Wintersemester 2015/2016

Flugblätter

Semesteranfangszeitung Wintersemester 2015/16

Die Liste LINKS trifft sich freitags, 16 Uhr,
im Raum des FSR Erziehungswissenschaft.
(Von-Melle-Park 8, Raum 035b)

Der Mensch als Ware?
Zu einem berechtigten Unwohl-Sein

„Wer ist momentan die stärkste Mensch-Marke? Trendforscher Peter Wippermann muss bei dieser Frage nicht lange überlegen, seine Antwort: ‚Ganz klar der Papst.‘ Denn der habe es durch die sehr persönliche Interpretation seiner Aufgabe geschafft, einer immerhin 2015 Jahre alten Institution eine besondere Aktualität zu verschaffen und sie in die Gegenwart zu führen. (…) Die Idee, einen Kult um eine Person zu schaffen, um damit etwas zu vermarkten – sei es einen Baby-Brei, eine Oper oder den nächsten Krieg – ist nicht neu. (…) Neu dagegen ist, dass die professionelle Imagefeile immer weiter in die Gesellschaft vordringt.“

Gerti Keller, „Quo vadis, Marke Mensch?“, „Auf in die Zukunft/Das Magazin zum Innovationstag 2015“, Beilage der „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), September 2015, S. 12/13.

 

„Man braucht nichts zu sein – man muß etwas werden. Der Vorgesetzte hat immer recht. Wenn du Geld verdienst, such dir gleichzeitig eine Philosophie dazu, die dir recht gibt. Du brauchst dir nie vorzustellen, wie dem andern zu Mute ist; tu so, als ob du allein auf der Welt wärest. Es ist alles nicht so schlimm. Herrschaft verleiht Rechte, nicht Pflichten.“

Kurt Tucholsky, „Der Geist von 1914“, 1924.

Was soll das auch, Leute!, diese verstaubte, unmoderne Anspruchsmentalität von gestern: Einen dauerhaften Arbeitsplatz, eine ausreichende Bezahlung, begrenzte Arbeitszeiten, verbindliche Pausenregelungen, einen erholsamen Urlaub, relevante Mitbestimmungsrechte, nützliche Fortbildungsmöglichkeiten, Kooperation im Arbeitsprozeß; schon gar Bildung und Kultur für Alle; und dann noch Gesundheitshäuser statt Krankenhäuser; und – lieber Himmel! – Frieden statt Krieg und zivile internationale Entwicklung; dann dazu, unersättlich, Solidarität, Kollegialität, Fairneß und Kultiviertheit – weg damit: Wir haben ja die egomane Selbstvermarktung, „Freiheit“ sowieso, keine Alternative, die Unmittelbarkeit und Weisheit des Marktes, „die professionelle Imagefeile“ (im Kopf?) sowie das Individuum, das an der Börse oder für die schwarze Null nichts zählt.

Was uns das „FAZ“-„Magazin zum Innovationstag 2015“ (!) allerdings – sogar den Papst bemühend – empfiehlt, ist genau betrachtet nicht nur der Schnee von gestern, sondern der grau getaute Matsch, der unaufhaltsam vom Trottoir sickert und langsam in den Rinnstein fließt. (Die Siele haben genügend Kapazität.) Das vermeintlich Neue ist alt, das Alte ist schädlich, die Schäden sind bekannt und werden nicht mehr hingenommen. Hier hat das berechtigte Unwohl-Sein seinen Sitz.

Der Mensch ist keine Ware bzw. will es nicht sein.

Niemand muß die soziale Ungleichheit anerkennen oder Lügen und Gleichgültigkeit für wahr und richtig halten. Wer seine Lage erkannt hat, erkennt Seinesgleichen und kann das Elend in Frage stellen und Verbesserungen erwirken.

Marketing ist dabei wenig produktiv und auch mittlerweile etwas lächerlich geworden.

„Würde des Menschen
Nichts mehr davon, ich bitt euch.
Zu essen gebt ihm, zu wohnen;
Habt ihr die Blöße bedeckt,
gibt sich die Würde von selbst.“

(Friedrich Schiller, 1796-97)

Die „Unternehmerische Hochschule“
– ein verblassendes Leitbild
Ein Umbruch

„Es war einmal eine Universität, in der waren die Studenten frech, die Professoren faul und der Rektor ein besserer Grüßaugust. Lange hat man diese Universität gewähren lassen, aber irgendwann gefiel sie niemandem mehr. Wieso, wurde gefragt, kann die Universität nicht sein wie ein Unternehmen, mit zufriedenen Kunden, fleißigen Mitarbeitern und einem Chef, auf den alles hört? So entstand die Idee der unternehmerischen Universität. Der Rektor avancierte zu einem mächtigen Hochschulmanager, Professoren half man mit Leistungsanreizen auf die Sprünge, und aus Studenten wurden Kunden, von der Idee her sogar zufriedene.“

Berthold Wigger (Finanzwissenschaftler in Karlsruhe), „Wissensfabriken sind keine Wurstfabriken“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 22.7.’15.

 

„Gelogen wird überall, auch in der liberalen Welt. Das Interesse braucht ideologischen Schmuck, die Machtpolitik kleidet sich in Messianismus, und was man Propaganda nennt, hat nirgends viel mit Wahrheit zu tun.“

Thomas Mann, „Meine Zeit“, 1950.

Die alte Welt: Die demokratische Massenuniversität, eine Errungenschaft der ’68er-Bewegung und der 1970er Jahre, mit ihrer sozialen Öffnung, den Mitbestimmungsrechten, den kritischen Wissenschaftsinhalten und kooperativen Lehr- und Lernmethoden, sollte dem Erdboden gleichgemacht werden.

Die neue Welt: An ihre Stelle sollte die „Unternehmerische Hochschule“ treten, mit privatwirtschaftlichen Leitungsstrukturen, Studiengebühren, Leistungspunkten, enger Marktanbindung, Bachelor-/Masterzucht, Drittmitteljagd (statt hinreichender öffentlicher Finanzierung), befristeten Arbeitsverträgen sowie der Verflachung von Wissen und Persönlichkeiten. Die Kniebeuge, nicht der aufrechte Gang, war ihre Silhouette.

Der Umbruch: Das haut alles nicht mehr hin. Weder läßt sich ein komplexer kultureller Organismus so organisieren, noch können damit sogar die gängigen gesellschaftlichen Aufgaben realisiert werden (Bachelor-Lehrer?!), noch gar sind mündige Subjekte damit zufrieden; seriöse Wissenschaft, Aufklärung, Frieden, Ökologie, soziale Gerechtigkeit und kooperative Lern- und Arbeitsprozesse sind auf diese Weise erst recht nicht zu machen.

Mittlerweile haben viele Auseinandersetzungen erbracht, daß die Studiengebühren wieder abgeschafft wurden, Bachelor und Master wurden entschärft, demokratische Strukturen konnten wiedergewonnen werden, und die Neu-Entwicklung kritischer Wissenschaftsinhalte nimmt wieder ihren Anfang.

Dennoch bleibt immer noch einiges offen bzw. zu tun. Die chronische Unterfinanzierung („Schuldenbremse“) bleibt ein drückendes Problem (aller öffentlichen Einrichtungen), der Master ist nicht der Regelabschluß, mehr Demokratie tut not, die inhaltliche und methodische Reformierung der Studiengänge muß verbindlich fortgesetzt werden.

Damit kann das neue Semester beginnen. Aufmerksamkeit hat eine tiefe Bedeutung. Es läßt sich viel bewegen.

Wer seine Lage erkennt,
hat die Möglichkeit,
den richtigen Weg zu geh'n.

Globale Solidarität?

„Wenn wir globale Solidarität haben, dann können wir diese tragischen Szenen überwinden“

Ban Ki-moon auf der UN-Vollversammlung, 30.9.'1.5

Die „tragischen Szenen“: Millionen von Menschen auf der Flucht, Kriege, Hunger und soziale Verelendung in großen Teilen der Welt – eine menschengemachte Menschenunwürdigkeit.

In New York halten die Vereinten Nationen ihre 69. Vollversammlung ab, in der etwa hundert Staats- und Regierungschefs aus den 193 Mitgliedsländern sich über die Probleme einer zutiefst gespaltenen und krisenhaften Welt auseinandersetzen.

Der russische Präsident Wladimir Putin bemühte zu Beginn den kolumbianischen Politiker Eduardo Zuleta Angel (1899-1973) und seine Rede vor der ersten Generalversammlung am 10. Januar 1946 in London: Es gehe um „guten Willen, Verachtung für Intrigen und Hinterlist sowie einen Geist der Zusammenarbeit“. Dem ist zuzustimmen. Er schlug zugleich die Bildung einer internationalen Koalition gegen den „Islamischen Staat“, ähnlich der Anti-Hitler-Koalition im Zweiten Weltkrieg, vor. Das ist – trotz der deutlichen Unstimmigkeit des historischen Vergleichs – ein bedenkenswerter politischer Vorstoß. Daß Bomben in diesem Fall hilfreich für den Frieden oder nötig für eine starke Verhandlungsposition seien, ist allerdings ein strategischer Fehler („more of a bad thing“) – übrigens lehnt auch die Mehrheit der russischen Bevölkerung Umfragen zufolge ein militärisches Eingreifen in Syrien ab.

Der US-amerikanische Präsident wiederholt, man dürfe den „Tyrannen“ Assad nicht unterstützen und setzt die kopflosen Bombardements fort. Die IS-Kämpfer verstärken derweil ihre Angriffe insbesondere auf die Kurden im Norden Syriens. Auch Obama beteuert zugleich die Notwendigkeit der politischen Zusammenarbeit.

Immerhin: Alle, auch kriegführende Parteien, benennen nun den Krieg als Fluchtursache. Was aber sind die Kriegsursachen? Die chaotische kapitalistische Ordnung basiert auf dem Recht des Stärkeren statt auf der Stärke des Rechts, dem Gründungskonsens der UNO. Im Nahen und Mittleren Osten führt „der Westen“, unterstützt von Regionalmächten wie der Türkei, Katar und Saudi-Arabien und immer auf dem Rücken der Bevölkerungen, Stellvertreterkriege, um den Einfluß insbesondere gegenüber Rußland und China (sowie Iran und Syrien) auszubauen. Wie in der Ukraine wagte die Bevölkerung in Syrien ursprünglich den Aufstand für Freiheit und Würde, gegen Hunger, Perspektivlosigkeit und ihre autoritäre Verwaltung. Der Konflikt wurde aber, nicht zuletzt durch die Einmischung von außen, sehr schnell militarisiert. „Assad muß weg“: Intrigen und Hinterlist sowie das Geschäft mit den Waffenexporten ließen brutale Kräfte entstehen, die mit noch mehr Gewalt nicht zu bekämpfen sind.

Die notwendige Überwindung der Kriege muß also hier ansetzen: Die Waffen müssen schweigen und die Menschen sollten entwaffnet handeln. Dem IS müssen die Finanz- und Waffenquellen trockengelegt werden – auch eine Frage des entschiedenen politischen Willens.

Diplomatie mit gesellschaftlicher Perspektive ist das Gebot der Stunde. Die Aufgabe der UNO ist es, Frieden zu schaffen und zu sichern, um Bildung und Arbeit und Gesundheit für Alle zu verwirklichen. Und was die Gesellschaft(en) nach dem Krieg betrifft: Wie wäre es, der Bevölkerung zu überlassen, wie sie leben und wen sie wählen will? Mehr – zivile – Demokratie wagen! Das ist die Chance der Menschheit.

Während der UNO-Vollversammlung wird auch noch über die Lockerung der völkerrechtswidrigen Blockade gegen Kuba und die Einschränkung von Waffenexporten verhandelt.

Vorwärts und nicht vergessen

Bücher

„Wenn der Mensch
von den Umständen
gebildet wird, so muß
man die Umstände
menschlich bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
1844/45, MEW 2, S.138.

Anders ist besser
Über die Richtung begründeter Non-Konformität

„Völlig unterschiedliche Unternehmen, aber alle reden gleich. Wichtiger als alles andere ist es hier, den Stereotypen zu entsprechen. Wenn irgendetwas dann nicht in dieses Mind-set passt, interessiert es nicht. Darum schläft ein Manager, wenn er mit seiner Frau in den Kammerspielen sitzt, weil sie ihn dazu gezwungen hat, fast ein. Das, was auf der Bühne passiert, hat eben mit der Welt, auf die er eingenordet ist, nichts zu tun. Ein Begriff, der diesen Konformitätszwang exemplarisch symbolisiert, ist die sogenannte Corporate Identity. Sie soll die Identität eines Unternehmens definieren, auf die die Mitarbeiter eingeschworen werden sollen.“

W. D. Enkelmann (Wirtschaftsphilosoph), Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ („SZ“), 12.11.’14.

 

„Große Leute fehlen auch, und manche darunter so oft, daß man fast in Versuchung gerät, sie für kleine zu halten.“ (345)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft C, 1772-1773.

Das „Bündnis gegen Rotstift“ fordert entgegen dem Kürzungsdiktat der „Schuldenbremse“ eine bedarfsgerechte Finanzierung der öffentlichen Bereiche Bildung, Soziales, Kultur und Gesundheit.

