Wintersemester 2014/2015

Flugblätter

AfD? Nee!
Niemand braucht ein Zurück in die 1950er Jahre

„Bernd Lucke schilderte seine Vision einer Veränderung der Bildungspolitik, die in Zukunft wieder mehr auf Leistung, auf Pflichtbewusstsein, Anstand und Disziplin setzten sollte. Er bevorzuge das dreigleisige Schulsystem, das sich bewährt habe, so Lucke.“

Alexander Schuller, „Anti-Rechts-Protest beim Parteitag der AfD am Holstenwall“, „Hamburger Abendblatt“, 4.10.’14.

 

„Nach außen hin vertritt die AfD die Position, Erziehungsrecht sei Elternrecht. Das gilt dann allerdings eher für die gutverdienende Mittelschicht. ‚Schlecht erzogene Hauptschüler‘ (Bernd Lucke) erwartet eine hochselektive Disziplinierung und ‚Nacherziehung‘. In offiziellen Landesprogrammen wird mehr Disziplin in Schulen gefordert. In internen Papieren finden sich dann Forderungen nach bürgerlichen Leitbildern. Verstoßen die Schüler und Schülerinnen dagegen, werden sie in ‚Benimmkursen‘ ausgesondert. Eltern haben diese ‚Nacherziehung‘ zu bezahlen, sind sie dazu nicht in der Lage, müssen sie mit Zwangsarbeit die Kosten dieser ‚Dienstleistung‘ an Schulen abarbeiten. Wenn sich die Kinder in den Benimmkursen nicht benehmen, werden sie nach einer ersten Ermahnung zu Jugendarrest bis zu vier Wochen verdonnert. (…) ‚Mut zu ...‘ ist eine Erkennungsformel aggressiver Rückwärtsgewandtheit. Wir finden eine ähnliche Denkweise auch bei Thilo Sarrazin in ‚Deutschland schafft sich ab‘.“

Der Soziologe Andreas Kemper im Interview mit „Der Tagesspiegel“, 6.10’14.

Auch der Hamburger Parteitag der „Alternative für Deutschland“ (AfD) endete mit einem Eklat: Mehrere Vorstandsmitglieder der rechten Vereinigung sind zurückgetreten, weil bei der Wahl zur Liste der Bürgerschaftswahl einige Ehemalige der Schill-Partei machtpolitisch begünstigt worden sind. Hier rappelt’s im Karton. (Die Proteste gegen diese Versammlung werden gewiß dazu beigetragen haben.)

Die AfD ist nicht nur noch neoliberaler als die vergehende FDP, sie lockt ebenso unaufhörlich dunkle Gestalten vom rechten politischen Rand der Gesellschaft an.

Im bildungspolitischen Bereich bemühen sich die gefährlich biederen Menschenfänger um ein Menschenbild, das mit zweifelhaften Sekundärtugenden stark hierarchische und ordnungspolitische Absichten beinhaltet. Das „Volk“ sei auf ewig gehorsam, der durch Abstiegsängste geschüttelte Mittelstand rundum tugendhaft.

In diesen röhrenden Rahmen paßt auch das strikt dreigliedrige Schulmodell sowie das grausam beschauliche Familiendiktat der sogenannten Alternative.

Damit wird nicht nur der lebendigen Einheit von Freiheit, Gleichheit und Solidarität eine prinzipielle Absage erteilt, sondern auch die Durchlüftung der Gesellschaft durch „’68“ grundlegend in Frage gestellt. Zudem wird diese vorgestrige Konzeption den (positiv) gewandelten kulturellen Ansprüchen und sozialen Lebensformen und den begonnenen Bildungsreformen ganz und gar nicht gerecht.

Das ist kein Zufall und entspringt fratzenhaft der Absicht, jegliche Emanzipationsbestrebungen einzuschüchtern. Wer sich umdreht oder lacht...

Umso wichtiger ist also, die begonnenen Bildungsreformen fortzusetzen und dabei zunehmend soziale Ansprüche zu entwickeln.

Fort von den Beklemmungen, hin zu gemeinsamer Entfaltung:

Kritisch, links, aufgeklärt und real.

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Semesteranfangszeitung Wintersemester 2014/15

Quälerei oder Lernen?
Eine Entscheidungssituation

„Der Anspruch, dass alte Vorrechte über Bord geworfen werden müssen – etwa Datenschutz oder die Errungenschaften der Arbeiterbewegung –, um neuer technologischer Effizienz Platz zu machen, ist grotesk.“

Jaron Lanier anläßlich der Verleihung des Friedenspreises des Deutschen Buchhandels in der Frankfurter Paulskirche. Zitiert nach „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 13.10.’14, S. 13.

 

„Zum ersten Mal in der Menschheitsgeschichte ist ein hoher ökonomischer Status auch ein Risikofaktor für Depressionen, Ängste und Drogenmissbrauch bei Jugendlichen. (…) Nur wer weiß, dass er sein Leben selbst in der Hand hat, kann Einfluss darauf nehmen, was die Umstände mit ihm machen. (…) Was kannst du tun, um die Welt zu einem bessern Ort zu machen?“

Shimi Kang, kanadische Jugendpsychiaterin, im „SPIEGEL-Gespräch“, „SPIEGEL“ Nr. 42/2014.

 

„Die Lust am Lernen hängt also von vielerlei ab; dennoch gibt es lustvolles Lernen, fröhliches und kämpferisches Lernen.“

Bertolt Brecht, „Vergnügungstheater oder Lehrtheater?“, 1936.

Das „Selbst“ steht auf dem Prüfstand: „Bescheidenheit ist keine Zier“ mag eine Auffassung sein, die von vielen auf Anhieb geteilt wird. Wenn aber der alltäglich praktizierte Egoismus als eigentliche Bescheidenheit gekennzeichnet wird, mögen wahrscheinlich nicht Alle dieser Einschätzung zustimmen.

Dabei ist der allgemeine und je einzeln praktizierte Vorrang der „Eigenverantwortung“ der Verzicht auf Fairneß, Kooperation, Solidarität und weiter gespannte Einsichten, Aussichten und Ambitionen. Diese sind am besten verbunden mit historischem Denken, dem Erkennen von Gründen und Zusammenhängen, alternativen Handlungsmöglichkeiten, gemeinsamen Interessen, der Entwicklung mündiger Persönlichkeiten sowie individueller Souveränität. Der „bessere Ort“ hat einen konkreten Sinn: Nicht zuletzt sei das Gewinnen von Erkenntnis gerichtet auf strukturelle Friedensmöglichkeiten, die Verwirklichung sozialer Demokratie, das Schaffen von sinnvoller Arbeit, die Realisierung von Bildung und Kultur für Alle sowie auf ein Gesundheitswesen, das den Namen wirklich verdient.

Aufklärung bedeutet so, daß der Mensch seine Illusionen abstreife, kritisch rational denke, entsprechend handle und in tätiger Gemeinschaft seine gesellschaftliche Wirklichkeit gestalte und dabei stets produktiv unzufrieden bleibe.

In diesem Semester ist diese Unzufriedenheit neu auf der Tagesordnung. Die weitere Umgestaltung des Ba-Ma-Systems, die Demokratisierung der Hochschulen, die Behebung ihrer Unterfinanzierung, die weitere Entwicklung verantwortlichen Gesellschaftsbezuges sowie die Kooperation mit anderen öffentlichen Bereichen zum Zwecke der Verbesserung des gesellschaftlichen Lebens bilden die Tagesordnungspunkte.

Schluß mit der Isolation: Es geht hinaus aus der Enge.

Quälerei oder Lernen? Das ist in der Tat eine rhetorische Frage.

Frieden schaffen – ohne Waffen

„Der Krieg besteht nicht darum weiter, weil es Böses gibt, sondern weil man ihn noch für gut hält.“

Bertha von Suttner, Antwort auf den Brief eines Studenten, 1912.

Manchmal sagen regierende Politiker die Wahrheit. Anfang Oktober sprach US-Vizepräsident Joseph Biden vor Studierenden an der Harvard-Universität freimütig aus, daß Saudi-Arabien, die Türkei und die Vereinigten Arabischen Emirate „so versessen darauf gewesen“ seien, den syrischen Präsidenten zu stürzen, daß sie „Millionen US-Dollar und Tausende Tonnen Waffen an jeden in Syrien geliefert“ hätten, der gegen Assad kämpfen wollte. Dabei seien auch die Al-Nusra-Front und der IS unterstützt worden. Die Empörung der besagten Bündnispartner war groß, der Vizepräsident sah sich später genötigt, sich zu entschuldigen.

Doch gesagt ist gesagt, bzw. getan ist getan.

Woher kommen aber die Dollars? Und woher kommt die Gewalt?

Die arabische Halbinsel birgt massiv Öl und andere Bodenschätze. Seit mehreren hundert Jahren trachten die Kolonialmächte, bzw. die westlichen Industriestaaten danach, (auch) diese Region aufzuteilen, zu unterjochen und ihre Reichtümer auszubeuten, ggf. mit militärischer Gewalt. Mit der „Neuen Weltordnung“ und dem Angriffskrieg der USA auf den Irak begann 1991 eine neue, aggressive Ära imperialistischer Interventionspolitik, die soziales Elend, kulturelle Verrohung und damit ungeheure Wut hinterlassen hat. Die Brutalität der terroristischen IS-Banden ist eine Mischung aus hochgradig organisierten Geschäftsinteressen, feudalreligiösem Eiferertum und purer Perspektivlosigkeit. Auch die sozial ungerechten Lebensumstände in den reichen Ländern treiben viele Jugendliche in die Arme der Terroristen.

Doch auch Kritik, demokratische Ansprüche, progressiver Widerstand und internationale Solidarität wachsen dagegen an.

Wenn jetzt die selben Staaten, die mit skrupellosen militärischen und machtpolitischen Interventionen den Terrorismus hervorgebracht haben, noch mehr Waffen, Bomben und Soldaten liefern wollen, ist es genau das Falsche. Solidarität mit allen Menschen, egal ob in Syrien, Irak, der Türkei oder woanders, die sich verteidigen und für Frieden und Demokratie kämpfen – ja; weitere Eskalation und Verlängerung der Konflikte – nein! Die westlichen Staaten sollten die enormen Schäden, die sie angerichtet haben, heilen und sich ansonsten raushalten. Von Waffenexporten profitieren eben nur – die Profiteure.

Aktive Heilung: Das, was die Menschen brauchen, ist humanitäre Hilfe – gesundheitliche Versorgung, Lebensmittel, Kleider und ein Dach über dem Kopf. Die Türkei, Saudi-Arabien und Katar müssen ihre finanzielle, militärische oder auch nur indirekte Unterstützung des IS sofort einstellen. Die Türkei muß ihre Grenzen endlich für humanitäre Zwecke öffnen, menschenwürdige Bedingungen für die geflüchteten Menschen sicherstellen und die Grenzen für IS-Kämpfer und Waffen dicht machen. Alle Waffen müssen schweigen, damit die Bevölkerungen vor Ort eine soziale Lebensperspektive neu aufbauen können.

Hierzulande setzen wir uns für ein Verbot von Rüstungsexporten über den Hamburger Hafen ein und für eine Zivilklausel, die Wissenschaft nur zu zivilen, humanen Zwecken vorsieht.

Alle Flüchtlinge müssen aufgenommen werden und menschenwürdig leben können und alle rassistischen, polizeistaatlichen und autoritären Maßnahmen beendet werden. Durch gesellschaftliche Teilhabe für alle, Umverteilung von oben nach unten, durch Förderung demokratischer Kultur, emanzipatorischer Bildung, eines solidarischen Gemeinwesens und sinnvolle Arbeit können alle Menschen in Frieden leben.

Das gilt universell.

„Seien wir einfach für den Frieden! Diffamieren wir alle Regierungen, die den Krieg nicht diffamieren!“

Bertolt Brecht, Offener Brief “An den Kongreß für kulturelle Freiheit”, 1950.

Zivilklausel-Zukunftskongress 2014
Für eine Wissenschaft und Kultur des Friedens

vom 24.-26.10.
an der HAW Hamburg

Programm und Anmeldung unter:
www.ak-friedenswissenschaft.de

Autonomie? Emanzipation!

„Hochschulentwicklung gestaltet sich im Spannungsfeld der Autonomie der Hochschulen und der Verantwortung des Staates für den Wissenschaftsbereich. Erweiterte Handlungsspielräume der Hochschulen erfordern Transparenz und die Implementierung hochschulinterner Steuerungsinstrumente sowie die Ausprägung staatlicher Planungs- und Steuerungsinstrumente. Die Hamburgische Bürgerschaft setzt dabei den politischen und finanziellen Rahmen, der durch den Senat weiter konkretisiert und durch die Hochschulen ausgefüllt wird.“

„Strategische Perspektiven für die hamburgischen Hochschulen“, Behörde für Wissenschaft und Forschung, Juni 2014, Seite 48-49.

 

„Es hat noch nie – zumindest in der Neuzeit – eine Wissenschaft gegeben, die nicht in historisch spezifisch ausgeprägten gesellschaftlichen Verwertungs- und Verwendungszusammenhängen gestanden hätte. Die Forderung nach der demokratischen Selbstverwaltung der Hochschule leugnet diesen Sachverhalt natürlich nicht, will ihn auch nicht abschaffen, sie will vielmehr erreichen, dass über die gesellschaftliche Funktion der Wissenschaft eine verantwortliche Reflexion an der Hochschule stattfindet.“

Torsten Bultmann, „Hochschule und Demokratie – ein Dauerkonflikt“, in: „Forum Wissenschaft“, Nr. 3 September 2014, Seite 21.

Das kürzlich vom SPD-Senat vorgelegte Papier „Strategische Perspektiven für die hamburgischen Hochschulen“ legt so manches neoliberale Ideologem in seiner Anmaßung offen. „Autonomie“ heißt demnach, die Hochschulen sollen wollen, was ihnen vorgegeben wird. Die strukturelle Unterfinanzierung ist dabei nicht Schicksal, sondern politisch gewollte Enge zur Einhegung der Wissenschaften. Was inhaltlich gesteuert und eingerahmt werden soll, wird ebenfalls verraten: die Hochschulen hätten zu forschen und zu lehren, was dem Gedeih „standortrelevanter“ Wirtschaftscluster nützt.

Diese Indienstnahme hat – soweit sie sich durchsetzen läßt – mit Wissenschaft nichts zu tun.

Auch deshalb haben Aktive der akademischen und studentischen Selbstverwaltung einen „Heißen Herbst“ geplant und rufen alle Mitglieder der Hochschule zu einem gemeinsamen Protestsemester für eine vernünftige Entwicklung der Wissenschaften auf.

Gewendet wird sich damit auch gegen Reduktion der Wissenschaft auf ein bescheidenes Verständnis ihrer „Freiheit“, mit dem in Forschung, Studium und Lehre scheinbar unbehelligt von Staat und Gesellschaft vor sich hingepuzzelt werden soll und damit aber der Zweck dieses Tuns aus der Hand gegeben wird.

Vielmehr ist eine neue bewußte Wahrnehmung der Einheit wissenschaftlicher und gesellschaftlicher Entwicklungsherausforderungen gewollt. Bildung und Wissenschaft müssen gegen die wachsende Militarisierung der internationalen Auseinandersetzungen Erkenntnisse für eine friedliche Entwicklung und Völkerverständigung bilden und verallgemeinern. Sie können zur Rückgewinnung politischer Teilhabe Aller arbeiten und gegen die soziale Ungleichheit menschenwürdige Verbesserungen vorantreiben. Eine verantwortungsvolle Wissenschaft, für die zu kämpfen ist, ist nicht einfach frei, sondern vor allem unbegrenzt. Sie darf und muß alles in Frage stellen und verändern, was nicht bleiben kann, wie es ist – also eine große Menge.

