Sommersemester 2007

Flugblätter

Inhalt:

f-07-04-01 Semesteranfangszeitung der Liste LINKS
f-07-04-02 Der Weg der Universität. Woher kommt eigentlich die Hoffnung?
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-07-04-03 „Mißverständnisse“? oder Die Krise der CDU
f-07-05-01 Von der erkennbaren Freiheit, die Not zu wenden
f-07-05-02 Vernunft: Die Macht des Schönen
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-07-05-03 „Maulkorb“: Würde? Solidarität!
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-07-05-04 Das Beispiel Bremen oder Die mögliche Renaissance des Sozialstaats
f-07-05-05 „Zuversicht statt Zukunftsangst“? oder Die kritische Vernunft ist praktisch gegen die Angst
f-07-05-06 Bevölkerung unter Generalverdacht. In diesem Zusammenhang: Aus dem Akademischen Senat
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-07-05-07 Dividende ohne Ende respektive Gebührenfreiheit ohne Reue
f-07-06-01 Gib acht! Aufmerkungen zum aktiven Mißtrauen
f-07-06-02 Unsere Aufgabe: Frieden
Rückblick auf eine Aussicht gebende Veranstaltung für „Frieden in Nah-Ost“
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-07-06-03 Gegen Links ist Rechts: Westerwelle tutet trotzig ins Horn
f-07-07-03 Wer fürchtet sich vor'm schwarzen Mann? oder Ach, Schäuble!
f-07-07-04 Das Große und Ganze. Zur notwendigen Einheit und Entwicklung der Universität
f-07-07-05 Erhitzte Gemüter. Die absichtsvolle Aufregung um Oskar Lafontaine
f-07-07-06 Kritische Kooperation: Das positive Nein zum alltäglichen Unsinn
Zu den Ergebnissen der Wahlen zu den Fakultätsräten
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-07-07-07 Ärgerliche Drägeriaden oder Die Kritik der reinen Unvernunft
f-07-07-08 Dirigismus oder Emanzipation? Zur beabsichtigten Exmatrikulation von 1939 Studierenden
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-07-08-01 Adieu Dräger. Eine nachdrückliche Verabschiedung
f-07-08-02 So geht es nicht mehr weiter oder Die Krise verlangt einen politischen Richtungswechsel
f-07-08-03 „Preussens wirkliche Gloria“? oder „Freiheit“ und Kanonen
f-07-08-04 Mit kritischer Geduld und oppositioneller Klarheit zur Entscheidung: Für Gebührenfreiheit
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-07-08-05 Die Universalität des Krieges verlangt allumfassende Ablehnung und positives Engagement für den Frieden
f-07-08-06 Nein zum Kriege oder Freiheit durch Zivilismus
f-07-09-01 Das Leben in Hamburg oder
Der Alltag ist am bedeutendsten, wenn man ihn aufgeklärt politisch gestaltet
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-07-09-02 Die lustigen Konservativen oder Die Tötungsmaschine von Herrn Kusch
f-07-09-03 Krieg ist Krieg und Frieden ist Frieden
f-07-09-04 „Gottesverehrung“ und „Entartung“. Ein Kardinal redet autoritären Klartext
f-07-09-05 Schäuble GmbH & Co KG oder Der Sinn der versuchten Panikmache

Semesteranfangszeitung der Liste LINKS

Bekämpfenswerter Zynismus
oder
Die Freiheit zur Depression ist die Depression der Freiheit

„Das Recht auf freie Entfaltung der Person umfasst auch das Recht auf willentliche Selbstschädigung.“

Daniel Deckers, „Verbotssignale“, „FAZ“-Leitkommentar vom 22.3.'07

 

„Kaufen, was einem die Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben; glauben, was einem Kirche und Partei gebieten. Beinkleider werden zu Zeit mittelweit getragen. Freiheit gar nicht.“

Kurt Tucholsky, „Schnipsel“, 1932.

Nach dem Gesundheitsreport der Techniker Krankenkasse (TK) hat Hamburg in 2005 bundesweit den höchsten Grad an Krankschreibungen infolge psychischer Leiden.

Andere Studien zeigen, daß die Zahl der psychisch Kranken von 1997 bis 2005 in Hamburg um 70 Prozent angestiegen ist.

Nach einer Erhebung der Bundes-Therapeutenkammer stehen an erster Stelle Angststörungen, an zweiter Stelle Störungen durch Suchtmittel sowie Depressionen. Freiheit?

Hamburg ist eine reiche Stadt mit fortschrittlichen Traditionen. Hier müßte also das kulturelle Elend eigentlich nicht so hoch sein.

Seit 2001 regiert aber ein rechter Senat. Anfänglich wurde die unheilvolle Allianz der Stadtregierung noch aus CDU, rechtspopulistischer „Schill-Partei“ und neoliberaler FDP gebildet. Seit 2004 – die Polit-Ehe mit Schill („Richter Gnadenlos“) war geplatzt – macht die CDU das traurige Regierungsgeschäft alleine.

Die Politik der Konservativen entspricht eins zu eins den Konzepten und Anliegen der Handelskammer. (Das Rathaus ist an die Börse, den Sitz der Handelskammer, gebaut. Die Wege von einem zur anderen sind recht kurz.) Die Verwaltung der allgemeinen Angelegenheiten entspricht in jedem Bereich dem Gusto unternehmerischer Interessen. Das wird die „wachsende Stadt“ genannt. Der Auftrag des Bürgermeisters (Ole v. Beust, CDU) besteht darin, dazu immerfort zu lächeln. Man könnte dies das belächelte Elend nennen, denn die Kluft zwischen Arm und Reich ist während dieser Zeit erheblich gewachsen. Verwachsene Stadt.

In diesem Zusammenhang und Sinn sind auch die Maßnahmen des Wissenschaftssenators Dräger – er selbst nennt sich „Wissenschaftsmanager“ – zu verstehen. Fortgesetzte Unterfinanzierung, Gängelungsverträge zur marktkonformen Entwicklung der Hochschulen, Installierung eines wirtschaftsnahen Hochschulrates, Fakultätenbildung, zweigestufte Abschlüsse (Bachelor/Master), die geplante Einführung von Studiengebühren – all das dient der Verwurstung von Menschen („Humankapital“) und einer vermeintlichen Wissenschaft „just in time“.

Wenn nachhaltige Mißstimmungen auftreten, haben sie hier ihre Ursache.

Wer sich nicht selber die Schuld daran gibt, tut den ersten Schritt seiner Befreiung.

Der zweite besteht darin, die Mißstände zu ändern bzw. ihre Ursachen zu beseitigen.

Die Kritik der Bedingungen bessert den Zustand des Gemüts.

Brav, braver, AStA?

„Die allgemeinen Studiengebühren sollen boykottiert und damit verhindert werden. Ich lehne das ab und kämpfe unter anderem als Finanzreferent dafür, dass der AStA sich nicht am Boykott beteiligt.“

Phillip Schliffke, AStA-Finanzreferent, „Das Dilemma Realismus – warum der Gebührenboykott scheitern wird!“, Artikel für die Zeitung des FSR SozPol, Januar 2007.

 

„Der Mensch gönnt seiner Gattung nichts, daher hat er die Gesetze erfunden. Er darf nicht, also sollen die andern auch nicht.“

Kurt Tucholsky, Der Mensch, 1931

Wollen wir tun, was wir tun sollen?

Ein vernünftiger Allgemeiner Studierendenausschuß (AStA) sollte mit den Studierenden den aufgeklärten Kampf gegen die Erhebung der Studiengebühren führen, gegen den Trimm-Dich-Parcours von Bachelor und Master für zivile Studienbedingungen streiten, für die Abschaffung des digitalen Zwangsprogramms „Stine“ eintreten, sich für menschenwürdige Inhalte und einen kritischen Gesellschaftsbezug der Wissenschaft engagieren: gegen Rechts, für Frieden, sozialen Fortschritt, demokratische Partizipation und ein reproduktionsfähiges Austauschverhältnis mit der Natur.

Dazu gehört ein emanzipatorisches Verständnis der Entwicklungsmöglichkeit und -notwendigkeit des Menschen und die couragierte Ermunterung aller zum solidarischen Engagement für die eigenen Interessen.

In Hamburg bedeutet all das die begründete scharfe Opposition zur Handelskammer und CDU-Senat.

Der amtierende AStA vertritt dagegen das Programm der geschmeidigen Anpassung. Sein verkniffener Kampf gilt der Emanzipation. Analytisch begründetes kritisches Handeln ist den biederen Pragmatikern zuwider.

Hochschulpolitik ist demnach ein konsequenzenloses Bekenntnis gegen die Selektivität von Studiengebühren bei „sozial schwächeren Menschen“ (Leistungsverweigerer?) und die fromm-emsige Beteiligung an der Vorab-Verteilung der erwarteten Gebühreneinnahmen.

„Probleme bei der Umsetzung des Bachelor/Master-Systems“ sollen „beseitigt werden“, damit der Student in der Ausbildungsmaschine reibungslos funktioniere, die Gehorsamskontrolle durch „Stine“ wird daher auch engagiert verfochten.

Kultur bedeutet für sie Konsum und „shopping“, studentische Kultur ist demnach 20% Studierendenrabatt bei Autovermietung (siehe „AStA-Kulturkalender“).

Gegen demokratische Beteiligungsmöglichkeit werden Fachschaftsvertretung und Vollversammlungen bekämpft.

Die „konstruktive“ Devotion gegenüber dem neoliberalen Vorzeigetechnokraten des Senats Dräger gehört ebenso zu diesem Kriecher-Programm wie die mehrheitliche Befürwortung der Uni-Präsidentschaft von Frau Auweter-Kurtz – rüstungsforschende Merkelfreundin und Gebührenbefürworterin.

Daß solch hartnäckige Negation von Würde und studentischen Interessen keine Freude bereitet, scheint dabei auch keine Lehre zu sein: „Sie verstehen den AStA als Job, als echte Arbeit, und nicht als Freizeitbeschäftigung.“ (Selbstauskunft des AStA auf seiner homepage.)

Harte Jungs! (Eine Frau soll auch dabei sein.)

Die Studierenden haben einen besseren AStA verdient – und gewählt. Dem wird engagiert Nachdruck verliehen. Das neue Semester sollte mit einem neuen AStA beginnen. Ganz unbrav. Der Boykott der allgemeinen Studiengebühren trägt dazu bei.

Globaler Militarismus?
STOP den Interventionen!

„Erstens ist das der freiwillige Imperialismus der globalen Ökonomie. Er wird normalerweise von einem internationalen Konsortium durch internationale Finanzinstitutionen wie IWF und Weltbank ausgeübt... Aber wenn es um traditionellere Staaten außerhalb des postmodernen Kontinents Europa geht, müssen wir auf die raueren Methoden einer vergangenen Ära zurückgreifen – Gewalt, präventive Angriffe, Irreführung, was auch immer nötig ist, um mit denen klarzukommen, die immer noch im 19. Jahrhundert leben, in dem jeder Staat für sich selber stand. Unter uns halten wir uns an das Gesetz, aber wenn wir im Dschungel operieren, müssen wir ebenfalls das Gesetz des Dschungels anwenden.“

Robert Cooper, ehemaliger Berater Tony Blairs und Büroleiter von Javier Solana,: „Der neue liberale Imperialismus“, Observer, April 2002

Die Geschichte hält viele Lehren bereit.

Bewußt knüpften die Demonstrationen anläßlich des vierten Jahrestages des Irakkrieges am 20. März an die Proteste gegen den Vietnamkrieg vor vierzig Jahren an. 1967 war der „Marsch auf Pentagon“ Auftakt einer wachsenden Antikriegsbewegung, die das Ende der brutalen Intervention gegen die fortschrittliche Entwicklung im Vietnam einleitete und zudem Ausgangspunkt der 68-Bewegung war, die ihrerseits kräftiger Impuls umfassender gesellschaftlicher Reformen war.

Der Imperialismus ist kein vergangenes Zeitalter. Wo es möglich ist, wird die Ausbeutung heutzutage mit „zivilen“ Methoden vorangetrieben, wo nicht (mehr) mitgespielt wird, militärisch interveniert („rauere“ Methoden). Diese stammen in der Tat aus der Zeit vor dem Völkerrecht, in der das primitive Recht des Stärkeren galt. Wofür wird Krieg geführt?

Der „11. September“ 2001 bot den Anlaß für einen Krieg gegen Afghanistan. In diesem sehr armen Land wird schon seit Jahrzehnten politisch und militärisch interveniert. Verschiedene religiöse Gruppen und War-Lords wurden mit Hilfe des CIA gegen die Sowjetunion organisiert. Als die Taliban den USA den Bau von Öl- und Gaspipelines verweigerten, wurden sie nicht mehr als nützlich erachtet (die Familien Bush und Bin Laden steckten bis dahin tief in gemeinsamen Ölgeschäften), also wurde ein „Regime-Change“ durchgesetzt. Der verheerende Krieg dauert noch heute an mit katastrophalen Folgen für die Bevölkerung.

Auch der Diktator von Bagdad war seinerzeit von den USA aufgebaut worden. Weil er den ungehinderten Zugang zum Öl nicht zuließ, wurde Irak bombardiert und okkupiert, Saddam gestürzt, Ölquellen privatisiert, Tausende von Menschen getötet, gefoltert, gedemütigt. Die behaupteten Massenvernichtungswaffen wurden nie gefunden. Und: Wenn heute dem Iran Krieg angedroht wird, geht es um die politische Vorherrschaft in der Region, die Installierung einer dienstbaren Regierung und die Einschüchterung der Bevölkerung sowie der Friedensbewegung.

Diese negativen Interventionen der Industrieländer für ökonomische Machtinteressen führen politisch und menschlich in die Sackgasse. Das einzig vernünftig ist, sofort alle Truppen zurückzuziehen, massive Aufbauarbeit in Gang zu setzen und alle Waffenexporte zu unterbinden.

Die Universität kann viel dafür tun, über die wahren Kriegsgründe aufzuklären und gegen neue Kriege zu mobilisieren. Rüstungsforschung können wir nicht gebrauchen, die Friedensforschung ist auszubauen. Und: Beim Ostermarsch kann ein deutliches Signal für die Beendigung aller Kriege und sozialen Fortschritt weltweit gesetzt werden. Die Friedensforschung ist dadurch ebenso unterstützt.

Hamburger Ostermarsch
Ostermontag, den 9. April,

12.00 Uhr:
Kundgebung Friedenskirche
Altona (Otzenstraße)

14.00 Uhr:
Friedensfest Großneumarkt

Reden u.a. von
Prof. Dr. Norman Paech, MdB, außenpolitischer Sprecher der Fraktion DIE LINKE,
Wolfgang Rose, Landesbereichsleiter ver.di Hamburg

Dokumentiert:

„Hamburger Aufruf“ der Friedensinitiative Wilhelmsburg. (PDF) (Homepage)

Kein Blut für Öl!
Abzug der Bundeswehr aus dem Nahen und Mittleren Osten!

Die mit Lügen vorbereiteten US-Angriffskriege haben die Menschen im Irak und in Afghanistan in eine Katastrophe gestürzt. Beim Versuch, die Vorherrschaft über die Region, ihr Öl und Gas zu erringen, sind die USA selbst an den Rand einer Niederlage geraten. Den irrsinnigen Ausweg sucht Bush jetzt in noch mehr Blut: zusätzliche Soldaten, Drohungen gegen Syrien und Vorbereitung eines Angriffs auf den Iran. Wird er nicht gestoppt, brennt es bald an allen Ecken, vom Hindukusch bis Palästina, von Georgien bis Somalia.

Für diesen Wahnsinn fordert und braucht Bush mehr denn je Unterstützung aus Europa. Gegen das Interesse und gegen den Willen der Mehrheit verstrickt die Große Koalition die Bundesrepublik immer tiefer in diesen Krieg: Drehscheibe für den US-Nachschub, Flankenschutz vor Libanon und Somalia, weiter hinein in die Kämpfe in Afghanistan und mitzündeln gegen Iran. Eine solche Politik macht sich mitschuldig an Elend und Krieg, Verzweiflung und Hass. Die Folgen fallen auf uns zurück: heimkehrende Zinksärge, terroristische Anschläge, noch mehr Rüstung, noch mehr Sozialabbau.

Sorgen wir dafür, dass die Regierung endlich jegliche Beteiligung am Krieg einstellt. So fallen wir Bush in den Arm, ermutigen andere Länder, Gleiches zu tun und geben der wachsenden Antikriegsbewegung in den USA Auftrieb.

Wir fordern von der Bundesregierung:

  • Abzug der Bundeswehr aus Afghanistan und dem Nahen und Mittleren Osten!
  • Sperrung des deutschen Luftraums und der Häfen für den US-Nachschub!
  • Nein zu einem Krieg gegen den Iran!
  • Einsatz in der UNO für eine atomwaffenfreie Zone in der Region!

Keine Soldaten und keinen Cent für den Krieg! Alles für den Frieden!

Das Engagement für wirksame Vernunft
Mit Freude wider die Kommerzialität

„Weil ich das Gift, das im Finstern schleichet, dem Gesundheitsrate anzeige, soll ich die Pest in das Land gebracht haben?“

Gotthold Ephraim Lessing, „Anti-Goeze/Erster“, 1778.

Bücher
„Wenn der Mensch von
den Umständen gebildet
wird, so muß man die
Umstände menschlich
bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
(1844/45), MEW 2, S.138.

Die Vergiftung ist der Neoliberalismus. Die Quelle des Unheils ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen: Kaufen und Verkaufen. Die vermeintlich ausweglose Gewöhnung an das Gift ist, was „im Finstern schleichet“. Die traurige Individualisierung ist somit eine Verstärkung der Giftwirkung.

Der Kampf für die kritische Qualifikation der Mehrheit der Menschen bewegt sich im Gegensatz zur Kapitulation vor der rauhen Kommerzialisierung von Bildung, Arbeit und Leben sowie der Erstickung wahrhafter Freude.

Aufklärung als vernünftige Lebensweise bedeutet die kooperative Überschreitung des alltäglichen Konkurrenzgebotes. Wer gemeinschaftlich für gute Bedingungen und Möglichkeiten einer sozial und human verantwortlichen Bildung wirkt, gestaltet sinnvoll und perspektivbildend die eigenen Lebensbedingungen zum allgemeinen Nutzen. Das ist wohl getan.