Die Angemessenheit dieser gemeinsamen Forderung bekommt aktuell neue Nahrung, wenn Großunternehmen ihre Gewinne kleinrechnen und am Fiskus vorbei nach Luxemburg schleusen.

Positiv begründet steht die Forderung nach bedarfsgerechter öffentlicher Finanzierung der genanten Bereiche im Zusammenhang mit der kultivierten Entwicklung der Einrichtungen und der Gesellschaft. Dafür wird Kritik geäußert und dem TINA-Prinzip („There is no Alternative“) widerstanden. Das ist der tiefere konkrete Sinn der Non-Konformität bzw. der aufgeklärten Änderung des Alltags. Wir verlassen die Enge. Solidarität ist Inhalt und Motor gemeinsamer sozialer Erweiterung.

So kooperieren wir mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in den Gremien der studentischen Interessenvertretung, in der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat, in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau. Wir sind bundesweit als Gründungsmitglied im Hochschulgruppenverband Die Linke.SDS organisiert.

Dieses Engagement ist uns alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation als erstes Bedürfnis. Dem sollte sich auf Dauer niemand entziehen.

„Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“

Bertolt Brecht, „Lob der Dialektik“, 1934.

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Exzellente Elite? („Wir in Deutschland“)
Eine Frage

„SPIEGEL: Wir sind skeptisch, ob die Hochschüler im Alltag etwas merken von den frei werdenden Mitteln [der Bund übernimmt die Bafög-Anteile der Länder]. Der Bund investiert seit Jahren ja auch lieber viel Geld in die Exzellenzinitiative als in normale Studierende.
WANKA: Wir haben in Deutschland insgesamt einen sehr hohen Standard in der Lehre, anders als etwa in den USA, wo es einzelne Spitzenuniversitäten gibt, aber in der Breite weniger ankommt. Das wollen wir in Deutschland nicht, aber wir brauchen zwingend auch Eliteförderung, um in der Weltliga mitspielen zu können. Dabei hilft uns die Exzellenzinitiative, die zudem Bewegung in die gesamte Hochschullandschaft gebracht hat.“

Bundesbildungsministerin Johanna Wanka (CDU) im Interview mit „UNISPIEGEL“ Nr. 5/2015, S. 18.

 

„Wo ein Geldbeutel klingelt, da versammeln sich gewöhnlich die Klingelbeutel, wie die Weibchen mancher Insekten da, wo ein Männchen zirpt.“

Georg Christoph Lichtenberg, „Hogarthische Kupferstiche“, Sechstes Blatt, „Fleiß und Faulheit“, 1799.

Zu Beginn eine Einräumung: Abgesehen davon, daß die relativ geringen Mittel der „Exzellenzinitiative“ ein anderes Steuerungsinstrument sind als die bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung aller Hochschulen und die Naturwissenschaften gegenüber den Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften sowie den Süden des Landes gegenüber dem Norden der Republik bevorteilen; auch unberücksichtigt, daß die „Elite“ der Bundesrepublik zur Zeit besonders durch gewichtige Schummeleien (Promotionen, Volkswagen) von sich reden macht...

Die „Exzellenzen“ – in Unternehmen, Regierungen und Medien – der Gesellschaft sind verantwortlich für die andauernde Weltwirtschaftskrise, eine hohe (Dauer-)Erwerbslosigkeit sowie prekäre Beschäftigungsverhältnisse und Arbeitsverdichtung, für Kriege, Waffenexporte und die Vernichtung der natürlichen Umwelt – außerdem für billige Unterhaltungskultur und teure Bauruinen.

Das ist realiter die „Weltliga“, in der fortgesetzt gesteigert mitgespielt werden soll – die erweiterte Kapitalbegünstigung (wie mit TTIP und CETA gewollt), die zu Lasten von Mensch und Umwelt, Arbeit, Bildung, Gesundheit, Kultur geht bzw. die zivile internationale Entwicklung zugunsten der Mehrheit der sieben Milliarden Menschen deformiert.

Da läßt sich der unverrückbare Eindruck gewinnen, daß die ausreichende staatliche Finanzierung der öffentlichen Einrichtungen, die soziale Offenheit des Studiums, ein kooperatives wissenschaftliches Studium in gesellschaftlicher Verantwortung (Aufklärung, Frieden, soziale Gerechtigkeit und mündige Persönlichkeitsentwicklung), die Ausweitung demokratischer Partizipation sowie die Beseitigung von Zwangsmaßnahmen (Bachelor und Master) und die höhere Achtung der gebildeten Menschen eine profunde Alternative sind.

Mit ihrem starren Festhalten am Falschen gerät Frau Wanka (s.o.) zunehmend ins gesellschaftliche Abseits. Das ist ohne großes Bedauern zu konstatieren.

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Heilsame Ent-Täuschung
und ihre logische Konsequenz

„Vielleicht ist es unmöglich, anständig zu bleiben unter den Bedingungen eines gnadenlosen Kapitalismus – und erst recht unter den Bedingungen einer durch und durch korrupten Fifa. Ohne schmutzige Tricks hätte Deutschland als Bewerber um die Fußballweltmeisterschaft [2006] wohl keine Chance gehabt. Aber das entschuldigt nichts.“

Markus Feldenkirchen „Land der Trickser“ (Leitkommentar), „SPIEGEL“ Nr. 43/2015, S. 6.

 

„32
Dennoch, schreiten wir fort! Gefallen wie gesprungen! Wir sind offenbar in einen Kampf gekommen, kämpfen wir also! Haben wir nicht gesehen, wie der Unglaube Berge versetzt hat? Genügt es nicht, daß wir ausgefunden haben, es wird uns etwas vorenthalten? Vor dem und jenem hängt ein Vorhang: ziehen wir ihn auf!“

Bertolt Brecht, „Kleines Organon für das Theater“, 1949.

Es liegt auf der Hand: Nun ist auch das „Sommermärchen“ – die Fußballweltmeisterschaft 2006 in der Bundesrepublik Deutschland – eine ganz alltägliche Geschichte geworden. Es ging um große Geschäfte, Spiele für das Massenpublikum, ein gutes Image für das „Unternehmen Deutschland“ und Feelings. Jetzt ist der Verstand gefragt.

Denn mittlerweile ist offenbar geworden, daß Korruption das Geschäft belebt. Der Kaiser ist nackt.

Immer wieder wirken wundersam große Verbände wie die Fifa und das IOC mit großen Unternehmen, Regierungen und Medien zusammen, um hinter schönem Schein und dem Versprechen, alle dienten der Allgemeinheit, ganz banal die Gewinne zu mehren – auf Kosten der hilfreichen Sozialentwicklung sowie von Kultur, Sport und Bildung für Alle.

Das soll nun auch für die Olympia-Bewerbung von Hamburg für 2024 gelten. Mit „Feuer und Flamme“ wird allerorten in der Stadt für Olympia Propaganda gemacht. Alle Institutionen, die wahrlich wichtigere Aufgaben haben, sind in dieses Event eingebunden – auch die Universität.

Hohe Milliarden-Ausgaben für die öffentliche Hand, eine verstärkte Gentrifizierung der Stadtstruktur, starke Sicherheitsmaßnahmen, Baustreß über Jahre für ein Ereignis von 16 Tagen, die Benachteiligung des Breitensports, die weitere Bereicherung des IOC und die Zerstörung der Umwelt wären bei einer Zustimmung zu diesen Kommerz-Spielen (und der letztlichen Nominierung Hamburgs) die Folge.

Selbst „nur“ die 200 Millionen Euro jährlich, die der Hamburger Senat über sechs Jahre für diesen Budenzauber einsetzen will, sind in den sozialen Wohnungsbau, die Infrastruktur, für Gesundheit, Bildung, Kultur und Breitensport besser einzusetzen – direkt und ohne Umschweife.

Dafür Hilft nur: Aufklärung, Aufklärung, Aufklärung! Die Anstrengungen – bei genügend Mitteln – von Wissenschaft, Kunst und Bildung sind für andere, humane Zwecke zur Förderung des Allgemeinwohls zu unternehmen. Das ist die Konsequenz aus der Ent-Täuschung.

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Die Existenz von CDU und CSU
Eine Justierung

„Wir sind nicht das Sozialamt für den Balkan – diese Aussage unterstreiche ich ausdrücklich.“

Horst Seehofer in seiner Rede beim Politischen Aschermittwoch der CSU in Passau am 18. Februar 2015.

 

„Angesichts sinkender Zustimmungswerte in den Umfragen für die Union – am Sonntag lag sie in einer Emnid-Erhebung bei 36 Prozent – wächst offenbar die Nervosität bei CSU-Chef Horst Seehofer, dass ein weiteres Anwachsen der Flüchtlingszahlen in Deutschland die beiden C-Parteien noch stärker treffen könnte. ‚Wenn die Asylpolitik nicht korrigiert wird, dann geht das an die Existenz von CDU und CSU‘, sagte Seehofer am Wochenende bei einer Veranstaltung seiner Partei in Bayern. Neben der Transitzone fordern die Christsozialen daher weitere Veränderungen der bisherigen Asyl- und Duldungspraxis. (...) Seehofer beschrieb deren erwünschte Wirkung im ZDF so: ‚Wer aus dem Balkan kommt, aus sicheren Herkunftsstaaten, kommt in die Transitzone – in ein, zwei Tagen wird das geprüft – und dann zurück.‘“

Albert Funk, „Grüne und Linke widersprechen der CSU“, „Der Tagesspiegel“, 25.10.’15.

 

„Wenn wir vom weltbedrohenden Geist der Masse reden, so meinen wir durchaus nicht in erster Linie den Geist des Proletariats; wir meinen viel eher eine wuchernde und monströse Ausartung des bürgerlichen Zeitalters selbst ins vergessen Quantitative, instinkthaft Vulgäre und frech Obstinate [Starrsinnige], eine Rummelwelt des Budengeläuts, der mauloffenen Marktschreierei und des derwischhaften Wiederholens stumpfsinniger Schlagworte, in der nur die rohesten Werbemethoden und Reklamereize noch Wirkung üben, eine Welt getriebenen und skrupellosen Massenfangs, mit der verglichen das demokratische neunzehnte Jahrhundert als eine Epoche vornehm aufgeklärter Gesittung erscheint.“

Thomas Mann, „Ansprache an die Jugend“, 1931.

Die CSU ist eine bayerische Regionalpartei. Dort, im Süden der Republik, ist sie von Beginn an (1945) eng verbandelt mit der katholischen Kirche und unternehmerischem Handeln. Sie gehört in Berlin der Fraktionsgemeinschaft mit der CDU und der Großen Koalition (GroKo) mit der SPD an. Sie stellt drei Minister der Bundesregierung: Alexander Dobrindt (Verkehr), Christian Schmidt (Landwirtschaft) und Gerd Müller (Entwicklung).

Zwischendrin hat Horst Seehofer damit gedroht, diese Minister aus der Regierung zurückzuziehen, wenn die Flüchtlings-(Asyl-)Politik nicht weiter verschärft würde. (Die Mehrheitsfähigkeit der GroKo bliebe allerdings auch ohne die CSU erhalten.)

Das ist typisch. Ab in die Transitzone – und dann zurück nach Bayern.

Im Ernst: Die CSU hatte schon immer die Funktion, den rechten Rand des bürgerlichen Spektrums zu bedienen und den Schrittmacher für das Nationale zu machen.

Das – 1993 schon eingeschränkte – Asylrecht scheint ihr nur lästiges Verfassungswerk zu sein, die Aufnahme von (Kriegs- und Elends-)Flüchtlingen eine Zumutung der „Überfremdung“.

Diese Menschenverachtung, die Leugnung der Fluchtursachen (Krieg und Waffenexporte), die harte Ordnungspolitik und der Krawallton sind Programm sowie eine fragwürdige Förderung noch rechterer Kräfte und Taten.

Da helfen nur Abstand, Kritik, Aufklärung – nicht ohne Humor –, Friedenspolitik und die Verbesserung der hiesigen sozialen Zustände. Die Freude an den Spannungen in der GroKo sollten dabei nicht fehlen.

„Wir sind alle Blätter an einem Baum, keins dem anderen ähnlich, das eine symmetrisch, das andere nicht, und doch gleich wichtig dem Ganzen. Diese Allegorie könnte durchgeführt werden.“ (630)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft F, 1776.

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Demokratie und Soziales
Über einen Zusammenhang

„Eine berühmte Formel der politikwissenschaftlichen Forschung lautet: Menschen partizipieren nicht, weil sie nicht können, weil sie nicht wollen oder weil sie niemand dazu auffordert. (...) Wächst die soziale Ungleichheit, verfestigt sich unter den Armen die Auffassung, ihre Anliegen hätten keine Chance, beachtet zu werden. (...) Während in Dänemark, dem egalitärsten europäischen Land, weiterhin eine hohe Beteiligung an Wahlen zu beobachten ist, ist sie in Ländern wie Portugal und Großbritannien, aber auch in Deutschland mit dem Anstieg der Einkommensungleichheit zurückgegangen.“

Prof. Dr. Armin Schäfer, „Demokratie? Mehr oder weniger“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 8.11. ́15, S. 8.