Deshalb bedarf es statt der Ausrichtung an Standortclustern einer Zivilklausel, welche die Wissenschaft auf friedliche Zwecke verpflichtet; statt hierarchischer Managementstrukturen und Hochschulräten der Wiederherstellung und Erweiterung demokratischer Selbstverwaltung; statt restriktiver Regulation des Studiums der Muße und Offenheit zur eigenständigen kooperativ-kritischen Studiengestaltung; statt „Leistungs“druck und selektivem Bachelor/MasterÜbergang der Bedingungen für eine solidarische Lernkultur; und nicht zuletzt statt struktureller Unterfinanzierung zur Gängelung der Wissenschaften einer bedarfsdeckenden öffentlichen Ausfinanzierung zur Entwicklung der Hochschulen.

„Aber können wir uns der Menge verweigern und doch Wissenschaftler bleiben? Die Bewegungen der Himmelskörper sind übersichtlicher geworden; immer noch unberechenbar sind den Völkern die Bewegungen ihrer Herrscher. Der Kampf um die Meßbarkeit des Himmels ist gewonnen durch Zweifel; durch Gläubigkeit muß der Kampf der römischen Hausfrau um Milch immer aufs neue verlorengehen. Die Wissenschaft, Sarti, hat mit beiden Kämpfen zu tun.“

Bertolt Brecht, „Das Leben des Galilei“, Bild 14, 1939.

„Der Forschung, der Lehre, der Bildung“:
Lernen, um zu verändern

„Von allem Anfang an bestimmte sich der Mensch über die Fähigkeit, den Status quo im Sinne seiner Vorstellungen eines guten Lebens zu hinterfragen und zu verändern. Zwei Eigenschaften ermöglichen ihm, seiner eigensinnigen Entfaltung entgegenstehende Daseinsbedingungen zu überwinden: die Fähigkeit, sich wie ein objektiver Beobachter der Natur gegenüberzustellen, ihre Gesetzmässigkeiten zu durchschauen und in seinem Sinne zu verändern. Und das Vermögen, soziale Utopien entwickeln und darauf aufbauend neue Gemeinschaftsformen verwirklichen zu können.“

Prof. (em.) Erich Ribolits, „Lernen, um sich anzupassen“, „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“), 6.11.’13.

 

„Die Verachtung des ›seelenlosen Rationalismus‹ wirkt nur darum negativ, weil sie noch Volldampf voraus gegen den Rationalismus bedeutet, während längst der Augenblick gekommen ist, aus allen Kräften Gegendampf zu geben.“

Thomas Mann, Tagebuch, 16.3.’35.

 

„Wenn mir nichts einfällt, dann lasse ich mir etwas einfallen.“

Woody Allen im Interview mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ („FAS“), 3.11.’13.

Doktrin, Staatshandeln und Kultur des Neoliberalismus wirken bisweilen zäh wie eine alte Schuhsohle. Die dazugehörigen Schnürstiefel sind jedoch längst abgelaufen. Sie gehören schleunigst in die Resteverwertung.

Die Studienreform (Ba/Ma) hat begonnen, das Hamburgische Hochschulgesetz soll reformiert werden (allerdings wirklicher, als es die Behörde bislang vorhat).

Bücher

„Wenn der Mensch
von den Umständen
gebildet wird, so muß
man die Umstände
menschlich bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
1844/45, MEW 2, S.138.

Es geht um die Re-Kultivierung des Studiums und die Demokratisierung der Hochschulen zur Bildung mündiger Subjekte bzw. zur Entwicklung gesellschaftlich verantwortungsvoller Wissenschaften: für Frieden, internationale Solidarität, demokratische Partizipation, Gesundheit, Bildung und Kultur. Das ist unsere Aufgabe.

So kooperieren wir mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in den Gremien der studentischen Interessenvertretung, in der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, in Bezug auf den Akademischen Senat, in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau. Wir sind bundesweit als Gründungsmitglied im Hochschulgruppenverband Die Linke.SDS organisiert.

Dieses Engagement ist uns alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation sei erstes Bedürfnis. Dem sollte sich auf Dauer niemand entziehen.

„Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“

Bertolt Brecht, „Lob der Dialektik“, 1934.

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Armee und „Attraktivität“
Warum sollte der Kriegsdienst reizvoll sein?

„An der Heimatfront muss die Freiwilligenarmee nämlich schon in Friedenszeiten kämpfen: um qualifizierten Nachwuchs auf allen Ebenen, den ihr in Zeiten schrumpfender Jahrgänge die freie Wirtschaft und die zivile Verwaltung streitig machen.“

Berthold Köhler, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 30.10.’14, Leitkommentar S.1.

Die „Zeitung für Deutschland“ trommelt mal wieder für Kanonenfutter.

Sie hat mittels ihres strammen Leitkommentators hohes vaterländisches Verständnis dafür, daß sich unsere lächelnde Kriegsministerin Ursula von der Leyen (CDU) trotz der schlechten Materiallage (Waffen) der bundesdeutschen Armee zusätzlich Sorgen um die „Attraktivität“ des Militärs macht.

Deshalb hat kürzlich das Bundeskabinett einen Gesetzentwurf zur „Attraktivitätssteigerung“ der Bundeswehr beschlossen. Darin sind unter anderem die Verkürzung der Arbeitszeiten sowie erhöhte Zulagen und eine verbesserte Altersversorgung vorgesehen.

Dagegen ist insofern wenig einzuwenden, wenn es darum geht, die sozialen Standards des Öffentlichen Dienstes auch auf die Bundeswehr anzuwenden. Hat das aber einen erweiterten Sinn?

Sinnvoller bleiben auf der gesellschaftlichen Agenda der Rückzug der bundesdeutschen Armee aus allen Kriegen, keine Waffenlieferungen (zumindest) in Krisengebiete bzw. an Kriegsparteien, die Umwandlung von Rüstungsproduktion in zivile Produktion (Konversion), keine militärische Agitation an Schulen und Hochschulen, die stringente Reduktion des Militärs und die entsprechende Erhöhung ziviler Etats (Bildung, Soziales, Kultur, Gesundheit) und nicht zuletzt die zivile Konfliktregulierung auf internationaler Ebene. Das scheint uns wesentlich attraktiver zu sein.

Denn der Krieg ist – entgegen aller Propaganda – nicht der Vater oder die Mutter aller Dinge.

Jegliche humane zivile Entwicklung ist hingegen durch das Militärische eingeschränkt und behindert.

Für die Hochschulen gilt das Erfordernis, die Friedenswissenschaft als Leitwissenschaft zu entwickeln respektive die Zivilklausel mit verbindlich positiver Orientierung in das Hamburgische Hochschulgesetz zu schreiben.

Diese „Vorschrift“ macht Sinn.

Wenn der Krieg beginnt

Werden eure Brüder sich vielleicht verändern
Daß ihre Gesichter nicht mehr kenntlich sind.
Aber ihr sollt gleichbleiben.

Sie werden in den Krieg gehen, nicht
Wie zu einer Schlächterei, sondern
Wie zu einem ernsten Werk. Alles
Werden sie vergessen haben.
Aber ihr sollt nichts vergessen haben.

Man wird euch Branntwein in den Hals gießen
Wie allen andern.
Aber ihr sollt nüchtern bleiben.

Bertolt Brecht, Svendborger Gedichte 1939.

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Reflexion
Der Wahrheit ins Gesicht sehen

„Es waren keine Studenten, die den Eindruck beförderten, die Wirtschaft sei das Schicksal und Politik wesentlich die technokratisch und demoskopisch informierte Sicherung von Wohlstand.

Auch Bologna mit seinen vollgestopften Studienplänen hat sich nicht die Jugend ausgedacht. Wen also muss man sich näher anschauen, wenn Studenten, die fünfzehn Kurse in der Woche haben, nicht mehr lesen? Nicht die Jugend von heute, sondern die Erwachsenen von gestern.“

Jürgen Kaube, „Die Jugend von heute“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 1.11.’14, S. 1 (Leitkommentar).

 

„Wer die Krisis nicht fühlt, nicht mit eigenem Wesen daran teilhat, der lebt nicht. Wer sie zwar fühlt, aber sich rein konservativ dagegen verstockt und sich vergrämt ans Alte klammert, schließt sich gleichfalls vom Leben aus. Der Wahrheit ins Gesicht sehen zu können, dieser Mut ist die erste Bedingnis des Lebens; denn Wahrheit und Leben sind zu sehr ein und dasselbe, als daß ein Leben außerhalb der Wahrheit und gegen die Wahrheit überhaupt denkbar wäre.“

Thomas Mann, „Ansprache an die Jugend“, 1931.

Abgesehen davon, ob der Wohlstand für Alle wirklich gesichert ist – wir hören eine stets wiederkehrende Geschichte: Die Jugend taugt nichts. Eigentlich hat sie noch nie etwas getaugt, aber diesmal taugt sie wirklich nichts. Nach der neuesten Studie über die Mentalität von Studierenden, die Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU und Nachfolgerin von Anette Schavan) jüngst vorgestellt hat, seien die auszubildenden Akademiker und Akademikerinnen eher pragmatisch, konform und politisch immer weniger interessiert. Das wundert die Ministerin und macht sie ein wenig besorgt.

Die Studie ist im Laufe der Jahre immer weniger repräsentativ geworden (infolge geringerer Beteiligung), verweist aber dennoch auf die Folgen des rigiden Ba-Ma-Systems.

Wem immerfort Angst gemacht wird und wer stets pauken muß, hat weniger Zeit und Neigung, sich mit tiefer und weiter reichenden Angelegenheiten solide zu beschäftigen.

In der Studie wird aber darüber hinaus übersehen, daß irgendwer – nicht zuletzt die Studierenden selbst – unternommen haben muß, das Ba-Ma-Hamsterrad in Frage zu stellen, profunde Kritik zu artikulieren und sich an die Veränderung dieses Systems zu machen.

Jedenfalls werden republikweit seit geraumer Zeit Aktivitäten unternommen, die Ausbildungsstruktur in echt zu reformieren, die Hochschulgesetze entsprechend zu verändern, die Mitbestimmungsstrukturen zu erweitern sowie Methoden und Inhalte des Studiums gesellschaftlich verantwortlicher zu gestalten. Desgleichen wird einiges unternommen, um die Grundfinanzierung der Hochschulen – gegen die „Schuldenbremse“ – entschieden zu verbessern.

Diese Entwicklung fällt nicht vom Himmel und ist mindestens auch auf das Engagement von Studierenden – in studentischer Interessenvertretung, in akademischer Selbstverwaltung sowie im Bündnis mit Gewerkschaften – zurückzuführen.

Die Jugend ist also wieder einmal anders als ihr Ruf. Das sollte zu denken geben. Es lohnt sich.

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Steuervermeidungswettbewerb
Ein Übel mit immer weniger Akzeptanz

„Der schädliche Steuerwettbewerb beginnt dort, wo es nur darum geht, Unternehmen Gelegenheit zu bieten, Steuern in anderen Ländern zu vermeiden, ohne dass realwirtschaftliche Aktivitäten verlagert werden. (…)

In Deutschland entgehen dem Fiskus wohl Einnahmen von 10 bis 15 Milliarden Euro.“

Clemens Fuest, Präsident des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung, im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 13.11.’14, S. 15.

 

„Das Verhältnis der Industrie, überhaupt der Welt des Reichtums, zu der politischen Welt ist ein Hauptproblem der modernen Zeit.“

Karl Marx, „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie * Einleitung“, 1844, Marx-Engels-Werke (MEW), Bd. 1, S. 382.

Ein Hauptproblem der modernen Zeit besteht darin, daß als schick und elegant gelten soll, wenn das Kapital möglichst wenig Steuern zahlt. So wurden seitens des Staates immer mehr die Einnahmen durch Unternehmen und Banken gesenkt, die Schlupflöcher vergrößert und damit die öffentliche und allgemeine Handlungsfähigkeit zu Ungunsten der Mehrheit der Bevölkerung eingeschränkt. Nun haben wir den Salat. Das Schlagloch ist zum Sinnbild der sanierungsbedürftigen Infrastruktur respektive der Rekonstruktion der Staatseinnahmen und des Sozialstaates geworden.

Das Volk murrt. (Mit Recht.) Straßen, Geh- und Fahrradwege, Verkehrsbetriebe, Kindertagesstätten, Schulen, Hochschulen, Theater, Museen, soziale Einrichtungen, öffentliche Krankenhäuser (soweit noch vorhanden) und Ämter sind in einem bedauernswerten, d.h. verbesserungswürdigen Zustand – nicht nur baulich, sondern auch was Anzahl, Ausbildung, Arbeitszeiten (Verdichtung) und Bezahlung der dort arbeitenden Menschen anbetrifft. Da sind also Steuersenkungen sowie Steuervermeidungen kein Kavaliersdelikt. Armut, Streß und Elend, die mangelnde Qualität öffentlicher Einrichtungen und Infrastruktur sind Ergebnisse fatal falschen politischen Handelns.

Dagegen richten sich berechtigt Kritik, Unmut und Forderungen nach einer bedarfsgerechten öffentlichen Finanzierung der entsprechenden staatlichen Einrichtungen.

In diesem Sinne wird auch der „Heiße Herbst“ von den Hochschulen unternommen. Er steht im Zusammenhang mit den Haushaltsberatungen der Bürgerschaft und den bevorstehenden Wahlen des hamburgischen Parlaments im Februar nächsten Jahres.

Die nächste Zeit wird um so spannender, je mehr die Ansprüche (an das Allgemeinwohl) wachsen.

Erich Kästner hatte recht: Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
(„Fabian. Die Geschichte eines Moralisten“, 1931.)

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Meinungskonformität
Ein kulturelles Depressivum

„Über allem schwebt die Abstiegsangst der Mittelschicht. (…) ›Der Einzelne gerät mit seiner ganzen Persönlichkeit in den Sog einer Anerkennungsdynamik.‹ (...) Meinungskonformität sei heute extrem in den Organisationen von Politik, Medien und auch der Wissenschaft.“

Jan Grossarth, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 22./23.11.’14, „Beruf und Chance“, Seite C1.
Der Autor des Artikels nimmt hier Bezug auf den Wiener Organisationsforscher Michael Busch, der sich wissenschaftlich mit den Mechanismen der Anpassung beschäftigt.

 

„Alles, was sie [‚diese Kapitalisten‘] seit etwa zwanzig Jahren treiben, ist von zwei fixen und absurden Ideen beherrscht: Druck auf die Arbeiter und Export.“

Kurt Tucholsky, „Die Herren Wirtschaftsführer“, 1931.

„Humankapital“, „menschliche Ressourcen“, „Erwerbspersonenpotential“ (im sogenannten Strategiepapier der hamburgischen Wissenschaftsbehörde zu den Hochschulen) heißt es verdinglichend und degradierend versachlicht für lebendige, denkende und empfindende Menschen – also Persönlichkeiten des gesellschaftlichen, also auch Bildungs-, Ausbildungs- und Arbeitslebens.

Im Alltagsleben, in der Medizin und in der Forschung wird zunehmend ermittelt und bewertet, daß diese Degradierung, Vereinzelung und Entfremdung nicht nur bereichsspezifisch (auch volkswirtschaftlich) schädlich ist, sondern ebenso krank macht bzw. den Arzneimittelkonsum steigen läßt. (Gegen dieses Depressivum sind übrigens zur Heilung auch die Studienreformen unternommen.)

Um den Druck auf die Individuen auszuüben, heißt es von konservativer Seite („FAZ“) „Selbstverantwortung“, von Sozialdemokraten „Eigenverantwortung“ („Schröder-Blair-Papier 1999) und grün wird das “Selbstbestimmung„ oder auch “Freiheit„ genannt (siehe ihr jüngster Parteitag in Hamburg).