In diesem Verständnis haben wir uns 1993 als Liste LINKS konstituiert. Durch Solidarität ist eine bessere Welt.

Wir arbeiten zusammen mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in der studentischen Interessenvertretung, in den Gremien der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat (plus Ausschüsse), in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau.

Das langfristige kritische Engagement begreifen wir als alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation sei erstes Bedürfnis. Wissen bekommt so eine weitere Bedeutung.

„Der Gedanke geht der Tat voraus, wie der Blitz dem Donner.“

Heinrich Heine, „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“, 1834.

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Gemeinsames Flugblatt von
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS

Der Weg der Universität
Woher kommt eigentlich die Hoffnung?

„Ihren Bildungsauftrag sieht die Universität in der Entwicklung von Sachkompetenz, Urteilsfähigkeit und der Fähigkeit zu argumentativer Verständigung auf wissenschaftlicher Grundlage. Für alle Menschen will sie ein Ort lebenslangen Lernens sein und ein öffentlicher Raum der kulturellen, sozialen und politischen Auseinandersetzung.“

Leitbild der Universität Hamburg, 1998.

Am vergangenen Montag begrüßte die Uni-Präsidentin Auweter-Kurtz die Erstsemester offiziell. In ihrer Rede orientierte sich die seit November 2006 amtierende konservative Hochschulleiterin sehr eng am Leitbild der Universität: Mit dem Eintritt ins Studium begänne eine erfreuliche Lebenssituation, die aber starke Veränderungen mitbringe. Alle sollten deshalb ermutigt sei, Fragen zu stellen und auf die Behilflichkeit der anderen Unimitglieder zu bauen. Im Studium sei Eigeninitiative das A und O, vor allem in der Bestimmung der Schwierigkeiten. Sie riet, Wissen niemals als abgeschlossen zu betrachten, sondern immer kritisch zu hinterfragen und sich über das eigene Fach hinaus zu orientieren sowie sich – in Gremien, studentischen Vereinigungen oder Gemeinden – zu engagieren. Nur so könne die Universität ihrer gesellschaftlichen Verantwortung für Frieden und Humanität entsprechen. Hierfür sei auch die Vielfalt und Größe der Universität Hamburg bedeutsam, die allerdings sehr durch politischen Modernisierungsdruck und Unterfinanzierung in Mitleidenschaft gezogen sei. Deshalb seien Studiengebühren nötig, die aber – mit Hilfe studentischer Beteiligung – nur für die Verbesserung von Lehre und Studium eingesetzt werden sollten.

Die Unipräsidentin, die sonst eher durch ein gänzlich unkritisches Verständnis ihrer Profession als Raketen- und Weltraumforscherin, ein spontanes Gefühl für Hierarchien und die volle Befürwortung von Studiengebühren auffällt, hat sich so verbal erheblich dem Aufklärungsethos einer humanistisch geprägten Universität angenähert. (Die Maßstäbe allgemeiner Nützlichkeit der Wissenschaften, demokratischer Selbstverwaltung und sozialer Offenheit haben durch die historischen Zäsuren von 1945 und 1968 an der Uni Hamburg immer noch eine starke Verankerung.) Der Verwirklichung des universitären Leitbildes und damit einer gesellschaftlich verantwortungsvollen Hochschulentwicklung steht aber die politische Realität der seit nunmehr fünfeinhalb Jahren CDU-regierten Hansestadt entgegen. Unter der expansiven Überschrift „Wachsende Stadt“ wird hier verschärft ein neoliberales Gesamtprogramm zur vollen Zurichtung aller Lebensbereiche und -äußerungen nach kapitalistischen Verwertungsanforderungen verfolgt. (Bis ins Extrem hat diese unmenschliche Doktrin der ehemalige Justizsenator Roger Kusch mit seiner Forderung nach der ‚Rehabilitierung’ der Euthanasie – „aktive Sterbehilfe“ – getrieben.)

Der rigorosen privat-ökonomischen Normierung aller Regungen nach Geld, Zeit und Leistung entspricht in der Universität die Einführung von Studiengebühren, die strikte Zerstückelung der Studiengänge in Bachelor und Master sowie die permanente Kontrolle durch Prüfungen und Punktewesen. Diese rüde Leistungshetze soll die Subjekte wissenschaftlicher Tätigkeit voneinander isolieren und die kurzfristige Marktverwertbarkeit der Wissenschaften sowie der AbsolventInnen sicherstellen. Erkenntnis und Solidarität zur Mehrung des humanen Nutzens sollen so auf der Strecke bleiben.

Mit den Gebühren, der neuen Studienstruktur und der isolierenden Leistungsdoktrin gibt es kein „klar kommen“. Wer hier versucht dienlich mitzuhalten, bleibt auf der Strecke. Wer sich aufrichtet, erkennt: die smarte Oberfläche der neoliberalen Ummodelungen hat tiefe Sprünge. Das Neue ist weder gut noch „machbar“. Verärgerung wird überall artikuliert. Der Wissenschaftssenator hat gepatzt. Er simuliert Stärke.

Es kommt also darauf an, zu entdecken, daß die anderen in ähnlicher Lage sind, die eigene Unzufriedenheit auszudrücken und solidarisch die Kritik an den Ursachen und Verursachern der Übel aufzugreifen und weiterzuentwikkeln. Das Engagement für den Boykott der Gebühren, in Fachschaftsräten und Gremien ist eine erhebliche Verbesserung der eigenen Lage. So erhält das „Leitbild“ seinen lebendigen Sinn.

DOKUMENTIERT: Zum Geleit XXXI, Hamburg, den 15. März 2007,
zur Sitzung des Akademischen Senats am 22. März 2007, die von der Präsidentin eigenmächtig abgesagt wurde
(Zum Geleit: regelmäßige Thesen zu aktuellen Themen von den linken Studierenden an die AS-Mitglieder)

Übergenug
oder
Die Konsequenz des Denkens
1) „Verhunzung“

„Die griechische Sage erzählt von einem König Midas, der alles, was er berührte, in Gold verwandelte. Daß es eine Berührung gibt, die alles, auch das Edelste, augenblicklich in Dreck verwandelt, das erleben wir heute: es ist der Nationalsozialismus, dem diese edle Gabe zuteil wurde. Alle Gedanken der Zeit, geboren aus Geist- und Zukunftswilligkeit, aus dem Wunsche nach Vervolkommnung des gesellschaftlichen Lebens, alles Gute und Wohlgemeinte reißt er an sich, stiehlt es, verbiegt, verdreht, verdirbt und verschmutzt es, verleiht ihm widerliche Mißgestalt, einen Geruch von Ekel und Hölle-, alles, was er anfaßt – und er faßt alles an, – wird unweigerlich in seinen Händen zu Kot und Unflat.“

Thomas Mann, „Deutsche Hörer!“, August 1942.

Reformen? Freiheit? Gerechtigkeit? Demokratie? Vernunft?

Wir leben in erheblich anderen Zeiten, als jenen einmalig barbarischen Zeitläuften – deren Wiederholung, auch im Kleinsten, umfassend zu hindern ist –, zu denen der engagierte Autor die trefflich scharfen Worte fand. Gleichwohl ist aus historischer Barbarei und kluger Gegenwehr aktuell und perspektivbildend zu lernen, daß mehr oder minder harte geistige Verdrehungen die Boten des Elends sind.

„Führung“ ist nicht Demokratie. Krieg ist nicht Frieden.

Not ist nicht natürlich, sondern zu wenden.

2) Wille, Richtung und Tat

„Verstand ich den Vorgang recht, so unterlag dieser Herr der Negativität seiner Kampfposition. Wahrscheinlich kann man vom Nichtwollen seelisch nicht leben; eine Sache nicht tun wollen und überhaupt nicht mehr wollen, also das Geforderte dennoch tun, das liegt vielleicht zu benachbart, als daß nicht die Freiheitsidee dazwischen ins Gedränge geraten müßte, und in dieser Richtung bewegten sich denn auch die Zureden, die der Cavaliere zwischen Peitschenhiebe und Befehle einflocht, indem er Einwirkungen, die sein Geheimnis waren, mit verwirrend psychologischen mischte. ›Balla!‹ sagte er. ›Wer wird sich so quälen? Nennst du es Freiheit – diese Vergewaltigung deiner selbst? Una ballatina! Es reißt dir ja an allen Gliedern. Wie gut wird es sein, ihnen endlich den Willen zu lassen! Da, du tanzest ja schon! Das ist kein Kampf mehr, das ist bereits das Vergnügen!‹“

Thomas Mann, „Mario und der Zauberer“, 1930.

Wer hat den Willen zu gehorchen?

Wer sich umdreht oder lacht, bekommt den Buhmann gemacht.

Gute Ideen helfen sehr, sich nur unwesentlich zu erschrecken.

Wer ohne Ausnahme Verschlechterungen nicht will, muß für Verbesserungen wirken, da sich sonst die gute Idee der schlechten Wirklichkeit beugt – und der Mensch beugt sich gleich mit. Das ist eine unbekömmliche Haltung.

3) Vergegenwärtigung

„Erbarmen wir uns der Kultur, aber erbarmen wir uns zuerst der Menschen! Die Kultur ist gerettet, wenn die Menschen gerettet sind. Lassen wir uns nicht zu der Behauptung fortreißen, die Menschen seien für die Kultur da, nicht die Kultur für die Menschen!“

Bertolt Brecht, Rede auf dem I. Internationalen Schriftstellerkongreß zur Verteidigung der Kultur, Juni 1935.

Wer seine Arbeit um der Arbeit willen macht
oder: weil man das eben gerade so tut
oder: es in der Zeitung steht
oder: der Nachbar schief guckt
oder: er sich für stark im Leiden hält,
der hat sich drangegeben und vergessen.

4) Wie wir hören

„Es laufen Gerüchte ohne jede Bedeutung hin und her zwischen den Menschen, die man Zivilbevölkerung nennt.“

Arnold Zweig, „Der Streit um den Sergeanten Grischa“, 1927.

Es geht die Kunde, der rechte Senat sei nicht mehr erträglich.

Wir wollen dem Gerücht nachgehen.

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„Mißverständnisse“?
oder
Die Krise der CDU

„Anders als in einigen Nachrufen zu lesen, gilt es festzuhalten: Hans Filbinger war kein Nationalsozialist. Im Gegenteil: Er war ein Gegner des NS-Regimes. Allerdings konnte er sich den Zwängen des NS-Regimes ebenso wenig entziehen wie Millionen andere...“

Günther Oettinger (CDU), Minsterpräsident von Baden-Württemberg, in seiner Trauerrede auf Hans Filbinger.

 

„Auf der Straße liegt ein toter Mann. Der Deutsche legt ihn rechts; der Engländer prüft, ob er sich nicht etwa das Leben genommen hat; der Franzose klebt ihm eine Stempelmarke auf - und Mussolini läßt auf alle Fälle dementieren, er sei es nicht gewesen.“

Kurt Tucholsky, „Nationales“, 1924.

In einer Weinwerbung („Hurra! Ein Wein aus Baden-Württemberg“) heißt es: „Baden-Württemberg. Wir können alles. Außer Hochdeutsch.“

Von der CDU könnte es heißen: „Wir können alles. Außer der Wahrheit.“

Auch fundierte und heftige Proteste hatten Günther Oettinger vorerst nicht davon abgebracht zu behaupten, Filbinger sei ein Gegner des NS-Regimes gewesen. Mittlerweile hat er von diesen Äußerungen Abstand genommen, ohne sie jedoch inhaltlich klar zu stellen.

Wer war dieser Hans Filbinger?

Der stramm national-konservative Politiker war harter Gegner der Verfaßten Studierendenschaft, die bis heute in Baden Württemberg nicht existiert. Er mußte 1978 von seinem Amt als Ministerpräsident des Ländles zurücktreten, weil ihm nachgewiesen war, daß er zwischen 1943 und 1945 als Richter, Ankläger oder Beisitzer an Todesurteilen gegen (desertierende) Soldaten verantwortlich mitgewirkt hatte.

Filbinger war Mitglied der SA und der NSDAP. Seine ideologischen Überzeugungen waren in Übereinstimmung mit Diktatur und Krieg, indem er z.B. meinte, daß erst der „Nationalsozialismus“ „die geistigen Voraussetzungen für einen wirksamen Neuaufbau des deutschen Rechts“ geschaffen hätte und daß die „Volksgemeinschaft“ als „Blutsgemeinschaft rein erhalten werden“ müsse und daß „die rassisch wertvollen Bestandteile des deutschen Volkes planvoll vorwärts entwickelt werden“ müßten.

Als unzweifelhaft Ewig-Gestriger entpuppte er sich, als er noch 1978 meinte: „Was damals Recht war, kann heute nicht Unrecht sein.“

Hier liegt also ein Fall von fataler Kontinuität vor. (Die CDU entblödete sich auch nicht, Hans Filbinger als Wahlmann zur Wahl des Bundespräsidenten Köhler aufzustellen.)

„Nie wieder Faschismus, nie wieder Krieg!“ sind für solche Politiker ganz und gar kein politisches Credo. Im Gegenteil: Sie sind nationalistisch, konservativ, kriegsbefürwortend, Gegner des Sozialen und der Demokratie. Im Zweifel sind sie auch Feinde der Verfassung.

Was soll also das ganze Theater?

Günther Oettinger will, wie dies häufig der Fall ist, wenn die Konservativen nicht weiter wissen, am rechten Rand des politischen Spektrums fischen, um der CDU Zustimmung und Pfründe zu sichern, weil ihnen wegen der sozialen Krise beides flöten zu gehen droht. Die Bevölkerung beginnt zu greinen, da braucht man harte (ideologische) Gegenkräfte.

Dagegen hilft ein heiteres „Jetzt erst recht“ der Opposition.

Dem „Nie wieder!“ ist ohnehin ein „Wehret den Anfängen!“ beizufügen.

Konservativ ist in der Sackgasse. Hier beginnt die Alternative.

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Von der erkennbaren Freiheit,
die Not zu wenden

„Die Republik muß weise sein. Von dem scharfen Instrument des Ausnahmezustandes mache sie niemals ohne letzte Not Gebrauch. Jede Maßnahme, die irgendwie an die Methoden des alten Systems erinnert, läßt weite Kreise des Volkes an der Demokratie zweifeln, schafft Erbitterung und Gleichgültigkeit. Nichts Schlimmeres könnte der Republik widerfahren als eine Verdrossenheit gerade der Volksschichten, die sie zu ihrer Verteidigung braucht und die nach ihrer ganzen Denkungsart zu ihr gehören.“

Carl von Ossietzky, „Der Aufmarsch der Reaktion“, 1920.

Ohne politische Diktatur hierzulande und in der reichen Stadt („Die Stadt Hamburg ist eine gute Stadt; lauter solide Häuser. Hier herrscht nicht der schändliche Macbeth, sondern hier herrscht Banko.“ Heinrich Heine): Getrennt durch eine wachsende Kluft, bedingen Arm und Reich sich gegenseitig. Alles ist wenig erträglich. Innenminister Schäuble sinniert wegen der Gefahr wachsenden Unmuts relativ hemmungslos über erweiterete Spitzelei, Folter und den Einsatz der Bundeswehr im Innern.

In dem brisanter werdenden sozialen Zusammenhang kassiert der Ackermann von der „Deutschen Bank“ 36.000 Euro am Tag, was deutlich über dem jährlichen (Brutto-)Lohn- und Gehaltsdurchschnitt in Hamburg (bundesweit am höchsten) liegt. Im Konzern Siemens wurden (werden?) Hunderte von Millionen Euro für Schmierereien bereitgehalten und mehr oder weniger diskret in gierige Taschen gegeben. Ein weiterer offenkundiger Sittenverfall im neoliberal dominierten Kapitalismus.

Da nimmt schon ein wenig wunder, wenn in dieser Konstellation – vier Millionen offiziell Erwerbslose gehören auch dazu – der „Frankfurter Allgemeine hochschulanzeiger“ („Karriere Studieren“) nahelegt, Studierende mögen Kredite aufnehmen, um (Kleinst-)Unternehmen zu gründen. 60 Stunden Arbeit die Woche seien hierfür ebenfalls nötig.

Auch der sinkende Stern Jörg Dräger empfiehlt Kredite (bis zu 7,5 Prozent Zinsen) zur Finanzierung von Studium und Studiengebühren.

Damit ist der Bogen eindeutig überspannt.

Ein Leben für die Banken ist kein Leben.

Ein Studium für die Banken ist keine Wissenschaft.

Studiengebühren sind zu boykottieren.

Demokratie und Wohlbefinden entwickeln sich durch Opposition zu den Übeln.

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Gemeinsames Flugblatt von
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS

Vernunft: Die Macht des Schönen

„Wir haben die Lande gemessen, die Naturkräfte gewogen, die Mittel der Industrie berechnet, und siehe, wir haben ausgeefunden: daß diese Erde groß genug ist; daß sie jedem hinlänglich Raum bietet, die Hütte seines Glückes darauf zu bauen; daß diese Erde uns alle anständig ernähren kann, wenn wir alle arbeiten und nicht einer auf Kosten des anderen leben will; und dass wir nicht nötig haben, die größere und ärmere Klasse an den Himmel zu verweisen.“

Heinrich Heine, „Die romantische Schule“, Drittes Buch, 1835.

 

„1. Rufer: Gegen Klassenkampf und Materialismus, für Volksgemeinschaft und idealistische Lebenshaltung! ‚Ich übergebe der Flamme die Schriften von Marx und Kautsky.“

„Feuerspruch“ des NS-Studentenbundes zur „Bücherverbrennung“ 1933.

Ein besseres Leben aller – Frieden, soziale Egalität und solidarische Entwicklung – und seine Grundlagen sind seit langem vielfältig und gedankenreich vorgezeichnet. Die notwendige Verwirklichung dieser Perspektive hat Gegner. Für die Orientierung auf die Verwirklichung besserer Zeiten müssen wir uns also kritisch erinnern:

Der deutsche Faschismus hat zwischen 1933 und 1945 einen ganzen Kontinent in Blut geworfen. Er hat die kalkulierte Brutalität gewinnlüsterner Geschäfte (zutage) treten lassen. Er war das letzte Mittel der ökonomischen Elite und ihrer servilen politisch-kulturellen Stützen, die beide mit dem Ersten Weltkrieg und der Weltwirtschaftskrise gänzlich ihre gesellschaftliche Legitimation eingebüßt hatten, eine vernünftige Umgestaltung der sozialen Beziehungen gewalttätig abzuwenden.