 

„Laßt uns die Franzosen preisen! sie sorgten für die zwei großen Bedürfnisse der menschlichen Gesellschaft; für gutes Essen und bürgerliche Gleichheit: in der Kochkunst und in der Freiheit haben sie die größten Fortschritte gemacht, und wenn wir einst alle, als gleiche Gäste, das große Versöhnungsmahl halten und guter Dinge sind, – denn was gäbe es Besseres als eine Gesellschaft von Pairs [(sozial) Gleichgestellte] an einem gutbesetzten Tische? – dann wollen wir den Franzosen den ersten Toast darbringen.“

Heinrich Heine, „Reise von München nach Genua“, 1828.

Laut Grundgesetz ist die Bundesrepublik Deutschland ein „demokratischer und sozialer Bundesstaat“, in dem alle Staatsmacht vom Volke ausgeht. Der Gebrauch des Eigentums solle zugleich dem Allgemeinwohl dienen. Die Vergesellschaftung von Boden, Naturschätzen und Produktionsmitteln (gegen Entschädigung) ist nach der Verfassung möglich.

Seit den 1980er Jahren sinkt die Wahlbeteiligung in diesem Land. Diese Tatsache geht einher mit einer wachsenden sozialen Ungleichheit. In Gebieten mit höherem Bildungsgrad sowie höherem Einkommen ist die Wahlbeteiligung höher – ebenso die Beteiligung an politischen Aktivitäten außerhalb von Parlamentswahlen.

Bildungsgrad und Einkommen haben also einen direkten Einfluß auf das Selbstbewußtsein bzw. die sche Partizipation.

Die letzten 25 Jahre sind zudem nicht nur durch diese beiden zusammenhängenden Tendenzen gekennzeichnet, sondern auch dadurch, daß öffentliche Einrichtungen (Post, Telekom, Krankenhäuser, Energie etc.) – häufig für ́n Appel und ́n Ei – privatisiert worden sind. Die gesellschaftliche Realität hat sich demnach nicht unwesentlich vom Grundgesetz entfernt.

Die auf diese Weise prekarisierten und ausgegrenzten Menschen finden ihre Anliegen immer weniger in der so dominierten offiziellen Politik wieder. Das erklärt einen Großteil der Wahlmüdigkeit bzw. den Mangel an politischer Beteiligung überhaupt und bestätigt die Politik, die zu dieser Zurückhaltung führt.

Damit daraus kein Teufelskreis – oder gar das Erstarken rechter Kräfte – wird, ist das Wirken – wann, wo und wie auch immer – für mehr soziale Gleichheit zu intensivieren. Die soziale Öffnung des Studiums, die Reformierung der Ba-Ma-Studiengänge, die Demokratisierung der Hochschulstrukturen, kooperative Lehr- und Lernmethoden, ein verantwortlicher Gesellschaftsbezug der Wissenschaften gehören dazu. – Ebenso die politische Willens- und Meinungsbildung sowie die Beteiligung an den Wahlen zur studentischen Interessenvertretung und akademischen Selbstverwaltung. So gewinnen Alle an ihrer Persönlichkeit und gesellschaftlichen Bedeutung. Das läßt sich (siehe Heine) gelegentlich auch feiern.

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Freiheit, Gleichheit, Solidarität: Frieden!
Konsequente Vernunft zeigt den Weg

„Mehr denn je kommt es jetzt auf die Geschlossenheit des Westens an, und darauf, dass er seinen Willen und seine Fähigkeit demonstriert, seine Werte zu schützen. Das wird angesichts des Ausmaßes der Bedrohung und der Asymmetrien des Konflikts nicht gänzlich ohne Einschränkungen der Freiheiten möglich sein, die es zu verteidigen gilt, gegebenenfalls auch mit eigenen Truppen in Syrien.“

Berthold Kohler, „Weltkrieg“, „Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung“ („FAS“), 15.11. ́15, S. 1.

 

„›Das ist ein Kriegsakt‹. Man kann die Kriegsrhetorik des französischen Präsidenten gut verstehen. Aber man darf der Kriegslogik nicht auf den Leim gehen. In welcher Welt wollen wir leben? In einer, in der auf die Selbstmordattentate Drohnenattentate und auf die Drohnenattentate Selbstmordattentate und auf die Selbstmordattentate Drohnenattentate folgen? Lieber in einer Welt, in der das Völkerrecht geachtet und die Waffenproduktion geächtet wird.“

Heribert Prantl, „Man darf der Kriegslogik nicht auf den Leim gehen“, „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“), 15.11. ́15.

 

„Wer sind die Unterstützer im Hintergrund, wer finanziert das?

Es ist doch offensichtlich, dass das Geld zum Beispiel aus Saudi-Arabien kommt, dem einzigen Land, das einer Familie gehört. Die Amerikaner, die nur zu gern das saudische Öl abnehmen, versprechen im Gegenzug, nicht gegen Saudi-Arabien vorzugehen. Auf Qatar trifft dasselbe zu. Aus diesen Königreichen kommt die Unterstützung.“

Boualem Sansal, algerischer Schriftsteller (Friedenspreis des Deutschen Buchhandels), im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („FAZ“), 18.11. ́15, S. 9.

Ohne Zweifel: Terror ist rundum abzulehnen. Er ist mörderisch und das brutale Gegenteil eines zivilisierten menschlichen Lebens. Hier greift das Strafrecht.

Die Ausrufung von „Weltkrieg“ (s.o.) verharmlost allerdings nicht nur die zwei tatsächlichen Weltkriege (I: 1914-1918 und II:1939-1945) und übersieht geflissentlich, daß der Krieg um Öl sowie andere Bodenschätze (Irak, Afghanistan) bzw. geostrategischen Vorrang wesentlich ursächlich für den Terror ist, sondern pfeift auch auf die demokratischen Grundrechte und plädiert in gefährlicher Weise für die militärische Eskalation von schon jetzt gewaltvoll ausgetragenen Konflikten.

Dagegen und für die De-Eskalation sowie eine friedliche(re) Welt ist der Krieg sofort zu stoppen, sind die Waffenexporte einzustellen (sie kommen in alle schießenden Hände), müssen die finanziellen Mittel und Nachschubwege für den IS gekappt werden (mit Druck auf Saudi-Arabien, Qatar und die Türkei) – und es muß auf Ebene der UNO eine konsequente diplomatische respektive politische Lösung für den Syrienkonflikt angestrebt und durchgesetzt werden. – Kein Krieg, keine Waffen, keine Einschränkung der bürgerlichen Rechte, keine Hysterie, sondern: Frieden – Freiheit, Gleichheit, Solidarität. Vernunft. Die Mittel und Möglichkeiten sind dafür vorhanden. Wir brauchen keinesfalls more of a bad thing!

Darüber hinaus sind auch die Sozial-, Wohnungs- und Bildungsbedingungen in den europäischen Ländern zu verbessern. Das – und die strikte Beendigung von Kriegen! – kommt ebenfalls den Flüchtlingen zugute. Soziale Menschlichkeit. Die Welt muß, kann, darf und soll besser werden. Daran ist zu arbeiten, dafür ist zu kämpfen. Die Zivilklausel für die Wissenschaften gehört dazu. Es lohnt sich.

„Es wird freilich noch einige Zeit dauern, bis dieses Fest gefeiert werden kann, bis die Emanzipation durchgesetzt sein wird; aber sie wird endlich kommen, diese Zeit, wir werden versöhnt und allgleich, um denselben Tisch sitzen; wir sind dann vereinigt und kämpfen vereinigt gegen andere Weltübel, vielleicht am Ende gar gegen den Tod – dessen eisernes Gleichheitssystem uns wenigstens nicht so sehr beleidigt wie die lachende Ungleichheitslehre des Aristokratismus.“

Heinrich Heine, „Reise von München nach Genua“, 1828.

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1. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2015/16

Der Error des Krieges
Ein Friedensplädoyer

„In Syrien und im Irak verteidigen wir unsere nationale innere Sicherheit.“

Norbert Röttgen (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages: „In Syrien verteidigen wir unsere Sicherheit“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), Rubrik „Fremde Federn“, 28.11.'15, S. 8.

 

„Nachdem für die Terrorbande schon seit längerem das Attribut islamisch faktisch akzeptiert worden ist, gilt das jetzt auch offenbar für die Qualität des Staates. Denn nach klassischer völkerrechtlicher Definition sind nur Staaten kriegsführungsfähig. (...) Die Folgen des ‚Krieges gegen den Terror‘ sind bekannt: Bis heute ist Afghanistan von Frieden weit entfernt. Im Gegenteil: Die Taliban dringen immer weiter vor – und der anhaltende ‚Krieg gegen den Terror‘ produziert laufend neue potentielle Terroristen, ob durch Drohnenangriffe auf Hochzeitsgesellschaften oder, wie zuletzt, durch einen US-amerikanischen Angriff auf eine Klinik in Kundus, bei dem mindestens 30 Menschen ums Leben kamen. (...) Immerhin weisen die Beschlüsse des G-20-Gipfels von Antalya in die richtige Richtung: bessere Überwachung der Syrien-Kämpfer, Stopp der Öleinnahmen und Finanzströme der Terroristen, engere geheimdienstliche Zusammenarbeit der wichtigsten Industrie- und Schwellenländer.“

Albrecht von Lucke, „Freitag der Dreizehnte: Die Welt im Krieg?“, „Blätter für deutsche und internationale Politik, 12/2015, S. 5-8.“

Längst erwiesen: Nur Frieden schafft Frieden!

Krieg? – Es ist nicht oft genug zu betonen: Der Krieg ist zu beenden, die Waffenexporte sind zu stoppen, der IS ist finanziell und waffentechnisch auszutrocknen (auch durch Saudi-Arabien, Qatar und die Türkei) sowie politisch zu ächten. Auch echte Aufklärung ist ein Friedensfaktor. Eine internationale diplomatische Offensive ist dringend erforderlich. Eine zivile Entwicklungsperspektive für die Welt ist das einzige, was zählt: Nur Frieden schafft Frieden.

Dagegen steht die kriegerische Mission der schwarz-blaßroten Bundesregierung, die 1.200 Soldaten sowie Aufklärungsjets, eine Fregatte und Tankflugzeuge nach Syrien schickt. Legitimiert wird dieser militärische Einsatz in einem schon jetzt kriegsverheerten Land mit dem „Verteidigungsfall“, der weder nach der UN-Charta noch nach dem Grundgesetz gegeben ist.

Selbst abgesehen davon, daß dieser Krieg den Terror nicht beseitigt, sondern nur weiter nährt, geht es auf diesem Schlachtfeld um geostrategische Interessen der Dominanz respektive um die freie ökonomische Verfügung über Rohstoffe und Transportwege. (Dies ist schon seit den „verteidigungspolitischen Richtlinien“ von 1993 bekannt.)

Die internationale Friedensbewegung, Teile der Wissenschaften, der Publizistik und in der parteilichen Politik sprechen eine gänzlich andere Sprache: Eine aufgeklärte, zivil gebildete, sozial gerechte, ökologisch rationale, gewaltfreie und kultivierte Welt läßt sich nicht herbeibomben, sondern ist nur mit den richtigen Mitteln zu humanen Zwecken zu erreichen und neu zu errichten. Insofern sind kritische Vernunft und kämpferische Geduld unerläßlich. Von der Mehrheit für die Mehrheit. Von mündigen Persönlichkeiten für den Frieden.

Eine Zivilklausel für die Hochschulen gehört auf diesem Wege dazu.

The good, the bad, and the ugly...
Wir und die anderen

Kultivierter Ungehorsam

„Ich habe den Eindruck, dass Spiritualität insgesamt momentan eine sehr große Anziehungskraft hat. Als würde sie irgendeine Leerstelle füllen.
Es stimmt: Religiosität und Religion sind auf dem Vormarsch, nicht nur unter Muslimen. Das ist verständlich, denn die Welt wandelt sich sehr schnell, und wir haben eine Situation, die ganz viele Unsicherheiten birgt.“

Der Psychologe Ahmad Mansour im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ („FAS“), 22.11 ́15, S. 47.

 

„Die Polizei hat Strafanzeige gegen das Staatstheater Mainz erstattet – wegen Störung einer AfD-Demonstration. 120 Mitarbeiter des Theaters hatten am vergangenen Samstag im Foyer des Gebäudes Beethovens “Ode an die Freude„ gesungen, während die “Alternative für Deutschland„ draußen eine Kundgebung unter dem Motto “Gegen das Asylchaos„ abhielt. (...) ›Wenn man dafür eine Anzeige bekommt, dann ist das eben so‹, sagt Intendant Markus Müller. Die Aktion war seine Idee. In einer Hausmail lud er die Belegschaft ein, die “besonderen akustischen Gegebenheiten des Foyers auszutesten„, und zwar bei einer Probe des berühmten Schlusschores aus Beethovens 9. Symphonie. “Alle Menschen werden Brüder„, heißt es darin in den Worten Friedrich Schillers.“

Esther Widmann, „Staatstheater übertönt AfD mit Beethoven – Polizei erstattet Anzeige“, „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“), 24.11. ́15.

 

„Aufklärung in allen Ständen besteht eigentlich in richtigen Begrriffen von unsern wesentlichen Bedürfnissen.” (246)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft J, 1789.

Die Welt ist in Unruhe. Das macht vor keinem Winkel halt. Diese Bewegung verlangt weitgehende Entscheidungen.