Das ist alles nicht nur gegen die Rekonstruktion, die Festigung und den Ausbau des Sozialstaates sowie die Schaffung von angemessenen Tarifbeziehungen gerichtet, sondern auch gegen Fairneß, Aufmerksamkeit, Kollegialität und Solidarität respektive Kooperativität im sozio-kulturellen Alltag –, im Straßenverkehr, in der Bildung und Ausbildung, am Arbeitsplatz und im “privaten„ Rahmen.

Gegen diese organisierte Verrohung bzw. Konkurrenzreligion richten sich allerlei kritisch gewonnene Erkenntnisse, Bewegungen, Forderungen und nachdrückliche Reformbemühungen.

In diesem Zusammenhang steht auch der “Heiße Herbst„, der von den Hochschulen unternommen wird. Aufklärung war schon immer praktisch von Bedeutung. Wir gewinnen an Fahrt – und begrüßen die Entfaltung.

“Ich kann mir eine Zeit denken, welcher unsere religiösen Begriffe so sonderbar vorkommen, als der unsrigen der Rittergeist.„ (128)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft H, 1784-1788.

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1. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2014/15

Rütteln am „Sachzwang“
Die Hochschulen in Bewegung

„Ich sehe für den Doppelhaushalt 2015/2016, der im Dezember von der Bürgerschaft beschlossen wird, keinen Nachverhandlungsbedarf. (…) Für die Zeit nach 2017 müssen wir sehen, ob die Tarif- und Kostensteigerung weiter so hoch liegt, dass die Hochschulvereinbarungen nachverhandelt werden sollten.“

Wissenschaftssenatorin Dorothee Stapelfeldt (SPD) im Streitgespräch mit Uni-Präsident Dieter Lenzen, „Hamburger Abendblatt“, 29./30.11.’14, S.11.

 

„Das deutsche Schicksal: vor einem Schalter zu stehen. Das deutsche Ideal: hinter einem Schalter zu sitzen.“

Kurt Tucholsky, „Schnitzel“, 1930.

„Wo das monarchische Prinzip in der Majorität ist, da sind die Menschen in der Minorität, wo es nicht bezweifelt wird, da gibt es keine Menschen.“ Karl Marx an Arnold Ruge, 1843, Marx-Engels-Werke (MEW), Band 1, Seite 340.

Der Senat verharrt weiterhin in finanzpolitischer Rigidität. Lediglich für 2017 wird ein kleines Zuckerle hingelegt. Kreativ ist das eher nicht.

In wohl begründeter Einheit fordern dagegen der Akademische Senat, das Präsidium und das Studierendenparlament der Universität in einer gemeinsamen Erklärung die „Ausfinanzierung der Hochschulen zum allgemeinen Wohl“.

Begründet wird dies mit:

„Die Universität hat in ihrem Leitbild den Anspruch formuliert, mit ihrer Arbeit zu einer zivilen, sozialen, demokratischen, ökologisch und ökonomisch nachhaltigen Entwicklung der Gesellschaft beizutragen.“

Kriterien der Entwicklung und Forderungen sind deshalb:

  • „Für die Autonomie der Hochschulen, die zwischen diesen und dem Senat auf einer kooperativen Verständigung auf gleicher Augenhöhe, gegenseitiger Wertschätzung und Redlichkeit beruht.
  • Für die Demokratisierung mit entscheidungsbefugten Gremien auf allen Ebenen der Hochschulen und demokratisch gewählte Leitungsfunktionen.
  • Für die bedarfsgerechte Sanierung der Unigebäude und die sofortige Umsetzung der angekündigten Neubauten.
  • Für die volle Wiederherstellung der ehemaligen Förderung des Studierendenwerks.
  • Für eine bedarfsdeckende öffentliche Finanzierung der Hochschulen“

Das Geld ist da, beispielsweise durch die vom Bund übernommenen BAFöG-Zahlungen, die aber nicht für die Hochschulen eingesetzt werden. (Einmal ganz abgesehen von irrwitzigen Großprojekten, ordentlichem Steuereintreiben und dem Lösen der „Schuldenbremse“.)

Ohnehin sind zusätzliche Mittel dringend für die Verhinderungen von Stellenstreichungen, die Verringerung der durch die CDU-Senate erhöhten Lehrverpflichtungen bzw. die Verbesserung der Betreuungsrelationen sowie für den 1:1-Übergang vom Bachelor zum Master ohne die Streichung von Studienplätzen erforderlich. Vizepräsidentin Prof. Jetta Frost sprach sich jüngst für eine Anhebung der Grundfinanzierung auch unter der Beteiligung des Bundes aus.

Dies alles für „Öffentliche Gesundheitsversorgung“ (UKE), „Bildung und Inklusion“, „Gesellschaftliche Teilhabe in allen Altersstufen“, „Stadtentwicklung und Wohnungsbau“, „Frieden und zivile Entwicklung“ sowie für „nachhaltige Entwicklung“.

Die Universität (Präsidium, Akademischer Senat, Studierendenparlament, Fachschaftsrätekonferenz) stellt sich verantwortlich den Herausforderungen der Zeit. (Na, wenn das nichts ist?) Bürgerschaft und Senat könnten dies auch tun.

Der „Sachzwang“ ist ein Mythos:

„Wenn alles das Mythos ist, was sich dem gesunden Menschenverstand entzieht – : nieder mit dem Mythos!“

Kurt Tucholsky, „Friedrich mitn Mythos“, 1932.

The good, the bad, and the ugly…
Wir und die anderen

Wort und Tat

„- Der Prinz ist galant. Du bist die unbedeutende Sprache der Galanterie zu wenig gewohnt. Eine Höflichkeit wird in ihr zur Empfindung, eine Schmeichelei zur Beteuerung, ein Einfall zum Wunsche, ein Wunsch zum Vorsatze. Nichts klingt in dieser Sprache wie alles: und alles ist in ihr soviel wie nichts.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Emilia Galotti“, „Claudia“ (die Mutter), 2. Aufzug 6. Auftritt, 1772.

 

„Um Begonnenes zu vollenden und Vorbereitetes auszuführen, dazu muß man den Blick fest auf das Begonnene und Vorbereitete richten, und nicht von diesen Gegenständen weg in die blaue Luft schauen.“

Karl Marx, „Zur neuesten Kabinettsstilübung Friedrich Wilhelm IV“, „Vorwärts!“, 17. August 1844.

An den Hochschulen bzw. der Uni ist viel unternommen worden: Die Studiengebühren sind seit einiger Zeit abgeschafft, die Studienreform wird vorangebracht, die Uni (re-)demokratisiert, ihre bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung gefordert, den gesellschaftlich verantwortlichen Methoden und Inhalten wird neue Aufmerksamkeit zugewandt.

Da gibt es nun einige, die es gewesen sein wollen, andere, die alles gar nicht so wichtig finden und wiederum andere, die das für gefährlich halten. Dagegen geht es ernsthaft darum, die begonnene Arbeit – mit möglichst Vielen – munter fortzusetzen.

Dazwischen ist zu unterscheiden und zu wählen – nicht nur mit einer Wahlstimme, sondern auch für eine wirksame Haltung und Perspektive.

Rechts (minimalistisch)
„RCDS CDU-HOCHSCHULGRUPPE“

„Ehrlich. Mutig. Modern. Zukunft wagen. Linksaußen abwählen.“
Doof. Deutsch. Devot. Hier hat jemand in Wahrheit die Hosen voll.

„Liberale Hochschulgruppe LHG“

„300 EUR, Nein Danke!“ „Dieser Zustand ist nicht länger hinnehmbar, denn er stellt eine klare Einschränkung der Freiheit des Studenten, lernen zu können, wann es ihnen passt.“
Ui-ui-ui: Liberales Denken ist die Freiheit zu schreiben, wenn´s nicht paßt.

„Jura-Liste“

Hier hat jemand vorsichtshalber keine Selbstdarstellung (schade!) abgegeben und fungiert als Platzhalter, damit konservative Stimmen nicht verloren gehen.

Rechtsliberal
„AAI-Liste“ (Asien-Afrika-Institut)

Diese eifrigen jungen Leute fühlen sich dem „Wirtschaftscluster China“ verantwortlich. Reine Wirtschaftsbeziehungen sind aber etwas anderes als internationale Solidarität.

„MIN-Liste“
(Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften)

„Mehr“... „studentischer Wohnraum“... „Barrierefreiheit“... „Arbeits- und Aufenthaltsmöglichkeiten“...
Fader Einkaufszettel. Keinerlei wirkliche Reformorientierung.

Realos...
„Juso-Hochschulgruppe“

Sie behaupten, sie hätten die Studiengebühren abgeschafft (ist außerdem schon eine Weile her), den Neubau des MIN-Campus angebahnt und bezahlbaren Wohnraum geschaffen.
Abgesehen von dieser reklamehaften Überhebung: Niemand sollte sie auch nur im Ansatz für progressiv halten.
(In echt anders sind harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive!)

„EPB-Liste“
(Erziehungswissenschaft, Psychologie, Bewegungswissenschaft)

(Diese Fakultät existiert so nicht mehr.)
Die Jungs und Deerns sind gegen die bekannten Mißstände und haben die Zivilklausel in ihren Wunschakatalog mit aufgenommen. Kraut und Rüben.

Liberal...
„CampusGrün“

„Freiräume“, fleischloses Essen, mehr formale Mitbestimmung, weniger kulturelle Vorurteile – damit „sich alle wohlfühlen können!“
Aufklärung, Solidarität und Emanzipation entwickeln dagegen mehr Drive.

„wiwi liste“

Sie haben „Themen“ (handlungsrelevant?):
„Campusöffentlichkeit“, „Studienreform“, „Master als Regelabschluß“, „Kulturelle Vielfalt auf dem Campus“. Wahlstimmenmagnet mit schwacher Spannung.

„Mediziner+innen-Liste“

„Menschlichkeit. Gleichheit. Selbstbestimmung.“ Hört sich ganz gut an, ist aber sehr fakultätsfixiert mit wenig Forderungen bzw. Uni- und Gesellschaftsbezug. Ein wenig blaß.

„Die Geisteswissenschaftenliste“

Ohne Selbstdarstellung. Ein Platzhalter für ein Wahlfeld.
Da stehen sie nun.

Kokolores
„APL Anarchistische Pogoliste“

„Ausschlafen ist wichtiger als Lernen“
Die einfache Negation hilft schlicht nicht weiter. Sie rauben niemandem den Schlaf.

„Die Liste“ („Die PARTEI Hochschulgruppe“)

„Campuskätzchen“, „Schön Trinken“, „Inhalte überwinden!“
Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dreh´ ich mich im Freibierkreis.

Linksliberal...
„Alternative Linke / Fachschaftsbündnis – Regenbogen“

„Für eine offene, friedliche und solidarische Universität.“
Das Listenbündnis ist an den wesentlichen Aktivitäten (Dies academicus, Heißer Herbst etc.) beteiligt und sozialkritisch orientiert.

Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 3)

Links...
SDS* Sozialistisch Demokratischer Studierendenverband

Sie stellen sich friedensbewegt, in der Studienreform aktiv sowie sozialkritisch der gesellschaftlichen Krise (wir sind nach wie vor verwandt) und treten für eine ausreichende Finanzierung der Hochschulen ein.

Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 3)

harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive

„Parteiisch für den Frieden.“ – Für solidarisch erwirkte echte Reformen, auch und nicht zuletzt im Studium.
Aus der Geschichte lernen: Antifaschismus enthält die progressive Dimension eines besseren gesellschaftlichen Lebens. Trotz Handelskammer und alledem.

Gemeinsame Liste (3) zum Akademischen Senat:
Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!)

Liste LINKS

Souverän
Wenn jeder sich als gemeinsam begreift,
Ist eine neue Zeit herangereift.

Gemeinsame Liste (3) zum Akademischen Senat:
Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!)

Bücher

„Wenn der Mensch
von den Umständen
gebildet wird, so muß
man die Umstände
menschlich bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
1844/45, MEW 2, S.138.

Anders ist besser
Über die Richtung begründeter Non-Konformität

„Völlig unterschiedliche Unternehmen, aber alle reden gleich. Wichtiger als alles andere ist es hier, den Stereotypen zu entsprechen. Wenn irgendetwas dann nicht in dieses Mind-set passt, interessiert es nicht. Darum schläft ein Manager, wenn er mit seiner Frau in den Kammerspielen sitzt, weil sie ihn dazu gezwungen hat, fast ein. Das, was auf der Bühne passiert, hat eben mit der Welt, auf die er eingenordet ist, nichts zu tun. Ein Begriff, der diesen Konformitätszwang exemplarisch symbolisiert, ist die sogenannte Corporate Identity. Sie soll die Identität eines Unternehmens definieren, auf die die Mitarbeiter eingeschworen werden sollen.“

W. D. Enkelmann (Wirtschaftsphilosoph), Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“), 12.11.’14.

 

„Große Leute fehlen auch, und manche darunter so oft, daß man fast in Versuchung gerät, sie für kleine zu halten.“ (345)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft C, 1772-1773.

Das „Bündnis gegen Rotstift“ fordert entgegen dem Kürzungsdiktat der „Schuldenbremse“ eine bedarfsgerechte Finanzierung der öffentlichen Bereiche Bildung, Soziales, Kultur und Gesundheit.

Die Angemessenheit dieser gemeinsamen Forderung bekommt aktuell neue Nahrung, wenn Großunternehmen ihre Gewinne kleinrechnen und am Fiskus vorbei nach Luxemburg schleusen.

Positiv begründet steht die Forderung nach bedarfsgerechter öffentlicher Finanzierung der genanten Bereiche im Zusammenhang mit der kultivierten Entwicklung der Einrichtungen und der Gesellschaft. Dafür wird Kritik geäußert und dem TINA-Prinzip („There is no Alternative“) widerstanden. Das ist der tiefere konkrete Sinn der Non-Konformität bzw. der aufgeklärten Änderung des Alltags. Wir verlassen die Enge. Solidarität ist Inhalt und Motor gemeinsamer sozialer Erweiterung.

So kooperieren wir mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in den Gremien der studentischen Interessenvertretung, in der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat, in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau. Wir sind bundesweit als Gründungsmitglied im Hochschulgruppenverband Die Linke.SDS organisiert.

Dieses Engagement ist uns alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation als erstes Bedürfnis. Dem sollte sich auf Dauer niemand entziehen.

„Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“

Bertolt Brecht, „Lob der Dialektik“, 1934.

