zu den Studiengebühren der Universität Hamburg“ wird diesem Beschluss entsprechend überarbeitet.

Für einen umfassenden Datenschutz im Verfahren zur Erhebung bzw. Befreiung von Studiengebühren:

Die Universität Hamburg ist verpflichtet, in dem Verfahren zur Erhebung der gesetzlich vorgeschriebenen Studiengebühren einen umfassen Datenschutz zu gewährleisten.

Die Universität wird daher eine Datenschutzerklärung verfassen, veröffentlichen und allen betroffenen Studierenden zukommen lassen, die beinhaltet, dass alle Daten weder inneruniversitär noch an außeruniversitäre Stellen weitergegeben werden. Dazu gehört u.a., dass die von Studierenden vorgetragenen und eingereichten Gründe, Darlegungen und Belege streng vertraulich behandelt werden und sie einzig von denjenigen einzusehen sind, die mit dem unmittelbaren Verfahren zur Erhebung bzw. Befreiung von Studiengebühren befasst sind.

Falls die Universität gesetzlich verpflichtet ist, anderen staatlichen Stellen/Behörden Daten zukommen zu lasssen, werden die betroffenen Studierenden rechtzeitig über das Verlangen der Weitergabe der Daten informiert.

Informationspflicht der Universität für ein transparentes Verfahren zur Erhebung bzw. Befreiung von Studiengebühren:

Die Universität Hamburg informiert Studierende, Studienbewerber und Studieninteressierte umfassend über die gesetzlichen Regelungen zur Erhebung von Studiengebühren, ihre jeweiligen „Studienguthaben“, die Beschlüsse der Universität zur Einführung von Studiengebühren, Befreiungsgründe und -verfahren, Beratungsmöglichkeiten sowie über juristische Möglichkeiten gegen die Studiengebührenpflicht vorzugehen.

Dies geschieht durch Anschreiben, Informationsmaterial, Öffentlichkeitsarbeit, Veranstaltungen und Beratungsangebote. Die alleinige Information über die Homepage der Universität erfüllt nicht die Informationspflicht.

Demokratische Entwicklung und Bewertung des Verfahrens zur Erhebung bzw. Befreiung von Studiengebühren durch die zuständigen Gremien der akademischen Selbstverwaltung:

Das Zentrum für Studierende informiert den Ausschuss für Lehre und Studium, den Akademischen Senat und den Hochschulrat regelmäßig über Vorgehen, Erfahrungen, Erkenntnisse, Probleme und Schwierigkeiten im laufenden Verfahren zur Erhebung bzw. Befreiung von Studiengebühren.

Der Ausschuss für Lehre und Studium, der Akademische Senat und der Hochschulrat werten diese Berichte aus und entwickeln auf ihrer Grundlage das universitäre verfahren mit dem Ziel der transparenten, sozialen und demokratischen Gestaltung der gesetzlich vorgeschriebenen Gebührenerhebungspflicht weiter.

Ziel ist die Erhebung von Erkenntnissen für die politische Bewertung der Sinnhaftigkeit der Erhebung von Studiengebühren, ihre Auswirkungen auf Studierende, Studieninhalte, Studienbewerbungen und -zulassungen, Exmatrikulationen und die gesellschaftliche Aufgabe der Universität sowie die Ausstattung von Universitäten, ihrer Unterfinanzierung und der Entwicklung von Studienfinanzierung insgesamt.

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Souveränität?
oder
Die selbstverwaltete Kolonie

„Wir versprachen, ein gefährliches Regime zu beenden, die unterdrückte Bevölkerung zu befreien und die Souveränität wiederherzustellen. Wir haben unser Wort gehalten.“

George Bush auf dem NATO-Gipfeltreffen in Istanbul.

Die US-Administration hat die formale Regierungsgewalt des Iraks von der Statthaltermacht Paul Bremers in die Hände einer von ihr zusammengestellten „Übergangsregierung“ gegeben. US-Militärs und US-Firmen bleiben im Land stationiert. US-Botschafter Negroponte erhält Wachfunktionen. Der irakische „Premierminister“ Ijad Allawi hat auch schon Notstandsgesetze, Ausgangssperren und Demonstrationsverbote angekündigt.

Dick Cheney, Vizepräsident der USA, war von 1995 bis 2000 Chef des Öl-Dienstleister-Konzerns Halliburton. Nachweislich hat Cheney der genannten Firma gute Geschäfte im Irak verschafft. Als der demokratische Senator Patrick Leahy, expliziter Gegner der Vergabe von Regierungsaufträgen zum Wiederaufbau im Irak an Halliburton, den Vizepräsidenten dafür kritisierte, wurde er von ihm mit „Fuck you!“ und „Fuck yourself!“ beschimpft. Cheney streitet dies nicht ab. George Bush will ihn dafür nicht rügen. Der Sprecher des Weißen Hauses: „So was passiert von Zeit zu Zeit. Es war ein privater Wortwechsel.“

So was passiert von Zeit zu Zeit. Dies war kein privater Wortwechsel, sondern der stimmungsvolle Beweis für die eigentlichen Gründe des Kriegs gegen den Irak. Die enge praktische persönliche Verbindung von höchstem Regierungsamt, ökonomischen Interessen und Kriegsführung, Eroberung, Zerstörung, Wiederaufbau und die direkte politische Handhabung dieser Vorgänge ist besser hergestellt und offenkundig geworden als in einem achsobösen marxistischen Wörterbuch.

Selbst nach den eingeschränkten Maßstäben repräsentativer parlamentarischer Demokratie kann für den Irak von Souveränität nicht die Rede sein. Nicht nur die militärische Besatzung und die daraus folgende Brutalisierung des Alltags stehen dem entgegen. Die schlechte soziale Lage der Bevölkerung, die eingeschränkten Bildungsmöglichkeiten und die (auch kriegsbedingte) Tatsache, daß sich weltliche politische Parteien kaum haben herausbilden können, schränken die Eigenständigkeit des Irak enorm ein. (Ganz abgesehen von den Privatisierungen vieler Staatsbetriebe, die Statthalter Bremer während seiner Regentschaft vollzogen hat.)

Krieg ist nicht Frieden; Besatzung ist nicht Freiheit; faktische Armut ist keine soziale Demokratie; Verzweiflung ist keine Hoffnung.

„Amerika hat Öl immer als Sicherheitsfrage betrachtet und mit allen Mitteln geschützt, die es für nötig erachtete. Wenige von uns bezweifeln, dass seine militärische Präsenz im Golf weniger mit seinen Sorgen um die Menschenrechte als mit seinem strategischen Interesse am Öl zusammenhängt.“

Arundhati Roy, „Krieg ist Frieden“, Oktober 2001.

Dem Lügen ist fortwährend kritisch zu begegnen.

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Dressur oder Verfügungserweiterung?
Zur Diskussion um die Lehrerbildung

„Gerade weil nicht nur die Fähigkeiten, sondern auch generelle Haltungen, Lebensgewohnheiten, Handlungsbereitschaften, Urteilskompetenzen der Individuen dem Vernehmen nach durch Lernen entstanden sind und geändert werden können, hatten herrschende Instanzen von je her ein besonderes Interesse daran, das Lernen zu okkupieren und der Bevölkerung zuzuteilen.“

(Klaus Holzkamp, Lernen; subjektwissenschaftliche Grundlegung, 1993)

Bildung und Wissenschaft sind ein politischer Schwerpunkt des neoliberalen Crashprogramms „Wachsende Stadt“ des Hamburger Rechtssenates. Das „Hochschulmodernisierungsgesetz“, die Einführung von Studiengebühren, die „Leitlinien zur Umstrukturierung des Hochschulwesens“, die geplante Privatisierung von Berufsschulen, das Lehrerarbeitszeitmodell, die Schließung von Schulen und Vorschläge für kanonisierte Lehrpläne sind erste Maßnahmen für die betriebswirtschaftliche Umstrukturierung der Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen und ihre inhaltliche Ausrichtung auf den „Wirtschaftsstandort“ Hamburg.

Wesentlich angestrebt ist nicht nur der profitable direkte Zugriff auf die Ergebnisse des Erkenntnisprozesses, sondern auch die unmittelbar verwertungsorientierte Ausrichtung des Erkenntnisprozessses selbst. Gewolltes Ergebnis ist das sich selbst ausbeutende „Humankapital“ sowie die kulturelle Verankerung dieses Menschen- und Bildungsverständnisses. Das „lernende“ Individuum möge sich in Konkurrenz zu anderen schnell und unhinterfragt von außen gesetzte Fähigkeiten und Fertigkeiten aneignen, sich „freiwillig“ äußerlichen Anforderungen unterwerfen, um in scheinbar unveränderlichen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen bestmöglich und reibungslos zu funktionieren. Hierfür muß abgesehen werden von der Bestimmung eigener Interesssen, Bedürfnisse und gesellschaftlichem Nutzen. Dies soll durch die Konditionierung und Sanktionierung in den Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen realisiert werden.

Die Wissenschafts- und die Schulbehörde haben ein gemeinsames Konzept zur Neustrukturierung der Hamburger Lehrerbildung vorgelegt. Durch die Einführung des Bachelor/Master-Systems auch in der Lehrerbildung soll die Entwissenschaftlichung der Lehrerqualifikation vorangetrieben werden. In „berufsorientierten“ Kurzausbildungen sollen zukünftig Lehrer für die Grund-, Haupt- und Realschulen herangezogen werden. Ein Masterstudium ist nur noch für das Lehramt an Gymnasien und Berufsschulen vorgesehen. Gesamtschulen sind in dem Papier der Behörden gar nicht mehr existent. Mit der Differenzierung nach Schulformen und der Aufhebung der Gleichwertigkeit der Lehrämter, wird die – bereits in internationalen Vergleichen stark monierte – Selektionsorientierung des dreigliedrigen Schulsystems verschärft. Durch strikt standardisierte Lehrinhalte im Bachelor/Master-System (Modularisierung, credit points) soll eine reine Ausbildung sichergestellt werden. Die Didaktik als Vermittlungswissenschaft fachwissenschaftlicher Qualifikationen soll zurück in die jeweiligen Fächer verlegt werden, da für zukünftige Lehrer reduziertes Überblickswisssen in den Fächern als ausreichend betrachtet wird. Der Lehrer als Dompteur in der Dressurinstitution Schule.

Die Pläne des rechten Senates beinhalten einen umfassenden Angriff auf das in den 70er Jahren entwickelte und erstrittene „Hamburger Modell“ der wissenschaftlichen Lehrerbildung. Auf Grundlage der Forderung nach „Bildung für Alle“, die als Ermöglichung des offenen Zugangs zur Bildung und ihren allgemeinen gesellschaftlichen Nutzen bestimmt war, wurde das „Pädagogische Institut“ nicht nur als Fachbereich Erziehungswissenschaft Teil der Universität. Durch die in die Erziehungswissenschaft integrierte Didaktik, die Gleichwertigkeit der Lehrämter, die Differenzierung nach Schulstufen (nicht Schulformen!) und das gleichzeitige wissenschaftliche Studium zweier Fächer, wurde die Einheit des fachwissenschaftlichen, vermittlungswissenschaftlichen und erziehungswissenschaftlichen Studiums als Voraussetzung für ein tatsächlich wissenschaftliches, die sozio-kulturellen Voraussetzungen der Lehrerbildung reflektierendes und auf die demokratische und entfaltungsorientierte Erweiterung bestehender Bildungsmöglichkeiten gerichtetes Studium realisiert.

Diese – durch restriktive Sparpolitik und mangelnde wissenschaftliche Weiterentwicklung – mittlerweile stark eingeschränkten Voraussetzungen sind gegen die Angriffe des rechten Senates zu verteidigen und auszubauen. Hierfür haben die Gremien der akademischen Selbstverwaltung zentrale Verantwortung und Bedeutung.

Der entscheidende Kampf ist um die gesellschaftlichen Aufgaben und Ziele von Bildung und Wissenschaft sowie ihrer Institutionen zu führen: Schulen und Hochschulen als Institutionen gesellschaftlicher Nützlichkeit zur umfassenden demokratischen Qualifikation für die kooperative Verfügungserweiterung der Mehrheit der Menschen sind die humane Perspektive.

„Ich halte dafür, daß das einzige Ziel der Wissenschaft darin besteht, die Mühseligkeit der menschlichen Existenz zu erleichtern. Wenn Wissenschaftler, eingeschüchtert durch selbstsüchtige Machthaber, sich damit begnügen, Wissen um des Wissens willen aufzuhäufen, kann die Wissenschaft zum Krüppel gemacht werden, und eure neuen Maschinen mögen nur neue Drangsale bedeuten. Ihr mögt mit der Zeit alles entdecken, was es zu entdecken gibt, und euer Fortschritt wird doch nur ein Fortschreiten von der Menschheit weg sein.“

(Bertolt Brecht: Leben des Galilei)

Mit diesem Ziel sollten Fähigkeiten, generelle Haltungen, Lebensgewohnheiten, Handlungsbereitschaften und Urteilskompetenzen der Individuen erlernt und gemeinsam entwickelt werden – insbesondere auch in den Bildungs- und Wissenschaftsinstitutionen.

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Die Einheit
oder
Die Universität

„Das Geld ist das höchste Gut, also sein Besitzer gut, das Geld überhebt mich überdem der Mühe, unehrlich zu sein; ich werde also als ehrlich präsumiert (angenommen); ich bin geistlos, aber das Geld is der wirkliche Geist aller Dinge, wie sollte sein Besitzer geistlos sein? Zudem kann er sich die geistreichen Leute kaufen, und wer die Macht über die Geistreichen hat, ist er nicht geistreicher als der Geistreiche?“

Karl Marx, „Ökonomisch-phlosophische Manuskripte“ (1844), MEW Erg.Bd. 1, S. 564f.

Jörg Dräger, Wissenschafts- und Gesundheitsabwickler, war schon mit Beginn des Schill-Senats (ab Ende 2001) ein lächelnder Technokrat rechter und neoliberaler Politik. Er selbst versteht sich als „Wissenschaftsmanager“ und hat sein kühles Geldkonzept unter anderem bei der Unternehmensberatung Roland Berger gelernt.

Orientiert an der rein privat-ökonomischen Standortpolitik der sogenannten wachsenden Stadt, werden die Hochschulen finanziell knapp gehalten und sollen betriebswirtschaftlich und konkurrenzhaft umgemodelt werden. Mit Studiengebühren und gestuften Abschlüssen ist die soziale Selektion, mit der Fakultätenbildung die Segmentierung der Universität in Wettbewerbseinheiten beabsichtigt. Geld bezahlt und kauft (s.o.).

Von Wissen schaffen, Lernen und Nützliches tun ist das weit entfernt.