Die Richtung ist allerdings relevant: Hinaus aus der Kriegsgesellschaft, hin zu sozialen und solidarischen Verhältnissen? Aufgeklärt, engagiert, kooperativ, kritisch und mit Wohlklang?

Diese Fragen des Welt- und Menschenbildes – der Entwicklung der Persönlichkeit – sind auch für die Hochschulentwicklung von Bedeutung und Maßstab für die kandidierenden Gruppierungen. Die wesentlichen Bedürfnisse sind menschlicher Natur.

Rechts (Witz wider Willen)

„RCDS (CDU-HOCHSCHULGRUPPE)“

„LINKS-GRÜN IST NICHT DIE LÖSUNG. SIE SIND DAS PROBLEM.“
Mal Singular, mal Plural – Meister der Grammatik. Ansonsten nur Gegreine über den AStA.
Unkultivierter Gehorsam.

„Bier und Glühwein statt Zettelflut in den Mensen“

Hier treffen sich Stammtischfreunde der Jungen Union aus der Hamburger Peripherie.
Darauf einen Salamander!

„Liberale Hochschulgruppe“

„Eine Karte statt Studentenausweiss, Bibliotheksausweiss, Semesterticket.“
Die Freiheit der Rechtschreibung beginnt da, wo der Neoliberalismus alles erlaubt.
Umgreifend anachronistisch.

Gemäßigter inegalitär (Im Mäntelchen)

„HWP-Liste & Offene Ausländerliste“

Trotz Marx-Zitat (Weltveränderung) haben diese Leute wenig mit Frieden und Internationalismus am baseball cap. Links blinken und klientilistisch fahren.

„MIN-Liste“

„Trinkwasserspender an jedem Standort.“ - Falls in der MIN-Wüste mal die Verdurstung droht. Reiner Service für einen konformen Studienalltag. Fern jeglicher Studienreform.

„Jura-Liste“

Auch sie wollen Trinkwasser in den Gebäuden. Sehr minimalistisch. Deshalb sind sie ebenso gegen alles Linke bzw. einen verantwortlichen Gesellschaftsbezug.
Recht als Ordnung.

„WiWi-Liste“

Mehr als „Campus Card“, längere Bibliotheksöffnungszeiten (für WiWi) und ein bißchen Initiativenunterstützung ist bei ihnen nicht zu finden. Das ist wissenschaftlich, volkswirtschaftlich und für die – zumal: gesamte – Interessenvertretung recht dürftig. Des Menschen Wille ist sein Hamsterrad.

Liberal

„Die Bart-Liste“

Eine kleine Metamorphose von „Die Liste“. Sie haben einen Bart. Aber was ist ihr Gesicht?

„MIBAS Nachhaltigkeit“

„Weniger Worte, mehr Taten. Nachhaltigkeit.“ Wer etwas tun und davon überzeugen möchte, muß dies zum Ausdruck bringen. Authentizität. Ehrlich.

„UNIcorns – Undogmatische Liste“

Sie sind die Liste mit dem „Flausch“ und den „Freiräumen“ - abhängen in der „Teestube“. Daraus wird schwerlich Hochschulpolitik mit kritischem Gesellschaftsbezug. Schade.

„CampusGrün“

Hier kandidieren bemühte Demokraten, die BaMa (weiter) reformieren, mehr Mitbestimmung und veganes Essen in der Mensa wollen – gegen Rassismus und andere grob mindernde Ideologien. Mit Interesse teilgenommen.

Linksliberal

„Alternative Linke - Regenbogen/Fachschaftsbündnis“

„Für eine herrschaftsfreie, solidarische Gesellschaft.“
Der Regenbogen ist immer bei gleichzeitig Regen und Sonne zu sehen.
So sind die Kandidierenden bei vielen kritischen Aktivitäten beteiligt und gegen Rechts orientiert.
Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 1).

Links

SDS* - Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband

Friedensbewegt, sozialkritisch, gegen Konkurrenz und für die konsequente Fortsetzung der Studienreform bzw. kritische Wissenschaften. Eine Verwandte.
Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 1).

harte zeiten, junge sozialisten & fachschaftsaktive

Die echten Linken in der Sozialdemokratie betonen den unversöhnlichen Gegensatz von Krieg und Frieden bzw. von Nationalismus und sozialer Progression. Der Neoliberalismus gehört überwunden durch gemeinsames Engagement. So bekommt die Studienreform Sinn, Zweck und Richtung.
Gemeinsame Liste (1) zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!).

Liste LINKS

Die Musik ist realisiert durch Komposition, Dirigent, Orchester, Chor, Solisten (instrumental und stimmlich), gemeinsame Aufführung, ambitioniertes Publikum, lebendigen Zeitbezug und wirkungsvollen Nachklang. Komplexe Werke bedürfen der Beteiligung Aller.
Kultivierte Progression.
Gemeinsame Liste (1) zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!).

Bücher

„Wenn der Mensch
von den Umständen
gebildet wird, so muß
man die Umstände
menschlich bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
1844/45, MEW 2, S.138.

Werte: Worte und Musik
Ein Hinweis zum Handeln

„Manchmal vergessen wir über all den Prozessen und Verhandlungen den wichtigsten menschlichen Impuls: den Willen. Wenn wir das Bedürfnis, miteinander zu sprechen, nicht haben, dann werden wir es nicht schaffen. (...) Ohne Musikerziehung werden wir eines Tages kein Publikum mehr haben. Das Grundproblem ist der Mangel an Musikerziehung, überall auf der Welt, nicht nur in Deutschland. Man kann heutzutage ein gebildeter Mensch sein, viel verstehen von Philosophie, Kunst, Theater oder Literatur, und absolut null Beziehung zur Musik haben. Das war früher unmöglich.“

Daniel Barenboim im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“, 19. 11. 2015, S. 21.

 

„Allgemeinverständlichkeit kann es in der Musik nur geben, wenn die Musik entweder zum Primitiven reduziert wird oder wenn jedermann die Sprache der Musik erlernt.“

Nicolaus Harnoncourt, „Musik als Klangrede“, Salzburg und Wien 2014, S. 11f.

Musik ist international verständlich und kann so der übergreifenden Verständigung dienen. Sie handelt von Ärger, Freude, Konflikt, Entwicklung, menschlichem Ringen, Dissonanz, Gleichklang, Streit, Gemeinsamkeit – und auch von humorvoller Auflösung. Sie ist meistens mit dem Wort verbunden. Verstand und Gefühl werden (als eine lebendige Einheit) gebildet.

Das ersetzt zwar keineswegs das politische Handeln – für Frieden, Bildung, Arbeit und Kultur für Alle, für die Studienreform –, substantiiert aber unfraglich die Persönlichkeiten und ihre Kooperationsfähigkeit – auch in der aktiven Kritik von Kriegen, Armut, Elend, Rassismus und anderen Deformationen und Beschränkungen.

Der Mensch ist vielfältig und will sich – sozial, politisch und kulturell – verwirklichen.

Das gilt in Hochschule und Gesellschaft. Das sei gesagt und getan.

So kooperieren wir mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in den Gremien der studentischen Interessenvertretung, in der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat, in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau. Wir sind bundesweit als Gründungsmitglied im Hochschulgruppenverband Die Linke.SDS organisiert.

Dieses Engagement ist uns alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation als erstes Bedürfnis. Dem sollte sich auf Dauer niemand entziehen.

„Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“

Bertolt Brecht, „Lob der Dialektik“, 1934.

Die Kandidierenden

Gunhild Berdal, StuPa-Präsidium, GEW, Die LINKE Landesvorstand & AGFrieden,

Till Petersen, StuPa, Fachschaftsrätekonferenz (FSRK), Fakultätsrat ErzWiss, Die LINKE

Sinah Mielich, FSR Erziehungswiss., Fakultätsrat ErzWiss., GEW, Die LINKE

Thomas Stahlhut, FSR Geschichte, FSRK, Fakultätsrat Geisteswiss., Die LINKE

Olesya Orlova, Medien & Kommunikation, Beratung Referat für internat. Stud. (RiS)

Olaf Walther, BdWi, Tucholsky-Gesellschaft, Borchert-Gesellschaft, ver.di, Die LINKE

Kristian Glaser, Bund demokratisch. Wissenschaftl. (BdWi), Die LINKE Landesvorstand

Despina Chaluppa, Biologie, FSRK, Die LINKE

Matthias Kruspe, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Nils Kellermann, Politische Wissenschaften, FSRK, Die LINKE

Elias Gläsner, Fakultätsrat Medizin, kritische Mediziner, FSRK, Die LINKE

Eray Öztürk, Medizin, YXK, Die LINKE

Arda Recap, Sonderpädagogik, YXK

Firat Nar, YXK

Gülestan Kahraman, Jura

Mohammad Poori, Studienkolleg

Irina Troitskaya, Geschichte & Politische Wissenschaften, RiS-Beratung

Miriam Betancourt, Sozialökonomie, BFGS

Marcia Leticia Romero, Flüchtlingshilfe

Chiaffredo Turina, Philosophie/Italienisch

Alexey Markin, Kunstgeschichte

Nelli Mirgarifoniva, Medien & Komm., RiS

Aliou Diba, Promotion Geowiss., BFGS

Sahar Khalilzadeh, Promotion Biologie

Luanny Tiago da Conceicao, FSR Romanistik

Jose Arthur Mommertz, FSR LASt

Anderson J. Mesquita Dantas, FSR LASt

Alma Kleen, FSR LASt, SJ – Die Falken

Kolja Griebner, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswissenschaften, ver.di, Die LINKE

Rörd Hinrichsen, FSR Geschichte, Die LINKE

Eik Recke, FSR Geschichte, Die LINKE

Timo Hauschild, FSR Geschichte, Die LINKE

Jonas Hoppe, FSR Geschichte

Christoph Querhammer, FSR Geschichte

John S. Will, Gesch., VVN-BdA, Die LINKE

Alexander Benthin, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Ruben Hittmeyer, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Thomas Walter, FSR Philosophie, MA

Eugen Raider, FSR Philosophie

Fabian Fritz, FSR Erziehungswissenschaft

Samira Lynn Morcos, Studierendenzentrum Erziehungswissenschaft

Florian Muhl, Die LINKE Landesvorst., GEW

Tim Schwanitz, Prüfungsausschuß BABE, FSR Erziehungswissenschaft

Sarah Kay, MA Lehramt, Germ. & Sozialwiss.

Jelka Holzberger, BA Erziehungs- & Bildungswiss., FSR Erziehungswissenschaft

Nikolaus Teichmüller, Promotion Erziehungswissenschaft, IG Metall

Philip Metzner, Bewegungswissenschaft

Eduard Heichel, Afrikanistik, Die LINKE

Ellen Stein, DSL Theater & Medien

Mareike Wübbenhorst, Schweinebucht

Denzel Egbon, Geschichte

Verena Loci, Finnougristik

Tatyana Sheina, Sinologie

Polina Khita, Lehramt

David Astani, Promotion Politische Wiss.

Ansgar Ridder, Soziologie, verdi, Autonom

Rene Schönheinz, Sozialökonomie

Jörg Gunther, Sozialökonomie, Die LINKE

Rachid Messaoudi, Sozialökononie, Die LINKE

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2. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2015/16

Konstruktives Mißtrauen
Sinn und Zweck der Kritik

„Das tiefe Misstrauen gegen die ‚Elite‘, gegen politische Entscheidungen und wirtschaftliche Interessen birgt viel mehr Konfliktpotenzial als die bloße Frage nach Olympia.“

Norbert Röttgen (CDU), Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses des Bundestages: „In Syrien verteidigen wir unsere Sicherheit“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), Rubrik „Fremde Federn“, 28.11. ́15, S. 8.

 

„Hätte es einen Volksentscheid über den Bau der Hafencity gegeben oder über die Elbphilharmonie, es wären weder das eine noch das andere je gebaut worden.“

Frank Pergande, „Wo Politik endet“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 2.12. ́15, S. 1.

 

„Der Republikanismus eines Volkes besteht dem Wesen nach darin: daß der Republikaner an keine Autorität glaubt, daß er nur die Gesetze hochachtet, daß er von Vertretern derselben beständig Rechenschaft verlangt, sie mit Mißtrauen beobachtet, sie kontrolliert, daß er also nie den Personen anhängt und diese vielmehr, je höher sie aus dem Volke hervorragen, desto emsiger mit Widerspruch, Argwohn, Spott und Verfolgung niederzuhalten sucht.“

Heinrich Heine, „Französische Zustände“, Artikel IX, 1832..

„Der kapitalistische Produktionsprozeß ist Einheit von Arbeitsprozeß und Verwertungsprozeß.“ Karl Marx, Das Kapital, Band 1, „6. Kapitel“, Entwurf 1866, nachträglich veröffentlicht 1933.

„Republikanismus“: Auch nachdrücklich konservative Systembewahrer – in welcher Berufssparte auch immer – können bisweilen nicht an sich halten und müssen unumkehrbar Wahres aussagen. Elbphilharmonie, Hafencity und die Olympischen Spiele sind in ihrer rein kommerziellen und Image bildenden Großkonzeption, die viele öffentliche Gelder verschlingt (die dann dem Allgemeinwohl fehlen), das soziale Leben verteuert und die darüber hinaus jeweils auch noch häßlich sind, immer weniger überzeugend für den Großen Lümmel (Bevölkerung). Die direkten staatlichen Ausgaben für die Flüchtlingshilfe, den sozialen Wohnungsbau, die nachhaltige Instandhaltung aller Verkehrswege, den Schul- und Breitensport, den Schwimm- und Musikunterricht erweisen sich vielfach als sinnvoller und nützlicher.