Die Kandidierenden

Gunhild Berdal, StuPa-Präsidium, GEW, Die LINKE Landesvorst. & AGFrieden,

Till Petersen, StuPa, FSR Erziehungswiss., Fachschaftsrätekonferenz (FSRK), Fakultätsrat ErzWiss, Die LINKE

Sinah Mielich, FSR Erziehungswiss., Fakultätsrat ErzWiss., GEW, Die LINKE

Thomas Stahlhut, FSR Geschichte, FSRK, Fakultätsrat Geisteswiss., Die LINKE

Despina Chaluppa, FSR Biologie, FSRK, Fakultätsrat MIN, Die LINKE

Olaf Walther, Akademischer Senat, Borchert-Gesellschaft, ver.di, Die LINKE

Kristian Glaser, Bund demokratisch. Wissenschaftl. (BdWi), Die LINKE Landesvorstand

Nils Kellermann, Politische Wissenschaften, FSR Sozialwissenschaften, FSRK, Die LINKE

Elias Gläsner, Fakultätsrat Medizin, kritische Mediziner, FSRK, Die LINKE

Eray Öztürk, Medizin, YXK, Die LINKE

Olesya Orlova, Medien & Kommunikation, Referat für Internationale Studierende (RiS)

Irina Troitskaya, Geschichte & Politische Wissenschaften, RiS

Firat Denkli, MIG-Zentrum, RiS

Eylem Özün-Binboga, MIG-Zentrum, RiS

Miriam Betancourt, Sozialökonomie, RiS

Sedat Kaya, DIDF-Jugend

Kolja Griebner, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswissenschaften, ver.di, Die LINKE

Rörd Hinrichsen, FSR Geschichte, FSRK, AWO-Jugendwerk, ver.di, Die LINKE

Jonas Hoppe, FSR Geschichte

Timo Hauschild, FSR Geschichte, Die LINKE

John Will, Geschichte, Die LINKE

Alexander Benthin, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Ruben Hittmeyer, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Matthias Kruspe, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Jan Hinrich Bieritz, Koreanistik

Alma Kleen, FSR Lateinamerika Studien (LASt), SJ - Die Falken

Luanny Tiago da Conceicao, FSR Romanistik

Verena Loci, Finnougristik

Eugen Raider, FSR Philosophie

Thomas Walter, FSR Philosophie, MA

Kolja Swingle, Philosophie, Institut für kritische Theorie

Ellen Stein, DSL Theater & Medien

Jelka Holzberger, BA Erziehungs- & Bildungswiss., FSR Erziehungswissenschaft

Florian Muhl, Die LINKE Landesvorstand

Katrin Becker, MA Lehramt, FSR Erziehungswissenschaft, Prüfungsausschuß

Tim Schwanitz, Prüfungsausschuß BABE, FSR Erziehungswissenschaft

Sarah Kay, Lehramt, Germ. & Sozialwiss.

Fabian Fritz, StudiZentrum ErzWiss.

Samira Lynn Morcos, StudiZentrum ErzWiss.

Niklas Prezel, MA Erziehungs- & Bildungsw.

Tobias du Mont, Erziehungswissenschaft

Gina Cornehl, Lehramt Spanisch/Politik

Nikolaus Teichmüller, Promotion Erziehungswissenschaft, IG Metall

Nils Brinkmann, Bewegungswissenschaft

Philip Metzner, Bewegungswissenschaft

Marcia Leticia Romero, Flüchtlingshilfe Gängeviertel

Chiaffredo Turina, Philosophie

Alexey Markin, Kunstgeschichte, RiS

Nelli Mirgarifoniva, Medien & Komm., RiS

Sahar Khalilzadeh, Biologie, RiS

Ansgar Ridder, Soziologie, verdi, Autonom

Jörg Gunther, Sozialökonomie, Die LINKE

Rachid Messaoudi, Sozialökononie, Die LINKE

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2. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2014/15

Kultur des Friedens
statt Kult des Krieges

„Krieg ist nichts als Drückebergerei vor den Aufgaben des Friedens.“

Thomas Mann, „Vom kommenden Sieg der Demokratie“, 1938.

Gewehre taugen nicht, Daß man das Elend bricht.

Zur Zeit scheint angesichts der vielen kriegerischen Konflikte und insbesondere des brutalen Vormarsches des terroristischen „Islamischen Staats“ vielen der Griff zur Waffe – oder besser der Ruf danach – die einzige Lösung zu sein. „Man kann doch nicht tatenlos zusehen“, „Mit Terroristen kann man nicht verhandeln“, „Sollen die Kurden sich abschießen lassen?“ – Wer gegen Militäreinsätze und (noch mehr) Waffenlieferungen ist, soll als unverantwortliches Weichei doof dastehen oder gar als unmenschlich gelten. Bundespfarrer Gauck mahnt: Pazifisten „[benutzen] Deutschlands historische Schuld [...], um dahinter Weltabgewandtheit oder Bequemlichkeit zu verstecken.“ Die „Kultur der militärischen Zurückhaltung“ Deutschlands müsse endlich vorbei sein, Verantwortung bedeute militärisch eingreifen!

Damit soll – zwecks Legitimierung neuer Kriege – von Geschichte, Interessen, der negativen Verantwortung der westlichen Staaten und ihrer strukturellen Ratlosigkeit abgelenkt werden: Davon, daß seit Anfang der 90er Jahre das Völkerrecht ausgehöhlt und die Vereinten Nationen als übergreifende Institution zur Friedenssicherung systematisch entmachtet wurde; daß die NATO, statt sie im Zuge der Auflösung des Warschauer Paktes zugunsten verstärkter internationaler Zusammenarbeit abzuschaffen, zu einem aggressiven Kriegsbündnis ausgebaut wurde; daß die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) durch die Militarisierung weitgehend in die Bedeutungslosigkeit verbannt wurde, daß die Bundeswehr grundgesetzwidrig von Verteidigungsarmee zur Angriffsarmee umstrukturiert wird und davon, daß die EU keine Friedensstifterin, sondern ein neoliberales, militaristisches und somit undemokratisches Gebilde ist, das massenhaft Flüchtlinge hervorbringt und an den Grenzen ertrinken läßt. Das so durch die sukzessive Verschärfung der globalen Ungleichheit und den „Krieg gegen den Terror“ verbreitete Elend läßt sich nicht durch Waffengewalt überwinden.

Ein politisches Umdenken ist dringend erforderlich! Eine neue Etappe der Entspannung, des Dialogs und Interessenausgleichs in großem Maßstab steht an und muß „von unten“ verwirklicht werden. In jedem Land auf der Erde gibt es Bewegung(en) für politische Demokratie und Menschenrechte, für soziale Progression, eine nachhaltige Produktionsweise und gerechte Ressourcenverteilung. Die Menschen nehmen mehr und mehr ihre Geschichte selbst in die Hand.

Dafür, daß hier, von deutschem Boden „Nie wieder Krieg“ ausgehe, haben wir als Friedens- und Studierendenbewegung in Bildung und Wissenschaft eine herausragende Bedeutung.

Die Organisation der Vereinten Nationen für Bildung, Wissenschaft und Kultur (UNESCO) hat 1945 in ihrer Verfassung formuliert: „Da Kriege im Geist der Menschen entstehen, muss auch der Frieden im Geist der Menschen verankert werden. (...) Die weite Verbreitung von Kultur und die Erziehung zu Gerechtigkeit, Freiheit und Frieden sind für die Würde des Menschen unerlässlich und für alle Völker eine höchste Verpflichtung, die im Geiste gegenseitiger Hilfsbereitschaft und Anteilnahme erfüllt werden muss. (...) Friede muss – wenn er nicht scheitern soll – in der geistigen und moralischen Solidarität der Menschheit verankert werden.“

Gegen die gepredigte Alternativlosigkeit der Gewalt ist über die Kriegsursachen aufzuklären und Friedensursachen nachzudenken: Waffenexporte und -produktion stoppen, humanitär helfen, soziale Entwicklung befördern, Demokratie, Arbeit und Bildung für alle verwirklichen, das sind Grundvoraussetzungen für eine zivile Welt.

An diesen Aufgaben des Friedens ist mit historischem Bewußtsein und hoher Aktualität zu arbeiten.

“Europa, die Welt sind reif für den Gedanken einer umfassenden Reform der Besitzordnung und der Güterverteilung, einer Sozialisierung der Rohstoffe, die natürlich im Geiste und im Rahmen einer Gesamtverständigung und vernünftigen Generalbereinigung der Konflikte, kurzum im Geiste des Friedens, der Arbeit und der allgemeinen Wohlfahrt in Angriff zu nehmen wäre.”

Thomas Mann, “Vom kommenden Sieg der Demokratie”, 1938.

The good, the bad, and the ugly…
Wir und die anderen

Wort und Tat

„- Der Prinz ist galant. Du bist die unbedeutende Sprache der Galanterie zu wenig gewohnt. Eine Höflichkeit wird in ihr zur Empfindung, eine Schmeichelei zur Beteuerung, ein Einfall zum Wunsche, ein Wunsch zum Vorsatze. Nichts klingt in dieser Sprache wie alles: und alles ist in ihr soviel wie nichts.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Emilia Galotti“, „Claudia“ (die Mutter), 2. Aufzug 6. Auftritt, 1772.

 

„Um Begonnenes zu vollenden und Vorbereitetes auszuführen, dazu muß man den Blick fest auf das Begonnene und Vorbereitete richten, und nicht von diesen Gegenständen weg in die blaue Luft schauen.“

Karl Marx, „Zur neuesten Kabinettsstilübung Friedrich Wilhelm IV“, „Vorwärts!“, 17. August 1844.

An den Hochschulen bzw. der Uni ist viel unternommen worden: Die Studiengebühren sind seit einiger Zeit abgeschafft, die Studienreform wird vorangebracht, die Uni (re-)demokratisiert, ihre bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung gefordert, den gesellschaftlich verantwortlichen Methoden und Inhalten wird neue Aufmerksamkeit zugewandt.

Da gibt es nun einige, die es gewesen sein wollen, andere, die alles gar nicht so wichtig finden und wiederum andere, die das für gefährlich halten. Dagegen geht es ernsthaft darum, die begonnene Arbeit – mit möglichst Vielen – munter fortzusetzen.

Dazwischen ist zu unterscheiden und zu wählen – nicht nur mit einer Wahlstimme, sondern auch für eine wirksame Haltung und Perspektive.

Rechts (minimalistisch)
„RCDS CDU-HOCHSCHULGRUPPE“

„Ehrlich. Mutig. Modern. Zukunft wagen. Linksaußen abwählen.“
Doof. Deutsch. Devot. Hier hat jemand in Wahrheit die Hosen voll.

„Liberale Hochschulgruppe LHG“

„300 EUR, Nein Danke!“ „Dieser Zustand ist nicht länger hinnehmbar, denn er stellt eine klare Einschränkung der Freiheit des Studenten, lernen zu können, wann es ihnen passt.“
Ui-ui-ui: Liberales Denken ist die Freiheit zu schreiben, wenn´s nicht paßt.

„Jura-Liste“

Hier hat jemand vorsichtshalber keine Selbstdarstellung (schade!) abgegeben und fungiert als Platzhalter, damit konservative Stimmen nicht verloren gehen.

Rechtsliberal
„AAI-Liste“ (Asien-Afrika-Institut)

Diese eifrigen jungen Leute fühlen sich dem „Wirtschaftscluster China“ verantwortlich. Reine Wirtschaftsbeziehungen sind aber etwas anderes als internationale Solidarität.

„MIN-Liste“
(Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften)

„Mehr“... „studentischer Wohnraum“... „Barrierefreiheit“... „Arbeits- und Aufenthaltsmöglichkeiten“...
Fader Einkaufszettel. Keinerlei wirkliche Reformorientierung.

Realos...
„Juso-Hochschulgruppe“

Sie behaupten, sie hätten die Studiengebühren abgeschafft (ist außerdem schon eine Weile her), den Neubau des MIN-Campus angebahnt und bezahlbaren Wohnraum geschaffen.
Abgesehen von dieser reklamehaften Überhebung: Niemand sollte sie auch nur im Ansatz für progressiv halten.
(In echt anders sind harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive!)

„EPB-Liste“
(Erziehungswissenschaft, Psychologie, Bewegungswissenschaft)

(Diese Fakultät existiert so nicht mehr.)
Die Jungs und Deerns sind gegen die bekannten Mißstände und haben die Zivilklausel in ihren Wunschakatalog mit aufgenommen. Kraut und Rüben.

Liberal...
„CampusGrün“

„Freiräume“, fleischloses Essen, mehr formale Mitbestimmung, weniger kulturelle Vorurteile – damit „sich alle wohlfühlen können!“
Aufklärung, Solidarität und Emanzipation entwickeln dagegen mehr Drive.

„wiwi liste“

Sie haben „Themen“ (handlungsrelevant?):
„Campusöffentlichkeit“, „Studienreform“, „Master als Regelabschluß“, „Kulturelle Vielfalt auf dem Campus“. Wahlstimmenmagnet mit schwacher Spannung.

„Mediziner+innen-Liste“

„Menschlichkeit. Gleichheit. Selbstbestimmung.“ Hört sich ganz gut an, ist aber sehr fakultätsfixiert mit wenig Forderungen bzw. Uni- und Gesellschaftsbezug. Ein wenig blaß.

„Die Geisteswissenschaftenliste“

Ohne Selbstdarstellung. Ein Platzhalter für ein Wahlfeld.
Da stehen sie nun.

Kokolores
„APL Anarchistische Pogoliste“

„Ausschlafen ist wichtiger als Lernen“
Die einfache Negation hilft schlicht nicht weiter. Sie rauben niemandem den Schlaf.

„Die Liste“ („Die PARTEI Hochschulgruppe“)

„Campuskätzchen“, „Schön Trinken“, „Inhalte überwinden!“
Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dreh´ ich mich im Freibierkreis.

Linksliberal...
„Alternative Linke / Fachschaftsbündnis – Regenbogen“

„Für eine offene, friedliche und solidarische Universität.“
Das Listenbündnis ist an den wesentlichen Aktivitäten (Dies academicus, Heißer Herbst etc.) beteiligt und sozialkritisch orientiert.

Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 3)

Links...
SDS* Sozialistisch Demokratischer Studierendenverband

Sie stellen sich friedensbewegt, in der Studienreform aktiv sowie sozialkritisch der gesellschaftlichen Krise (wir sind nach wie vor verwandt) und treten für eine ausreichende Finanzierung der Hochschulen ein.

Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 3)

harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive

„Parteiisch für den Frieden.“ – Für solidarisch erwirkte echte Reformen, auch und nicht zuletzt im Studium.
Aus der Geschichte lernen: Antifaschismus enthält die progressive Dimension eines besseren gesellschaftlichen Lebens. Trotz Handelskammer und alledem.

Gemeinsame Liste (3) zum Akademischen Senat:
Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!)

Liste LINKS

Souverän
Wenn jeder sich als gemeinsam begreift,
Ist eine neue Zeit herangereift.

Gemeinsame Liste (3) zum Akademischen Senat:
Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!)

Bücher

„Wenn der Mensch
von den Umständen
gebildet wird, so muß
man die Umstände
menschlich bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
1844/45, MEW 2, S.138.

Anders ist besser
Über die Richtung begründeter Non-Konformität

„Völlig unterschiedliche Unternehmen, aber alle reden gleich. Wichtiger als alles andere ist es hier, den Stereotypen zu entsprechen. Wenn irgendetwas dann nicht in dieses Mind-set passt, interessiert es nicht. Darum schläft ein Manager, wenn er mit seiner Frau in den Kammerspielen sitzt, weil sie ihn dazu gezwungen hat, fast ein. Das, was auf der Bühne passiert, hat eben mit der Welt, auf die er eingenordet ist, nichts zu tun. Ein Begriff, der diesen Konformitätszwang exemplarisch symbolisiert, ist die sogenannte Corporate Identity. Sie soll die Identität eines Unternehmens definieren, auf die die Mitarbeiter eingeschworen werden sollen.“

W. D. Enkelmann (Wirtschaftsphilosoph), Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“), 12.11.’14.

 

„Große Leute fehlen auch, und manche darunter so oft, daß man fast in Versuchung gerät, sie für kleine zu halten.“ (345)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft C, 1772-1773.

Das „Bündnis gegen Rotstift“ fordert entgegen dem Kürzungsdiktat der „Schuldenbremse“ eine bedarfsgerechte Finanzierung der öffentlichen Bereiche Bildung, Soziales, Kultur und Gesundheit.

Die Angemessenheit dieser gemeinsamen Forderung bekommt aktuell neue Nahrung, wenn Großunternehmen ihre Gewinne kleinrechnen und am Fiskus vorbei nach Luxemburg schleusen.

Positiv begründet steht die Forderung nach bedarfsgerechter öffentlicher Finanzierung der genanten Bereiche im Zusammenhang mit der kultivierten Entwicklung der Einrichtungen und der Gesellschaft. Dafür wird Kritik geäußert und dem TINA-Prinzip („There is no Alternative“) widerstanden. Das ist der tiefere konkrete Sinn der Non-Konformität bzw. der aufgeklärten Änderung des Alltags. Wir verlassen die Enge. Solidarität ist Inhalt und Motor gemeinsamer sozialer Erweiterung.

