Wintersemester 2006/2007

Flugblätter

Inhalt:

f-06-10-01 Der Papst und Wellness – zwei Angriffe auf die kritische Vernunft
f-06-10-02 Zur weiteren Entwicklung: Wundmachender Markt oder aufrechte Menschenwürde?
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-06-10-03 Semesteranfangszeitung der Liste LINKS
f-06-10-04 Wo leben wir denn eigentlich?
Einige Anmerkungen zu einer leicht verwirrten Debatte über das vermeidbare Elend
f-06-10-05 Es ist eine Systemfrage. „STiNE“ wacht über den Gehorsam
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-06-11-02 9.11.1938: Reichspogromnacht
9.11.2006: Tag des Gedenkens für eine bessere Gegenwart und Zukunft
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-06-11-03 Wohin mit der Wissenschaft? Eine Meinungsumfrage und ihre richtige Deutung
f-06-11-05 Die Universitäts-Krise – Anpassung oder Aufklärung?
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-06-11-06 Was ist Rechts? Deutschland machen. Erfolgreich.
f-06-12-01 Wie verbessern wir unsere Lage?
Aus Anlaß der erneuten Befassung mit den Gebühren im Akademischen Senat
(Gemeinsames Flugblatt mit dem Fachschaftsbündnis und
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-06-12-02 Draußen vor der Tür. Eine eindringliche Botschaft
(Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-06-12-03 1. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2007:
Es kommt der Tag, da wird sich wenden ... Kein Arrangement mit dem Krieg
f-06-12-04 2. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2007:
Der stolpernde Senat oder Die verlorene Beherrschung des Bürgermeisters
f-06-12-05 Oh, wie schade: Weihnachtszeit!
f-06-12-06 Die Universität als Republik. Grundlinien zur befreienden AStA-Arbeit
(Gemeinsames Flugblatt mit dem Fachschaftsbündnis und
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-06-12-07 Hoher Besuch? Die Vorsitzende des Hochschulrates im Akademischen Senat
(Gemeinsames Flugblatt mit dem Fachschaftsbündnis und
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-07-01-01 Merkel, schier hilflos. Das neue Jahr
f-07-01-02 Alles Schicksal? oder Die Bedeutung der unbeirrten Mündigkeit
f-07-01-03 Für die Mehrheit durch die Mehrheit:
Ohne Tabus für eine Verbesserung der Lebensbedingungen
(Gemeinsames Flugblatt mit dem Fachschaftsbündnis und
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive)
f-07-01-04 Realos („Jusos“) wählen? Zu den Problemen des verklemmten Pragmatismus
f-07-01-05 3. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2007:
Freiheit? Von der gefährlichen Aggressivität der gegenwärtigen Liberalen
f-07-03-01 Wenn... oder Der Wert des eigenen Handelns
f-07-03-02 Wohin weiter? Das Lösen aus der Umklammerung

Der Papst und Wellness –
zwei Angriffe auf die kritische Vernunft

„Eine Vernunft, die dem Göttlichen gegenüber taub ist und Religion in den Bereich der Subkulturen abdrängt, ist unfähig zum Dialog der Kulturen.“

„Papst Benedikt XVI.“, „Glaube, Vernunft und Universität“, Rede an der Universität Regensburg, 12.9.'06.

 

„Karin, Sie sind eine vielbeschäftigte Frau. Wie erholen Sie sich?
Ich mache regelmäßig Fitness, interessiere mich für asiatische Sportarten wie Qi Gong oder Yoga und gönne mir hin und wieder eine ausgiebige Thai-Massage. Danach fühle ich mich immer wie neu geboren. Nach so einer Flucht aus dem Alltag kann ich im Job dann wieder richtig durchstarten.“

Anzeige: „Entspannt Karriere machen – funktioniert das überhaupt?“, „GelbeSeiten.de – ich hab' da ein gutes Gefühl“, in: „Süddeutsche Zeitung“ / „wohlfühlen“, 3/2006, S. 19.

Neben seinen skandalösen Äußerungen über den islamischen Glauben, die sehr eng nahelegen, daß diese Religion und ihre Anhänger aller Fraktionen per se gewalttätig seien, hat der oberste Chef der katholischen Kirche in seiner Regensburger Rede (s.o.) dogmatisch für eine Einheit von Wissenschaft und Glauben plädiert. – Eine Einheit, die ohne Zweifel das Gottvertrauen, die Autorität des Papstes, sein reaktionäres Welt- und Menschenbild sowie die allgemeine Hierarchie der katholischen Kirche einschließt. Ein Schelm, der Schlechtes dabei denkt.

Unterschlagen werden dabei absichtsvoll die Verbrechen der Kreuzzüge, der Hexenverbrennungen und die Unterstützung des deutschen, des italienischen und des spanischen Faschismus durch die Leitung und die Mehrheit der katholischen Kirche. Ebenso ausgeblendet bleiben die vor-aufklärerischen Positionen zu Schwangerschaftsabbruch, Sexualmoral und streng hierarchischem Sozialverständnis. Wer hier die Einheit von Vernunft, Ethik und Wissenschaft für sich – zumal für sich allein – verbucht, hat zumindest ein krummes Verständnis der menschlichen und der eigenen Geschichte. (Der amtierende Papst war selber Vorsitzender der sogenannten Glaubenskongregation, einer Nachfolgerin der Inquisition.) Das ist so sicher wie das Amen in der (katholischen) Kirche.

Karin (siehe auch oben) ist als Unternehmensberaterin eine erfolgreiche Business-Frau. Die Anzeige, die diesen Typus karrieregestützter Selbstvergessenheit bzw. meistens sozialer Verantwortungslosigkeit im Business (z.B. Entlassungen und ähnliches) vorstellt, befindet sich in einem Magazin – einer sonst recht aufgeklärten Zeitung –, in dem daneben die Themen „Wellnessland Vietnam“, „Herbstwanderungen“ und „Ernährungsmuster“ zu finden sind.

Was hat das mit dem Papst und seinem Okkupationsversuch gegenüber der Vernunft und den Wissenschaften zu tun?

Die besagte Karin möchte „den Kopf frei kriegen“ (und was dann?), sich „selbst etwas Gutes tun“ (was immer das für andere bedeute) und „ein gutes Gefühl haben“ (wohin das auch immer führen mag).

Beide Konzepte setzen den Glauben, einer höheren Instanz zu vertrauen. Die real existierenden Probleme, der Verstand, die eigene und gemeinsame Kritik seien zu vergessen oder zu unterlassen. Die Rationalität sei – fühlend-glaubend – an andere passiv abzugeben. Freizeit, Kirche, Papst und Gott. Hier liegt in der Tat ein zwiefacher Angriff auf die prüfende Vernunft zur Verbesserung des menschlichen Lebens vor. Deshalb sind die Ideologien Katholizismus und Wellness gleichermaßen kritisch zu betrachten. Die Wissenschaften und die Individuen haben lediglich Vorteile davon. Die positive Entwicklung liegt in der souveränen Rationalität.

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Gemeinsames Flugblatt von
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS

Zur weiteren Entwicklung:
Wundmachender Markt oder aufrechte Menschenwürde?

„Michel! fürchte nichts und labe
Schon hienieden deinen Wanst,
Später liegen wir im Grabe,
Wo du still verdauen kannst.“

Heinrich Heine, „Erleuchtung“, 1842.

Geschichtslosigkeit, zielloses Tempo, Studiengebühren und „StiNe“ sind politische Schwestern. Das technisch-kühle Regime kennt den Artikel 1 des Grundgesetzes („Die Würde des Menschen ist unantastbar.“) nicht.

Denn die neoliberale Doktrin, den Menschen rein sachlich daran zu bemessen, ob er kaufe oder käuflich sei, ist zwingend entwürdigend. Mit der Einführung von Studiengebühren – in Hamburg 500 Euro ab SoSe 2007 geplant – erfüllen diverse CDU-Landesregierungen diesen geschäftlichen Zweck.

Die strikte Ökonomisierung einer Universität mit unter anderem Studiengebühren träufelt spürbar in den Alltag ihrer Mitglieder: „Kundenorientierung“ und „Lenkungsfunktion“ als scheinbar schicksalshafte Marktmechanismen sollen gesellschaftskritische wissenschaftliche Entwicklung auf Basis demokratischer Mitbestimmung und sozialer Offenheit als vernünftige gemeinsame Praxis ausschalten. Freude ist hier nicht vorgesehen.

Über allen gelte der heilige „Standort“, darunter hetze die Armut die Einzelnen. Klamm sind die öffentlichen Kassen. Ob „gottgegeben“ oder „natürlich“ – Hauptsache, es wird an die Unabweisbarkeit des „Geschehens“ geglaubt. Das beachtliche Flick'-sche Vermögen bleibe davon unberührt.

Die ideologische Kulisse für diese Inszenierung bildet ein Zerrbild der '68er-Reformen: „Vermassung“, „bürokratischer Wasserkopf“, „Ineffizienz Demokratie“, „staatliche und andere Bevormundung“ etc. pp.

Ja, was allen nützt und deshalb vernünftig ist, soll keine Qualität nicht sein. Honoratioren aus Politik, Wissenschaft und Kultur geben in diesem häßlichen Stück die Sprechautomaten der globalisierten Pfeffersäcke. Die Zinsen der Gebührendarlehen sollen die studentischen Statisten eifrig springen lassen – „just in time“.

Das ist nicht menschlich, nicht würdig, nicht vernünftig und deshalb nicht hinnehmbar.

Die Alternative liegt in der eigenen Kritik und dem entsprechenden Zuwiderhandeln.

Wer also mit dem dekadenten Zeitgeist und seinen abseitigen Forderungen mindestens unzufrieden ist, kann die unschöne Show durchbrechen.

Der Mensch ist ein vernunftbegabtes Wesen. – Am besten solidarisch schafft er seine sozialen und kulturellen Bedingungen selbst. Die sind allerdings gründlich zu ändern – nicht zuletzt an archimedischen Punkten.

Der dieses Semester beginnende bundesweite Boykott der Studiengebühren für das nächste Sommersemester sollte dementsprechend wahrgenommen werden.

Neue Möglichkeiten werden dann entstehen.

„Wer aufhört zu lernen, ist tot.“

B. B. King, Bluesgitarrist und -sänger

Akademischer Senat

am Donnerstag,
den 26. Oktober 2006,
um 14 Uhr,
im Raum 308,
Hauptgebäude, ESA 1

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Semesteranfangszeitung der Liste LINKS

Solidarität
oder
Die wegweisende Vernunft führt zum Ziel

„Denn was du brauchst, ist die Angst im Nacken. Es kann wirklich jeden Moment an der Haustür klingeln.“

Triathlet Faris Al-Sultan im „FAS“-Interview, 15. Oktober 2006, über zwingend scharfe Dopingkontrollen.

 

„Ist denn kein Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Schinderei?“ (247)

Georg Christoph Lichtenberg, „Einfälle und Bemerkungen“, Heft C, 1772-1773.

Masereel-Holzschnitt

Wenn der Buhmann dreimal klingelt...

Die Angst, zu verlieren soll übertroffen werden durch die Angst, bei unerlaubter Leistungssteigerung erwischt zu werden.

Entscheidend aber ist in jedem Fall: die Angst. „Denn alle rennen nach dem Glück/Das Glück rennt hinterher.“ (Bertolt Brecht, „Dreigroschenoper“, „Das Lied von der Unzulänglichkeit menschlichen Strebens“, 1928.)

Relevant gilt die hoch emotionalisierte Ehrfurcht, den fremd gesetzten Leistungsnormen zu genügen. Die permanente sinnentleerte Getriebenheit gehört zu den Hauptübeln der geschäftssüchtigen Gesellschaft. Der stark kommerzialisierte Spitzensport, an dem auch die Pharmaindustrie kräftig profitiert, ist ein konzentriertes Beispiel für die dominierenden Alltagsdogmen und Probleme dieser Zeit und ihren lächelnd-barbarischen Verwertungsalltag. Politisch wird dieses Programm vom rechten Senat in Hamburg vertreten. Hochschulpolitischer Sachwalter dieser kapitalfrommen und mehrheitsfeindlichen Dogmatik ist der neoliberale Technokrat Jörg Dräger. Die Uni-Verwaltung reagiert darauf technisch mit dem Desaster durch das „neue Studien-Infonetz“ „STiNE“. (Hier sind gründliche Korrekturen unerläßlich!)

Der gute alte Schlachtruf der französischen Revolution „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit (heute, sozial präziser: Solidarität)“ von 1789, der allem Überkommenem an klerikaler und obrigkeitsstaatlicher Beengung, der ständischen Ungleichheit und der unmittelbaren Unmenschlichkeit galt und dagegen das engagierte gemeinsame aufgeklärte Handeln für allgemein bessere Lebensverhältnisse setzte, soll heutzutage auf die „Freiheit“ von Kaufen und Verkaufen zurückgeschnitten werden.

Dagegen hilft wesentlich und an erster Stelle, sich mit anderen dieser ärgerlich stimmenden und gleichwohl erkenn- und veränderbaren Lage bewußt zu werden.

Hier ist keine Schuld abzutragen, obwohl man noch gar nichts Böses getan hat. Hier ist kein Versagen zu konstatieren, wenn sich immer wieder Unmut gegen schräge Leistungsnormen regt. Hier ist niemand allein, wer zu rechter Zeit (eigentlich: immer) den Mund auftut. Hier ist Zweifeln für und für angebracht. Solidarität.

Zwischen Gerechtigkeit und Schinderei besteht ein gewisser Unterschied.

Smart, technisch und brutal:
Dräger und das Bachelorstudium

„Die Befürchtung insbesondere der Universität Hamburg, dass vor allem im Bachelor-Studium das Ausbildungsniveau sinken könnte, beachtet nicht, dass mit dem Bachelor eine andersartige Qualifikation als bisher vermittelt werden soll, die gerade nicht nur den hohen wissenschaftlichen Ansprüchen der Universität Hamburg, sondern auch denen der Studierenden und des Arbeitsmarktes entsprechen sollen.“

Aus der Senatsdrucksache „Leitlinien für die Entwicklung der Hamburger Hochschulen“, 2003

Das Leitbild des Wissenschaftssenators in aller Kürze: Die Wissenschaft hat sich den Anforderungen des Marktes zu unterwerfen.

Hierfür hat er dereinst behelfs gesetzlicher Verordnungen und unter Androhung finanzieller Sanktionen der Universität die Einführung streng einschränkender Kurzzeitstudiengänge (Bachelor) aufgenötigt.

Deren Gestalt ist heute schlicht und brachial: gestopft werden sollen die Studierenden mit jenem armseligen Wissen, das der Markt gerade erfordert („andersartige Qualifikation“), das enge Zeitkorsett von sechs Semestern ist fest geschnürt und duldet keine Abweichung, jeder Seminarbesuch (bzw. Fernbleiben) zählt von der ersten Stunde für die Abschlußnote und unterliegt strenger Kontrolle – per „Leistungspunkte“ ist dekretiert: 45 Wochen im Jahr (immerhin: 7 Wochen Urlaub sind vorgesehen) sollen die Studierenden vierzig Stunden die Woche pauken, pauken und nochmals pauken. Die Prügelstrafe wird jedoch noch nicht wieder eingeführt. Den humanen Ansprüchen einer gesellschaftlich verantwortungsvollen Wissenschaft und einer vernünftigen, weil der Allgemeinheit nützlichen Bildung entspricht dies nicht.

Hier soll jeder Blick über den Tellerrand, jede kritische Erkenntnisfähigkeit, problembewußter Gesellschaftsbezug, Muße für solidarisches Lernen, die Freude an neu zu gewinnenden Einsichten und an den Mitlernenden im Ansatz erstickt werden. (STINE dient hier im übrigen der technischen Durchsetzbarkeit dieses umfassend unmenschlichen Programms).

Dagegen sind dringend geboten: Der kritische Austausch mit den Kommilitonen über die nicht hinnehmbaren Drangsal, solidarisches Wirken gegen die Einschränkungen, Mitgliedschaft oder intensiver Kontakt zu den politischen Fachschaftsräten und dem kritisch zu politisierenden AStA sowie die Verständigung mit Lehrenden, Studierenden und den Kollegen in der Verwaltung über notwendig zu erstreitende und zu realisierende andere, kooperative Lehr-Lern-Bedingungen und sinnvolle, weil kritische Wissenschaftsinhalte. Diese allgemein vernünftige Handlungsweise ist auch persönlich befreiend.

Das Engagement für die Wiederabschaffung des lern- und damit menscheinfeindlichen Bachelorsystems ist somit ebenso Bestandteil oppositionellen Wirkens gegen den CDU-Senat wie der Kampf gegen die Studiengebühren.

Hochmut kommt vor dem Fall
Das mögliche Ende der Bush-Ära

„Herr Keuner sagte: ‚Auch ich habe einmal eine aristokratische Haltung (ihr wißt: gerade, aufrecht und stolz, den Kopf zurückgeworfen) eingenommen. Ich stand nämlich in einem steigenden Wasser. Da es mir bis zum Kinn ging, nahm ich diese Haltung ein.'“

Bertolt Brecht, Geschichten vom Herrn Keuner

Francisco de Goya: „Möge das Seil reißen“, Desastres de la Guerra (1810-16)

Der Präsident der USA steckt mindestens bis zum Kinn im selbst produzierten Mist. Die Ära des „Kriegspräsidenten“ George W. Bush könnte daher mitten in seiner zweiten Amtszeit zu Ende gehen. Seine erste Wahl zum Präsident der Vereinigten Staaten hat Bush Jr. durch Wahlbetrug, die zweite durch die Verbreitung von Angst (vor sozialem Elend, Krieg und Terror) gewonnen. Nun, wenige Wochen vor den Kongreßwahlen, rechnen die meisten – mindestens – mit einem kräftigen Denkzettel für Bush und die Republikaner. Die vernunftwidrige Behauptung, die Welt sei unter ihnen sicherer geworden, wird schlicht durch die kriegerische Realität widerlegt.

