Sommersemester 2017

Flugblätter

Ohne Angst
Zum Handeln

„In Deutschland wird gerne links gefühlt, aber rechts gehandelt. Links gefühlt, weil man ein gutes Gewissen haben möchte; rechts gehandelt, weil gerade die »Guten« froh sind, wenn die »Bösen« die Verantwortung übernehmen müssen. Linke Mehrheiten ziehen deshalb nur selten eine linke Regierung nach sich. (...) Wenn Aussichten auf Rot-Rot bestehen, sehen viele Wähler schwarz. Die CDU fährt die Ernte ein. (...) Rot-Rot ist insofern eine Aufforderung an die CDU, wieder die Ordnungsmacht zu sein, die sie einmal war.“

Jasper von Altenbockum, „Das rot-rote Schreckgespenst“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 3.4.'17, S. 1 (Leitkommentar).

 

„SPIEGEL: Die guten Umfragewerte der SPD haben also weniger mit der Person Martin Schulz' zu tun?

Schröder: Da muss beides zusammenkommen: Es gibt den Wunsch nach Veränderung – nach einer Veränderung ohne radikale Umbrüche. Und für diesen Wunsch steht Martin Schulz. Von daher ist er, glaube ich, in der jetzigen Situation der richtige Kandidat.“

Ex-Kanzler Gerhard Schröder im „SPIEGEL-Gespräch“, Nr. 14/2017, S. 31f.

 

„Schade, daß es nicht im Himmel einen Schalter gibt, bei dem man sich erkundigen kann, wie es unten wirklich gewesen ist.“

Kurt Tucholsky, „Schnipsel“, 1931.

Wir befinden und bewegen uns in einem gesellschaftspolitischen Umbruch. Diese Entwicklung fordert zu neuen Einsichten, Aussichten, Verhaltensweisen und Handlungen heraus. Positive Veränderungen stehen auf der sozialen Tagesordnung und drängen auch zur Änderung der Alltagskultur bzw. der (neuen) Entfaltung der Persönlichkeit. Kaum jemand kann unbeteiligt bleiben.

Deshalb wird wieder zunehmend Verunsicherung geschürt respektive mit Nachdruck zur Mäßigung geraten. Nur nicht zu viel, zu weitgehend, zu fordernd und zu anspruchsvoll!

Die „Zeitung für Deutschland“ (s.o.) sieht in der CDU die „Ordnungsmacht“ zur Verhinderung von gesellschaftlicher Bewegung, Gerhard Schröder mißt der SPD eine verwandte Rolle zu.

Dabei ist paradoxerweise der Hype um Martin Schulz und die SPD gerade auf eine gesellschaftliche Bewegung bzw. eine weitere Veränderung in den politischen Mentalitäten mehrheitlich im Lande zurückzuführen. Kriege sind zu beenden, Rüstungsexporte streng einzuschränken, internationale Beziehungen zu zivilisieren, Hart IV gehört abgeschafft, das Kapital soll vernünftig Steuern zahlen (angemessene Löhne ebenso), öffentliche Einrichtungen (Bildung, Soziales, Gesundheit, Kultur) müssen bedarfsgerecht ausgestattet sein und Lügen sollen auch als solche bezeichnet werden.

Dieser gemeinte und gewollte Wandel in Politik, Kultur und Gesellschaft erfordert mehr als nur ein paar kleine Korrekturen, die verschämt „Fehler“ genannt werden, ohne die neoliberale Konzeption und Politik grundsätzlich in Frage zu stellen.

Aus dieser Spannung können erweiterte Einsichten erwachsen, die zu einem Bedeutungszuwachs des eigenen Handelns souveräner Persönlichkeiten werden: in der Aufmerksamkeit, in der Meinungsbildung, in der Diskussion, im Humor, im Wahlverhalten sowie der Teilnahme an politischen Aktivitäten. Das ist eine historische Erfahrung, die wieder neu zur Entfaltung gebracht werden kann. Nichts ist unveränderbar. Was zu beweisen ist.