Dagegen steht die Einheit der Universität. Als Ort der „Gesamtheit der Wissenschaften“ und der Einheit von Forschung und Lehre, mit der studentischen Interessenvertretung und der Akademischen Selbstverwaltung, durch kritisches Engagement von Studierenden und anderen Mitgliedern der Uni im Bewußtsein der Errungenschaften einer (relativ) demokratischen Massenuniversität ist hier den Anwürfen des rechten Senats Paroli geboten worden. In dem Leitbild der Uni (an dessen Erstellung wir seinerzeit mitgearbeitet haben) heißt es: „Bildung mündiger Menschen: Ihren Bildungsauftrag sieht die Universität in der Entwicklung von Sachkompetenz, Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit zu argumentativer Verständigung auf wissenschaftlicher Grundlage. Für alle Menschen will sie ein Ort lebenslangen Lernens sein und ein öffentlicher Raum der kulturellen, sozialen und politischen Auseinandersetzung.“

Diese Ansprüche müssen neu verwirklicht werden. In engagierter politisch-kultureller Gegnerschaft zum wissenschaftsfeindlichen Abbruchkommando bewußtlosen Managements ist die kritische Urteilskraft zu stärken und der Widerstand zu entwickeln – für die Wissenschaftlichkeit, für die Kooperation, für die Solidarität, für den verantwortlichen Gesellschaftsbezug und für die Vernunft, die über den Tag hinausgeht.

Die Einheit des politischen Handelns in diesem Sinn ist erforderlich für den humanen Ort des Lernens.

„Schönster aller Zweifel aber
Wenn die verzagten Geschwächten den Kopf heben und
An die Stärke ihrer Unterdrücker
Nicht mehr glauben!“

Bertolt Brecht, „Lob des Zweifels“, Gedichte 1934-1939.

Antrag der juso-hsg und der Liste LINKS für die Sitzung des Akademischen Senats am 8. Juli:

Ausblick und neue Etappe
Zur weiteren Entwicklung des Akademischen Senats

„Wer aufhört zu lernen, ist tot.“

B.B. King, Blues-Musiker, 78, Kultur-Spiegel 7/04

Der Akademische Senat der Universität Hamburg reflektiert fortgesetzt die Bedingungen, Erfordernisse und Möglichkeiten sozial verantwortlicher wissenschaftlicher Tätigkeit. Er wirkt für demokratisches Engagement und humanistische Aufklärung in Forschung, Lehre, Studium und Selbstverwaltung. Er fördert die wissenschaftlich begründete praktische Verallgemeinerung gewonnener Einsichten und entwickelter Anspüche für eine humane, gerechte und friedliche Gesellschaft bewußt in neuer Weise.
Der Akademische Senat knüpft dabei positiv an seine Beschlüsse gegen den völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak, zum tätigen Erinnern an die Ursachen von und Lehren aus Faschismus und Krieg, zur kritischen Bewertung der entmenschlichenden Ökonomisierung von Bildung und Wissenschaft, zur demokratischen und allgemein nützlichen Hochschulentwicklung, zur Notwendigkeit von bewußter Kooperation und Fächervielfalt sowie zur humanen Gestaltung des Hochschulzugangs und des Studiums an.*

* siehe: Juso-hochschulgruppe und Liste LINKS, „Demokratisches Engagement und humanistische Aufklärung“, Eine politische Bilanz, Dokumentation von Beschlüssen des Akademischen Senats der Uni Hamburg aus der Legislatur 2003/04

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D O K U M E N T I E R T
Leitbild der Universität Hamburg

Tor zur Welt der Wissenschaft: Mit der Vielfalt und Tradition ihrer Fächer und Bildungsangebote versteht sich die Universität Hamburg als Tor zur Welt der Wissenschaft.

Weltoffene Internationalität: In der Tradition der Freien und Hansestadt Hamburg verwirklicht die Universität Weltoffenheit und Toleranz, internationale Zusammenarbeit und Universalität von Wissenschaft.

Freie Forschung und wissenschaftliche Lehre: Durch ihre Forschung trägt die Universität Hamburg zur freien Entwicklung der Wissenschaft bei, durch Lehre und Studium zur Verwirklichung des Rechtes auf wissenschaftliche Bildung.

Bildung mündiger Menschen: Ihren Bildungsauftrag sieht die Universität in der Entwicklung von Sachkompetenz, Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit zu argumentativer Verständigung auf wissenschaftlicher Grundlage. Für alle Menschen will sie ein Ort lebenslangen Lernens sein und ein öffentlicher Raum der kulturellen, sozialen und politischen Auseinandersetzung.

Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses: Aus der Vielfalt ihres Fächerspektrums und dem Qualitätsanspruch ihrer wissenschaftlichen Arbeit erwächst der Universität Hamburg eine besondere Verantwortung für die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses.

Wissenschaftliche Freiheit in gesellschaftlicherVerantwortung: Die Mitglieder der Universität wollen die universitären Aufgaben in der Verbindung von Forschung und Lehre, Bildung und Ausbildung in wissenschaftlicher Unabhängigkeit erfüllen. Sie wollen zur Entwicklung einer humanen, demokratischen und gerechten Gesellschaft beitragen und Frauen und Männern gleichen Zugang zu Bildung und Wissenschaft eröffnen.

Vermittlung zwischen Wissenschaft und Praxis: Im Bewußtsein ihrer Verantwortung als Teil der Gesellschaft versteht sich die Universität Hamburg als Mittlerin zwischen Wissenschaft und Praxis, sie orientiert sich dabei an den Grundsätzen einer ökologisch, sozial und ökonomisch nachhaltigen Entwicklung.

Wissenschaftliches Kompetenzzentrum im Norden: Als Zentrum der hamburgischen Hochschul- und Forschungslandschaft trägt die Universität Hamburg durch ein vielfältiges Netz wissenschaftlicher und praktischer Zusammenarbeit zur regionalen und überregionalen Entwicklung bei.

Wissenschaft im Dienst der Menschen: Durch ein breites Angebot wissenschaftlicher Dienstleistungen sowie durch Krankenversorgung auf dem neuesten Stand der Forschung dient die Universität dem Wohl der Menschen und der Erfüllung öffentlicher und gesellschaftlicher Aufgaben.

Fächerübergreifende Kooperation: Im fächerübergreifenden Zusammenwirken ihrer Mitglieder und Organe entwickelt und vermittelt die Universität wissenschaftliche Methoden, Ergebnisse und Qualifikationen. Die Zusammenarbeit ihrer Mitglieder beruht auf Information und Transparenz, demokratischer Beteiligung und dem Willen zur Konfliktlösung.

Ziele der Universitätsentwicklung: Geleitet von diesem Bild einer weltoffenen, wissenschaftlich leistungsfähigen Universität setzt sich die Universität Hamburg die

  • Internationalisierung von Bildung und Wissenschaft für eine friedliche und menschenwürdige Welt,
  • Zusammenarbeit mit der Stadt und der Region,
  • fächerübergreifende Kooperation zur Entfaltung der wissenschaftlichen Potentiale,
  • höchstmögliche Qualität der Aufgabenerfüllung,
  • individuelle und korporative Verantwortlichkeit und
  • Offenheit des Zugangs zu Bildung und Wissenschaft

als Ziele ihrer künftigen Entwicklung.

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Vorwärts mit der 50-Stunden-Woche!

„Die Individuen sind unter die gesellschaftliche Produktion subsumiert, die als ein Verhängnis außer ihnen existiert; aber die gesellschaftliche Produktion ist nicht unter die Individuen subsumiert, die sie als ihr gemeinsames Vermögen handhaben.“

Karl Marx, „Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie“ 1858), MEW 42, S. 90.

 

„Die Deutschen müssen auch mal 50 Stunden in der Woche arbeiten, wenn es betrieblich notwendig ist.“

Klaus Zimmermann, Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung.

Arbeitszeitverlängerung bei vollem Lohnverzicht – inzwischen wird rüde die 50- Stunden-Woche gefordert. Die anhaltende Massenerwerbslosigkeit von mittlerweile offiziell 4,3 Millionen Menschen in der Bundesrepublik wird dreisterdings dazu ausgenutzt, die Lohntätigen zu erpressen, ihre Arbeit eher als Sklavendienst zu verstehen und zu versehen denn als nützliche, sinnvolle, freudige und einkömmliche Tätigkeit. Die Arbeitszeitverlängerung im öffentlichen Dienst auf 40 bis 42 Stunden in der Woche wird gerade durchgesetzt. Kapitalvertreter und ihre bezahlten Münder aller Sorten tröten mit demselben krummen Horn dieselbe schlichte Melodei. Der Arbeiter kostet, der Sozialhilfeempfänger schmarotzt, der Ausländer schmutzt, der Sozialstaat drückt, der Standort wackelt: der schräge Text kennt keine Wahrheit und kein Pardon.

Dabei war dies einmal erklecklich anders: Die Humanisierung der Arbeitswelt durch Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich auf der Grundlage erreichter Produktivitätsfortschritte, die Mitbestimmung in Betrieb und öffentlicher Einrichtung zur Gestaltung des Inhalts wie Ablaufs von Produktion und öffentlicher Verwaltung, die bedarfsund lebensgerechte Bezahlung der arbeitenden Menschen, Urlaub zur Erholung, Bildung für Alle, Kultur zur genießenden Qualifizierung, Gesundheitseinrichtungen zur menschlichen Gesundung und öffentlicher Nah- und Fernverkehr für die soziale Mobilität galten als gesellschaftlich wertvoll und wurden in entsprechenden politischen Auseinandersetzungen erreicht, entwickelt und gestaltet. Sogar im Grundgesetz steht die Sozialverpflichtung des Eigentums. Soziale Kämpfe haben diesen Verfassungsanspruch zu guten Teilen verwirklicht. Nach Verfall des gesellschaftlichen Korrektivs jenseits der Systemgrenze soll das Rad der Geschichte und ihrer Errungenschaften kräftig zurückgedreht werden.

Dagegen ist eine Renaissance der gesellschaftlichen Opposition für die allgemeine und menschliche Verwendung sozialen Reichtums äußerst vernünftig und sinnvoll sowie dringend geboten. An jedem Ort, zu jeder Zeit und von allen, die ein X nicht für ein U halten und sich deshalb humane Lebensbedingungen zur ihrer Angelegenheit machen.

„In fact aber, wenn die bornierte bürgerliche Form abgestreift wird, was ist der Reichtum anders, als die im universellen Austausch erzeugte Universalität der Bedürfnisse, Fähigkeiten, Genüsse, Produktivkräfte etc. der Individuen? Die volle Entwicklung der menschlichen Herrschaft über die Naturkräfte der sog. Natur sowohl wie seiner eignen Natur? Das absolute Herausarbeiten seiner schöpferischen Anlagen, ohne andre Voraussetzung als die vorhergegangene historische Entwicklung, die diese Totalität der Entwicklung d.h. der Entwicklung aller menschlichen Kräfte als solcher, nicht gemessen an einem vorhergegebnen Maßstab, zum Selbstzweck macht? Wo er sich nicht reproduziert in einer Bestimmtheit, sondern seine Totalität produziert? Nicht etwas Gewordnes zu bleiben sucht, sondern in der absoluten Bewegung des Werdens ist?“

(Karl Marx a.a.O., S. 395f.)

Auch wenn die so gegebene Aussicht manchen schwindlig oder möglicherweise schmunzeln machen wird, ist sie ein guter Maßstab für das Engagement zur Verwirklichung positiver Veränderungen.

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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Solidarität = Solidität + Perspektive!

„Alle Industrien, die an einem Krieg, an der Unordnung, der wilden Anarchie zwischen den Staaten interessiert sind, malen den schwarzen Mann, den Bubu, die rote Gefahr aus Moskau an die Wand.“

Kurt Tucholsky, „Das nervöse Paris“, 1924.

Herr Köhler (Bundespräsident) predigt Zuversicht – Michel („Volk“), trau' ihm nicht.

Wenn das nackte und häßliche Verwertungsinteresse sich überall breit macht oder überall feist grinsend hingesetzt werden soll, entsteht unweigerlich Unruhe auf beiden Seiten des gesellschaftlichen Seins: einerseits die leicht fiebrige Erwartung gesteigerter Rendite, andererseits die vielfache Verunsicherung der persönlichen sozialen Sicherheit. Der Alltag wird ungeordneter und hektischer, die Aussichten trüben sich, die Mitmenschen werden gleichgültig oder zur Bedrohung. Man wurschtelt sich so durch. Wirklich?

Wenn die allgemeine Vernunft, die gesellschaftliche Wohlfahrt, die demokratische Beteiligung, das menschliche Miteinander, der mögliche Sinn der Arbeit, die kultivierte Muße, die Verantwortung für nebenan und später, das Zählen von eins bis drei, dem shareholder value, der sozialen Not, der partizipatorischen Bescheidenheit, dem alltäglichen Hauen und Stechen, der freudlosen Arbeitshetze, der umfassenden Betäubung, der Gleichgültigkeit und dem bewußtlosen Haften an dem Moment geopfert werden sollen, dann, ja dann: ist es hohe Zeit, innezuhalten und gemeinsam zu widerstehen.

Hier hilft die gute alte Tante Solidarität. Erst einmal ist stehenzubleiben. Zweitens mag man sich bedacht umschauen und erkennen, daß mensch nicht allein einer problematischen Lage „ausgesetzt“ ist. Dann die gemeinsame Lage als gemeinsame Angelegenheit zu erkennen, die Kritik an den zunehmenden Einschränkungen zu entwickeln, sich zu diesem Zwecke zu assoziieren, andere von diesem Sinn zu überzeugen, begründete Forderungen für die Verbesserung der allgemeinen wie eigenen Bedingungen aufzustellen, zu verbreiten und so materiell wirksam zu machen – das gibt eine solide Grundlage für die Bewältigung des Alltags sowie eine klare Aussicht für den übergreifenden Sinn des persönlichen Handelns. Echter Humor wird entwickelt. Das kann ansteckend sein. Solidarität = Solidität + Perspektive.

Die kooperative kritische Lebensweise ist die beste Grundlage für eine persönlich realisierte, gesellschaftlich aussichtsreiche Entwicklung und die Alternative zum Krieg aller gegen alle. An jedem Ort. Zu jeder Zeit. Für die Mehrheit der Gehetzten. Das ist gediegen.

Zur Liste der KandidatInnen zur AS-Wahl

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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Ein strategischer Kompromiß für die Opposition gegen den Rechtssenat
„Entwicklungsperspektiven für die Universität Hamburg“

Seit Antritt seiner Amtszeit bemüht sich Wissenschaftssenator Dräger, die Hamburger Hochschulen in den Würgegriff neoliberaler Standortpolitik zu nehmen: Hochschulmodernisierungsgesetz, Letter of Intent, Dohnanyi-Kommission und Leitentscheidungen sind Dokumente des mal mehr, mal weniger verhohlenen Versuchs, Bildung und Wissenschaft der Profitmaximierung zu unterwerfen.

Kritisch problemlösungsorientierter wissenschaftlicher Praxis und demokratischer Verfaßtheit der Hochschulen als Grundlage ihrer Verantwortung für eine fortschrittliche gesellschaftliche Entwicklung sind die Alternative zum antihumanen Programm des kapitalfrommen Vollstreckers Dräger. Diese positive Perspektive ist von den kritisch aktiven Studierenden in Kontrahenz zu dem Rechtssenat erkannt, weiterentwickelt und in Protesten zur Geltung gebracht worden und hat dazu beigetragen, daß die Universität sich mit diversen Beschlüssen und in ihrer Praxis der marktkonformen Umstrukturierung in einigen wesentlichen Punkten widersetzt hat.