Bush sagte: Der „Krieg gegen den Terror“ soll Demokratie und Frieden bringen.
Gemeint war: Der brutale Militäreinsatz dient der Sicherung globaler Vorherrschaft, der Eroberung von Öl und anderen Ressourcen sowie der Erschließung von Absatzmärkten.
Gebracht hat er: In Afghanistan tobt der Krieg seit fünf Jahren. Die Taliban und der Opiumanbau wachsen und gedeihen. In Guantánamo und geheimen CIA-Gefängnissen werden Menschen(rechte) täglich hart niedergetrampelt. Abu Ghraib ist zum Symbol der Entwürdigung der Menschen durch eine größenwahnsinnige Besatzungsmacht geworden. Das bringt weitere Gewalt hervor; im Irak herrscht Bürgerkrieg. Die Wut in der Bevölkerung wächst und reaktionäre, religiöse Kräfte erstarken. Der iranische Präsident will (womöglich) mit Atomwaffen Paroli bieten. Auch die Atomwaffendrohungen Nordkoreas ist eine Antwort auf die Aufrüstung und ständige Einschüchterung durch die USA. Vom Nahen Osten bis Vorderasien hat Bush einen großen Stapel Pulverfässer aufgehäuft.
Innenpolitisch hat er der Bevölkerung einen rigiden Überwachungsstaat und radikalen Abbau demokratischer Rechte, eine Steuerpolitik zu Gunsten der wenigen immer reicher werdenden Reichen, extrem prekäre Arbeits- und Lebensbedingungen für die große Mehrheit, ein marodes Gesundheitswesen und katastrophale Folgen von Naturereignissen beschert.

Die „harten Fakten“, eine unnachgiebige Friedensbewegung, kritische Kulturschaffende und Wissenschaftler sowie aufrechte Journalisten haben vielen Menschen die Augen geöffnet. Zuletzt auch dem Starreporter der Washington Post und ehemaligen Befürworter des Irakkrieges, Bob Woodward, der nun selbst eine Abrechnung mit der arroganten und realitätsfernen Bush-Administration geschrieben hat („State of Denial“ – Status/Staat der Verleugnung). Er macht deutlich, daß das offensichtliche Scheitern der „Präventivschlagstrategie“ sowie der Kriegslügen von der Bush-Administration hartnäckig und fortgesetzt ignoriert werden. „Das Verdrängen hat Methode“ urteilt Woodward und stellt Ähnlichkeiten mit Vietnam fest. Auf Dauer läßt sich der Weltgemeinschaft der Krieg nicht als Frieden verkaufen.

Die Arroganz der Macht wird den Mächtigen selbst zum Verhängnis, wenn die Wahrheit mutig ausgesprochen wird (das hat übrigens mit Muttis schlechtem Essen oder „gemachten“ Brüsten nichts zu tun). Realitätsverdrängung hat auf Dauer keinen Bestand gegenüber der Vernunft. Entscheidend für die Beendigung der Kriegspolitik ist die Aufklärung der Friedensbewegung. Entscheidend für die vollständige Menschwerdung des Menschen ist das Engagement gegen Einschränkungen jeglicher Art und für die unendliche Verbesserung der gemeinsamen Lebensbedingungen.

Der Weg zur Freude
Wir über uns

„Es ist ein bekannter Fluch des Kapitalismus, die Bedürfnisse der Welt nach den wirtschaftlichen Forderungen der Liefernden zu regeln. Nicht ob du Zahnbürsten brauchst, ist das wesentliche, sondern, daß es eine Fabrik gibt, die ihre Million Zahnbürsten im Jahr absetzen muß. Und bist du nicht willig, so braucht sie Gewalt, von der Reklame bis zum Zoll.“

Kurt Tucholsky, „Offiziere“, 1920.

Bücher
„Wenn der Mensch von
den Umständen gebildet
wird, so muß man die
Umstände menschlich
bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
(1844/45), MEW 2, S.138.

Zur praktischen Gewalt des unersättlichen Geschäftewesens gehören ferner nicht zuletzt die staatlich organisierten Kriegshandlungen sowie ebenso die Politik der Studiengebühren des Senators Dräger.

Hiermit sollen sich alle in den Wissenschaften dem ewig scheinenden „Kaufen und Verkaufen“ unterwerfen.

Im Gegensatz zu dieser rauhen Kommerzialisierung bewegt sich der Kampf für die offene Qualifikation der Mehrheit der Menschen. Die gemeinschaftlich gewonnene Einsicht in die ursächlich erkannte Veränderbarkeit der Welt, die humanistische Gestaltung der eigenen als gemeinsamen Lebensbedingungen, ist die wesentliche Substanz einer vernünftigen Lebensweise. Diese ist eine Überschreitung des alltäglichen Konkurrenzgebotes.

In diesem Verständnis haben wir uns 1993 als Liste LINKS aus Linker Liste, Offener AusländerInnenliste und Fachschaftsaktiven konstituiert. So engagieren wir uns für die solidarische menschliche Entfaltung auf der Grundlage kritischen Wissens.

Wir arbeiten zusammen mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in der studentischen Interessenvertretung, in den Gremien der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat und seinen Ausschüssen, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neo-Faschismus, in Aktivitäten gegen den Sozialabbau.

Die praktische Verantwortung für die Beseitigung umfassender Entwicklungsbeschränkungen ist eine lebendige alltägliche Aufgabe.

Aufklärung gewinnt so eine erweiterte und freudige Bedeutung.

„Um sich gut zu wehren, muß man viel wissen.

Man erobert auch keine Gesellschaft, bevor man sie kennt.“

Heinrich Mann, Die Macht des Wortes, 1935

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Wo leben wir denn eigentlich?
Einige Anmerkungen zu einer leicht verwirrten
Debatte über das vermeidbare Elend

„Die Bourgeoisie hat alle bisher ehrwürdigen und mit frommer Scheu betrachteten Tätigkeiten ihres Heiligenscheins entkleidet. Sie hat den Arzt, den Juristen, den Pfaffen, den Poeten, den Mann der Wissenschaft in ihre bezahlten Lohnarbeiter verwandelt.“

Karl Marx/Friedrich Engels, „Manifest der kommunistischen Partei“, 1848.

Franz Müntefering hatte noch als Vorsitzender der SPD räuberische Aktienfonds, die mit großen Gewinnen Firmen aufkaufen/verkaufen und Arbeitsplätze vernichten (bisweilen auch die ganzen Firmen), in leicht heiligem Zorn mit dem Heuschreckenvergleich belegt.

Als nun Kurt Beck, aktueller Chef der Spezialdemokraten, infolge einer Studie der Friedrich-Ebert-Stiftung die „Unterschichtendebatte“ auslöste, erklärte der nunmehrige Arbeitsminster Müntefering, es gäbe keine Unterschicht, sondern nur eine Gesellschaft. Herzlichen Glückwunsch!

(Zur gelinden Ehrenrettung der SPD läßt sich konstatieren, daß Wolfgang Thierse immerhin von dem Vorhandensein einer Klassengesellschaft gesprochen hat. Er hat's so gelernt.)

Für die Vertreter der rechten Seite des politischen Spektrums ist gar die „Unterschicht“ entweder nicht da oder kein Problem oder, wenn sie etwas dazu sagen müssen, sind das alles faule, dumme, antriebsschwache und gefräßige Leute, die lieber „Protest“ wählen als CDUCSU. Der Konservativismus war noch zu keiner Zeit besonders menschenfreundlich.

Die Vorstellung, daß wir in einer Schichtengesellschaft leben, geht auf die 1950er Jahre zurück, wo sich ein paar pfiffige Soziologen überlegt haben, daß im „Kalten Krieg“ (Systemkontroverse) der Kritik an der Klassengesellschaft eine softere Variante der Deutung sozialer Widersprüche entgegengestellt werden müsse. Demzufolge gab es „Oberschicht“, „Mittelschicht“ und „Unterschicht“. In ihrem Modell – graphisch in Form einer Zwiebel – waren „Oberschicht“ und „Unterschicht“ sehr dünn und die Mittelschicht, bauchig, die größte. Die Welt war danach, also zumindest gemäß der Interpretation, in Ordnung.

In einer Zeit aber, in der zielloser Gewinntaumel, mühsam grinsende Konkurrenz, skrupelloser Abbau von Sozialstandards, anhaltend hohe Masenerwerbslosigkeit, deshalb auch Angst und Orientierungslosigkeit, immer stärker den sozialen Alltag (weitgehend weltweit) kulturell domineren, macht selbst die Nennung von scheinbar simplen Tatsachen und die Benutzung des Begriffes „Unterschicht“ allerlei Unruhe gegen die Verharmlosung einer – nicht zwangsläufig und alternativlos – harten gesellschaftlichen Realität. Und diese neue, stärker gerichtete Unruhe hat ihr Gutes.

Sie schafft die Möglichkeit, die eigene Existenz kritischer und realistischer zu betrachten, statt daß ein dauerhaft und schwer definierbares schlechtes Gewissen, ob man nicht immer alles verkehrt mache, hübsch bescheiden, vereinzelt und anspruchslos hält.

Es gibt Oben und Unten – oder: Kapital und die Sonstigen –, und dieser Gegensatz ist ursächlich für die wesentlichen Probleme der Gegenwart. Mit dieser Einsicht läßt sich souveräner denken und handeln. Hieraus können weitere Einsichten sowie erweiterte Aussichten, berechtigte Forderungen, kooperatives vernünftiges Handeln, mehr Freundlichkeit und tragfähige Gemeinschaftlichkeit entstehen.

„Und die Leute werden uns schon verstehen, wenn wir ihnen sagen, daß sie in der Folge alle Tage Rindfleisch statt Kartoffeln essen sollen und weniger arbeiten und mehr tanzen werden. – Verlassen Sie sich darauf, die Menschen sind keine Esel.“

Heinrich Heine an Heinrich Laube; Paris, den 10. Juli 1833.

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Es ist eine Systemfrage
„STiNE“ wacht über den Gehorsam

„Die Akkumulation von Humankapital wird zunehmend zu einem treibenden Faktor des wirtschaftlichen Wachstums.“

Leitbild des Hamburger Senats: „Wachsende Stadt“, Juli 2002.

 

„Die Anstalt dient einem Zweck: Menschen sollen in ihr aufbewahrt, gebessert, gedrillt, erzogen, zur Arbeit angeleitet werden ... aber in allen regiert über Menschen und Sachen der soziale Geltungsdrang einer herrschenden Klasse.“

Kurt Tucholsky, „Die Anstalt“, 1929.

Mit konservativer Unzweideutigkeit regiert der Sunny-Beust unter Regie der Handelskammer seit nunmehr fünf Jahren. Sein Senat verfolgt eine sozial und kulturell rigide Ordnungspolitik gegen die Bevölkerung. Es zählt allein die Standorttauglichkeit; wer in das kapitalfromme Verwertungsraster nicht paßt, soll das Fürchten lernen. In dem „Konzept“ der urbam steigenden Renditen gelten die Hochschulen als „moderne“ Werkzeugfabriken; das zu verarbeitende Rohmaterial sei der Mensch („Humankapital“). Im krassen Widerspruch zu den Erfordernissen einer humanen Gesellschaftsentwicklun sollen hier wissenschaftlich Tätige für die internationale Konkurrenz geschmeidig gemacht werden. Chronische Unterfinanzierung, marktorientierte Wissenschaftsförderung, Teilprivatisierung und Verkauf von Uni-Gebäuden, Studiengebühren, „Leistungs“-Besoldung sowie verschulte Ba/Ma-Studiengänge sind Ergebnisse dieses kommerziellen Zwecks.

Die gestuften Studienabschlüsse sollen emanzipatorisches Lernen und Handeln ins stramme Korsett entsprechender Studienordnungen zwängen. Obgleich diese menschenfern und unvernünftig sind, waren darin mit sozialem Engagement, kritischem Verstand und kollegialer Zusammenarbeit zwischen Lehrenden, Verwaltung und Studierenden noch Wege solidarischer Problembewältigung zu schaffen. Nun sollen alle der totalen Gehorsamskontrolle im sogenannten Studien-Informationsnetz „STiNE“ unterworfen sein.

Das wenig aparte System mit dem aparten Namen ist wahrhaft eine einzigartige Katastrophe. Die okkupierende Verwaltungssoftware ist teuer, arbeitsintensiv, unsozial und beschwerlich (TAUB) für alle. Es verschärft den Mangel an Studienplätzen, beschränkt nochmals das fächerübergreifende Lernen, produziert Bissigkeiten, frustrierende Isolation vor Bildschirmen und provoziert offensichtlich neue Beschränkungen und Beschränktheiten (Die Zahl der teilnehmerbeschränkten Lehrveranstaltungen stieg von 500 auf 2000.)

Die immensen Probleme bei der Einführung von „STiNE“ sind darum keine „Startschwierigkeiten“. Hier steht vielmehr die planmäßige Verdinglichung des Menschen für ökonomische Privatinteressen gegen die gesellschaftliche Notwendigkeit sozialer Verantwortung, kritischen Gesellschaftsbezugs, freudiger Kooperation und optimistischen Veränderungswillens einer allgemeinwohlorientierten demokratischen Wissenschaft.
Dies ist auch auf der letzten Sitzung des Akademischen Senats, reich an Verärgerung und Argumenten, unter vielzahliger Beteiligung studentischer Öffentlichkeit unmißverständlich zum Ausdruck gekommen.

Die Einführung von „STiNE“ ist also ein kapitaler Fehler. Sie verschärft bestehende Probleme und dient gleichzeitig ihrer Verschleierung unter dem fadenscheinigen Deckmantel der „Modernität“. Die Abschaffung dieses Verwaltungssystems ist deshalb ebenso notwendig wie die begründete Opposition zu der Politik und dem gesellschaftlichen Gefüge, das solche technokratischen Zwangsmittel hervorbringt.
Der allseitigen Unzufriedenheit kann weiterhin mit einer Kultur aufgeklärter Widerständigkeit Ausdruck und Änderung verliehen werden.
Der Schaden ist abzuwenden, der Nutzen zu mehren.

Akademischer Senat

am Donnerstag, den 23. November 2006,
um 14 Uhr, Raum 308, Hauptgebäude, ESA 1

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9.11.1938: Reichspogromnacht
9.11.2006: Tag des Gedenkens für
eine bessere Gegenwart und Zukunft

„Das Verhältnis von Wirtschaft und Politik wurde im Laufe der ersten Jahre des neuen Jahrhunderts (des zwanzigsten) immer enger, und zwar je mehr die politischen Grundanschauungen der führenden Industriellen, Bankiers und Verbandssekretäre mit denen des Bildungsbürgertums, der hohen Bürokratie sowie der Armee und Marine übereinstimmten.“

Fritz Fischer (1908-1999; Professor für Geschichte an der Hamburger Universität), „Griff nach der Weltmacht/Die Kriegszielpolitik des kaiserlichen Deutschland 1914/1918“, Athenäum Verlag 1978, S. 21.

Das „Bündnis der Eliten“ des Deutschen Reiches, das Fritz Fischer, hart angefochten nicht nur in seiner Berufsgruppe, schon zu Beginn der 1960er Jahre als ursächlich verantwortlich für den Ersten Weltkrieg charakterisierte, war ebenso verantwortlich für die faschistische Diktatur und den Zweiten Weltkrieg. Diese Kriege wurden planvoll zur politisch-ökonomischen Expansion geführt und gingen einher mit härtesten Restriktionen im Inneren. Beides – Krieg und Restriktionen – wurden von der einen (1914-1918) zur nächsten (1933-1945) machtpolitischen Sequenz brutal gesteigert.

Ein zentraler Bestandteil der herrschenden Staatsdoktrin war der schon lang grausam tradierte Antisemitismus. Er diente der Diktatur als rassistisches Instrument, um jüdisches Eigentum zu rauben, humanistische Kunst- und Denktraditionen zu zerstören und der Bevölkerung einen Sündenbock für alle Übel vorzuhalten. Diese Doktrin und gewalttätige (Staats-)Praxis hatte eine unvergleichliche Massenvernichtung von Menschen aus dem jüdischen Kulturkreis zur Folge. In diesem Zusammenhang ist auch die sogenannte Reichskristallnacht (Reichspogromnacht) vom 9.11.1938 auf den 10.11.1938 zu verstehen. Während dieser Nacht wurden in Deutschland über 250 Synagogen, mehr als 8.000 Geschäfte und zahlreiche Wohnungen jüdischer Bürger zerstört und geplündert. Die Synagoge auf dem Hamburger Bornplatz fiel auch den Flammen zum Opfer. Viele jüdische Bürger wurden ermordet, 25.000 in „Konzentrationslager“ verschleppt. Die extreme Phase der Judenvernichtung wurde damit begonnen.