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Semesteranfangszeitung Sommersemester 2017

Die Liste LINKS trifft sich freitags, 16 Uhr,
im Raum des FSR Erziehungswissenschaft
(Von-Melle-Park 8, Raum 035b)

Lob des Zweifels
Zum Wählen

„Gegenwärtig sieht es so aus, als werde bei der Bundestagswahl am 24. September darüber entschieden, ob die nächste große Koalition von Angela Merkel oder Martin Schulz geführt wird. Letzteres wäre möglich, wenn die SPD mehr Sitze erhält als die Union. Völlig ausgeschlossen ist das nicht, denn die Kanzlerin hat erkennbar keine große Lust mehr, und das liegt nicht nur an Seehofer. Gut möglich, dass es ihr schon morgens beim Zähneputzen speiübel wird, wenn sie an die CDU denkt, deren Vorsitzende sie immer noch ist. Sie setzt auf Innovation. Das ist, wie fast alles, was sie sagt, in sich schlüssig, wenngleich nur im marktliberalen Sinn: Solange Deutschland aufgrund seiner hohen Produktivität Exportweltmeister ist, bleibt auch für die hiesigen Abgehängten mehr übrig als für ihre Leidensgenoss(inn)en in den niederkonkurrierten Ländern. Doch Innovation ist eine Sache der Ingenieure und Chemiker, nicht der Politiker, auch wenn Frau Merkel in ihrem besseren Leben Physikerin war.“

Georg Fülberth, „Wahrscheinlichkeiten. Farbenspiele vor den Bundestagswahlen“, „junge welt“, 5.4.'17.

 

„Denn die von ihm [Martin Schulz] propagierte Wiederherstellung sozialer Gerechtigkeit wird nur durch eine echte Abkehr von der neoliberalen Agenda-Politik gelingen.“

Ursula Engelen-Kefer (stellv. DGB-Vorsitzende von 1990-2006), „Martin Schulz: Die Entschröderung der SPD?“, „Blätter für deutsche und internationale Politik“, Nr. 4/2017, S. 9-12, hier S. 9.

 

„Der oft unüberlegten Hochachtung gegen alte Gesetze, alte Gebräuche und alte Religionen hat man alles Übel in der Welt zu danken.“ (369)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft D, 1773-1775.

Die vernünftige Bilanz ist deutlich: Hart IV ist und bleibt, solange keine positive Revision vorgenommen wird, Armut und Demütigung per Gesetz. An einem Beschäftigungswunder ist zu zweifeln. Die Deregulierungen des Arbeits- und Sozialrechts, der Abbau von Sozialleistungen sowie die massiven Steuerentlastungen von Kapital und Bestverdienenden haben einen breiten Niedriglohnsektor geschaffen, die Einnahmen der öffentlichen Hand verschlechtert und die Arbeits- Sozial- und Kulturbedingungen der Mehrheit der Bevölkerung verschlechtert. An der besten und schönsten aller Welten ist zu zweifeln. Von daher ist ein grundlegender Wechsel in der politischen Gestaltung der Gesellschaft dringend erforderlich.

Die Verwirklichung sozialer Interessen für ein menschenwürdiges und kultiviertes Leben steht schon in den Startlöchern bereit. Alte Gesetze, Gebräuche, Illusionen und Irrtümer wie z.B. „Eigenverantwortung“ statt Solidarität sind als Ballast über Bord zu werfen.

Dazu gehört auch, die chronische Unterfinanzierung allgemeiner staatlicher Aufgaben (Gesundheit, Bildung, Soziales, Kultur und Infrastruktur) zu beenden. Wir sind am Ende der Bescheidenheit und Demut angekommen. An Verbesserungen durch Verzicht ist zu zweifeln.

Der zunehmende begründete Unmut über die neoliberalen Deformationen hat schon den Schulz-Effekt hervorgebracht, mit dem man sich allerdings nicht begnügen sollte. Zu groß ist der positive Veränderungsbedarf. Dieser sollte aber mehr denn je (nur zu!) zum Ausdruck kommen, damit aus dem verhaltenen Ankündigungen tatsächliche Wandlungen werden. Dafür lohnt es sich, den eigenen Auffassungen mehr Bedeutung zuzumessen. Eine Politisierung der Gesellschaft steht auf der Tagesordnung. Der Alltag trottet nicht. Der Abschied vom Falschen kann heiter sein.

Wahrheit hat Richtung
Für eine selbstbewußt eingreifende Wissenschaft

„Die gründliche Erforschung unserer Welt und die anschließende Einordnung der Erkenntnisse, die dabei gewonnen werden, ist die Aufgabe von Wissenschaft. Wenn jedoch wissenschaftlich fundierte Tatsachen geleugnet, relativiert oder lediglich ‚alternativen Fakten‘ als gleichwertig gegenübergestellt werden, um daraus politisches Kapital zu schlagen, wird jedem konstruktiven Dialog die Basis entzogen. Da aber der konstruktive Dialog eine elementare Grundlage unserer Demokratie ist, betrifft eine solche Entwicklung nicht nur Wissenschaftler/innen, sondern unsere Gesellschaft als Ganzes.“

Aufruf zum „Science March Germany“, unter: www.marchforscience.de (abgerufen am 10. April 2017).