Mit der Fortsetzung eines Rechtssenats auch nach den vorgezogenen Neuwahlen galt es, diese teilwiderständige Praxis auf ein neues Niveau zu bringen. In den zentralen universitären Selbstverwaltungsorganen stand die Entscheidung zwischen einer weitgehend braven Umsetzung der geforderten „Reform“maßnahmen, verbunden mit finanziellen Forderungen für die Uni einerseits, oder einer prinzipieller realisierten Opposition, mit eigenständiger humanistischer Entwicklungsperspektive und abgeleiteten positiven Reformforderungen andererseits. Das Ergebnis dieser Auseinandersetzung um die weitere strategische Orientierung der Universität Hamburg ist dokumentiert im umseitig abgedruckten Beschluß des Akademischen Senats („Entwicklungsperspektiven für die Universität Hamburg“). Mit dem dort erarbeiteten Kompromiß hat sich die Universität eine Grundlage geschaffen, in institutioneller Opposition zum Rechtssenat für die Entwicklung der demokratischen Massenuniversität in kritischer gesellschaftlicher Verantwortung zu streiten. Die Forderungen nach Abbau der strukturellen Unterfinanzierung der Hochschulen, mehr Studienplätzen bei besserem Betreuungsverhältnis, Erhalt der Fächervielfalt an der Universität, Wissenschaftlichkeit der Lehrerbildung sowie die unbedingte Beteiligung aller Statusgruppen an der Selbstverwaltung und insbesondere die damit verbundene Einrichtung eines Konvents stehen im klaren Widerspruch zur Orientierung des Rechtssenats auf verschärfte Konkurrenz um politisch gewollt knappe Mittel und unternehmensartige Managementstrukturen. Wo der Akademische Senat den Forderungen des Rechtssenats bei Einzelmaßnahmen nachgibt, ist dies meist relativiert durch soziale und demokratische Maßstäbe: Fakultäten sind der Universität als Gesamtverbund verpflichtet, Aufnahmeverfahren berücksichtigen soziale und persönliche Bedingungen der BewerberInnen, Ziel- und Leistungsvereinbarungen werden auf der Grundlage einer Kultur der Gegenseitigkeit verstanden. Die hier teilweise positive Bezugnahme auf Elitekonzeptionen bei Bachelor/Masterstudiengängen und insbesondere den Auswahlverfahren liegt begründet in der defensiven Position zur Standortideologie und der positiven Bezugnahme auf „Wettbewerbsfähigkeit“. Hier wird hinkünftig die verschärfte Diskussion für ein egalitäres Menschenbild und die Kooperation als Grundlage menschlicher Entfaltung notwendig sein.

Mit den „Entwicklungsperspektiven für die Universität Hamburg“ ist ein echter Kompromiß gefunden: mit einem einstimmigen Beschluß haben sich die Mitglieder des Akademischen Senats eine Grundlage geschaffen, gemeinsam der marktradikalen Ummodelung der Hochschulen durch den Rechtssenat als politischem Arm der Handelskammer entgegenzutreten und für Hochschulen als Ort menschlicher Emanzipation zu wirken. Für die kritische Fortentwicklung dieses Kompromisses gilt es nun mit perspektivreichem Nachdruck weiter zu kämpfen.

DOKUMENTIERT
„Entwicklungsperspektiven für die Universität Hamburg:

I. Die europäischen Regierungen haben 2001 in Lissabon vereinbart, die Forschungs- und Entwicklungsausgaben bis 2010 auf 3 Prozent des Bruttosozialprodukts anzuheben, um Europa zum wettbewerbsfähigsten und innovationsstärksten Wissenschafts- und Wirtschaftsraum der Welt zu machen. Das erfordert in den nächsten Jahren eine jährliche Erhöhung der Wissenschaftsausgaben um mindestens 5 Prozent. Angesichts der langjährigen Vernachlässigung der Hochschulen durch die Bildungs-, Wissenschafts- und Finanzpolitik müssen diese Mittel vor allem den Hochschulen zufließen.
Auch die politische Diskussion in Deutschland hat den Stellenwert von Bildung und Wissenschaft wieder in das Zentrum der Aufmerksamkeit gerückt. Das entspricht der zentralen Bedeutung der Hochschulen für die Entwicklung einer international attraktiven und den Zukunftsanforderungen gewachsenen Wissenschaftslandschaft.
Diese Zielsetzungen müssen in gleicher Weise für Hamburg gelten. Die Stadt kann ihr exzellentes wissenschaftliches Potenzial nur durch konsequente Stärkung der Hochschulen weiter entwickeln und nutzen. Sie muss ihre Wissenschaftsausgaben deutlich erhöhen. Nachdem die Universität Hamburg in den zurückliegenden Jahren jede sechste Stelle streichen und jeden sechsten Euro einsparen musste, sind alle Reserven erschöpft. Innovationen, strukturelle Reformen und die überfällige Verbesserung der Studienbedingungen müssen endlich wieder auch durch zusätzliche Mittel unterstützt werden. Andernfalls werden sie unausweichlich durch Beschränkung der Chancen von Studienanfängern erkauft, obwohl Deutschland und Hamburg mehr Hochschulabsolventen brauchen. Der Zugang zum Studium muss von Vermögensverhältnissen, Herkunft und Geschlecht unabhängig sein und allen Qualifizierten auch aufgrund beruflicher Erfahrungen offen stehen. Das erfordert nicht weniger, sondern mehr Studienplätze.
Die im letzten Jahr in Hamburg vereinbarte Haushaltsgarantie bis 2005 war nur ein erster notwendiger Schritt zur Konsolidierung des Hochschulsystems. In den kommenden Jahren sind vor allem der Innovationshaushalt und der Investitionshaushalt der Hochschulen auch durch zusätzliche Mittel zu finanzieren. Unaufschiebbar ist die grundlegende Sanierung der Gebäudesubstanz der Universität. Die jahrzehntelange Verweigerung ausreichender Bauunterhaltungsmittel hat wichtige Gebäude in ihrer Substanz schwer geschädigt. Jedes weitere Abwarten vergrößert die Schäden und verteuert die Sanierung. Nur sofortiges Handeln ist unter diesen Umständen sparsam und wirtschaftlich.
Die vielfach nachgewiesene Rentabilität von Investitionen in Forschung, Lehre und Studium rechtfertigt den Vorrang dieser Ausgaben im Rahmen staatlicher und gesellschaftlicher Prioritäten. Wissenschaftsausgaben schaffen hochqualifizierte Arbeitsplätze und stärken auch die Wirtschaft. Dadurch sichern sie die Sozialsysteme ebenso wie die Zukunftschancen der jungen Generation. Bildungsaufwendungen verbessern das Bildungs- und Ausbildungsniveau der Menschen, erhöhen die Produktivität der Arbeit und fördern soziale Integration sowie menschliches Zusammenleben.
Auch die Entwicklungsperspektiven der Stadt erfordern die Stärkung des Wissenschaftspotenzials in Hamburg. Eine Stadt, die sich als Metropole versteht, braucht mehr und besser qualifizierte Menschen. Mehr Ganztagsschulen brauchen mehr und besser ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer. Eine Stadt, die sich als Weltstadt versteht, braucht mehr wissenschaftlich ausgebildetes Personal und mehr Sprach- und Kulturkompetenz.

II. Für die kommenden Jahre schlägt die Universität Hamburg dem Senat der Freien und Hansestadt Hamburg einen Zukunftspakt vor, der den europäischen Vereinbarungen von Bologna und Lissabon gerecht wird, die Empfehlungen der Dohnanyi-Kommission und die Leitlinien des Senats berücksichtigt, und das Zukunftsprogramm „Exzellenz und Vielfalt“ der Universität, ihr Leitbild und ihre Grundordnung verwirklicht.

Im einzelnen sollte der Zukunftspakt folgende Vereinbarungen enthalten:
- Die Universität bildet leistungsfähige und eigenverantwortliche Fakultäten, die einander gleichwohl als Universität verbunden sind und für die Entwicklung der Universität als Ganzer gemeinsam verantwortlich bleiben.
- Die Stadt unterstützt den Abbau der strukturellen Unterfinanzierung.
- Die Universität entwickelt Baccalaureus-/Bachelor- und Magister-/Masterabschlüsse sowie neue Studiengänge entsprechend den europäischen Vereinbarungen, leitet deren Akkreditierung ein und sichert die Qualität des Studiums durch Evaluationen.
- Die Universität gestaltet das Aufnahmeverfahren für Studienbewerberinnen und -bewerber und wahrt dabei ein Höchstmaß an Chancengleichheit und Transparenz. Leitende Gesichtspunkte dabei sind Kriterien wie Motivation, Leistungen, Qualifikation, Erfahrungen sowie die persönlichen und sozialen Bedingungen der Bewerberinnen und Bewerber.
- Die Entwicklung des Studienangebots der Universität Hamburg berücksichtigt den Qualifikationsbedarf und die Studiennachfrage der gesamten Metropolregion. Die Universität trägt der überregionalen und internationalen Studiennachfrage Rechnung und baut ihr besonderes Engagement für die Internationalisierung der Hochschulen weiter aus.
- Die Universität Hamburg legt Wert auf ihre Fächervielfalt und nutzt sie zu einer kooperativen Vernetzung der Studienangebote und zur Weiterentwicklung transdisziplinärer Zusammenarbeit in Forschung und Lehre. Mit diesem Ziel intensiviert sie auch die Zusammenarbeit mit außeruniversitären Institutionen.
- Die Universität strebt eine verbesserte Relation von Lehrenden zu Studierenden (CNW) an um die Studienbedingungen durch intensive Orientierungs- und Betreuungsangebote verbessern zu können. Durch Einbeziehung von Lehrkräften und Erfahrungsfeldern der Arbeitswelt wird der Praxisbezug des Studiums gewährleistet.
- Die Universität entwickelt ein orientierendes Studienjahr in breiten Fächergruppen (Universitätskolleg), das Studienanfängerinnen und Studienanfänger dazu befähigt, sich für einen ihren Interessen entsprechenden Studiengang zu entscheiden.
- Stadt und Universität verstärken die Förderung von Forschungsinitiativen. Die Universität integriert ihre Forschungsprojekte in nationale und internationale Zusammenhänge und Programme. Sie fördert die Entwicklung von Exzellenzbereichen und Forschungsschwerpunkten.
- Die Universität beantragt neue international und interdisziplinär vernetzte Sonderforschungsbereiche, Forschergruppen und Graduiertenkollegs und entwickelt ihre International Max-Planck-Research Schools konsequent weiter. Die Stadt unterstützt diese Anstrengungen.
- Angebote zur wissenschaftlichen Weiterbildung baut die Universität konsequent aus. Sie fördert die berufliche Weiterbildung und den Zugang zum Studium auf der Grundlage beruflicher Erfahrungen. Entsprechende Ansätze der HWP bezieht die Universität in ihre Konzeptentwicklung ein.
- Die Universität hält an der Wissenschaftlichkeit der Lehrerbildung fest. Sie stärkt bei der Reform der Lehrerbildung die Verbindung von Wissenschaft und Praxis. Ein Zentrum für Lehrerbildung soll die Anforderungen und Angebote innerhalb der ersten Phase der Ausbildung sowie zwischen den Phasen koordinieren.
- Die Kooperationen mit außeruniversitären Einrichtungen und kulturellen Institutionen wird die Universität Hamburg konsequent erweitern und vertiefen. Sie regelt gemeinsame Berufungen und die Zusammenarbeit durch Vereinbarungen.
- Die Universität Hamburg orientiert sich in allen ihren Aufgabenfeldern an Qualität und Exzellenz und gestaltet die europäischen Vereinbarungen zur Entwicklung des europäischen Hochschulraums aktiv mit.

Diese Ziele und die erforderlichen Ressourcen wird die Universität mit der Behörde für Wissenschaft und Gesundheit durch Ziel- und Leistungsvereinbarungen konkretisieren, die als strategische Übereinkunft zwischen Universität und Staat auf der Grundlage einer Kultur der Gegenseitigkeit verstanden werden. Die zuständigen Selbstverwaltungsgremien wirken an der Beratung und dem Abschluss der Ziel- und Leistungsvereinbarungen mit.

III. Durch ihre Grundordnung gewährleistet die Universität die Beteiligung aller Gruppen an der akademischen Selbstverwaltung. Als Forum universitärer Meinungs- und Willensbildung soll ein Konvent Vertreterinnen und Vertreter der Selbstverwaltungsorgane und -gremien versammeln, um übergreifende Angelegenheiten der Universität zu beraten. Die Vertretung der politischen, sozialen und kulturellen Interessen der Studierenden ist Aufgabe der studentischen Selbstverwaltung. Sie wird durch deren Organe im Rahmen der Universität sowie gegenüber Politik und Gesellschaft wahrgenommen.
Die Hochschulgesetzgebung muss der Universität und der Studierendenschaft die erforderliche Autonomie verbürgen, die Beteiligung aller Gruppen an der Selbstverwaltung sichern und die Rechtsstellung der Universität stärken.
Der Präsident sagt zu, den Akademischen Senat in diesem Zusammenhang an der Konkretisierung einzelner, bisher noch nicht näher beratener Punkte maßgeblich zu beteiligen.“ einstimmig beschlossen am 27.05.2004

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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Dräger, der Barbar

„Die Hauptlenkerin, die uns bei der Standeswahl leiten muß, ist das Wohl der Menschheit, unsere eigene Vollendung. Man wähne nicht, diese beiden Interessen könnten sich feindlich bekämpfen, das eine müsse das andre vernichten, sondern die Natur des Menschen ist so eingerichtet, daß er seine Vervollkommnung nur erreichen kann, wenn er für die Vollendung, für das Wohl seiner Mitwelt wirkt. Wenn er nur für sich schafft, kann er wohl ein berühmter Gelehrter, ein großer Weiser, ein ausgezeichneter Dichter, aber nie ein vollendeter, wahrhaft großer Mensch sein.“

Karl Marx, „Betrachtung eines Jünglings bei der Wahl eines Berufes“ (Abiturientenarbeit – Deutscher Aufsatz), geschrieben zwischen dem 10. und 16. August 1835, MEW Erg. Bd. 1, S. 594.

 

„Auf der Agenda für dieses Jahr steht auch noch das Fakultätengesetz. Ich strebe an, dass Ihnen die aus meiner Sicht wichtigen Aspekte im August vorgelegt werden können und der Senat im September den Gesetzentwurf zur Diskussion freigibt. Ich wäre Ihnen dankbar, wenn die Hochschulen bei den anstehenden Entscheidungen über Grundordnungen oder Teilgrundordnungen zur Fakultätenbildung die Eckpunkte bzw. den Gesetzentwurf berücksichtigen würden.“

Jörg Dräger, gegenwärtig Senator für Wissenschaft und Gesundheit in Hamburg, in einem Brief vom 24.6.'04 an den Uni-Präsidenten Jürgen Lüthje; aus: Mitteilungen an den Akademischen Senat der Universität.

Der siebzehnjährige Schüler Marx war dem Senator Dräger gedanklich-humanitär weit voraus. Der parteilose Manager, der „nur für sich schafft“, bedient, schwimmend im neoliberalen mainstream, konservative Weltanschauung und Politik sowie wissenschaftsfeindliche Interessen.

So auch bei den Verordnungen zur Fakultätenbildung an den Hochschulen.

Die Fakultäten selbst sind ursprünglich die Zusammenfassung von Fächergruppen der Hauptwissenschaften an der elitären, sozial sehr eng gefaßten Ordinarienuniversität. Infolge der progressiven Umwandlung und Öffnung der Hochschulen nach den sozialen und kulturellen Kämpfen von 1968 wurden die Universitäten in Fachbereiche und Institute (usf.) organisatorisch gegliedert.