Eine frühe Inszenierung der braunen Diktatur war die „Bücherverbrennung“. Sie war der Höhepunkt einer mehrwöchigen Kampagne des NS-Studentenbundes sowie des Dachverbandes der „Deutschen Studentenschaft“ gegen Hochschulangehörige aus dem jüdischen Kulturkreis, sowie gegen Linke, Liberale und jeden Ansatz von Vernunft und Humanität in den Wissenschaften. „Reichsweit“ wurden allein zwischen dem 10. und dem 20. Mai etwa eine Millionen Bücher vernichtet. Als die Werke ins Feuer geworfen wurden, riefen ausgewählte NS-Studenten hetzerische Parolen (s.o.), mit denen man sich z.B. gegen den „moralischen Verfall“ durch Literatur Heinrich Manns und Erich Kästners oder gegen „Frechheit“ und „Anmaßung“ bei Kurt Tucholsky und Carl von Ossietzky wandte: die ungeschminkte Kritik gegenüber einer dekadenten Oberschicht und wider den deutschen Kadavergehorsams wurde ebenso verabscheut wie Humor und die messerscharfe Analyse unerträglicher sozialer Zustände. Verbrannt wurden unter anderen Werke von Marx bis Freud, von Kafka bis Brecht, von Erich Maria Remarque bis Romain Rolland, von Klaus Mann bis W. I. Lenin.

An diesem Autodafé beteiligte sich die Hamburger Studentenschaft am 15. Mai mit einer Aktion am Kaiser-Friedrich-Ufer in Eimsbüttel.

Ziel der Maßnahme war die Beseitigung des gesamten humanistischen und aufklärerischen Erbes zur Stabilisierung der Diktatur und Vorbereitung des Vernichtungskrieges. Menschliche Gleichheit und Frieden, Wahrhaftigkeit und heitere Entwicklung, Anteilnahme und Courage sollten so selbst als kulturelle Inhalte ausgelöscht werden.

Dies ist nicht gelungen. Im Gegenteil gewann das historische Erbe im Kampf für die Befreiung vom Faschismus an Bedeutung und die Gegnerschaft nährte die Seite engagierter Vernünftiger. Eine neue, bessere Gesellschaft ist vielfältig und reich an Analysen, Konzepten und Strategien vorgezeichnet und teilweise realisiert worden. Es gibt weiter viel Gutes zu bewirken.

Auch deshalb erinnern wir die Verfemten, Verfolgten und Ermordeten, ihre Werke und ihre Ideen. Nicht zuletzt, weil Klugheit, Mut und Schönheit unzertrennlich sind. So verstanden sind aufgeklärte Literatur, couragierte Kunst und kritische Wissenschaft Lebensmittel – die Macht des Schönen.

Bücherverbrennung – Nie wieder!
74 Jahre nach den Bücherverbrennungen

Donnerstag, 10. Mai 2007, 11 – 17 Uhr:
Lesung aus den „verbrannten Büchern“

auf dem Gedenkplatz zur Erinnerung an die Bücherverbrennungen
(Kaiser-Friedrich-Ufer am Isebek-Kanal,
Bus 4, Haltestelle Bundesstraße/Kaifu-Bad)

weitere Veranstaltungen unter: www.lese-zeichen-hamburg.de

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„Maulkorb“: Würde? Solidarität!

„Die Hauptlenkerin, die uns bei der Standeswahl leiten muß, ist das Wohl der Menschheit, unsere eigne Vollendung. Man wähne nicht, diese beiden Interessen könnten sich feindlich bekämpfen, das eine müsse das andre vernichten, sondern die Natur des Menschen ist so eingerichtet, daß seine Vervollkommnung nur erreichen kann, wenn er für die Vollendung, für das Wohl seiner Mitwelt wirkt.
Wenn er nur für sich selber schafft, kann er wohl ein berühmter Gelehrter, ein großer Weiser, ein ausgezeichneter Dichter, aber nie ein vollendeter, wahrhaft großer Mensch sein.“

Karl Marx, „Betrachtungen eines Jünglings bei der Wahl eines Berufes“, (Abiturarbeit – Deutscher Aufsatz), August 1835.

Einzig rundum sinnvoll ist ein soziales Dasein ohne Einschränkung der Nützlichkeit des Menschen für den Menschen. Hingegen: Wenn die gewinndominierte Verwertung das Maß aller Dinge ist, ist die Würde des Menschen hart angetastet. Das wahrhaft menschliche Leben ist keine Ware.

Das läßt sich auch aus der brutalen deutschen Geschichte vor 1945 lernen. Deshalb wurde „Die Würden des Menschen ist unantastbar“ die richtungsweisende, erste Norm des Grundgesetzes. Die Freiheit der persönlichen Entfaltung, der Meinungsbildung und -äußerung sowie der Wissenschaften und der Künste sind ebenso verbindliche Lehren (Art. 2 und 5). Beabsichtigt ist damit die mündige Partizipation aller an den gesellschaftlichen Verbesserungsaufgaben. Für die Hochschulen bedeutet das die Freiheit von der partikularen Interessendurchsetzung durch private Ökonomie und autoritären Staat. Der CDU-Senat und die konservative Uni-Präsidentin, Frau Auweter-Kurtz, haben zu diesen humanen Ansprüchen ein eher laxes Verhältnis.

Sie betreiben zum Schaden aller die neoliberale Deform der Hochschulen, die seit Jahren von den Interessenvertretungen internationaler Großkonzerne (z.B. Bertelsmannstiftung oder Handelskammer) ideologisch forciert wird. Der politisch gewollte Verkaufsdruck auf die Universität entfernt die Wissenschaften von allgemeinwohlorientiertem Erkenntnisgewinn. Die konkurrenzsteigernde Unterfinanzierung, Personalmangel, Demokratieabbau, (geplante) Studiengebühren, Leistungsdruck und normierende BA/MA-Studiengänge machen die Lern- und Arbeitsbedingungen schwer erträglich. In allen Gruppen der Universitätsmitgliedschaft häufen sich schwere Erkrankungen; tausende Studierende wissen sich ohne psychologische Beratung nicht zu helfen. „Würde“?

Diese dringend änderungsbedürftige Wirklichkeit steht in krassem Widerspruch zu praktischen Erkenntnissen, Erfahrungen und materiellen Möglichkeiten einer humanen Entwicklung von Wissenschaft und Bildung für die Gesellschaft: Eine gesellschaftskritische Wissenschaftsentwicklung, die erneute soziale Öffnung und Demokratisierung der Hochschulen, Studienreform „von unten“, die kooperative Einheit von Forschung, Lehre, Studium und Selbstverwaltung (die Universität als Republik) und ausreichend öffentliche Mittel sind notwendig. Das Engagement für einen politischen und kulturellen Richtungswechsel muß weiterentwickelt werden.

Mit einem „Maulkorberlaß“ in Bezug auf die hochschulpolitische Entwicklung wollte die Präsidentin das öffentliche, kritische Eingreifen von Beschäftigten der Universität unterbinden. Sie versuchte ihre Überforderung mit der Krise der Universität zu verschleiern und die menschenverachtenden Politik des CDU-Senats verteidigen. Beides wurde damit nur noch deutlicher. Die Maßnahme selbst ist verfassungswidrig und stößt wirkungsvoll auf Protest. Die Präsidentin versucht auch, kritische Meinungsäußerungen im Akademischen Senat vermittels einer Geschäftsordnungsänderung (Ordnungsrufe, Entzug des Rederechts und Ausschluß von sogenannten „Störern“) unterbinden zu lassen; dies bleibt noch zurück zu weisen. (S. Kasten)

Wer den Kaiser mimen will, sollte ausgelacht und kritisiert werden, sich eines Besseren besinnen oder von verantwortungsvollen Aufgaben zurücktreten. Autoritär ist weder „groß“, noch stark, noch würdig, noch vernunftvoll menschlich. Kritische Analyse und humanistische Orientierung sowie demokratische Kooperation bilden das heitere Gegenteil. So wird Würde gebildet.

Sitzung des Akademischen Senats

24. Mai 2007, 14 Uhr
ESA 1, Raum 308 oder Hörsaal A

Themen: Fortbestand des Departments für Wirtschaft und Politik, Studiengebühren, Maulkorb, Einsparungen.

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Das Beispiel Bremen
oder
Die mögliche Renaissance des Sozialstaats

„Wenn ein Teil des konjunkturellen Geldsegens investiert würde, könnte das Staatsdefizit trotzdem sinken, ebenso wie die Ausgabenquote – weil im Aufschwung automatisch die konsumtiven Ausgaben sinken. Nur wäre das Geld dann sinnvoller verteilt, und der Staat würde wieder so viel investieren, wie es vor der Einheit üblich war und wie fast alle anderen Staaten es auch tun.“

Thomas Fricke, „Rückkehr zum Normalstaat“, „Financial Times Deutschland“, 11.5.'07, S. 28. Thomas Fricke ist Chefökonom der „FTD“.

 

„Der Stand unserer Zivilisation ist ein solcher, daß die Menschheit schon alle Mittel besäße, überaus reich zu sein, aber in der Gänze noch immer mit Armut geschlagen ist.“

Bertolt Brecht, Anrede an den Kongreß für unamerikanische Betätigungen, 1947.

Bei einer gesunkenen Wahlbeteiligung, die hauptsächlich zu Ungunsten der sogenannten Volksparteien gegangen ist, haben die Parteien, die – trotz alledem, trotz alledem! – mehr oder minder links von CDUCSUFDP zu orten sind, über 60% Prozent der Stimmen erhalten. Die ganz rechten Stimmfänger waren nicht sonderlich erfolgreich. Der Bürgermeister von der SPD mußte denn auch einräumen, daß sich Senat und Partei mehr um „soziale Gerechtigkeit“ bemühen müßten. Eine Ablösung der „Großen Koalition“ durch die Variante „Rot-Grün“ ist möglich und naheliegend. Mit der Linken ist ein sozialkritisches Korrektiv in die Bremer Bürgerschaft eingezogen.

Wegen dieser Konstellation und Option haben sich die Generalsekretäre von SPD und CDU vor laufenden Kameras in der „Berliner Runde“ einen Quasi-Ehekrach geliefert.

Das Bremer Ergebnis ist das Aufwerfen der Möglichkeit für eine positive Korrektur in der Generallinie einer Politik, die die Gegensätze von Arm und Reich in einer entwickelten Industriegesellschaft immer härter aufeinanderprallen läßt.

Mit dem unverzichtbaren Engagement außerparlamentarischer Bewegungen läßt sich eine regierungsamtliche Politik erwirken, die wieder mehr in Richtung Sozialstaat geht.

(Der Sozialstaat „alter Prägung“ ist zwar nicht der Weisheit letzter Schluß, aber der erste richtige und vernünftige Schritt hin auf allgemeine und konkrete bessere Lebensbedingungen, die auch mehr berechtigte Ansprüche wachsen lassen. Der Glanz des Neoliberalismus ist dahin.)

In Hamburg bedeutet dies, dem asozialen rechten Senat mehr Contra und Paroli zu bieten.

Der Boykott der Studiengebühren gehört unbedingt dazu.

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„Zuversicht statt Zukunftsangst“?
oder
Die kritische Vernunft ist praktisch
gegen die Angst

„Die drei großen Strömungen, die in Deutschland von Bedeutung sind, haben gemeinsame Grundwerte: Freiheit, Gleichheit und Ordnung. Sie unterscheiden sich dadurch, dass im Spannungsverhältnis der drei Werte Liberale sich im Zweifel für die Freiheit entscheiden, die Sozialdemokraten dagegen unter dem Banner der sozialen Gerechtigkeit für die Gleichheit und die Konservativen für die Sicherheit durch Ordnung. [...]
Eigenverantwortung ist der Schlüssel zum Erfolg in der Globalisierung. Eigenverantwortlich kann nur der sein, der sein Glück in die eigenen Hände nehmen darf. Gute Bildung und Ausbildung sind die Voraussetzung dafür.“

Guido Westerwelle (FDP-Chef), „Zuversicht statt Zukunftsangst“, „FAZ“, 21.5.'07, S. 8.

Glück in den eigenen Händen?

Die philosophisch-politische Trias der französischen Revolution von 1789, das feurige Credo gegen die feudale Despotie, lautete „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“. Auf das Heute übersetzt sollte dies Freiheit, Gleichheit, Solidarität heißen. Freiheit für die einzelne als gemeinschaftliche Entfaltung, Gleichheit für die allgemeinen Voraussetzungen des Mensch-Seins und Solidarität für das kooperative Engagement sowie den fair bewußten Zusammenhang der aufgeklärten Individuen.

Freiheits-Guido, der Westerwelle, macht nun aber aus der Solidarität die Ordnung, aus der Freiheit einen (globalen) Kampf Aller gegen Alle und aus der Gleichheit einen Pofel, auf dem Alle herumtrampeln sollen. Es soll dabei gelächelt werden. Alles weitere regelt der Psychiater.

Der Liberalismus ist also längst nicht mehr das, was er möglicherweise einmal hätte sein können.

Für das liebenswerte Spießerglück hält der vorlaute Oberliberale folgende Idylle bereit: „Die Lebenswirklichkeit der Menschen der Mitte ist, dass sie morgens aufstehen, ihre Kinder versorgen, zur Arbeit gehen und Steuern zahlen.“ (G. Westerwelle, a.a.O.)

Und wenn sie nicht gestorben sind, dann stehen sie immer noch jeden Morgen auf. Diese strenge Simplizität ist nicht weit entfernt vom bürgerlich-protestantischen „Arbeite, Bete, Spare!“ das schon in den Buddenbrooks von Thomas Mann (1901) ausführlich parodiert worden ist.

Diese „neue“ Ordnung der „Freiheit“, die so jugendlich daherkommt, ist demzufolge sehr alt, sehr eng und sehr verbraucht. Sie entspricht auch dem, was Kurt Tucholsky 1914 (Beginn des Ersten Weltkrieges) aufs Korn genommen hat: „Man braucht nichts zu sein – man muß etwas werden. Der Vorgesetzte hat immer recht. Wenn du Geld verdienst, such dir gleichzeitig eine Philosophie dazu, die dir ›recht‹ gibt. Du brauchst dir nie vorzustellen, wie dem andern zu Mute ist; tu so, als ob du allein auf der Welt wärest. Es ist alles nicht so schlimm. Herrschaft verleiht Rechte, nicht Pflichten.“ („Der Geist von 1914“.)

Es gibt – seitdem und heutzutage – Besseres: Freiheit, Gleichheit, Solidarität. Das ist und schafft Zusammenhang.

Studiengebühren sind zu boykottieren.

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Bevölkerung unter Generalverdacht
In diesem Zusammenhang: Aus dem Akademischen Senat

„Der Mensch ist ein nützliches Lebewesen, weil er dazu dient, durch den Soldatentod Petroleumaktien in die Höhe zu treiben, durch den Bergmannstod den Profit der Grubenherren zu erhöhen. Sowie auch Kunst, Kultur und Wissenschaft.“

Kurt Tucholsky, Aus: „Der Mensch“, 1931.

Es heißt, verletzte Tiger seien extrem gefährlich. Die leitenden Angestellten des weltweiten Kapitalismus veranstalten in Heiligendamm ihr dekadentes Meeting. Das von ihnen verwaltete räuberische System wird wirksam kritisiert, weil die Kritik berechtigt ist. Für Frieden, Freiheit, Demokratie und allgemeine Wohlfahrt muß wirklich alles von Grund auf umgestaltet werden.

Gegen diese breit reifende Einsicht ist die Einschüchterung der Bevölkerung durch die Kriminalisierung von Kritik und Widerstand beabsichtigt. Die Tiger sind verletzt und blecken die Zähne. Innenminister Schäuble, erbitterter Gegner des Grundgesetzes, betreibt den dreisten „Heimatschutz“ nach US-amerikanischem Vorbild: zentrales Meldewesen mit biometrischer Erfassung aller Bürger, heimliche Durchsuchungen privater Computer, systematische Verkehrsüberwachung, rabiate polizeiliche Großeinsätze, geplante Militäraktionen im Bundesgebiet etc. (Übrigens ist dies quasi Re-Import: die amerikanischen Geheimdienste sind nach 1945 auch nicht ohne reichsdeutschen Erfahrungsschatz ausgebaut worden.)

Auch in Hamburg versucht die CDU, der politische Arm der Handelskammer, mit polizeilichen Restriktionen ihre asoziale Regierung abzusichern. Die Bevölkerung wird unter Generalverdacht gestellt.

In dieser gespannten Situation tagte der Akademische Senat (AS) unter Beteiligung vieler Studierender, besonders der Hochschule für Wirtschaft und Politik, jetzt Department in der WiSo-Fakultät (DWP). Sie kämpfen für den organisatorischen Zusammenhang ihrer tradiert gesellschaftskritischen Einrichtung. Statt Verteilungskampf um knappe Mittel wollen sie eine Regulierung der Konkurrenz und kollegiales Wirken für zureichend öffentliche Finanzierung der Uni. Einen unterstützenden Beschluß des AS hat Präsidentin Auweter-Kurtz zusammen mit den glatten Vertretern des derzeitigen AStA und besonders marktdevoten Teilen der Professorenschaft vorerst unterbunden.

Erneut wurde deutlich: Die Unterfinanzierung soll politisch weiter verschärft werden, das daraus folgende interne Gehacke ist aufreibend, die „Frauenförderung“ stößt anläßlich der Stellenknappheit an systemische Grenzen und die neoliberale Technokratie hat feudalen Charakter. Die Präsidentin hat explizit kein Interesse an der (sozialen) Lage der Studierenden, deutet defensiv ihren „Maulkorb“ zum Mißverständnis um und will sich „zum Schutz der Sicherheit“ nicht gegen willkürliche Polizeiaktionen auf dem Campus wenden. Angesichts dieses vermeidbaren Desasters überwiegt noch der ratlose Zweifel bei der Mehrheit des Gremiums den Widerspruch der kritischen engagierten Minderheit. Was ist zu tun?