 

„Was kommt jetzt auf die Wissenschaft zu? Wir müssen uns unangenehmen Fragen stellen. Was haben wir eigentlich in der Vergangenheit versäumt? [...]
Ein gut informierter Mensch wählt in der Regel nicht Trump. Wir Wissenschaftler müssen uns also vorwerfen lassen, dass auch wir in den vergangenen Jahrzehnten nicht genug für eine kritische, informierte Gesellschaft beigetragen haben.“

Helmut Dosch, Leiter des „Deutschen Elektronen-Synchrotrons“ („Desy“), „Gut informierte Menschen wählen nicht Trump“, Hamburger Abendblatt, 5. April 2017.

 

„Alle Emanzipation ist Zurückführung der menschlichen Welt, der Verhältnisse, auf den Menschen selbst.“

Karl Marx, „Zur Judenfrage.“, MEW 1, S. 370, 1844.

Können oder sollen die Wissenschaften neutral sein?

Trump, Erdogan, Marine Le Pen, Björn Höcke und ihre Gesinnungsfreunde sind häßliche Tatsachen einer Welt im Umbruch. Für ihre dummdreisten und brutalen Absichten greifen diese politischen Personen zu Lügen, Geschichtsfälschung, Verunglimpfungen, Verleumdungen und Erniedrigungen. Die Bekämpfung von Menschen, Menschheit und Wahrheit sind eins.

Diese Humanitätsfeindlichkeit erfährt weltweit und massenhaft engagierte Gegnerschaft. Als Teil dieser internationalen Bewegung rufen Hochschulen und andere Wissenschaftsinstitutionen in ca. 400 Städten rund um den Globus auf zum „March for Science“ am 22. April. Demonstriert werden soll für die gesellschaftliche Bedeutung von Aufklärung und Wissenschaft, für die Verantwortung, die Wissenschaften für Gesundheit, Soziales, Demokratie und den Erhalt der natürlichen Lebensgrundlagen haben, für die bedarfsdeckende Finanzierung der Institutionen und den sozial offenen Zugang zur Bildung.

Diese erweiterte Zuwendung zu den politischen Auseinandersetzungen und den gesellschaftlichen Grundkonflikten ist auch ein endgültiger Bruch mit der Rolle, die den Wissenschaften und ihren Subjekten in den vergangenen Jahrzehnten durch die neoliberalen Ideologen zugewiesen werden sollte. Forschung, Lehre und Studium (sowie ihre demokratische Selbstverwaltung) sollen nunmehr nachhaltig dem Allgemeinwohl und der Bildung mündiger Menschen dienen, statt just-in-time profitabel verwertbare Forschungsergebnisse und funktional qualifiziertes „Humankapital“ zu liefern.

Diese Verbindung der Wissenschaften mit den Interessen der großen Mehrheit hat Bedeutung und Aussicht, weit über die Amts- und Wirkungszeit von Trump und Co. hinaus. Die Wahrheitssuche wird so zur Erkenntnisarbeit für Frieden, für demokratische und kulturelle Rechte für alle, für die Überwindung sozialer Ungleichheit, für ein allgemein zugängliches und förderliches Gesundheitswesen, für inklusive und emanzipatorische Bildung, für Solidarität und Fairness – eine menschenwürdige Existenz.

So sollte Hochschule (und das Leben) immer sein. Das entsprechende Engagement hat alltägliche Bedeutung.

„Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.“

11. These über Feuerbach, Karl Marx, MEW 3, S. 534, 1888.

„March for Science“
Hamburg

am Samstag, dem 22. April 2017,
ab 14 Uhr, Rathausmarkt

Aufruf und mehr unter:
www.marchforsciencehamburg.de

Zeit für Abrüstung und Sozialaufbau!

„Die Diskrepanz zwischen steigenden Rüstungsausgaben und den Verschärfungen sozialer Probleme wird die Friedensbewegung bei den kommenden Ostermärschen und in der anstehenden Bundestagswahl beharrlich thematisieren. Denn militärische Aufrüstung garantiert keine Sicherheit – die Menschen bedürfen vielmehr des Ausbaus ihrer sozialen Sicherheit.“

(„Zeit für Abrüstung!“ Gemeinsamer Friedensaufruf 2017 der Kooperation für den Frieden und des Bundesausschusses Friedensratschlag.)