So kooperieren wir mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in den Gremien der studentischen Interessenvertretung, in der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat, in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau. Wir sind bundesweit als Gründungsmitglied im Hochschulgruppenverband Die Linke.SDS organisiert.

Dieses Engagement ist uns alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation als erstes Bedürfnis. Dem sollte sich auf Dauer niemand entziehen.

„Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“

Bertolt Brecht, „Lob der Dialektik“, 1934.

Die Kandidierenden

Gunhild Berdal, StuPa-Präsidium, GEW, Die LINKE Landesvorst. & AGFrieden,

Till Petersen, StuPa, FSR Erziehungswiss., Fachschaftsrätekonferenz (FSRK), Fakultätsrat ErzWiss, Die LINKE

Sinah Mielich, FSR Erziehungswiss., Fakultätsrat ErzWiss., GEW, Die LINKE

Thomas Stahlhut, FSR Geschichte, FSRK, Fakultätsrat Geisteswiss., Die LINKE

Despina Chaluppa, FSR Biologie, FSRK, Fakultätsrat MIN, Die LINKE

Olaf Walther, Akademischer Senat, Borchert-Gesellschaft, ver.di, Die LINKE

Kristian Glaser, Bund demokratisch. Wissenschaftl. (BdWi), Die LINKE Landesvorstand

Nils Kellermann, Politische Wissenschaften, FSR Sozialwissenschaften, FSRK, Die LINKE

Elias Gläsner, Fakultätsrat Medizin, kritische Mediziner, FSRK, Die LINKE

Eray Öztürk, Medizin, YXK, Die LINKE

Olesya Orlova, Medien & Kommunikation, Referat für Internationale Studierende (RiS)

Irina Troitskaya, Geschichte & Politische Wissenschaften, RiS

Firat Denkli, MIG-Zentrum, RiS

Eylem Özün-Binboga, MIG-Zentrum, RiS

Miriam Betancourt, Sozialökonomie, RiS

Sedat Kaya, DIDF-Jugend

Kolja Griebner, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswissenschaften, ver.di, Die LINKE

Rörd Hinrichsen, FSR Geschichte, FSRK, AWO-Jugendwerk, ver.di, Die LINKE

Jonas Hoppe, FSR Geschichte

Timo Hauschild, FSR Geschichte, Die LINKE

John Will, Geschichte, Die LINKE

Alexander Benthin, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Ruben Hittmeyer, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Matthias Kruspe, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Jan Hinrich Bieritz, Koreanistik

Alma Kleen, FSR Lateinamerika Studien (LASt), SJ - Die Falken

Luanny Tiago da Conceicao, FSR Romanistik

Verena Loci, Finnougristik

Eugen Raider, FSR Philosophie

Thomas Walter, FSR Philosophie, MA

Kolja Swingle, Philosophie, Institut für kritische Theorie

Ellen Stein, DSL Theater & Medien

Jelka Holzberger, BA Erziehungs- & Bildungswiss., FSR Erziehungswissenschaft

Florian Muhl, Die LINKE Landesvorstand

Katrin Becker, MA Lehramt, FSR Erziehungswissenschaft, Prüfungsausschuß

Tim Schwanitz, Prüfungsausschuß BABE, FSR Erziehungswissenschaft

Sarah Kay, Lehramt, Germ. & Sozialwiss.

Fabian Fritz, StudiZentrum ErzWiss.

Samira Lynn Morcos, StudiZentrum ErzWiss.

Niklas Prezel, MA Erziehungs- & Bildungsw.

Tobias du Mont, Erziehungswissenschaft

Gina Cornehl, Lehramt Spanisch/Politik

Nikolaus Teichmüller, Promotion Erziehungswissenschaft, IG Metall

Nils Brinkmann, Bewegungswissenschaft

Philip Metzner, Bewegungswissenschaft

Marcia Leticia Romero, Flüchtlingshilfe Gängeviertel

Chiaffredo Turina, Philosophie

Alexey Markin, Kunstgeschichte, RiS

Nelli Mirgarifoniva, Medien & Komm., RiS

Sahar Khalilzadeh, Biologie, RiS

Ansgar Ridder, Soziologie, verdi, Autonom

Jörg Gunther, Sozialökonomie, Die LINKE

Rachid Messaoudi, Sozialökononie, Die LINKE

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"Wetten, daß...?"
Die Show geht (so) nicht weiter

„Mit dem Finale von ‚Wetten, dass ..?‘ endet vor allem ein Ritual. Ein Ritual, das sich längst von seiner ursprünglichen Bedeutung entkoppelt hatte und nur noch leerlief. Selbst Abschied ist von dieser Sendung schon so viele Male genommen worden. Vermutlich wird nach ‚Wetten, dass ..?‘ nie wieder eine unwichtige Fernsehsendung so wichtig genommen werden. Das muss aber nichts Schlechtes sein.“

Stefan Niggemeier, „Wie haben wir diese Samstagabende bloß ausgehalten?“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 13.12.’14, S. 18.

 

„Der Allround-Anbieter von Spiel, Spaß und Spannung leidet unter der Individualisierung der Lebensstile wie das Kaufhaus, das jeden zufriedenstellen möchte und kaum noch jemanden reizt. Mit dem Verbindenden schwinden die Verbindlichkeiten: Die Wertegemeinschaft auf dem Sofa bricht auseinander.“

Alfons Kaiser, „Die eilige Familie“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 13.12.’14, Leitkommentar, S. 1.

 

„rezept für erfolg im filmeschreiben: man muß so gut schreiben, als man kann, und das muß eben schlecht genug sein.“

Bertolt Brecht, „Arbeitsjournal“, 12.10.’43 (USA).

Die medial organisierte Belanglosigkeit kommt in Bedrängnis. Kluge Konservative merken das und schreiben das auf. So etwas steht dann nicht nur im Feuilleton, sondern sogar auf Seite eins.

Sie, die Hüter der vorhandenen Welt, wollen die gesellschaftlichen Verhältnisse in ihren Grundzügen erhalten und registrieren, daß der Kitt nicht mehr so richtig halten will und nennen die Problematik „Individualisierung“. (Damit sind eigentlich Ansprüche an das soziale Leben gemeint, die nicht so recht in die Ordnung passen wollen. Bundespfarrer Gauck hat dies letztes Jahr „glückssüchtig“ genannt.)

Dabei werden wir Leut’ in der Hauptsache nachdenklicher, sozial kritischer und zunehmend verdrießlich gegenüber dem auch öffentlich-rechtlichen Halli-Galli, mit dem man sich – in privater Bescheidenheitsgemeinschaft – auf dem Sofa versammeln soll.

Das ist zu begrüßen, denn Krieg ist immer noch nicht Frieden, Lüge nicht Wahrheit, Seichtheit kein Sinn, rundum prekäre Lebensverhältnisse kein Zuckerschlecken, verklemmte Begegnungen keine erfreuliche Kultur und bürokratisches Regieren kein Ansatz für dringend erforderliche Problemlösungen. (Gegenüber „Oben“ ist Skepsis angebracht.)

Das menschliche Leben verlangt mehr, ist zu ändern und erfordert eine kritische Wandlung von Haltungen, Orientierungen und Alltagspraxis.

Dieser Zusammenhang liegt nun bald auch unter dem Weihnachtsbaum: Der stumme Zwang zu Harmonie und Oberflächlichkeit braucht nicht akzeptiert zu werden. Wahrscheinlich sind Alle froh, wenn einer den Anfang macht und besonders über Wesentliches spricht.

Vorschlag

Bei Kerzenschein und Bratenduft,
Auch wenn man nicht verzichtet,
Läßt sich ermessen manche Kluft –
Durch Reflexion gerichtet –,
Die zwischen Schein und Sein besteht
Im Großen und im Kleinen,
Weshalb es so nicht weitergeht
Und wir uns klüger einen
Für eine neue Haltung dann,
Mit der man was verändern kann.

(Olaf Walther, 14.12.2014.)

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Der große Bundesbeschwichtiger
„Neues“ vom Gauck

„Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, wir stehen am Ende eines Jahres, das uns viel Grund zur Freude bietet: Deutschland hat mehr Arbeit als je zuvor, es ist im Ausland beliebt wie nie, und Fußball-Weltmeister sind wir auch. Zugleich aber blicken wir zurück auf ein Jahr voller Friedlosigkeit, auf Kriege, Bürgerkriege, Terror und Mord, sogar unter Berufung auf die Religion. Fast täglich hören wir von getöteten Menschen. Das Elend der unzähligen Heimatlosen und Vertriebenen steht uns vor Augen. Wenn wir dann die weihnachtliche Botschaft hören: ‚Friede auf Erden!‘, so klingt sie in diesem Jahr besonders dringlich. Denn wir spüren: Kein Friede ist selbstverständlich. Jeder Frieden, ja, auch der, den wir bei uns glücklich und in Freiheit erleben, ist kostbar. Unser Land ist heute ein Land des Friedens.“

Bundespräsident Joachim Gauck, 24.12. ́14.

 

„Wofür kein Geld da ist, wissen wir. Für Löhne zum Beispiel. Diese schlechten Karikaturen eines epigonalen [unschöpferischen] Kapitalismus suchen ihre Absatzmärkte lieber in der Mandschurei als zwischen der Elbe und der Oder.“

Kurt Tucholsky, „Reparationsfibel“, 1931.

Die Welt ist (für uns Deutsche) eigentlich einfach nur schön: die Erwerbslosigkeit, prekäre Arbeitsverhältnisse, die Hartz-IV-Drangsal, der Streß allerorten, manche Kriegseinsätze und reichlich Waffenexporte werden durch die Fußball-Weltmeisterschaft und salbungsvolle Worte weggefeiert und weggesäuselt, wir sind glücklich: „Unser Land ist heute ein Land des Friedens.“ (Wann war es das nicht, wann war es das je?) Wir haben fertig.

Zwischen Pegida und der Groko ist noch gut Platz für Joachim Gauck.

Ansonsten bietet und lobt uns der Bundespräsident die „Nächstenliebe“. Nichts sei gesagt gegen Menschen-/Fremdenfreundlichkeit, Fairneß, echte Aufmunterung und Kollegialität. Viel dagegen wider Heuchelei, Beschwichtigung und salbungsvolle Schönfärberei. Wenn ein Land – eine Industrie – Waffen produziert und exportiert, wenn ein Land – ein Staat – Kriege führt und befürwortet; wenn ein Land – eine Gesellschaft – bei wachsendem Reichtum immer mehr soziale Ungleichheit hervorbringt, dann ist es kein „Land des Friedens“. Wenn ein Bundespräsident die Fahne streichelt und für mehr (auch militärische) „Verantwortung“ der BRD im Ausland agitiert, dann ist er kein Mensch des Friedens, auch nicht der Freude. Das Gesäusel hält der Vernunft nicht stand.

Frieden heißt immer zivil und gewaltfrei; Glück entsteht auch durch die Beseitigung sozialer Ungleichheit und die Schaffung sinnvoller Arbeit; solidarische Verhaltensweisen respektive das Schaffen von Bildung, Gesundheit und Kultur für Alle bewirken Wohlbefinden; die Realität zu erkennen, die Wahrheit zu sagen ist schon die halbe Verbesserung eines unhaltbaren Zustandes.

„Lasset das Zagen, verbannet die Klage!“

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3. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2014/15

Nützlicher Egoismus?
Zum Verlassen eines schwerwiegenden Irrtums

„Schlagartig ist der Egoismus wieder da, und zwar lebendiger als je zuvor. Er ist keine schlechte Angewohnheit mehr, die man überkommen muss. Plötzlich ist der Egoismus wieder die zentrale Triebfeder des Menschen. Und was jetzt? Ist die Menschheit ob des schlechten Egoismus zum Untergang verdammt? Weit gefehlt. Gerade der Egoismus kann das Zusammenleben der Gesellschaft erfolgreich machen.“

Patrick Bernau, „Die Egoisten retten die Welt“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 21.12. ́14, S. 31.

 

„Die Sozialleistung wird zur Belohnung für marktkonformes Verhalten. (...) Mit Hartz IV haben Elemente des Strafrechts ins Sozialrecht Einzug gehalten. (...) Es ist ein schikanöses Gesetz, das die Behörden zu Verwaltungsexzessen zwingt und die Lebensleistung auch der Menschen missachtet, die einen Großteil ihres Lebens gearbeitet haben und dann von Arbeitslosigkeit erwischt wurden. Sie alle werden von Hartz IV entmündigt. (...) Das passt gut zu einem autoritären Kapitalismus, aber nicht zu einem Staat, der sich Sozialstaat nennt.“

Heribert Prantl, „Schikane per Gesetz“, „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“), 27.12. ́14, Kommentar zu 10 Jahre „Hartz IV“.

 

„Wenn es zum Marschieren kommt, wissen viele nicht
Daß ihr Feind an ihrer Spitze marschiert.
Die Stimme, die sie kommandiert
Ist die Stimme ihres Feindes.
Der da vom Feind spricht
Ist selber der Feind.“

Bertolt Brecht, Svendborger Gedichte, 1939.

Wir befinden uns in einer relevanten geistigen Auseinandersetzung. Die „Zeitung für Deutschland“ (s.o.) sieht das so: Der Bäcker backe seine Brötchen nur aus Eigennutz, der dann allen zugute komme. Altruismus (Selbstlosigkeit) helfe hier gar nicht. Der Beweis sei damit erbracht.

Ganz abgesehen davon, daß die Backwaren mittlerweile in ihrer überwiegenden Mehrzahl industriell hergestellt werden und nur noch zum Aufbacken in die Läden kommen, stehen sich die Menschen hinter dem Verkaufstresen für ähnlich schlechte Löhne die Beine in den Bauch wie die Mehrzahl ihrer Kundinnen und Kunden. Brot und Lohn sind nicht besonders gut. Beide halten nicht sehr lange.

Da dies sehr auffällig ist und immer weniger gefällt, soll wieder einmal der Egoismus als Leitlinie für die „marktkonforme Demokratie“ gerettet werden. (-Wenn gemeint wird, man könne nicht mehr mit Altruismus als Gebot ruhigstellen.)

Heckler & Koch, „Hartz IV“, die ungezügelten Finanzspekulationen, der bronchitische Sozialstaat, die Steuerhinterziehung der Reichen, der Egoismus der Oberen und die hilflosen Beschwichtigungen der politischen Verwaltung befinden sich ebenso in mißmutiger öffentlicher Beobachtung wie die verbesserungsbedürftige Brotqualität. Ein neuer kritischer Realismus macht sich breit.

Das alles geht in Richtung Solidarität: Als berechtigte Unzufriedenheit, kritische Meinungsbildung, freiere Haltung, erweiterte Ansprüche und Forderungen für ein entwickelteres soziales und kulturelles Leben bzw. gemeinsames Handeln für Verbesserungen aller Art.

Diese mündige Haltung und Orientierung hat Bedeutung für die nächsten Wahlentscheidungen, die Wirksamkeit des (kooperativen) Handelns und das Pfeifen auf der Straße.

Wirklich.

The good, the bad, and the ugly…
Wir und die anderen

Wort und Tat

„- Der Prinz ist galant. Du bist die unbedeutende Sprache der Galanterie zu wenig gewohnt. Eine Höflichkeit wird in ihr zur Empfindung, eine Schmeichelei zur Beteuerung, ein Einfall zum Wunsche, ein Wunsch zum Vorsatze. Nichts klingt in dieser Sprache wie alles: und alles ist in ihr soviel wie nichts.“

Gotthold Ephraim Lessing, „Emilia Galotti“, „Claudia“ (die Mutter), 2. Aufzug 6. Auftritt, 1772.