Die Hamburger Universität, die auf das 1908 gegründete bürgerliche „Kolonialinstitut“ zurückgeht und infolge der Novemberrevolution von 1918 ein Jahr später als republikanische Einrichtung konstituiert wurde, beugte sich im Verlaufe der Weimarer Republik aber schnell dem reaktionären Zeitgeist und wurde mittels des NS-Hochschulgesetzes von 1934 dem „Führerprinzip“ und der dazugehörigen Ideologie und Praxis „gleichgeschaltet“. Am 12.11. 1938 durften auf Anordnung des Rektors Juden die Universität nicht mehr betreten oder an ihren Veranstaltungen teilnehmen. Viele Gelehrte und Studierende gingen zwangsweise ins Exil oder nahmen am Widerstand teil. Ihnen wird auf Gedenktafeln oder durch Hörsaalbenennungen gedacht. Kritische Lehre und Forschung sind teilweise diesen Tatsachen gewidmet*.

In diesem Sinne ist auch die Gedenkveranstaltung am 9.11. Sie sagt: Nie Wieder! und Wehret den Anfängen! Sie steht für Frieden, Aufklärung, Humanität, sozialen Fortschritt; für Kultur, Bildung und freudige Fairneß.

In Wissenschaft und Gesellschaft.

Es gelte der Ruf der Aufklärung: „Tempelherr:
Der Aberglaub, in dem wir aufgewachsen,
Verliert, auch wenn wir ihn erkennen, darum
Doch seine Macht nicht über uns. – Es sind
Nicht alle frei, die ihrer Ketten spotten.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Nathan der Weise“, Vierter Aufzug/Vierter Auftritt, 1779.

* Zum Beispiel: Eckart Krause, Ludwig Huber, Holger Fischer (Hg.): Hochschulalltag im „Dritten Reich“, Die Hamburger Universität 1933-1945, Hamburg 1991.

„Erinnerung und Mahnung!“
Manifestation anläßlich des 68. Jahrestages der Reichspogromnacht

am 9. November 2006 um 15.30 Uhr, Joseph-Carlebach-Platz.
An diesem Ort, in Nachbarschaft zur Universität, wurde 1938 die Bornplatzsynagoge in Brand gesteckt und zerstört.
Veranstalter: Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschisten und die Universität Hamburg

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Wohin mit der Wissenschaft?
Eine Meinungsumfrage und ihre richtige Deutung

„Und was gölte den Fürsten alle Wissenschaft, Studien oder Bildung, wenn die heilige Sicherheit ihrer Throne gefährdet stünde!“

Heinrich Heine; „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland/Erstes Buch“, 1834.

Manche Meinungsumfrage bringt doch Erhellendes hervor.

In einer Umfrage des konservativen „Instituts für Demoskopie Allensbach“ („Das Ende von Humboldts Universität/Viel Respekt, aber wenig Verständnis für die Wissenschaft“, „FAZ“, 15.11.'06) kommt zum Ausdruck, daß den Wissenschaften durch die Bevölkerung hohe Bedeutung zugemessen wird. 63 Prozent der Befragten gaben an, man könne stolz auf die bundesdeutsche Wissenschaft und Forschung sein. Beachtliche 43 Prozent sind der Auffassung, von der Wissenschaft gingen die wichtigsten Impulse für die Gestaltung unserer Zukunft aus. (49 Prozent bedenken dabei die Naturwissenschaften, 48 Prozent die Ingenieure, 30 Prozent die Sozialwissenschaften, 15 Prozent die Philosophie. Nun ja.)

Auf die Frage, ob sie alles in allem die Wahrheit sagen, erhalten die Wissenschaftler mit 22 Prozent einen Mittelwert. Hier wäre also noch einiges zu tun.

Immerhin bejahen 49 Prozent der Befragten die Aussage, die wichtigste Aufgabe eines Wissenschaftlers sei es, Forschungsergebnisse zu liefern, die nützlich für die Menschheit sind und Wissenschaftler müßten ihre Forschungsthemen danach auswählen, wo Erkenntnisse am dringendsten gebraucht würden. Ausgeprägte Skepsis besteht gegenüber der Forschung mit Stammzellen von Embryonen.

Die Befrager von Allensbach (Prof. Dr. Noelle, Dr. Thomas Petersen) mißtrauen aber in der Interpretation ihrer eigenen Ergebnisse der Bevölkerung, ein (positives) Verständnis des Humboldtschen Bildungsideals (kurz: die Einheit von Forschung und Lehre) zu haben, weil das Verständnis von Grundlagenforschung gering entwickelt sei und weil die „Excellenzinitiative“ (Elite light) negativ bewertet wird. (42 Prozent befürworten eher die Förderung schwacher Universitäten.)

Hier liegt – wieder einmal – ein strukturelles Fehl-Urteil durch eine elitäre Betrachtungsweise vor, denn wenn Forschungsergebnisse nützlich für die Menschheit sein sollen, schließt dies keineswegs Grundlagenforschung aus. Ebenso kann die Förderung „schwacher Universitäten“ hilfreich für die prinzipielle Forschung sein.

Auf die Wahrheitsfrage hin erhalten Unternehmer und Politiker mit jeweils zwei Prozent die schlechtesten Vertrauenswerte. Damit wird ein realer Zusammenhang zwischen Wirtschaft, Politik und Wahrheit zutreffend kritisch gekennzeichnet.

Das nährt Hoffnung. Daß aus bestimmten Gründen gelogen wird, ist die Wahrheit.

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Die Universitäts-Krise –
Anpassung oder Aufklärung?
Was geändert werden muß, ist zu besprechen. Aus dem Akademischen Senat.

„Wissenschaftliche Freiheit in gesellschaftlicher Verantwortung: Die Mitglieder der Universität wollen die universitären Aufgaben in der Verbindung von Forschung und Lehre, Bildung und Ausbildung in wissenschaftlicher Unabhängigkeit erfüllen. Sie wollen zur Entwicklung einer humanen, demokratischen und gerechten Gesellschaft beitragen und Frauen und Männern gleichen Zugang zu Bildung und Wissenschaft eröffnen.“

Leitbild der Universität Hamburg, beschlossen vom Akademischen Senat 1998

Das universitäre Leitbild fußt auf den wechselvollen historischen Erfahrungen und dem humanistischen Veränderungswillen der Universität. Die Krise ist, daß die hier formulierten positiven Erfordernisse (unter äußerem Druck) nicht mehrheitlich engagiert verfolgt werden.

Lebendigkeit erlangte das Leitbild in der aufgeklärten Zusammenarbeit der Universitätsmitglieder im Widerspruch: zu der mangelhaften Finanzierung von Studium, Lehre, Forschung, Verwaltung und Studentenwerk, der politisch gewollten Konkurrenz um die knappen Mittel, dem Abbau (teil-) demokratischer Selbstverwaltung, der anmaßenden Regentschaft eines wirtschaftsnahen Hochschulrats, dem dressurartigen BA/MA-System sowie dessen technokratischer Überwachung und Realisierung durch „STiNE“, zu den Gebühren.

Soll sich die Universität, sollen sich ihre Mitglieder an die gewinntrunkene Geschäftswelt der „Wachsenden Stadt“ anpassen?

Ist sie im Widerspruch dazu ein Ort analytisch-kritischer Welterkenntnis als aufgeklärte Zusammenarbeit und allgemein nützliche Praxis?

Vor diese Entwicklungsentscheidung sind alle gestellt – auch im AS.

Durch frühe Initiative kritischer Studierender hat der Akademische Senat lange Jahre die Studiengebühren abgelehnt (und dann an die sozial abgemilderte Erhebung der Langzeitgebühren mit ermöglicht). Ebenso konnten eingeschränkt Möglichkeiten demokratischer Mitverwaltung wider die betriebliche Zurichtung durch den Wissenschaftssenator in der Grundordnung („Uni-Verfassung“) erhalten werden. Der Widerstand gegen die restriktiven neuen Studiengänge hat ihre Einführung verzögert und die kritische Sicht darauf verbreitet. Die Wahl einer konservativen Universitätspräsidentin wurde mit 9:6:0 Stimmen knapp und in einem zweifelhaften Verfahren absolviert.

Nun ist eine neue Qualität universitätsweiter Opposition gegen die Zerstörung kultureller und sozialer Errungenschaften an der Universität erforderlich.

Unter dem Druck der restriktiven Maßnahmen der rechten Regierung wird jedoch im Akademischen Senat vor allem in Reihen der Professorinnen und Professoren Rettung in der Verdrängung der sozialen Realität und scheinbar überlegenen „Mitgestaltung“ der „modernen“ Übel gesucht. Die studentische Initiative zur Aussetzung von „STiNE“ ist dadurch vorerst behindert. Die verantwortungsvolle Auseinandersetzung um die notwendige Widerabschaffung der selektiven neuen Studiengänge und der Gebühren muß erneut erstritten werden. Für die nächste Sitzung des Akademischen Senats (21.12.2006) ist nunmehr eine Diskussion mit der neugewählten Vorsitzenden des Hochschulrats (Dr. Doris André, British American Tabacco) erreicht worden, die argumentativ mit dem Ziel demokratischer Souveränität der Universität geführt werden sollte.

Die kritische Beteiligung der universitären Öffentlichkeit an den Sitzungen des Akademischen Senats und an den in den Winterferien beginnenden Wahlen zum Akademischen Senat (Gruppe der Studierenden) ist deshalb relevant.

Bildung ist eingreifendes Denken.

„Freiheit, Güte, Gerechtigkeit, Geschmack und Großzügigkeit sind Produktionsfragen, sagte Me-ti zuversichtlich.“

Bertolt Brecht, Me-ti – Buch der Wendungen.

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Was ist Rechts?
Deutschland machen. Erfolgreich.

„Geld-?
Erfolgreiche Prokuristen pflegen mit einer Stimme zu sprechen, die nach gebratenen Gänsegrieben schmeckt, etwas Geld ist scheußlich. Viel Geld ist schön. Und bis in den Schlaf verfolgt mich der müde, völlig gleichmütige Blick des blauen Augapfels mit den schweren Augenlidern: das Gesicht der wahrhaft reichen Leute.“

Kurt Tucholsky, „Ein Pyrenäenbuch/Ausflug zu den reichen Leuten“, 1927.

Ein Rolls-Royce Phantom kostet. Für gute 380.000 Euro, ohne Extras, die es auch noch in dieser obersten Etage gibt, ist er zu haben. Das entspricht dem mehr als Zehnfachen des durchschnittlichen Netto-Jahreseinkommens aller Privathaushalte in der BRD (33.700 Euro). Die Spanne der Einkommen reicht von der Gruppe der „Selbstständigen“ (106.900 Euro) bis zu den Arbeitern (30.200 Euro). Diese Kluft ist in den vergangenen Jahren immer größer geworden. Eine Besserung ist ohne politische Opposition nicht in Sicht. Und: Die Steigerung der Tariflöhne reicht seit Mitte der 1990er Jahre nicht einmal mehr für den Inflationsausgleich. (Die millionen Menschen ohne Erwerbsarbeit spielen in dieser Statistik keine Rolle.) Laut einer repräsentativen Umfrage wollen deshalb auch 84 Prozent der Bevölkerung die Kluft zwischen oben und unten verringert sehen; für 82 Prozent haben die großen Konzerne lediglich die Gewinnmaximierung im Sinn; 93 Prozent wollen eine stärkere Berücksichtigung der Arbeitnehmerinteressen. Da muß die CDU gehörig rudern.

Tradierterweise eine Partei, die am ehesten das wesentliche Interesse der Phantombesitzer bedient, muß sie, da diese Aufgabe nur als sogenannte Volkspartei zu erfüllen ist, in Sprechweise und kleinen Maßnahmen den Eindruck erwecken, daß sie – mit den besten Kontakten zur „Wirtschaft“ – die Anliegen der Mehrheit der Bevölkerung hervorragend vertritt.

„Deutschland. Erfolgreich. Machen.“: Trotz des protzenden sprachminimalistischen Mottos des CDU-Parteitages wird zunehmend deutlich, daß der Gemütskitt mit Vaterland, Familie, Kirche und Leitkultur auseinanderreißt. Das Handeln für die Steigerung von Konkurrenz und Renditen wird nicht mehr abgenommen als eine Politik zum Wohle der nicht reichen Menschen.

Deshalb legt sich Jürgen Rüttgers so sehr in die Riemen. Bei weiterem Sozialabbau und fortgesetzt falscher „Rhetorik“ sieht er – berechtigterweise – die Mehrheitsfähigkeit der konservativen Profitepartei in Gefahr.

Diese Gefahr ist eindeutig zu begrüßen, denn damit wird offenkundig, daß die eherne Allianz aus Kapital und Konservativismus nicht unerschütterlich ist.

Das gilt auch für Hamburg. Studiengebühren sind nicht wie das Amen in der Kirche.

Sozialer Fortschritt und kulturelle Entfaltung sind eine Frage des Bewußtseins. Alle Verbesserungen beginnen mit der Verneinung der Übel.

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Wie verbessern wir unsere Lage?
Aus Anlaß der erneuten Befassung mit den Gebühren im Akademischen Senat

„Wir haben die Lande gemessen, die Naturkräfte gewogen, die Mittel der Industrie berechnet, und siehe, wir haben ausgefunden: daß diese Erde groß genug ist; daß sie jedem hinlänglich Raum bietet, die Hütte seines Glückes darauf zu bauen; daß diese Erde uns alle anständig ernähren kann, wenn wir alle arbeiten und nicht einer auf Kosten des anderen leben will; und dass wir nicht nötig haben, die größere und ärmere Klasse an den Himmel zu verweisen.“

Heinrich Heine, „Die romantische Schule“, Drittes Buch, 1835.

Begreifen wir unsere Möglichkeiten, die Studiengebühren abzuwenden, als Teil besserer Bedingungen des Lebens und des Lernens?

Seit die Befürworter von Studiengebühren aus Unternehmertum und rechter Lobby in den 90er Jahren Aufwind spürten, sollen die Studierenden mit harter Absicht eingeschüchtert und ihnen eine leistungsmäßige wie finanzielle „Bringschuld“ eingeredet werden. Seit das Hamburger Gebührengesetz im Juni 2006 – in Folge studentischer Proteste nur noch knapp mit Mehrheit – beschlossen wurde, ist das „Gib's auf“ eine verstärkt propagierte Botschaft.

Aber die Gebühren können nicht hingenommen werden: Durch ihre Einführung würde eine hochschulische Ware-Geld-Beziehung installiert, die das kulturelle und wissenschaftliche Erbe und die wissenschaftlich Tätigen selbst als Instrumente privater Ökonomie entwerten soll. Wer meint, was sich nicht rechne, sei nichts wert, verdreht das Mensch-Sein. Gesellschaftlich nützlich und kulturell bereichernd ist hingegen die kooperativ-kritische Parteilichkeit Gleicher in der wissenschaftlichen Weltaneignung, um „die Mühseligkeit der menschlichen Existenz zu erleichtern“. Soziale Offenheit, bedarfsgerechte, öffentliche Bildungsfinanzierung und eine demokratisierte Strukturierung der Universität sind dafür zu erkämpfende Grundbedingungen.

Entscheidend für jede positive Entwicklung ist also das kategorische „Nein!“ zum Bezahlstudium und der fortgesetzte Kampf für die Gebührenfreiheit.

Dies gilt auch, wenn nun am 21. Dezember der Akademische Senat über eine Satzung zur Befreiung von Studiengebühren beraten wird. In dem nun gültigen Gesetz ist die allgemeine Erhebung von 500 Euro pro Semester ab Sommersemester 2007 vorgesehen. In Ausnahmefällen von der Zahlung befreit werden können demnach nur Studierende mit „herausragenden Leistungen“, Studierende ohne Anspruch auf einen „Studienfinanzierungskredit“ und „chronisch kranke oder behinderte“ Studierende. Ausländern soll eine Stundung der Gebühr ermöglicht sein.

Gefordert durch das wohl begründete Engagement aus der Studierendenschaft müssen sich nun Universitätspräsidium, Akademischer Senat und selbst der Hochschulrat um eine möglichst transparente, weit gefaßte und faire Befreiungspraxis bemühen. Beispielgebend hierfür kann die Präambel der Satzung für die Befreiung von den bereits vorgeschriebenen Langzeittudiengebühren sein:

„Das Präsidium der Universität Hamburg hat die nachstehende Satzung mit dem Ziel beschlossen, die [...] rechtswirksam begründete Pflicht zur Zahlung von Studiengebühren so zu gestalten, dass die Möglichkeit zu studieren nicht durch soziale, persönliche, wirtschaftliche oder sonstige wichtige Gründe verhindert wird.“

Die universitären Gremien und die Verwaltung sollten jede Möglichkeit der begründeten Befreiung von der Gebührenpflicht nutzen, denn jede einzelne Befreiung ist ein Gewinn für alle. Die kritisch-argumentative Beteiligung der Hochschulöffentlichkeit in der Sitzung des Akademischen Senats am kommenden Donnerstag ist sinnvoll.

Den erforderlichen Drive erhält die hier nötige Abwendung größerer Übel aus den studentischen Aktivitäten für die prinzipielle Gebührenfreiheit. Aufbauend auf die erfolgreiche Urabstimmung 2005 bedeutet der Boykott der allgemeinen Studiengebühren – als weitere manifeste Solidarisierung der Studierenden – eine erhebliche Erhöhung des gesellschaftlichen Drucks für einen Politikwechsel.