Militärische Aufrüstung garantiert – mit „Sicherheit“ – neue Kriege. Noch nie seit dem Ende des Kalten Krieges gab es so viele bewaffnete Konflikte wie heute (vergl. Jahrbuch 2016 des SIPRI – Stockholm International Peace Research Institute). Dies ist zum einen Ergebnis der immer größeren sozialen Spaltung zwischen „Nord“ und „Süd“ sowie auch innerhalb der reichen Länder. Waren es noch vor einem Jahr die 62 Reichsten, bei denen sich mehr als die Hälfte des Reichtums der Welt konzentrierte, sind dies heute nur noch acht Menschen. Zum anderen ist die Zunahme der globalen Spannungen auf die Aufrüstung und externe Einmischung insbesondere der NATO-Staaten der letzten Jahrzehnte zurückzuführen. Die NATO betreibt heute quasi Verteidigungspolitik gegen sich selbst: die negativen Folgen der Interventionen in Irak, Afghanistan, Libyen, Syrien usw. – noch mehr Gewalt und Terror, „failed states“ und Armut – sollen wiederum mit Krieg bekämpft werden. Wohin soll diese Spirale führen? Allein 2016 wurden weltweit ungeheure 1700 Mrd. Dollar für Militär ausgegeben.

Nahezu ausnahmslos werden dafür in den Staatshaushalten die Ausgaben für Gesundheit, Bildung, Kultur und Soziales gestrichen. Damit werden z.B. positive internationale Vereinbarungen wie die „Sustainable Developement Goals“ der UNO konterkariert. Die Hungersnot von über 20 Millionen Menschen in Afrika wäre vermeidbar, wenn alle Mitgliedsstaaten ihre Beiträge an die UNO zahlten. In den USA wird der Militärhaushalt im Unterschied zu allen anderen Haushaltsposten erhöht, dafür sollte u.a. „Obama-Care“ abgeschafft werden (was Trump nicht gelungen ist). Auch die Bundesregierung plant eine gigantische neue Aufrüstungswelle: Um das in der NATO beschlossene Ziel zu erreichen, daß alle Mitgliedstaaten ihre Militärausgaben bis 2024 auf zwei Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP) steigern, wurde der Militäretat 2017 um acht Prozent erhöht. Hier gilt die „Schuldenbremse“ offenbar nicht. Zum Vergleich: Bei der Entwicklungshilfe verfehlt die Bundesregierung seit Jahren ihr selbstgestecktes (unzureichendes) 0,7-Prozent-Ziel.

Diese Politik ist schädlich für Alle. (Selbst die NATO täte gut daran, sich auf Verteidigung zu beschränken, wenn es ihr darum ginge.) Abrüstung dagegen ist gut für Alle: Abrüstung und Dialog sind notwendig, um die aktuellen gefährlichen Konflikte zu deeskalieren.

Ein Stopp aller Waffenexporte ist wirksame Bekämpfung der Fluchtursachen.

Die Abschaffung der Bundeswehr ist sinnvoll auch für die Soldaten.

Konversion der Rüstungsindustrie in zivile, soziale und ökologische Produktion ist gut für Mitarbeiter und Gesellschaft.

Die Hochschulen haben die edle Aufgabe, dazu beizutragen, die globalen Probleme wissenschaftlich, zivil und im Sinne aller zu lösen.

Staatliche Gelder (durch Steuern für die Reichen zu erhöhen) sind besser für das Allgemeinwohl einzusetzen: für Armutsbekämpfung und wirklich hilfreiche Entwicklungshilfe, für Sozial- und Kultureinrichtungen, menschenwürdige Arbeit und hochwertige Bildung – kostengünstig und bedarfsgerecht für alle. Auch menschenfreundliche Gesundheitsversorgung sowie (umweltfreundliche) Energieversorgung sind allgemeine Aufgaben, die (nur) in internationaler Zusammenarbeit gelingen.

Daher: Abrüsten und eine bessere Welt aufbauen!

„Die Friedensbewegung erklärt, es ist Zeit für eine Friedenspolitik!
Wir brauchen Frieden, Abrüstung und internationale Solidarität, auch um Nationalismus, Fremdenfeindlichkeit und Rassismus zu überwinden.
Kommt zu den Ostermärschen, beteiligt Euch in diesem Sinne am Wahlkampf!“

(a.a.O.)

Hamburger Ostermarsch 2017:
Den Kriegen zum Trotz:
Frieden jetzt! Sofort!
Ostermontag, 17. April

12:00 Uhr Auftakt
St.-Georgs-Kirchhof (beim Hauptbahnhof)

13:30 Uhr Abschlusskundgebung und Friedensfest
Carl-von-Ossietzky-Platz

Bücher

„Wenn der Mensch
von den Umständen
gebildet wird, so muß
man die Umstände
menschlich bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
1844/45, MEW 2, S.138.