Am meisten Sinn und Richtung gibt das streitbarkooperative Wirken für humane Bedingungen. Der Präsidentin ist ihr Rücktritt nahezulegen. Gebührenfreiheit und ein Stop der zerstörenden Hochschulpolitik der CDU können durch den solidarischen Boykott der Gebühren erreicht werden. Das hat auch stadt- und bundesweit erhellende Wirkung. Die Bürgerschaftswahlen im Frühjahr 2008 sind eine relevante Zwischenstation für den erforderlichen Kurswechsel in Politik und Kultur. Die Universität, also der kooperative Zusammenhang ihrer Mitglieder, sollte als relevanter Faktor für gesellschaftlichen Fortschritt begriffen und entwickelt werden.

Praktische Perspektive gewinnt, wer die Einheit von Gewalt und Geschäften unter Generalverdacht stellt. Die Täter sind bereits ermittelt. Ein Verfahren zur Besserung der Bedingungen kann eröffnet werden.

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Dividende ohne Ende
respektive
Gebührenfreiheit ohne Reue

„Dann ist einer durchaus verarmt,
Wenn die Scham den Schaden umarmt.“

Johann Wolfgang Goethe, „Sprichwörtlich“, Lyrische Dichtungen Weimar 1810-1812.

Wer schon gestaunt hat, sollte damit nicht aufhören.

Die dreißig größten Dax-Unternehmen überschütteten ihre Aktionäre im vergangenen Geschäftsjahr mit 27,9 Milliarden Euro. Dies sind 41 Prozent der erreichten Gewinne. 2005 waren dies „nur“ 21,1 Milliarden Euro mit einer Quote von 37 Prozent.

Wir leben also gewissermaßen in einer hemmungslosen Aktionärsgesellschaft. (Zu der die wilden Hedge-Fonds maßgeblich beitragen.) It's business, stupid!

Diese Ausschüttungen – ihre Steigerungen gar – sind keine Löhne, keine Beseitigung der Erwerbslosigkeit, keine betrieblichen Investitionen und stehen für öffentliche Einnahmen (Gesundheit, Bildung, Kultur, Verkehr, Kommunikation) nicht mehr zur Verfügung. Gewinnne an Gewinner werden für neue Gewinne eingesetzt. Die Uhr von Breitling tickt unhörbar im Bentley.

Trotzdem – oder: deswegen? – wird endlos gejammert über zu hohe Löhne, strangulierende Steuern, die soziale Besitzstandswahrung, mangelnde Wettbewerbsfähigkeit, über zu wenig Humanressourcen von den Hochschulen und nicht zuletzt über eine zu freche Bevölkerung, die mit ihrem Deutschland nicht so recht zufrieden sein mag. Und der Papst gibt seinen Segen. Über den Marxismus in Lateinamerika spricht er den politischen Bann. Für das Gröbere kommt dann die Polizei.

In diesen Reigen paßt, den Studierenden permanent ein schlechtes Gewissen zu machen. Sie hätten Privilegien und dürften deshalb nicht zu viel wollen und müßten ohne Ausnahme folgsam sein. Der Markt formuliert die stummen ökonomischen Zwänge, die ZEITUNG die laute Ideologie. Die formierte Persönlichkeit wird zunehmend aufdringlich verlangt.

Eine relevante gewichtige Zumutung in diesem Zusammenhang bilden die ordnungspolitisch gewollten Studiengebühren.

Sie zu verweigern eröffnet neue Möglichkeiten.

„Die große Welt
Die Waage gleicht der großen Welt:
Das Leichte steigt, das Schwere fällt.“

Gotthold Ephraim Lessing, Sinngedichte, 1753-1771.

Politische Fehler kommen vor dem Fall.

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Gib acht!
Aufmerkungen zum aktiven Mißtrauen

„Wir sind hier die einzige Partei, die sich ohne Wenn und Aber hinter die Polizei stellt.“

Manfred Jäger, CDU MdBü, sogenannter Innenexperte, in der Bürgerschaftssitzung am 6.7.'07.

 

„Wenn wir es dahin bringen, daß die große Menge die Gegenwart versteht, so lassen die Völker sich nicht mehr von den Lohnschreibern der Aristokratie zu Haß und Krieg verhetzen, das große Völkerbündnis, die heilige Allianz der Nationen, kommt zustande, wir brauchen aus wechselseitigem Mißtrauen keine stehenden Heere von vielen hunderttausend Mördern mehr zu füttern, wir benutzen zum Pflug ihre Schwerter und Rosse, und wir erlangen Friede, Wohlstand und Freiheit.“

Heinrich Heine, Vorrede zu „Französische Zustände“, 1832.

Die Partei, die Fraktion, die Regierung, die sich laut Manfred Jäger „ohne Wenn und Aber hinter die Polizei stellt“, ist auch die konservative politische Formation, die für die destruktive Installierung von Studiengebühren steht. Diese Haltung bedeutet ein durch und durch negatives gesellschaftliches Konzept.

Die G8-Kritiker denken und handeln für Frieden – Abrüstung, Abzug der interventionistischen Truppen aus den okkupierten Gebieten (ehemaliges Jugoslawien, Afghanistan, Irak und: keine Militäraktion gegen den Iran), Wiederaufbau der Verheerungen durch die Verantwortlichen, zivile Konfliktregulierung und Rüstungskonversion in der Produktion; für Schuldenerlaß gegenüber den arm gehaltenen Ländern und merkliche Erhöhung der Entwicklungshilfe; für internationalen sozialen und kulturellen Fortschritt, für Bildung; für ernsthaften Klimaschutz; für die aktive Realisierung demokratischer Grundrechte; somit: für eine bessere Welt.

Wer hat also etwas dagegen?

Die hartnäckigen Bewahrer der auch stummen Grobheiten großer und größter Geschäfte. (Auch eine nicht erdbebensichere Wohnung kann zum Tode führen.) Die shareholder, ihre politischen Funktionäre, die entsprechenden Lohnschreiber und Organisationen wie die Handelskammer.

Deshalb ist unausgesetztes Mißtrauen angebracht, wenn leichtfertig Besserung versprochen wird.

Darum ist die Kritik zu schärfen.

Zivile Courage sei ihre gemeinschaftliche Folge.

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Unsere Aufgabe: Frieden
Rückblick auf eine Aussicht gebende Veranstaltung für
„Frieden in Nah-Ost“

„Denn wie die jüngsten Wochen und Monate eindrücklich gezeigt haben, ist auch das klügste Kalkül gegen die Wucht der Spekulation machtlos.“

Lucas Zeise, „Endzeit am Aktienmarkt“, Financial Times Deutschland, 5. Juni 2007.

Die Welt ist unzweideutdig krisenhaft. Die Wucht der Spekulation wird von Kanonendonner begleitet. Das kommerzielle Kalkül der „Wachsenden Stadt“ ist das politische Programm der Hamburger CDU-Regierung. Die engagiert verwirklichte Einheit von Wissenschaft, Politik und Kultur bilden dazu ein Gegenprogramm.

Beispielhaft war deshalb eine Vortrags- und Diskussionsveranstaltung im ESA-Hauptgebäude am 5. Juni unter dem Titel „Frieden und Wissenschaft“. Erörtert wurden wissenschaftliche „Beiträge für eine stabile Friedensordnung im Nahen Osten“. Die Universität und das Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) hatten gemeinsam eingeladen.

Margret Johannsen (IFSH) erläuterte den 100 Anwesenden die „verwirrenden und depressiv stimmenden Konflikte“ zwischen Israel und Palästina. Ihr Vortrag machte erkennbar, daß die interessierte Einmischung internationaler Großmächte eine friedliche Beilegung des blutigen Konflikts seit langem behindert. Sie plädiert für eine vernunftvolle, gleichberechtigte Verständigung aller Konfliktparteien, gerade auch mit religiösen Gruppen.

Götz Neuneck (IFSH) setzte sich kritisch mit dem atomaren Rüstungswettlauf am Beispiel Irans auseinander. Als extrem schädlich und allen internationalen Abrüstungsabkommen zuwiderlaufend identifizierte er die US-Rüstungspolitik und -Kriegsvorbereitung sowie -führung. Nicht allein der Iran beschreite unter diesen Drohungen einen eskalierenden Kurs. „Europa“ müsse eine Position der aufgeklärten Vermittlung beziehen. Ein Krieg gegen den Iran ist ohne Wenn und Aber abzulehnen.

Norman Paech, Völkerrechtler der HWP und jetzt Bundestagsabgeordneter für Die LINKE, kritisierte grundsätzlich die Politik der USA, Europas und Israels im Nahen Osten, in deren Folge die gesamte Region im Krieg oder unter permanenter Kriegsdrohung steht. Den imperialen Kriegen früherer Jahrhunderte verwandt, forcierten die ökonomisch starken Länder gewaltsam die Durchsetzung ihrer Macht- und Rohstoffbegehren. Die Verheerungen, die dieser „Rückfall im zivilisatorischen Prozeß“ bedeute, verpflichteten zu einer Friedenslösung für die gesamte Region. Helfen könne eine Konferenz für Frieden und Entwicklung (ähnlich der KSZE). Die diplomatische Durchsetzung des Völkerrechts, die weltweite Abrüstung atomarer Waffen und der Rückzug aller Truppen müßten auf die politische Agenda. Ein Regierungswechsel in den USA und friedensengagierte Öffentlichkeit in Europa könnten die Welt der Verwirklichung dieser Notwendigkeit rasch näher bringen. Der aggressiven Ausdehnung des Imperialismus sei nur kulturell-zivilisatorisch entgegenzutreten.

Die friedensengagierte Öffentlichkeit betonte in der Diskussion speziell die Notwendigkeit des Abzugs der Truppen der Bundesrepublik aus allen Konfliktregionen. Im Mittelpunkt der Fragen und Statements stand die zentrale Rolle der Friedensbewegung sowie aufklärender und fordernder Wissenschaft und Kultur für zivile Entwicklung weltweit.

Den produktiven Diskussionsabend schloß Uni-Vizepräsident Holger Fischer mit der Feststellung, daß der Frieden von wissenschaftlich Tätigen verlange, ihre Erkenntnisse in die Öffentlichkeit zu tragen und in Politikberatung und zivilgesellschaftlichem Engagement zusammenzuführen. Die Universität habe die Verpflichtung, den Schutz und die Freiräume schaffende finanzielle Basis für die Friedensforschung zu gewährleisten.

So ist handlungsrelevante gesellschaftliche Aussicht zu gewinnen.

Eine Veranstaltungsreihe „Frieden und Wissenschaft“ könnte die Universität beleben helfen.

Akademischer Senat

am Donnerstag, den 21. Juni 2007,
um 14 Uhr, Raum 308, Hauptgebäude, ESA 1,
u.a. auf der Tagesordnung:
Geschäftsordnung, Einsparungen, Studiengebühren

DOKUMENTIERT: Zum Geleit XXXIV, Hamburg, den 12. Juni 2007,
zur Sitzung des Akademischen Senats am 21. Juni 2007
(Zum Geleit: regelmäßige Thesen zu aktuellen Themen von linken Studierenden an die AS-Mitglieder)

Wer wagt die große Ambition: Frieden?!
1) Lernresistenz

„Wir haben alle unterschätzt, wie viele Aufständische auftauchen und zusammenfinden würden und dass sie versuchen würden, uns zu stoppen, nachdem wir die Taliban in Afghanistan und Saddam im Irak beseitigt hatten. Wir haben unterschätzt, wie tief dieses Problem geht. Aber ich finde, dass unsere Antwort nur sein kann: Wenn sie uns hart bekämpfen, müssen wir zurückschlagen. Wir müssen geradestehen. Wir müssen sie bekämpfen, überall.“

Tony Blair, scheidender britischer Premierminister, nach dem „G8-Gipfel“ im „SPIEGEL-Gespräch“, „SPIEGEL“ 24/2007.

„Zurückschlagen“, „Geradestehen“, „Bekämpfen“ – „überall“: Nicht alle werden aus Fehlern klug, nicht jeder lernt aus Tat-Sachen; die Bevölkerung lehnt den Krieg ab, der Premier scheidet in Erstarrung.

Krieg nährt die Folgegewalt. Nur Frieden schafft Frieden als zivile Entwicklung.

2) Zusammenhänge

„Die Rüstungskonzerne Krauss-Maffei Wegmann (KMW) und Rheinmetall haben gute Chancen für eine Beteiligung am größten europäischen Militärprojekt für gepanzerte Fahrzeuge. Das britische Verteidigungsministerium hat jetzt den neuen Transportpanzer Boxer als eines von drei Modellen ausgewählt, das in die Endrunde für das Projekt FRES (Future Rapid Effect System) mit umgerechnet 24 Mrd. Euro Gesamtvolumen kommt. Dabei sollen insgesamt 3000 bis 4000 Fahrzeuge – auch andere als der Boxer – für unterschiedliche Aufgaben bestellt werden.“

Gerhard Hegmann, „Briten liebäugeln mit deutschen Panzern“, „Financial Times Deutschland“, 11.6.2007, S. 3.

Nach Kurt Tucholsky ist die Weltwirtschaft verflochten. Laut Bertolt Brecht kommt die Roheit von den Geschäften, die sie, die Roheit, nötig mache.

Wahrheit hilft abzurüsten.

3) Abwägung

„Wenn (wie es in dieser Verfassung nicht anders sein kann) die Beistimmung der Staatsbürger dazu erfordert wird, um zu beschließen, ob Krieg sein solle, oder nicht, so ist nichts natürlicher, als daß, da sie alle Drangsale des Kriegs über sich selbst beschließen müßten (als da sind: selbst zu fechten, die Kosten aus ihrer eigenen Habe herzugeben; die Verwüstung, die er hinter sich läßt, kümmerlich zu verbessern; zum Übermaße des Übels endlich noch eine den Frieden selbst verbitternde, nie (wegen naher, immer neuer Kriege) zu tilgende Schuldenlast selbst zu übernehmen), sie sich sehr bedenken werden, ein so schlimmes Spiel anzufangen(...)“.

Immanuel Kant, „Zum ewigen Frieden“, 1795.

Das „schlimme Spiel“: Die Vergeudung der Arbeit und der Industrie; die Erziehung zu Befehl und Gehorsam; die Beugung der Wahrheit und des Rechts; die Zerstörung von Jahrtausenden in Sekunden; ein verzerrtes Bild des Menschen von sich selbst.

Mit Bildung, Gesundheit und Kultur hat dies nichts zu tun.

4) Die Konsequenz
„Du. Forscher im Laboratorium. Wenn sie dir morgen befehlen, du sollst einen neuen Tod erfinden gegen das alte Leben, dann gibt es nur eins: Sag NEIN!“

Wolfgang Borchert (1921-1947), „Dann gibt es nur eins!“.

Das „NEIN!“ ist: aufgeweckt, vielfältig, notwendig, persönlich, gemeinsam – für Verstand und Leben.

„Nachts darf der Schriftsteller die Sterne begucken. Aber wehe ihm, wenn er nicht fühlt, daß sein Haus in Gefahr ist. Dann muß er posaunen, bis ihm die Lungen platzen.“

Wolfgang Borchert, „Der Schriftsteller“.

Aufmerksamkeit kann weitergegeben werden.

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Gegen Links ist Rechts:
Westerwelle tutet trotzig ins Horn

„Ich bin gegen die Wiederbelebung dieser sozialistischen Leiche.“ (...) „Kommen Sie zu uns, der einzigen Freiheitsbewegung in Deutschland.“ (...) „Mehr Sozialismus oder mehr Freiheit.“ (...) „Markt ist besser als Marx.“ (...) „Privat kommt vor dem Staat.“ (...) „Der Ehrgeiz der Deutschen muss es sein, vorne an der Spitze zu sein.“ (...) „Wir stehen in einem harten Steuerwettbewerb.“ (...) „Mehr Freiheit, mehr Chancen.“ (...) „Die Globalisierung bringt eben nicht nur neue Konkurrenz, sondern auch neue Kunden.“

Guido, der Westerwelle; Ober-Neo der Liberalen (FDP), Parteitagsrede am 15. Juni in Stuttgart.

 

„Der Gegensatz von Nationalismus und Sozialismus ist beschlossen in dem Gegensatz von Krieg und Frieden.“

Thomas Mann, „Vom kommenden Sieg der Demokratie“, 1938; ein Vortrag, der in 15 Städten der USA gehalten wurde, dem langjährigen Exil des Autors.

Was der Vorsitzende der FDP da in der Porsche-Arena (zwei Nummern zu groß für den nervösen Mann und seine kleine Partei) gehalten hat, war eine schlichte wie plumpe Kriegsrede.

„Mehr Freiheit“: Dieser renditetrunkene Schlachtruf galt nicht nur der zeitgleich neu gegründeten Partei Die Linke – das wäre ja noch zu verscherzen -, sondern gilt den Armen, den im materiellen Elend gehaltenen Ländern, den lohnabhängig Arbeitenden, der Bildung, der Kunst, der Wissenschaft und dem Gesundheitssystem. Diese vibrierende Kampfansage ist die Fortsetzung einer alles verwertenden Ökonomie, die nur noch nackte Barzahlen kennt und keine Menschen. Sie ist eine zivilisatorische Bankrotterklärung mit neurotischem Antlitz. Würde sie bei Wahlen mehr als die aktuell prognostizierten zehn Prozent (für den Bund, in Hamburg steht die FDP bei drei Prozent) erhalten, wären wir der gesellschaftlichen Barbarei schon gefährlich nahe.

Woher aber kommt diese sichtliche und hörbare Nervosität?

Die Liberalen, die sich in possenhafter ideologischer Erstarrung auf die „Freiheit“ der Ausbeutung, des Krieges aller gegen alle und die Demagogie contra alles Linke fixieren, sind in einer tiefen politischen Krise. Sie verfehlen in ausgeprägter Weise die humanen und demokratischen Erfordernisse der Zeit, des Lebens und der politischen wie persönlichen Entwicklung.

Ziel-, zweck- und wegführend aus der Krise sind am ehesten Ansätze, wie sie Sozial-Liberale wie Sabine Leutheusser-Schnarrenberger oder Burkhard Hirsch vertreten. Sie meinen, man solle sich nicht auf das Bündnis mit der Union festlegen bzw. der Gegensatz von Freiheit oder Sozialismus sei „eine völlige Verzerrung der Wirklichkeit“. Echte Zukunftsfragen seien dagegen Generationengerechtigkeit, Klimaschutz und soziale Gerechtigkeit.

So hätte auch der Liberalismus noch eine Chance. Ehrlich, Guido.