Anstelle inneruniversitären Kleinkriegs ist die Kontrahenz zu den eigentlichen Gegnern aufzunehmen: Gewinngieriges Unternehmertum, Handelskammer und Standortpolitiker sollten sich gemeinsam kritisch vorgeknöpft werden.

Entsprechende Arbeit in den akademischen Gremien und der Verfaßten Studierendenschaft sowie von dort aus in der Öffentlichkeit ist notwendig. Und die Bürgerschaft und der politische Senat werden 2008 neu gewählt...

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Draußen vor der Tür
Eine eindringliche Botschaft

„Ich stehe draußen, wieder draußen. Gestern abend stand ich draußen. Immer steh ich draußen. Und die Türen sind zu. Und dabei bin ich ein Mensch mit Beinen, die schwer und müde sind. Mit einem Bauch, der vor Hunger bellt. Mit einem Blut, das friert hier draußen in der Nacht. Und der Einbeinige sagt immerzu meinen Namen. Und nachts kann ich nicht mal mehr pennen. Wo soll ich denn hin, Mensch?“

Wolfgang Borchert, „Draußen vor der Tür“, 1947.

Sogenannte deutsche Interessen (der Großhandel mit Opium?) würden am Hindukusch verteidigt. Das triumphalische Posieren bundesdeutscher Soldaten mit Totenschädeln in Afghanistan habe dem Ansehen der deutschen Armee bei der dort militärisch fürsorglich betreuten Bevölkerung keinen Abbruch getan.

Es ist wieder (mehr) Krieg. Wenn mit hochtechnisierter, staatlich organisierter physischer Gewalt die Politik per militärischer Mittel fortgesetzt wird, sei dies nicht für Märkte, Rohstoffe und die Installierung von Vasallenregimes bzw. die Sicherung geostrategischer Stützpunkte zur Wahrung großer ökonomischer Interessen, sondern für die „Menschenrechte“, die „Demokratie“ gegen „den Terror“ und für ähnliches Menschenheil.

Deutsche Waffen, deutsches Geld...

Die bundesdeutsche Armee ist an vielen Interventionsorten bei der militärischen Weise der „Globalisierung“ beteiligt.

Dabei war das alles, nach dem Zweiten Weltkrieg, nach Diktatur, Verwüstung und Massenmord, anders gedacht, gewollt und gemeint gewesen: mit Frieden, Demokratie, sozialem Fortschritt und ziviler Entwicklung, in deutschen Landen wie weltweit (im Zentrum der UN-Charta steht der Gewaltverzicht!) – und: Nie wieder!

Das Zivile sollte Vorrang haben in Arbeit, Leben, Kunst und Wissenschaft sowie im Internationalen. Eine andere Welt sollte möglich sein. Das Wort Frieden hatte einen guten Klang.

Welche Verheerungen der Krieg im überlebenden, zurückkommenden Menschen anrichtet, zeigt „Draußen vor der Tür“ mit seiner Hauptfigur Beckmann („einer von denen“). Wolfgang Borchert schrieb dieses Werk Anfang 1947 innerhalb von acht Tagen. Er starb leider infolge eines kriegsbedingten Leberleidens am 20. November 1947 in einem Spital in Basel.

Dieses Theaterstück sagt Nein! zu aller Vernichtung und nachfolgender Heuchelei.

Die Bejahung allen sinnvollen Lebens kann auf dem Fuße folgen.

„Immer werden wir wieder auf den sicheren schwankenden Pontons stehen und eine Freude in uns fühlen, einen Mut in uns merken und eine Kraft in uns kennen. Immer wieder werden wir auf den Pontons stehen, mit dem Mut zum Abenteuer dieses Lebens, und den Atem der Welt unter unseren Füßen fühlen.“

Wolfgang Borchert, „Die Elbe“, 1946.

Filmabend: „Liebe 47“
eine Verfilmung des Wolfgang Borchert Bühnenstücks
„Draußen vor der Tür“
(Regie: Wolfgang Liebeneiner.)

Eine Einführung zu Werk, Zeit und Zeitgenossenschaft von Wolfgang Borchert gibt
Dr. Wolfgang Beutin, Literaturwissenschaftler, Dozent und Autor.

Mittwoch, den 13.12.2006, 19 Uhr,
Gebäude der Erziehungswissenschaft, Von-Melle-Park 8, Raum 05

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Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2007

Es kommt der Tag, da wird sich wenden ...
Kein Arrangement mit dem Krieg

„Ich glaube nicht, dass Jim Baker und Lee Hamilton erwarten, dass wir jede ihrer Empfehlungen umsetzen.“

G. W. Bush zum Bericht der Iraq Studie Group (Bakerkommision), Pressekonferenz am 07. 12. 2007.

 

„Jeder Pazifismus, der den Krieg für Petroleum, für Industrien, für Schutzzölle, nicht rundweg ablehnt, ist weder gesund noch ungesund, sondern überhaupt keiner.“

Kurt Tucholsky: Gesunder Pazifismus, 1928.

Friedenstaube

Wendepunkt? Krieg? Frieden? Irgendwas dazwischen? Eine andere Taktik? Öl? Demokratie? Der Irak-Krieg (ebenso wie der Afghanistan-Krieg) steckt in der Sackgasse. Selbst konservative bürgerliche Medien erwarten – und begrüßen – mindestens eine Kurskorrektur. Der neue US-amerikanische Kriegsminister Gates (der Hardliner Rumms-fällt mußte gehen) beantwortet die Frage, ob der Irak-Krieg zu gewinnen sei, mit einem einfachen „Nein“. G. W. Bush ist praktisch abgewählt, die größte Militärmacht der Welt steht vor dem Scherbenhaufen ihrer kriegerischen Politik.

Die Vorschläge, die die Iraq Studie Group unter Vorsitz des ehemaligen US-Außenministers Baker (Republikaner) und des früheren Abgeordneten Hamilton (Demokraten) vorlegt, sind nicht spektakulär, aber sie gehen eindeutig in die regulierende Richtung: sukzessiver Abzug der Soldaten statt unendliche Besatzung, Diplomatie statt Krieg, Dialog statt Durchhalteparolen. Gespräche ohne Vorbedingungen mit Syrien und Iran sowie eine Nahostkonferenz, die sich aller Konflikte in der Region – einschließlich Israel-Palästina – annimmt. Sehr brisant ist allerdings die schonungslose Abrechnung mir der bisherigen Außenpolitik der Bush-Administration und den katastrophalen Folgen: Die Mission „Iraqi freedom“ stehe vor dem „militärischen, politischen und diplomatischen Kollaps“, ein Abgleiten ins Chaos sei zu befürchten: Zusammenbruch der Regierung, ein Sieg der Al-Qaida und eine humanitäre Katastrophe. Die alltägliche Brutalität des Krieges: nicht 93 – wie dem Bericht des Militärs zu entnehmen war –, sondern 1100 Gewalttaten fanden an einem einzigen Tag im Juli statt.

Die schiere Unmenschlichkeit einer kühl auf ökonomischpolitische Vorherrschaft gerichteten globalen Machtpolitik zeigt sich in all ihrer Häßlichkeit. (Seriöse Hochrechnungen gehen von ca. 650.000 Toten in Folge des Krieges aus.) Ihr Scheitern – die prinzipielle Unmöglichkeit, Frieden mit Krieg zu schaffen – ist total. Die kulturelle Verrohung zieht sich durch alle Lebensbereiche in allen Ländern. Am Irak wird deutlich, die Menschheit steht vor der Alternative Zivilisation oder Barbarei.

Es stimmt: Der Krieg ist moralischer Müßiggang. Der ethische Nihilismus ist tödlich.

Eine bessere Zukunft, frei von Mangel und Ausbeutung, ist nur durch das Bekämpfen des Krieges überhaupt denkbar. Durch konsequente Abrüstung können sozialer Fortschritt und eine ernsthaft humane Alltagskultur entfaltet werden – überall auf der Welt. Sich diesen großen und dringenden Menschheitsaufgaben der Zeit zu stellen, sie positiv zu beantworten und couragiert gegen die profitgeleitete „Sachzwang“-Politik praktisch zur Geltung zu bringen, sei vornehme Zielbestimmung aller Wissenschaften und Ziel aufgeklärter Menschen.

Wer Frieden will, muß wissend wirken.

The good, the bad, and the ugly...
Wir und die anderen

„... Der Blick des Forschers fand
Nicht selten mehr, als er zu finden wünschte.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Nathan der Weise“, 1779.

Das Feld der kandidierenden Gruppen ist ein wenig unübersichtlich. Das entspricht der unausgegorenen (hochschulpolitischen) Lage. Soll das Elend weiter verwaltet werden? Reicht es aus, die Übel abzuwenden und sich (nicht erst) dann in kuschelige Freiräume zu flüchten? Sind Verbesserungen nötig und möglich? Darf es auch ein bißchen mehr sein? Ist eine dauerhaft solidarische Lebensweise pure Träumerei? Die Fragen geben Antwort.

Stramm Rechts...
CDU-Hochschulgruppe

Diese dunkle politische Verbindung ist eine wahrliche Sumpfblüte des Konservativismus. Sie vertritt eine unverbrüchliche Standortordnung, will alles anpacken und hat keinerlei Scheu vor dem extrem rechten Rand dieser Gesellschaft. Ansonsten: Service, Service, Service! Sowie: Unterstützung des amtierenden AStAs.

Rechts...
Jura-Liste

„Harte Arbeit“ sei „das beste Programm“. Nur Schelme bekommen bei diesem Ausspruch böse Assoziationen. Der emsige Eifer geht hauptsächlich gegen linke Politik – geistig schlicht und karriereorientiert. Studiengebühren werden so eher eingeführt als verhindert. Ein abgefedertes Repetitorium der Senatspolitik.

Wiwi-Liste

„Durch die Erarbeitung von messbaren Kennwerten und Bewertungskriterien von Studienbedingungen soll die Grundlage für eine regelmäßige Qualitätskontrolle geschaffen werden.“ (...) „Lösungen statt Probleme“

Also, erst einmal: Ohne Probleme keine Lösungen. Lösungen für Lösungen sind reine Phantasterei.

Hier dürfen Söhne und Töchter Karriere machen. In einer Weihnachtswerbung der „Deutschen Bank“ heißt es so: „Renditechancen statt Träumerei“. Das ist wenigstens ehrlich.

Die Medizinerliste

Hier dominiert ein ständisches, weißes Bewußtsein. Wesentlicher Weise soll ordentlich studiert werden. Die allgemeinen Studiengebühren werden (unwillig) hingenommen, Modifikationen für MedizinerInnen sollen erreicht werden. Als vertrauenswürdige Ärzte bräuchten sie mehr humanistischen Schwung. Das Schlimmste an ihnen: ihre pragmatische Langeweile.

MIN-Liste

Auch hier hat das Handeln als solches ideologischen Vorrang. Sie machen sich in der Hauptsache Gedanken um eine gute Verwaltung der Universität. Mit geistig anregender Interessenvertretung der Studierenden hat dies rein gar nichts zu tun. Deshalb finden ebenso sie das Lob der CDU-Hochschulgruppe.

Liste ausländischer StudentInnen (LAS)

Sie sind im Einklang mit den obwaltenden (verschlechterten) Lebensbedingungen und suchen Linderung durch z.B. „Länderabende“, eine „Praktikumsbörse“ und Ausnahmetatbestände bei den Studiengebühren für ausländische Studierende. Der sklavische Clou ist „Wohnen für Hilfe“, d.h. Dienstleistung für reduzierte Miete.

Internationale Politik kann rechts sein.

Liberale Hochschulgruppe (LHG)

Die ehedem (als sie noch ein Gewissen hatten) Sozial-Liberalen versuchen heutzutage – ihre Selbstachtung ist mittlerweile futsch –, sich ungelenk auf Kosten kritisch Engagierter zu profilieren.

Ihr Programm in einem Satz: „Die Freiheit von Forschung und Lehre werden durch Sponsoring nicht negativ beeinflusst.“

Da haben sie leider unrecht.

Die Nichtwähler

Es gebe nichts zu entscheiden. „Keine der Listen weckt auch nur Dein verschlafenstes Interesse?“

Der Nihilismus ist ein dauerhaft häßlich verkaterter Intellekt.

„Die Nichtwähler“ sind nicht zu wählen.

Liberal...
Campus-Liste

Hier finden wir, auch wenn's verborgen werden soll, den müden Abklatsch der „Grünen Hochschulgruppe“. Sie sind irgendwie gegen Studiengebühren und wollen Bachelor und Master freundlicher gestalten. Das gleiche gilt für die Umgangsformen in der Verfaßten Studierendenschaft. Dazu paßt allerdings keineswegs, die Fachschaftsrätekonferenz zu delegitimieren. Hier kandidieren Konforme.

Geisteswissenschaften

„Mitreden und Mitgestalten!“ heißt es für sie – trotz Ausrufungszeichen – etwas lau. Das heißt auch, gegen Studiengebühren eine Meinung zu haben. Genauso wichtig scheint dabei die „Begrünung der Pantherwiese“ zu sein. Das mag ja vielleicht gelingen.

Erziehungswissenschaft/Sport/Psychologie

„mehr...“, „mehr...“, „mehr...“, „mehr...“, ... Wo aber haben wir: Freiheit, Gerechtigkeit, Qualität, Förderung and so on? „für dich aktiv“ – Das läuft schlicht ins Leere.

Internationale Liste

Das ist eine traditionell grüne Liste. Hier werden zweifellos richtige Forderungen („gebührenfreies Studium für Alle“, „unbeschränkte Arbeitsbedingungen für ausländische Studierende“, „Wiedereinführung der Intensiv-Deutschkurse“) aufgestellt.

Es fehlen aber die Einordnung in den gesellschaftlichen Zusammenhang, kritische Analyse und eine Durchsetzungsperspektive.

Leider.

Real-Sozial...
Realos (Juso-Hochschulgruppe)

Die Jünger der zahmen Realpolitik glänzen in ihrer Wahlwerbung durch evidenten Popolismus. Sie haben ein-, zweimal mit Mathias Petersen (Häuptling der Spezialdemokratie in Hamburg) geredet und halten das für Politik. Diese brave Gruppe ist keineswegs zu verwechseln mit den JungsozialistInnen von „harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive“.

Fachschaftsliste gegen Studiengebühren (FSL)

Düsternis: Alles habe sich „massiv verschlechtert“. (Keine Erwähnung von (gar eigenem) Gegenengagement und positiver Perspektive. Deshalb hätten sie sich zusammengetan, „um konkrete Probleme an der Uni anzusprechen und diese zu verändern.“

Hier liegt ein typischer Fall von Wahlverein vor.

Medizin sozial

Gegen Studiengebühren. Für deren Boykott. Für eine bessere Entlohnung des Praktischen Jahrs. Das war's.

Liste gegen Studiengebühren

War die Liste vor einem Jahr noch eine Luftbuchung, so hat sie mittlerweile ihre Arbeit im Studierendenparlament aufgenommen. Auf der richtigen Seite der politischen Geographie.

Links und liberal...
St. Pauli

Wir grüßen – wieder einmal – Gunnar, danken ihm für die Einteilung der Gruppen und respektieren sein standfestes Engagement für die Demokratie.

Die Linke.WASG

Hier rudert unter neuem Fähnchen der gute alte „Linksruck“. Er ist irgendwie globalisierungskritisch, hat aber mit den realen hochschulpolitischen Auseinandersetzungen nichts am tun. Schwindel per Etikett.

Regenbogen/Alternative Linke

Für sie ist immer noch „summer of resistance“. Das bedeutet aber auch „realpolitische Auseinandersetzung mit der Uni-Leitung“ und „professionelle Pressearbeit“. Sie wollen einen linken AStA. Wir auch.

Sollbruchstellen

Sie wenden sich gegen die Konkurrenzgesellschaft sowie die „instrumentelle Kosten-Nutzen-Logik“. Das ist ihr politischer Ursprung der Ablehnung von Studiengebühren. Ein wenig mehr Biß wäre gut.

[eg:al] – emanzipatorische gruppe:autonome linke

Sie sind verwertungskritisch und Gemütlichkeitsfetischisten. Kommerzialisierung, Repression, Hierarchien werden eindeutig abgelehnt, „Freiräume“ und „gemütlicher Campus“ werden etwas spießig bevorzugt. Wohin die „gesellschaftliche Intervention“ gehen soll, bleibt offen. Die abwertende Äußerung „parlamentarisches Rumgeeiere“ delegitimiert das Studierendenparlament. Dafür kandidieren sie.

Internationale HWP-Liste

Bildung für Alle, Solidarität, interkulturelles Zusammenleben und der Erhalt des Departments HWP stehen im Zentrum ihrer Überlegungen. Ein anderer AStA wird angestrebt. So weit, so gut.

Links...
Fachschaftsbündnis

Hochschulpolitik hat das Ziel, daß die Menschen und nicht „die Wirtschaft“ im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Das ist der Sinn von Bildung für Alle! Hier wird auf Analyse und Kooperation gesetzt.

Gemeinsame Liste zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation!

harte zeiten – junge sozialisten und fachschaftsaktive

Unter diesem Namen sind die authentischen jusos assoziiert. Bildung bedeutet Einsicht, Aussicht und Solidarität als menschliche Entfaltung für gesellschaftliche Veränderung und zivile Kooperation.