Offen gesagt
oder
Wie Wir wahrhaft wirken

„Wir Menschen können das: Nein sagen zum schnellen Fix. Ethik kann über Belohnungssucht siegen. Und hat das gerade in den letzten Jahrzehnten wieder und wieder getan.“

Christian Stöcker, „Die Ratte in uns“, „SPIEGELONLINE“, 20.11.'16.

 

„Freilich, die geistigen Interessen müssen immer mit den materiellen Interessen eine Allianz schließen, um zu siegen.“

Heinrich Heine, „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“, Erstes Buch, 1834.

Wenn der Mainstream falsch fließt, ist es falsch, in seine Richtung zu schwimmen bzw. sich treiben zu lassen. Was aber ist der Mainstream?

Die größte Auflage? Das höchste Amt? Das lauteste Geschrei? Die ungebremste Emotionalität?

Jedenfalls entwickeln sich hinter den Gesichtern des Alltags neue Mentalitäten: Für Frieden, soziale Gerechtigkeit, Solidarität mit den Flüchtlingen, für die Studienreform, gegen das Tina-Prinzip („There is no alternative“) und für die Gestaltbarkeit menschenwürdiger gesellschaftlicher Lebensbedingungen sowie eine andere Kultur im Alltag.

Es lohnt sich, mehr darüber zu reden. Daraus ergeben sich neue Einsichten bzw. erweiterte Möglichkeiten der Veränderung. Tatsächlich.

Der Mensch ist vielfältig und will sich – sozial, politisch und kulturell – verwirklichen.

Das gilt in Hochschule und Gesellschaft. Das sei gesagt und getan.

So kooperieren wir mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in den Gremien der studentischen Interessenvertretung, in der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat, in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau. Wir sind bundesweit als Gründungsmitglied im Hochschulgruppen- verband Die Linke.SDS organisiert.

Dieses Engagement ist uns alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation als erstes Bedürfnis. Dem sollte sich auf Dauer niemand entziehen.

„Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“

Bertolt Brecht, „Lob der Dialektik“, 1934.

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Die Entscheidung
Wider AfD & Co.

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Wir sind nicht doof
Für eine menschenwürdige Orientierung

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In welcher Tradition?
Zur Krise der Bundeswehr

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Donald Trump, die zu überwindende Gefahr
Ein notwendiges Kontra

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Souveränität
Eine spannende Aufgabe

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Die Geschichte ist nicht totzukriegen („'68“)
Zu Frieden, Allgemeinwohl und der Würde des Menschen

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Die 400-Billionen-Dollar-Bewegung
Zur notwendigen Sozialisierung des privaten Reichtums

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Weltbedeutung
Eine persönliche Angelegenheit

„Aber sie [die gemäßigten Kritiker] dringen kaum durch, weil die Radikalen die Diskussion bestimmen. Dieser Fundamentalopposition – ob der Interventionistischen Linken oder der Linkspartei, ob Attac oder Autonomen – geht es um die Profilierung und den Widerstand an sich. Kritisiert wird die »Agenda des Neoliberalismus«. Mit Verlaub, diese Kritik können auch Putin oder Trump teilen.“

Matthias Iken, „Das hat Mutti nicht verdient!, So verständlich und berechtigt der Protest ist – warum dürfen die Radikalen den Diskurs dominieren?“, „Hamburger Abendblatt“, 24./25.6.'17, S. 2.

 

„In Hamburg wird nun mit teilweise gewalttätigem Protest gerechnet. Ist Ihnen wohl dabei, Teil dieses Widerstands zu sein?
Es stimmt nicht, dass es hier nur um Gewalt geht. Und ich bin auch dagegen, sich blutig aufzulehnen. Ich bin sehr beeindruckt von den Formen des – ich sage mal – pädagogischen Widerstands in Hamburg. Der wird getragen von einer faszinierenden, lebendigen Zivilgesellschaft. Die reicht vom Schauspielhaus bis zum AStA. Im Abaton-Kino läuft eine fantastische Filmreihe, in der es um die Situation der Menschenrechte in den G20-Staaten geht. (...) Was die Hamburger auf die Beine stellen, ist für mich ein Beispiel für die unglaubliche Vielfalt der sozialen Bewegungen in Deutschland.“

Jean Ziegler im Gespräch („Die kannibalische Weltordnung“) mit dem „Freitag“, 22.6.'17, S. 7.

 

„Aber selbst wenn man keine Eskalation erkennen mag, muss man feststellen, dass eine Gesellschaft, die ethisch, moralisch, zivilisatorisch nicht auf der Höhe ihrer technischen Möglichkeiten ist, ein Gefühl von Indifferenz erzeugt, an dem sie ersticken muss.“

Ralf Bönt, „linksLiberal“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 25.6.'17, S. 47.

