f-05-10-01 | Ich, du, er/sie/es, wir/ihr/sie? oder Das verunglückte Subjekt „Du bist Deutschland“ |
f-05-10-02 | „Aktive Sterbehilfe“ – eine reine „Ansichtssache“? |
f-05-10-03 | Das Ende einer Strategie |
f-05-10-04 | „Das Knie beugt!“ –
der Campus als Kasernenhof? (Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-05-10-05 | Wozu studieren?
oder
Einfache Fragen bedürfen einer sorgfältigen Antwort (Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-05-10-06 | Semesteranfangszeitung der Liste LINKS |
f-05-11-01 | Erweiterte Befreiung.
Zur Wiedereröffnung der Universität Hamburg am 6. November 1945 (Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-05-11-02 | Konservativer Wertekanon: Streng rechts und gezielt von Oben nach Unten |
f-05-11-03 | Schwarze Schatten auf dem Weißen Haus. Die Bush-Administration strauchelt |
f-05-11-04 | Überall Terror? Innensenator Nagel für den Einsatz der Bundeswehr im Innern |
f-05-11-05 | Historisches Bewußtsein für eine zukunftsvolle Gegenwart.
Der 60. Jahrestag der Wiedereröffnung der Universität Hamburg (Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-05-11-06 | „So wahr mir Gott helfe“ oder Die große Devotion? |
f-05-11-07 | Wer ist Woyzeck?
Ein klassisches Stück hat Aktualität (Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-05-12-01 | „Freiheit“ oder Demokratie? Was wollen wir wagen? Die neuesten Merkeleien |
f-05-12-02 | AStA schietegal? Der „SPIEGEL“ übt sich in gebremster Übelrede |
f-05-12-03 | Peinigende Innovation oder erfreuliche Entwicklung? (Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-05-12-04 | „Nicht nur zur Weihnachtszeit“ Eine Satire |
f-05-12-05 | Zwischen den Jahren oder Hat Gott Führungsqualitäten? |
f-06-01-01 | Was steckt in uns? Zu Kanzlerin Merkels Neujahrsansprache |
f-06-01-02 | 1. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2006: Was ist unter den Talaren? |
f-06-01-03 | 2. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2006: Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht noch was Bess'res findet „Bonding“ oder die „Firmenkontaktmesse“ |
f-06-01-04 | When No Means No.
Warum die Gebühren gestoppt werden können (Gemeinsames Flugblatt mit Fachschaftsbündnis und harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-06-01-05 | Kaufen, Verkaufen... Über die Irreführung von Versprechungen |
f-06-01-06 | Von der Aufklärung zur Ware? Für eine Wende des Rückschritts. |
f-06-01-07 | Brennende Frage an Radio Eriwan: Fressen die Linken kleine Kinder? |
f-06-01-08 | Für soziale Offenheit!
Entwurf einer Stellungnahme des Akademischen Senats zum sogenannten Studienfinanzierungsgesetz (Gemeinsames Flugblatt mit Fachschaftsbündnis und harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-06-01-09 | Das System Bravheit und Biedersinn. Die Verrenkungen der „JuraListe“ |
f-06-01-10 | 3. Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2006: Ich-Fahrt |
f-06-01-11 | Erpresser landen üblicherweise im Gefängnis.
Dräger will die Uni zwingen, das Geomatikum an Siemens zu verkaufen. (Gemeinsames Flugblatt mit Fachschaftsbündnis und harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-06-01-12 | Auf der Höhe der Wirklichkeit.
Ein Beschluß des Akademischen Senats gegen Studiengebühren (Gemeinsames Flugblatt mit Fachschaftsbündnis und harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-06-01-13 | Eine spannende Angelegenheit. Zu den Wahlen zum Studierendenparlament |
f-06-01-14 | „Deutsch“ oder Die kulturelle Restauration |
f-06-02-01 | Die fortgesetzte Aufklärung bleibt ohnegleichen.
Die Wahlen zum Akademischen Senat (AS) (Gemeinsames Flugblatt mit Fachschaftsbündnis und harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-06-02-02 | Jetzt noch schneller Geld machen. Bildungs- und Forschungsministerin Schavan |
f-06-02-03 | Im Kern der Sache: Öl. Die USA spähen mögliche militärische Angriffsziele im Iran aus |
f-06-02-04 | Banken und Studium? Eine Frage der Unvereinbarkeit |
f-06-03-01 | Opposition ist der Beginn der Vernunft.
Zur Notwendigkeit eines eindeutig kritischen AStAs (Gemeinsames Flugblatt mit harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive) |
f-06-03-02 | Schluß mit der Diplomatie? Die globale Krise durch die US-Politik gegen den Iran |
f-06-03-04 | Paris. Ein beredtes Beispiel für eine breite und klare Opposition |
f-06-03-05 | Hamburg oder Die Regierungspolitik ist eine einzige Zumutung |
„Dein Wille ist wie Feuer unterm Hintern. Er läßt deinen Lieblingsstürmer schneller laufen und Schumi schneller fahren. Egal, wo du arbeitest. Egal, welche Position du hast. Du hältst den Laden zusammen. Du bist der Laden. Du bist Deutschland.“
Propagandatext der Kampagne „Du bist Deutschland“
„Einmal machten die Völker einen Wettbewerb: wer am weitesten sehen könne.
Der Franzose sah bis zum nächsten Arrondissement. Der Engländer sah über die ganze Welt, sie spiegelte ihn. Der Berliner sah vom Kurfürstendamm über die Spree hinweg bis zum Alexanderplatz und glaubte, was dazwischen läge, sei Amerika und der Atlantische Ozean. Der Wiener sah gar nicht hin: er las einen herrlichen Beleidigungsprozeß in seiner Zeitung.“Kurt Tucholsky, „Nationales“, 1926.
Du bist der Dödel, den sie mal wieder verarschen wollen...
„Ein Schmetterling kann einen Taifun auslösen“ – nicht der Klimawandel durch Treibhausgase. Dämme mögen halten wie die Versprechungen eines Präsidenten.