Der Rückgriff auf die Fakultäten entspricht aktuell dem betriebswirtschaftlichen Kalkül: Die Segmentierung der gesamten wissenschaftlichen Einrichtung in konkurrierende Großeinheiten dient der Auflösung der universitären Einheit sowie der starken Relativierung der gruppenmäßigen Mitbestimmung in der Selbstverwaltung. Ökonomisierung und Entdemokratisierung der Wissenschaften sollen die Folge sein. Dem entspricht auch die Absicht des Wissenschaftssenators, die Sozialund Geisteswissenschaften auf die Hälfte zu reduzieren. Das institutionell gefaßte und gepflegte wissenschaftliche Erbe von Geist und Kultur, die menschliche Selbsterkenntnis respektive die gestalterische Kritik der gesellschaftlichen Lebensbedingungen soll dem schnell Verwertbaren weichen. Was sich nicht rechnet, soll nicht bleiben. Dräger, der Barbar.

Dagegen ist an der Universität – auch und gerade im Akademischen Senat – kritische Erkenntnis und institutionelle Opposition für den demokratischen Zusammenhang der gesamten Einrichtung und den Erhalt der Fächer wie Fächervielfalt entwickelt und zum Ausdruck gebracht worden.

Auch wenn der Barbar, pardon: Senator, verlangt (s.o.), man solle vorauseilend gehorsam sein Gesetz erfüllen, bevor es verabschiedet sei, ist nach wie vor richtig, vernünftig zu sein zu widerstehen und nachdrücklich Einfluß auf die Gesetzgebung zu nehmen. So wird ein Schuh draus.

Bangemachen gilt nicht.

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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

„Im Westen nichts Neues“
Film- und Diskussionsveranstaltung zum 90. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs.

„Wir sind der Auffassung, daß Kriege nur dann und nur so lange geführt werden können, als die arbeitende Masse sie entweder begeistert mitmacht, weil sie sie für eine gerechte und notwendige Sache hält oder wenigstens duldend erträgt. Wenn hingegen die große Mehrheit des werktätigen Volkes zu der Überzeugung gelangt – und in ihr diese Überzeugung, dieses Bewusstsein zu wecken, ist gerade die Aufgabe, die wir Sozialdemokraten uns stellen –, wenn, sage ich, die Mehrheit des Volkes zu der Überzeugung gelangt, daß Kriege eine barbarische, tief unsittliche, reaktionäre und volksfeindliche Erscheinung sind, dann sind die Kriege unmöglich geworden – und mag zunächst der Soldat noch den Befehlen der Obrigkeit Gehorsam leisten!“

(Rosa Luxemburg, Rede vor der Frankfurter Strafkammer, 1914)

Vor 90 Jahren, am 1. August 1914 begann mit der Kriegserklärung des deutschen Kaisers an das zaristische Rußland der Erste Weltkrieg. Im Kampf um die weltweite Vorherrschaft, im Dienste profitheischender Monopolkonzerne, denen es in Europa „zu eng“ geworden war, lieferten sich die Großmächte Deutsches Reich und Österreich-Ungarn einerseits sowie Rußland, England und Frankreich andererseits einen industriellen Vernichtungskrieg. Mit Kriegswerkzeugen auf dem höchsten Stand der Technik, mit Giftgas, Panzern, ersten Kampfflugzeugen und modernster Artillerie wurden 8,5 Millionen Menschen ermordet, 21 Millionen verwundet, weitere Millionen starben an Hunger und Seuchen in Folge des Krieges. Erst durch zwei Revolutionen – 1917 in Rußland und 1918 in Deutschland – konnten die imperialistischen Kräfte zurückgedrängt und der Krieg beendet werden.

In seinem 1929 erschienenen pazifistischen Roman „Im Westen nichts Neues“ schrieb Erich Maria Remarque, orientiert an eigenen Erlebnissen, über die alltägliche Barbarei des Krieges, die die Menschen auf „schwermütige Weise verroht“. Der wieder erstarkenden kriegerischen Hetzpropaganda von Deutschnationalen und Faschisten zum Trotz wurde diese beeindruckende Anklage gegen Krieg und Kriegstreiber zum bis dahin meistverkauften Buch in der Geschichte der deutschen Literatur. Rechte Kommentatoren werteten diesen Erfolg als schwere „kulturpolitische Niederlage“. Als 1930 die Verfilmung von „Im Westen nichts Neues“ in die deutschen Kinos kam, sprengten Horden der NSDAP und der SA unter Führung von Joseph Goebbels die Vorführungen mit Stinkbomben und Mäusen und lieferten sich fünf Tage lang Straßenschlachten mit der Polizei, bis ein Aufführungsverbot für den Film erlassen wurde. Aus den kritischen Erfahrungen des menschenverachtenden Weltkrieges sollten keine positiven Schlußfolgerungen gezogen werden können.

1933 siegten die Faschisten und das deutsche Großkapitals über die hartnäckig kämpfende Arbeiterbewegung und bürgerliche Humanisten, die für menschliche Lebensbedingungen eintraten. Von da an begann erneut die perverse Mobilisierung von Menschen, Industrie und Infrastruktur für die vernichtende Kriegsmaschinerie – mit weltweit einem Mehrfachen an Toten und Verwundeten und einem unfaßbaren Ausmaß an kultureller Destruktion und Verrohung. Erst mit dem Sieg über die Faschisten in Italien und Deutschland konnten unter der Losung „Nie wieder Faschismus – Nie wieder Krieg“ 1945 weitreichende Schritte für die Überwindung des Krieges und der Konkurrenzgesellschaft verankert werden. Gegen die erstarkende sozialistische Alternative im kapitalistische Befreier wie Kapitalisten der befreiten Länder nicht auf militärische Überlegenheit verzichten: Großkonzerne und -banken, die wesentlichen Profiteure beider Weltkriege, wurden – trotz Alliierter Abkommen und Volksabstimmungen – nicht enteignet. Die Entmilitarisierung wich bald der Wiederaufrüstung. Die dennoch gegen Altnazis und neue Reaktionäre in den 1960er und 70er Jahren erreichte sozial-liberale Kultur der Entspannung und Zivilisierung von Konflikten wurde durch die antikommunistischen Mobilisierung gegen die Warschauer Vertragsstaaten relativiert. Nach dem vorläufigen Sieg des kapitalistischen Systems 1989 soll wieder international uneingeschränkt das Recht des Stärkeren gelten. Die US-Administration und ihre Bündnispartner setzen imperialistische Unterwerfung und Ausbeutung nun wieder auf die Tagesordnung.

Die analytische Auseinandersetzung mit dem Krieg und seinen imperialistischen Grundlagen weltweit verschärfter Ausbeutung und Konkurrenz, die tätige Erinnerung und aktuelle Kritik an deren zerstörerischer Wirkung sowie die solidarische Gegenwehr ist dagegen andauernde wegweisende humanistische Aufgabe. Anläßlich des 90. Jahrestages des Beginns des Ersten Weltkrieges zeigen wir daher die Verfilmung von Erich Maria Remarques Antikriegs-Werk „Im Westen nichts Neues“ und laden ein zur anschließenden Diskussion über die Geschichte des Imperialismus, des antimilitaristischen Kampfes, über deren heutige Bedeutung und die Tagesaufgaben aller, die für weltweiten, dauerhaften Frieden wirken wollen.

„Im Westen nichts Neues“
Film- und Diskussionsveranstaltung
zum 90. Jahrestag des Beginns des Ersten Weltkriegs.


Freitag, den 30. Juli 2004, 18 Uhr
Café Paranoia, im PI, Von-Melle-Park 8, Raum 132
Fachbereich Erziehungswissenschaft, Werkstattgebäude,
zu erreichen über die Binderstraße am Ende der Sackgasse
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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Kooperation statt Konkurrenz
Optimistischer Ausblick nach den Wahlen zum Akademischen Senat

„Zum kritischen Selbstverständnis kommt es daher über einen Kampf politischer ,Hegemonien', kontrastierender Richtungen, zuerst im Feld der Ethik, dann der Politik, um zu einer höheren Ausarbeitung der eigenen Auffassung des Wirklichen zu gelangen. Das Bewußtsein, Teil einer bestimmten hegemonischen Kraft zu sein (das heißt das politische Bewußtsein), ist die erste Phase eines darüber hinausgehenden progressiven Selbstbewußtseins, in dem Theorie und Praxis schließlich eine Einheit bilden.“

Antonio Gramsci, „Notizen zu einer Einführung und einer Einleitung ins Studium der Philosophie und der Kulturgeschichte“, Kerkerheft Nr. 11, 1932-1933.

Bei den Wahlen zum Akademischen Senat der Universität, in dem drei studentische Plätze zu besetzen sind, ist die gemeinsame Liste von jusos und Liste LINKS mit 670 Stimmen zweitstärkste Liste geworden. Die streitbare Einheit von weitreichender sozialer und kultureller Gesellschaftsperspektive, humanistischer Radikalität und daraus abgeleitetem reformpolitischen Wirken ist mit klarem Stimmenzuwachs eindeutig bestätigt worden. Das gibt einen Sitz.

Mit 714 Stimmen konnte nur die gemeinsame Kandidatur von Mediziner-, Jura-, WiWi- und Pferdestall-Liste knapp mehr Stimmen vereinigen. Diese Klientel-Listen camouflieren mit dem Anschein basisdemokratischer Interessenvertretung ihr implizites Programm der aggressiven Bejahung der Konkurrenz. In größtenteils stiller Zustimmung zur Drägerschen Politik der Hochschulprivatisierung, -segmentierung und Entwissenschaftlichung vertreten sie ständische Servicepolitik. So sind sie der Sammeltümpel für die spontane Zustimmung zum konkurrenzhaften Alltag – von Burschenschaften und CDU-Anhängern bis hin zu rechten Sozialdemokraten und Liberalen sind hier Stimmen eingefangen worden. Ebenfalls ein Sitz.

Die Grüne Hochschulgruppe (GHG) verliert mit 498 deutlich an Wähleranteil. Hart aber gerecht: Die grüne Sabotage studentischer Interessenvertretung durch Übereinstimmung mit dem Gang und Gäbe (immerhin: bei Schill und Beust ist eine Grenze) – versteckt hinter einem diffusen Linksgefühl – zieht nicht mehr. Diesmal nur noch einen Sitz.

Die Fachschaftsliste (FSL) hat mit 331 Stimmen für unauffällige, aber solide kritische Hochschulpolitik, insbesondere im AStA und der FSRK, ein anständiges Ergebnis für das opponieren gegen die Restriktionen des Rechtssenats erhalten.

Die Realos (Rechte SPD, 188 Stimmen) und die LUST (Liberale, 84 Stimmen) sind von dem Magneten der Klientel-Listen eingesogen worden, der RCDS als Regierungsjugend ist erfreulicherweise gar nicht erst angetreten. Sie alle haben für die akademische Selbstverwaltung keine Bedeutung.

Die Wahlbeteiligung ist trotz deutlich verkürzter Wahlzeit auf 2502 Wähler stark gestiegen. Hier manifestiert sich die wachsende Bedeutung der Akademischen Selbstverwaltung als Ort inneruniversitärer Aufgabenbestimmung und Verständigung. Dies gilt es auszubauen.

Für die kooperative Einheit und Entwicklung der Universität, für die Stärkung humanistischer Wissenschaftskultur und der demokratischen sowie sozialen Grundsätze und Ziele der Universität wider den rechten Senat haben sich also weit über die Hälfte der Wählerinnen und Wähler ausgesprochen (jusos/Links, FSL, GHG). Hier werden verantwortungsbewußte Wissenschaften, Gebührenfreiheit, demokratische Hochschulen und solidarisches Lernen gewollt.

Insgesamt eine Minderheit sucht teils getäuscht, teils aggressiv ihr Heil in der Zustimmung, die Hochschulen zu leistungsbornierten, restriktiven, gebührenpflichtigen und eher handwerklichen als wissenschaftlichen Eliteschmieden zu machen, in der Hoffnung sich in der verschärften gesellschaftlichen Konkurrenz um Arbeitsplätze und Prestige durchzusetzen (WiWi/Medi/Jura/Pferde, Realos, Lust). Der Konkurrenz als gesellschaftlich dominantem Prinzip wird im tiefen Glauben an den eigenen Vorteil zugestimmt.

Kooperation gegen Konkurrenz – wir werden unsere Tätigkeit intensivieren. Entgegen der alltäglichen Gehetztheit, der anti-vernünftigen merkantilen Selektion und Normierung von Fächern, Inhalten und Menschen im Steigen und Fallen der Konkurrenz sowie gegen die sich so hinterrücks verbreitenden Gebote der Unterordnung und Unmündigkeit muß die entschiedene Verteidigung, Weiterentwicklung und praktische Verallgemeinerung humanistischer, demokratischer und sozialer Maßstäbe in der Universität und durch die Universität bewirkt werden. Bewußte, kultivierte Kooperation in den Wissenschaften und ihren zivilgesellschaftlichen Institutionen ist als Not-wendigkeit menschlicher Entfaltung für und durch alle zu erreichen.

Die Opposition der Wissenschaftseinrichtung zum rechten Senat ist dafür inhaltlich und politisch zu schärfen.

Ergebnis der Wahlen zum Akademischen Senat
der Universität Hamburg 2004
(im Vergleich die Wahlen zum Akademischen und Großen Senat 2003, n.a. = nicht angetreten)
Liste Stimmen Prozent Sitze
Jura-, Wirtschaftswissenschaften-, Mediziner-, Pferdestalliste * 714 (+ 444) 28,5 (+ 14,6) 1 (+1)
Gemeinsame Liste jusos und Liste LINKS 670 (+188) 26,8 (+1,9) 1 (+/-0)
Grüne Hochschulgruppe 498 (-9) 19,9 (-6,3) 1 (-1)
Fachschaftsliste 331 (-17) 13,2 (-4,8) 0 (+/-0)
Realos (rechte SPDler) 188 (n.a.) 7,5 (n.a.) 0 (n.a.)
LUST (FDPler) 84 (-26) 3,4 (-2,3) 0 (+/-0)
RCDS (CDUler) n.a. (-198) n.a. (-10,2) -
sonstige n.a. (-21) n.a. (-1,1) -
Wahlbeteiligung: 2502 (+562) † 6,4 (+1,7)

* 2003 Mediziner, WiWi, Pferdestall getrennt angetreten / † ungültige Stimmen: 17 (+13)

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Kopfgeld
Wildwest im Irak

„Als der Krieg aus war, kam der Soldat nach Haus. Aber er hatte kein Brot. Da sah er einen, der hatte Brot. Den schlug er tot.
Du darfst doch keinen totschlagen, sagte der Richter.
Warum nicht, fragte der Soldat.“

Wolfgang Borchert, „Lesebuchgeschichten“.

Alle öffentlichen eindeutigen Widerlegungen der propagandistisch angegebenen Kriegsgründe für den militärischen Überfall auf den Irak und auch der Folterskandal im irakischen Gefangenenlager Abu Ghraib – der bis in die höchsten Etagen der US-amerikanischen Administration reicht – haben den Kriegspräsidenten der USA nicht davon abhalten können, den gewaltsamen Einsatz im Irak voll und ganz richtig zu finden. (Die Mehrheit der Menschen mindestens in Europa hofft, daß er am 2. November dieses Jahres dafür seine politische Quittung bekommt.) 130.000 Soldaten aus den USA, 8.500 aus Großbritannien und ca. 13.000 Krieger aus etwa 28 weiteren Mitmachstaaten sichern die brutale Besatzung. Die Lage im Irak ist nicht besser geworden.