Der Autor der Sonntagszeitung (s.o.) ermißt nach einem Gespräch mit einem Arzt (Orthopäde, Spezialist für künstliche Hüftgelenke) während einer Zugfahrt neu die Dimension der Verrohung der gegenwärtigen Gesellschaft. Medizin ist ein Geschäft.

Auch Krieg, Rohstoffe, Landschaften, Bildung, Kultur, die Selbstoptimierung, d.h. die Menschen, sind ein Geschäft oder sollen es sein. Das, werter Herr Iken, ist die „Agenda des Neoliberalismus“!

In der entschiedenen Kritik daran geht es nicht, wie eher dem Kommentator des „Hamburger Abendblattes“, um „Profilierung“, sondern profiliert um Frieden, internationale soziale Gerechtigkeit, demokratische Partizipation, einen pfleglichen Umgang mit Menschen und Natur, gelegentlich um Humor, sinnvolle Arbeit und ein menschenwürdiges Leben. Für Alle.

Wer dabei die gesellschaftliche Linke mit Trump und Putin in einen Topf rührt, hat die Welt nicht verstanden und serviert aus der Redaktionsstube einen ungenießbaren Brei. (Vergessen seien dabei nicht Recep Tayyip Erdogan und die Scheichs aus Saudi-Arabien.)

Die grundlegende Kontroverse um die Zivilisationsentwicklung – generell: Krieg oder Frieden – findet Anfang Juli ihren Ort in Hamburg. Die Alternative zur Gewalt ist ein global (aktiver) Optimismus. Er kann Alle erfassen und sehr wirkungsvoll sein. Gegen alle Einreden. Die Persönlichkeit gewinnt so Sinn und Bedeutung. Das Leben erfährt Besserung. Eine neue Gemeinschaft entsteht.

Niemand muß ersticken, wenn er sich erhebt.

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Über den Gipfel hinaus:
Aktive Demokratie im Alltag

„Das Treiben prügelsüchtiger Gruppen, denen eigentlich sonst nichts fehlt, dominiert nicht nur die friedlichen Demonstrationen, die erlaubt sein müssen, sondern die öffentliche Wahrnehmung dieser Zusammenkünfte insgesamt. Das haben sie nicht verdient.“

Reinhard Müller, „Prügelsüchtig“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 4.7.'17, S. 10.

 

„Die Gipfeltreffen sind größer, viel größer, die Weltlage ist schlechter, viel schlechter geworden. Nichts geändert hat sich daran, dass Kritik an und bei den Gipfeln den Veranstaltern offenbar als suspekt gilt. Aufgabe der Polizei ist es erstens, für die Sicherheit der Gipfelteilnehmer zu sorgen. Ihre Aufgabe ist es aber auch zweitens, die Rechte der Bürgerinnen und Bürger zu schützen, also alles dafür zu tun, dass sie ihren Protest zum Ausdruck bringen können. Das Versammlungs- und Demonstrationsrecht ist ein Grundrecht, kein Gnadenrecht. Es gilt, so sagen es die Verfassungsrechtler, als Indikator für die Reife einer Demokratie.“

Heribert Prantl, „Demonstrationsfreiheit ist ein Grundrecht, kein Gnadenrecht“, „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“), 2.7.'17.

 

„Unsere Aufgabe ist es, an diesem Punkt der Geschichte, der uns so große Möglichkeiten zur Verbesserung des Lebens bietet, weltweit gemeinsam gegen diese Milliardärsklasse aufzustehen und ihr zu sagen, dass ihre Gier und Selbstsucht nicht mehr akzeptabel sind und dass wir es mit ihnen aufnehmen werden.“
„Ich weiß, dass die Leute sagen: »Ich kann damit nicht umgehen, das ist verrückt, verschon mich damit. Ich konzentriere mich auf mein Leben, meine Familie, meine Karriere.« Ich bitte Sie, diesen Weg nicht einzuschlagen. Ich bitte Sie dringend: Haben Sie eine Vision einer Welt, die sehr, sehr anders sein könnte als die, in der wir gerade leben.“

Bernie Sanders, „Stehen Sie nicht abseits: Demokratie ist kein Zuschauersport“, Rede und Gespräch am 31.5.'17 an der Freien Universität in Berlin, dokumentiert in: "Blätter für deutsche und internationale Politik, Nr. 7/2017, S. 40-48, hier S. 45 u. 46f.