DOKUMENTIERT

DIE LINKE hat auf ihrem Gründungsparteitag am 16. Juni in Berlin beschlossen:

Nein zu Studiengebühren –
Solidarität mit den KommilitonInnen des Gebührenboykotts

Rund 11.000 Studierende der Universität Hamburg haben die zwangsweise Zahlung von 500 Euro Studiengebühren für das Sommersemester 2007 verweigert, rund 6.100 davon in einem bewußten solidarischen Boykott.

Der Gründungsparteitag der LINKEN sendet allen Kommilitoninnen und Kommilitonen – in Hamburg wie bundesweit und an allen Hochschulen – seine solidarischen Grüße. Eure Aktion ist mutig. Das ist schon jetzt ein Erfolg!

Wir unterstützen Euch jetzt und weiterhin in Eurem Widerstand gegen die Einführung eines Bezahlstudiums, weil

  • Studiengebühren unsozial und kulturfeindlich sind.
    Mit ihnen sollen die westdeutschen Reformen der 68er Jahre zurückgenommen werden. Hochschule und Wissenschaft sollen auf eine Elite zugeschnitten werden. Statt der Muße für Reflexion, argumentativen Austausch und Vernunft sollen Ellenbogen, Paukstudium und dauerhafter Prüfungsdruck dominieren.
  • Studiengebühren undemokratisch und unwissenschaftlich sind.
    Der gesellschaftliche Nutzen für eine humane Wissenschaft im Interesse aller Menschen soll dem ökomischen Kalkül und purem Gewinnstreben untergeordnet werden. So würde wissenschaftliche Tätigkeit noch mehr auf außerwissenschaftliche Interessen zugeschnitten und so auch der demokratischen Verfügungsgewalt und akademischen Selbstverwaltung entzogen werden.

Studiengebühren sind zudem in mehrfacher Hinsicht grundgesetzwidrig und verstoßen gegen Landesverfassungen sowie gegen verbindliche internationale Vereinbarungen.

Nun versucht der Hamburger Wissenschaftssenator der CDU-Landesregierung Jörg Dräger eine unverantwortliche und kopflose Machtprobe gegen die Studierenden, indem er die Zwangsexmatrikulation der Studierenden anordnet, die nicht überwiesen haben. Wir weisen dies vehement zurück und fordern unmißverständlich für jeden Kommilitonen, den Jörg Dräger mit einer Exmatrikulation bedroht, seinen Rücktritt.

Berlin, den 16. Juni 2007

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Wer fürchtet sich vor'm schwarzen Mann?
oder
Ach, Schäuble!

„Es kann uns jederzeit treffen. Das ist eine Sache der politischen Vorsorge.“ (...) „Wir arbeiten mit den US-Geheimdiensten so eng zusammen wie nie zuvor.“ (...) „Nehmen wir an, jemand wüsste, in welcher Höhle Osama Bin Laden sitzt. Dann könnte man eine ferngesteuerte Rakete abfeuern, um ihn zu töten.“ (...) „Für mich bedeutet die Stärkung des Präventivgedankens auch eine Stärkung der Verfassung, weil sei den Menschen Vertrauen gibt.“ (...) Ich weiß, dass es da Ängse gibt und dass das auch in Meinungsumfragen nur begrenzt auf Zustimmung stößt. Das ist so ähnlich wie mit der Volkszählung. Deswegen verlange ich ja von der politischen Führung, dass sie diese Ängste ernst nimmt, aber ihnen nicht nachgibt.“

Innenminister Wolfgang Schäuble im „SPIEGEL-Interview“, Nr. 28/2007.

 

„Nur wo die Engel fliegen,
Da wächst das ew'ge Vergnügen:
Hier unten ist alles Sünd und Leid
Und saure Kirsche und Bitterkeit.“

Heinrich Heine, Gedichte 1840-1843.

Das alte Kinderspiel: „Wer fürchtet sich vor'm schwarzen Mann?“ „Niemand!“ „Und wenn er kommt?“ „Dann laufen wir!“ Bei Schäuble heißt es: „Dann schießen wir!“ - Vorher, wohlgemerkt.

Der brandenburgische Innen-General Schönbohm hat dem Bundessicherheitsminister schon beigepflichtet und ihm zugemessen, der wolle gar nicht vorher schießen. Ehrlich?

Wer die rechts-konservativ gewollten Maßnahmen zur Sicherung einer strengen Ordnung begutachtet, kann zu der Schlußfolgerung gelangen, die eher minder demokratische Republik soll auf eine Diktatur zubewegt werden. So, als hätte es die enorm negativen Erfahrungen von 1933-1945 nicht gegeben und so, als wäre das Grundgesetz, das diesen Erfahrungen kritisch wie demokratisch Rechnung trägt, ein nichtiger Pofel.

Bundeswehr im Innern, Rasterfahndung, Flugzeugabschüsse, Onlinedurchsuchungen, leichtfertigste Erschießungen, Paßgesetz,... - immer feste druff!

Im Innern wird sie soziale Schraube immer enger angezogen, nach Außen wird Krieg geführt um Rohstoffe und Machtgebiete. Daraus resultierende Unruhen, Kritik, Bewegungen – leider auch: unzulässige Verzweiflungstaten – sollen mit militärischer Gewalt und verfassungswidrigen Spitzeleien niedergehalten bzw. eingeschüchtert werden. Eskalationen sind so logisch vorprogrammiert.

Hier ist also ein vernünftiges Contra dringend geboten.

Kriege und Interventionen sind sofort zu beenden. Schuldenerlaß und Aufbauhilfe sind schnell geboten. Rüstungsproduktion ist umzuwandeln in zivile Herstellung sinnvoller Güter. Die Friedensforschung für zivile Konfliktregulierung ist zu stärken.

Der Sozialstaat ist wiederherzustellen. Die massenhafte Erwerbslosigkeit ist zu bekämpfen. Bidlung und Kultur sind gesellschaftlich – als Aufklärung und Emanzipation – aufzuwerten.

In diesem Zusammenhang steht auch die notwendige Abschaffung von Studiengebühren, die Überwindung der Unterfinanzierung der Bildung sowie die Demokratisierung der Schulen und Hochschulen.

Für diese rationale Orientierung lohnt jeder streng zivile und demokratische Einsatz.

Das Militär gehört auf den Müllhaufen der Geschichte.

Aus der Geschichte läßt sich bestens lernen. Ach, Schäuble!

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Das Große und Ganze
Zur notwendigen Einheit und Entwicklung der Universität

„Bildung umfaßt: eine allgemeine Kenntnis des Menschlichen; das Vermögen, sich zurückzuversetzen in die Geschichte und das Werdende mitzufühlen; eine sprachliche Kultur, die sich daraus ergibt, daß Dinge des Intellekt als Tatsache und als Macht anerkannt werden.“

Heinrich Mann, „Verfall einer Welt“, 1934.

Die Universität ist im besten Fall ein Ort der Bildung (s.o.). Fächervielfalt und übergreifende Kooperation sind für fortschreitende Erkenntnis des menschlichen Lebenszusammenhangs gesellschaftlich nützlich und werden historisch tradiert. Mit der strengen Ausrichtung der Universität auf die „Wirtschafts-Cluster“ der gewinnorientierten Standortpolitik („Wachsenden Stadt“) wird diese produktive Gesamtheit politisch absichtsvoll gefährdet. Herr Dräger ist ein Cluster-Beauftragter.

Die Universitäts-Kanzlerin Katrin Vernau hat jüngst zur Verschärfung der ökonomischen Leistungsorientierung in der Universität die Fakultäten aufgerufen, ihr Vorschläge für die Mittelverteilung nach sogenannten Kennzahlen vorzulegen. Erkenntnis, Wahrheit, Humanität als „Kennzahlen“? Mit diesem Unfug soll die historisch gewachsene und einigermaßen demokratisch kontrollierte Mittelverteilung einer systematischen Förderung des Marktgängigen weichen. Die einschränkende Unterfinanzierung als Drohkulisse dient dazu, daß die Fakultäten als Betriebseinheiten um Mittelzuweisungen verschärft konkurrieren. In der neualten Hierarchie weiter unten sollen die Departments und Arbeitsbereiche um ihre Finanzen fighten. Mit Vernunft und Wissenschaftlichkeit ist dieses wilde Hauen und Stechen nicht vereinbar.

Die Order der Kanzlerin traf entsprechend nicht auf viel Gegenliebe. Vier von sechs Fakultäten haben auf die Aufforderung nicht reagiert, eine meldete sich, um zu widersprechen, nur eine Fakultät folgte artig. Diese soll zur Belohnung 450.000 Euro erhalten, die kritische Rückmeldung war immerhin 45.000 Euro wert, die anderen universitären Einheiten sollen leer ausgehen. So simpel soll Gehorsam erzwungen werden.

Gegen dieses Abbruchkommando wissenschaftsfeindlichen und bewußtlosen Managements muß politisch-kulturell die Gegnerschaft aufgenommen werden. Mit kritischer Urteilskraft für Humanität und Aufklärung: Für Kooperation, Solidarität und einen verantwortlichen Gesellschaftsbezug in Studium, Lehre, Forschung und Selbstverwaltung. Dazu bedarf es einer kollektiven Handlungsweise, die über den knappen Horizont eines erzwungenen tagespolitischen Überlebenskampfes deutlich hinausgeht. Die analytisch-systematische Aneignung der Gesellschaft für die allgemein nützliche Überwindung globaler Probleme und die kulturelle Entfaltung der Menschen ist eine Fächer- und Einzelinteressen übergreifende Aufgabe.

Das politische Engagements in diesem Sinne ist erforderlich für einen Ort gesellschaftlicher Verständigung, der persönlichen Entwicklung und des humanen Lernens. Kritische Aktive aus den Fachschaftsräten kooperieren deshalb auch in der Akademischen Selbstverwaltung auf der Ebene der Fakultätsräte für eine sozial verantwortliche, demokratische und aufgeklärte Entwicklung der Universität. Ihr Engagement sollte (nicht nur in den derzeitigen Wahlen) zum Ausdruck kommen.

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Erhitzte Gemüter
Die absichtsvolle Aufregung um Oskar Lafontaine

„Oskar Lafontaine muss mit allen demokratischen Mitteln bekämpft werden. Aber will sich das eigentlich noch jemand zumuten?“

Mathias Döpfner (Vorstandschef des Axel Springer Verlages), „Die Linke/Oskar Lafontaine, der nationale Sozialist“, „Berliner Morgenpost“, 10. Juli 2007.

 

„Im nationalen Rahmen ist längst nicht mehr alles gerecht, was auf der traditionellen Linken, einschließlich großen Teilen der SPD, als gerecht gilt. Ein schlagendes Beispiel ist das beliebte pauschale Nein zu jeder Art von Studiengebühren. Gerecht ist lediglich die Forderung, dass es nicht vom Geldbeutel der Eltern abhängen darf, ob jemand studieren kann oder nicht. Hingegen ist es nicht gerecht, dass die Hochschulen nur aus Steuermitteln finanziert werden.“

Heinrich August Winkler (SPD-Mitglied und Prof. em. für Neueste Geschichte), „Gelassen bleiben, Genossen!“, „Die Zeit“, 12.7.`07.

 

„›Ich habe ‚Bild‘ und die Kanzlerin auf meiner Seite‹, sagt Schäuble. Das reiche.“

„Gezielt töten in Hindelang?“, „SPIEGEL“ Nr. 29/2007, S. 26.

Herr Döpfner hat gewiß auch die „Bild“, die wegen ihres niedrigen journalistischen Niveaus nicht „Zeitung“ genannt werden muß, auf seiner Seite, wenn er rufmörderisch zur undemokratischen Behandlung von Oskar Lafontaine auffordert. Er hat es sich zur Aufgabe gemacht, zur Revanche mit allem aufzurufen, was auch nur irgendwie mit „`68“ zu tun haben könnte. Das damalige „Enteignet Springer!“ sitzt ihm wohl noch tief rumorend in der konservativen Seele.

Der eifrige Springer-Chef ist der ideologische Assistent von Hau-drauf-Wolfgang, dem Kriegsinnenminster Schäuble.

Etwas aufgeklärter ist der professorale Spezialdemokrat Winkler, der lediglich „nachgelagerte Studiengebühren“ fordert, was er für „gerecht“ hält. (Die höhere Besteuerung von Milliardären/Millionären fällt ihm ebensowenig ein wie die Tatsache, daß die Konjunktur die öffentlichen Haushalte merklich aufgebessert hat oder daß die soziale Öffnung des Studiums gerecht ist oder daß AkademikerInnen im Beruf auch wertschöpfend sind,...)

Was ist also los auf dem journalistischen Tanzboden der Republik?

Armeen, Kriege, Rüstungsproduktion sind enorm teuer und destrukiv; sie schaffen keine zivile Entwicklung oder Gerechtigkeit. Diese Politik ist brutal (für viele) und lukrativ – für einige wenige.

Der Sozialstaat wird abgebaut, die Massenerwerbslosigkeit ist hoch, die gezahlten Löhne sind in der Regel ein Witz und Mitbestimmung und Demokratie werden zur Zeit recht klein geschrieben.

Da kommt Unmut auf, der – mag die Art gefallen oder nicht – nachdrücklich und fordernd von Oskar Lafontaine artikuliert wird.

Frieden, soziale Sicherheit, gesellschaftlich sinnvolle Arbeit, Mitbestimmung und demokratische Partizipation; emanzipatorische Kultur, aufklärerische Bildung für Alle, ein Gesundheits- kein Krankheitssystem, bezahlbare Wohnungen und öffentliche Verkehrsmittel sind alles andere als ein Verbrechen, „Diktatur“ oder sonst irgendein Hirngespinst aufgeregter Verteidiger der herrschenden kommerziellen Ordnung.

Kritisches Bewußtsein und Engagement sind für bessere Bedingungen lohnend. Dagegen richten sich die Denunziationen und Maßhalte-Appelle. Wer sich davon nicht einschüchtern läßt, gewinnt einen erweiterten Horizont. Und mehr Freude am Leben. Und: Die Studiengebühren sind nicht haltbar.

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Kritische Kooperation:
Das positive Nein zum alltäglichen Unsinn
Zu den Ergebnissen der Wahlen zu den Fakultätsräten

„Die Zeiten sind längst vorbei, wo man das Menschliche in verschiedene Sphären eingeteilt sehen konnte, von denen die eine die politische war: eine Sonder-Sphäre, um die man sich nicht zu kümmern brauchte. Die Frage des Menschen, das Problem der Humanität steht längst schon als unteilbares Ganzes vor unseren Augen und ist als Ganzes dem geistigen Gewissen auferlegt.“

Thomas Mann, Ansprache zu Heinrich Manns siebzigsten Geburtstag, 2. Mai 1941 (auf einer nachgeholten Feier).

Auf dem „freien“ Markt soll jeder seinen unmittelbaren Vorteil realisieren. Alle werden auf diese Weise zu Gegnern. Eine universell nützliche und erfreuliche Wissenschaft ist so nicht möglich. Wer Besseres will, ist in diesen Zeiten besonders gefordert. Die solidarische Bedeutung des Einzelnen für das Gesamt wächst und wird zunehmend erkannt.

In diesem Spannungsfeld handeln auch die Mitglieder der sechs nun neugewählten Fakultätsräte. Die meisten ihrer nicht-studentischen Mitglieder sind wenig bereit, sich kollegial und couragiert für die allgemein nützliche Entwicklung der Universität gegen das neoliberale „Teile und Herrsche“ des politischen Senats einzusetzen.

Trotzdem sind infolge der fakultätsübergreifenden Kooperation und Initiative von Studierenden vielfach Positionen und Beschlüsse erarbeitet worden, die Kritik an Studiengebühren, der Unterfinanzierung und der verwertungsorientierten BA/MAisierung des Studiums zum Ausdruck bringen. Die kontinuierliche politische Aufklärungsarbeit, die bewußte Verknüpfung des Engagements in der Verfaßten Studierendenschaft mit der Tätigkeit in der Akademischen Selbstverwaltung sowie die kollegiale Zusammenarbeit mit nicht-studentischen Gremien-Mitgliedern wirken so für eine positive Entwicklung aller Beteiligten.

Auf dieser Basis konnte die Wahlbeteiligung trotz verkürzter Wahlfrist mehr als verdoppelt werden. Das erhöht die politische Bedeutung dieser Gremien. Es zeigt auch, wie die Beteiligung an den akademischen Wahlen qualifiziert gestärkt werden sollte.

Die kritischen Aktiven („Sozial, Demokratisch, Emanzipatorisch“ u.a.) – verbunden durch die Fachschaftsrätekonferenz und engagiert in Rechtswissenschaft, Geisteswissenschaften, Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften, Sozialwissenschaften und Erziehungswissenschaft-Psychologie-Bewegungswissenschaft – konnten fast überall ihre Ergebnisse verbessern, (siehe umseitige Tabelle). Einbußen hinnehmen mußten vor allem die AStA-Koalitionäre, also die service- und karriereorientierten Listen „Jura“ und „WiWi“ sowie die Realo-Sozialdemokraten („Jusos and Friends“). Das Bewußtsein der Notwendigkeit gemeinsamer emanzipatorischer Praxis dominiert also gegenüber der Delegation politischer und sozialer Interessen. Hier ist auch die positive inhaltliche Erfahrung des Gebührenboykotts bemerkbar.

Damit ist die studentische Interessenvertretung auf Fakultätsebene kritischer positioniert als vorher. Nun wird es darum gehen, das Engagement gegen die kommerzielle Zerstörung von Wissenschaft und Kultur zu vertiefen, eine konstruktive Haltung der Gremien zum Gebührenboykott zu erwirken und das verschärfte Kürzungs- und „Leistungs“-Diktat des politischen Senats und von Teilen der Uni-Leitung zurückzuweisen.

Frieden, demokratische Partizipation, sozialer Fortschritt, kulturelle Entfaltung sowie die Freude an der politischen Kontroverse sollten als Sinn und Zweck einer produktiven Entwicklung neu verallgemeinert werden. Für Alle – von Allen.