 

„Um Begonnenes zu vollenden und Vorbereitetes auszuführen, dazu muß man den Blick fest auf das Begonnene und Vorbereitete richten, und nicht von diesen Gegenständen weg in die blaue Luft schauen.“

Karl Marx, „Zur neuesten Kabinettsstilübung Friedrich Wilhelm IV“, „Vorwärts!“, 17. August 1844.

An den Hochschulen bzw. der Uni ist viel unternommen worden: Die Studiengebühren sind seit einiger Zeit abgeschafft, die Studienreform wird vorangebracht, die Uni (re-)demokratisiert, ihre bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung gefordert, den gesellschaftlich verantwortlichen Methoden und Inhalten wird neue Aufmerksamkeit zugewandt.

Da gibt es nun einige, die es gewesen sein wollen, andere, die alles gar nicht so wichtig finden und wiederum andere, die das für gefährlich halten. Dagegen geht es ernsthaft darum, die begonnene Arbeit – mit möglichst Vielen – munter fortzusetzen.

Dazwischen ist zu unterscheiden und zu wählen – nicht nur mit einer Wahlstimme, sondern auch für eine wirksame Haltung und Perspektive.

Rechts (minimalistisch)
„RCDS CDU-HOCHSCHULGRUPPE“

„Ehrlich. Mutig. Modern. Zukunft wagen. Linksaußen abwählen.“
Doof. Deutsch. Devot. Hier hat jemand in Wahrheit die Hosen voll.

„Liberale Hochschulgruppe LHG“

„300 EUR, Nein Danke!“ „Dieser Zustand ist nicht länger hinnehmbar, denn er stellt eine klare Einschränkung der Freiheit des Studenten, lernen zu können, wann es ihnen passt.“
Ui-ui-ui: Liberales Denken ist die Freiheit zu schreiben, wenn´s nicht paßt.

„Jura-Liste“

Hier hat jemand vorsichtshalber keine Selbstdarstellung (schade!) abgegeben und fungiert als Platzhalter, damit konservative Stimmen nicht verloren gehen.

Rechtsliberal
„AAI-Liste“ (Asien-Afrika-Institut)

Diese eifrigen jungen Leute fühlen sich dem „Wirtschaftscluster China“ verantwortlich. Reine Wirtschaftsbeziehungen sind aber etwas anderes als internationale Solidarität.

„MIN-Liste“
(Mathematik-Informatik-Naturwissenschaften)

„Mehr“... „studentischer Wohnraum“... „Barrierefreiheit“... „Arbeits- und Aufenthaltsmöglichkeiten“...
Fader Einkaufszettel. Keinerlei wirkliche Reformorientierung.

Realos...
„Juso-Hochschulgruppe“

Sie behaupten, sie hätten die Studiengebühren abgeschafft (ist außerdem schon eine Weile her), den Neubau des MIN-Campus angebahnt und bezahlbaren Wohnraum geschaffen.
Abgesehen von dieser reklamehaften Überhebung: Niemand sollte sie auch nur im Ansatz für progressiv halten.
(In echt anders sind harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive!)

„EPB-Liste“
(Erziehungswissenschaft, Psychologie, Bewegungswissenschaft)

(Diese Fakultät existiert so nicht mehr.)
Die Jungs und Deerns sind gegen die bekannten Mißstände und haben die Zivilklausel in ihren Wunschakatalog mit aufgenommen. Kraut und Rüben.

Liberal...
„CampusGrün“

„Freiräume“, fleischloses Essen, mehr formale Mitbestimmung, weniger kulturelle Vorurteile – damit „sich alle wohlfühlen können!“
Aufklärung, Solidarität und Emanzipation entwickeln dagegen mehr Drive.

„wiwi liste“

Sie haben „Themen“ (handlungsrelevant?):
„Campusöffentlichkeit“, „Studienreform“, „Master als Regelabschluß“, „Kulturelle Vielfalt auf dem Campus“. Wahlstimmenmagnet mit schwacher Spannung.

„Mediziner+innen-Liste“

„Menschlichkeit. Gleichheit. Selbstbestimmung.“ Hört sich ganz gut an, ist aber sehr fakultätsfixiert mit wenig Forderungen bzw. Uni- und Gesellschaftsbezug. Ein wenig blaß.

„Die Geisteswissenschaftenliste“

Ohne Selbstdarstellung. Ein Platzhalter für ein Wahlfeld.
Da stehen sie nun.

Kokolores
„APL Anarchistische Pogoliste“

„Ausschlafen ist wichtiger als Lernen“
Die einfache Negation hilft schlicht nicht weiter. Sie rauben niemandem den Schlaf.

„Die Liste“ („Die PARTEI Hochschulgruppe“)

„Campuskätzchen“, „Schön Trinken“, „Inhalte überwinden!“
Wenn ich nicht mehr weiter weiß, dreh´ ich mich im Freibierkreis.

Linksliberal...
„Alternative Linke / Fachschaftsbündnis – Regenbogen“

„Für eine offene, friedliche und solidarische Universität.“
Das Listenbündnis ist an den wesentlichen Aktivitäten (Dies academicus, Heißer Herbst etc.) beteiligt und sozialkritisch orientiert.

Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 3)

Links...
SDS* Sozialistisch Demokratischer Studierendenverband

Sie stellen sich friedensbewegt, in der Studienreform aktiv sowie sozialkritisch der gesellschaftlichen Krise (wir sind nach wie vor verwandt) und treten für eine ausreichende Finanzierung der Hochschulen ein.

Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 3)

harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive

„Parteiisch für den Frieden.“ – Für solidarisch erwirkte echte Reformen, auch und nicht zuletzt im Studium.
Aus der Geschichte lernen: Antifaschismus enthält die progressive Dimension eines besseren gesellschaftlichen Lebens. Trotz Handelskammer und alledem.

Gemeinsame Liste (3) zum Akademischen Senat:
Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!)

Liste LINKS

Souverän
Wenn jeder sich als gemeinsam begreift,
Ist eine neue Zeit herangereift.

Gemeinsame Liste (3) zum Akademischen Senat:
Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!)

Bücher

„Wenn der Mensch
von den Umständen
gebildet wird, so muß
man die Umstände
menschlich bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
1844/45, MEW 2, S.138.

Anders ist besser
Über die Richtung begründeter Non-Konformität

„Völlig unterschiedliche Unternehmen, aber alle reden gleich. Wichtiger als alles andere ist es hier, den Stereotypen zu entsprechen. Wenn irgendetwas dann nicht in dieses Mind-set passt, interessiert es nicht. Darum schläft ein Manager, wenn er mit seiner Frau in den Kammerspielen sitzt, weil sie ihn dazu gezwungen hat, fast ein. Das, was auf der Bühne passiert, hat eben mit der Welt, auf die er eingenordet ist, nichts zu tun. Ein Begriff, der diesen Konformitätszwang exemplarisch symbolisiert, ist die sogenannte Corporate Identity. Sie soll die Identität eines Unternehmens definieren, auf die die Mitarbeiter eingeschworen werden sollen.“

W. D. Enkelmann (Wirtschaftsphilosoph), Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“), 12.11.’14.

 

„Große Leute fehlen auch, und manche darunter so oft, daß man fast in Versuchung gerät, sie für kleine zu halten.“ (345)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft C, 1772-1773.

Das „Bündnis gegen Rotstift“ fordert entgegen dem Kürzungsdiktat der „Schuldenbremse“ eine bedarfsgerechte Finanzierung der öffentlichen Bereiche Bildung, Soziales, Kultur und Gesundheit.

Die Angemessenheit dieser gemeinsamen Forderung bekommt aktuell neue Nahrung, wenn Großunternehmen ihre Gewinne kleinrechnen und am Fiskus vorbei nach Luxemburg schleusen.

Positiv begründet steht die Forderung nach bedarfsgerechter öffentlicher Finanzierung der genanten Bereiche im Zusammenhang mit der kultivierten Entwicklung der Einrichtungen und der Gesellschaft. Dafür wird Kritik geäußert und dem TINA-Prinzip („There is no Alternative“) widerstanden. Das ist der tiefere konkrete Sinn der Non-Konformität bzw. der aufgeklärten Änderung des Alltags. Wir verlassen die Enge. Solidarität ist Inhalt und Motor gemeinsamer sozialer Erweiterung.

So kooperieren wir mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in den Gremien der studentischen Interessenvertretung, in der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat, in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau. Wir sind bundesweit als Gründungsmitglied im Hochschulgruppenverband Die Linke.SDS organisiert.

Dieses Engagement ist uns alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation als erstes Bedürfnis. Dem sollte sich auf Dauer niemand entziehen.

„Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“

Bertolt Brecht, „Lob der Dialektik“, 1934.

Die Kandidierenden

Gunhild Berdal, StuPa-Präsidium, GEW, Die LINKE Landesvorst. & AGFrieden,

Till Petersen, StuPa, FSR Erziehungswiss., Fachschaftsrätekonferenz (FSRK), Fakultätsrat ErzWiss, Die LINKE

Sinah Mielich, FSR Erziehungswiss., Fakultätsrat ErzWiss., GEW, Die LINKE

Thomas Stahlhut, FSR Geschichte, FSRK, Fakultätsrat Geisteswiss., Die LINKE

Despina Chaluppa, FSR Biologie, FSRK, Fakultätsrat MIN, Die LINKE

Olaf Walther, Akademischer Senat, Borchert-Gesellschaft, ver.di, Die LINKE

Kristian Glaser, Bund demokratisch. Wissenschaftl. (BdWi), Die LINKE Landesvorstand

Nils Kellermann, Politische Wissenschaften, FSR Sozialwissenschaften, FSRK, Die LINKE

Elias Gläsner, Fakultätsrat Medizin, kritische Mediziner, FSRK, Die LINKE

Eray Öztürk, Medizin, YXK, Die LINKE

Olesya Orlova, Medien & Kommunikation, Referat für Internationale Studierende (RiS)

Irina Troitskaya, Geschichte & Politische Wissenschaften, RiS

Firat Denkli, MIG-Zentrum, RiS

Eylem Özün-Binboga, MIG-Zentrum, RiS

Miriam Betancourt, Sozialökonomie, RiS

Sedat Kaya, DIDF-Jugend

Kolja Griebner, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswissenschaften, ver.di, Die LINKE

Rörd Hinrichsen, FSR Geschichte, FSRK, AWO-Jugendwerk, ver.di, Die LINKE

Jonas Hoppe, FSR Geschichte

Timo Hauschild, FSR Geschichte, Die LINKE

John Will, Geschichte, Die LINKE

Alexander Benthin, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Ruben Hittmeyer, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Matthias Kruspe, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Jan Hinrich Bieritz, Koreanistik

Alma Kleen, FSR Lateinamerika Studien (LASt), SJ - Die Falken

Luanny Tiago da Conceicao, FSR Romanistik

Verena Loci, Finnougristik

Eugen Raider, FSR Philosophie

Thomas Walter, FSR Philosophie, MA

Kolja Swingle, Philosophie, Institut für kritische Theorie

Ellen Stein, DSL Theater & Medien

Jelka Holzberger, BA Erziehungs- & Bildungswiss., FSR Erziehungswissenschaft

Florian Muhl, Die LINKE Landesvorstand

Katrin Becker, MA Lehramt, FSR Erziehungswissenschaft, Prüfungsausschuß

Tim Schwanitz, Prüfungsausschuß BABE, FSR Erziehungswissenschaft

Sarah Kay, Lehramt, Germ. & Sozialwiss.

Fabian Fritz, StudiZentrum ErzWiss.

Samira Lynn Morcos, StudiZentrum ErzWiss.

Niklas Prezel, MA Erziehungs- & Bildungsw.

Tobias du Mont, Erziehungswissenschaft

Gina Cornehl, Lehramt Spanisch/Politik

Nikolaus Teichmüller, Promotion Erziehungswissenschaft, IG Metall

Nils Brinkmann, Bewegungswissenschaft

Philip Metzner, Bewegungswissenschaft

Marcia Leticia Romero, Flüchtlingshilfe Gängeviertel

Chiaffredo Turina, Philosophie

Alexey Markin, Kunstgeschichte, RiS

Nelli Mirgarifoniva, Medien & Komm., RiS

Sahar Khalilzadeh, Biologie, RiS

Ansgar Ridder, Soziologie, verdi, Autonom

Jörg Gunther, Sozialökonomie, Die LINKE

Rachid Messaoudi, Sozialökononie, Die LINKE

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Oh, Hellas!
Eine europäische Tragödie?

„Wer herrscht in der Demokratie? Das Volk oder das Kapital? Keine Frage, sollte man meinen. Denn die Demokratie unterscheidet sich von der Diktatur durch die Wahlen. Darauf ist der Westen stolz. Es sei denn, ein Volk droht links zu wählen. Dann empören sich unsere öffentlich-rechtlichen “Tagesthemen„ über die Demokratie der Griechen: ‚Und schon wieder wollen sie wählen!‘ Und die ‚Bild‘-Zeitung tönt: ‚Angela Merkel darf sich das nicht bieten lassen!‘ Die Kanzlerin solle den Griechen klarmachen, ‚was Deutschland von einer künftigen griechischen Regierung zu Recht erwartet‘.

Demokratie muss man sich offenbar leisten können. Und die Griechen sind pleite. Also sollen sie gefälligst das Wählen bleiben lassen. Was für eine Anmaßung! (...)

Die Eurokrise dauert nun fünf Jahre. Sie ist längst zur chronischen Krankheit geworden. Das Sparrezept von Frau Dr. Merkel verfängt nicht. Griechenland wird am 25. Januar wählen. Eine linke Regierung könnte dann die glücklosen Chefärzte des Neoliberalismus das Fürchten lehren.“

Jakob Augstein, „Wofür müssen die Griechen Leiden?“, „SPIEGELONLINE“, 1.1. ́14.

 

„Im Zentrum der Tragödie steht das Scheitern des Protagonisten, das durch eine schicksalshafte unvermeidliche Handlung ausgelöst wird.“

„Tragödie“, Brockhaus 2010, S. 7779.

An dem durch Banken und EU-Politik gepeinigten Griechenland soll unausgesetzt ein Beispiel statuiert werden: Wenn ihr nicht konservativ oder gemäßigt sozialdemokratisch – was ja der hiesigen „GroKo“ entspräche – wählt, dann trifft euch nicht nur der Merkel ́sche Bannfluch, sondern ihr bekommt auch keine Kredite mehr dafür, daß ihr mit schlechtem Gewissen ob der eigenen Schlechtigkeit eine schmerzhafte Kürzungspolitik betreibt. Unter Umständen schmeißen wir euch auch aus der marktformierten Gemeinschaft hinaus. Dann könnt ihr sehen, wo wir unsere (Export-)Waren lassen.

Eine (absehbare) politische Linksverschiebung in Griechenland ist aber Ausdruck davon, daß der Unmut in der Gesellschaft mehrheitlich nicht reaktionär, sondern kritisch gegenüber der Austeritätspolitik beantwortet wird und daß eine linke Regierung hart auf EU-Ebene verhandeln sowie die Verbesserung der sozialen Lage der Bevölkerung (Löhne, Sozialleitungen) unternehmen wird.

Dadurch kann beispielhaft deutlich werden, daß das TINA-Prinzip („There is no alternative“, Margret Thatcher) nicht gilt bzw. nicht gelten muß.

Dann kann der große Lümmel (Bevölkerung) in anderen Ländern auf dumme Gedanken kommen, soll heißen, daß Steuern für die Vermögenden, bedarfsgerechte öffentliche Ausgaben (Bildung, Gesundheit, Soziales, Kultur) sowie sinnvolle Arbeit und auskömmliche Löhne nicht nur möglich, sondern auch eine gesellschaftliche Verbesserung für Alle respektive volkswirtschaftlich vernünftig sind.