Die Serie von Attentaten und Ermordungen reißt nicht ab. Dies ist gleichzeitig ohne Zweifel abzulehnen wie ein negativer Beweis für die politische Roheit militärischer Knebelung des besetzten Landes.

Anhänger des gewaltorientierten jordanischen Anführers Abu Massad el Sarkawi haben auf den Übergangs-Ministerpräsidenten des Irak, Ijad Allawi, ein Kopfgeld von 285.000 Dollar ausgesetzt. Die USA kontern ihrerseits mit einem Kopfgeld von 25 Millionen Dollar für Sarkawi. Wildwest im Nahen Osten.

Ijad Allawi, der irakische Statthalter der USA, wird ernsthaft beschuldigt, sechs mutmaßliche Terroristen in einer Bagdader Polizeistation mit einer Pistole eigenhändig erschossen zu haben. Auch wenn hier wie überall die Unschuldsvermutung vor gerichtlichem Beweis und Verurteilung gelten muß, so sind verrohte Sitten allemal festzustellen.

Das gilt auch für den erneuten Angriff US-amerikanischer Streitkräfte auf die Stadt Falludscha, bei dem mindestens 14 Menschen getötet worden sind. Bei allen Konflikten hat die militärische bzw. gewalttätige „Lösung“ durch die Okkupanten Vorrang.

Hier hilft an erster Stelle die fortgesetzte internationale Delegitimierung des Krieges, der vollständige Abzug der Truppen, die Schadensbegleichung durch die Eroberungsstaaten, die Regulierung der friedlichen Entwicklung durch die UNO und der Einsatz der Öl-Einnahmen für die humane Entwicklung der Bevölkerung des Irak. Really.

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„Einen Mangel an Vorstellungsvermögen...“
9/11

„Niemand leugnet, dass Saddam Hussein Kontakte und Verbindungen zu Terroristen unterhielt.“

Condoleezza Rice („Sicherheitsberaterin“ von George Bush), „Irak/Die Vereinigten Staaten sind eindeutig sicherer“, „USA Today“, 16.7.04

Der jüngst erschienene Endbericht der „Nationalen Kommission über die terroristischen Attacken gegen die Vereinigten Staaten“ verneint die Frage, ob der Krieg gegen den Irak im Zusammenhang mit dem „Krieg gegen den Terror“ stehe. Es gebe keinen Beweis für die „zielgerichtete Zusammenarbeit“ bezüglich der Anschläge auf das World Trade Center am 11. September 2001 zwischen al-Quaida und dem Irak.

„Einen Mangel an Vorstellungsvermögen“ bezeichnet der Bericht als Hauptmanko sämtlicher US-Behörden bei der Vorhersage und Abwehr der besagten Anschläge.

Die Kriege, Kriegsbeteiligungen und Interventionen der USA nach dem Zweiten Weltkrieg: China (1945 bis 1946, 1950 bis 1953), Korea (1950 bis 1953), Guatemala (1954, 1967 bis 1969), Indonesien (1958), Kuba (1959 bis 1960), Belgisch-Kongo (1964), Peru (1965), Laos (1964 bis 1973), Vietnam ( 1961 bis 1973), Kambodscha (1969 bis 1970), Grenada (1983), Libyen (1986), El Salvador (achtziger Jahre), Nicaragua (achtziger Jahre), Panama (1989), Irak (1991 bis 1999), Bosnien (1995), Sudan (1998), Jugoslawien (1999), Afghanistan (2001), Irak (2003), ...

Kriege schaffen nichts als Elend und behindern die zivile Entwicklung nicht nur der angegriffenen Länder.

Die politischen und finanziellen Diktate von Weltbank und Weltwährungsfonds – beide unter starkem Einfluß der USA – drücken auf das soziale sowie kulturelle Niveau der weniger mächtigen und entwickelten Staaten. Zudem werden die humanitären Organisationen der UNO durch die erste kapitalistische Macht allein schon wegen nicht getätigter, vereinbarter(!) Zahlungen behindert.

Armut, Elend, Verzweiflung, erzwungene Unterentwicklung sind die Folge und die weitere Voraussetzung für Gewalt aller Art.

Dies sind die eigentlichen Ursachen auch terroristischer Verzweiflungstaten von bisweilen großem zerstörerischem Ausmaß.

Um positive weltweite Entwicklung zu ermöglichen, müssen Krieg, Rüstungsexport, Rüstungsproduktion beseitigt werden. Die Nutznießer des Krieges bedürfen der entschiedenen Opposition. Frieden ist der erste Garant für umfassende Gewaltfreiheit.

„Während die Demokratie im Irak und Afghanistan auf dem Vormarsch ist, werden wir daran erinnert, dass keine demokratische Nation der Welt die Vereinigten Staaten bedroht. Saddam Husseins Entmachtung hat Frieden und Demokratie im Nahen und Mittleren Osten gefördert. Die Vereinigten Staaten und die Welt sind eindeutig sicherer mit diesem Tyrannen in der Gefängniszelle, die er verdient.“

Condoleezza Rice, a.a.O.

 

„Die internationale Koalition gegen den Terror ist vor allem eine Intrige der reichsten und mächtigsten Länder der Welt. Sie produzieren und verkaufen fast alle Waffen der Welt, sie besitzen den größten Bestand an chemischen, biologischen und nuklearen Massenvernichtungswaffen. Sie haben die meisten Kriege geführt, sind die Hauptverantwortlichen der modernen Geschichte für Völkermorde, Unterwerfungen, ethnische Säuberungen und Menschenrechtsverletzungen, haben ungezählte Diktatoren und Despoten gefördert, bewaffnet und finanziert. Sie huldigen einem Kult der Gewalt, sie haben den Krieg förmlich zum Gott erhoben.“

Arundhati Roy, „Krieg ist Frieden“, Oktober 2001.

Unverbrüchlich engagierten Friedensfreunden sind nach wie vor – direkt und indirekt – die polemischen Dokumentationen von Michael Moore hilfreich.

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Kritisch Erinnern:
Hiroshima und Nagasaki

„Das Gedächtnis der Menschheit für erduldete Leiden ist erstaunlich kurz. Ihre Vorstellungsgabe für kommende Leiden ist fast noch geringer. (...)
Und doch wird nichts mich davon überzeugen, daß es aussichtslos ist, der Vernunft gegen ihre Feinde beizustehen. Laßt uns das tausendmal Gesagte immer wieder sagen, damit es nicht einmal zu wenig gesagt wurde!“

Bertolt Brecht, Zum Völkerkongreß für den Frieden, Wien, 1952.

Die Möglichkeit des mehrfachen atomaren overkills der Menschheit durch eigenes Handeln bzw. Unterlassen ist in Bunkern verborgen und dennoch vorhanden. Der unbeliebteste Politiker der Welt hat darüber die Verfügungsgewalt.

Vor bald 60 Jahren, am 8. Mai 1945, mußte der deutsche Faschismus vor der Anti-Hitler-Koalition (Sowjetunion, USA, England) endgültig kapitulieren. Mit dem Sieg über den Faschismus waren viele begründete Hoffnungen auf eine friedliche, demokratische, humane und soziale Welt verbunden. (Unter anderem die Gründung der UNO hat diesen Hoffnungen institutionellen Ausdruck gegeben.)

Allerdings wurden drei Monate später, am 6.8. und am 9.8.1945, durch US-amerikanische Bomber zwei Atombomben auf die japanischen Städte Hiroshima und Nagasaki abgeworfen.

Die Folgen waren in bislang unbekanntem Ausmaß katastrophal. Die Städte wurden auf einen Schlag brutal zerstört, hunderttausende Menschen starben auf der Stelle. Die antihumanen Folgen der atomaren Strahlung führten zu vielen Schädigungen und Mißbildungen, die zerstörerischen Wirkungen reichen bis in die Gegenwart. Diese Erfahrung gebietet ein eindeutiges Nein!

Der menschenverachtende Einsatz dieser Waffen diente 1945 dem puren machtpolitischen Zweck, die weltpolitische Hegemonie gegenüber der Sowjetunion zu erringen. Damit wurde die Systemkonfrontation begründet. Viele Kämpfe der Friedensbewegung galten seitdem der unbedingten nuklearen Abrüstung und einer waffenfreien Welt.

Die Produktion von, die Drohung mit atomaren Waffen ist nach wie vor Bestandteil internationaler Machtpolitik. Neueste Planungen und Entwicklungen der USA sehen gar atomare „Gefechtsfeldwaffen“ vor.

Bomben, die einer Sprengkraft von sechs Hiroshima- Bomben entsprechen, sind unter anderem dafür vorgesehen!

Die Lehren aus der Geschichte widersprechen diametral diesem destruktiven und verschwenderischen Vorhaben.

Abrüstung, Entmilitarisierung und Frieden sind die eigentlich richtigen und notwendigen Schlußfolgerungen aus den kritisch reflektierten Erfahrungen der Menschheit.

Das ist immer wieder zu sagen und zu fordern und schrittweise zu erreichen.

Die Abwahl von Bush wäre ein Fortkommen in diese Richtung.

Kundgebung zum
Hiroshima-Tag

Samstag, den 7. August, 12 Uhr
Hauptbahnhof Vorplatz
(Spitalerstraße)

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Quälende Eroberung
Das Elend im Irak bleibt

„SPIEGEL: Wann wird der Irak im Rahmen seiner Möglichkeiten produzieren?
Naimi: Der Irak hat kein Geld, er braucht Investoren. Doch ohne physische Sicherheit, ohne geregeltes Bankenwesen, ohne verlässliches Justizsystem wird niemand sein Geld in den Irak bringen. Heute stehen 160.000 ausländische Soldaten im Irak, es gibt Widerstand und Mord und Totschlag. Solange Leute bereit sind, für diesen Widerstand zu sterben, ist es sehr schwierig, Sicherheit herzustellen. Ich fürchte, das wird noch eine ganze Weile so gehen.“

„SPIEGEL-Interview“ mit dem saudi-arabischen Ölminister Ali al-Naimi, Nr. 32/2004.

Die leicht resignative Sichtweise des feudalen Ölministers erfaßt die Lage im Irak realistisch aus der Warte des strategischen Geschäftemachens.

Übersetzt in die kritische Sprache, den perspektivischen Sinn und das berechtigte Anliegen der bevölkerungsgerechten Wohlfahrt mag dies heißen: Der Irak hat keine Demokratie, deshalb braucht er Frieden.

Doch ohne den Abzug der Invasionstruppen, ohne soziale Sicherheit, die Beseitigung der Kriegsschäden, den (Wieder-) Aufbau der Verwaltung und der Infrastruktur, funktionierende öffentliche Schulen und Kultureinrichtungen, wird es keine wirtschaftliche Entwicklung geben die das Elend der Bevölkerung überwindet. Die geraubten Kunstschätze müssen dem Irak zurückgegeben werden, damit die gesamte Menschheit wieder etwas davon haben kann.

Im Auftrag hauptsächlich stramm konservativer Politik stehen heute immer noch, gut ein Jahr nach dem Überfall, 160.000 Soldaten im Irak. Diese Politik will Weltherrschaft, Rohstoffe, Absatzmärkte und „willige“ Vasallenregierungen. Der Einsatz der Eroberungstruppen widerspricht dem Völkerrecht. Die Folterungen in einem irakischen Gefängnis entsprechen dieser herrschaftsgeleiteten Logik, für die das Gefangenenlager in Guantanamo ein makaberes Vorbild ist. Die neuesten Angriffe der US-Armee auf die Stadt Nadschaf, bei denen mindestens 300 Menschen getötet worden sind, zeigen fortgesetzte Brutalität an. Diese bringt weitere brutale Verzweiflungstaten hervor. So sind auf keinen Fall humane Bedingungen herzustellen. Das darf in keinem Fall so weitergehen.

Die USA sind in einer Krise. Der erste Militäreinsatz nach der sogenannten Präventivstrategie hat diese Krise vertieft. Sie nimmt andere Länder in Mitleidenschaft. Rüstung, Krieg, Eroberung und Besatzung bringen eindeutig mehrheitlich Nachteile.

Die erhöhte Nachfrage nach Öl, die politischen Turbulenzen in den Förderländern sowie die darauf folgenden Spekulationen auf den begehrten und endlichen Rohstoff lassen die Verbraucherpreise, die Aktiennotierungen und die Gewinne der entsprechenden Konzerne steigen. Die konjunkturelle Entwicklung stockt mangels konsumtorischer Massennachfrage. Wissenschaftlich- technische Entwicklungen zur Förderung von Rohstoffen sowie die notwendige Arbeit für neue Energieträger und Verkehrskonzepte werden hartnäckig vertagt. Militärische Machtpolitik und profitable Spekulationen haben somit weltweit negative Wirkungen.

Deshalb ist Frieden als Voraussetzung für die positive soziale und kulturelle Entfaltung für alle Menschen von hoher Bedeutung; und darum hat auch jeder Mensch globale Verantwortung.

Das Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung e.V. und andere rufen auf zur

Demonstration:
Widerstand gegen Aufrüstung und Krieg –
Abrüstung statt Sozialabbau

Mittwoch, den 1. September 2004, 17.30 Uhr
Kriegsklotz, (Dammtordamm/Dammtorbhf.)

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Simulierte Demokratie
Kein Frieden im Irak

„Und so werden sie in ihren Büchern und Kollegs, in ihren Kirchen und in ihren Lesezirkeln davon sprechen, wie heilig, wie notwendig und wie edel der Krieg ist, sie werden das Sterben der andern loben, und wie süß es sei... Denn nichts ist schwerer und nichts erfordert mehr Charakter, als sich in offenem Gegensatz zu seiner Zeit zu befinden und laut zu sagen: Nein.“

Kurt Tucholsky, „Die Verteidigung des Vaterlandes“, 1921.

Wir sollten nicht vergessen: George Bush hat den Angriffskrieg auf den Irak auch als eine (präventive) Verteidigung des US-amerikanischen „Vaterlandes“ bezeichnet. Vom Mißlingen dieser Intervention hängt stark ab, ob die sogenannte Präventivstrategie, d.h. die Eskalation der militarisierten Außenpolitik, überhaupt international durchsetzbar ist. Ein Scheitern des Militarismus ist Voraussetzung und Chance für eine positive weltweite Entwicklung der Zivilisation.

Die blutigen Konflikte gehen im Irak weiter. Die US-Armee umstellte mit Panzern die Altstadt von Nadschaf, in der sich die Imam-Ali-Moschee befindet, wo sich Mitglieder der Mahdi-Miliz von el Sadr geschützt hielten. Ein Friedensplan (Auflösung der Miliz bei Zusicherung von Straffreiheit), der von Mitgliedern der Bagdader Nationalkonferenz unterbreitet worden war, wurde nach einigem Zögern angenommen und später wieder abgelehnt. Die Gefechte werden vom US-Militär in Nadschaf und anderen Städten verstärkt fortgeführt. Frieden ist das nicht.