„Unsere Zeit schmeckt nicht nach Zuckerwatte“, läßt der Vorstandschef Gunther Thielen von Bertelsmann, dem größten Medienkonzern der Welt, ebenfalls im Fernsehen aufsagen. Elend ist kein süßes Verlangen.
Wir sollen nicht so viel jammern, hat Herr Thielen sich gedacht und für den pathetischen Nationalismus neuer Art gleich Springer, SPIEGEL, Gruner & Jahr, ARD (ihr ward auch schon mal besser), RTL, Pro Sieben/Sat.1 ruckmäßig für die Kampagne dazugewonnen. Hier sieht man die beschworene Pluralität der Medien.
Ein paar prominente Intelligenzbolzen wie Günther Jauch, Sandra Maischberger, Marcel Reich-Ranicki (was würde Thomas Mann dazu sagen?), Walter Kempowski, Oliver Kahn und Harald Schmidt haben sich auch munter vor den Standortkarren spannen lassen. Ihre Renten sind sischer.
Hiermit haben wir die schnulzige Begleitmusik für den „Führungsanspruch“ der vaterländischen Union in einer großen Koalition, das Ruck-sei-bei-uns-Gebet des Shareholder Value einiger gieriger Global Players, ein paar zusätzliche Auftritte quotensüchtiger Fernsehgestalten und die große Illusion, daß Oben oder Unten, Behandeln oder Behandeltwerden, Krieg oder Frieden, Links oder Rechts längst vergangene (gewichtige) Unterschiede sind, die in dem großen Brei von Moderne und Selbstbestimmung untergerührt sind. Wohl bekomm's, denn „Du bist Deutschland“. Mit Zimt und Zucker schmeckt jede Pampe.
„Geh runter von der Bremse. Es gibt keine Geschwindigkeitsbegrenzung auf der Deutschlandbahn.“ Richtig: Bergab mit Rückenwind geht's am schnellsten.
Nun wird es also langsam Zeit, daß Aberglauben aller Art auf den Müllhaufen der Geschichte geworfen werden. Da liegen dann folglich auch die Ketten.
Dödel aller Bundesländer, erheitert euch!
Zurück zum Anfang„Wer offen und ehrlich zum Thema Sterbehilfe Stellung nehmen will, kommt um die Frage nicht herum: Soll Tötung auf Verlangen (§ 216 StGB) straflos sein, wenn ein unheilbar Kranker nicht weiterleben will? Meine persönliche Antwort: ja.
Dieser Auffassung werden häufig die Verbrechen des Dritten Reiches (ohne Anführungszeichen!) entgegengehalten. Mir aber schiene es geradezu ein später Triumph des NS-Regimes, wenn es nicht nur den Begriff der Euthanasie mißbraucht hätte, sondern wenn es den NS-Tätern gelungen wäre, ihn auf alle Zeiten zu vergiften. Das Dritte Reich (er merkt jetzt immer noch nichts!) gebietet uns äußerste Vorsicht, aber keine ewigen Denkverbote.“Roger Kusch (CDU), Justizsenator in Hamburg, „Leben und Sterben in Würde“, „Hamburger Abendblatt“ („Ansichtssache“), 11.10.'05.
„Nur wenn man unter Vernunft die Summe aller Fähigkeiten versteht, welche die gesamte Menschheit zur Verteidigung ihrer Interessen aufzuwenden in der Lage ist, kann man sagen, daß der Kapitalismus (der in bestimmten Lagen und Phasen in den Faschismus übergeht) gegen die Vernunft ist.“
Bertolt Brecht, „Notizen zu Heinrich Manns ?Mut?“, 3. März 1939.
Freundlich formuliert: Herr Kusch ist ganz offensichtlich sehr strikt gegen die Vernunft. Er ist für einen ausgeprägt rabiaten Kapitalismus. Weniger diplomatisch gesagt: Er macht den explizierten Eindruck, im „Vierten Reich“ angekommen zu sein.
Nicht die Verbesserung und Ausweitung der Schmerztherapie; nicht die bedarfsgerechte Aufstockung des medizinischen Personals in den sogenannten Krankenhäusern; nicht die Intensivierung der Forschung zur wirkungsvollen Behandlung schwerer Krankheiten; nicht der Kampf gegen die Verzweiflung, die ein paar tausend Menschen jährlich in der BRD dazu bringt, sich, auch ohne schwere physische Krankheit, wegen empfundener Ausweglosigkeit umzubringen; nicht die kritische Auseinandersetzung darum, daß ältere bzw. nicht „voll leistungsfähige“ Menschen schon fast als nicht mehr verwertbarer Schrott gelten; nicht die Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen empfiehlt der hamburgische Justizsenator, der einer sich christlich nennenden Partei angehört, nein: „Aktive Sterbehilfe“? Ja.
Die Begründung dazu ist, wie in so vielen Fällen, im schlechten Sinne abenteuerlich. Wenn der Faschismus den Begriff der Euthanasie nicht so mies mißbraucht hätte, wären die Schwierigkeiten, Menschen zu töten, geringer. Hier darf man getrost einmal tief Luft holen. (Bürgermeister Beust – ebenfalls CDU – hat in seiner Rede vor dem feinen Überseeclub im September 2003 ähnliches gemacht, indem er die Verharmlosung des Faschismus für die Legitimation des rabiaten Sozialabbaus benutzt.)
Krieg, Diktatur, die Ermordung von 6 Millionen Menschen jüdischer Kultur, die systematische Tötung von Kommunisten, Sozialdemokraten und bürgerlichen Demokraten, eine Bilanz von über 60 Millionen Kriegstoten, die Verwüstung ganzer Länder und Kulturen – ein menschlich-bestialisches System also – soll nicht als historische Mahnung und – kritisch verneint – als aktueller wie zukunftsbildender Maßstab des „Nie Wieder!“ gelten?
Die allgemeine und besondere menschliche Aufgabe, in Würde zu leben, ist noch immer nicht erfüllt. Dafür ist aus der Geschichte zu lernen. Und vehement zu opponieren. Herr Kusch, die „lächelnde Guillotine“, sollte von seinem Amt als Wegsperr- und Brechmittelsenator zurücktreten.