In diesem Zusammenhang ist gleichfalls bemerkenswert, daß die Hamburger Handelskammer, die ja die Olympia-Bewerbung der Stadt sehr getrieben hat, vor dem Verwaltungsgericht ihre Grenzen bei der politischen Einflußnahme gezogen bekommen hat. Streitfall vor Gericht war die Propaganda der Kammer 2013 gegen den Rückkauf der Energienetze. Laut Urteil soll sich die Interessenvertretung der (Groß-)Kaufleute hinkünftig nur noch sehr zurückhaltend zu politischen Fragen äußern. (In der Kammer sind alle Unternehmen, auch die kleinsten, automatisch Mitglied und es gibt dort kaum entwickelte demokratische Entscheidungsprozesse.) Hier zeigt sich erneut, daß Demokratie und soziale Entwicklung einerseits und reines Gewinnstreben andererseits sich in einer gewissen Spannung befinden.

Diese sichtbare Spannung hat dazu geführt, daß sich eine Mehrheit gegen die fragwürdige Olympia-Bewerbung der Stadt ausgesprochen hat. Die dafür projektierten öffentlichen Finanzmittel können nun direkt für allgemeine Zwecke eingesetzt werden. Das demokratische Beispiel zeigt außerdem, daß sich Kritik und politisches Zusammenwirken lohnen. Man sollte damit nicht aufhören. Das sind neue Hamburger Zustände.

The good, the bad, and the ugly...
Wir und die anderen

Kultivierter Ungehorsam

„Ich habe den Eindruck, dass Spiritualität insgesamt momentan eine sehr große Anziehungskraft hat. Als würde sie irgendeine Leerstelle füllen.
Es stimmt: Religiosität und Religion sind auf dem Vormarsch, nicht nur unter Muslimen. Das ist verständlich, denn die Welt wandelt sich sehr schnell, und wir haben eine Situation, die ganz viele Unsicherheiten birgt.“

Der Psychologe Ahmad Mansour im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ („FAS“), 22.11 ́15, S. 47.

 

„Die Polizei hat Strafanzeige gegen das Staatstheater Mainz erstattet – wegen Störung einer AfD-Demonstration. 120 Mitarbeiter des Theaters hatten am vergangenen Samstag im Foyer des Gebäudes Beethovens “Ode an die Freude„ gesungen, während die “Alternative für Deutschland„ draußen eine Kundgebung unter dem Motto “Gegen das Asylchaos„ abhielt. (...) ›Wenn man dafür eine Anzeige bekommt, dann ist das eben so‹, sagt Intendant Markus Müller. Die Aktion war seine Idee. In einer Hausmail lud er die Belegschaft ein, die “besonderen akustischen Gegebenheiten des Foyers auszutesten„, und zwar bei einer Probe des berühmten Schlusschores aus Beethovens 9. Symphonie. “Alle Menschen werden Brüder„, heißt es darin in den Worten Friedrich Schillers.“

Esther Widmann, „Staatstheater übertönt AfD mit Beethoven – Polizei erstattet Anzeige“, „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“), 24.11. ́15.

 

„Aufklärung in allen Ständen besteht eigentlich in richtigen Begrriffen von unsern wesentlichen Bedürfnissen.” (246)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft J, 1789.

Die Welt ist in Unruhe. Das macht vor keinem Winkel halt. Diese Bewegung verlangt weitgehende Entscheidungen.

Die Richtung ist allerdings relevant: Hinaus aus der Kriegsgesellschaft, hin zu sozialen und solidarischen Verhältnissen? Aufgeklärt, engagiert, kooperativ, kritisch und mit Wohlklang?

Diese Fragen des Welt- und Menschenbildes – der Entwicklung der Persönlichkeit – sind auch für die Hochschulentwicklung von Bedeutung und Maßstab für die kandidierenden Gruppierungen. Die wesentlichen Bedürfnisse sind menschlicher Natur.

Rechts (Witz wider Willen)

„RCDS (CDU-HOCHSCHULGRUPPE)“

„LINKS-GRÜN IST NICHT DIE LÖSUNG. SIE SIND DAS PROBLEM.“
Mal Singular, mal Plural – Meister der Grammatik. Ansonsten nur Gegreine über den AStA.
Unkultivierter Gehorsam.

„Bier und Glühwein statt Zettelflut in den Mensen“

Hier treffen sich Stammtischfreunde der Jungen Union aus der Hamburger Peripherie.
Darauf einen Salamander!

„Liberale Hochschulgruppe“

„Eine Karte statt Studentenausweiss, Bibliotheksausweiss, Semesterticket.“
Die Freiheit der Rechtschreibung beginnt da, wo der Neoliberalismus alles erlaubt.
Umgreifend anachronistisch.

Gemäßigter inegalitär (Im Mäntelchen)

„HWP-Liste & Offene Ausländerliste“

Trotz Marx-Zitat (Weltveränderung) haben diese Leute wenig mit Frieden und Internationalismus am baseball cap. Links blinken und klientilistisch fahren.

„MIN-Liste“

„Trinkwasserspender an jedem Standort.“ - Falls in der MIN-Wüste mal die Verdurstung droht. Reiner Service für einen konformen Studienalltag. Fern jeglicher Studienreform.

„Jura-Liste“

Auch sie wollen Trinkwasser in den Gebäuden. Sehr minimalistisch. Deshalb sind sie ebenso gegen alles Linke bzw. einen verantwortlichen Gesellschaftsbezug.
Recht als Ordnung.

„WiWi-Liste“

Mehr als „Campus Card“, längere Bibliotheksöffnungszeiten (für WiWi) und ein bißchen Initiativenunterstützung ist bei ihnen nicht zu finden. Das ist wissenschaftlich, volkswirtschaftlich und für die – zumal: gesamte – Interessenvertretung recht dürftig. Des Menschen Wille ist sein Hamsterrad.

Liberal

„Die Bart-Liste“

Eine kleine Metamorphose von „Die Liste“. Sie haben einen Bart. Aber was ist ihr Gesicht?

„MIBAS Nachhaltigkeit“

„Weniger Worte, mehr Taten. Nachhaltigkeit.“ Wer etwas tun und davon überzeugen möchte, muß dies zum Ausdruck bringen. Authentizität. Ehrlich.

„UNIcorns – Undogmatische Liste“

Sie sind die Liste mit dem „Flausch“ und den „Freiräumen“ - abhängen in der „Teestube“. Daraus wird schwerlich Hochschulpolitik mit kritischem Gesellschaftsbezug. Schade.

„CampusGrün“

Hier kandidieren bemühte Demokraten, die BaMa (weiter) reformieren, mehr Mitbestimmung und veganes Essen in der Mensa wollen – gegen Rassismus und andere grob mindernde Ideologien. Mit Interesse teilgenommen.

Linksliberal

„Alternative Linke - Regenbogen/Fachschaftsbündnis“

„Für eine herrschaftsfreie, solidarische Gesellschaft.“
Der Regenbogen ist immer bei gleichzeitig Regen und Sonne zu sehen.
So sind die Kandidierenden bei vielen kritischen Aktivitäten beteiligt und gegen Rechts orientiert.
Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 1).

Links

SDS* - Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband

Friedensbewegt, sozialkritisch, gegen Konkurrenz und für die konsequente Fortsetzung der Studienreform bzw. kritische Wissenschaften. Eine Verwandte.
Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 1).

harte zeiten, junge sozialisten & fachschaftsaktive

Die echten Linken in der Sozialdemokratie betonen den unversöhnlichen Gegensatz von Krieg und Frieden bzw. von Nationalismus und sozialer Progression. Der Neoliberalismus gehört überwunden durch gemeinsames Engagement. So bekommt die Studienreform Sinn, Zweck und Richtung.
Gemeinsame Liste (1) zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!).

Liste LINKS

Die Musik ist realisiert durch Komposition, Dirigent, Orchester, Chor, Solisten (instrumental und stimmlich), gemeinsame Aufführung, ambitioniertes Publikum, lebendigen Zeitbezug und wirkungsvollen Nachklang. Komplexe Werke bedürfen der Beteiligung Aller.
Kultivierte Progression.
Gemeinsame Liste (1) zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!).

Bücher

„Wenn der Mensch
von den Umständen
gebildet wird, so muß
man die Umstände
menschlich bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
1844/45, MEW 2, S.138.

Werte: Worte und Musik
Ein Hinweis zum Handeln

„Manchmal vergessen wir über all den Prozessen und Verhandlungen den wichtigsten menschlichen Impuls: den Willen. Wenn wir das Bedürfnis, miteinander zu sprechen, nicht haben, dann werden wir es nicht schaffen. (...) Ohne Musikerziehung werden wir eines Tages kein Publikum mehr haben. Das Grundproblem ist der Mangel an Musikerziehung, überall auf der Welt, nicht nur in Deutschland. Man kann heutzutage ein gebildeter Mensch sein, viel verstehen von Philosophie, Kunst, Theater oder Literatur, und absolut null Beziehung zur Musik haben. Das war früher unmöglich.“

Daniel Barenboim im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“, 19. 11. 2015, S. 21.

 

„Allgemeinverständlichkeit kann es in der Musik nur geben, wenn die Musik entweder zum Primitiven reduziert wird oder wenn jedermann die Sprache der Musik erlernt.“

Nicolaus Harnoncourt, „Musik als Klangrede“, Salzburg und Wien 2014, S. 11f.

Musik ist international verständlich und kann so der übergreifenden Verständigung dienen. Sie handelt von Ärger, Freude, Konflikt, Entwicklung, menschlichem Ringen, Dissonanz, Gleichklang, Streit, Gemeinsamkeit – und auch von humorvoller Auflösung. Sie ist meistens mit dem Wort verbunden. Verstand und Gefühl werden (als eine lebendige Einheit) gebildet.

Das ersetzt zwar keineswegs das politische Handeln – für Frieden, Bildung, Arbeit und Kultur für Alle, für die Studienreform –, substantiiert aber unfraglich die Persönlichkeiten und ihre Kooperationsfähigkeit – auch in der aktiven Kritik von Kriegen, Armut, Elend, Rassismus und anderen Deformationen und Beschränkungen.

Der Mensch ist vielfältig und will sich – sozial, politisch und kulturell – verwirklichen.

Das gilt in Hochschule und Gesellschaft. Das sei gesagt und getan.

So kooperieren wir mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in den Gremien der studentischen Interessenvertretung, in der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat, in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau. Wir sind bundesweit als Gründungsmitglied im Hochschulgruppenverband Die Linke.SDS organisiert.

Dieses Engagement ist uns alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation als erstes Bedürfnis. Dem sollte sich auf Dauer niemand entziehen.

„Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“

Bertolt Brecht, „Lob der Dialektik“, 1934.

Die Kandidierenden

Gunhild Berdal, StuPa-Präsidium, GEW, Die LINKE Landesvorstand & AGFrieden,

Till Petersen, StuPa, Fachschaftsrätekonferenz (FSRK), Fakultätsrat ErzWiss, Die LINKE

Sinah Mielich, FSR Erziehungswiss., Fakultätsrat ErzWiss., GEW, Die LINKE

Thomas Stahlhut, FSR Geschichte, FSRK, Fakultätsrat Geisteswiss., Die LINKE

Olesya Orlova, Medien & Kommunikation, Beratung Referat für internat. Stud. (RiS)

Olaf Walther, BdWi, Tucholsky-Gesellschaft, Borchert-Gesellschaft, ver.di, Die LINKE

Kristian Glaser, Bund demokratisch. Wissenschaftl. (BdWi), Die LINKE Landesvorstand

Despina Chaluppa, Biologie, FSRK, Die LINKE

Matthias Kruspe, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Nils Kellermann, Politische Wissenschaften, FSRK, Die LINKE

Elias Gläsner, Fakultätsrat Medizin, kritische Mediziner, FSRK, Die LINKE

Eray Öztürk, Medizin, YXK, Die LINKE

Arda Recap, Sonderpädagogik, YXK

Firat Nar, YXK

Gülestan Kahraman, Jura

Mohammad Poori, Studienkolleg

Irina Troitskaya, Geschichte & Politische Wissenschaften, RiS-Beratung

Miriam Betancourt, Sozialökonomie, BFGS

Marcia Leticia Romero, Flüchtlingshilfe

Chiaffredo Turina, Philosophie/Italienisch

Alexey Markin, Kunstgeschichte

Nelli Mirgarifoniva, Medien & Komm., RiS

Aliou Diba, Promotion Geowiss., BFGS

Sahar Khalilzadeh, Promotion Biologie

Luanny Tiago da Conceicao, FSR Romanistik

Jose Arthur Mommertz, FSR LASt

Anderson J. Mesquita Dantas, FSR LASt

Alma Kleen, FSR LASt, SJ – Die Falken

Kolja Griebner, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswissenschaften, ver.di, Die LINKE

Rörd Hinrichsen, FSR Geschichte, Die LINKE

Eik Recke, FSR Geschichte, Die LINKE

Timo Hauschild, FSR Geschichte, Die LINKE

Jonas Hoppe, FSR Geschichte

Christoph Querhammer, FSR Geschichte

John S. Will, Gesch., VVN-BdA, Die LINKE

Alexander Benthin, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Ruben Hittmeyer, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Thomas Walter, FSR Philosophie, MA

Eugen Raider, FSR Philosophie

Fabian Fritz, FSR Erziehungswissenschaft

Samira Lynn Morcos, Studierendenzentrum Erziehungswissenschaft

Florian Muhl, Die LINKE Landesvorst., GEW

Tim Schwanitz, Prüfungsausschuß BABE, FSR Erziehungswissenschaft

Sarah Kay, MA Lehramt, Germ. & Sozialwiss.