Gemeinsame Liste zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation!

Liste Links

Wir kandidieren mit den beiden obigen Listen zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation!

Persönlichkeitsentwicklung ist, wenn der Mensch lacht, wo ihm ängstliches Winseln verordnet wird.

Wir wünschen den emsig Denkenden in diesem Sinne eine helle Entscheidung.

Das Engagement für wirksame Vernunft
Mit Freude wider die Kommerzialität

„Weil ich das Gift, das im Finstern schleichet, dem Gesundheitsrate anzeige, soll ich die Pest in das Land gebracht haben?“

Gotthold Ephraim Lessing, „Anti-Goeze/Erster“, 1778.

Bücher
„Wenn der Mensch von
den Umständen gebildet
wird, so muß man die
Umstände menschlich
bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
(1844/45), MEW 2, S.138.

Die Vergiftung ist der Neoliberalismus. Die Quelle des Unheils ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen: Kaufen und Verkaufen. Die vermeintlich ausweglose Gewöhnung an das Gift ist, was „im Finstern schleichet“. Die traurige Individualisierung ist somit eine Verstärkung der Giftwirkung.

Der Kampf für die kritische Qualifikation der Mehrheit der Menschen bewegt sich im Gegensatz zur Kapitulation vor der rauhen Kommerzialisierung von Bildung, Arbeit und Leben sowie der Erstickung wahrhafter Freude.

Aufklärung als vernünftige Lebensweise bedeutet die kooperative Überschreitung des alltäglichen Konkurrenzgebotes. Wer gemeinschaftlich für gute Bedingungen und Möglichkeiten einer sozial und human verantwortlichen Bildung wirkt, gestaltet sinnvoll und perspektivbildend die eigenen Lebensbedingungen zum allgemeinen Nutzen. Das ist wohl getan.

In diesem Verständnis haben wir uns 1993 als Liste LINKS konstituiert. Durch Solidarität ist eine bessere Welt.

Wir arbeiten zusammen mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in der studentischen Interessenvertretung, in den Gremien der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat (plus Ausschüsse), in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau.

Das langfristige kritische Engagement begreifen wir als alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation sei erstes Bedürfnis. Wissen bekommt so eine weitere Bedeutung.

„Der Gedanke geht der Tat voraus, wie der Blitz dem Donner.“

Heinrich Heine, „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“, 1834.

Die KandidatInnen

Gunhild Berdal, Präsidium Studierendenparlament, Linke Gruppe ausländischer Studierender, GEW, Linke.PDS (AG Frieden und weltweite Abrüstung)

Till Petersen, Referent der Fachschaftsrätekonferenz(FSRK), FSR Erziehungswissenschaft, Fakultätsrat Erziehungswissenschaft/Psychologie/Bewegungswissenschaft, GEW, Linke.PDS

Saskia Mestern, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Fakultätsrat Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, GEW (Vorstand der Fachgruppe Hochschulen und Forschung), Linke.PDS (AG gegen Rechts)

Rörd Hinrichsen, FSR Geschichte, Vorstand Historisches Seminar, ver.di, Linke.PDS (AG gegen Rechts)

Nilüfer Aydin, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Linke.PDS

Olaf Walther, Akademischer Senat (AS), Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), Bundesverband studentische Kulturarbeit (BSK), ver.di, Linke.PDS

Mariuxi Guevara, Ethnologie, Linke Gruppe ausländischer Studierender

Kristian Glaser, AS-Ausschuß für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs,Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ver.di, Linke.PDS

Fatma Kuru, Lehramt Grund- und Mittelstufe, ver.di

Malte Klingforth, Geschichte, Fakultätsrat Geisteswissenschaften, GEW, Linke.PDS

Johann Bartels, Gruppe kritischer Chemiker, FSRK, Linke.PDS

Birger Tagge, Medizin

Joachim Weber, Jura-Langzeitstudent, Linke.PDS

Caspar Stuebs, LOA Mathematik & Informatik, FSR Erziehungswiss.

Tobias Friedrich, HWP (Departement Wirtschaft und Politik), FSR

Sven Wilke, HWP, IG Metall

Nikolai Schuldt, HWP, Linke.PDS

Olaf Hey, HWP, FSR, ver.di, Linke.PDS

Savas Candan, HWP, Linke.PDS

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Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2007

Der stolpernde Senat
oder
Die verlorene Beherrschung des Bürgermeisters

„ – Und wenn jeder im Volke in den Stand gesetzt ist, sich alle beliebigen Kenntnisse zu erwerben, werdet ihr bald auch ein intelligentes Volk sehen. – “

Heinrich Heine, „Geständnisse“, 1854.

Karl Marx

Haushaltsdebatten sind Generaldebatten und zuweilen die „Sternstunden“ des Parlaments. Manchmal wird hier die Wahrheit gesagt; auf jeden Fall wird – mindestens pro forma – heftig gestritten zwischen Regierung und Opposition. In Hamburg steht aktuell der Doppelhaushalt 2007/2008 zur Debatte.

Hier wurde und wird relativ heftig gestritten.

In seiner Kritik an der sich weitenden Kluft zwischen Arm und Reich durch die Senatspolitik muß der Fraktionschef der SPD, Michael Neumann, für seine sonst eher rechten Verhältnisse so weit gegangen sein (Wahrheit), daß der Bürgermeister (v. Beust, CDU) semantisch entglitt: „Ihnen quillt die Menschlichkeit aus allen Knopflöchern, Herr Neumann!“ Welch eine Phantasie!

Mit der Menschlichkeit ist das aber eher so: Sie hat Verstand und Form; sie lacht, sie spricht, sie singt, sie schilt und sie verträgt sich wieder; sie steht, sie wägt, sie schreitet, sie springt und setzt sich wieder; sie verwirft, sie klagt an, sie weist Wege, sie zieht neue Horizonte und sie verweilt am eingenommenen Ort – sie reicht die Hand zum Gruße, für den, der will.

Was da dem dreisten Debattierer v. Beust entfahren ist, ist hilflos, ist zynisch, das ist die „Wachsende Stadt“.

Ähnlich war die Reaktion auf die Kritik von Christa Goetsch (GAL), die, nun ja, vom Standpunkt der „Kreativen Stadt“ aus vorrangig die Schul-, Sozial- und Umweltpolitik des Senats ins Visier nahm.

v. Beust darauf: „Kreativität ist schön, aber wenn man damit kein Geld verdienen kann, nützt sie auch nichts.“

Mit den schlichten Gedanken dieser grob geschnitzten Worte einer Profitlinguistik für den finanziell gehobenen Stammtisch baut man eben die sauteure „Elbphilharmonie“, streicht man lächelnd Bücherhallen und Büchergeld, verschenkt die öffentlichen Krankenhäuser, führt man Bachelor-/Masterabschlüsse ein und will am Ende auch noch Studiengebühren. Das Volk sei eben nur so schlau, daß es arbeitet (wenn es darf), konsumiert (deutsche Zitronen), (artige) Kinder zeugt, pünktlich seine Steuern zahlt (abgesehen von den Konten in der Schweiz) und bedenkenlos CDU wählt (geht kaum anders).

Haushaltsdebatten sind Generaldebatten, sind manchmal Sternstunden, in denen die Wahrheit zutage kommt. Über die Kennzeichnung „Sternstunden“ läßt sich verhandeln. Die Wahrheit allerdings wurde gesagt.

Studiengebühren sind rundum abzulehnen. Nicht nur hier wäre Bescheidenheit unangemessen.

The good, the bad, and the ugly...
Wir und die anderen

„... Der Blick des Forschers fand
Nicht selten mehr, als er zu finden wünschte.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Nathan der Weise“, 1779.

Das Feld der kandidierenden Gruppen ist ein wenig unübersichtlich. Das entspricht der unausgegorenen (hochschulpolitischen) Lage. Soll das Elend weiter verwaltet werden? Reicht es aus, die Übel abzuwenden und sich (nicht erst) dann in kuschelige Freiräume zu flüchten? Sind Verbesserungen nötig und möglich? Darf es auch ein bißchen mehr sein? Ist eine dauerhaft solidarische Lebensweise pure Träumerei? Die Fragen geben Antwort.

Stramm Rechts...
CDU-Hochschulgruppe

Diese dunkle politische Verbindung ist eine wahrliche Sumpfblüte des Konservativismus. Sie vertritt eine unverbrüchliche Standortordnung, will alles anpacken und hat keinerlei Scheu vor dem extrem rechten Rand dieser Gesellschaft. Ansonsten: Service, Service, Service! Sowie: Unterstützung des amtierenden AStAs.

Rechts...
Jura-Liste

„Harte Arbeit“ sei „das beste Programm“. Nur Schelme bekommen bei diesem Ausspruch böse Assoziationen. Der emsige Eifer geht hauptsächlich gegen linke Politik – geistig schlicht und karriereorientiert. Studiengebühren werden so eher eingeführt als verhindert. Ein abgefedertes Repetitorium der Senatspolitik.

Wiwi-Liste

„Durch die Erarbeitung von messbaren Kennwerten und Bewertungskriterien von Studienbedingungen soll die Grundlage für eine regelmäßige Qualitätskontrolle geschaffen werden.“ (...) „Lösungen statt Probleme“

Also, erst einmal: Ohne Probleme keine Lösungen. Lösungen für Lösungen sind reine Phantasterei.

Hier dürfen Söhne und Töchter Karriere machen. In einer Weihnachtswerbung der „Deutschen Bank“ heißt es so: „Renditechancen statt Träumerei“. Das ist wenigstens ehrlich.

Die Medizinerliste

Hier dominiert ein ständisches, weißes Bewußtsein. Wesentlicher Weise soll ordentlich studiert werden. Die allgemeinen Studiengebühren werden (unwillig) hingenommen, Modifikationen für MedizinerInnen sollen erreicht werden. Als vertrauenswürdige Ärzte bräuchten sie mehr humanistischen Schwung. Das Schlimmste an ihnen: ihre pragmatische Langeweile.

MIN-Liste

Auch hier hat das Handeln als solches ideologischen Vorrang. Sie machen sich in der Hauptsache Gedanken um eine gute Verwaltung der Universität. Mit geistig anregender Interessenvertretung der Studierenden hat dies rein gar nichts zu tun. Deshalb finden ebenso sie das Lob der CDU-Hochschulgruppe.

Liste ausländischer StudentInnen (LAS)

Sie sind im Einklang mit den obwaltenden (verschlechterten) Lebensbedingungen und suchen Linderung durch z.B. „Länderabende“, eine „Praktikumsbörse“ und Ausnahmetatbestände bei den Studiengebühren für ausländische Studierende. Der sklavische Clou ist „Wohnen für Hilfe“, d.h. Dienstleistung für reduzierte Miete.

Internationale Politik kann rechts sein.

Liberale Hochschulgruppe (LHG)

Die ehedem (als sie noch ein Gewissen hatten) Sozial-Liberalen versuchen heutzutage – ihre Selbstachtung ist mittlerweile futsch –, sich ungelenk auf Kosten kritisch Engagierter zu profilieren.

Ihr Programm in einem Satz: „Die Freiheit von Forschung und Lehre werden durch Sponsoring nicht negativ beeinflusst.“

Da haben sie leider unrecht.

Die Nichtwähler

Es gebe nichts zu entscheiden. „Keine der Listen weckt auch nur Dein verschlafenstes Interesse?“

Der Nihilismus ist ein dauerhaft häßlich verkaterter Intellekt.

„Die Nichtwähler“ sind nicht zu wählen.

Liberal...
Campus-Liste

Hier finden wir, auch wenn's verborgen werden soll, den müden Abklatsch der „Grünen Hochschulgruppe“. Sie sind irgendwie gegen Studiengebühren und wollen Bachelor und Master freundlicher gestalten. Das gleiche gilt für die Umgangsformen in der Verfaßten Studierendenschaft. Dazu paßt allerdings keineswegs, die Fachschaftsrätekonferenz zu delegitimieren. Hier kandidieren Konforme.

Geisteswissenschaften

„Mitreden und Mitgestalten!“ heißt es für sie – trotz Ausrufungszeichen – etwas lau. Das heißt auch, gegen Studiengebühren eine Meinung zu haben. Genauso wichtig scheint dabei die „Begrünung der Pantherwiese“ zu sein. Das mag ja vielleicht gelingen.

Erziehungswissenschaft/Sport/Psychologie

„mehr...“, „mehr...“, „mehr...“, „mehr...“, ... Wo aber haben wir: Freiheit, Gerechtigkeit, Qualität, Förderung and so on? „für dich aktiv“ – Das läuft schlicht ins Leere.

Internationale Liste

Das ist eine traditionell grüne Liste. Hier werden zweifellos richtige Forderungen („gebührenfreies Studium für Alle“, „unbeschränkte Arbeitsbedingungen für ausländische Studierende“, „Wiedereinführung der Intensiv-Deutschkurse“) aufgestellt.

Es fehlen aber die Einordnung in den gesellschaftlichen Zusammenhang, kritische Analyse und eine Durchsetzungsperspektive.

Leider.

Real-Sozial...
Realos (Juso-Hochschulgruppe)

Die Jünger der zahmen Realpolitik glänzen in ihrer Wahlwerbung durch evidenten Popolismus. Sie haben ein-, zweimal mit Mathias Petersen (Häuptling der Spezialdemokratie in Hamburg) geredet und halten das für Politik. Diese brave Gruppe ist keineswegs zu verwechseln mit den JungsozialistInnen von „harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive“.

Fachschaftsliste gegen Studiengebühren (FSL)

Düsternis: Alles habe sich „massiv verschlechtert“. (Keine Erwähnung von (gar eigenem) Gegenengagement und positiver Perspektive. Deshalb hätten sie sich zusammengetan, „um konkrete Probleme an der Uni anzusprechen und diese zu verändern.“

Hier liegt ein typischer Fall von Wahlverein vor.

Medizin sozial

Gegen Studiengebühren. Für deren Boykott. Für eine bessere Entlohnung des Praktischen Jahrs. Das war's.

Liste gegen Studiengebühren

War die Liste vor einem Jahr noch eine Luftbuchung, so hat sie mittlerweile ihre Arbeit im Studierendenparlament aufgenommen. Auf der richtigen Seite der politischen Geographie.

Links und liberal...
St. Pauli

Wir grüßen – wieder einmal – Gunnar, danken ihm für die Einteilung der Gruppen und respektieren sein standfestes Engagement für die Demokratie.

Die Linke.WASG

Hier rudert unter neuem Fähnchen der gute alte „Linksruck“. Er ist irgendwie globalisierungskritisch, hat aber mit den realen hochschulpolitischen Auseinandersetzungen nichts am tun. Schwindel per Etikett.

Regenbogen/Alternative Linke

Für sie ist immer noch „summer of resistance“. Das bedeutet aber auch „realpolitische Auseinandersetzung mit der Uni-Leitung“ und „professionelle Pressearbeit“. Sie wollen einen linken AStA. Wir auch.

Sollbruchstellen

Sie wenden sich gegen die Konkurrenzgesellschaft sowie die „instrumentelle Kosten-Nutzen-Logik“. Das ist ihr politischer Ursprung der Ablehnung von Studiengebühren. Ein wenig mehr Biß wäre gut.

[eg:al] – emanzipatorische gruppe:autonome linke

Sie sind verwertungskritisch und Gemütlichkeitsfetischisten. Kommerzialisierung, Repression, Hierarchien werden eindeutig abgelehnt, „Freiräume“ und „gemütlicher Campus“ werden etwas spießig bevorzugt. Wohin die „gesellschaftliche Intervention“ gehen soll, bleibt offen. Die abwertende Äußerung „parlamentarisches Rumgeeiere“ delegitimiert das Studierendenparlament. Dafür kandidieren sie.

Internationale HWP-Liste

Bildung für Alle, Solidarität, interkulturelles Zusammenleben und der Erhalt des Departments HWP stehen im Zentrum ihrer Überlegungen. Ein anderer AStA wird angestrebt. So weit, so gut.

Links...
Fachschaftsbündnis

Hochschulpolitik hat das Ziel, daß die Menschen und nicht „die Wirtschaft“ im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Das ist der Sinn von Bildung für Alle! Hier wird auf Analyse und Kooperation gesetzt.

Gemeinsame Liste zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation!

harte zeiten – junge sozialisten und fachschaftsaktive

Unter diesem Namen sind die authentischen jusos assoziiert. Bildung bedeutet Einsicht, Aussicht und Solidarität als menschliche Entfaltung für gesellschaftliche Veränderung und zivile Kooperation.

Gemeinsame Liste zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation!

Liste Links

Wir kandidieren mit den beiden obigen Listen zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation!

Persönlichkeitsentwicklung ist, wenn der Mensch lacht, wo ihm ängstliches Winseln verordnet wird.

Wir wünschen den emsig Denkenden in diesem Sinne eine helle Entscheidung.

Das Engagement für wirksame Vernunft
Mit Freude wider die Kommerzialität

„Weil ich das Gift, das im Finstern schleichet, dem Gesundheitsrate anzeige, soll ich die Pest in das Land gebracht haben?“

Gotthold Ephraim Lessing, „Anti-Goeze/Erster“, 1778.