Zurück zum Anfang„Die Bush-Doktrin war ein gut durchdachtes Konzept im Kampf gegen den Terror. Doch sie ist gescheitert, weil die USA die Welt nicht überzeugen konnten.“
Francis Fukuyama, Professor an der John Hopkins School of Advanced International Studies, in der Financial Times Deutschland, 13.10.05
„Gut durchdacht“ war die Bush-Doktrin nach humanen Maßstäben zwar nie – die Friedensbewegung hat vom Anfang an klar gemacht, daß der Terror ein „hausgemachtes“ kapitalistisches Problem ist und daß Frieden nur durch zivile Mittel zu schaffen ist –, aber wenn eingefleischte „Neocons“ und Verkünder des ewigen Kapitalismus die Bush-Politik in Frage stellen, lohnt es sich, aufzuhorchen.
„Nächstenliebe verlangt Gewaltanwendung“ trommelte im Jahr 2002 der Vordenker der Neokonservativen in den USA, Francis Fukuyama, als Vorbereitung des Angriffs auf den Irak. Der Fatalismus-Apostel, der zehn Jahre zuvor das „Ende der Geschichte“ gepredigt hatte, wird nun von der eigenen Geschichte eingeholt. Der Professor für International Political Economy zählt wie Samuel Huntington („Kampf der Kulturen“) zu den Architekten der „präventiven“ Interventionsstrategie. Nach dem Ende der „totalitären Systeme“ (Faschismus = Kommunismus) sei als einzige überlebensfähige Gesellschaftsordnung die sogenannte liberale Demokratie übriggeblieben, in der politische und kulturelle Konflikte mittels militärischer Macht „gelöst“ würden. Insbesondere die USA hätten demnach die Mission, die „Freiheit“ – vor allem gegen den neuen Feind, den „islamischen Terrorismus“ – zu verbreiten. Der erste Versuch eines solchen aus vorvölkerrechtlichen Zeiten stammenden „Präventivschlags“ ist der Irak-Krieg.
Wir erinnern uns: Im Irak gibt's viel Öl. Die US-amerikanische Industrie braucht große billige Mengen dieses Rohstoffes. Die damalige irakische Regierung war nicht bereit, das staatliche Erdölmonopol zugunsten ausländischer Firmen aufzugeben. Also mußte eine neue Regierung her. Außerdem verlangt die mächtige Rüstungsindustrie immer neue Kriege und die reaktionäre Bush-Regierung erfindet stets neue Feinde, damit auch die einheimische Bevölkerung Angst hat und nicht zu anspruchsvoll wird. Für den Wiederaufbau der Ölanlagen waren Halliburton&Co. gut gerüstet.
Da es für derlei niedrige Beweggründe naturgemäß keine höhere Begeisterung gibt – im Gegenteil; Friedensaktivisten weltweit mobilisierten lange Zeit voraus gegen die Kriegsvorbereitungen –, wurde gelogen, bis die Schwarte kracht. Es gab aber nachgewiesen keine Massenvernichtungswaffen im Irak. Die USA dagegen haben weltweit die meisten Waffen, mit denen zuerst gedroht und dann angegriffen wurde. Der Angriff sollte angeblich Terrorismus vorbeugen. Der Krieg dauert seitdem 2 ½ Jahre.
Heute muß F. Fukuyama (s. oben) desillusioniert feststellen, daß Präventivkriege nicht realitätstauglich sind, weil zivilisierte Verhältnisse durch einen Angriffskrieg mit fortdauernder Besatzung nicht zu realisieren sind und auch im Nachhinein nicht gelungen ist, die Beschädigung des Völkerrechts zu heilen. Es herrsche nicht mehr das Bild von der Freiheitsstatue vor, bedauert er, sondern das der Gefangenen in Abu Ghraib.
Das Gute am Menschen ist, daß er seine Geschichte selber macht und aus der Geschichte lernen kann. Die Bush-Doktrin scheitert nicht vor allem am seinem eigenen Maßstab der „Machbarkeit“, sondern am allgemeinen Maßstab und Engagement der Menschlichkeit; sie wird als interessegeleitete sowie brutale Machtpolitik durchschaut und abgelehnt. Darauf kann die Friedensbewegung durchaus stolz sein. Der gemeinsame Kampf für Frieden, soziale und kulturelle Entwicklung sowie stetige demokratische Verfügungserweiterung ist weltbewegend und sinnstiftend für das eigene Handeln.
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Ihr elitäres, nationalistisches Menschenbild haben studentische Verbindungen und Burschenschaften über die Zeit hinweg beibehalten und stetig aktualisiert. Schon vor 1848 an der Verbrennung von Schriften progressiver, jüdischer Schriftsteller beteiligt und der monarchischen Obrigkeit dienstbar als Knüppelgarde gegen Demokratie, Toleranz und soziale Gleichheit mit dabei, waren sie aktiv beteiligt am Aufkommen des ‚modernen‘ Antisemitismus. Die Verbindungen hatten schnell ‚Arierparagraphen‘ in ihren Satzungen, verboten Frauen („Kinder, Kirche, Küche“) die Mitgliedschaft in ihren Sauf-, Fecht- und Gröhlstätten („Häuser“), zogen gegen Ausländer und Pazifisten und jubelnd für Kaiser, Gott und Vaterland in den Ersten Weltkrieg. Sie arbeiteten tatkräftig an der Machtübertragung 1933 an die Nazis und waren am 10. Mai 1933 strebsam mit dabei, wenn z. B. in Hamburgs Kaiser-Friedrich-Ufer die Bücher der kritischen Intelligenz, ‚undeutscher‘ Autoren verbrannt wurden – das Vorspiel zum Weltkrieg und zur Vernichtung von über 60 Millionen Menschen. Zum Brauchtum vieler Verbindungen gehört die Mensur, das gegenseitige Eindreschen mit dem Säbel, was die alleruntertänigste Unterordnung durch Gefahr und Schmerz – mannhaft, deutsch und strohdumm – besiegeln und durch Narben im Gesicht („Schmiß“) bezeugen soll. „Das Kommando ‚Rest weg‘ muss über der Kneipe schweben wie das ‚Knie beugt‘ über dem Kasernenhof.“ (Aus einer Broschüre für Verbindungsstudenten, Ende der 1920er.)