Ergebnisse der Wahlen zu den Fakultätsräten
für die Gruppe der Studierenden
ListennameStimmenProzentSitze
Fakultät 1: Rechtswissenschaft
Kritische Jurastudierende – sozial, demokratisch und emanzipatorisch 13833,7%1 Sitz (+1)
Jura-Liste & Friends27266,3%2 Sitze (-1)
Enthaltungen/Ungültige0/1 
Wahlbeteiligung:41110,2% (2006: 3,8%)
Fakultät 2: Wirtschafts- und Sozialwissenschaften:

Wahlkreis Department Wirtschaft und Politik (HWP)

Internationale HWP-Liste22798,7%1 Sitz (+-0)
Enthaltungen/Ungültige3/3 
Wahlbeteiligung:2339,1% (2006: 5,0%)

Wahlkreis Wirtschaftswissenschaften

WiWi-Liste11298,3%1 Sitz (+-0)
Enthaltungen/Ungültige2/5 
Wahlbeteiligung:1193,3% (2006: 2,7%)

Wahlkreis Sozialwissenschaften

Sozialwissenschaften14873,3%1 Sitz (+1)
Fachschaftsaktive - demokratisch, sozial, emanzipatorisch 5326,2%0 Sitze (-1)
Enthaltungen/Ungültige1/0 
Wahlbeteiligung:20211,8% (2006: 2,7%)
Fakultät 3: Medizin
Medizinerliste (FSR)27893,3%3 Sitze (+-0)
Enthaltungen/Ungültige2/2 
Wahlbeteiligung:2828,1% (2006: 2,0%)
Fakultät 4: Erziehungswiss. / Psychologie / Bewegungswiss.

Wahlkreis Erziehungswissenschaft

Fachschaftsaktive - demokratisch, sozial, emanzipatorisch 53085,8%1 Sitz (+-0)
Realos8613,9%0 Sitze (+-0)
Enthaltungen/Ungültige2/5 
Wahlbeteiligung:6239,5% (2006: 3,8%)

Wahlkreis Psychologie

FSR-Liste15083,8%1 Sitz (+-0)
Realo-Jusos & Friends2916,2%0 Sitze (+-0)
Enthaltungen/Ungültige0/0 
Wahlbeteiligung:17913,3% (2006: 5,3%)

Wahlkreis Bewegungswissenschaft

Wir für euch (FSR)37100%1 Sitz (+-0)
Enthaltungen/Ungültige0/0 
Wahlbeteiligung:3713,1% (2006: 3,2%)
Fakultät 5: Geisteswissenschaften:
„FSR Philosophie“497,8%0 Sitze (+-0)
Kritische Fachschaftsaktive – sozial, demokratisch, emanzipatorisch 47575,3%3 Sitze (+-0)
Realo-Jusos & Liste GeiWiss10616,8%0 Sitze (-1)
Enthaltung/Ungültige1/5 
Wahlbeteiligung:6369,5% (2006: 4,5%)

Vorher 4 Sitze, jetzt 3 Sitze zu vergeben

Fakultät 6: Mathematik / Informatik / Naturwissenschaften
Fachschaftsaktive - demokratisch, sozial, emanzipatorisch 29497%3 Sitze (+1)*
Enthaltungen/Ungültige9/7 
Wahlbeteiligung:3105,0% (2006: 4,5%)

*MIN-Liste hatte bislang 1 Sitz, ist diesmal aber nicht angetreten

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Ärgerliche Drägeriaden
oder
Die Kritik der reinen Unvernunft

„Dräger: Die Talentstadt-Strategie wird nicht zu Lasten der Universität gehen. Es geht ja auch um Forschungsstrategien, die Investitionen nach sich ziehen sollen. Ich schließe weder eine weitere Aufstockung von Anfängerstudienplätzen, noch den Aufbau von Masterangeboten aus. Aber zunächsat muss die Universität einen soliden Struktur- und Entwicklungsplan vorlegen. Dann gilt es, die Bedürfnisse aus Universitätssicht mit denen einer Metropole, die zur Talentstadt werden soll, gegenüberzustellen.“

Jörg Dräger, seit dem Schill-Senat von 2001 Wissenschaftssenator, im „Abendblatt“-Interview, 23. Juli 2007.

 

„Kritik, von gr. kritikë (technë) ›Beurteilungskunst‹; die Beurteilung einer Person oder Sache meist mit dem Nebensinn der Aufzeichnung ihrer Fehler, in den Künsten die Tätigkeit des beurteilenden Kommentierens, in der Gesellschaft die Analyse von Mißständen, in der Philosophie die Prüfung insbes. der Grundlagen unserer Erkenntnis und unseres Erkenntnisvermögens“

„Wörterbuch der philosophischen Begriffe“, Meiner Verlag 2005, S. 366.

Marionette

Von etwas Überwindenswertem soll hier die Rede sein.

Der staatlich bezahlte Manager Dräger macht nicht Fehler, er ist ein solcher; sein Maßstab ist der Kampfplatz Markt bzw. der geschichts- und kulturlose sich selbst verwertende Wert (money); seine Auftraggeber sind Ole v. Beust und die Handelskammer; sein Erkenntnisvermögen beschränkt sich – wie bei der stets teuer zur Hilfe genommenen Unternehmensberatung Roland Berger („Talentstadt“) – auf ökonomische Bilanzen und darauf basierende Image-Rankings.

Die von ihm in diesem Zusammenhang politisch zu verantwortenden Mißstände sind: Hetzende und unwissenschaftliche (damit unmenschliche) Bachelor- und Masterstudiengänge, das elektronische Kontrollsystem „STINE“, die Universität (bürokratisch) zerklüftenden Fakultäten, ein dirigistisch aufgepfropfter Hochschulrat und, nicht zu vergessen, das kulturell formierende und sozial selektive Dressurinstrument der Studiengebühren.

Dem „Abendblatt“ gegenüber gibt Herr Dräger zu, daß genug staatliche finanzielle Mittel vorhanden wären, die Zahl der Studienplätze für Anfänger und Mastersturierende zu erhöhen. Er knüpft dies aber an die Bedingung, die Universität solle sich mit ihrem Struktur- und Entwicklungsplan („STEP“) den Forderungen der Wirtschaftscluster und dem Imageprojekt der „Talentstadt“ beugen. Wenn das nicht eine gediegene Erpressung ist.

Ganz auf dieser Linie liegt auch die kriegerische Hartnäckigkeit des Senators gegenüber den Boykottierenden der Studiengebühren an der Hochschule für bilden Künste (HfbK): Er besteht auf der Exmatrikulation der für aufgeklärte Kunst und demokratische Kunstausbildung, für Gebührenfreiheit und die Solidarität der kreativen Individuen engagierten Aktiven.

Ihnen gelte die uneingeschränkte Solidarität. Herr Dräger erhalte umfassend Paroli. Das wirkt nicht zuletzt auf die politische Konstellation der Stadt. Hierin besteht eine gute Perspektive.

Das immer mögliche Wagnis der Kritik ist ein bewegender Faktor.

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Dirigismus oder Emanzipation?
Zur beabsichtigten Exmatrikulation von 1939 Studierenden

„Organisation
Herr K. sagt einmal: „Der Denkende benützt kein Licht zuviel, kein Stück Brot zuviel, keinen Gedanken zuviel.“

Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner.

Ordnung; Disziplin, Hygiene? Das hat Bertolt Brecht sicher nicht mit der produktiven Orientierung einer aufgeklärten Handlungsweise gemeint.

Ende letzter Woche hat die Verwaltung der Universität an knapp zweitausend Studierende sogenannte Exmatrikulationsbescheide versandt, weil diese aus sozialen und politischen (auch verwaltungstechnischen) Gründen noch keine Gebühren bezahlt haben.

Vorweg gesagt: Diese Schreiben sind rundum zweifelhaft. Schon allein die Exmatrikulation im laufenden Semester ist offenkundig rechtswidrig. Mit solidarischer Kooperation und begründeter Kritik kann hier eine kultivierte Übergangslösung ins nächste Semester erwirkt werden, die zudem allen eine Teilnahme am kommenden Gebührenboykott ermöglicht. Entsprechende Informations- und Diskussionsveranstaltungen sollten dafür wahrgenommen werden.

Funktional ist der groteske Massenbrief eine folgerichtige Konsequenz der Bravheit gegenüber der neoliberalen Ökonomisierung der Hochschulen. Nach dieser politischen Prämisse gilt als Zweck der Universitäten die Produktion und Verbreitung nicht von kollektiv nützlichen Erkenntnissen, sondern von Waren, die auf dem Markt veräußerbar sind. Kaufen und verkaufen - das sei die quasi-göttliche Norm. Abweichung darf nach Auffassung der Priesterinnen und Priester nicht sein. Nach Gründen wird nicht gefragt. Der totale Markt ist erbarmungslos autoritär. Den Universitäten und ihren Mitgliedern sollen so strukturell humane Ansprüche der Wahrheitsfindung und kritischen Kreativität zur menschenwürdigen Gestaltung der Gesellschaft abtrainiert werden.

Dafür werden Studierende zu Kunden degradiert, die „Qualifikation“ und Zertifikate nachfragen und zu diesem Zweck Studiengebühren bezahlen sollen. Bildung, Kunst und wissenschaftlicher Erkenntnisgewinn (oder was davon übrig bleibt) gelten als Waren. Eine Ware ist zu bezahlen. Sonst folgen Mahnung und Strafe dem schamvollen Dieb auf dem Fuße. Geheiligt sei das private Eigentum, in Ewigkeit. So sei es. Sei es so?

Diese erniedrigende Praxis gegen Bildung und Gesellschaft verlangt nach einem engagierten Contra aller. Vernunft verträgt kein Diktat.

Die Hochschulen und damit die Studierenden sind zunehmend vor die Wahl gestellt: gehorsamer Trott in einer surrealen kommerziellen Geisterwelt, in der die Mehrheit müde schafft, was einer Minderheit nützt oder eine konstruktive egalitäre Gemeinschaft Lernender und Lehrender, die im kritischen Disput die gesellschaftliche Nützlichkeit ihrer Arbeit konsensual bestimmen und so das allgemeine Wohl mehren.

Eine lebendige Demokratie, sozialer Fortschritt und ein heiter-rationaler Bezug zu den Mitmenschen sollten also ein „Wagnis“ wert sein. Nützliche Arbeit und zivile Entwicklung sind dabei auch nicht zu verachten. Kunst als anschauliche Erkenntnis sei eine allgemeine Angelegenheit.

Deshalb: Die Sinne weit auf! – Ohne Beschränkungen ist das Leben für alle am besten.

Drohungen und Einschränkungen aller Art müssen deshalb kollektiv zurückgewiesen werden.

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Adieu Dräger
Eine nachdrückliche Verabschiedung

„Doktrin
Schlage die Trommel und fürchte dich nicht,
Und küsse die Marketenderin!
Das ist die ganze Wissenschaft,
Das ist der Bücher tiefster Sinn.

Trommle die Leute aus dem Schlaf,
Trommle Reveille mit Jugendkraft,
Marschiere trommelnd immer voran,
Das ist die ganze Wissenschaft.

Das ist die Hegelsche Philosophie,
Das ist der Bücher tieftser Sinn!
Ich hab sie begriffen, weil ich gescheit,
Und weil ich ein guter Tambour bin.“

Heinrich Heine, 1842.

Wer hinschaut und sich traut, die Wahrheit zu erkennen und zu sagen, der schaue und sage.

Bezüglich der atemberaubend steigenden Preise für Milch und Milchprodukte bemerkt ein älterer Mitbürger aus Hamburg: „Das ist eine unverschämte Wucherei, die Konzerne stecken sich doch nur die Taschen voll!“

Dieses Prinzip, volle Taschen noch voller zu stopfen, erfüllt mit dogmatischer Unbeirrbarkeit der noch amtierende Wissenschaftssenator Jörg Dräger.

Immer offenkundiger bedient er ohne Umschweife die leichtfertigtste Geschäftemacherei, die wiederum weiteren Geschäften dienlich ist.

Um sein lädiertes Image und das des sogenannten Wissenschaftsstandortes Hamburg zu retten bzw. zu polieren, verfiel der beamtete Neoliberale auf die Idee der „Talentstadt Hamburg“. Für dieses ideologische Rettungsprojekt wurde die Unternehmensberatung Roland Berger – einer der Marktführer dieser Branche, für den Herr Dräger Ende der 1990er Jahre für zwei Jahre als Berater tätig war – für knapp 240.000 Euro beauftragt herauszufinden, welche Gründe für die Ortswahl sogenannter Talente relevant seien.

Diese Steuergelder sind so gut wie in den Kamin geworfen, denn erstens ist aus schon bestehenden Erhebungen bekannt, daß Hamburg als Wohnort allgemein relativ beliebt ist und zweitens liegen die Übel (nicht nur) der Hochschulpolitik des rechten Senats auf der Hand: Unterfinanzierung, Studiengebühren, gestufte Abschlüsse, Entdemokratisierung der akademischen Selbstverwaltung und das „STINE“-Reglement als technokratische Maßnahmen einer zunehmend rigiden kommerziellen Handlungsweise der Stadtregierung.

Man braucht also nicht die Firma Roland Berger und fast eine viertel Million Euro, um zu wissen, daß fast alles im argen liegt und wer die politische Verantwortung dafür hat.

Diese Politik schadet der Mehrheit und ist an ihr Ende gekommen.

Adieu!

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So geht es nicht mehr weiter
oder
Die Krise verlangt einen politischen Richtungswechsel

„Die Krise besteht in der Tatsache, daß das Alte stirbt und das Neue nicht zur Welt kommen kann: in diesem Interregnum kommt es zu den unterschiedlichsten Krankheitserscheinungen.“

Antonio Gramsci; „Gefängnishefte“, Heft 3, 1930, § 34, „Vergangenheit und Gegenwart“.

 

„4 Entspannung leben
Der Mensch verlernt mehr und mehr zu entspannen, fast immer ist er Sinneseindrücken ausgeliefert, die verhindern, dass er sich mit sich selbst auseinandersetzt, dass er zur Ruhe kommt und sich von Sorgen und Problemen des Alltags befreit. Wer damit Schwierigkeiten hat, sollte sich vielleicht einmal fernöstlichen oder indischen Traditionen zuwenden. Immer mehr Experten haben in den vergangenen Jahren etwa Yogaübungen zur Steigerung der körperlichen Fitness und zur Stärkung von Nerven und Muskeln empfohlen. Alternativen können Chi Gong oder Thai Chi sein.“

Michael Wittershagen, „Ich kann nicht mehr!“, 13 Tipps zum Umgang mit der „Volkskrankheit“ „Burn-out“, „um nicht in die Krise zu geraten“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“, 5.9.`07.

Gewiß, der Alltag ist zunehmend stressig. Wir sind aber nicht irgendwie überfordernden Sinneseindrücken ausgesetzt (Studiengebühren, Erwerbslosigkeit und teures Verschenken der öffentlichen Krankenhäuser als „Sinneseindrücke“?), die sich mit Yoga, Chi Gong oder Thai Chi psychisch beruhigen, geistig ordnen oder gar tätig aus der Welt schaffen ließen.

Das sogenannte Neue, die handelskammergeleitete kommerzielle Formierung der Hochschulen, die emsig technokratisch von Jörg Dräger für den rechten Senat exekutiert wird, ist, kaum nimmt sie in der Praxis ihre häßlichen Konturen an, ein gesellschaftspolitischer Flop.

Wissenschaft – in Forschung, Lehre, Studium, in Selbstverwaltung, in verantwortungsvoller Leitung, im begeisterten Engagement aller ihrer Mitglieder – findet als positiver kulturbildender Faktor in der Gesellschaft kaum noch statt. Die Hochschulen sind lärmende hektische Baustellen ohne rechten Zusammenhang, es fehlen empfindlich Geschichtsbewußtsein und humanistische Perspektive.

Dem entsprechen die konzeptionslose Mängelverwaltung der konservativen Präsidentin sowie das Sparkommissariat ihrer durch Unternehmensberatung zahlenformiert geschulten Kanzlerin; der mangelnde Zusammenhang der Universität mit ihren lediglich formal gebildeten Fakultäten; die unstudierbaren gestuften Hetzabschlüsse Bachelor und Master; das rigide Regelungssystem „STINE“ sowie die unsozialen und dekultivierenden Studiengebühren.

Das führt nicht in die Krise, sondern das ist die Krise selbst.

Wer damit nicht zurechtkommt bzw. nicht zufrieden ist, muß nicht in nagendem Selbstzweifel die Schuld im eigenen Unvermögen suchen, sondern sollte getrost den Unmut auf diese Mißstände, Zumutungen und Beschränkungen wenden. Wer davon spricht, wird Gehör und möglicherweise gegenseitige Erleichterung finden. So mag auch die Befreiung von den Sorgen und Problemen des Alltags gelingen.

Das kritische Engagement gegen Studiengebühren ist auch ein Impuls für einen generellen Politikwechsel in der Hochschul- und Stadtpolitik.

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„Preussens wirkliche Gloria“?
oder
„Freiheit“ und Kanonen

„Es war nichts weniger als der ›Übergang zur modernen Marktgesellschaft‹ (Historiker Thomas Nipperdey), den die Preußischen Reformen ermöglichten. Ein Arbeitsmarkt entstand, der freie Wettbewerb setzte sich durch, Fabrikbesitzer investierten, um Gewinne zu erwirtschaften, mit weitreichenden Folgen. Ohne Bauernbefreiung und Gewerbefreiheit wäre Preußen und damit Deutschland nie ein Industriestaat geworden.“

Klaus Wiegrefe, „Die gute Revolution“, „SPIEGEL“-Titelgeschichte, Nr. 33/2007.

 

„Angeregt oder skeptisch hörten die Oberleutnants und Hauptleute der Kampftruppen von all der militärischen Politik. Herr von Heßta geriet in den Mittelpunkt ihres Kreises; er sah auf die Auswirkung unserer Eroberungen hin. Man richtete das deutsche Gesicht ostwärts, meine Herren. Die Politik Heinrichs des Löwen, viel zu lange unterbrochen von staufischen Südträumen, sprang wieder in Präsenz. Ein Baltikum von ungeheuren Ausmaßen war zu schaffen; Preußen riß dann ganz Deutschland ins Schlepptau und wies der Welt seine kolonisierende Herrenhand. Und erregt blinzelnd trank er seine Tasse leer und kommandierte: ›Wo Alexander kaputt ging und Napoleon verkrachte, da dringt Albert Schieffenzahn mit flatternden Standarten durch. England ist geliefert. Der Weg nach Indien erwartet uns.‹“

Arnold Zweig, „Der Streit um den Sergeanten Grischa“, 1927 (Szene einer deutschen Offiziersfeier an der russischen Front während des Ersten Weltkrieges).