Bücher
„Wenn der Mensch von
den Umständen gebildet
wird, so muß man die
Umstände menschlich
bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
(1844/45), MEW 2, S.138.

Die Vergiftung ist der Neoliberalismus. Die Quelle des Unheils ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen: Kaufen und Verkaufen. Die vermeintlich ausweglose Gewöhnung an das Gift ist, was „im Finstern schleichet“. Die traurige Individualisierung ist somit eine Verstärkung der Giftwirkung.

Der Kampf für die kritische Qualifikation der Mehrheit der Menschen bewegt sich im Gegensatz zur Kapitulation vor der rauhen Kommerzialisierung von Bildung, Arbeit und Leben sowie der Erstickung wahrhafter Freude.

Aufklärung als vernünftige Lebensweise bedeutet die kooperative Überschreitung des alltäglichen Konkurrenzgebotes. Wer gemeinschaftlich für gute Bedingungen und Möglichkeiten einer sozial und human verantwortlichen Bildung wirkt, gestaltet sinnvoll und perspektivbildend die eigenen Lebensbedingungen zum allgemeinen Nutzen. Das ist wohl getan.

In diesem Verständnis haben wir uns 1993 als Liste LINKS konstituiert. Durch Solidarität ist eine bessere Welt.

Wir arbeiten zusammen mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in der studentischen Interessenvertretung, in den Gremien der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat (plus Ausschüsse), in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau.

Das langfristige kritische Engagement begreifen wir als alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation sei erstes Bedürfnis. Wissen bekommt so eine weitere Bedeutung.

„Der Gedanke geht der Tat voraus, wie der Blitz dem Donner.“

Heinrich Heine, „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“, 1834.

Die KandidatInnen

Gunhild Berdal, Präsidium Studierendenparlament, Linke Gruppe ausländischer Studierender, GEW, Linke.PDS (AG Frieden und weltweite Abrüstung)

Till Petersen, Referent der Fachschaftsrätekonferenz(FSRK), FSR Erziehungswissenschaft, Fakultätsrat Erziehungswissenschaft/Psychologie/Bewegungswissenschaft, GEW, Linke.PDS

Saskia Mestern, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Fakultätsrat Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, GEW (Vorstand der Fachgruppe Hochschulen und Forschung), Linke.PDS (AG gegen Rechts)

Rörd Hinrichsen, FSR Geschichte, Vorstand Historisches Seminar, ver.di, Linke.PDS (AG gegen Rechts)

Nilüfer Aydin, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Linke.PDS

Olaf Walther, Akademischer Senat (AS), Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), Bundesverband studentische Kulturarbeit (BSK), ver.di, Linke.PDS

Mariuxi Guevara, Ethnologie, Linke Gruppe ausländischer Studierender

Kristian Glaser, AS-Ausschuß für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs,Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ver.di, Linke.PDS

Fatma Kuru, Lehramt Grund- und Mittelstufe, ver.di

Malte Klingforth, Geschichte, Fakultätsrat Geisteswissenschaften, GEW, Linke.PDS

Johann Bartels, Gruppe kritischer Chemiker, FSRK, Linke.PDS

Birger Tagge, Medizin

Joachim Weber, Jura-Langzeitstudent, Linke.PDS

Caspar Stuebs, LOA Mathematik & Informatik, FSR Erziehungswiss.

Tobias Friedrich, HWP (Departement Wirtschaft und Politik), FSR

Sven Wilke, HWP, IG Metall

Nikolai Schuldt, HWP, Linke.PDS

Olaf Hey, HWP, FSR, ver.di, Linke.PDS

Savas Candan, HWP, Linke.PDS

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Oh, wie schade: Weihnachtszeit!

„Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt. Ungern verließ er im Winter die warme Stube, im Sommer den engen Garten, der nach den Lumpen der Papierfabrik roch und über dessen Goldregen- und Fliederbäumen das hölzerne Fachwerk der alten Häuser stand.“

Heinrich Mann, „Der Untertan“; entstanden von 1911-1914, veröffentlicht 1918.

Küßchen zwischen Bush und Merkel

Oh, wie schade, daß wir nicht jeden Tag Weihnachten feiern dürfen: immerfort Sing-sang-ding-dong-pling- plang-king-kong; Tonnen Spekulatius, Berge Schokokringel, gebräunte Ente im Schlafrock, frustriertes Marzipanentwickeln; Vati-Mutti-Schwester-Bruder- Omi-Opi-Liebsein – und wieder ein Paar Socken! (Wie schön dies sein kann, hat Heinrich Böll in seiner desaströs verlaufenden Geschichte „Nicht nur zur Weihnachtszeit“, 1951, munter geschildert.)

Apropos Socken: Aus Seide oder Wolle sollten sie – je nach Kontinent und Jahreszeit – schon sein für unsere Jungs, die in aller Welt in Sachen Ordnung und Geschäfte unterwegs sind. Winter- oder Sommerhilfe.

Angela Merkel, allseits bekannt als CDU-Vorsitzende und Bundeskanzlerin, hat den bevorstehenden Vorsitz der G8-Staaten sowie die baldige EU-Ratspräsidentschaft durch die Bundesregierung dazu genutzt, daß „Deutschland“ die Welt wieder wie bei der Fußballweltmeisterschaft begeistern könne. Sie hat im Bundestag alle Parteien aufgefordert, diese Schicksalsaufgabe zu bewältigen: „Lassen sie uns das gemeinsam anpacken, dann können wir etwas schaffen.“ „Anpacken“ und „schaffen“, das verheißt – wie aus der teutonischen Geschichte bekannt – nichts Gutes.

Wie ist „das“ zu verstehen?

An erster Stelle steht der Wiederanlauf für eine europäische Verfassung, die neben dem Gebot für die Aufrüstung der europäischen Staaten die Verpflichtung zu einer neoliberalen Wirtschaftsordnung enthalten soll.

In diesem Sinne steht an zweiter Stelle die „Osterweiterung“ (Märkte, Rohstoffe, billige und willige Arbeitskräfte) der Europäischen Union.

Unausgesprochen prangt über allem die „Freundschaft zu Amerika“ (siehe Bild).

Das soll uns aber zu Weihnachten alles nicht (be-)scheren.

Wir können uns schon auf die Ansprache des brillianten Präsidenten Köhler freuen.

Wo bleibt denn da das Positive?

Das Positive besteht darin, sich nicht von dem ideologischen Nebel bedrücken zu lassen. Die gedankliche Alternative befördert das Wohlsein.

Das gute Leben bedarf der frischen Luft und einer aufgeklarten Haltung. Von der Richtigkeit dieser Rationalität sind viel mehr Menschen – zumindest mit einem gärenden Unbehagen – überzeugt, als man meist meint. Hier hilft der Mut, die Wirklichkeit auszusprechen.

Grimmige Weihnacht!

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Gemeinsames Flugblatt von Fachschaftsbündnis,
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS

Die Universität als Republik
Grundlinien zur befreienden AStA-Arbeit

„Aber man hindert alle daran, wenn man auch nur einem verbieten will, seinen Fortgang in der Erkenntnis andern mitzuteilen. Denn ohne diese Mitteilung im einzeln ist kein Fortgang im ganzen möglich.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Anti-Goeze/Erster“, 1778.

1) Frieden

Die Universität ist wesentlich eine zivile Einrichtung. Angesichts einer zunehmend kriegerischen Welt hat aber die wissenschaftliche Arbeit zu den Kriegs- und Konfliktursachen, die geistige Offensive für eine zivile Regulierung von Konflikten, für Abröstung sowie Röstungskonversion zu wenig Gewicht.

Ein aufgeklärter AStA setzt sich in Zusammenarbeit mit dem Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik (IFSH) und dem Carl Friedrich von Weizsäcker-Zentrum für Naturwissenschaft und Friedensforschung (ZNF) dafür ein, daß die Friedenswissenschaft tendenziell zur Leitwissenschaft der Universität wird.

2) Reale Politik

Reale Politik als Interessenvertretung der Studierenden ist intellektuelle und praktische Opposition zu den politisch gewollten Übeln, die fast alle Menschen in Universität und Gesellschaft betreffen.

Die Übel sind: Marktdienerschaft, Studiengeböhren, gestufte Abschlüsse, „effiziente“ Verwaltung der Übel, Konkurrenz Aller gegen Alle.

Die Alternative ist: Verallgemeinerungswürdige Nützlichkeit der Wissenschaften, bedarfsgerechte Finanzierung der Hochschulen, soziale Offenheit des Studiums, demokratische Partizipation aller Mitglieder auf allen Ebenen sowie Kommunikation und Kooperation als leitende Prinzipien der alltäglichen Orientierung.

3) Engagement

Ein AStA sei keine abgehobene Regierung. Er sei zentraler Teil der gesamten Interessenvertretung und der Gremienarbeit der Studierenden. Er ermuntere zum Engagement Aller. Analysen, Informationen, Forderungen, Aktionsvorschläge missen bewegen. Hierin besteht eine besondere Verantwortung.

4) Ursachen erkennen

Die Politik im politischen (rechten) Senat wird von der Handelskammer entwickelt. Dieses weltanschauliche Verwertungsdiktat wird an die Hochschulen anordnend weitergereicht. An erster Stelle ist also konzeptionell der Handelskammer Paroli zu bieten. Für diese Aufgabe sind tendenziell alle Hochschulmitglieder zu gewinnen. Für Frieden, aufgeklärte Wissenschaften, soziale Gerechtigkeit, demokratische Partizipation sowie den Mündigkeitsauftrag der Universität.

5) Demokratie

Die Arbeit des AStA speise sich aus dem munteren Disput im Studierendenparlament als hochschulpolitischem Forum.

Der AStA verknüpfe die Tätigkeiten auf den verschiedenen Ebenen (Akademischer Senat, Fakultätsräte, Departementvorstände; Fachschaftsräte, Fachschaftsrätekonferenz) studentischen und gruppenübergreifenden Engagements.

Er habe keine Scheu vor Vollversammlungen, Demonstrationen und Veranstaltungen, vor Gewerkschaften und der Friedensbewegung sowie vor den notwendigen Konflikten dieser Zeit.

6) Entwicklung

Die gesellschaftliche, universitäre, die Entwicklung der studentischen Interessenvertretung, der politischen Gruppen sowie der einzelnen Menschen hin auf bessere Lebens-, Arbeits-, Lern- und Entfaltungsbedingungen sei Inhalt, Ziel, und Verlaufsform sowie Motivation speziell der Arbeit in AStA und Studierendenparlament.

Menschliche Bedingungen erfordern kritische Kreativität.

Brosamen sind eine unzureichende Ernährung.

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Gemeinsames Flugblatt von Fachschaftsbündnis,
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS

Hoher Besuch?
Die Vorsitzende des Hochschulrates im Akademischen Senat

„Geld.
Millionen strömen morgens aus den grauen, rußigen Vorortbahnhöfen in die Stadt, ihre Schritte
schlurren, eine Wolke von Menschendunst liegt auf ihnen;
Freunde verraten ihre Freunde, während sie suchen;
der Rentier entfaltet die Gewinnliste;
der Bettler sucht einen, der ihm glaubt, daß er blind ist;
Spieler suchen, halbirr, einen Pump unterzubringen;
der Bankier sucht fremdes Geld.
Alle suchen.“

Kurt Tucholsky, „Alle Welt sucht“, 1925.

Zwischen dem Hochschulrat und dem Akademischen Senat (AS) wird kaum kommuniziert.

Jüngst begab es sich aber zu der Zeit, daß Frau Doris André, die nunmehrige Vorsitzende des Hochschulrates, dem AS die Ehre gab, den Akademischen Senat auf seiner Sitzung am 21.12.’06 zu besuchen und sich den Fragen des Gremiums zu stellen.

Frau André kommt – politisch gewollt – aus dem Management von British-American-Tobacco (BAT) und war dort für Personal und soziale Angelegenheiten zuständig.

Sie befürwortet, standesgemäß, obgleich sie selbst mit Hilfe von BAföG studiert hat, Studiengebühren.

Auf unsere Frage hin, wie denn der Wechsel in der Leitung des Hochschulrates von der Wissenschaft (Prof. Timm) zur Wirtschaft (Kapital/Management) zu bewerten sei, kam die schnöde Antwort, daß „die“ Wirtschaft wichtig in der Gesellschaft und der „Hauptabnehmer der Absolventen“ der Hochschulen sei. (Was übrigens nicht den Tatsachen entspricht.) Antenne geerdet, aus.

Unsererseits befragt danach, warum der Hochschulrat den im Entwurf des Akademischen Senats für die Grundordnung vorgesehenen Konvent (Beratung von Grundsatzfragen der Entwicklung durch gewählte Vertreter aller Bereiche, Ebenen und Mitgliedergruppen) abgelehnt habe, antwortete Frau André kurzerhand, daß das Gremium zu Drägers und unternehmerischen Gnaden den Konvent nicht für opportun gehalten habe und die dafür vorgesehenen Angelegenheiten ja auch so beraten werden könnten. Klappe zu, Debatte tot.

Insgesamt war der vermeintlich hohe Besuch recht kurz gehalten. Freundlich und gesetzt in der Form, wurde hier der Herr-im-Hause-Standpunkt vertreten und vermittelt. Ein gemeinsamer Ausblick ist nicht entstanden. Vereinbarungen sind nicht getroffen worden.

Frau André hinterließ ein einigermaßen verblüfftes Gremium und den bestärkten Eindruck, daß Wissenschaft – zumal aufgeklärt, demokratisch und sozial verantwortlich – und Wirtschaft – zumal konservativ und von Oben herab – nicht zusammenpassen.

Ein Lehrstück, das zu widerstrebendem Handeln auffordert.

Wir setzen diese Arbeit fort.

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Merkel, schier hilflos
Das neue Jahr

„Sie sang das alte Entsagungslied,
Das Eiapopeia vom Himmel,
Womit man einlullt, wenn es greint,
Das Volk, den großen Lümmel.“

Heinrich Heine, „Deutschland. Ein Wintermärchen“, 1844.

Was „Reformen“ seien, hat mehrere Stimmen: Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble (CDU), ein Gesinnungskollege der amtierenden Bundeskanzlerin – ja, sie ist’s wirklich! – glänzte im kürzlich vergangenen Jahr vor den heiligen Feiertagen mit dem Ansinnen, die Rente mit 67 Jahren sei noch nicht spät genug. Neben der beabsichtigten Sanierung der Rentenkasse (auf dem Rücken aller Versicherten) verhindere ein späterer Eintritt in den sogenannten Ruhestand, daß die Leute allzu früh tüdelig werden. Der Vorschlag beweist, daß der Zusammenhang zwischen Aktivität und Klugheit nicht immer hergestellt ist.

Angela Merkel, auch sie eine professionelle Konservative, erzählte in ihrer Neujahrsansprache von einem „Sommermärchen“: „Wir Deutschen haben das Mitreißende von schwarz-rot-gold gespürt. Wir haben damit ein neues, ein schönes Bild von Deutschland in die Welt getragen.“ (Hat sie die verschmierten Gesichter und den Kater hernach nicht bemerkt? Ist Entsagung eine positive Kategorie? In Heines „Wintermärchen“ ist einiges dazu zu lesen.)

Kernpunkt ihrer Rede ist, daß sich alle im Märchen „Deutschland“ ordentlich anstrengen: die Wissenschaftler, die Jugendlichen, die Arbeitslosen, die Polizistinnen, die Sanitätskräfte, die Soldatinnen, die Familien. Sie, die Familien, haben nach klassisch konservativer Denkungsart „Erziehungskraft“, die, wenn sie nicht ausreicht, durch den Staat gestärkt werden soll. Hier ist sicher nicht nur Gutes zu erwarten.

All das diene, wie in solchen hilflos-gefühligen Ansprachen gewohnt, ganz schnörkellos und simpel dem kommerziellen Standort. Wenn einem (und einer) das alles zu viel wird, bietet die Kanzlerin das „Gespräch“, einen „ausgedehnten Spaziergang“, einen „Besuch“ an oder „mal das Handy ganz bewußt aus(zu)schalten“. Das sei gut für das „Miteinander“.

An dieser Stelle hat das Kabarett ernst zu nehmende Schwierigkeiten, derartige tapsige Harmonisierungsund Glättungsversuche ironisch zu steigern. Auch die Realsatire hat erhellenden Wert. Das Falsche entlarvt sich selbst. Die Alternative gewinnt an Kontur.

Ein erfreuliches Miteinander beginnt an der Stelle, wo vernünftige Menschen von dieser Soße übergenug haben.

Deshalb laute die Devise: Ein kritisches, ein frohes neues Jahr!

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Alles Schicksal?
oder
Die Bedeutung der unbeirrten Mündigkeit

„Mystisch ist diese Welt, weil sie in Raum und Zeit oder auch als ‘Raumzeit’ ganzheitlich weder erkennbar noch erklärbar ist, trotz Einstein und Urknalltheorie, die das Wie erläutern, nicht aber das „Warum überhaupt?“. Die Lösung des Lebensrätsels, dass überhaupt etwas existiert, liegt schlechthin außerhalb dessen, was die Lebenden berechnen, unterscheidend eingrenzen und somit verstehen können. Diese wesentliche Einschränkung seines stolzen Wissens ist des Menschen Schicksal.“

Mathias Schreiber, „Der Schatten Schicksal“, Titelgeschichte des „SPIEGEL“, Nr. 1/2007.