Brav und national, devot und militaristisch, bieder und feige, reaktionär und ordinär ist sie, die „Elite der Nation“. Ihr sozialdarwinistisches Weltbild baut auf auf der sozialen Ungleichheit (je nach Ideologie: gott-, natur- oder marktgegeben) und soll aggressive Rücksichtslosigkeit und elitären Egoismus legitimieren und einbimsen – für Karriere, Freiheit, Vaterland.
Heutzutage gilt ihre ganze Liebe und Hingabe immer noch den „Vorgesetzten“. Nur sind es heute Manager von Großkonzernen, reaktionäre und neoliberale Politiker oder andere ‚Würdenträger‘, vor denen sie sich in Ehrfurcht verneigen. Wichtigstes Element ist dabei das Prinzip des Lebensbundes. Dies heißt nichts anderes, als dass man sich älteren Verbindungsmitgliedern als Günstling für ‚höhere Ehren‘ (vulgo „Karriere“) anbietet.
Die Burschenschaften sind die rechtsextreme Vorhut für den Hamburger Rechtssenats, der kürzt, privatisiert, verkommen lässt & aufputzt, verteuert, verscherbelt, vorwirft-droht-prügelt – und immer grinst – die „wachsende Stadt“ im Kampf der Standorte.
So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass im Frühjahr bei einer geschichtsklitternden Gedenkveranstaltung zu „750 Jahren Königsberg“ der Vereinigung der schlagenden rechtsextremen Verbindungen in Hamburg („Hamburger Waffenring“), bei der offen zur „Heimholung“ der russischen Exklave in deutsches Staatsgebiet mit dem Säbel gerasselt wurde, der brandenburgische Innenminister und Generalleutnant a.D. Jörg Schönbohm (CDU) auftrat – als Gastredner.
Der Hamburger Rechtssenat ließ diese Veranstaltung, die provokanterweise neben dem „Platz der jüdischen Deportierten“ stattfand, brachial mit mehreren Hundertschaften der Polizei schützen und verbot der jüdischen Studentenorganisation JONS, dem AStA und linken Hochschulgruppen eine Protestveranstaltung.
So arbeiten die gesellschaftlichen Rechten Hand in Hand, um die emanzipatorischen Erkenntnisse und Errungenschaften der 1960er und 70er Jahre vergessen zu machen und abzuwickeln, mit Bravheitsgebot, Karrieredruck und Studiengebühren. Kritische Aufarbeitung des Faschismus (mit der Rolle der studentischen Verbindungen), Demokratisierung und soziale Öffnung der Hochschulen stehen der Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Ungleichheit und damit ihrem Ziel des eigenen Vorteils und der Erhebung gegenüber den anderen Menschen im Wege. Statt dessen sollen wieder elitärer Standesdünkel, nationalchauvinistische Hetze und der Kadavergehorsam der studentischen Verbindungen Einzug erhalten.
Historisches Bewusstsein und die Erkenntnis sozialer Zusammenhänge und die Einsicht in die Veränderbarkeit der Gesellschaft sind Grundlage und Inhalt für alle Menschen, solidarisch miteinander zu kooperieren. Dies wollen Verbindungsstudenten durch ihr elitäres Menschenbild, dies soll durch soziale und kulturelle Verrohung bis hin zum Krieg verhindert werden. Das gemeinsame Engagement für Frieden, sinnvolle Arbeit, Bildung und Kultur für alle ist die solidarische Entwicklung aller Menschen.
Wie klein und erbärmlich ist dagegen die vermeintliche Erhebung über andere.
Schönes Entzücken / schafft nur ein gerader Rücken.
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„Überzeugung (neuer Sinn des Wortes)
Um von Volksherrschaft zu reden, muß man dem Wort Überzeugung einen neuen Sinn verleihen. Es muß bedeuten: Das Überzeugen der Menschen. Volksherrschaft bedeutet Herrschaft der Argumente.“Bertolt Brecht, „Me-ti/Buch der Wendungen“.
In der umfangreichen menschlichen Lebenswelt existieren gewisse Gegensätze.
An den Hamburger Hochschulen haben sich zu diesem Semester erheblich mehr Menschen zum Studium beworben als bisher. Unter dem Strich sind aber weniger Anmeldungen zum Studium, d.h. weniger neu beginnende Studierende zu verzeichnen, weil die Studienplatzvergabe dezentralisiert worden ist und viele sich an mehreren Hochschulen gleichzeitig beworben haben. Der freie Markt frißt seine Kinder.
Mit dem Studium dann doch begonnen, wird mensch breit mit der Forderung nach Gehorsam konfrontiert – was in sehr vielen studentischen Orientierungseinheiten vernünftigerweise anders ist –, anstatt in der eigenen Begeisterung für ein bestimmtes Studienfach, für den Erkenntnisgewinn, für gemeinsames Lernen, dafür, der Welt und den Mitmenschen wissend nützlich zu sein, befördert und ermuntert zu werden. Die Begeisterung und ihre Gründe bleiben dennoch richtig. Keine Vernunft für andere Menschen, die Erkenntnisse und (gemeinsame) Handlungsmöglichkeiten erweitert, kann falsch sein. Diese Verstandesleistung bedarf der Entwicklung, Pflege und Allgemeingültigkeit. Die Universität ist eine Stätte, wo diese Vernunft entstehen sollte.
Die Tapferkeit gegen den Krieg erfordert viel mehr Mumm, Engagement und Standhaftigkeit als die Prügelei im Wirtshaus, das Metzeln auf den Schlachtfeldern und das geschwollene Imponiergehabe (beiderlei Geschlechts) im Freizeitclub, in den Seminaren oder an irgendeinem Arbeitsplatz. Die vermeintlich Mutigen leben in ständiger Angst davor, daß sie auffliegen oder daß es ihnen gewaltig an den Kragen geht.
Die eigentliche Tapferkeit – die persönliche Courage zur entschiedenen allgemeinen Fairneß – bedarf der steten Neugier, die der beste Lernbeweger ist. Neugier bedeutet nicht zuletzt, nach den Ursachen sowie Verantwortlichen der Übel und Einschränkungen zu suchen, das Gebot des Gehorsams zu brechen, die Bedingungen zu ändern und sich zu diesem größeren Anliegen mit anderen zu verständigen und zu verbünden. Das Reden darüber gehört zu den spannenderen Kommunikationen.