Von Anatole France (Schriftsteller, 1844-1924) stammt das trefflich-ironische Bonmot, es sei Armen wie Reichen gleichermaßen verboten, unter Brücken zu schlafen.

In des „SPIEGEL“s allwöchentlichen Rettungsversuchen der bürgerlichen Gesellschaft unter neoliberalem Geschäftsregime („Nibelungen“, „Die stille Islamisierung“, „Gut und Böse“, „Die Diktatur der Bürokraten“ etc. pp.) sind immer wieder historische Themen zu finden. In der laufenden Nummer wird mit Preußen getitelt. Im wesentlichen geht es um die Gewerbefreiheit und wie aus einer feudalen Ständegesellschaft eine kapitalistische Industriegesellschaft wird.

Gegenüber der auch militaristischen und obrigkeitsstaatlichen Tradition, Kultur und Geschichte Preußens wird die Reformzeit des Landes zu Beginn des 19. Jahrhunderts hervorgehoben und positiv dargelegt. In diese Zeit fallen nicht nur die bürgerlichen Reformen des Staatswesens (vom Stein und von Hardenberg) und des Militärs (von Scharnhorst), sondern auch die Bildungsreformen Wilhelm v. Humboldts (Universitätsgründung, „Lernen lernen“).

So weit, so gut.

Gleichwohl bleiben die preußischen obrigkeitsstaatlichen Kontinuitäten in Preußen selbst, im reichsdeutschen Wilhelminismus (siehe Arnold Zweig, obiges Zitat) und im deutschen Faschismus in der freiheitlichen Argumentationskette unerwähnt.

Stattdessen sei die „Revolution von Oben“ vorteilhaft gegenüber der Französischen Revolution (1789) mit fortgesetzter Aufklärung und „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“.

So ist die „Freiheit“ nicht zu retten.

Die Gewerbefreiheit haben wir schon. Sie beschert uns tiefgreifende Krisen und mancherlei Verdruß. Arbeitsmarkt, Wettbewerb und Gewinne bedeuten auch Krieg, Zerstörung und Elend. Die Welt mit diesen „Freiheiten“ ist nicht zum Besten.

Deshalb ein Vorschlag zur Freude (im Sinne der Freiheit von) – wie wär's mit: Kriegsfreiheit, Rüstungsfreiheit/Verschwendungsfreiheit, Elendsfreiheit, Gewaltfreiheit („Bild“), Atemnotsfreiheit, Verklemmungsfreiheit, Zynismusfreiheit, Studiengebührenfreiheit,...

„SPIEGEL“-Leser wissen noch mehr.

Antikriegstag
Samstag, den 1. September
Demonstration:
„Bundeswehr raus aus Afghanistan – spart endlich an der Rüstung!“

Auftakt: 13 Uhr, S-Bahnhof Sternschanze,
Abschluß: Methfesselfest, Else-Rauch-Platz, mit Podiumdiskussion

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Mit kritischer Geduld und oppositioneller Klarheit
zur Entscheidung: Für Gebührenfreiheit

„Gott versah uns mit zwei Händen,
Daß wir doppelt Gutes spenden:
Nicht um doppelt zuzugreifen
Und die Beute aufzuhäufen
In den großen Eisentruhn,
Wie gewisse Leute tun -
(Ihren Namen auszusprechen
Dürfen wir uns nicht erfrechen -
Hängen würden wir sie gern.
Doch sie sind so große Herrn,
Philanthropen, Ehrenmänner,
Manche sind auch unsere Gönner,
Und man macht aus deutschen Eichen
Keine Galgen für die Reichen.)“

Heinrich Heine, „Zur Teleologie“, 1855.

Die Uni-Leitung hat Ende letzter Woche der Presse mitgeteilt, nach der Versendung von 1.940 Exmatrikulationsdrohungen hätten nun 543 Studierende die Gebühr überwiesen, die Zahlungspflicht von 245 Studierenden werde erneut geprüft. 1.100 Studierende erhielten nun eine Exmatrikulation. Dieser Anteil entspräche dem üblichen Schwund.

Unter der Federführung der konservativen Präsidentin Auweter-Kurtz wird versucht, die restriktiven Absichten des CDU-Senats durchzusetzen. Warum?

Mit der Privatisierung bzw. Individualisierung der Bildung sollen die Lernsubjekte der privaten Ökonomie dienstbar untergeordnet werden: „Leistung“ und „Verwertung“ statt Mündigkeit und gesellschaftliche Problemlösung. Nicht die Bildungseinrichtung soll das Lernen lernen ermöglichen sowie soziale und kulturelle Lernbarrieren überwinden, sondern die Studierenden sollen der ökonomischen Norm entsprechen. Hier hat der Zwang seinen Ursprung.

Die kommerzielle Zurichtung ist für die Studierenden, die Universität und die Allgemeinheit erkennbar schädigend. Die Ablehnung dieses Zwangsmittels ist entsprechend verbreitet und durch weitere Aufklärungsarbeit politisch zu vertiefen. Deshalb drängt der immer weniger smarte Wissenschaft“manager“ Dräger gegenüber den Hochschulen auf Exmatrikulationen. Anderenfalls würde das gesellschaftspolitische Scheitern seiner Hochschulpolitik vollends deutlich. Das wird es aber mit Politik der „harten Hand“ ebenso: Auch aufgrund vielfacher solidarischer Bemühungen kritischer Aktiver wird der unsoziale Charakter der beabsichtigten Exmatrikulation von über 1.000 Kommilitonen manifest. An der Hochschule für bildende Künste (HfbK) – die weiterhin engagiert boykottiert – sollen über 250 Kommilitonen für ihren Protest abgestraft werden. „Lenkungsfunktion!“

Der Konflikt zwischen Kommerz einerseits und andererseits sozialem Fortschritt, kultureller Entfaltung und politischem Engagement für das Wohl Aller ist damit neu zugespitzt. In dieser Lage ist die dauerhafte Unterstützung der HfbKler und der Boykott der Gebühren zum Wintersemester 2007/2008 an allen Hochschulen die beste Konsequenz. Denn diese aufklärungsbasierte Aktion läßt die Perspektive solidarischen Lernens und allgemein nützlicher Entwicklung der Wissenschaften materiell wie kulturell sichtbar werden. Dafür ist auch erforderlich, daß die 1.100 Exmatrikulationen an der Universität solidarisch zurückgewiesen und die einmalige Zahlung der Gebühr allen ermöglicht wird. (Es sollte begründet „unter Vorbehalt der Rechtmäßigkeit“ gezahlt werden. – siehe Rückseite.)

Das fortgesetzte oppositionelle Engagement ermöglicht, auf politischen und juristischen Wege die Gebühren wieder abzuschaffen, und gibt darüber hinaus bildungs- und stadtpolitischen Ausblick. Die Auseinandersetzungen zur Neuwahl der Bürgerschaft im Februar 2008 bietet als Phase der erhöhten politischen Aufmerksamkeit dafür gute Bedingungen.

Gemeinsam hat man gute Wirkung.

DOKUMENTIERT

Hamburg, den 14.8.'07

„Denn nur der große Gegenstand vermag
Den tiefen Grund der Menschheit aufzuregen;
Im engen Kreis verengert sich der Sinn,
Es wächst der Mensch mit seinen größern Zwecken.“

Friedrich Schiller, Prolog zum „Wallenstein“, gesprochen bei der Wiedereröffnung der Schaubühne in Weimar im Oktober 1798.

Unter Vorbehalt

Liebe Kolleginnen und Kollegen vom „Team für Studiengebührenangelegenheiten“,

daß die Studiengebühren sozial selektiv und pädagogisch dekultivierend sind sowie eine Revision der positiven Bildungsreform bedeuten und deshalb für alle Beteiligten eine Zumutung sind, haben wir Ihnen bzw. dem Zentrum für Studierende gegenüber mehrfach argumentativ und vielfach akzentuiert zum Ausdruck gebracht.

In diesem Sinne hat sich die Universität – mittels ihrer Gremien der Akademischen Selbstverwaltung und der Verfaßten Studierendenschaft – mehrheitlich und des öfteren gegen diese Maßnahme ausgesprochen.

Trotzdem erging an fast zweitausend Studierende jüngst ein sogenannter Exmatrikulationsbescheid.

Hierbei wurde nicht nur außer acht gelassen, daß auch nach – mißbilligter – Gesetzeslage die Zahlung von Studiengebühren erst ab dem Ende des laufenden Semesters erforderlich ist (siehe HfBK). Darüberhinaus fanden ebenso mancherlei Tatsachen (z.B. noch laufende Befreiungs- oder Widerspruchsverfahren, schon erfolgte Zahlungen, bisher noch gar nicht „erfaßte Fälle“ etc.) keine Berücksichtigung. Dieses „Kuddelmuddel“ zeigt die Falschheit der Gebühren selbst sowie die Verfehltheit des „Exmatrikulationsbescheides“ an.

Studiengebühren werden in der Bevölkerung mehrheitlich abgelehnt; gut 11.000 Studierende an den Hamburger Hochschulen haben sich am Boykott der Studiengebühren beteiligt.

Wir bauen und orientieren darauf, daß die menschenunwürdigen und wissenschaftsfeindlichen Studiengebühren infolge der Aktivitäten im nächsten Semester und der Neuwahlen des Hamburger Senats zum Beginn des nächsten Jahres wieder abgeschafft werden.

Wir bauen auf eine gute Zusammenarbeit mit Ihnen.

Deshalb zahlen wir die Gebühr nur unter Vorbehalt.

Mit freundlichen und kollegialen Grüßen

Birgit Bachmayer, Gunhild Berdal, Kristian Glaser,
Saskia Mestern, Till Petersen, Michael Schaaf, Golnar Sepehrnia

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Die Universalität des Krieges
verlangt
allumfassende Ablehnung und positives Engagement für den Frieden

„Der Krieg ist ein Akt des menschlichen Verkehrs
Wir sagten also, der Krieg gehört nicht in das Gebiet der Künste und Wissenschaften, sondern das Gebiet des gesellschaftlichen Lebens. Er ist ein Konflikt großer Interessen, der sich blutig löst, und nur darin ist er von andern verschieden. Besser als mit irgendeiner Kunst ließe er sich mit dem Handel vergleichen, der auch ein Konflikt menschlicher Interessen und Tätigkeiten ist, und viel näher steht ihm die Politik, die ihrerseits wieder als eine Art Handel in größerem Maßstabe angesehen werden kann. Außerdem ist sie der Schoß, in welchem sich der Krieg entwickelt; in ihr liegen die Lineamente desselben schon verborgen angedeutet wie die Eigenschaften der lebenden Geschöpfe in ihren Keimen...“

Carl von Clausewitz; „Vom Kriege“; veröffentlicht 1832, kurz nach dem Tode des Autors.

 

„Denn die aktuelle Liquiditätskrise (Krise von Banken und Fonds, Krise der Finanzmärkte) ist nicht nur eine Frage des Vertrauens, das nach ein paar freundlichen Handelstagen wieder zurückkehrt. Der Unwillen der potentiellen Kreditgeber erklärt sich aus dem Wissen, dass im gesamten Finanzsystem die Verschuldung zu hoch ist, dass die bisher bezahlten und in den Büchern angesetzten Preise für Vermögenswerte überhöht und die Risiken unterschätzt worden sind.“

Lucas Zeise (Finanzkolumnist), „Den Schaden begrenzen“, „Financial Times Deutschland“ („FTD“), 21.8.'07, S. 26.

Die internationale Finanzwelt ist in Aufruhr. Es wurde zu heiß, zu heftig und zu hoch spekuliert (beispielsweise und nicht zuletzt in schlecht abgesicherte Kredite). Das reißt Banken, (kriegerische) Anlagefonds und Konsumenten in die Krise und drückt die Aktienkurse nach unten. Konjunkturen von Volkswirtschaften sind gefährdet. Die Ökonomen sagen, die Blase sei geplatzt. Clausewitz nannte diese ökonomische Keilerei Krieg.

Zu dieser turbulenten und wenig allgemeinvernünftigen Welt gehört auch der Krieg im engeren Wortsinn.

Auf die begrenzt vorhandenen (fossilen) Rohstoffe, die wegen prosperierender Ökonomien (China, Indien) und durch die USA stärker denn je nachgefragt werden, wird zwar auch spekuliert, daß die Schwarte kracht, aber dies ist noch nicht der militärische Krieg um Öl-, Gas- und Transportgebiete.

Er wird wahrlich kriegerisch geführt in Afghanistan und im Irak; der Konflikt zwischen den USA und dem Iran basiert ebenfalls darauf. Diese Interessen werden dort „verteidigt“. (ExxonMobil hat in 2006 einen Reingewinn von 39,5 Milliarden Dollar gemacht und ist der größte Konzern der Welt.) Hier entsteht nicht das Wohl der Welt.

Deshalb ist eine Beendigung der Kriege, der Abzug der Truppen und die zivile Wiederherstellung der Länder durch finanzielle Mittel und positive kulturelle Anstrengungen der Kriegsverursacher unter der Schirmherrschaft der UNO dringend geboten.

Demokratie und Kultur gedeihen schlecht bis gar nicht im Kriege.

Die Menschen entwickeln sich zivilisiert nur im Frieden-, was mehr ist, als nur die Abwesenheit vom Krieg. Die Alternative besteht zwischen Zerstörung und Aufbau; zwischen klarer Sicht und Nebel; zwischen gereizter Anspannung und heiterer Produktivität.

Dafür ist kooperativ-kritisches Engagement erforderlich.

„Es ist alles still, wie in einer verschneiten Winternacht. Nur ein leiser, monotoner Tropfenfall. Das sind die Zinsen, die fortlaufend hinabträufeln in die Kapitalien, welche beständig anschwellen; man hört ordentlich, wie sie wachsen, die Reichtümer der Reichen.
Dazwischen das leise Schluchzen der Armut.
Manchmal auch klirrt etwas, wie ein Messer, das gewetzt wird.“

Heinrich Heine,„Lutetia“, 1855.

(Studiengebühren gehören dem Waffenarsenal des weitgehend unblutigen Verwertungskrieges an.)

Antikriegstag
Samstag, den 1. September
Demonstration:
„Bundeswehr raus aus Afghanistan – spart endlich an der Rüstung!“

Auftakt: 13 Uhr, S-Bahnhof Sternschanze,
Abschluß: Methfesselfest, Else-Rauch-Platz, mit Podiumdiskussion

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Nein zum Kriege
oder
Freiheit durch Zivilismus

„Die Militaristen irren. Es ist gar nicht die Aufgabe der Pazifisten, sie zu überzeugen – sie sollen vielmehr in einem Kampf, der kein Krieg ist, besiegt, nämlich daran gehindert werden, über fremdes, ihnen nicht gehöriges Leben zu verfügen. Man mache sie unschädlich; einzusehen brauchen sie gar nichts. Ich bin für militaristischen Pazifismus.“

Kurt Tucholsky, „So verschieden ist es im menschlichen Leben!“, 1931.

Mit der Einsicht in die Notwendigkeit einer positiven Perspektive ist es so eine Sache.

Deutsche Generäle wollen die Truppenstärke der „eigenen“ Armee in Afghanistan auf mindestens 4.000 Menschen erhöhen, um zusätzliche Aufgaben zur Ausbildung der afghanischen Armee erfüllen zu können. Damit soll der NATO-Forderung ausgewichen werden, bundesdeutsche Truppen auch in den kampfreicheren Gebieten im Süden des besetzten Landes einsetzen zu sollen. (Das finden manche Sozialdemokraten auch richtig, während „Verteidigungsminister“ Franz Josef Jung von der CDU, der an diesem Punkt noch zögert, die Bundeswehr am liebsten auch im Inneren einsetzen möchte.)

Die Bundesregierung, gerade von ihrem nutzlosen Friede-Freude-Eierkuchen-Treffen im brandenburgischen Meseberg zurück, hadert insgesamt noch, ob dieser Preis für die Fortführung Kriegsbeteiligung light zu zahlen sei.

Das ist eine klassische Zwickmühle: Wer mitmacht, wird mehr und mehr gefordert, auch „richtig“ mitzumachen. Wer sich immer zurückhält, gilt als „unsolidarisch“ gegenüber der „Verteidigungsgemeinschaft“.

Da kommt die Bundesregierung, die mit großer parlamentarischer Mehrheit gegen das Interesse sowie die erklärte Auffassung der Mehrheit (gegen die Kriegsbeteiligung) regiert, nicht heraus – jedenfalls nicht von alleine.

Deshalb ist es durchaus angemessen, ihr dabei mit öffentlichem Nachdruck behilflich zu sein.

Der Kampf für den Vorrang des Zivilen ist ein kritisches Engagement für das soziale Leben.

Der Abzug der okkupierenden Truppen aus Afghanistan erhöht auch den Druck für den Abzug der Truppen aus dem Irak und macht ebenso einen Überfall auf den Iran unwahrscheinlicher.

Die menschliche Kultur gedeiht ohnehin allerorten besser in Abwesenheit durch das Militär. Abgesehen von den Zerstörungen und Kosten, ist das Prinzip von Befehl und Gehorsam alles andere als demokratisch.

Deshalb: für einen demokratischen Frieden.

Antikriegstag
Samstag, den 1. September
Demonstration:
„Bundeswehr raus aus Afghanistan – spart endlich an der Rüstung!“

Auftakt: 13 Uhr, S-Bahnhof Sternschanze,
Abschluß: Methfesselfest, Else-Rauch-Platz, mit Podiumdiskussion

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Gemeinsames Flugblatt von
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS

Das Leben in Hamburg
oder
Der Alltag ist am bedeutendsten,
wenn man ihn aufgeklärt politisch gestaltet

„[Kennzeichen guten Lebens]
(...) »Einige Philosophen«, erzählte Herr Keuner, »stellten die Frage auf, wie wohl ein Leben aussehen müßte, das jederzeit in einer entscheidenden Lage vom letzten Schlager sich leiten ließe. Wenn wir ein gutes Leben in der Hand hätten, brauchten wir tatsächlich weder große Beweggründe noch sehr weise Ratschläge und die ganze Auswählerei hörte auf«, sagte Herr Keuner, der Anerkennung über diese Frage voll.“

Bertolt Brecht 1953, aus: B.B., „Über die bildenden Künste“, hrsg. v. Jost Hermand, Edition Suhrkamp, 1983.