Jelka Holzberger, BA Erziehungs- & Bildungswiss., FSR Erziehungswissenschaft

Nikolaus Teichmüller, Promotion Erziehungswissenschaft, IG Metall

Philip Metzner, Bewegungswissenschaft

Eduard Heichel, Afrikanistik, Die LINKE

Ellen Stein, DSL Theater & Medien

Mareike Wübbenhorst, Schweinebucht

Denzel Egbon, Geschichte

Verena Loci, Finnougristik

Tatyana Sheina, Sinologie

Polina Khita, Lehramt

David Astani, Promotion Politische Wiss.

Ansgar Ridder, Soziologie, verdi, Autonom

Rene Schönheinz, Sozialökonomie

Jörg Gunther, Sozialökonomie, Die LINKE

Rachid Messaoudi, Sozialökononie, Die LINKE

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Anders singen
Fürs Vaterland zu sterben

1.
Fürs Vaterland zu sterben, gilt als ein ‚heilig‘ Pflicht.
Als Deutschlands deutsche Erben daran wir zweifeln nicht.
Und fehlt der Sinn dabei?
Gibt man uns Geld und Segen und sagt uns, wie es sei.

2.
Nach soundsoviel Jahren ist schmutzig dieser Krieg.
Wir haben pur erfahren, wem nützet wohl ein Sieg.
Und was folgt jetzt daraus?
Was sie uns auch erzählen, begeistert keine Laus.

3.
Dennoch wird neu beschworen, daß man noch braucht 'drei Jahr.
Krieg wird stets neu geboren, für Geld, ganz blank und bar.
Macht da noch jemand mit?
Wenn uns verläßt der Glauben, steigt Hoffnung Schritt für Schritt.

4.
Fürs Vaterland zu sterben, gilt schlicht als Unsinn nun.
Auch wenn sie uns umwerben, soll 'n alle Waffen ruh'n.
Und was ist Eure Wahl?
Der Mensch will besser leben, jetzt, hier und allemal.

Melodie: „Es ist ein Ros entsprungen“; Text: Olaf Walther

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3. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2015/16

Armut - sind das die anderen?
Eine Suggestivfrage?

„Deutschland ist ein Vierteljahrhundert nach der Vereinigung von BRD und DDR eine wohlhabende, aber gleichwohl tief zerklüftete Gesellschaft. Die soziale Ungleichheit hat sich im vergangenen Jahrzehnt besonders drastisch verschärft, wie selbst die OECD, ein Zusammenschluss der hoch entwickelten Industrieländer, bemängelt. (...) Die steigende Anzahl der Asylsuchenden macht die Umverteilung des Reichtums von oben nach unten noch dringlicher. (...) Je reicher eine Gesellschaft ist, umso weiter sollte ihr Armutsverständnis sein.“

Christoph Butterwegge, „Auf dem Weg ins Mittelalter *Armut * Je höher die Zahl der Asylsuchenden, desto dringlicher wird die Umverteilung des Reichtums in Deutschland“, „Freitag“, 23.12.'15, S. 10.

Armut ist nicht nur, wenn es zum Nötigsten nicht reicht und jeder Cent dreimal umgedreht werden muß, nicht nur, wenn die ankommenden Flüchtlinge – die Fluchtursachen sind wesentlich hier zu finden! – nicht menschenwürdig aufgenommen werden und leben können, sondern auch, wenn die soziale Ungleichheit für quasi natürlich erklärt wird und Alle die Schuld dafür bei sich suchen sollen. Eine Welt voller Sachzwänge?

Diese strukturelle Gewalt der materiellen Einschränkungen sowie ihre massive Rechtfertigung macht, bei allen Unterschieden im Einzelnen, alle Menschen gleich in dem, was ihnen vorenthalten wird und darin, sich gegen die sozialen und kulturellen Restriktionen aufrichten zu können bzw. sich aufzurichten.

Für diese Bewegung ist die Zeit gekommen. Und diese dringende Herausforderung der Zeit wird auch zunehmend wahrgenommen. Es wachsen mit den gesellschaftlichen Konflikten die Ambitionen für eine Welt respektive ein Leben ohne Gewalt und soziale Not und die tätige Einsicht, daß Solidarität und Fairneß dem System des Egoismus vorzuziehen sind – von Allen für Alle.

Die weit verbreitete Hilfsbereitschaft gegenüber den Flüchtlingen ist eng verknüpft mit der Ablehnung von Kriegen. Die Ablehnung des kommerziellen Events „Olympia“ in Hamburg (2024) ist nah verbunden mit den begründeten Vorstellungen einer sozial gerechteren Stadtentwicklung. Die Errichtung eines Deserteursdenkmals am Dammtorbahnhof bringt zum Ausdruck, daß diejenigen geehrt werden sollen, die nicht in den Krieg ziehen wollten und dies auch heute noch deutlich zum Ausdruck bringen – das ist beispielhaft für Vieles.

Mit diesen eindeutigen öffentlichen Ergebnissen ist ein gesellschaftlicher Mentalitätswandel erfreulich bemerkbar. „Wenn Menschen widerstehen, handeln Tatsachen.“ (Heinrich Mann)

Das hat auch Auswirkungen auf die scheinbare Natürlichkeit der allgemeinen und besonderen geistigen und sozialen Begrenzungen: Der geringere Reichtum Weniger ist die geringere Armut Vieler.

„Jede Zeit ist eine Sphinx, die sich in den Abgrund stürzt, sobald man ihr Rätsel gelöst hat.“

Heinrich Heine, „Die romantische Schule“, Erstes Buch, 1833/1835.

The good, the bad, and the ugly...
Wir und die anderen

Kultivierter Ungehorsam

„Ich habe den Eindruck, dass Spiritualität insgesamt momentan eine sehr große Anziehungskraft hat. Als würde sie irgendeine Leerstelle füllen.
Es stimmt: Religiosität und Religion sind auf dem Vormarsch, nicht nur unter Muslimen. Das ist verständlich, denn die Welt wandelt sich sehr schnell, und wir haben eine Situation, die ganz viele Unsicherheiten birgt.“

Der Psychologe Ahmad Mansour im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ („FAS“), 22.11 ́15, S. 47.

 

„Die Polizei hat Strafanzeige gegen das Staatstheater Mainz erstattet – wegen Störung einer AfD-Demonstration. 120 Mitarbeiter des Theaters hatten am vergangenen Samstag im Foyer des Gebäudes Beethovens “Ode an die Freude„ gesungen, während die “Alternative für Deutschland„ draußen eine Kundgebung unter dem Motto “Gegen das Asylchaos„ abhielt. (...) ›Wenn man dafür eine Anzeige bekommt, dann ist das eben so‹, sagt Intendant Markus Müller. Die Aktion war seine Idee. In einer Hausmail lud er die Belegschaft ein, die “besonderen akustischen Gegebenheiten des Foyers auszutesten„, und zwar bei einer Probe des berühmten Schlusschores aus Beethovens 9. Symphonie. “Alle Menschen werden Brüder„, heißt es darin in den Worten Friedrich Schillers.“

Esther Widmann, „Staatstheater übertönt AfD mit Beethoven – Polizei erstattet Anzeige“, „Süddeutsche Zeitung“ („SZ“), 24.11. ́15.

 

„Aufklärung in allen Ständen besteht eigentlich in richtigen Begrriffen von unsern wesentlichen Bedürfnissen.” (246)

Georg Christoph Lichtenberg, „Sudelbücher“, Heft J, 1789.

Die Welt ist in Unruhe. Das macht vor keinem Winkel halt. Diese Bewegung verlangt weitgehende Entscheidungen.

Die Richtung ist allerdings relevant: Hinaus aus der Kriegsgesellschaft, hin zu sozialen und solidarischen Verhältnissen? Aufgeklärt, engagiert, kooperativ, kritisch und mit Wohlklang?

Diese Fragen des Welt- und Menschenbildes – der Entwicklung der Persönlichkeit – sind auch für die Hochschulentwicklung von Bedeutung und Maßstab für die kandidierenden Gruppierungen. Die wesentlichen Bedürfnisse sind menschlicher Natur.

Rechts (Witz wider Willen)

„RCDS (CDU-HOCHSCHULGRUPPE)“

„LINKS-GRÜN IST NICHT DIE LÖSUNG. SIE SIND DAS PROBLEM.“
Mal Singular, mal Plural – Meister der Grammatik. Ansonsten nur Gegreine über den AStA.
Unkultivierter Gehorsam.

„Bier und Glühwein statt Zettelflut in den Mensen“

Hier treffen sich Stammtischfreunde der Jungen Union aus der Hamburger Peripherie.
Darauf einen Salamander!

„Liberale Hochschulgruppe“

„Eine Karte statt Studentenausweiss, Bibliotheksausweiss, Semesterticket.“
Die Freiheit der Rechtschreibung beginnt da, wo der Neoliberalismus alles erlaubt.
Umgreifend anachronistisch.

Gemäßigter inegalitär (Im Mäntelchen)

„HWP-Liste & Offene Ausländerliste“

Trotz Marx-Zitat (Weltveränderung) haben diese Leute wenig mit Frieden und Internationalismus am baseball cap. Links blinken und klientilistisch fahren.

„MIN-Liste“

„Trinkwasserspender an jedem Standort.“ - Falls in der MIN-Wüste mal die Verdurstung droht. Reiner Service für einen konformen Studienalltag. Fern jeglicher Studienreform.

„Jura-Liste“

Auch sie wollen Trinkwasser in den Gebäuden. Sehr minimalistisch. Deshalb sind sie ebenso gegen alles Linke bzw. einen verantwortlichen Gesellschaftsbezug.
Recht als Ordnung.

„WiWi-Liste“

Mehr als „Campus Card“, längere Bibliotheksöffnungszeiten (für WiWi) und ein bißchen Initiativenunterstützung ist bei ihnen nicht zu finden. Das ist wissenschaftlich, volkswirtschaftlich und für die – zumal: gesamte – Interessenvertretung recht dürftig. Des Menschen Wille ist sein Hamsterrad.

Liberal

„Die Bart-Liste“

Eine kleine Metamorphose von „Die Liste“. Sie haben einen Bart. Aber was ist ihr Gesicht?

„MIBAS Nachhaltigkeit“

„Weniger Worte, mehr Taten. Nachhaltigkeit.“ Wer etwas tun und davon überzeugen möchte, muß dies zum Ausdruck bringen. Authentizität. Ehrlich.

„UNIcorns – Undogmatische Liste“

Sie sind die Liste mit dem „Flausch“ und den „Freiräumen“ - abhängen in der „Teestube“. Daraus wird schwerlich Hochschulpolitik mit kritischem Gesellschaftsbezug. Schade.

„CampusGrün“

Hier kandidieren bemühte Demokraten, die BaMa (weiter) reformieren, mehr Mitbestimmung und veganes Essen in der Mensa wollen – gegen Rassismus und andere grob mindernde Ideologien. Mit Interesse teilgenommen.

Linksliberal

„Alternative Linke - Regenbogen/Fachschaftsbündnis“

„Für eine herrschaftsfreie, solidarische Gesellschaft.“
Der Regenbogen ist immer bei gleichzeitig Regen und Sonne zu sehen.
So sind die Kandidierenden bei vielen kritischen Aktivitäten beteiligt und gegen Rechts orientiert.
Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 1).

Links

SDS* - Sozialistisch-Demokratischer Studierendenverband

Friedensbewegt, sozialkritisch, gegen Konkurrenz und für die konsequente Fortsetzung der Studienreform bzw. kritische Wissenschaften. Eine Verwandte.
Kandidaturen für das Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!) zum Akademischen Senat (Liste 1).

harte zeiten, junge sozialisten & fachschaftsaktive

Die echten Linken in der Sozialdemokratie betonen den unversöhnlichen Gegensatz von Krieg und Frieden bzw. von Nationalismus und sozialer Progression. Der Neoliberalismus gehört überwunden durch gemeinsames Engagement. So bekommt die Studienreform Sinn, Zweck und Richtung.
Gemeinsame Liste (1) zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!).

Liste LINKS

Die Musik ist realisiert durch Komposition, Dirigent, Orchester, Chor, Solisten (instrumental und stimmlich), gemeinsame Aufführung, ambitioniertes Publikum, lebendigen Zeitbezug und wirkungsvollen Nachklang. Komplexe Werke bedürfen der Beteiligung Aller.
Kultivierte Progression.
Gemeinsame Liste (1) zum Akademischen Senat: Bündnis für Aufklärung und Emanzipation (BAE!).