Diese Einsicht und ihre politischen Konsequenzen haben nicht minder für die BRD und für Hamburg Bedeutung. Aufklärung ist ein politischer Faktor. Solidarität bildet. Verstand hat Wirkung. Für die Wahlen und über sie hinaus.

Insofern sind wir alle Griechen.

„Wir haben als Intellektuelle die Aufgabe, die Menschen davon zu überzeugen, dass Widerstand nötig ist. Eine andere Welt ist möglich.“

Jean Ziegler, Mitglied im Beratenden Ausschuß des UNO-Menschenrechtsrates, im „SPIEGEL-Gespräch“, „SPIEGEL“ Nr. 2/2015.

 

„Strammstehen und Zu-Befehl-Stehen unter begeistertem Verzicht auf eigenes Denken wäre zum mindesten nicht neu. Wir haben genug davon gehabt.“

Thomas Mann, „Ansprache an die Jugend“, 1931.

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Grüner Schwamm
Zu den Studierendenparlaments-Wahlen

„Wird das Leiden privatisiert, so wird seine Gesellschaftlichkeit verschleiert. Dem Leidenssubjekt werden individuelle Therapie-Angebote gemacht. Du musst dein Leben optimieren, so heißt die Maxime. Sie lenkt aber von der Notwendigkeit ab, die Gesellschaft, die solche Leiden entstehen läßt, in Frage zu stellen. Du musst deine Gesellschaft ändern, so müsste es vielmehr heißen.“

Byung-Chul Han, „Zuhören!“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 18.1.'15, S. 36.
Der Autor lehrt Philosophie an der Berliner Universität der Künste.

Nah erforderlicher Aufbruch: Die Alternative zur Selbstoptimierung zwecks Erfüllung gesetzter (Leistungs- und Verhaltens-)Normen besteht in der kooperativen Selbständerung – hin auf eine aufgeklärte, kritische und solidarische Praxis der persönlichen Entfaltung. Weniger grau: Freude.

Die Wahlbeteiligung ist leicht gesunken. Das ist wesentlich darauf zurückzuführen, daß einige Listen (beispielsweise die „Fleischliste“) nicht mehr angetreten sind und die rechten Listen (RCDS, Liberale, manche Fakultätslisten) sowie die laschen Realo-Jusos an Zustimmung verloren haben. Das ist ein gutes Ergebnis.

Linke Listen (z. B. Regenbogen/FSB) haben relativ an „Campusgrün“ abgeben müssen, da der grüne Schwamm das Versprechen repräsentiert, man müsse nicht viel ändern, damit sich etwas ändert. Die Grünen sind jetzt mit ihrem Ergebnis überfordert.

Die Liste LINKS hat leicht gewonnen. Die politische Konstellation ist in Bewegung geraten.

Deshalb läßt sich ohne Umschweife aus diesem Ergebnis erneut ein AStA bilden, der – kritisch zur „Unternehmerischen Hochschule“ – zügig die konsequente Interessenvertretung wieder aufnimmt und sich fortgesetzt der Studienreform, der Re-Demokratisierung der Hochschule, den Wissenschaften in gesellschaftlicher Verantwortung sowie der bedarfsgerechten Finanzierung der Hochschulen politisch solide widmet.

Da ist ein Vertun sehr unwahrscheinlich.

Keine Schande: Wir befinden uns in einem Mentalitätswandel. Daraus entstehen meist materielle Konsequenzen. Wenn wir wissen, was wir wollen, ist das schon die halbe Miete.

„Es ist mit dem Witz wie mit der Musik, je mehr man hört, desto feinere Verhältnisse verlangt man.“ (223)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft D, 1773-1775.

Ergebnis der Wahlen zum StuPa 2015

(in Klammern die Veränderung zum Vorjahr)

Liste Stimmen Prozent Sitze
Liste LINKS 486(+18) 6,88(+0,84) 3(±0)
harte zeiten 156(-101) 2,21(-1,11) 0(/2)
SDS* 414(-49) 5,86(-0,11) 3(±0)
AL / FaBü-Regenbogen 417(-209) 5,91(-2,18) 3(-1)
Geisteswiss.liste 126(-49) 1,78(-0,48) 0(±0)
CampusGrün 1794(+264) 25,41(+5,65) 13(+3)
Mediziner+innen-Liste 384(-66) 5,44(-0,37) 3(±0)
EPB-Liste 301(-213) 4,26(-2,37) 2(-1)
wiwi liste 343(-26) 4,86(+0,09) 2(-1)
Die Liste 405(-53) 5,74(-0,18) 3(±0)
Anarchist. Pogoliste 79n.a. 1,12n.a. 0n.a.
Juso-Hochschulgruppe 649(-175) 9,19(-1,45) 5(±0)
AAI-Liste 54n.a. 0,76n.a. 0n.a.
MIN-Liste 547n.a. 7,75n.a. 4n.a.
Jura-Liste 197(-31) 2,79(-0,15) 1(-1)
Liberale Hochschulgr. 279(-72) 3,95(-0,58) 2(±0)
RCDS 428(-92) 6,06(-0,65) 3(±0)
Wahlbeteiligung: 7104(-686) 17,1%(-1,85)

n.a. = im letzten Jahr nicht angetreten

Die Fleischliste mit bislang einem Sitz ist in diesem Jahr nicht angetreten

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Das griechische Beispiel
Ein Impuls für Alle

„Wählern wie [Stamatis] Zafiropulos [Student an der Technischen Universität Athen] geht es vor allem um die Zerstörung des ‚Dreiecks‘. Von dem sprechen fast alle in diesen Tagen in Athen. Gemeint sind Politiker, Unternehmer und Medien, die untereinander kungeln. (...)
Man muss kein Linker sein, um zu sehen, dass an den Geschichten vom ‚Dreieck‘ etwas dran ist. Industriebarone, vor allem Bauunternehmer, die sich Zeitungen und Fernsehsender halten, um ihre geschäftlichen Interessen in anderen Branchen voranzutreiben, gibt es einige in Griechenland. Ihre Konzerne gewinnen staatliche Ausschreibungen oder erhalten einträgliche Konzessionen, wenn ihre Medien die jeweils zuständigen Minister gut behandeln und sie in die wichtigen Talkshows einladen. Und die Minister werden reich. Tsipras hat die Stimme von Stamatis Zafiropulos, weil er versprochen hat, das Dreieck zu zerstören. ‚Er kann den Kampf gegen das Dreieck gewinnen, auch wenn es vielleicht lange dauern wird.‘ Wenn es Tsipras gelingt, den griechischen Staat ‚vom Klientelismus der oberen Kreise zu befreien‘, wie Zafiropulos das nennt, habe er ein wichtiges Versprechen erfüllt.“

Michael Martens, „Eine Überdosis Hoffnung“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 25.1.'15, S. 3.

Man kann – was keine Schande ist – ein Linker sein und sich über das griechische Wahlergebnis freuen.

Das parteiliche Linksbündnis Syriza ist mit klarem Vorsprung vor allen anderen Parteien aus der griechischen Parlamentswahl hervorgegangen.

Damit ist die schädliche Austeritätspolitik der EU, die hart auf Griechenland angewandt wird und in Europa insgesamt soziales und kulturelles Elend zur Folge hat, weitreichend in Frage gestellt.

Nun wird (nicht nur) in Griechenland zunehmend möglich, das „Dreieck“ von Unternehmen, einer bestimmten Politik und hörigen Medien aufzulösen. Das bedeutet Schuldenminimierung (auf europäischer Ebene), Steuererhöhung (bei den Vermögenden) und tendenziell angemessene Staatsausgaben für Soziales, Gesundheit, Bildung und Kultur. Nur auf diese Weise läßt sich die tiefgreifende Krise lösen und ist somit ein politisches Exempel für alle anderen europäischen Länder – nicht zuletzt auch für die BRD.

Zwar zetern jetzt die Konservativen und Marktliberalen, die Börsen vibrieren, der journalistische Mainstream ist ein wenig richtungslos – aber Alle müssen sich nun mit diesem Ergebnis auseinandersetzen. Gutes griechisches Beispiel.

Auch in Hamburg, wo ja ebenfalls ein positives politisches Ergebnis mit der Rückgewinnung der Energienetze in öffentliche Hand gegen die meisten Parteien, die Energieunternehmen und die Mehrzahl der Medien gelungen ist, wird dies in der Phase der Parlamentswahl erfreulich bewegende Auswirkungen haben. Die restriktive „Schuldenbremse“ ist zunehmend fraglich geworden. Die Fütterung der Banken ist erschüttert. Die Steuereintreiber (bei den Reichen) scharren schon mit den Füßen. Die bedarfsgerechte Finanzierung öffentlicher Einrichtungen gerät mehr in den Blick des gesellschaftlichen Begehrens. Das Leben wird heller, die Bürgerschaftswahl interessant.

„Und die Leute werden uns schon verstehen, wenn wir ihnen sagen, daß sie in der Folge alle Tage Rindfleisch statt Kartoffeln essen sollen und weniger arbeiten und mehr tanzen werden. – Verlassen Sie sich darauf, die Menschen sind keine Esel.“

Heinrich Heine an Heinrich Laube; Paris, 10. Juli 1833.

Die Leute haben verstanden.

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Der griechische Impuls beginnt zu wirken
Europa kommt in Bewegung.

„Das Spiel ist eröffnet. Die Spieler heißen Alexis Tsipras und Angela Merkel. Der linke Volkstribun gegen die Frau ohne Eigenschaften. (...) Was war denn das für eine Idee – dass ein Land sich aus der Krise heraussparen kann? Paul Krugman hat jetzt in der »New York Times« geschrieben, dass das in der Geschichte noch nie funktioniert habe. Und Nobelpreisträger Joseph Stiglitz hat im amerikanischen Fernsehen noch mal vorgerechnet: Als die Krise begann, machten die griechischen Staatsschulden 110 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus. Inzwischen stehen sie bei 170 Prozent. Das Rezept, das Frau Dr. Merkel und die europäischen Chefärzte fürs Sparen den Griechen ausgestellt haben, war in Wahrheit Gift. (...) Der Schuldenschnitt muss kommen. Wenigstens für Griechenland. Mit dieser Forderung hat sich der Linke Tsipras als Realist erwiesen im Vergleich zu den Träumern von der Troika.“

Jakob Augstein, „Merkels Gift für Europa“, „SPIEGEL-ONLINE“, 29.1.'15.

 

„»Wir träumen, aber wir nehmen unsere Träume sehr ernst«, hat der Parteigründer Pablo Iglesias am Samstag bei dem von Podemos veranstalteten »Marsch des Wandels« gesagt. Mit dieser Kundgebung [mit über 100.000 Menschen] wollte Podemos – der Name lässt sich mit »yes we can« übersetzen – zum Auftakt des spanischen Superwahljahrs 2015 als Alternative empfehlen. Beflügelt fühlt sich die Partei vom Syriza-Wahlsieg in Griechenland. Im dortigen Wahlkampf war Iglesias gemeinsam mit dem nunmehrigen Ministerpräsidenten Alexis Tsipras aufgetreten.“

Thomas Fischer, „Wenig Zeit für Träume in Spanien“, „Neue Zürcher Zeitung“ („NZZ“), 1.2.'15.

Der „Marsch des Wandels“ in Spanien richtet sich gegen den schmerzlichen „Totalitarismus der Austerität“, wird von einem breiten progressiven Bündnis getragen und ist nachdrücklich auf die Verbesserung der Arbeits- und Sozialbedingungen in der Gesellschaft gerichtet.

Der französische Finanzminister Michel Sapin sagte bei einem gemeinsamen Gespräch mit dem griechischen Kollegen Giannis Varoufakis, daß er sich um eine Erleichterung der griechischen Schuldenlast bemühen werde.

Selbst EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker sieht eine Abschaffung der „Troika“ (Europäische Zentralbank, Internationaler Währungsfonds, EU-Kommission) vor.

Somit konstituiert die griechische Regierung – kaum im Amt – eine Allianz gegen das TINA-Prinzip („There is no Alternative“) von Bankenmacht und Zerstörungspolitik, die über (fast) alle Etagen der Gesellschaften in Europa reicht und auch auf den Straßen und in den Parlamenten bzw. den Regierungen der Länder zum Ausdruck kommt. Auf diesem Wege sind ebenso der „Fiskalpakt“ und die „Schuldenbremse“ nicht länger haltbar.

Diese erfreuliche Bewegung basiert auf überzeugter Menschlichkeit, Courage, alternativer Konzeption, breitem progressiven Bündnis, entsprechenden Forderungen und hat ihren – auch freudigen – Reiz in der Triftigkeit ihrer Orientierung. Damit wächst die Hoffnung auf mehr.

Niemand muß darben, leiden, verzichten, wenn er sich mit anderen für die Überwindung gesellschaftlich bedingter Übel einsetzt. Das gilt überall und für Alle.

Wir haben es kooperativ in der Hand, ob die Steuern sprudeln, die öffentlichen Einrichtungen gut ausgestattet sind, die Arbeitsverhältnisse besser werden, der Alltag kultivierter wird und das Leben insgesamt lachender.

Politik muß kein „schmutziges Geschäft“ sein. Das läßt sich auch bei der Bürgerschaftswahl und in allen Gesprächen beherzigen. Der Alltag bekommt Farbe.

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Egoismus schadet nur
Eine hilfreiche Einwendung

„Bis heute sind die individuelle Freiheit und Verantwortung der Bürgerinnen und Bürger sowie eine eher zurückgezogene Rolle des Staates zentrale Orientierungen der Partei. (...)
Die beiden Schulformen Gymnasium und Stadtteilschule will die FDP gestärkt sehen, Reformen der Schulstrukturen lehnt sie ab. Die Hamburger FDP spricht sich für eine rasche Umsetzung des Konzeptes zur Begabtenförderung aus.“

Aus: Bundeszentrale für politische Bildung, Katrin Behrendt, „Freie Demokratische Partei (FDP)“, 23.1. ́15.

 

„In einer Gesellschaft mit markanten Interessengegensätzen wird Wirtschaftstheorie regelmäßig vor allem zu einem Zweck entwickelt: Das Interesse der Unternehmerschaft soll als allgemeines Interesse erscheinen, damit Forderungen nach mehr Gewinn legitimiert sind als die Bemühung um allgemeine Wohlfahrt. Die Mehrzahl der Wirtschaftwissenschaftler und Journalisten spielt in diesem Kontext die Rolle von Dolmetschern, die dem Volk den Willen der Unternehmer »verständlich« machen. (...)
So ist die Agenda zu verstehen mit ihrem Entwurf des heroisierten Individuums. Hier meistern die Starken ihr Leben und die Schwachen lernen von ihnen — notfalls als Ergebnis behaviouristischer Lohn-Strafe-Erziehung. Ab und an auch werden die Schwachen von den Starken beschützt. Besorgniserregend an den vorgeblich Lebenstüchtigen ist, dass sie die am meisten angepassten sind. Daseinsbewältigung versteht die Agenda, wie gesagt, als individuelle Anpassung an die Verhältnisse, nicht aber als deren kollektive Veränderung.“

Prof. Dr. Herbert Schui (Ökonom), „Der Mythos der Eigenverantwortung“, 2008. (Beginn der Finanz- und Weltwirtschaftskrise.)

Die zunehmend schlecht verfaßte FDP gehört, was die sogenannte Eigenverantwortung anbetrifft, zu den extremistischen Parteien in der politischen Landschaft der BRD.