Die lebendigsten Fragen sind die Grundfragen. Welche Gesellschaft ist dem Menschen angemessen? Ist die Universität ein Ort der Freude? Woraufhin lernen wir?
Nun: Wer sich wachen Geistes eine Frage mehrmals vorlegt, kann in der Antwort jeweils besser werden.
„Auch gut! Philosophie hat eure Gefühle geläutert,
Und vor dem heiteren Humor fliehet der schwarze Affekt.“Friedrich Schiller, „Xenien“, Musen-Almanach 1779.
Dokumentiert: Zum Geleit XV
Die Geleite sind ein regelmäßiges Anschreiben der linken studentischen VertreterInnen im Akademischen Senat an die MitsenatorInnen zu aktuellen Themen und Tagesordnungspunkten.
„Dem Geld erweisen die Menschen Ehren.
Das Geld wird über Gott gestellt.
Willst du deinem Feind die Ruhe im Grab verwehren
Schreibe auf seinen Stein: Hier ruht Geld.“Bertolt Brecht, „Vom Geld“, Gedichte 1927-1930.
Herr Kusch, der spezielle Senator für Gefängnisse, will ethische Dämme brechen. Kaltes Kostenkalkül soll Leben vorzeitig beenden.
Das christliche Gebot der Nächstenliebe, die einhakende Kollegialität, die intellektuelle Sensitivität der Fairneß, schon gar der egalitäre Impetus der Solidarität – alles ein Pofel.
Er hat Widerspruch geerntet. Dieser wächst nach.
„Nein, dafür nicht. Nein, dafür sind die Toten nicht tot: Daß die Überlebenden weiter in ihren guten Stuben leben und immer wieder neue und dieselben guten Stuben mit Rekrutenfotos und Hindenburgportraits.
Nein, dafür nicht.“Wolfgang Borchert, „Das ist unser Manifest“.
Aus schlechtesten Zeiten, die besser hätten sein können, wissen wir, daß sie nie wieder kommen dürfen. Hier stehen reichhaltige Erfahrungen zur Verfügung.
Frieden ist die permanente Anwesenheit von Zivilität.
Literatur bildet die höhere Aufmerksamkeit für überwindenswerte Ungereimtheiten.
„Wie jeder Anlaß mich verklagt und spornt
Die träge Rache an! Was ist der Mensch,
Wenn seiner Zeit Gewinn, sein höchstes Gut
Nur Schlaf und Essen ist? Ein Vieh, nichts weiter.
Gewiß, der uns mit solcher Denkkraft schuf,
Voraus zu schaun und rückwärts, gab uns nicht
Die Fähigkeit und göttliche Vernunft,
Um ungebraucht in uns zu schimmeln.“William Shakespeare, „Hamlet“ (1601), derselbe im Vierten Aufzug/vierte Szene.
Tempo. Und dann? Die Trägheit als Kontrapunkt falschen, hetzenden Bemühens?
Die Ökonomie gibt den Takt. Das Recht schnürt den Leib. Der Apologet sagt: alternativlos. Der Supermarkt hat Likör.
Hingegen stellt der Gebrach des garstigen Verstandes das Mensch-Sein wieder auf die Füße.
„Der Mensch soll um der Güte und Liebe willen dem Tode keine Herrschaft einräumen über seine Gedanken. Und damit wach' ich auf...“
Thomas Mann, „Zauberberg“, 1924.
Der Schlaf der Vernunft produziert Ungeheuer.
Aus dem Albtraum erwacht, besteht die eigenverantwortliche Möglichkeit, sich wieder aufzurichten.
Die Vernunft hat neue Nahrung durch ihr Gegenteil. Der Mensch schafft am besten sich selbst, indem er nicht hinnimmt.
Es geht den meisten anderen sehr ähnlich.
Golnar Sepehrnia, Olaf Walther
Hamburg, den 18. Oktober 2005
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„Wachstum geht nur über die Verdrängung von Konkurrenten.“
Frank Herberger, Personalvorstand des Versicherungskonzerns Axa, „Financial Times Deutschland“, 21.10.'05.
„Wenn aber eine Kultur es nicht darüber hinaus gebracht hat, daß die Befriedigung einer Anzahl von Teilnehmern die Unterdrückung einer anderen, vielleicht der Mehrzahl, zur Voraussetzung hat, und dies ist bei allen gegenwärtigen Kulturen der Fall, so ist es begreiflich, daß diese Unterdrückten eine intensive Feindlichkeit gegen die Kultur entwickeln, die sie durch ihre Arbeit ermöglichen, an deren Gütern sie aber einen zu geringen Anteil haben.“
Sigmund Freud, „Die Zukunft einer Illusion“, 1927
Augen geradeaus!
Wir sind alle zu langsam: beim Standortewettbewerb, beim Arbeiten, beim EssenSchlafenTrinken undsoweiter, beim Studieren, bei (geistigen) Kniebeugen und Liegestützen.
Jüngst veröffentlichte Vergleichsuntersuchungen sollen noch mehr treiben. Hamburger Studierende bräuchten mehr Zeit für ihren Studienabschluß als Lernende an anderen Orten der Republik.
Wissenschaftssenator Jörg Dräger, der sich gerne und zu recht als „Wissenschaftsmanager“ bezeichnet, hat auch schon die Instrumente parat für das normative Verwertungsdiktat. Gestufte und stufende Abschlüsse (Bachelor/Master), Kreditpunkte aller Art und nicht zuletzt Studiengebühren sollen zur Eile antreiben und die Bravheit steigern.
Wesentliche Absicht dieses Manövers ist, die Konkurrenz zwischen den Studierenden zu säen und zu ernten. Die ständige Angst vor dem individuellen Versagen gehört auch dazu. Isolation, Anonymität und eine verstockte Verschwiegenheit – oder oberflächliches Geplapper – sind die unweigerliche Konsequenz, wenn den fremden und befremdlichen Verwertungsabsichten mulmig nachgegeben wird.