Bücher

„Wenn der Mensch
von den Umständen
gebildet wird, so muß
man die Umstände
menschlich bilden.“

Karl Marx/Friedrich Engels,
„Die heilige Familie“
1844/45, MEW 2, S.138.

Werte: Worte und Musik
Ein Hinweis zum Handeln

„Manchmal vergessen wir über all den Prozessen und Verhandlungen den wichtigsten menschlichen Impuls: den Willen. Wenn wir das Bedürfnis, miteinander zu sprechen, nicht haben, dann werden wir es nicht schaffen. (...) Ohne Musikerziehung werden wir eines Tages kein Publikum mehr haben. Das Grundproblem ist der Mangel an Musikerziehung, überall auf der Welt, nicht nur in Deutschland. Man kann heutzutage ein gebildeter Mensch sein, viel verstehen von Philosophie, Kunst, Theater oder Literatur, und absolut null Beziehung zur Musik haben. Das war früher unmöglich.“

Daniel Barenboim im Gespräch mit dem „Hamburger Abendblatt“, 19. 11. 2015, S. 21.

 

„Allgemeinverständlichkeit kann es in der Musik nur geben, wenn die Musik entweder zum Primitiven reduziert wird oder wenn jedermann die Sprache der Musik erlernt.“

Nicolaus Harnoncourt, „Musik als Klangrede“, Salzburg und Wien 2014, S. 11f.

Musik ist international verständlich und kann so der übergreifenden Verständigung dienen. Sie handelt von Ärger, Freude, Konflikt, Entwicklung, menschlichem Ringen, Dissonanz, Gleichklang, Streit, Gemeinsamkeit – und auch von humorvoller Auflösung. Sie ist meistens mit dem Wort verbunden. Verstand und Gefühl werden (als eine lebendige Einheit) gebildet.

Das ersetzt zwar keineswegs das politische Handeln – für Frieden, Bildung, Arbeit und Kultur für Alle, für die Studienreform –, substantiiert aber unfraglich die Persönlichkeiten und ihre Kooperationsfähigkeit – auch in der aktiven Kritik von Kriegen, Armut, Elend, Rassismus und anderen Deformationen und Beschränkungen.

Der Mensch ist vielfältig und will sich – sozial, politisch und kulturell – verwirklichen.

Das gilt in Hochschule und Gesellschaft. Das sei gesagt und getan.

So kooperieren wir mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in den Gremien der studentischen Interessenvertretung, in der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat, in Fakultätsräten, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neofaschismus, in Aktivitäten gegen Sozialabbau. Wir sind bundesweit als Gründungsmitglied im Hochschulgruppenverband Die Linke.SDS organisiert.

Dieses Engagement ist uns alltägliche und sehr menschliche Angelegenheit. Allseitige Emanzipation als erstes Bedürfnis. Dem sollte sich auf Dauer niemand entziehen.

„Wer seine Lage erkannt hat, wie soll der aufzuhalten sein?“

Bertolt Brecht, „Lob der Dialektik“, 1934.

Die Kandidierenden

Gunhild Berdal, StuPa-Präsidium, GEW, Die LINKE Landesvorstand & AGFrieden,

Till Petersen, StuPa, Fachschaftsrätekonferenz (FSRK), Fakultätsrat ErzWiss, Die LINKE

Sinah Mielich, FSR Erziehungswiss., Fakultätsrat ErzWiss., GEW, Die LINKE

Thomas Stahlhut, FSR Geschichte, FSRK, Fakultätsrat Geisteswiss., Die LINKE

Olesya Orlova, Medien & Kommunikation, Beratung Referat für internat. Stud. (RiS)

Olaf Walther, BdWi, Tucholsky-Gesellschaft, Borchert-Gesellschaft, ver.di, Die LINKE

Kristian Glaser, Bund demokratisch. Wissenschaftl. (BdWi), Die LINKE Landesvorstand

Despina Chaluppa, Biologie, FSRK, Die LINKE

Matthias Kruspe, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Nils Kellermann, Politische Wissenschaften, FSRK, Die LINKE

Elias Gläsner, Fakultätsrat Medizin, kritische Mediziner, FSRK, Die LINKE

Eray Öztürk, Medizin, YXK, Die LINKE

Arda Recap, Sonderpädagogik, YXK

Firat Nar, YXK

Gülestan Kahraman, Jura

Mohammad Poori, Studienkolleg

Irina Troitskaya, Geschichte & Politische Wissenschaften, RiS-Beratung

Miriam Betancourt, Sozialökonomie, BFGS

Marcia Leticia Romero, Flüchtlingshilfe

Chiaffredo Turina, Philosophie/Italienisch

Alexey Markin, Kunstgeschichte

Nelli Mirgarifoniva, Medien & Komm., RiS

Aliou Diba, Promotion Geowiss., BFGS

Sahar Khalilzadeh, Promotion Biologie

Luanny Tiago da Conceicao, FSR Romanistik

Jose Arthur Mommertz, FSR LASt

Anderson J. Mesquita Dantas, FSR LASt

Alma Kleen, FSR LASt, SJ – Die Falken

Kolja Griebner, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswissenschaften, ver.di, Die LINKE

Rörd Hinrichsen, FSR Geschichte, Die LINKE

Eik Recke, FSR Geschichte, Die LINKE

Timo Hauschild, FSR Geschichte, Die LINKE

Jonas Hoppe, FSR Geschichte

Christoph Querhammer, FSR Geschichte

John S. Will, Gesch., VVN-BdA, Die LINKE

Alexander Benthin, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Ruben Hittmeyer, kritische Musikwissenschaftsaktive, FSRK, Die LINKE

Thomas Walter, FSR Philosophie, MA

Eugen Raider, FSR Philosophie

Fabian Fritz, FSR Erziehungswissenschaft

Samira Lynn Morcos, Studierendenzentrum Erziehungswissenschaft

Florian Muhl, Die LINKE Landesvorst., GEW

Tim Schwanitz, Prüfungsausschuß BABE, FSR Erziehungswissenschaft

Sarah Kay, MA Lehramt, Germ. & Sozialwiss.

Jelka Holzberger, BA Erziehungs- & Bildungswiss., FSR Erziehungswissenschaft

Nikolaus Teichmüller, Promotion Erziehungswissenschaft, IG Metall

Philip Metzner, Bewegungswissenschaft

Eduard Heichel, Afrikanistik, Die LINKE

Ellen Stein, DSL Theater & Medien

Mareike Wübbenhorst, Schweinebucht

Denzel Egbon, Geschichte

Verena Loci, Finnougristik

Tatyana Sheina, Sinologie

Polina Khita, Lehramt

David Astani, Promotion Politische Wiss.

Ansgar Ridder, Soziologie, verdi, Autonom

Rene Schönheinz, Sozialökonomie

Jörg Gunther, Sozialökonomie, Die LINKE

Rachid Messaoudi, Sozialökononie, Die LINKE

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Der Untertan: ohne Zukunft
Ein Ausblick

„Aber wer hat schon sein Schicksal im Griff? Und wäre das nicht wiederum ein schlimmes Schicksal, seine Bestimmung unter Kontrolle zu haben? Die Freude am Leben wäre uns schnell verdorben, die Hoffnung vernichtet, der Glaube ohne Sinn. Ihr wisset weder den Tag noch die Stunde: Über die Zukunft soll gern die Fügung verfügen oder das Schicksal oder der liebe Gott. Sie selbst in die Hand nehmen zu wollen wäre wieder einmal eine groteske Selbstüberschätzung des Menschen: das gab es in der Weltgeschichte schon genug. Vergessen wir am Ende mal die Politik und die Horoskope und lassen es auf uns zukommen. Eine solche Haltung zeigt nämlich innere Stärke. Und die kann immer helfen, vermutlich auch 2016 (...) Geschichte wird also nicht gemacht. Sie macht uns.“

Alfons Kaiser, „Drei Worte Zukunft“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 31.12. ́15. Leitkommentar, S.1.

 

„Die alte Ordnung, die heute noch genau so besteht wie damals, nahm und gab dem Deutschen: sie nahm ihm die persönliche Freiheit, und sie gab ihm Gewalt über andere. Und sie ließen sich alle so willig beherrschen, wenn sie nur herrschen durften! Sie durften. Der Schutzmann über den Passanten, der Unteroffizier über den Rekruten, der Landrat über den Dörfler, der Gutsverwalter über den Bauern, der Beamte über Leute, die sachlich mit ihm zu tun hatten. Und jeder strebte nur immer danach, so ein Amt, so eine Stellung zu bekommen – hatte er die, ergab sich das Übrige von selbst. Das Übrige war: sich ducken und regieren und herrschen und befehlen.“

Kurt Tucholsky, „Der Untertan“, 1919. Eine Buchbesprechung des gleichnamigen Romans von Heinrich Mann (1914/1918).

„Mein Gott“! Sich fügen statt zu verfügen? Nicht mal ein bißchen Protestantismus? Man möchte dem Herrn Kaiser für seinen fatalistischen Leitkommentar in der „Zeitung für Deutschland“ ein mit einem ironischen Lächeln begleitetes Prost! zurufen. Stagnation braucht viel Likör. Entwicklung hingegen hat ein kulturelles Erbe.

Was wäre wohl der Mensch, diese ambivalente Zivilisation, ohne Unzufriedenheit, Courage, Vorstellungen, Absichten, Initiative, Erfindungen, Zusammenschlüsse, Taten, Wirkungen, neue Unzufriedenheiten usw.; ohne Höhlenmalerei, Buchdruckkunst, Philosophie, die Sozialversicherung(en), die Eisenbahn – ohne Politik, Wissenschaft, Kunst und das historische Bewußtsein, daß alles doch irgendwie anders sein kann und daß somit der einzelne Mensch an Bedeutung gewinnt, wenn er sich diese Art der Existenz vor Augen führt und sieht, daß’er nicht alleine ist und nur an positiver Bedeutung gewinnen kann?

Warum sollen wir verzichten und das auch noch für „Glück“ halten? (By the way: Was wäre Herr Kaiser ohne Arbeitsvertrag, Mitarbeiter, Leser, Verlagshaus und Computer?)

Auch in diesem Jahr bleiben die alten neuen gemeinsamen Aufgaben wie Frieden, soziale Gerechtigkeit, ein vernünftiges Mensch-Natur-Verhältnis, die Beseitigung des globalen Nord-Süd-Gefälles, Bildung, Kultur, sinnvolle Arbeit und Gesundheit für Alle und nicht zuletzt das kultivierte Bemühen, ein angenehmer Mensch zu sein.

Daran sollten wir arbeiten. Aktuell, mit Geschichtsbewußtsein, Zukunftserwartungen und, nicht zuletzt: Freude.

„Wir wollen ihnen die entziehen, auf deren Rücken sie tanzten, die, die stumpfsinnig und immer zufrieden das Unheil dieses Landes verschuldet haben, die, die wir den Staub der Heimat von den beblümten Pantoffeln gerne schütteln sähen: die Untertanen!“

Kurt Tucholsky, s.o.

Das beginnt damit, daß wir uns selbst den Eseln entziehen. Diese emanzipierende Handlungsweise gilt auch für die Wahlen zum Akademischen Senat und zum Studierendenparlament.

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„Kein schöner Land...“?
Zum Vermessen eines Ideals

„Wer qualifizierte Arbeitskraft anzubieten hat, motiviert ist und sich als Leistungsträger versteht, der sollte sein Glück versuchen dürfen, ohne auf bürokratische Hindernisse zu stoßen. (...) Doch die Einladung wurde wahllos auf Flüchtlinge, Asylbewerber und auf alle Migranten ausgedehnt, die illegal nach Deutschland einreisen. (...) Wie wird man sie aber wieder los, wenn sich herausstellt, dass sie alles wollen, nur nicht Integration?“

Jasper von Altenbockum, „Blind in die Zukunft“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ („FAZ“), 11.1. ́16, Leitkommentar, S.1.

 

„Die Dänen sind geiziger als die Italiener. Die spanischen Frauen geben sich leichter der verbotenen Liebe hin als die deutschen. Alle Letten stehlen. Alle Bulgaren riechen schlecht. Rumänen sind tapferer als Franzosen. Russen unterschlagen Geld. Das ist alles nicht wahr – wird aber im nächsten Kriege gedruckt zu lesen sein.“

Kurt Tucholsky, „Nationales“, 1924.

Unser mustergültiges Deutschland ist ein schönes Land:

Frauen werden hier hoch geachtet.

Sie erhalten für die gleiche Arbeit den gleichen Lohn wie die männlichen Kollegen, sie sind auf allen Ebenen des gesellschaftlichen Lebens vertreten, sie sind in der Regel erwerbstätig und leiden nie unter Erwerbslosigkeit oder sozialer Armut. Beides ist in Deutschland abgeschafft. Das soziale und Gesundheitssystem ist vorbildlich und für Alle zugänglich und nützlich. Vorurteile von Mehroder Minderwertigkeit sind heiter überwunden. Hier waltet ein gesellschaftlicher Humanismus.

Alle bisherigen Kriegseinsätze der Bundeswehr sind beendet. Die Rüstungsexporte sind eingestellt, da jegliche Rüstungsproduktion in zivile (Ökologie, Infrastruktur, öffentliche Mobilität) Herstellung umgewandelt worden ist. Die Beziehungen zu den meisten anderen Ländern der Welt sind freundschaftlich oder konstruktiv und vernünftig.