 

„Bei Grippe muß unter allen Umständen das Bett gehütet werden – es braucht nicht das eigene zu sein. Während der Schüttelfröste trage man wollene Strümpfe, diese am besten um den Hals; damit die Beine unterdessen nicht unbedeckt bleiben, bekleide man sie mit je einem Stehumlegekragen. Die Hauptsache bei der Behandlung ist Wärme: also ein römisches Konkordatsbad. Bei der Rückfahrt stelle man sich auf eine Omnibus-Plattform, schließe aber allen Mitfahrenden den Mund, damit es nicht zieht.“

Kurt Tucholsky, „Rezepte gegen Grippe“, 1931.

Der Kapitalismus scheint wie eine Grippe zu sein: anfallartig und nicht kontrollierbar.

Wer in den „SPIEGEL“ zur Eröffnung des Jahres 2007 schaut, gewinnt jedenfalls den Eindruck, wir lebten in einer Welt des vielleicht voraussagbaren, des zufällig treffenden und des im Großen und Ganzen nicht abwendbaren „Schicksals“.

Für diese knappe, aber schwer fatalistische Aussage werden elf Zeitungsseiten, die Philosophen von Aristoteles bis Wittgenstein (Nazi-Freund Heidegger darf in dieser eigentümlich gedeuteten Folge von Denkern nicht fehlen), Prominentenunfälle, „Naturkatastrophen“, „unverschuldete Arbeitslosigkeit“ und terroristische Anschläge sowie die grimmige Geduld des Lesers bemüht.

Die allgemeinen Lebensbedingungen wie die besonderen Lebenslagen unterlägen höheren Mächten, die sich nicht erkennen, kritisieren, kalkulieren oder gar beeinflussen ließen. „Schicksal“ ist die Kategorie des in die Jahre und in die Krise geratenen (publizistischen) Liberalismus. Die „unsichtbare Hand des Marktes“ wird so zur strafenden Hand einer nicht mehr begreifbaren, fremden respektive nicht zu bewältigenden Macht. Deshalb steht die Arbeitslosigkeit auch in einer Reihe mit den Naturkatastrophen, der Sturz in eine Schlucht in einer Sequenz mit einer historischen Wende.

Alles Schicksal?

Die Menschheit bzw. die Menschen haben seit jeher in den Wissenschaften, den Künsten, der Politik, der Arbeit und im Lebensalltag den – auch immer wieder gelungenen Versuch – unternommen, sich und ihre Bedingungen zu begreifen und zu gestalten. Wäre dies nur eine „Schicksalsfrage“, lebten wir noch in Höhlen oder auf Bäumen. Ein Spiegel fände sich nur auf der glatten Oberfläche eines Sees oder einer Regenpfütze.

Da dies nicht so ist, ist die gemachte Welt erkenn- und veränderbar. Schlechte Verhältnisse spiegeln sich in der Unzufriedenheit der Wahrnehmung. Taten folgen den Gedanken.

Krieg ist die Fortsetzung der Geschäfte mit den politischen Mitteln der Gewalt.

Frieden ist das Ergebnis des Kampfes für zivile, demokratische, soziale und menschenwürdige Verhältnisse und ihre weitere Entwicklung.

Kritische Vernunft und gemeinschaftliches Engagement gegen Abstürze aller Art und für einen festen Boden unter den Füßen wenden sich gegen die sichtbaren Mächte, die für die erkennbaren Übel verantwortlich sind.

Das gilt ebenso bei der Abwendung von Studiengebühren und der Wahl zum Studierendenparlament.

Aufklärung ist sehr praktisch.

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Gemeinsames Flugblatt von Fachschaftsbündnis,
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS

Für die Mehrheit durch die Mehrheit:
Ohne Tabus für eine Verbesserung der Lebensbedingungen

„Denn weder der Streit um die richtige Auslegung von Schriften noch deren Verdammung durch Neubekehrte helfen uns weiter.
Damit ist nicht dem Pragmatismus das Wort geredet. Denn alles, was vernünftig ist, muss ja zu Wort kommen. Nichts, außer der Menschenwürde und dem Humanismus, darf bei dieser Debatte ein Tabu sein. Alle Institutionen, alle Verfahren, sei es der Markt, das Privateigentum, der Wettbewerb: alles muss auf den Prüfstand und sich der Frage stellen, ob es der Emanzipation des Menschen nutzt. Diese rücksichtslose Auseinandersetzung mit der gesellschaftlichen Wirklichkeit, diese offene politische Debatte motiviert, sich Wissen anzueignen, bringt neues Wissen hervor und macht fähig zum erfolgreichen kollektiven Handeln.“

Herbert Schui (bis 2005 Professor der Volkswirtschaftslehre an der HWP), „Wo wir uns einigen müssen“, 21.4.2006.

Für die meisten ist das gesellschaftliche Leben rundum alltäglich ziemlich aufreibend. Die wirtschaftliche Konjunktur ist im gelinden Aufschwung (wegen des Exports), die Produktivität steigt, die Gewinne steigen.

Dagegen sinken real die Lohneinkommen, die Sozialleistungen werden empfindlich beschnitten, die Sitten verrohen umfassend, das Vertrauen in „die“ Wirtschaft schwindet merklich, den etablierten Parteien wird kaum eine Lösung der Probleme zugetraut und die Laune verdunkelt sich.

Damit ist es wieder schwer an der Zeit, verstärkt rational über „Freiheit, Gleichheit, Solidarität“, über (tendenzielle) und vernünftige Vollbeschäftigung, ausreichende Sozialleistungen, aufklärerische Bildung, sinnvolle Kultur und öffentliche Gesundheitshäuser nach- bzw. vorzudenken, um daraus Perspektive für eine wirksame, weil begründet assoziierte Handlungsweise zu gewinnen.

Hierbei ist von besonderer Bedeutung, hartnäckige und weit verbreitete Mythen wie z.B. der „natürlichen Konkurrenz aller gegen alle“ oder „Lohnverzicht schafft Arbeitsplätze“ oder „unternehmerische“ Freiheit sei die Freiheit schlechthin zu brechen und allgemeine Ansprüche wie z.B. gesellschaftliche respektive zwischenmenschliche Kooperation oder ein ausreichendes Einkommen für alle oder generelle Wohlfahrt als Freiheit für die Mehrheit gemeinsam zu vertreten.

Über diese und andere Fragen wollen wir mit Herbert Schui diskutieren.

Die Überwindung der nicht hinnehmbaren Übel bedarf der munteren geistigen Anstrengung. „Denn alles, was vernünftig ist, muss ja zu Wort kommen.“

Und: Politik ist nicht zwangsläufig ein schmutziges Geschäft. Ein neuer Anlauf ist lohnend.

Diskussion mit Prof. Dr. Herbert Schui

am Dienstag, den 23. Januar 2007 um 18.30 Uhr
in Raum 05 der Erziehungswissenschaft (Von-Melle-Park 8)

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Realos („Jusos“) wählen?
Zu den Problemen des verklemmten Pragmatismus

„In direkten Gesprächen mit dem Landesvorsitzenden (der SPD) Mathias Petersen arbeiten wir an einem realistischen Konzept, Hamburg ab 2008 wieder gerechter zu machen.“

Wahlzeitung der Realo-(„Juso“)-Hochschulgruppe.

 

„Es ist ein Unglück, daß die SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands heißt. Hieße sie seit dem 1. August 1914* Reformistische Partei oder Partei des kleinern Übels oder Hier können Familien Kaffee kochen oder so etwas –: vielen Arbeitern hätte der neue Name die Augen geöffnet, und sie wären dahin gegangen, wohin sie gehören: zu einer Arbeiterpartei. So aber macht der Laden seine schlechten Geschäfte unter einem ehemals guten Namen.“

Kurt Tucholsky, „Schnipsel“, 1932. (* Beginn des ersten Weltkrieges)

Wenn man die Hosen runtergelassen hat, dann kann man nicht einmal mehr sich selbst in die Taschen greifen.

Zu den bunten Werbekärtchen, die seit einiger Zeit in den Mensen verteilt werden, gehört auch die farbige DIN-A-6-Reklame der konformen SPD-Jugend.

„Aufstehen, Zähneputzen, JUSOS Wählen!“: Auch hier leuchten die kleider- und hilflosen vier Buchstaben – gewissermaßen die „Arschkarte“ – , die, am Frühstückstisch betrachtet, die Wahl der sogenannten Realpolitik empfehlen sollen.

Was wird hier versprochen?

Sie halten den „Pragmatismus“ für eine starke politische Kraft. Dabei gerät aus dem Blick und aus dem Sinn, daß sich mit dem „Machbaren“ keine notwendige Opposition der Verfaßten Studierendenschaft zu einem rechten Senat machen läßt, der nicht nur die öffentlichen Krankenhäuser quasi verschenkt und die Polizei stärkt, sondern auch die Kultur der Hochschulen mit Fakultätenbildung, Bachelor-/Master-Studiengängen und Studiengebühren zu zerstören auf dem Weg ist.

Sie sind gegen Studiengebühren.

Dabei wird unterschlagen, daß diese Nachwuchstruppe von Johannes Kahrs (rechter Hamburger Bundestagsabgeordneter der SPD, der sich munter von der Rüstungsindustrie schmieren läßt), an einem rechtsliberalen AStA beteiligt ist, der ohne Skrupel von der CDU-Hochschulgruppe gelobt und gepriesen wird. An den schon länger praktizierten Aktivitäten gegen Studiengebühren sind sie erst seit kurzem und nur geringfügig beteiligt.

Sie wollen Bachelor/Master „studierbar“ machen.

Abgesehen davon, daß die neue konservative Uni-Präsidentin Monika Auweter-Kurtz der gleichen Meinung ist, bleiben die gestuften Studiengänge auch mit einigen „Nachbesserungen“ unsozial, verschult und marktkonform. Dumm gelaufen.

Sie wollen bessere Leistungen beim Semesterticket.

Schlicht: Das Ticket ist trotzdem zu teuer. Einen echten Sozialfonds gibt es nach wie vor nicht. Ein einheitliches Sozialticket für viele Bevölkerungsgruppen der Stadt wäre ohnehin besser.

Sie wollen, „dass bei STINE alles glatt läuft.“

„STINE“ ist ein Debakel. „STINE“ ist ein elektronisches Dressurinstrument für Bachelor/Master sowie die studienbegleitenden Prüfungen. Das abstrakte Verwaltungssystem funktioniert nicht für einen komplexen Organismus, wie die Uni nun mal einer ist. „STINE“ verdinglicht und entfremdet die zwischenmenschlichen Beziehungen. Und das in einer Institution, die von der Kommunikation – auch und nicht zuletzt von face to face – lebt. Hier ist „Pragmatismus“ tötend.

Alles in allem: Die braven Spezialdemokraten versprechen eine gute Interessenvertretung durch Anpassung.

Sie geben sich dabei Mühe.

„Dürfen darf man alles – man muß es nur können.“

Kurt Tucholsky, „Der Bär tanzt“, 1928.

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Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2007

Freiheit?
Von der gefährlichen Aggressivität der gegenwärtigen Liberalen

„Die Unabhängigkeit von gegebenen Bedingungen, nicht nur als anthropologisches Merkmal, sondern als metaphysisches Prinzip alles Seienden, muß zur Annahme einer absoluten oder metaphysischen Freiheit und konsequenterweise zu einem streng idealistischen Standpunkt führen, der die Außenwelt als eine Setzung des Subjektes und das mit Selbsttätigkeit begabte Ich als einzige unmittelbare Wirklichkeit ansieht.“

„Freiheit“, „Wörterbuch der philosophischen Begriffe“, Felix-Meiner-Verlag 2005, S. 227.

Die FDP eröffnete ihr liberales Jahr traditionellerweise Anfang Januar auf ihrem sogenannten Dreikönigstreffen.

Diese Partei ist in der bürgerlichen Opposition – und da möchte sie wieder raus. Sie bewegt sich nach dem Spiel der institutionellen Macht.

Deshalb biedert sich ihr Vorsitzender Guido Westerwelle bei den Sozialdemokraten an, indem er vorgibt, die FDP sei eine Partei mit sozialem Gewissen. Damit sind die Optionen zur Regierungsbildung für die Vereinigung der Besserverdienenden zahlreicher geworden. (Die Nähe zu den liberalen Grünen ist seit deren Domestizierung ohnehin gegeben.)

Damit die SPD und eine eher weniger wohlhabende Klientel Schmeichelndes zu hören bekommen, wird die Entlassung von betrieblichen Mitarbeitern bei gleichzeitiger Erhöhung der Bezüge des Managements folgenlos und launisch kritisiert.

Die vulgär-liberale Sau wird herausgelassen, wenn es wirklich um das Soziale (am Beispiel des Erwerbslosen Henrico Frank) geht: „Mister Unrasiert muss ja nicht hingehen, wenn er Arbeit angeboten bekommt, aber für solche Leute wollen wir dann auch nicht einen Euro aus Steuergeldern ausgeben.“ So Guido Westerwelle, der, am Rande bemerkt, gut rasiert auch nicht besser aussieht.

Hier wird außerdem deutlich, welchen schmutzigen Schneeball Kurt Beck mit seiner biederen Hygieneanordnung ins Rollen gebracht hat.

Wie dem auch sei: Der gegenwärtige (organisierte) Liberalismus ist auf dem Trip, die gesellschaftlichen Bedingungen noch ruppiger und unsozialer zu machen. Das ist die „Freiheit“ zu mehr Arbeitshetze, Verunglimpfung der Armen, die Hofierung des Reichtums und eine argumentative Oberflächlichkeit, die sich rasant der Schmerzgrenze nähert.

Bei den Wahlen zum Studierendenparlament befleißigen sich einige Gruppen (siehe „Wir und die anderen“ im Innenteil) freiheitlicher Dogmen, um sie als hilfreich für die Verfaßte Studierendenschaft werbeträchtig darzustellen. Auf diese Weise bringen sie sich und andere in die Gefahr, zur umfassenden Kommerzialisierung der Hochschulen beizutragen.

Mit Geist, Würde, Befreiung und gar kultivierter Freude hat dies herzlich wenig bis gar nichts zu tun.

Wirkliche Freiheit als die Entfaltung Aller beginnt mit der Beendigung des Krieges.

„Mögen immerhin einige philosophische Renegaten der Freiheit die feinsten Kettenschlüsse schmieden, um uns zu beweisen, daß Millionen Menschen geschaffen sind als Lasttiere einiger privilegierter Ritter; sie werden uns dennoch nicht überzeugen können, solange sie uns, wie Voltaire sagt, nicht nachweisen, daß jene mit Sätteln auf dem Rücken und diese mit Sporen an den Füßen zur Welt gekommen sind.“

Heinrich Heine, „Reisebilder“, 1826-31.

The good, the bad, and the ugly...
Wir und die anderen

„... Der Blick des Forschers fand
Nicht selten mehr, als er zu finden wünschte.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Nathan der Weise“, 1779.

Das Feld der kandidierenden Gruppen ist ein wenig unübersichtlich. Das entspricht der unausgegorenen (hochschulpolitischen) Lage. Soll das Elend weiter verwaltet werden? Reicht es aus, die Übel abzuwenden und sich (nicht erst) dann in kuschelige Freiräume zu flüchten? Sind Verbesserungen nötig und möglich? Darf es auch ein bißchen mehr sein? Ist eine dauerhaft solidarische Lebensweise pure Träumerei? Die Fragen geben Antwort.

Stramm Rechts...
CDU-Hochschulgruppe

Diese dunkle politische Verbindung ist eine wahrliche Sumpfblüte des Konservativismus. Sie vertritt eine unverbrüchliche Standortordnung, will alles anpacken und hat keinerlei Scheu vor dem extrem rechten Rand dieser Gesellschaft. Ansonsten: Service, Service, Service! Sowie: Unterstützung des amtierenden AStAs.

Rechts...
Jura-Liste

„Harte Arbeit“ sei „das beste Programm“. Nur Schelme bekommen bei diesem Ausspruch böse Assoziationen. Der emsige Eifer geht hauptsächlich gegen linke Politik – geistig schlicht und karriereorientiert. Studiengebühren werden so eher eingeführt als verhindert. Ein abgefedertes Repetitorium der Senatspolitik.

Wiwi-Liste

„Durch die Erarbeitung von messbaren Kennwerten und Bewertungskriterien von Studienbedingungen soll die Grundlage für eine regelmäßige Qualitätskontrolle geschaffen werden.“ (...) „Lösungen statt Probleme“

Also, erst einmal: Ohne Probleme keine Lösungen. Lösungen für Lösungen sind reine Phantasterei.

Hier dürfen Söhne und Töchter Karriere machen. In einer Weihnachtswerbung der „Deutschen Bank“ heißt es so: „Renditechancen statt Träumerei“. Das ist wenigstens ehrlich.

Die Medizinerliste

Hier dominiert ein ständisches, weißes Bewußtsein. Wesentlicher Weise soll ordentlich studiert werden. Die allgemeinen Studiengebühren werden (unwillig) hingenommen, Modifikationen für MedizinerInnen sollen erreicht werden. Als vertrauenswürdige Ärzte bräuchten sie mehr humanistischen Schwung. Das Schlimmste an ihnen: ihre pragmatische Langeweile.