Wirkungsvoll gegensteuern läßt sich, wenn dem eigenen Unbehagen stattdessen rational nachgegangen wird. In einem unguten Eindruck liegt meist viel Vernunft und Perspektive. Offene Worte in der Orientierungseinheit oder im Seminar bewirken häufig „Wunder“. Sich an den Fachschaftsrat zu wenden ist sinnvoll. Die Beteiligung an den Aktivitäten zur Artikulation und Realisierung studentischer (verallgemeinerbarer) Interessen birgt die Erfahrung freudiger Solidarität. Das Lesen von Flugblättern macht nicht dümmer. Die Partizipation an Wahlen ermöglicht einen höheren Reflexionsgrad über die politische Lage, intensiviert die Kommunikation mit KommilitonInnen etc. pp. Alleine ist niemand großartig.
Das Dogma der Zeit ist ein eigenes hohes Tempo für fremde Interessen.
Die Relativität des Zeiterlebens ist schon relativ früh erkannt worden:
„Ich habe sehr oft folgendes bemerkt: Je mannigfaltiger die Begebenheiten sind, die sich ereignen, desto geschwinder verstreichen einem zwar die Tage, allein desto länger dünkt einem die vergangene Zeit die Summe dieser Tage; hingegen je einförmiger die Beschäftigungen, desto länger werden einem die Tage und desto kürzer die vergangene Zeit oder ihre Summe.
Die Erklärung ist nicht sehr schwer.“ (1012)Georg Christoph Lichtenberg, „Einfälle und Bemerkungen“, Heft F, 1776-1779.
Die Qualität der absichtsvollen Zeitgestaltung kann positiven oder negativen Charakter haben. Isoliert und ängstlich oder gemeinsam, klug, humorvoll und solidarisch.
Aufmerksam und prüfend. Die Herausforderung der Zeit.
„Gottlob obliegt hierzulande die Rechtssprechung immer noch Richtern in Roben und nicht Schwadroneuren in Uniform!“
(Jürgen Rose: „Gewissen in Aufruhr. Brisante Urteilsbegründung“. In Freitag, 14.10.05)
Der derb-freudige Ausbruch des Oberstleutnants der Bundeswehr richtet sich gegen die Willkür vieler seiner Kollegen, die von Soldaten gedankenlosen Gehorsam abverlangen. Weiter schreibt er: „Und mit ihrem Urteil in der Causa Pfaff haben jene sicherlich einen Meilenstein gesetzt, um demokratische Grundrechte für den Staatsbürger in Uniform zu sichern, der täglich einem hierarchischen Zwangs-, Disziplin- und Gewaltsystem unterworfen ist.“
Am 21. Juni 2005 hatte das Bundesverwaltungsgericht den Major Florian Pfaff vom Vorwurf der Gehorsamsverweigerung freigesprochen. Der hatte sich mit der Begründung, daß er damit mittelbar den völkerrechtswidrigen Irakkrieg unterstützen würde, geweigert, an einem Softwareprojekt der Bundeswehr weiterzuarbeiten. Nach eigener Aussage sei er „nicht nur rechtlich, sondern auch moralisch verpflichtet, nach Kräften passiv und aktiv für die Wiederherstellung des Rechts und eine Beendigung der Beteiligung der Bundesrepublik Deutschland an der mörderischen Besetzung des Irak durch die USA (und andere) einzutreten“. Das Gericht betonte in der Urteilsbegründung unter Berufung auf das Grundgesetz den absoluten Vorrang der Gewissensfreiheit gegenüber dem militärischen Gehorsam. In diesem Fall haben „gravierende völkerrechtliche Bedenken“ sowohl dem Irakkrieg selber als auch den Hilfeleistungen der Bundesrepublik gegenüber bestanden. Ein Staat, der sich über das Gewaltverbot der UN-Charta hinwegsetzt und zur militärischen Gewalt greift, handele völkerrechtswidrig.. Durch die Unterstützung durch Überflug- und Transportrechte für das US-Militär könne die BRD nicht als neutraler Staat im Irakkrieg angesehen werden und habe damit selbst gegen das Völkerrecht verstoßen (siehe Zitat aus dem Urteil in der Überschrift). Oberstleutnant Rose schlußfolgert daraus, daß die BRD eigentlich verpflichtet gewesen wäre, Soldaten der USA und ihrer Verbündeten auf deutschem Boden festzunehmen!
Das Urteil, dessen Begründung im September bekannt wurde, ist in vielerlei Hinsicht brisant. Erstens ist damit ein Präzedenzfall geschaffen, anhand dessen weitere Soldaten den Dienst verweigern können – und sollten! Das Soldatengesetz besagt, daß Befehle, durch die eine Straftat begangen würde, nicht befolgt werden dürfen. Und bekanntermaßen ist laut Grundgesetz schon die Vorbereitung eines Angriffskriegs strafbar. Selbst in der Bundeswehr muß man nicht das Gehirn ausschalten (was übrigens auch nicht möglich ist).
Weiter ist der – in der Öffentlichkeit weitgehend verschwiegenen – Unterstützung des Angriffskriegs durch die Bundesregierung eine eindeutige Absage erteilt worden. Damit müßten eigentlich alle Maßnahmen dieser Art eingestellt werden, ab sofort und für die Zukunft. Das hätte selbst eine schwarz-rote Regierungskoalition zu berücksichtigen.
Und last but not least spricht das Gericht der sogenannten Präventivschlagstrategie der USA jegliche Legitimität ab. Die UN-Charta steht als wertvolle Schlußfolgerung aus Faschismus und Weltkrieg gegen militärische Aggression zwischen den Staaten. Daher versuchen die Neokonservativen rund um Bush, Cheney, Wolfowitz & Co. seit geraumer Zeit, die „humanitäre Intervention“ aus der kriegerischen Ära vor den Vereinten Nationen neu zu beleben. Insbesondere der 11.9.2001 war ein willkommener Anlaß, diese Art von Interventionismus moralisch zu legitimieren. Im Irak wird die Sinnhaftigkeit und Legitimität dieses Vorgehens täglich durch die Praxis brutal widerlegt. Die Friedensbewegung hat Recht behalten: Nur Frieden schafft Frieden!