Richtig stramm-rechte Formationen (NPD, AfD, Pegida) – die CSU ist ein Sonderfall – sind entweder verboten oder durch Aufklärung (Kitas, Schulen, Hochschulen, Künste, Medien) und soziale bzw. demokratische Politik marginalisiert.

Das Asylrecht ist in vollem Umfang wiederhergestellt.

Flüchtlinge finden allseits freundliche Aufnahme sowie menschenwürdige (soziokulturelle) Arbeits und Lebensbedingungen. Es gibt keine finanzielle Not von Ländern und Kommunen.

Die Wirtschafts- und Handelsbeziehungen des Landes sind ausgerichtet nach fairem Austausch und gemeinsamer internationaler Entwicklung. Die Entwicklungshilfe verdient ihren Namen und ist deutlich erhöht worden.

Das aufgeklärte Strafrecht wird (z.B. bei Diebstahl, Beleidigung, Gewalt jeglicher Art) ohne Ansehen der Person, nach Recht und Gesetz sowie an dem Maßstab der Resozialisierung angewandt.

Dieses gesellschaftliche Ideal ist gegen strukturelle Hindernisse und Vorurteile aller Art zu verwirklichen.

Diese umfassende Aufgabe betrifft ebenso die Universität.

„Die falschen Staaten von Europa: England, Frankreich, Spanien, Italien, Ungarn, Preußen, Estland, Lettland, Rumänien, Bayern. Die Grenzen stehen fest.

Die richtigen Staaten von Europa: Arbeitslose, Arbeitsmänner, Arbeitgeber und Nutznießer fremder Arbeit. Die Grenzen fließen.“

Kurt Tucholsky (s.o.).

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AfD? Besser nicht!
Eine Widerlegung

„Die alte Bundesrepublik lebte, je älter sie wurde, in der Gewissheit, dass sich ‚rechts‘ aus historischen Gründen eine akzeptable Partei nicht gründen konnte. CDU, CSU und FDP waren für die Konservativen da, sofern sie sich überhaupt so nennen wollten. Das ging schließlich so weit, dass ‚rechts‘ gesagt wurde, wo rechtsradikal gemeint war. Die Folge: Zwischen Mitte und rechtsradikal gab es scheinbar nichts mehr. (...) Doch der Platz zwischen Mitte und rechtsradikal ist nie und nirgends verschwunden.“

Jasper von Altenbockum, „Am Ende des Regenbogens“, „Frankfurter Allgemeine Zeitung / Zeitung für Deutschland“ („FAZ“), 5.3. ́16, Leitkommentar S. 1.

 

„Kriege werden viel mehr gemacht, als sie entstehen – wer da mit magischen Geschichten kommt, hat viel zu gewinnen im Kriege – und wenig zu verlieren. (...) ‚Alle Franzosen sind Windbeutel.‘ – ‚Spanier sind stolz‘ (den ganzen Tag über). ‚Engländer reden mit keinem Menschen...‘ und so in infinitum. Gewöhnlich sind diese Urteile falsche Verallgemeinerungen richtiger Beobachtung von Einzelzügen – ganz richtig sind sie niemals.“

Kurt Tucholsky, „Die ›dummen‹ Schweden“, 1929.

Es muß gesagt werden dürfen – die „Alternative für Deutschland“ hat ein gefährlich simples bzw. falsches Welt- und Menschenbild:

Die regelhafte Drei-Kind-Familie in einer ordentlichen Ehe diene zur biologisch-biederen Mehrung des deutschen Volkes – alles andere ist widernatürlich. Frauen sind nicht gleichberechtigt.

Der Mindestlohn verdirbt den Charakter. Das Kapital soll keine Steuern zahlen. Die D-Mark ist hart (früher war mehr Lametta).

Die Ausländer überfremden uns und nehmen uns alles weg. Die Grenzen gehören dichtgemacht. Notfalls werden sie mit Schußwaffen gegen Flüchtlinge verteidigt.

Es soll weniger über die Nazi-Zeit geredet werden. Diese Zeit besteht bloß aus den „Unglücksjahren unserer Geschichte“.

Kunst und Kultur sollen Folklore sein und unser Heimatgefühl stärken. (Brecht fand Schunkeln nicht so schön.)

Homosexuelle Menschen sind sowieso igittiba (siehe Familie).

Erneuerbare Energien sind nicht gut. Die Kernenergie ist in Ordnung. Sie gibt der deutschen Wirtschaft Kraft. Die muß brummen. (Gemacht in Deutschland.) Hier werden Ängste mo- bilisiert, um sie dann zu instrumentalisieren, um soziale Verunsicherungen zu kanalisieren, die dann im politischen Abwasser verfaulen.

Die politischen Überschneidungen zur CSU und zum rechten Rand der CDU sind groß. Dagegen hilft keine Lauheit, sondern nur konsequente Aufklärung – auch Geschichtsbewußtsein! – und das Engagement für Frieden, sozialen Fortschritt, internationale Solidarität, kultureller Genuß und eine emanzipierte Lebensweise.

Übrigens: In einer repräsentativen Befragung sind 65 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung für ein NPD- Verbot. Mehr als ein Anfang ist gemacht. Rechtsextrem ist überflüssig.

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Frieden!
Ein Plädoyer und seine Aktion

„Die neuen Problemlagen befördern eine Renaissance der Politik.“

Nils Minkmar, „Endlich was los“, „SPIEGEL“ Nr. 12/2016, S. 136–137, hier S. 137.

 

„Der von Brandt 1980 [für die Nord-Süd-Kommission] vorgelegte Bericht ›Das Überleben sichern‹ behandelte globale Probleme wie Hunger, Bevölkerungswachstum, Energie, Rohstoffe, Handel, Währung, Investitionen und Organisationen – natürlich unter der Voraussetzung des Friedens und der notwendigen Solidarität zwischen Arm und Reich.“

Egon Bahr, „›Das musst du erzählen‹/Erinnerungen an Willy Brandt“, Berlin 2013, S. 179.

 

„Mir hilft der Geist! Auf einmal weiß ich Rat
Und schreibe getrost: Am Anfang war die Tat!“

Johann Wolfgang v. Goethe, „Faust I / Studierzimmer“, erschienen 1808.

Die Welt ist nicht friedlich, d.h. nicht vorrangig in gemeinsamer ziviler Entwicklung zum Wohle Aller. Die vermeintlichen Sachzwänge sind weit entfernt von menschenwürdigen Bedingungen.

Deshalb fordert die Friedensbewegung zum diesjährigen Ostermarsch: Keine Bundeswehreinsätze im Ausland – Syrieneinsatz beenden! Rüstungsexporte stoppen! Flüchtlinge aufnehmen – Fluchtursachen bekämpfen! Die Forderungen sind klar und eindeutig.

Die Beendigung von Kriegen rettet nicht nur viele Menschenleben, verhindert die Zerstörung lebenswichtiger Infrastruktur, minimiert weitgehend die wesentliche Fluchtursache, sondern ermöglicht auch die soziale und kulturelle Entwicklung in den betroffenen Ländern, einschließlich einer demokratischen und hauptsächlich säkularen Opposition in Ländern mit autoritären Regierungen.

Darüber hinaus ist insgesamt die Militarisierung der internationalen Beziehungen, des Denkens, der Politik sowie auch im Schulunterricht nachhaltig zurückzudrängen. Aufklärung, Demokratisierung, sozialer Fortschritt und die Kultivierung der Gesellschaft sind nicht nur ein positives Erbe der französischen Revolution (1789ff.: „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“), sondern auch eine Leitorientierung der globalisierten menschlichen Gesellschaft. Diese historischen Maßstäbe sind ebenfalls relevant für das Asylrecht, den sozialen Wohnungsbau, das Gesundheitswesen und die Hochschulreform (einschließlich der Zivilklausel).

Zur Verwirklichung dieser konkret wirksamen Werte bedarf es allerdings einer „Renaissance der Politik“ – nicht allein und an erster Stelle der abgegebenen Stimme, sondern des Denkens und Handelns (tendenziell) Aller. So haben alle Einzelnen Bedeutung und sind mit sich selbst im Einklang.

Denn:

„Nein, nein! der Teufel ist ein Egoist
Und tut nicht leicht um Gottes willen,
Was einem andern nützlich ist.“

Goethe, s.o.

Keine Bundeswehreinsätze im Ausland –
Syrieneinsatz beenden!
Rüstungsexporte stoppen!
Flüchtlinge aufnehmen –
Fluchtursachen bekämpfen!

Ostermontag, den 28. März

12 Uhr Auftakt
bei der Erlöserkirche, Jungestraße 7, Berliner Tor

14 Uhr Friedensfest,
Carl-von-Ossietzky-Platz, Lange Reihe
Reden • Livemusik • Infostände • Essen und Trinken

Die AfD bleibt ein Problem
Eine Replik

„Während in Karlsruhe über das Verbot der alten, verbrauchten NPD zu Gericht gesessen wird, hat sich längst eine Neue Rechte gebildet, mit Anschlussfähigkeit bis weit in bürgerliche Milieus. Das stellt die Regierbarkeit des Landes auf eine schwere Probe.“

Albrecht von Lucke, „Volksparteien im Visier: Der Angriff der AfD“, „Blätter für deutsche und internationale Politik“, 4/2016, S. 5-8, hier S. 5.

 

„SPIEGEL: Frau Petry, in einem Interview mit der rechtspopulistischen ›Jungen Freiheit‹ haben Sie gesagt: ›Viele Wähler wollen vor allem eines nicht: mit ‚rechts‘ assoziiert werden.‹ Nun ist die AfD aber eine ziemlich rechte Partei, freundlich gesagt.

Petry: Sie beginnen das Interview mit einer Unterstellung, nicht mit einer Frage, schade! Die AfD ist eine liberal-konservative Partei. Im Übrigen finde ich es falsch, den Kampf zwischen links und rechts als Kampf zwischen Gut und Böse zu begreifen. In Deutschland verbindet man mit rechts Fremdenfeindlichkeit und die Politik des Nazi-Regimes. In Amerika gilt die neoliberale Wirtschaftspolitik eines Milton Friedman als rechts. Es kommt also auf die Definition an.“

Die AfD-Vorsitzende Frauke Petry im „SPIEGEL-Gespräch“, Nr. 13/2016, S. 28-31, hier S. 28.

Zur Erinnerung und Klarstellung: Auch in der Bundesrepublik Deutschland wird der Neoliberalismus wegen seiner starken Kapitalbegünstigung, auf Kosten des Sozialen, als politisch rechts eingeordnet.

Der Wirtschaftswissenschaftler Milton Friedman (1912-2006) gilt als Mentor der „Chicago Boys“, die nach dem durch die USA unterstützten Militärputsch in Chile 1973 gegen den demokratisch gewählten Präsidenten Salvador Allende (1908-1973) unter der Militärdiktatur des Generals Augusto Pinochet (1915-2006) eine neoliberale Wirtschaftspolitik installierten. (Übrigens: Der Platz vor dem „Pferdestall“ und dem „Abaton“ heißt nach dem chilenischen Präsidenten Salvador Allende.)

Milton Friedman ist noch in höherem Lebensalter von US-Präsident Ronald Reagan geehrt worden (1988, „Presidential Medal of Freedom“).

Insofern hilft hier der Versuch der Verwirrung von Frau Petry nicht viel, denn die AfD ist nationalistisch, rassistisch und neoliberal. Dazu passend vertritt sie ein sehr konservatives familiäres Menschenbild.

Dem steht gegenüber: Das Engagement für Frieden als zivile Entwicklung, die Forderung nach einem Stopp der Rüstungsexporte, ein aufgeklärtes Bild der internationalen menschlichen Gemeinschaft, das Wirken für soziale Gerechtigkeit, die Wiederherstellung des Asylrechts sowie die positive Bewertung pluraler kultureller Lebensweisen. Man dürfte das links nennen.

Insofern ist der AfD – auch dem Schüren von irrationalen Ängsten – am besten zu begegnen, indem möglichst Viele sich dieser Orientierung bzw. dieser gesellschaftlichen Werte und Forderungen annehmen und sie vertreten. An jedem Ort, überall. Denn diese heilsame Tendenz hat universelle und konkrete Bedeutung. So wahr Ratio helfe.

„Was ist aber diese große Aufgabe unserer Zeit?

Es ist die Emanzipation. Nicht bloß die der Irländer, Griechen, Frankfurter Juden, westindischen Schwarzen und dergleichen gedrückten Volkes, sondern es ist die Emanzipation der ganzen Welt, absonderlich Europas, das mündig geworden ist, und sich jetzt losreißt von dem eisernen Gängelbande der Bevorrechteten, der Aristokratie. Mögen immerhin einige philosophische Renegaten der Freiheit die feinsten Kettenschlüsse schmieden, um uns zu beweisen, daß Millionen Menschen geschaffen sind als Lasttiere einiger Tausend privilegierter Ritter; sie werden uns dennoch nicht davon überzeugen können, solange sie uns, wie Voltaire sagt, nicht nachweisen, daß jene mit Sätteln auf dem Rücken und diese mit Sporen an den Füßen zur Welt gekommen sind.“

Heinrich Heine, „Reise von München nach Genua“, 1828.

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