Der aktuelle nervöse Zeitgeist ist dominiert vom abstrakten Kalkül der Ökonomie. Die Politik des rechten Senats entspricht voll und ganz dieser Kalkulation. Deshalb leben wir in Zeiten krasser, wachsender kultureller und sozialer Ungleichheit.

Heutige Moden der alltäglichen Denkungs- und Handlungsweise sind aus diesen Gründen ein schlechter Leitfaden für eine sinnvolle und genußreiche Lebensführung.

Weil diese – nicht alternativlosen – Bedingungen von den meisten negativ erfahren werden, bemüht sich die Hamburger CDU in jüngerer Vergangenheit verstärkt um ein modernes Image. Das aufreibende Programm der „Wachsenden Stadt“ für wachsende Profite soll um „Lebensqualität“ und „Kreativität“ erweitert werden. Damit versucht die regierende Grinsemaske, die starke Kritik an den verwertungsvergifteten Lebensumständen zu integrieren. (So ist auch der schnelle Rückruf der Werbe-Erlaubnis an den Schulen zu verstehen.)

Zudem sollen nach langer finanzieller Not milde Gaben für Soziales, Bildung und Kultur die deprimierte Stimmung heben. Beides dient der Corporate Identity von „Hamburg“ im Kampf der Wirtschaftsstandorte sowie dem Vorwahlkampf der CDU. Die von Wissenschaftssenator Dräger gehypte „Talentstadt“ ist Teil dieser Kampagne – entwickelt von der Unternehmensberatung Roland Berger und teuer bezahlt (fast 240.000 Euro).

Durch Geldgeschenke und Marketing will er die Konkurrenz unter den wissenschaftlich und künstlerisch Schaffenden verschärfen und gleichzeitig verschleiern. So wird erhöhte Verwertungskonformität für die private Ökonomie zu erzeugen versucht. Nicht „Du bist Deutschland“, sondern „Du bist Talent“. Hinter dieser ebenso versprechungsreichen wie massiven Ideologisierung wird die rohe Wirklichkeit ökonomisch und politisch geschaffener gesellschaftlicher Ungleichheit zu verbergen versucht. Von dieser dreisten Mogelpackung muß sich also niemand täuschen lassen.

Verordnete gute Laune, caritas, „Babyboom“ und Wohlfühlen in „meinem“ Stadtteil sind die kulturelle Begleitmusik – Springer geigt lustig mit – der „Wachsenden Stadt“. „Ich kaufe, also bin ich“ ist kein würdiges Leben.

An die Stelle des schönen Scheins sollten wir deshalb das gemeinschaftliche Engagement für sozialen Fortschritt, nützliche Kooperation, Zivilität und internationale Solidarität als eine produktive solidarische Kultur setzen.

Die aufgeweckten Subjekte von Wissenschaft und Bildung müssen die Erkenntnisse erarbeiten und vermitteln, die erforderlich sind, um Armut und Unterentwicklung, Krieg und Ausbeutung, giftige Konkurrenz und entfremdete, bisweilen schädliche Arbeit aus der Welt zu schaffen. Anstelle des primitiven, rechten Gewäschs von „Effizienz“, „Exzellenz“ und „Elite“ sollte die Universität zu einer (sozial) offenen und demokratischen Einrichtung zum Zwecke der dynamischen (Selbst-)Aufklärung der Bevölkerung entwickelt und ausgebaut werden.

Weiterhin gilt: Es darf ruhig mehr darüber gesprochen werden. Wer das versucht, wird feststellen, daß auch andere den alltäglichen Irrsinn satt haben. Aufreibende Überforderungen schwinden nur, wenn man durch Verständigung und Kooperation die kritischen Handlungsmöglichkeiten aller erweitert: Kritisches Engagement ist keine Last, sondern Befreiung.

Akademischer Senat

am Donnerstag, den 27. September 2007,
um 14 Uhr, Raum 308, Hauptgebäude, ESA 1.

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Die lustigen Konservativen
oder
Die Tötungsmaschine von Herrn Kusch

„Ich will kein generelles Selbsttötungsinstrument anbieten, sondern denjenigen todkranken Sterbewilligen, die ihr Bett nicht mehr verlassen können, ein Angebot machen, in Würde zu sterben.“

Roger Kusch, Vorsitzender der Partei „HeimatHamburg“, zitiert im „Hamburger Abendblatt“ vom 5.9.'07.

 

„Politik kann man in diesem Lande definieren als die Durchsetzung wirtschaftlicher Zwecke mit Hilfe der Gesetzgebung.“

Kurt Tucholsky, „Wir Negativen“, 1919.

Man muß auch Randerscheinungen ernst nehmen, denn sie kommen häufig aus dem Zentrum der Krise.

Die Konservativen sind lustige Leute: Sie haben den Händewaschzwang (denn irgend etwas ist immer schmutzig); sofern die Haarfülle es erlaubt, sind sie scharf gescheitelt (auch der Himmel braucht eine klare Linie); sie empfinden die Ordnung (von Oben nach Unten) als natürlichen Selbstzweck; Ungleichheit ist ihnen eine natürliche Sache (Begabung, Nation, Rasse); Ungleichheit ist durch sie ein gutes Geschäft (Standort) und Strenge habe noch niemandem geschadet (aus ihnen sei ja schließlich auch etwas geworden).

Bei dieser skurrilen Daseinsform menschlichen (ja, ja!) Lebens kann es schon einmal vorkommen, daß einer diesen Kram allzu ernst nimmt – d.h. zu konsequent und dabei taktisch ungeschickt wird – und aus der Bahn gerät. (Das soll sogar bei Bundesinnenministern der Fall sein.)

Roger Kusch, ehemaliger Justizsenator des CDU-Senats und Freund des amtierenden Bürgermeisters, genannt die „lächelnde Guillotine“, Anhänger des US-amerikanischen Strafvollzugs (nix Resozialisierung) sowie von „zero tolerance“ (feste druff und ab ins Loch), Vertreter des Credos der „Sterbehilfe als Weltanschauung“, hat jüngst seinen „Sterbehilfe-Automaten“ vorgestellt. Sogenannte Sterbewillige können hier per Knopfdruck eine tödliche Injektion auslösen.

11.000 Menschen, die sich, ausweglos scheinend verzweifelt, jährlich in der BRD das Leben nehmen, sind ihm nicht genug.

Keine Hoffnung, keine positive Entwicklung der sozialen Gemeinschaft, keine wahre Humanität, keine verstärkte Bekämpfung der (schweren) Krankheiten, keine bessere Ausstattung der medizinischen Einrichtungen, keine Verbesserung der Patienten-Betreuung (sowie Aufwertung der Mitsprache) und der Schmerzmedizin – was sich nicht rechnet, darf nicht bleiben.

Dagegen hilft nur dreimal Leben, ein tiefes Mißtrauen gegen das Konservative, die Opposition gegen gesellschaftlichen Beschränkungen und die Solidarität für die Freude und die Entfaltung der menschlichen Kultur und Existenz.

Kritische Produktivität macht jegliche Dekadenz zu einer Randerscheinung.

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Krieg ist Krieg
und
Frieden ist Frieden

„Als Präsident Bush die Luftangriffe ankündigte, sagte er: ›Wir sind eine friedliche Nation.‹ Amerikas Lieblingsbotschafter Tony Blair (gleichzeitig Premier von Großbritannien) betete nach: ›Wir sind ein friedliches Volk.‹ Jetzt wissen wir Bescheid. Schweine sind Pferde. Mädchen sind Jungen. Krieg ist Frieden.“

Arundhati Roy, „Krieg ist Frieden“, 2001.

Am 11. September 2001 wurden durch einen Terroranschlag 3.000 Menschen und das World Trade Center in New York vernichtet. Er war und ist durch nichts zu rechtfertigen.

Gleichwohl wurde durch ihn auch die plötzliche Verletzbarkeit des ökonomisch und militärisch mächtigsten Landes der Erde massiv zum Ausdruck gebracht.

Deshalb teilte George W. Bush sofort die Welt erneut verstärkt in „Gut“ und „Böse“ ein und erklärte „Böse“ den absoluten Krieg; wer nicht für ihn sei, sei gegen ihn. Enorm gesteigerter Nationalismus und scharfe innenpolitische Restriktionen folgten auf dem Fuße.

Am 7. Oktober 2001 wurde Kabul, die Hauptstadt Afghanistans, bombardiert. Der Krieg war längst geplant und vorbereitet. Es ging und geht um ein strategisches Gebiet (einschließlich der Anrainerstaaten) für Rohstoffe und ihren Transport in die führenden Industriestaaten. Die Bekämpfung des Terrors – was am besten ohnehin nur durch zivile, soziale und demokratische Entwicklung gelingt – war ein willkommener Vorwand, das Erreichen der Menschenrechte erweist sich zunehmend als kalkulierte Heuchelei.

Die Bundesrepublik D. ist an dieser Unternehmung ebenfalls seit dem durch Bundeskanzler Schröder am 29. November 2001 erpreßten Bundestagsbeschluß mit 3.900 Soldaten beteiligt.

Am 22. Dezember desselben Jahres wurde Hamid Karzai kolonial als Präsident des militärisch okkupierten Landes eingesetzt.

Den dort lebenden Menschen geht es seitdem erheblich schlechter. Aufklärung, Wohlstand und Demokratie sind nicht herbeizubomben.

Aber auch die Haushalte der kriegführenden Länder sind stark belastet und stehen weniger für vernünftige Aufgaben (Schuldenerlaß, Entwicklungshilfe international; Bildung, Kultur, Gesundheit im Binnenland) zur Verfügung. Der Krieg dient ebenso als Einschüchterung sowie als Wahrheitstöter für die restriktive Innnenpolitik.

„Die internationale Koalition gegen den Terror ist vor allem eine Intrige der reichsten und mächtigsten Länder der Welt. Sie produzieren und verkaufen fast alle Waffen der Welt, sie besitzen den größten Bestand an chemischen, biologischen und nuklearen Massenvernichtungswaffen. Sie haben die meisten Kriege geführt, sind die Hauptverantwortlichen der modernen Geschichte für Völkermorde, Unterwerfungen, ethnische Säuberungen und Menschenrechtsverletzungen, haben ungezählte Diktatoren und Despoten gefördert, bewaffnet und finanziert. Sie huldigen einem Kult der Gewalt. Sie haben den Krieg förmlich zum Gott erhoben. Bei all ihren abscheulichen Vergehen kommen die Taliban da wirklich nicht mit.“

Arundhati Roy, a.a.O.

Nur Frieden schafft Frieden. Das entsprechende Engagement ist überall vernünftig und richtig.

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„Gottesverehrung“ und „Entartung“
Ein Kardinal redet autoritären Klartext

„Dort, wo die Kultur von der Gottesverehrung abgekoppelt wird, erstarrt der Kultus im Ritualismus und die Kultur entartet. Sie verliert ihre Mitte.“

Kardinal Joachim Meisner über die abstrakte Kunst eines Domfensters in einer Predigt anläßlich der Eröffnung des Kölner Diözesemuseums Kolumba.

 

„Sie sang vom irdischen Jammertal,
Von Freuden, die bald zeronnen,
Vom Jenseits, wo die Seele schwelgt
Verklärt in ewg'gen Wonnen.

Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.“

Heinrich Heine, „Deutschland - Ein Wintermärchen“, Caput I, 1844.

Max Ernst (1926); Die Jungfrau züchtigt das Jesuskind vor drei Zeugen

Von „entarteter Kunst“ war während und infolge der Nazi-Dktatur (1933-1945) die barbarische Rede. Mit einer gleichnamigen Ausstellung am 19. Juli 1937 in München wurde eine demagogische Schau von Bildern, Zeichnungen und Skulpturen eröffnet.

Die Rubriken der eliminatorischen Verunglimpfung waren: „1. Die Barbarei des Handwerks, Farbenkleckserei, Verzerrung der Form, Dummheit in der Stoffwahl; 2. Die religiöse Kunst als Verhöhnung des Religiösen; 3. Der politische Hintergrund der Kunstentartung; 4. Die Zerstörung des Wehrwillens; 5. Die Prostitution – als Programm des Bolschewismus; 6. Die Abtötung des Rassebewußtseins; 7. Idioten, Kretins, Paralytiker als geistiges Ideal; 8. Die Juden in der modernen Kunst; 9. Vollendeter Wahnsinn.“

Zu sehen waren Werke der Künstler Ernst Barlach, Max Beckmann, Otto Dix, George Grosz und Ernst Ludwig Kirchner und anderer unliebsam gewordener Maler und Bildhauer.

Der herrschaftskonformen „völkischen“, „normalen“, „artgemäßen“ Verzerrung des Ästhetischen der „Blut-und-Boden-Kunst“ sollte das „jüdische“, „bolschewistische“, „unverständliche“, „internationale“, „primitive“, „unverständliche“ und eben „entartete“ entgegengestellt sowie derb herabgewürdigt werden. Diese Verunglimpfung diente dem brutalen innen- wie außenpolitischen Herrschaftsanspruch von „Nationalsozialisten“, großer Industrie und Junkern. Nahezu 16.000 Kunstwerke wurden aus den öffentlichen Sammlungen entfernt; ein großer Teil davon wurde zerstört, beschädigt oder gilt als verschollen.

In diese unsägliche Tradition reiht sich der Kardinal ein, wenn er die Kultur (oder Kunst), die nicht der Gottesverehrung dient, als „entartet“, also per se minderwertig und zerstörenswert, grundsätzlich erniedrigt.

Gegenwärtig verlieren die (strammen und strammeren) Konservativen ja ohnehin ein wenig die Contenance, wenn sie von „aktiver Sterbehilfe“, „Atomangriffen der Terroristen“ oder dem Abschuß von Passagierflugzeugen faseln.

Es wird also wieder hohe Zeit für Aufklärung, Kritik, solidarische Aufmerksamkeit, Opposition wider die Übel aller Art und ein wenig mehr Lebensfreude und Heiterkeit.

„Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.&ldqou;

Heinrich Heine, a.a.O.

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Schäuble GmbH & Co KG
oder
Der Sinn der versuchten Panikmache

„Terroristen und Extremisten, die überall auf der Welt gegen uns Krieg führen, wollen die irakische Regierung stürzen, die Region dominieren und uns hier Zuhause angreifen. (...) Unsere Soldaten leisten im Irak Herausragendes. Seit Januar haben sie gemeinsam mit den irakischen Streitkräften im Durchschnitt mehr als 1.500 feindliche Kämpfer im Monat gefangen genommen oder getötet. (...) Extremisten könnten versuchen, die Kontrolle über einen wesentlichen Teil der weltweiten Energieversorgung zu erlangen. (...) Einigen wir uns auf eine Politik der Stärke im Nahen Osten. (...) Gute Nacht. Möge Gott Amerika segnen.“

Rede des US-(Kriegs-)Präsidenten George W. Bush „Zur zukünftigen Vorgehensweise im Irak“ am 13. September 2007.

 

„Nichts von dem, was die amerikanisch-britische Allianz als Kriegsgrund ausgab, hat sich bewahrheitet: Der britische Premierminster Tony Blair musste schon früh zugeben, dass sein Geheimdienst sich auf ein vergilbtes Papier aus einem Studentenseminar berufen hatte, um die außenpolitische Gefährlichkeit des Irak zu ›beweisen‹. Der amerikanische Präsident George W. Bush musste sich für eine brisante Redepassage entschuldigen, in welcher er ›absurden Informationen‹ (Condolezza Rice) seines Geheimdienstes CIA auf den Leim gegangen war. Dieser hatte die Lüge verbreitet, Saddam Hussein plane, Uran im Niger zu kaufen, um damit Atombomben zu bauen. Haben die Dolmetscher des Präsidenten vielleicht Uran mit Urin verwechselt?“

Sir Peter Ustinov, „Achtung! Vorurteile“/„Picasso, ein unerwünschter Maler!“, 2003, S. 17.

Die Mehrheit der US-amerikanischen Bevölkerung hat den Krieg gegen den Irak satt: wegen der Toten, der Kosten, der Lügen und wegen der innenpolitischen Restriktionen. Das Gros des künstlerischen Establishments von Hollywood macht Wahlkampf für die Demokraten. Viele neue Filmproduktionen setzen sich kritisch mit dem Krieg gegen den Irak auseinander. Diese militärische Rohstoffpolitik stößt international – bei Friedensbewegungen und Regierungen – auf vehemente und begründete Ablehnung.

Bornierte, dogmatische, gedankenarme, strikt interessegeleitete, sendungsbewußte religiöse Konservative vermehren in solchen Fällen, sind die Ablehnung und die Auflehnung noch (!) nicht stark und weit genug, die falschen Mittel für eine falsche Sache. So hat es George W. Bush mit seinen vermehrten Truppen und vermehrten willentlichen Falschaussagen bewiesen.

So wollen es ihm Wolfgang Schäuble, schneidiger Innenminister der Bundesrepublik D., sein kleiner Neffe aus Teutonien, und Franz Josef Jung, sogenannter Verteidigungsminister, mit dem (grundgesetzwidrigen) Abschießen von Zivilflugzeugen und dem Einsatz der Bundeswehr im Inneren nachmachen. Die Würde des Menschen sei tötbar.

Die Mehrheit der Bevölkerung in der BRD hat den neoliberalen Sozialabbau satt, vertraut nicht mehr auf die große Wirtschaft, wendet sich meinungshalber gegen die Privatisierung öffentlicher Einrichtungen, lehnt die Auslandseinsätze der Bundeswehr ab, mißtraut den etablierten Parteien und hält die Diskussion über atomare Terroranschläge und den Abschuß möglicherweise gekaperter Flugzeuge eher für „Panikmache“ (60%) als für „Aufklärung“ (34%).

Hier sind die Gründe der systematisch versuchten professionellen Angstschürerei zu suchen und zu finden. Wer gesteigert vom großen Buhmann fabuliert, versucht wegen eigener Untaten nicht selbst als ein relevanter Verantwortlicher für die wahren Übel dazustehen.

Diese schädliche Vorgehensweise ist durchschaubar und ist durchschaut.

Die Konservativen sind in der Defensive – deshalb schlagen sie so wild um sich.

Das ist der Beginn für umfassende positive mentale und politische Wandlungen.

Frische Luft tut gut.

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Jakobinersperling