Der politische Zeitplan der Besatzer sieht vor, daß die jetzige „Übergangsregierung“ Wahlen für Januar 2005 vorzubereiten habe. Das aus diesen Wahlen hervorgegangene Parlament soll eine neue Regierung wählen sowie eine neue Verfassung verabschieden. In einem Referendum soll dann Mitte Oktober 2005 die irakische Bevölkerung über dieses allgemeine Gesetz abstimmen. Im Januar 2006 soll aus weiteren Wahlen eine voll konstituierte Regierung des Irak hervorgehen, die keinerlei formalen Beschränkungen mehr unterliegt. Soweit das geplante Procedere.

Das Mandat für die Multinationale Truppe (MNF) im Irak geht erst Anfang 2006 zu Ende. Die „Übergangsregierung“ des Landes hat kein Vetorecht bei dem Einsatz der Truppen. Oberbefehlshaber bleibt der Präsident der USA. Das Beherrschen des Landes, der Ölquellen und der politischen Lage bleibt die oberste Priorität über allen formaldemokratischen Prozessen, die ohnehin durch die permanenten kriegerischen Handlungen infolge der Besatzung empfindlich gestört sind. Granaten und Bomben sind in der Regel keine Freunde der Demokratie.

Die freie, gleiche, kultivierte und sozial abgestützte Partizipation der Mehrheit der Bevölkerung an den allgemeinen Angelegenheiten der Gesellschaft bedarf der Freiheit von Besatzung und Krieg sowie der Behebung der Kriegsschäden und der Nutzung der Landesressourcen für die allgemeine Wohlfahrt. Dann sind Wahlen auch demokratisch.

Das Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung e.V. und andere rufen auf zur

Demonstration:
Widerstand gegen Aufrüstung und Krieg –
Abrüstung statt Sozialabbau

Mittwoch, den 1. September 2004, 17.30 Uhr
Kriegsklotz, (Dammtordamm/Dammtorbhf.)

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Die Würde des Menschen wird hart angetastet
„Unser teuerster Exportartikel“

„Der Neoliberalismus ersetzt die Sozialstaatlichkeit und damit den Anspruch einer umfassenden Daseinsvorsorge des Staates für seine Bürger durch institutionalisierte Armenpflege, denn soziale Gerechtigkeit oder Maximierung der Bedürfnisbefriedigung sind keine der spontanen Ordnung kompatiblen Zwecke.“

Prof. Dr. Herbert Schui, „Neoliberalismus – der Versuch, die Konzentration von Einkommen und Vermögen zu legitimieren“, in: „Geld ist genug da/Reichtum in Deutschland“, 1996, S. 118.

Unser teuerster Exportartikel: Ein menschliches Gehirn. (Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft)

Die „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ ist ein neoliberaler Hardcore-Klüngel, dem unter anderem der ehemalige urkonservative Bundespräsident Roman Herzog angehört, der durch seine „Ruck“-Redereien ein wenig aufgefallen ist. Hier stehen Deregulierung, Dekultivierung und Steigerung der Konkurrenz auf der Agenda. (Dem Herzog, Roman fehlt zweifellos die demokratische Grandezza seines Amtsvorgängers Weizsäcker, der 1985 die realistische Courage besaß, den 8. Mai 1945 als eine Befreiung – vom Faschismus – expliziert zu bezeichnen. By the way: Die vorzügliche medizinische Behandlung, die Herr Herzog im Universitätskrankenhaus Eppendorf hat genießen können, ist Ausdruck noch nicht geschliffener, zivilisierender sozialer Errungenschaften, die mit der „Marktwirtschaft“ der genannten Initiative nicht in Einklang zu bringen sind.)

Auf einer ganzseitigen Zeitungsanzeige wirbt dieser Klüngel mit einer durch und durch geschmacklosen weil anti-humanen Reklame: „Unser teuerster Exportartikel“. Ein menschliches Gehirn, verpackt in einem durchsichtigen Gefrierbeutel, bei dem ein Vakuum erzeugt wurde, prangt unappetitlich der Betrachtung im Großformat entgegen. Über dem Scan-Code ist zu lesen: „Feinstes Akademikergehirn, Gewicht: 1375g, Haltbar bis: 05/2040, Herkunftsland Deutschland“.

Hiermit ist kein Warenangebot der Frischtheke für Kannibalen gemeint, sondern der drastisch entwürdigende Ausdruck für den sogenannten Standort Deutschland. Das Skalpell wird gezückt. Im darunterliegenden Text wird von der „Sorge“ gesprochen, daß Intellektuelle ins Ausland gehen: „Die Republik verliert ihre besten Köpfe.“ Der Mensch eine Ware: verwurstet, verpackt, verkauft, verraten und verwertet. Er soll deshalb in der Heimat bleiben. Nicht der kooperative, sinnvoll arbeitende, kluge, freundliche, humorvolle und somit würdig nützliche Mensch ist dem Menschen ein Bedürfnis, sondern der Mensch ist ein erniedrigtes Objekt der zynischen Gewinnsteigerung. Aller Humanismus der Menschheitsgeschichte ist auf diese Weise ideologisch eliminiert.

Die Würde des Menschen wird durch die Diener des Profits zertrampelt; sie ist eigentlich die einsichtige Freude gemeinsam über die allgemeinen Güter verfügenden Menschen.

„Würde des Menschen
Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen,
Habt ihr die Blöße bedeckt, gibt sich die Würde von selbst.“

Friedrich Schiller, 1796.

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Heiliger Wahnsinn und heilige Vernunft
Der Krieg im Irak

„Zwei Männer sprachen miteinander.
Na, wie ist es?
Ziemlich schief.
Wieviel haben Sie noch?
Wenn es gut geht: viertausend.
Wieviel können Sie mir geben?
Höchstens achthundert.
Die gehen drauf.
Also tausend.
Danke.
Die beiden Männer gingen auseinander.
Sie sprachen von Menschen.
Es waren Generale.
Es war Krieg.“

Wolfgang Borchert, „Lesebuchgeschichten“.

Jeder Wahnsinn hat seine Methode.

Im dunklen Schatten US-amerikanischer Panzer äußerte sich der „Verteidigungsminister“ des Irak, Hasim al-Shaalan, in den vergangenen Tagen martialisch: „Heute werden irakische Truppen die Türen des heiligen Schreins erreichen und kontrollieren sowie die Mahdi-Armee auffordern, ihre Waffen niederzulegen. Wenn sie dies nicht tun, dann werden wir sie auslöschen.“ Hier brüllt ein besatzter Löwe.

Die US-amerikanischen Truppen bombardieren inzwischen weiter. Auch zivile Bauten und Zivilisten sind davon nicht verschont. Der politische Konflikt zwischen Besatzern und Besetzten – die auch nicht alle vernünftig handeln – wird so militärisch fortgesetzt gesteigert. Krieg, Eroberung, Besatzung und die militärische Präsenz der Besatzer bleiben unvernünftig und zerstörerisch. (Eine offizielle Kommission in den USA hat inzwischen festgestellt, daß „Verteidigungsminister“ Rumsfeld aufgrund von Fehleinschätzungen und mangelnder Aufsicht die volle politische Verantwortung für die unmenschlichen Folterungen im Gefängnis von Abu Ghraib trägt. Die verschärften Methoden aus dem Lager Guantanamo Bay, die gegen fundamentale Menschenrechte verstoßen, wurden auf den Irak übertragen. Die Folter folgt dem Krieg.)

Mit seinem Marsch auf Nadschaf will der oberste schiitische Geistliche Ali al-Sistani die Konfliktparteien mäßigen, die als heilig geltende Imam-Ali-Moschee schützen und zur zivilen Regelung des militärischen Konfliktes beitragen. Hier ist religiös motiviertes Handeln vernünftig.

Die couragierte Zivilisierung von Konflikten ist prinzipiell der erste notwendige Schritt zur Lösung von genereller internationaler Konkurrenz. Ohne die Beilegung von militärischem Agieren ist keine positive kulturelle, demokratische und soziale Entwicklung möglich.

Das abrüstungspolitische Engagement der internationalen Friedensbewegung hat Einfluß auf einen möglichen Kurswechsel der US-amerikanischen Politik. Das energische zivilisierende Handeln wird danach weitergehen.

Das Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung e.V. und andere Gruppen rufen auf:

Demonstration zum Antikriegstag:
Widerstand gegen Aufrüstung und Krieg –
Abrüstung statt Sozialabbau

Mittwoch, den 1. September 2004, 17.30 Uhr
Kriegsklotz, (Dammtordamm/Dammtorbhf.)

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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Zurückweisung der Zumutungen
Wissenschaftssenator wissenschaftsfeindlich

„Mit der Vielfalt und Tradition ihrer Fächer und Bildungsangebote versteht sich die Universität Hamburg als Tor zur Welt der Wissenschaft. (...) Ihren Bildungsauftrag sieht die Universität in der Entwicklung von Sachkompetenz, Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit zu argumentativer Verständigung auf wissenschaftlicher Grundlage. Für alle Menschen will sie ein Ort lebenslangen Lernens sein und ein öffentlicher Raum der kulturellen, sozialen und politischen Auseinandersetzung. (...)
Die Mitglieder der Universität wollen die universitären Aufgaben in der Verbindung von Forschung und Lehre, Bildung und Ausbildung in wissenschaftlicher Unabhängigkeit erfüllen. Sie wollen zur Entwicklung einer humanen, demokratischen und gerechten Gesellschaft beitragen und Frauen und Männern gleichen Zugang zu Bildung und Wissenschaft eröffnen.“

(Aus dem Leitbild der Universität Hamburg)

Selbst bestimmte Aufgabe der Universität Hamburg ist es, in Forschung und Lehre für sozial verantwortliches Handeln und für eine friedliche, weltweite Entwicklung und Zusammenarbeit zu wirken. Soweit sie das tut, erfüllt sie ein gesellschaftliches Erfordernis. Die systematische Zerstörung dieser gesellschaftlich sinnvollen Arbeit durch die wissenschaftsfeindliche Politik Wissenschaftssenator Drägers ist eine Zumutung für alle Mitglieder der Universität und eine Schädigung ihrer allgemeinen Aufgabenerfüllung und damit der Allgemeinheit.

Die Reihe der Zumutungen:
- Mit dem „Letter of Intent“ ist die Universität mit dem Versprechen von Planungssicherheit, das jetzt von der Behörde gebrochen wird, zur Zusage zu einer externen Begutachtung („Dohnanyi-Kommission“) gepreßt worden, deren Auftrag, Methode und Zusammensetzung von Beginn an mangelnde Kompetenz und Fairneß erkennen ließ. Die Universität sollte der Umsetzung der „Empfehlungen“ zustimmen, ohne daß die Kommission auch nur begonnen hätte, zu arbeiten.
- Die Universität hat in ihrer Grundordnung ihre Ansprüche an eine wissenschaftlich sinnvolle und demokratische Selbstorganisation formuliert. Die Behörde hat die Genehmigung dieser Grundordnung verweigert mit Hinweis auf eine vier Monate später erfolgende Gesetzesänderung („Hochschulmodernisierungsgesetz“), die zu diesem Zeitpunkt nach demokratischen Auffassungen weder gesichert war noch für eine Behörde hätte handlungsleitend sein dürfen.
- Mit der Abschaffung des Großen Senats und der Einführung des Hochschulrats sind die demokratische Eigenständigkeit und die wissenschaftliche Selbstverständigung der Universität zu Gunsten wirtschaftsnaher Einflußnahme eingeschränkt worden.
- Durch restriktive Finanzpolitik und Verfahrensverschleppungen gängelt die Behörde die Universität, damit diese die teilweise gesetzwidrigen Vorstellungen der Behörde zur inneren Organisation der Universität durch Abbau von Gremien und betriebswirtschaftliche Fakultätenbildung übernimmt.
- Vermittels gesetzlicher Vorgaben und Finanzierungsvorbehalten drängt die Behörde die Universität zur Einführung restriktiver, gestufter Abschlüsse (BA/MA), die allgemeinbildende Anteile im Studium und den Zugang zu umfassender wissenschaftlicher Bildung massiv einschränken sollen.
- Durch Studiengebühren und Auswahlverfahren will die Behörde die Studierenden einschüchtern und zu einem gemäß den Ansprüchen der privaten Wirtschaft normierten Lernverhalten nötigen. Mit der Einschränkung der Rechte der Verfaßten Studierendenschaft will sie verantwortliche und selbst-bewußte Interessenvertretung der Studierenden unterbinden.
- Der Verkauf zahlreicher Räumlichkeiten der Universität verschlechtert die Arbeits- und Studienbedingungen der Universitätsmitglieder, zumal der Universität jede Möglichkeit genommen wird, für adäquaten Ersatz zu sorgen.
- Die geplanten Einsparungen, die zur Halbierung der Kapazitäten der Geistes-, Kultur- und Sprachwissenschaften führen sollen, vernichten Grundlagen sozial verantwortlichen Lernens und Forschens, Erfordernisse kritischanalytischer Auseinandersetzung mit Geschichte, Kultur und Entwicklungsmöglichkeiten der Menschheit, die Tradierung und Fortbildung kultureller Leistungen, die Voraussetzungen internationaler Verständigung und der kultivierten Muße.
Diese Politik der Entdemokratisierung und wissenschaftlichen Verarmung soll die Universität privat-wirtschaftlichen Ansprüchen unterordnen.
Die restriktive Finanzierung der Hochschule dient dem politischen Senat zur Gegenfinanzierung seiner Großprojekte in „Kultur“ (z. B. das Kriegsmarinemuseum „Peter Tamm“) und Wirtschaft (z. B. Subventionierung von EADS oder dem Werftenzusammenschluß um Blohm & Voss).

Wissenschaft und Kultur stehen Rüstung und Profit unversöhnlich gegenüber.

Der Bedarf an wissenschaftlicher Bildung und Forschung ist nicht aus privat-wirtschaftlichen Anforderungen zu ermitteln. Vielmehr ist er abgeleitet aus den wissenschaftlichen, kulturellen, sozialen und technischen Entwicklungen der ganzen Gesellschaft und dem verantwortlichen Umgang mit ihnen. Die Höhe der Studienbewerbungen ist dafür ein nicht unwesentlicher Indikator.
Die Offenheit des Hochschulzugangs, die selbst-bewußte demokratische Autonomie der Hochschulen und der vernünftige Umgang des Staates mit Wissenschaft und Kultur sind Kennzeichen einer demokratischen und sozial entwicklungsorientierten Gesellschaft.

Der getätigten und die geplanten Restriktionen sind strikt zurückzuweisen.
Die Renaissance von Bildung und Kultur ist eine gesellschaftliche Wohltat.

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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Der Mensch ist keine Ware

„Da die Warenbesitzer sich nicht als Menschen gegenübertreten, die in der Kooperation bewußt aufeinander bezogen sind und ihre arbeitsteilige Produktion vernünftig planen, sondern als isolierte Privatpersonen, jeder nur seinem eigenen Interesse verpflichtet, besitzt die ‚eigne gesellschaftliche Bewegung‘ der Austauschenden ‚für sie die Form einer Bewegung von Sachen, unter deren Kontrolle sie stehen, statt sie zu kontrollieren‘ (Marx, MEW 23, S. 89)“

Klaus Holzkamp, „Sinnliche Erkenntnis“, Historischer Ursprung und gesellschaftliche Funktion der Wahrnehmung, Frankfurt am Main, 1973.