Die Courage des Offiziers Pfaff und seines schreibenden Kollegen Rose sowie die mutige Entscheidung des Bundesverwaltungsgerichts sind beispielgebend für zivilgesellschaftliche Institutionen und ihre Mitglieder. Auch die Hochschulen und alle ihre Mitglieder haben globale Verantwortung für die Aufklärung über Ursachen und Verursacher von Krieg sowie das Aufzeigen ziviler, rationaler Alternativen menschlicher Entwicklung. Die Universität Hamburg verpflichtet sich dazu in ihrem Leitbild: „Bildung und Wissenschaft für eine friedliche und menschenwürdige Welt“ sei Maßstab der wissenschaftlichen Tätigkeit. Entsprechend hat sich z. B. der Akademische Senat auf Antrag linker Studierender mehrmals gegen den Irakkrieg ausgesprochen: „Die Universität (...) unterstützt die Bemühungen, einen Krieg im Irak zu verhindern, und ermutigt alle Mitglieder der Universität Hamburg, zu diesen Bemühungen aktiv beizutragen.“ (Beschluß vom 6.3.2003) und „Der Akademische Senat lehnt den völkerrechtswidrigen Krieg gegen den Irak ab. Er bittet alle Lehrenden, auf Wunsch von Studierenden die Diskussion über den Krieg und eine Nachkriegsordnung in der Golf-Region zu ermöglichen.“ (Beschluß vom 10.4.2003)
Der Kampf für humane Lebensbedingungen findet jeden Tag in Seminaren, Veranstaltungen, in den akademischen Gremien und der studentischen Interessenvertretung statt.
„Sapere aude! Habe Mut, Dich Deines eigenen Verstandes zu bedienen!“"
(Immanuel Kant: Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung?, 1784)
„Es ist ein bekannter Fluch des Kapitalismus, die Bedürfnisse der Welt nach den wirtschaftlichen Forderungen der Liefernden zu regeln. Nicht ob du Zahnbürsten brauchst, ist das wesentliche, sondern, daß es eine Fabrik gibt, die ihre Million Zahnbürsten im Jahr absetzen muß. Und bist du nicht willig, so braucht sie Gewalt, von der Reklame bis zum Zoll.“
Kurt Tucholsky, „Offiziere“, 1920.
"Wenn der Mensch von den
Umständen gebildet wird, so muß man die Umstände menschlich bilden." Karl Marx/Friedrich Engels, „Die heilige Familie“ (1844/45), MEW 2, S.138. |
Zu den Gewaltmitteln des unersättlichen Geschäftewesens gehören ferner die staatlich organisierten Kriegshandlungen sowie ebenso die Wissenschaftspolitik des Herrn Senators Dräger. Die Wissenschaften und ihre Subjekte sollen dem inhumanen Diktat der unendlichen Gewinnsteigerung unterworfen werden. Im Gegensatz zur umfassenden Kommerzialisierung der Hochschulen bewegt sich der Kampf für die demokratische Qualifikation der Mehrheit der Menschen. Die gemeinschaftliche Einsicht in die ursächlich erkannte Veränderbarkeit der Welt, die humanistische Gestaltung der eigenen und gemeinsamen Lebensbedingungen, ist die wesentliche Substanz einer vernünftigen Lebensweise. Diese bildet die unversöhnliche Alternative zum alltäglichen Konkurrenzgebot. Wider den massiven kulturellen mainstream haben wir uns 1993 als Liste LINKS aus Linker Liste, Offener AusländerInnenliste und Fachschaftsaktiven konstituiert. Wir engagieren uns seitdem für die solidarische menschliche Entfaltung auf der Grundlage des kritischen Wissens. Wir arbeiten zusammen mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in der studentischen Interessenvertretung, in den Gremien der Akademischen Selbstverwaltung und in den außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat und seinen Ausschüssen, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen den Neo-Faschismus, in Aktivitäten gegen den Sozialabbau. Die soziale und kulturelle Verantwortung für die Beseitigung umfassender Entwicklungsbeschränkungen ist eine weitreichende alltägliche Aufgabe. Aufklärung und kritisches Engagement sind unersetzlich. Von Allen für Alle. |
Uni-Kneipen-Urgestein in der Bundesstraße 6
Seit 1968 kommen in der Kneipe Hinkelstein im Grindelviertel Hamburg-Eimsbüttel kritische Geister und Nonkonformisten zusammen. Seit vielen Jahren ist es Anlaufpunkt der aktiven Studierenden, Fachschaftsräte und Orientierungseinheiten. Nicht die Geselligkeit, das Vergessen des Alltags oder das Sehen-und-Gesehen-werden ist der Grund, warum es besucht wird: Hier kommen Menschen aus der Nachbarschaft, aus der Universität und der weiteren Umgebung bei Essen und Trinken zusammen, erzählen, diskutieren und können sich solidarisch unterstützen. An die Stelle des langjährigen Kleinunternehmens ist nun ein Kulturverein getreten unter maßgeblicher Beteilung von Studierenden und den bisherigen Wirten, der an die wesentliche Stärke der Kneipe als Ort solidarischer Alltagskultur anknüpft und dies zu einer eigenen Konzeption als Stadtteiltreff ausbaut. Mit Musik, regelmäßigen Kulturveranstaltungen, einer Erweiterung des kulinarischen Angebots und einer veränderten Raumgestaltung soll künftig der Funktion eines freundlichen Stadtteiltreffs bewußter entsprochen werden. In Kürze ist daher die Wiedereröffnung des Hinkelstein mit einer Gelegenheit für (studentische) Gruppen sich in einem Club-Raum zu versammeln geplant. Achtet auf weitere Ankündigungen und schaut vorbei:
Gemeinsames Flugblatt von
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS
„Deutsche Hörer, Europa wird sozialistisch sein, sobald es frei ist. Der soziale Humanismus war an der Tagesordnung, er war die Vision der Besten in dem Augenblick, als der Faschismus seine schielende Fratze über die Welt erhob. Er, der das wahrhaft Neue, Junge und Revolutionäre ist, wird Europa seine äußere und innere Gestalt geben, ist nur erst der Lügenschlange das Haupt zertreten.“
Thomas Mann: Deutsche Hörer! Radiosendungen nach Deutschland, 28. März 1944.