MIN-Liste

Auch hier hat das Handeln als solches ideologischen Vorrang. Sie machen sich in der Hauptsache Gedanken um eine gute Verwaltung der Universität. Mit geistig anregender Interessenvertretung der Studierenden hat dies rein gar nichts zu tun. Deshalb finden ebenso sie das Lob der CDU-Hochschulgruppe.

Liste ausländischer StudentInnen (LAS)

Sie sind im Einklang mit den obwaltenden (verschlechterten) Lebensbedingungen und suchen Linderung durch z.B. „Länderabende“, eine „Praktikumsbörse“ und Ausnahmetatbestände bei den Studiengebühren für ausländische Studierende. Der sklavische Clou ist „Wohnen für Hilfe“, d.h. Dienstleistung für reduzierte Miete.

Internationale Politik kann rechts sein.

Liberale Hochschulgruppe (LHG)

Die ehedem (als sie noch ein Gewissen hatten) Sozial-Liberalen versuchen heutzutage – ihre Selbstachtung ist mittlerweile futsch –, sich ungelenk auf Kosten kritisch Engagierter zu profilieren.

Ihr Programm in einem Satz: „Die Freiheit von Forschung und Lehre werden durch Sponsoring nicht negativ beeinflusst.“

Da haben sie leider unrecht.

Die Nichtwähler

Es gebe nichts zu entscheiden. „Keine der Listen weckt auch nur Dein verschlafenstes Interesse?“

Der Nihilismus ist ein dauerhaft häßlich verkaterter Intellekt.

„Die Nichtwähler“ sind nicht zu wählen.

Liberal...
Campus-Liste

Hier finden wir, auch wenn's verborgen werden soll, den müden Abklatsch der „Grünen Hochschulgruppe“. Sie sind irgendwie gegen Studiengebühren und wollen Bachelor und Master freundlicher gestalten. Das gleiche gilt für die Umgangsformen in der Verfaßten Studierendenschaft. Dazu paßt allerdings keineswegs, die Fachschaftsrätekonferenz zu delegitimieren. Hier kandidieren Konforme.

Geisteswissenschaften

„Mitreden und Mitgestalten!“ heißt es für sie – trotz Ausrufungszeichen – etwas lau. Das heißt auch, gegen Studiengebühren eine Meinung zu haben. Genauso wichtig scheint dabei die „Begrünung der Pantherwiese“ zu sein. Das mag ja vielleicht gelingen.

Erziehungswissenschaft/Sport/Psychologie

„mehr...“, „mehr...“, „mehr...“, „mehr...“, ... Wo aber haben wir: Freiheit, Gerechtigkeit, Qualität, Förderung and so on? „für dich aktiv“ – Das läuft schlicht ins Leere.

Internationale Liste

Das ist eine traditionell grüne Liste. Hier werden zweifellos richtige Forderungen („gebührenfreies Studium für Alle“, „unbeschränkte Arbeitsbedingungen für ausländische Studierende“, „Wiedereinführung der Intensiv-Deutschkurse“) aufgestellt.

Es fehlen aber die Einordnung in den gesellschaftlichen Zusammenhang, kritische Analyse und eine Durchsetzungsperspektive.

Leider.

Real-Sozial...
Realos (Juso-Hochschulgruppe)

Die Jünger der zahmen Realpolitik glänzen in ihrer Wahlwerbung durch evidenten Popolismus. Sie haben ein-, zweimal mit Mathias Petersen (Häuptling der Spezialdemokratie in Hamburg) geredet und halten das für Politik. Diese brave Gruppe ist keineswegs zu verwechseln mit den JungsozialistInnen von „harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive“.

Fachschaftsliste gegen Studiengebühren (FSL)

Düsternis: Alles habe sich „massiv verschlechtert“. (Keine Erwähnung von (gar eigenem) Gegenengagement und positiver Perspektive. Deshalb hätten sie sich zusammengetan, „um konkrete Probleme an der Uni anzusprechen und diese zu verändern.“

Hier liegt ein typischer Fall von Wahlverein vor.

Medizin sozial

Gegen Studiengebühren. Für deren Boykott. Für eine bessere Entlohnung des Praktischen Jahrs. Das war's.

Liste gegen Studiengebühren

War die Liste vor einem Jahr noch eine Luftbuchung, so hat sie mittlerweile ihre Arbeit im Studierendenparlament aufgenommen. Auf der richtigen Seite der politischen Geographie.

Links und liberal...
St. Pauli

Wir grüßen – wieder einmal – Gunnar, danken ihm für die Einteilung der Gruppen und respektieren sein standfestes Engagement für die Demokratie.

Die Linke.WASG

Hier rudert unter neuem Fähnchen der gute alte „Linksruck“. Er ist irgendwie globalisierungskritisch, hat aber mit den realen hochschulpolitischen Auseinandersetzungen nichts am tun. Schwindel per Etikett.

Regenbogen/Alternative Linke

Für sie ist immer noch „summer of resistance“. Das bedeutet aber auch „realpolitische Auseinandersetzung mit der Uni-Leitung“ und „professionelle Pressearbeit“. Sie wollen einen linken AStA. Wir auch.

Sollbruchstellen

Sie wenden sich gegen die Konkurrenzgesellschaft sowie die „instrumentelle Kosten-Nutzen-Logik“. Das ist ihr politischer Ursprung der Ablehnung von Studiengebühren. Ein wenig mehr Biß wäre gut.

[eg:al] – emanzipatorische gruppe:autonome linke

Sie sind verwertungskritisch und Gemütlichkeitsfetischisten. Kommerzialisierung, Repression, Hierarchien werden eindeutig abgelehnt, „Freiräume“ und „gemütlicher Campus“ werden etwas spießig bevorzugt. Wohin die „gesellschaftliche Intervention“ gehen soll, bleibt offen. Die abwertende Äußerung „parlamentarisches Rumgeeiere“ delegitimiert das Studierendenparlament. Dafür kandidieren sie.

Internationale HWP-Liste

Bildung für Alle, Solidarität, interkulturelles Zusammenleben und der Erhalt des Departments HWP stehen im Zentrum ihrer Überlegungen. Ein anderer AStA wird angestrebt. So weit, so gut.

Links...
Fachschaftsbündnis

Hochschulpolitik hat das Ziel, daß die Menschen und nicht „die Wirtschaft“ im Mittelpunkt der Arbeit stehen. Das ist der Sinn von Bildung für Alle! Hier wird auf Analyse und Kooperation gesetzt.

Gemeinsame Liste zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation!

harte zeiten – junge sozialisten und fachschaftsaktive

Unter diesem Namen sind die authentischen jusos assoziiert. Bildung bedeutet Einsicht, Aussicht und Solidarität als menschliche Entfaltung für gesellschaftliche Veränderung und zivile Kooperation.

Gemeinsame Liste zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation!

Liste Links

Wir kandidieren mit den beiden obigen Listen zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation!

Persönlichkeitsentwicklung ist, wenn der Mensch lacht, wo ihm ängstliches Winseln verordnet wird.

Wir wünschen den emsig Denkenden in diesem Sinne eine helle Entscheidung.

Das Engagement für wirksame Vernunft
Mit Freude wider die Kommerzialität

„Weil ich das Gift, das im Finstern schleichet, dem Gesundheitsrate anzeige, soll ich die Pest in das Land gebracht haben?“

Gotthold Ephraim Lessing, „Anti-Goeze/Erster“, 1778.

Bücher
„Wenn der Mensch von
den Umständen gebildet
wird, so muß man die
Umstände menschlich
bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
(1844/45), MEW 2, S.138.

Die Vergiftung ist der Neoliberalismus. Die Quelle des Unheils ist die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen: Kaufen und Verkaufen. Die vermeintlich ausweglose Gewöhnung an das Gift ist, was „im Finstern schleichet“. Die traurige Individualisierung ist somit eine Verstärkung der Giftwirkung.

Der Kampf für die kritische Qualifikation der Mehrheit der Menschen bewegt sich im Gegensatz zur Kapitulation vor der rauhen Kommerzialisierung von Bildung, Arbeit und Leben sowie der Erstickung wahrhafter Freude.

Aufklärung als vernünftige Lebensweise bedeutet die kooperative Überschreitung des alltäglichen Konkurrenzgebotes. Wer gemeinschaftlich für gute Bedingungen und Möglichkeiten einer sozial und human verantwortlichen Bildung wirkt, gestaltet sinnvoll und perspektivbildend die eigenen Lebensbedingungen zum allgemeinen Nutzen. Das ist wohl getan.

In diesem Verständnis haben wir uns 1993 als Liste LINKS konstituiert. Durch Solidarität ist eine bessere Welt.

Wir arbeiten zusammen mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in der studentischen Interessenvertretung, in den Gremien der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat (plus Ausschüsse), in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau.

Das langfristige kritische Engagement begreifen wir als alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation sei erstes Bedürfnis. Wissen bekommt so eine weitere Bedeutung.

„Der Gedanke geht der Tat voraus, wie der Blitz dem Donner.“

Heinrich Heine, „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“, 1834.

Die KandidatInnen

Gunhild Berdal, Präsidium Studierendenparlament, Linke Gruppe ausländischer Studierender, GEW, Linke.PDS (AG Frieden und weltweite Abrüstung)

Till Petersen, Referent der Fachschaftsrätekonferenz(FSRK), FSR Erziehungswissenschaft, Fakultätsrat Erziehungswissenschaft/Psychologie/Bewegungswissenschaft, GEW, Linke.PDS

Saskia Mestern, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Fakultätsrat Wirtschafts- und Sozialwissenschaften, GEW (Vorstand der Fachgruppe Hochschulen und Forschung), Linke.PDS (AG gegen Rechts)

Rörd Hinrichsen, FSR Geschichte, Vorstand Historisches Seminar, ver.di, Linke.PDS (AG gegen Rechts)

Nilüfer Aydin, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Linke.PDS

Olaf Walther, Akademischer Senat (AS), Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), Bundesverband studentische Kulturarbeit (BSK), ver.di, Linke.PDS

Mariuxi Guevara, Ethnologie, Linke Gruppe ausländischer Studierender

Kristian Glaser, AS-Ausschuß für Forschung und wissenschaftlichen Nachwuchs,Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, ver.di, Linke.PDS

Fatma Kuru, Lehramt Grund- und Mittelstufe, ver.di

Malte Klingforth, Geschichte, Fakultätsrat Geisteswissenschaften, GEW, Linke.PDS

Johann Bartels, Gruppe kritischer Chemiker, FSRK, Linke.PDS

Birger Tagge, Medizin

Joachim Weber, Jura-Langzeitstudent, Linke.PDS

Caspar Stuebs, LOA Mathematik & Informatik, FSR Erziehungswiss.

Tobias Friedrich, HWP (Departement Wirtschaft und Politik), FSR

Sven Wilke, HWP, IG Metall

Nikolai Schuldt, HWP, Linke.PDS

Olaf Hey, HWP, FSR, ver.di, Linke.PDS

Savas Candan, HWP, Linke.PDS

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Wenn...
oder
Der Wert des eigenen Handelns

„müde menschen werden
früher alt
wach auf, genosse!“

Ernst Jandl, „Letzte Gedichte“, Sammlung Luchterhand 2001.

Die SPD – in Hamburg – kommt vorerst nicht zu Potte. Den Spezialdemokraten fällt die deutliche Opposition gegen die CDU schwer. Das liegt daran, daß die Linie des neoliberal light in der Funktionärsriege mehrheitlich (noch) für alternativlos und erfolgreich gehalten wird. Dieser Irrtum führt in die Sackgasse. Eine Umkehr ist also erforderlich.

Auch die Realos („Jusos“) an der Uni, die mit ihrem Wirfür-Euch-Versprechen gegen Studiengebühren kräftig bei den Wahlen zum Studierendenparlament (SP) punkten konnten, kommen mit der Realisierung ihrer proklamierten Absichten nicht so recht voran: Sie zieren sich, eine AStA-Koalition mit den Listen („Regenbogen“, „Fachschaftsliste gegen Studiengebühren“, „Internationale HWP-Liste“ und andere) zu bilden, die inhaltlich den Boykott gegen Studiengebühren vertreten und damit oppositionell zur Hochschulpolitik des rechten Senats eingestellt sind. (Eine so politisch konstituierte Interessenvertretung der Studierenden hätte damit auch Einfluß auf Verlassen von Sackgassen aller Art und die Belange in dieser Stadt.)

Da diese Leute – was schon des öfteren vorgekommen ist – nicht von alleine darauf kommen, das Richtige, Wichtige, Gute, Wahre und Schöne zu tun, benötigen sie dabei die Unterstützung all derjenigen, die nicht so sehr oder nicht auf die Institutionen zur Verwaltung des (geringeren) Übels fixiert sind.

Aus diesem Grunde kommt dem Boykott der Studiengebühren eine hohe positive Bedeutung zu. Denken entwirft die Perspektive des Handelns. Das Handeln erweitert die Perspektive des Denkens. Usw.

Wenn...

Nimmt diese Aktion Fahrt auf, so kommt auch am ehesten eine AStA-Koalition zustande, die diese Maßnahme mitträgt; gelingt eine hinreichende Beteiligung, so können die Dressur-Gebühren zur Bankenfinanzierung gestoppt werden; ist der rechte Senat dadurch geschwächt, ist ein Regierungswechsel wahrscheinlicher geworden; nach einem Regierungswechsel können die Verantwortlichen mit Nachdruck dazu bewegt werden, die Studiengebühren zurückzunehmen, den Hochschulrat in ein Beratungsgremium umzuwandeln, die Hochschulen besser zu finanzieren und die Bachelor-/Master-Studiengänge (mindestens) in ihrer Restriktivität gesetzlich zu entschärfen.

Insofern ist der Wert des eigenen Handelns nicht zu unterschätzen.

Jede Tat, die den häßlichen Alltag durchbricht, ist ein Werk zur Verbesserung der Bedingungen, die erträglich zu finden immer unangemessener geworden ist.

„Mein Problem hingegen war stets und ist heute noch eine Aversion gegen den blinden Gehorsam beim Salutieren.“

Sir Peter Ustinov, „Die Parade der Pyjamas“, 23. Oktober 1999.

Die Zivilisierung der Verhältnisse setzt einen gewissen Ungehorsam voraus.

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Wohin weiter?
Das Lösen aus der Umklammerung

„Universitäten brauchen an der Spitze eine Persönlichkeit, die nach außen wirkt, die Wissenschaftler und Manager zugleich ist.
‘Präsidenten müssen heute viel stärker eine Hochschule steuern und auch bereit sein, unangenehme Entscheidungen zu treffen, wie etwa die Einführung von Studiengebühren oder die Schließung von einzelnen Instituten’, sagt Mathias Minde, der beim Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft das Projekt „Akademisches Personalmanagement” verantwortet. ‘Es gibt nicht viele Personen, die das können oder wollen’, sagt Landfried, ‘das Amt bringt keinen Lustgewinn.’“

Marion Schmidt, „Der Präsidentenmacher“ (über Klaus Landfried als „Headhunter“), „Financial Times Deutschland“, 14.3.'07, S. 28.

Die Welt ist paradox: Herr Landfried, der Personaljäger, bekommt also viel Geld dafür, daß die Tätigkeit, für die er Menschen aufspürt und sie überredet, keine Freude („keinen Lustgewinn“) bereitet. Nicht-Freude ist also kostspielig. Schlechte Laune ist vorprogrammiert.

Das ist kein Wunder, denn die Einführung von Studiengebühren und/oder die Streichung von wissenschaftlichen Fächern ist weder sinnvoll noch nützlich. Diese beschränkte wie beschränken sollende Aufgabe nach innen und außen – in Stadt und Universität – zu repräsentieren, ist sicherlich ebenfalls keine vergnügliche Angelegenheit. Für eine solche hohe Entfremdung müssen dann „die Würde des Amtes“, ein mehr als bekömmliches Gehalt (vielleicht auch ein neuer Dienstwagen, das ist bei der CO²-Debatte allerdings etwas pikant) und das leicht mystische Gefühl von Macht als Kompensation un-sinnigen Handelns herhalten.

Gibt es (meist berechtigt, begründet und wegweisend) Widerstände gegen soziale Verengung, Entwissenschaftlichung und Entdemokratisierung der Hochschule – also: ökonomische Formierung –, neigen konservative („Führungs“-)Persönlichkeiten zu autoritärer Verhaltensweise, die die Problemlage verschärft und allen Beteiligten noch weniger Freude und ein geringes Maß an Aussicht für eine positive Entwicklung bereitet.

Denn die konzeptionelle Direktive eines solchen Hochschulmanagements kommt aus der Handelskammer und wird politisch vom rechten Senat verwaltet.

Hier hilft lediglich ein geistig engagiertes Contra: für aufgeklärte Wissenschaften, soziale Offenheit des Studiums, demokratische Partizipation auf allen Ebenen und einen kooperativen ungehetzten Lernprozeß aller Beteiligten – verantwortungsvoll und solidarisch.

Die Freude mehrt sich dann auf dem Wege der Verwirklichung der Vernunft.

"Schon hier auf Erden möchte ich durch die Segnungen freier politischer und industrieller Institutionen jene Seligkeit etablieren, die nach der Meinung der Frommen erst am jüngsten Tage, im Himmel, stattfinden soll."

Heinrich Heine, „Zur Geschichte der Religion und Philosophie“/Erstes Buch, 1835.

Hier steht Heine gegen falsche Versprechungen jeglicher Art. Weiter!

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Jakobinersperling