Sie vertritt neben der „individuellen Freiheit“ und dem Rückzug des Sozialstaates niedrige Steuern für die Unternehmen und niedrige Löhne für die arbeitenden Menschen. Sie ist in Hamburg für die Elbvertiefung, die Förderung der Hamburger Wirtschaft, die Unterstützung von Unternehmensneugründungen sowie die Privatisierung öffentlicher Einrichtungen – also für die Privatisierung des gesamten gesellschaftlichen Lebens. „Hans im Glück“ für Alle – welch ein Elend!

In abgemilderter Form folgen dieser Linie die CDU (die Schornsteine müssen rauchen), die Grünen (Sonnenblumen für Alle) und auch die SPD („Sachzwang Schuldenbremse“). Damit sollen die Einzelnen auf die unsoziale Struktur der unmittelbaren Verwertung geworfen werden, dies auch noch für ihren eigenen Willen halten und die massenhaft Benachteiligten – sich selbst eingeschlossen – ggf. für Versager erklären und die Kritiker dieser Bedingungen zu reinen Nörglern abstempeln.

Dabei ist schwerlich aus dem Raum der historischen Erkenntnis zu weisen, daß der Mensch ein soziales, kulturelles und mithin ein gesellschaftliches Wesen, eine Persönlichkeit in diesem Zusammenhang, ist und daß die Verhältnisse schon einmal strukturell besser gewesen sind (beispielsweise zu Zeiten der Brandt-Scheel-Regierung (SPD/FDP) in den 1970er Jahren).

Diese Erkenntnis beginnt sich auch zunehmend auszubreiten – zumal bei gewachsenem Reichtum und gestiegener Produktivität – und nimmt in vielerlei Formen Gestalt an. Sei es in Umfragen, im Wahlverhalten oder im Alltagsbewußtsein.

Von daher ist die deprimierende Isolation der „Eigenverantwortung“ („Schröder-Blair-Papier“, 1999) aufzubrechen. Ein gelungenes Leben ist kritisch, kooperativ, humorvoll und handelnd.

„2
Und weil der Mensch ein Mensch ist
Hat er Stiefel im Gesicht nicht gern.
Er will unter sich keinen Sklaven sehn
Und über sich keinen Herrn.“

Bertolt Brecht, „Einheitsfrontlied“, „Svendborger Gedichte“, 1939.

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Wer regiert Hamburg?
Zur Einmischung der Handelskammer

„Der Hauptgeschäftsführer der Handelskammer, Hans-Jörg Schmidt-Trenz (…): »Wenn die Genehmigung dann durch ist, wollen wir auch sichergestellt sehen, dass die Umsetzung der Fahrrinnenanpassung schnellstmöglich geschieht.« Auch bei der Flächenvorhaltung des Hafenentwicklungsplans dürfe es aus seiner Sicht keine Abstriche geben. Gleiches gelte für die Entwicklung des Flughafens, etwa durch zusätzliche Lärmbeschränkungen, die die Grünen fordern könnten.“

Martin Kopp, „Hamburgs Wirtschaft macht Druck bei den anstehenden Koalitionsverhandlungen in der Stadt“, Hamburger Abendblatt, 26.2.’15, S. 19.

 

„Die Stadt Hamburg ist eine gute Stadt; lauter solide Häuser. Hier herrscht nicht der schändliche Macbeth, sondern hier herrscht Banko. Der Geist Bankos herrscht überall in diesem kleinen Freistaate, dessen sichtbares Oberhaupt ein hoch- und wohlweiser Senat.“

Heinrich Heine, „Die Memoiren des Herren von Schnabelowopski“, Kapitel III, 1834.

Tu que no puedes.

Die SPD-Regierung in Hamburg galt in Wirtschaftskreisen bislang als wirtschaftsfreundlich. Dafür hat sich auch keine der beiden Seiten geschämt.

Da nun aber die SPD seit der jüngst zurückliegenden Wahl die absolute Mehrheit im Parlament verloren hat und mit den Grünen – längst kein „Bürgerschreck“ mehr – eine Koalition gebildet werden soll, macht man sich Sorgen seitens der kleinen feinen Minderheit in der Stadt, daß diese Freundlichkeit verloren gehen könnte.

Die Handelskammer hat ihren Sitz in der Börse, die Börse steht hinter dem Rathaus, das an diese 1897 angebaut wurde, es existiert ein gemeinsamer Innenhof und es gibt Verbindungsgänge zwischen beiden Gebäuden – das ist mehr als nur architektonische Symbolik, denn die Handelskammer (gegr. 1665 als Commerzdeputation) setzt sich seit jeher vor allem für wirtschaftsfreundliche Standortbedingungen im Hamburger Wirtschaftsraum ein.

So auch in der Hochschulpolitik für die „Unternehmerische Hochschule“, die durch die Reformierung der Ba-Ma-Studiengänge, die Re-Demokratisierung der Hochschulstrukturen, die Orientierung auf gesellschaftlich verantwortliche Wissenschaften sowie die Auseinandersetzung für eine bedarfsgerechte Hochschulfinanzierung auf dem Prüfstand steht bzw. wieder vernünftig umgewandelt wird. Auch hier ist die Handelskammer daran interessiert, daß beispielsweise der Hochschulrat mit Wirtschaftsvertretern erhalten bleibt und die normierten Studiengänge einen möglichst konformen Output für den Arbeitsmarkt liefern.

Darüber gehen die Veränderungsaktivitäten an den Hochschulen hinaus respektive bilden eine Alternative zu dem restriktiven Verwertungszwang, den sich die organisierten Wirtschaftsvertreter politisch wünschen. Insofern läßt sich sagen, daß sich die Hochschulen selber regieren und ihre Belange vernünftig gestalten. Das sollte mit wachsendem Selbstbewußtsein fortgesetzt werden. Denn genau genommen sind die Menschen keine Esel.

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Davos in Hamburg?
„Höherbildung der Menschheit“ statt Egoismen vom „Schlage der Wall Street“: Ja.
Reform von Oben? Nein.
Zu einer Initiative des Uni-Präsidenten Dieter Lenzen

„In der kontinentaleuropäischen Tradition, der sich auch die Universität Hamburg verpflichtet fühlt, war das Hochschulstudium als eine Veranstaltung gedacht, die der Ausbildung von Persönlichkeit dient. Ein Studierender sollte in seinem Leben nicht nur sich selbst, sondern auch der “Höherbildung der Menschheit„ verpflichtet sein, also die Gesellschaft im Sinne von mehr Humanität voranbringen. Das atlantische, sehr viel stärker berufsorientierte Modell drängt diese Aspekte zurück. (...)
Vom Ende her gedacht bedeutet universitäre Bildung für mich, Menschen einen Weg in ihr berufliches wie auch privates Leben zu eröffnen, in dem sie souverän handeln können, also selbst die Regeln ihres Handelns bestimmen, die Welt reflexiv durchdringen, anstatt Handlungsweise einfach nur zu reproduzieren und im Bewusstsein der Verpflichtung gegenüber einer Gesellschaft leben, in der ich einen Beitrag zu leisten habe. Wir müssen mit den Egoismen vom Schlage der Wall Street aufräumen.“

Uni-Präsident Dieter Lenzen in einem Interview mit dem „Hamburger Abendblatt“, 8.3.’15.

Davos? Davos ist ein mondäner Ski- und Kurort in der Schweiz, wo nicht nur „Der Zauberberg“ (1924) von Thomas Mann handelt, sondern auch alljährlich das „Weltwirtschaftsforum“ stattfindet, auf dem die höchsten Funktionäre aus Wirtschaft und Politik ihre schädliche Ratlosigkeit über den krisenhaften Zustand der globalen gesellschaftlichen Welt austauschen.

Uni-Präsident Dieter Lenzen strebt nun eine Zusammenkunft für Juni diesen Jahres in Hamburg an, wo die Präsidenten von etwa 50 „Top-Universitäten“ für drei Tage über die zukünftige Entwicklung der Hochschulen beraten sollen („ähnlich dem Wirtschaftstreffen in Davos“). Die Alternative zwischen ökonomisierter (Aus-)Bildung und „Höherbildung der Menschheit“ steht zur Entscheidung. So weit, so gut.

Dennoch reicht es zumindest nicht aus, den progressiven Reformprozeß auf der höchsten Ebene der wissenschaftlichen Hierarchie zu unternehmen – kommt es doch allseitig darauf an, daß sich alle Beteiligten am Wissenschafts- und Bildungsprozeß in die Lage versetzen, Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung zu entwickeln, zu organisieren und zu praktizieren.

Diese Entwicklung ist ja auch schon in Gang gebracht: Mit der Reformierung des Ba-Ma-Systems, der Redemokratisierung, dem Wirken für eine bedarfsgerechte Finanzierung der Hochschulen bzw. der öffentlichen Einrichtungen sowie der weiter zu führenden Auseinandersetzung um das hamburgische Hochschulgesetz. Das wird außerdem nicht nur in Hamburg unternommen. Auch in anderen Bundesländern gibt es ein ähnliches Engagement, das insgesamt besser koordiniert werden sollte. Insofern ist demjenigen zu sagen, der zu Berge steigt, daß er auch wieder im Tal ankommen möge. Hier finden die wesentlichen zu bestimmenden Aktivitäten statt. (Davos bleibt letztlich abgehoben. Davon ist übrigens auch im „Zauberberg“ ausführlich die Rede.)

Mit Weitblick und großen Ambitionen – auf dem Boden der Realität.

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„Die Macht der Milliardäre“
Vulgär oder diskreter – beides hat Wirkung

„Als der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu seinen umstrittenen Auftritt vor dem amerikanischen Kongress hatte, saß ein steinreicher Unternehmer in der Besuchergalerie, der aufs engste mit der Angelegenheit verquickt war: der Casino-Mogul Sheldon Adelson aus Las Vegas. Dieser Mann teilt Netanjahus Sorge, dass Präsident Barack Obama zu weich mit Iran umgeht. Das unterscheidet ihn noch nicht von vielen normalen Bürgern. Er ist zugleich aber einer der größten Förderer der Republikanischen Partei und ein enger vertrauter Netanjahus. (…) Mit der Nüchternheit eines Buchhalters zählt er die Früchte seiner Spenden, und er will Ergebnisse sehen.“

Wienand von Petersdorff, „Die Macht der Milliardäre“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 18.3.’15, S. 15.

 

„›Ich bin zuversichtlich und zufrieden. Wir haben im Kleinen viel erreicht. Jetzt bin ich gespannt, wie das ankommt‹, sagte Kerstan vor Beginn.“

Andreas Dey, Peter-Ulrich Meyer, „Grüne wollen Grüne überzeugen“, „Hamburger Abendblatt“, 19.3.’15, S. 8. Zu: Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan vor der Mitgliederversammlung der Grünen in Hamburg.

 

„Doug Saunders beschreibt die großen Städte als ›Ankunftsstädte‹, in denen sich die Mutigen und Tatendurstigen zusammenfinden und sich anstrengen, um ihr Leben zu verbessern. Sei es, um aus der Armut heraus Anschluss an die Mittelschicht zu finden oder als Teil einer international vernetzten Gesellschaft die nächste Sprosse auf der Karriereleiter zu nehmen.“

O. Scholz (SPD), Rede vor dem erlauchten Überseeclub, 30.1.2013.

Tanz um das Goldene Kalb. „Simplicissimus“ – Karikatur von 1923

Das Beispiel von Sheldon Adelson (s.o.), das selbst den „FAZ“-Kommentator irritiert, zeigt, wie roh, direkt und ungeniert das große Kapital in die Politik eingreift. Damit sind auch die Interessen der Öl- und Rüstungsindustrie in den USA vertreten. Dieser Eingriff geht massiv zu Lasten der Mehrheit der Bevölkerung, des Weltfriedens, einer vernünftigen ökonomischen und ökologischen Entwicklung sowie auch des parlamentarischen Systems.

Da geht es in der Bundesrepublik Deutschland, gleichfalls in Hamburg – trotz Parteispenden, Lobbyismus und alledem – ein paar Grade gesitteter, regulierter und kontrollierter zu. Der Sozialstaat existiert in seiner Grundstruktur, die Parteien sind Programmparteien, und es gibt wachsende Gegenkräfte wider die Austeritätspolitik.

Dennoch vertritt Bürgermeister O. Scholz, der die laufenden Koalitionsverhandlungen dominiert, die „Wachsende Stadt“ (unternehmerisches Interesse), ein irreales Aufstiegsmodell und den „Ingenieur“ als Leitfigur der gesellschaftlichen Entwicklung. Deshalb auch weiter: die „Schuldenbremse“, die Elbvertiefung, eine schlecht abenteuerliche Olympiabewerbung sowie eine reine technokratische Verwaltung der Stadt, die auf gemäßigt sozialdemokratische Art dem TINA-Prinzip von Margaret Thatcher nahekommt.

Dem ordnen sich die Grünen amtsund postenbeflissen unter und verzichten für die Regierungsbeteiligung auf Landesebene selbst auf ihre ökologische Note.

Damit wird nicht nur deutlich, daß die Koalitionäre in spe nicht nur die Erfordernisse für eine friedliche, soziale, demokratische, ökologische und solidarische Entwicklung der Stadt und darüber hinaus ignorieren, sondern auch das gesamte Wahlergebnis zur Bürgerschaft bzw. die artikulierten gesellschaftlichen Bedürfnisse der Bevölkerung außer Acht lassen.

Auf diese Weise kommt zum Ausdruck, daß der kommenden Regierung nicht zu trauen ist und daß das eigene und gemeinsame Engagement für die Verbesserung des politischen, sozialen und kulturellen Lebens an Bedeutung gewinnt. Niemand ist unwichtig.

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Verantwortung? Frieden!

„Bei der Organisation des deutschen Wirtschaftslebens ist das Hauptgewicht auf die Entwicklung der Landwirtschaft und der Friedensindustrie für den inneren Bedarf [Verbrauch] zu legen.“

Potsdamer Abkommen, August 1945.

Am 8. Mai jährt sich zum siebzigsten Mal die Befreiung von Faschismus und Krieg durch die Anti-Hitler-Koalition (Sowjetunion, USA und Großbritannien) sowie viele andere antifaschistisch Kämpfende. Mit dieser positiven historischen Zäsur wurden Voraussetzungen für eine bessere Weltordnung geschaffen. Das, was war, sollte nie mehr sein.

Durch das Potsdamer Abkommen (s.o.) wurden Maßstäbe gesetzt, wie die Nachkriegsgesellschaften und ihre Beziehungen in globaler friedlicher Perspektive beschaffen sein sollten: Mit den fünf „D’“s sollten politische, wirtschaftliche und soziale Strukturen gebildet werden, die ein „Nie Wieder!“ ermöglichen sollten. Die:

Denazifizierung von Politik, Kultur, Presse, Justiz und Ökonomie;

Demilitarisierung der Gesellschaft durch den vollständigen Abbau der Armee sowie die Abschaffung jeglicher Rüstungsindustrie;

Demokratisierung aller Bereiche von Erziehung und Politik;

Dezentralisierung von Wirtschaft und Verwaltung, um der Machtkonzentration in Ökonomie und Staat entgegenzuwirken;

Demontage, d.h. den Abbau von schweren Industrieanlagen, um die industrielle Basis der ökonomischen Macht und ihrer kriegerischen Potentialität zu schwächen.

An diese gesellschaftlichen Maßstäbe und Konsequenzen ist heute zu erinnern, wenn die Welt mit großem Nachdruck friedlich gestaltet werden soll: gegen Rüstungsexporte und Kriegseinsätze und die Militarisierung des Denkens, für Abrüstung, Rüstungskonversion sowie zivile Konfliktregulierung und aufgeklärtes solidarisches Denken und Handeln.

Insofern ist die Geschichte sehr lehrreich und handlungsorientierend.

Die Verantwortung für den Frieden ist eine Angelegenheit von der Mehrheit für die Mehrheit.

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Jakobinersperling