Zwei Volksbegehren „Bildung ist keine Ware“ und „Unser Wasser Hamburg“, für die noch bis Montag, den 6. September Unterschriften gesammelt werden, wenden sich gegen die von der Handelskammer geforderte und dem Rechtssenat beabsichtigte Privatisierung der Berufsschulen und des Trinkwassers. Die Wirtschaft fordert gesteigerten Einfluß auf die Berufsschulen, um das Duale Ausbildungssystem wegzuputzen und 100 „Einstiegsberufen mit Kammerzertifikat“ wie Garderobenfachmann oder Parkwächter einzuführen, für die generelle Abwertung aller Arbeitsverhältnisse.

Die Privatisierung der Einrichtungen staatlicher Daseinsfürsorge ist Bestandteil der Strategie der „Wachsenden Stadt“: der Unterwerfung aller Lebensbereiche unter das Profitdiktat. Dabei soll der Mensch vom gesellschaftlichen Subjekt zum sich unterwerfenden Rohstoff („Humankapital“) erniedrigt werden. Im Interesse des Kapitals soll dabei der Widerspruch zwischen gesellschaftlicher Produktionsweise und privater Aneignung des gesellschaftlich produzierten Reichtums weiter verschärft werden.

Maskiert hinter der Floskel von „mehr Eigenverantwortung“, hetzt der Rechtssenat für die gnadenlose Konkurrenz des zum Anschlag getriebenen „Jeder ist seines Glückes eigener Schmied.“ Hängenlassen, Rempeln, Drübersteigen – alles eine Begabungsfrage? Die Würde des Menschen soll jedenfalls auf den Lohn seiner Arbeit reduziert – und beides gemeinsam gesenkt – werden. Die Kommerzialisierung der Grundversorgung – ob Gesundheitsfürsorge, Bildung, Kultur oder Wasser – soll die große Mehrheit aller Menschen für eine bescheidene Partizipation am beachtlichen gesellschaftlich produzierten Reichtum zum Verkauf ihrer Arbeitskraft zwingen. Wer nicht leistet, für den bleiben allenfalls Brackwasser, Billigjobs und bürgermeisterliche „Nächstenliebe“ übrig. Letzterer verkündete sein schwer rechtes Menschen- und Gesellschaftsbild bereits vor gut einem Jahr in seiner Rede vor dem Übersee- Club, der Vereinigung schwerreicher Pfeffersäcke: „Markt als Prinzip und soziale Gerechtigkeit als Ausdruck von Nächstenliebe.“ Zweck dieser gesteigerten sozialen Ungleichheit ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen. Das konsumptorische Privatleben soll diese Wunden dann wieder heilen.

Die humanistische Entwicklung von Gesellschaft und Persönlichkeit durch egalitäre Anteilnahme, bewußte Kooperation und solidarische Lebensweise sind die aufgeklärt- kontrahente Option zu verwertungskonformer Unterwürfigkeit, dem Versprechen bescheidenen Wohlstands und alltäglicher Konkurrenz. Wer sich gegen die Verwertungsanforderungen Verantwortung für die kultivierte Entwicklung der Menschen und damit der Menschheit erlaubt, hat echte Lebensfreude, wird für andere verläßlicher und gewinnt durch seine Tätigkeit Vertrauen in die Möglichkeiten der Menschen und ihre Entwicklung.

Die Volksbegehren für öffentliche Grundversorgung müssen deshalb zum Auftakt für einen „Heißen Herbst“ zur Beendigung des zweiten Rechtssenats werden, mit Tarifkämpfen und Protestaktivitäten, u.a. für die bedarfsgerechte Finanzierung der Bildungseinrichtungen, Lehrenden und Lernenden.

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15 Jahre nach dem Sozialismus ist ...
Entweder es geht demokratisch, oder es geht nicht
Vortrag und Diskussion mit Klaus Höpcke

„Hundertmillionen-, ja milliardenfach wird die Würde des Menschen in der Welt von heute mißachtet, darunter millionenfach auch in Deutschland – durch Verletzung des Grundsatzes, daß alle Menschen gleich sind: in ihren Rechten auf Leben, Wohlergehen, Selbstbestimmung. Ungleichheit ist eine der schlimmsten Geißeln, mit denen die Mehrheit der heutigen Erdbevölkerung geschlagen wird.“

Klaus Höpcke: Mangel an Gleichheitsgütern. In: Z – Zeitschrift für marxistische Erneuerung. Nr. 46, Juni 2001, S. 28-31.

Die Normalität ist das Grauen: die Finanzmärkte brummen, die Armut auch; internationale Erpressungen und Kriege um Rohstoffe, Absatzmärkte und Einflußsphären sollen probate Mittel der Neuen Weltordnung sein; der shareholder value läßt das gesellschaftliche Leben in den erbarmungslosen Schwindel des Profitdeliriums im Interesse einer kleinen soziale Gruppe torkeln – normal?

Die hiesige Demokratie macht spätestens am Werkstor halt, damit ungefährdet Gewinn geheckt werden kann.

Damit aber die Bevölkerung nicht aufbegehrt, brauchen die Ausbeutungsverhältnisse Make-up, ziemlich viel Make-up: Die Werbung preist bei Unwohlsein ein Produkt aus dem Hause Bayer oder Rama zum Frühstück; das Fernsehen rät zum geistigen Abschalten; das Lifestyle- Magazin empfiehlt Push-up und Hantel; die Kirche empfiehlt Gottvertrauen, die CDU Wirtschaftsvertrauen.

"Die Individuen sind unter die gesellschaftliche Produktion subsumiert, die als ein Verhängnis außer ihnen existiert; aber die gesellschaftliche Produktion ist nicht unter die Individuen subsumiert, die sie als ihr gemeinsames Vermögen handhaben."

(Karl Marx: Grundrisse der Kritik der politischen Ökonomie [1857-58]. In: Karl Marx / Friedrich Engels: Werke, Bd. 42.)

Der Kampf für Demokratie richtet sich gegen die Bedrängungen des Zeitgeistes, man möge devot sein und die Konkurrenz dufte finden. Er ist der Kampf für die allgemein nützliche Produktion von Gebrauchswerten, für die gerechte und sinnvolle Verteilung der Güter und für kulturelle, wissenschaftliche und Gesundheitseinrichtungen für alle. So kann das Allgemeininteresse an der Überwindung von Ausbeutung und Entfremdung realisiert werden und die kooperative Verfügung über die gesellschaftlichen Reichtümer die Menschheit endgültig von sozialem Mangel befreien. Durch die bewußte, demokratische Aktion der Massen werden Bedingungen gebildet, in denen die menschliche Tätigkeit als humanistische Entfaltung des einzelnen im Interesse aller ist.

Im Dezember besteht die PDS 15 Jahre. Aus diesem Anlaß führen wir eine Veranstaltungsreihe durch, deren zweiter Beitrag von Dr. Klaus Höpcke (Berlin) kommt. Er war langjähriger stellvertretender Kulturminister der DDR und nach 1989 Abgeordneter der PDS im Landtag von Thüringen. Sein Motto lautet: "Entweder es geht demokratisch - oder es geht nicht"*. Er verteidigt die sozialen Errungenschaften der DDR als aufhebenswerte Erfahrungen für die heutigen Auseinandersetzungen hin auf eine Gesellschaft von Freien und Gleichen.

* D. Nokoth/G.-R. Stephan (Hg.): Entweder es geht demokratisch - oder es geht nicht. Kolloquium anläßlich des 70. Geburtstages von Klaus Höpcke. Mit Beiträgen von L. Bisky, D. Dehm, U.-J. Heuer, H. Kant, H. Modrow, S. Wagenknecht, u.a., Schkeuditz 2003.

15 Jahre Jahre nach dem Sozialismus ist ...
Entweder es geht demokratisch,
oder es geht nicht

Vortrag und Diskussion mit Klaus Höpcke

Donnerstag, 9. September 2004, 18 Uhr
Phil-Turm (Uni-Campus), Hörsaal A, Von-Melle-Park 5

Eine Veranstaltung der Liste LINKS in Zusammenarbeit
mit der AG Studierendenpolitik der PDS HH

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Die Bevölkerung unter Generalverdacht
Innensenator Nagel und die CDU wollen Ruhe & Folgsamkeit durch neoliberale Dauerüberwachung

„Und sie sagten mir: wenn ich brav bin
Dann werd ich dasselbe wie sie.
Doch ich dachte: wenn ich ihr Schaf bin
Dann werd ich ein Metzger nie.
Und manchen von uns sah ich
Der ging ihnen auf den Strich
Und geschah ihm, was dir und was mir geschah
Dann wunderte er sich.
Mich aber, mich nahm es nicht wunder
Ich kam ihnen frühzeitig drauf:
Der Regen fließt eben herunter
Und fließt eben nicht hinauf.“

Bert Brecht: Das Lied vom Klassenfeind, 1926

Hamburgs Innensenator Udo Nagel und die regierende CDU blasen zum Halali gegen die Untreuen und die Nicht-Ergebenen gegenüber dem Standort.

„Wer sich umdreht oder lacht ...“ – Die Polizei soll umfassende Vollmachten erhalten, willkürlich in Taschen und Autos zu wühlen, die Personalien aufzunehmen und Personen von Orten in der Stadt zu verscheuchen oder ganz der Stadt zu verweisen – bis zu zwölf Monate lang. War im Mittelalter die Stadt ein Schutz vor Fürstenwillkür („Stadtluft macht frei“), soll nun im Gefängnis landen, wer nicht spurt – bis zu 14 Tage. Dabei soll ausreichen, daß die Polizei ‚glaubt‘, jemand „wolle“ eine Straftat begehen.

Jedem Westentaschen-Big-Brother bereiten Video- und Computerüberwachung ja diebische Freude – also: Videodauerüberwachung und Aufzeichnung an allen Orten, computergesteuerte mobile Erfassung der Kennzeichen aller fahrenden Autos im Straßenverkehr und die Aufzeichnung von Verkehrskontrollen können ganz wunderbar mit einer Rasterfahndung kombiniert werden, die auch ohne „unmittelbar bevorstehende Gefahr“ erfolgen soll. Offenbar wollen Senator und CDU Anleihen bei ‚erfolgreichen‘ Diktatoren nehmen, wenn die Polizei mit Elektroschockgeräten ausgestattet und mittels „gezieltem Todesschuß“ ein Polizist zum staatlich anerkannten Mörder gemacht werden soll. Die CDU freut sich auf das „schärfste Polizeigesetz Deutschlands“ – Das Deutschland welcher Zeit ist aber gemeint?

Udo Nagel will noch mehr. Der vom damaligen rechtsextremen Innensenator Ronald B. Schill als Polizeipräsident aus dem CSU-Land in die Hansestadt Geholte möchte das „vorsorgliche Abhören von Telefongesprächen“. Und er möchte, daß geschnüffelt, abgehört, Wanzen angebracht und eMails gelesen werden auch bei Ärzten, Rechtsanwälten, Journalisten und Pfarrern – inklusive deren Mitarbeitern, Patienten, Klienten, Informanten und Schutzbefohlenen.

Die „wachsende Stadt“, das Regierungsprogramm der CDU, soll Hamburg zur „wirtschaftsfreundlichsten“ Stadt machen – wo also Geschäfte und Gewinne brutalungebremst mit möglichst geringem Lohn, niedriger sozialer Sicherheit und wenig sozialen Arbeitnehmerrechten ‚über Leichen‘ gehen können sollen. Wachsende Stadt – wachsende Armut. Im Kampf gegen die Armen soll die Stadt ausbeutungsssauber, verkaufsadrett und frei von Bettlern und anderem ‚Unrat‘ gehalten werden.

Die Änderungen im Polizeigesetz sollen Drohung und Handhabe sein gegen die Bevölkerung, die Unmut, Protest und Widerstand in der Forderung nach Vollbeschäftigung, sozialer Sicherheit, umfassenden demokratischen Rechten und Bildung für alle Menschen artikuliert.

Wenn Recht zum Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht.

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Der Kriegspräsident
Die Republikaner

„Wir hatten nicht die Wahl zwischen einem freundlichen Status Quo und Krieg. Wir hatten die Wahl zwischen Krieg und einer schlimmeren Bedrohung.“

Der republikanische US-Senator John McCain auf dem Präsidentschaftskandidaten-Nominierungsparteitag der Republikaner in New York. McCain gilt als möglicher künftiger Verteidigungsminister und „gemäßigter“ Republikaner.

Trotz Licht und Lautstärke, trotz klarer Worte: Die Propagandashow für Bush war gewolltermaßen alles andere als enlightenment („Aufklärung“).

Terminator Schwarzenegger darf (das vergangene) Österreich für sozialistisch erklären; der ehemalige Bürgermeister von New York, Rudy Guiliani, der „Held“ vom 11.9., darf Willy Brandt, den Ex-Bundeskanzler der BRD und Friedensnobelpreisträger, zum Weichei gegenüber dem Terrorismus während der Olympischen Spiele 1972 in München machen; die Bush-Töchter erzählen von ihrem tödlich-sorglosen Umgang mit einem Goldhamster – Mrs. Bush lächelt und backt Haferkekse. Und Mr. Bush jr.? Er beharrt unbeirrt auf der Präventivschlagdoktrin, dem weltweiten Krieg, der sozialen Begünstigung der Reichen, der konservativen Zwangsmoral, der rigiden Überwachungs- und Polizeipolitik im Innern – also auf militärisch expansivem, stramm konservativem und sozial wie kulturell restriktivem Kapitalismus.

Die 400.000 Menschen, die in New York gegen Bush demonstrierten, forderten insgesamt eine sozial-liberale Modifikation dieser zerstörerischen und einschränkenden Politik. Sie demonstrierten gegen den Krieg, für eine andere Steuer-, Außen- und Umweltpolitik, gegen den „patriot act“ und wider den religiösen Fanatismus. Dies ist insgesamt ein Engagement für Frieden, soziale Rechte, Demokratie und kulturelle Modernität. Dieses Engagement reicht auch über den relativ schwachen Oppositionskurs des demokratischen Gegenkandidaten John Kerry hinaus.

Die politische Polarisierung im Vorwege des US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes hat internationale Bedeutung. Hier wird um die Richtung, den Inhalt und die Qualität der weltweiten Entwicklung gerungen. Insofern ist die strategische Kontroverse in den USA von Belang für alle Menschen.

Die Aufklärung über Ursachen, Zusammenhänge historisch gewordener sozialer Strukturen; die Erkenntnis verschiedener Interessen und Positionen zu den gesellschaftlichen sowie globalen Problemen; die handlungs- und mitwirkungsorientierte Entdeckung verschiedener gesellschaftlicher Entscheidungs- und Entwicklungsmöglichkeiten; die Ausweitung und Dynamisierung solidarischer Praxis im bedrängenden und chaotischen Alltag – dies alles sind notwendige Elemente der erforderlichen Verbesserung der Lebensbedingungen sowie der persönlichen Entfaltung. Weltweit.

„Dadurch, daß er [der Mensch] seine Erwartungen vom Jenseits abzieht und alle freigewordenen Kräfte auf das irdische Leben konzentriert, wird er wahrscheinlich erreichen können, daß das Leben für alle erträglich wird und die Kultur keinen mehr erdrückt. Dann wird er ohne Bedauern mit einem unserer Unglaubensgenossen sagen dürfen:
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.
[Heinrich Heine: Deutschland. Ein Wintermärchen.]