Die Bewegung kommt zum Ausdruck: Der schnarrende Kommentator der "Zeitung für Deutschland" diffamiert Kritik, Protest und Widerstand gegen Internationale Gdie dominant destruktive Politik der G20 als "prügelsüchtig"; Heribert Prantl insistiert profund auf demokratischen Grundrechte; Bernie Sanders appelliert an das notwendige Sandersund mögliche appelliert an das notwendige und mögliche Engagement der Vielen für Frieden, Bildung, Gesundheit, ökologische Vernunft, soziale Gerechtigkeit und demokratische Entfaltung weltweit. Bemerkenswert ist dabei, daß der Anwärter für das Amt des US-Präsidenten an Alle die nachdrückliche Bitte richtet, ihr "Normalleben" zu überschreiten, dem Positivbild einer besseren Welt zu folgen, sich entsprechend zusammenzuschließen, sich zu engagieren, die Lebensbedingungen zu verbessern und somit ein unmittelbar sinnvolleres und angenehmeres Leben zu führen. Die Normalität hält in der Regel gefangen. Darin ist die Unruhe sehr groß. Es lohnt sich, aus ihr hinauszutreten. Wenn die Hubschrauber nicht mehr über uns kreisen, die Sirenen nicht mehr heulen, die Wasserwerfer wieder nach Hause geschickt sind, die Großen sich präsentiert haben; wenn Veranstaltungen, Tagungen, Demonstrationen, Camps, Happenings und viele (auch außergewöhnliche) Diskussionen hinter uns liegen, sind wir um eine tiefgreifende Erfahrung reicher: Die Welt ist eins, die hohe Inszenierung ist durchschaubar, Kritik, Widerstand und Alternative sind ernsthaft, vielfältig, rational, engagiert und international. Diese Erfahrung läßt nicht mehr los. Sie ist Grundlage und Antrieb für eine gewachsene Aufmerksamkeit für die erforderliche Veränderbarkeit der Welt – im Großen und im Kleinen.
Internationale Großdemonstration
Grenzenlose Solidarität statt G20

Samstag, der 8. Juli 2017
Auftakt: Deichtorhallen ab 11 Uhr

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Nach dem Wirbel:
Rational und solidarisch.

„Zum Rechtsstaat, der sich Gewalt nicht bieten lassen darf, gehört auch, dass man Ermittlungen abwartet und sich mit Pauschalverurteilungen zurückhält. Es ist auf die Dauer albern und stupide, das Verurteilenswerte immer und immer wieder zu verurteilen, statt darauf zu vertrauen, dass die ermittelnden Behörden ihre Arbeit tun werden.“

Edo Reents, „Empört euch! Zu Gast bei Feinden? Hamburgs linke Gewalt“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 13.7.'17, S. 9.

 

„Die G20 stehen für ein Weltmachtsystem, in dem acht Menschen ebenso viel besitzen wie 3,7 Milliarden. Diese Zahl ist der Inbegriff schierer Gewalt. Und auch der Gipfel selbst, der eine stolze, freie Stadt als Geisel nahm, war ein Akt der Gewalt. Hunderttausende von selbstbewussten Bürgern wurden zu Statisten einer quasi-monarchistischen Show degradiert, die alle Werte konterkariert, die wir gerade im Zeitalter der Globalisierung hochhalten müssen.“

Jakob Augstein, „Die Schuld der anderen“, „Freitag“, 13.7.'17, S. 1.

Bücher

„Wenn der Mensch
von den Umständen
gebildet wird, so muß
man die Umstände
menschlich bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
1844/45, MEW 2, S.138.

Im Zeitraum von Anfang April diesen Jahres bis zum Ende des G20-Treffens am 8. Juli in Hamburg haben schätzungsweise deutlich über 100.000 Personen an Veranstaltungen, Seminaren, Tagungen, Demonstrationen, Kultur-Events und mannigfaltigen Gesprächen teilgenommen und ihre Kritik am verbesserungswürdigen Zustand der Welt zum Ausdruck gebracht.

In der Petition „G20 stoppen – demokratisch wirken: Für Frieden und Gerechtigkeit!“, die am 22.6.'17 vor dem Verfassungsausschuß der Bürgerschaft verhandelt wurde, heißt es:

„Mit meiner Unterschrift trete ich ein:
- für verstärkte staatliche Investitionen in Arbeit, Bildung, Kultur und Gesundheit
- für weltweite Solidarität und die Schaffung von Frieden mit zivilen Mitteln,
- für eine gleichberechtigte Verständigung aller Länder zur Verwirklichung von Völker- und Menschenrecht im Rahmen der UNO
statt eines elitären G20 Gipfels.
Ich fordere die Hamburgische Bürgerschaft und den Senat auf, diese Alternative aufzugreifen, zu diskutieren und den G20-Gipfel in Hamburg abzusagen!“

Die darin formulierten Auffassungen, Ansprüche und Ausblicke sind nach wie vor relevant und gültig:
- für die Verständigung der Völker und die Möglichkeiten, tatsächlich Frieden zu schaffen,
- für das verbesserte Verhältnis zwischen den reichen, industrialisierten Ländern und denen des globalen Südens,
- für eine präventive, sichere Gesundheitsfürsorge für alle Menschen,
- für ein rationales Weltwirtschaftssystem und
- für den demokratischen Modus und den adäquaten Ort internationaler Diplomatie.

Daran ist weiter zu arbeiten: kritisch, zivil, demokratisch und solidarisch. Nicht zuletzt in den Wissenschaften.

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Ruhe in der Aufregung
Im Kern vernünftig

„Es ist längst Wahlkampf, und da kann es nicht schaden, wenn man das Wörtchen »links« mit so viel Gift anreichert, dass SPD und Grüne sich davon erst erholt haben werden, wenn die Wahl vorüber ist. Von der Linkspartei ganz zu schweigen. »Alle Wege des Marxismus führen nach Moskau«, das stand 1953 auf einem Wahlplakat der CDU. Alle Wege der Linken führen ins Schanzenviertel, das ist in diesen Tagen die semantische Strategie. (...) Sie [‚die Leute‘ in ihrem vielfältigen Engagement] richteten sich schon gegen die ganze G 20, gegen die Mächtigsten der Welt und deren ökonomisches Regime, gegen, gewissermaßen, das Unrecht der ganzen Welt.“

Claudius Seidl, „Diese verteufelte Linke“, Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung („FAS“), 16.7.'17, S. 41.

 

„Die einzig praktische Befreiung Deutschlands ist die Befreiung auf dem Standpunkt der Theorie, welche den Menschen für das höchste Wesen des Menschen erklärt.“

Karl Marx, „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie * Einleitung“, Paris 1844, Marx-Engels-Werke (MEW), Band 1, S. 391

Ja, es ist Wahlkampf. Die Linke sei von Natur aus gewalttätig. Ansonsten könnte die Welt so schön sein. Sie ist es aber nicht. Davon soll massiv abgelenkt werden. Weiter so? Keine Alternative? Bedeutungslosigkeit als erste Bürgerpflicht? Sofa für Alle?

Gewalt ist keine Lösung für die weitreichenden Probleme der Gesellschaften: Krieg ist es nicht, die Einschränkung der Grundrechte auch nicht. (By the way: Der – auch verübte – nihilistische Vandalismus ist keine Politik und sehr wenig überzeugend.)

Aber welch eine bittere Ironie ist in der Tatsache inszeniert, wenn sich einige Gewaltherrscher, polizeilich streng abgeschirmt, zu Beethovens 9ter Symphonie mit Schillers Text („Ode an die Freude“: „..alle Menschen werden Brüder“, „...diesen Kuß der ganzen Welt“) in der „Elbphilharmonie“ illuster versammeln und dieser Gipfel nicht einmal im zartesten Ansatz die Lösung der globalen Probleme (Krieg oder Frieden, Unterentwicklung, Umwelt, Gesundheit, Ernährung, Bildung) angeht?

In den Wochen vor dem Macht-Gipfel sind aber von der gesellschaftlichen Basis aus in großer Vielfalt, Breite, Ernsthaftigkeit und Dimension Aktivitäten in ungewohnter Intensität unternommen worden, die eine klare Sprache gegen die gesellschaftlichen Übel und die damit verbundene („strukturelle“) Gewalt sprechen.

„Strukturelle Gewalt ist die vermeidbare Beeinträchtigung grundlegender menschlicher Bedürfnisse oder, allgemeiner ausgedrückt, des Lebens, die den realen Grad der Bedürfnisbefriedigung unter das herabsetzt, was potentiell möglich ist.“ (Johann Galtung, 1969)

Mit dieser Bewegung sind neue Grundlagen für Weiteres geschaffen worden. Dieser Aufbruch kann fortgesetzt werden: mit keinen kleinen Ambitionen, mit kritischen Analysen, klaren Argumenten, kooperativen Assoziationen, mit klugen Aktionen und kernigen Änderungen...

„Nichts, wenn man es überlegt, kann dazu verlocken,
in einem Wettrennen der erste sein zu wollen.“

Franz Kafka, „Zum Nachdenken für Herrenreiter“, veröffentlicht 1910.

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Jakobinersperling