(Sigmund Freud: Die Zukunft einer Illusion.)

Ja, „Zuckererbsen für jedermann“.

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Gemeinsames Flugblatt von juso-hochschulgruppe und Liste LINKS

Die soziale Lage der Studierenden und die Solidarität mit dem Studentenwerk

„Marx [entdeckte] das Entwicklungsgesetz der menschlichen Geschichte: die bisher unter ideologischen Überwucherungen verdeckte einfache Tatsache, daß die Menschen vor allen Dingen zuerst essen, trinken, wohnen und sich kleiden müssen, ehe sie Politik, Wissenschaft, Kunst, Religion usw. treiben können; daß also die Produktion der unmittelbaren materiellen Lebensmittel und damit die jedesmalige ökonomische Entwicklungsstufe eines Volkes oder eines Zeitabschnitts die Grundlage bildet, aus der sich die Staatseinrichtungen, die Rechtsanschauungen, die Kunst und selbst die religiösen Vorstellungen der betreffenden Menschen entwickelt haben, und aus der sie daher auch erklärt werden müssen – nicht, wie bisher geschehen, umgekehrt.“

Friedrich Engels in seiner Grabrede für Karl Marx, MEW 19/335f.

Was soll der ganze Unsinn mit der sozialen Gleichmacherei:

Der Rechtssenat will die staatliche Förderung des Studentenwerkes mit Beginn des nächsten Jahres um 2,5 Mio. Euro halbieren. Mit den jüngst veröffentlichten Eckpunkten zur Änderung des Studentenwerksgesetzes beabsichtigt der Wissenschaftssenator, die von ihm gezielt herbeigeführte Finanznot für die Kommerzialisierung des Studentenwerks auszunutzen. Das Studentenwerk soll zukünftig unter der Verwaltung der Universität betriebswirtschaftlich geführt werden. Der von seiner ungesunden Politik sichtlich angeschlagene Senator schließt sich der Position des Centrums für Hochschulentwicklung des Politikkonzerns Bertelsmann an: „Hochschulen erhalten größere Autonomie und Selbstverantwortung. Dies ist eng verknüpft mit der Anforderung der Profilbildung. Traditionell galt in Deutschland die Fiktion von der Einheitlichkeit der Lebensverhältnisse auch im Hochschulkontext: Egal wo man studiert, man sollte überall dieselben fachlichen Möglichkeiten, Standards und sozialen Bedingungen erhalten. [...] Der Erfolg im Wettbewerb um Studierende hängt nicht nur vom Lehrangebot und den akademischen Bedingungen, sondern auch von allen anderen Komponenten der Lebensqualität ab. Darum spielen auch die SBL [Service- und Beratungsleistungen] eine Rolle.“ Das Studentenwerk soll zum Zusatzinstrument für die marktkonforme Hochschul„reform“ umgemodelt werden. Den Studierenden würde damit der soziale Boden unter den Füßen weggezogen, um durch Druck und Angst ihre verwertungskonforme Anpassung hervorzurufen. Den Beschäftigten des Studentenwerks wird mit massiven Kündigungen, pauschaler Reduzierung der tariflichen Entlohnung um ein Drittel, Wegfall der Sonderleistungen und längeren, unregelmäßigen Arbeitszeiten gedroht. Die soziale Degradierung der Mitarbeiter soll von der Realisierung verallgemeinerbarer Ansprüche und Maßstäbe abschrecken. Aufklärende akademische Kultur ist am ehesten vereinbar mit allgemeinen Ansprüchen.

Studiengebühren, gestiegene Lebenshaltungskosten und sinkende Reallöhne tragen zur Verschärfung der ohnehin prekären Lage der Studierenden bei. Zu letzterer veröffentlicht das Deutsche Studentenwerk alle zwei Jahre eine kritische Sozialerhebung, im Sommer 2004 bereits zum 17. Mal. Dort kann und sollte man nachlesen, daß neun Zehntel der Studierenden zur Finanzierung ihres Lebensunterhaltes von ihren Eltern abhängig sind, in Hamburg über drei Viertel während ihres Studiums einem Lohnerwerb nachgehen müssen und nur ein Viertel in den Genuß unzureichender staatlicher Ausbildungshilfen gelangen. Weiterhin und zunehmend sind große Teile der Bevölkerung auf Grund ihrer sozialen Lage vom Studium ausgeschlossen. Dabei wurden die ehemaligen studentischen Selbsthilfeeinrichtungen zu Beginn der 70er Jahre gerade deshalb in Anstalten öffentlichen Rechts, den heutigen Studentenwerken, umgewandelt, um die sozial-liberale Bildungsexpansion zu ermöglichen. Die Qualität heutiger Massenhochschulen liegt in ihrem Anspruch, möglichst vielen Menschen kooperative, demokratische und wissenschaftliche Weltaneignung zu ermöglichen. Je besser „Essen, Trinken, Wohnen, Kleidung“ sind, desto besser wird die wissenschaftliche Kooperation. Es bedarf also besserer Arbeitsbedingungen, höherer Löhne, sicherer Arbeitsplätze (nicht nur) im Studentenwerk und einer bedarfsgerechten Studien- und Hochschulfinanzierung, um die Hochschulen dafür zu gestalten, daß alle Menschen studieren können. Dafür haben die Mitglieder der Universität eine solidarische Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern des Studentenwerks.

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„Illegaler Akt“
Besatzungskrieg im Irak

„Die Amerikaner haben in Kuwait, in Bosnien und im Kosovo, in Afghanistan und im Irak gekämpft. Ohne Ausnahme waren dies Befreiungskriege und Kriege für die Freiheit.“

Condoleezza Rice („Sicherheitsberaterin“ von George W. Bush), „Politische Strategie im Krieg gegen den Terrorismus“, Rede vor dem „U.S. Institute for Peace“ am 19.8.'04.

 

„Es scheint, dass die USA keine Lehren aus der Vergangenheit gezogen haben. Die großflächige Entlaubung des Dschungels von Vietnam geschah mit Hilfe des Giftes Agent Orange. Und zwar in der Hoffnung, so die gefürchtete nordvietnamesische Armee auszulöschen, weil sie dann bei Angriffen verwundbarer würde. Ein Versuch, der zwar fehlgeschlagen ist, aber tiefe Narben, die bis heute nicht ausgeheilt sind, hinterlassen hat.“

Peter Ustinov, „Die Guten und die Bösen“, 15. Mai 1999.

UNO-Generalsekretär Kofi Annan hat in einem Interview gegenüber dem britschen Sender BBC den militärischen Überfall der US-Regierung auf den Irak offen und unmißverständlich als „illegalen Akt“ bezeichnet. Die Militäraktion sei ein Verstoß gegen die Charta der UNO. Damit hat der Generalsekretär der Vereinten Nationen seine Position zum „Präventivschlag“ der USA weltöffentlich bekräftigt. Eine zentrale Wahrheit ist damit unumgehbar ausgesprochen.

Massenvernichtungswaffen im Irak konnten nicht nachgewiesen werden; die Behauptung einer Verbindung irakischer Politik mit dem Terrorismus des 11. September ist offenkundig unbegründet. Die politische Lage im Irak ist gewalttätig und politisch extrem instabil; die sozialen und kulturellen Verhältnisse bleiben für die dort lebenden Menschen unwürdig. Das irakische Gesundheitsministerium hat allein seit den letzten fünf Monaten 3186 getötete zivile Opfer der irakischen Bevölkerung gezählt. Von Befriedung, Zivilisierung und Demokratisierung kann in dem kriegerisch okkupierten Land keine Rede sein. Frau Rice und andere mögen noch so viel schönreden. Selbst die entschieden konservative FAZ kommentiert am 18.9.'04 realistisch: „Der Irak ist nicht Vietnam, aber nichtsdestoweniger ein einziges Desaster.“

Dieses Desaster hat weiterhin zerstörerische Methode, wenn der räuberischen Kriegspolitik nicht Einhalt geboten wird.

Die Lage für die Menschen im Irak ist nur bemerkenswert zu verbessern, wenn die Besatzungstruppen schnellstmöglich abgezogen werden.

Die Friedensbewegung ist hier nach wie vor gefordert. Die sogenannte Präventivstrategie der USA kann durch unverbrüchliches Zivilisierungsengagement gebrochen werden.

Die Wahlen in den USA werden spannend für die weitere Entwicklung der internationalen Verhältnisse.

Kundgebung

Abrüstung statt Sozialabbau

Samstag, den 25. September 2004 um 13 Uhr
Spitalerstr. / Lange Mühren

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Nach wie vor: Nein.
Der fortgesetzte Krieg im Irak

„Zwei Männer sprachen miteinander.
Freiwilliger?
'türlich.
Wie alt?
Achtzehn. Und du?
Ich auch.
Die beiden Männer gingen auseinander.
Es waren zwei Soldaten.
Da fiel der eine um. Er war tot.
Es war Krieg.“

Wolfgang Borchert, „Lesebuchgeschichten“.

George Bush und Tony Blair, zwei Kriegsherren aus den USA und Großbritannien, halten trotz der desaströsen Lage im Irak scheinbar unbeirrt an ihrer Kriegsentscheidung und der weiteren militärischen Besatzung fest. Die beiden sind im Wahlkampf. Bush kommt im November diesen Jahres auf den politischen Prüfstand, Blair wahrscheinlich im Mai nächsten Jahres.

Die Durchhalte-Rhetorik Tony Blairs baut auf die Anrufung der Labour-Partei sowie der ganzen Bevölkerung, angesichts von „Chaos und Terror“ im Irak hinter ihm zu stehen. Blood, sweat and tears.

Die Legitimationspropaganda George Bush's baut auf die bewährten Lügen, daß Saddam Hussein für die USA eine Bedrohung gewesen sei, daß Mr. President nach dem 11. September kein Risiko hätte eingehen können, daß der Irak eine „zentrale Front im Anti-Terror Krieg“ sei und daß der Kampf im besetzten Land die USA sicherer mache. (Die Masse der Steuerzahler in den USA hat dies teuer zu bezahlen.) Gegen die Kritik seines politischen Widersachers im US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf, John Kerry, behauptete Bush, die Lage im Irak verbessere sich stetig.

God save all the lies.

Diesem sturen Polit-Marketing steht die bürgerkriegsnahe Realität hart entgegen. Selbst der US-amerikanische US-Außenminister Colin Powell hat in Frage gestellt, ob die (ohnehin demokratisch schwach legitimierten) Wahlen im Irak Ende Januar nächsten Jahres stattfinden können. Die gewalttätigen Auseinandersetzungen gefährden erheblich in vielen Gebieten des Landes schon eine zivile Ermöglichung der Wahlbeteiligung und Durchführung der Wahlhandlungen.

Die politische Debatte über den Irak-Krieg bestimmt nun auch mehr und mehr die letzte Phase des US-amerikanischen Präsidentschaftswahlkampfes. Da aber der demokratische Kontrahent Kerry dem Kriegspräsidenten Bush erst in jüngster Vergangenheit mit zunehmender Kritik am militärischen Irak-Einsatz Paroli zu bieten begonnen hat, liegt der Republikaner im Gesamt der Umfragen noch vorn.

Konsequentere Kriegsgegnerschaft wäre also wahlentscheidend.

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15 Jahre nach dem Sozialismus ist ...
Zur vollständigen Befreiung
Diskussionsveranstaltung mit Prof. Dr. Stefan Doernberg

„Die Anstrengungen aller Staaten und Völker der Antihitlerkoalition waren ein Unterpfand des Sieges im antifaschistischen Befreiungskrieg. Die Antihitlerkoalition entstand nicht als ein befristetes Zweckbündnis von Staaten unterschiedlicher Systeme, sondern als eine logische, dem realen Geschichtsverlauf entsprechende starke Koalition. Sie verfolgte zwei Ziele: die Rettung der Zivilisation vor der Barbarei und die Herstellung eines dauerhaften Friedens.“

(Stefan Doernberg: Fronteinsatz. Erinnerungen eines Rotarmisten, Historikers und Botschafters. Berlin 2004, S. 105.)

Der Mai 1945 beendete den kühl-kalkulierten Eroberungs- und Vernichtungskrieg der faschistischen Diktatur, in dem über 60 Millionen Menschen ermordet wurden. Der Mai 1945 läutete eine historische Phase voller Zuversicht und begründeter Hoffnung ein: Die Befreiung von dieser enormen Destruktivität war auf der ganzen Welt verknüpft mit der handlungsrelevanten Absicht zur Schaffung eines dauerhaften Friedens und umfassend sozialer Gerechtigkeit als humane Entwicklung. Daher sollten die „drei großen D: Denazifizierung, Demilitarisierung und Demokratisierung“ (Doernberg) als verbindliche völkerrechtliche Vereinbarung (so im Potsdamer Abkommen und in der UNO-Gründung) die friedliche und produktive Völkerverständigung dauerhaft sichern – als Grundlage für ein entwicklungsreiches Leben aller Menschen, zur Befreiung von sozialem Elend und Destruktion.

Die Menschheit ist von der Herrschaft des Faschismus befreit worden – jedoch ist sie noch nicht frei von Ausbeutung, Entfremdung, Krieg und sozialem Mangel. Die humanistische Alternative zur gewinngierigen Destruktion ist der Kampf für eine Welt, in der die Menschheit von der Geißel des Krieges und der Ausbeutung befreit ist; dies ist begründeter Optimismus, positive Motivation und erfreuender Ausblick einer vernunftvollen Lebensweise kooperativer Gesellschaftsveränderung.

„(J)ener Tag (war) für mich der bedeutsamste meines Lebens. Ein Tag der Freude und des Nachdenkens über das Erlebte. [...] Am nächsten Morgen [3.5.'45] glaubte ich, in einem neuen Zeitalter aufgewacht zu sein. Alles war jetzt wohl anders.“

(ebd, S. 91, 93.)

Stefan Doernberg, aus kommunistischer Familie jüdischer Herkunft 1935 vor den Nazis von Berlin nach Moskau geflohen, meldete sich zur Roten Armee, als die Wehrmacht am 22.6.1941 die Sowjetunion überfiel. Als Leutnant beteiligte er sich an der Aufklärung der deutschen Soldaten über die brutalen Absichten und sozialen Interessen des imperialen Expansionskrieges mittels Flugschriften und Lautsprecherdurchsagen, um sie zum Niederlegen der Waffen zu bewegen. Er nahm an der Befreiung Berlins teil, u. a. als Dolmetscher bei den Kapitulationsverhandlungen. Später engagierte er sich als Historiker am europäischen Friedensprozeß und war Botschafter der DDR in Finnland.

Aus Anlaß des 15jährigen Bestehens der PDS wollen wir mit Stefan Doernberg über die Aktualität der uneingelösten Schlußfolgerungen aus 1945 für das kooperative Engagement zur Durchsetzung friedlicher, kultivierter und allgemein nützlicher Menschheitsentwicklung diskutieren.

15 Jahre nach dem Sozialismus ist ...
Zur vollständigen Befreiung
Vortrag und Diskussion mit
Prof. Dr. Stefan Doernberg (Berlin)

Donnerstag, 7. Oktober 2004, 18 Uhr
Philosophenturm, Hörsaal C, Von-Melle-Park 6

Eine Veranstaltung der Liste LINKS in Kooperation
mit der AG Studierendenpolitik der PDS HH

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Jakobinersperling