Die Befreiung von der faschistischen Gewaltherrschaft 1945 ist ein positiver Wendepunkt der Geschichte.
Die größte Erniedrigung und Vernichtung des Menschlichen wurde durch Aufklärung und humanistische Courage der Hitlergegner überwunden. Arbeiterbewegung und bürgerliche Intelligenz, engagierte Kulturschaffende und demokratische Politiker kämpften international für eine Weltgesellschaft des Friedens, der Freiheit und der Gleichheit, was später in der UN-Charta zum Ausdruck kam – und gewannnen gegen die rohe Zerstörung von Leben, Kultur und Zivilisation die Oberhand. Das Potsdamer Abkommmen von 1945 der Alliierten Mächte (Sowjetunion, USA, Großbritannien) dokumentiert den Willen, mindestens in Deutschland die Ursachen des Faschismus auszutilgen: durch die Zerschlagung und Verstaatlichung der großen Industrie und Banken, durch Entnazifizierung, volle Entmilitarisierung, Demokratisierung und verbindlichen sozialen Forschritt. Die von Raubzug und Zwangsarbeit gemästeten deutschen Eliten in Politik und Wirtschaft sollten ein für allemal entmachtet werden. Erst wenn keiner mehr daran verdient, können Krieg und Diktatur ausgeschlossen werden – das ist eine bedeutsame Lehre.
Die Universität Hamburg wurde am 6. November 1945 wiedereröffnet. Sie stand in der Verantwortung, ihre Beteiligung an der Planung und Durchführung des Vernichtungszuges und des Holocausts aufzuarbeiten und sich als demokratische, sozial offene und aufklärende Institution neu zu konstituieren. Der verbissene Kampf des Adenauer-Regimes im westlichen Bündnis gegen die sozialistische Alternative im Osten aber förderte zunächst die Restauration der alten Eliten auch an der Universität. Der Impetus der Befreiung kam erst mit der studentischen Bewegung von 1968 zum Tragen. Soziale Verantwortlichkeit, demokratische Verfassung und gesellschaftskritische Wissenschaftsinhalte sind seither als Qualität der Demokratischen Massenuniversität zu entwickeln.
Die kapitalgewollte und politisch geförderte globale Konkurrenz der „Standorte“ erneuert gegen diese Erfahrungen den Druck zur verwertungsangepaßten Bildung und Wissenschaft. Studiengebühren, die Zurichtung auf profitversprechende Forschung (Nano-, Lifescience, China-Handel etc.), Zerhacken des kooperativen Gesamts in Fakultäten, Demokratieabbau und Entwissenschaftlichung des Studiums mit BA/MAsind die kühlen Machtmittel für den geplanten Rückschritt. Vom Wissenschafts-Senator eingeladen wird der Verbund der Arbeitgeber in der der Metallindustrie (und Rüstungswirtschaft) als Förderer der „Nacht des Wissens“. Das düstere „survival of the fittest“ soll als neu-alte Unkultur merkantil durchgesetzt werden.
Wird die Universität Dienerin des shareholder-value?
Oder nimmt sie sich die Freiheit, die „Mühsal der menschlichen Existenz zu erleichtern“ (Bert Brecht, Galileo Galilei)? Als Ort des solidarischen Lernens, der unerbittlichen Kritik des Menschenverachtenden, der wissenschaftlichen Neugier auf die Möglichkeiten der Verbesserung der Lebensbedingungen aller? Als Stätte der Friedensforschung, der Kultivierung und Verbreitung sozialer und kultureller Errungenschaften und Erkenntnisse. Als Assoziation Vernünftiger.
Der Kampf für die historische Befreiung sollte Vorbild für ihre volle Verwirklichung sein.
DOKUMENTIERT:
Beschluß des Akademischen Senats und des Studierendenparlaments der Universität Hamburg
In der Nacht des 9. November 1938 zogen Nationalsozialisten gewalttätig gegen jüdische Bürgerinnen und Bürger. 1300 Synagogen und zahllose private Einrichtungen wurden zerstört, Menschen in der Öffentlichkeit, in ihren Geschäften und Wohnungen gedemütigt; sie wurden verschleppt, gefoltert und ermordet. Dieser Akt war ein entscheidender Schritt auf dem Weg zum Holocaust, in dem 6 Millionen Menschen jüdischer Herkunft umgebracht wurden. Die Hatz gegen alles nicht „Völkische“, die falschen Versprechen, die Einschüchterungen und der offene Terror sollten nun ungebremst die Diktatur garantieren. Das Bündnis der Eliten trug hierfür große Verantwortung.
Auch an den Hochschulen waren Opportunismus und, seltener, offene Parteinahme für die Gleichschaltung dominant. Verharmlosung und mangelnde Zivilcourage waren – trotz vereinzelter Warnungen und Beispielen mutigen Widerstandes – weit verbreitet. Die zahlreichen Anhänger eines demokratiefernen, elitären Wissenschafts- und Bildungsverständnisses duldeten, entschuldigten oder legitimierten den frühen, entwürdigenden Terror des NS-Studentenbundes und anderer, nicht nur nationalsozialistischer Organisationen gegen aufgeklärt-liberale und linke Kommilitoninnen/en und Hochschullehrer/innen, insbesondere gegen jüdische Universitätsmitglieder. Entgegen der demokratischen Verpflichtung der Wissenschaften zu Wahrhaftigkeit und Humanität verbanden sich Ignoranz und Opportunitätsdenken auch an der 1919 gegründeten Hamburger Universität vielfach zu einer pseudowissenschaftlichen Legitimierung der Nazigreuel und der ideologischen wie technischen Kriegsvorbereitung und -durchführung.
Jedoch: Es gab couragierte Mitglieder der Universität, die dem mit täglichem Nonkonformismus, wisssenschaftlicher Aufrichtigkeit und solidarischem Engagement Widerstand leisteten. Viele mußten ins Exil fliehen, wo sie sich zumeist weiter einsetzten für eine Welt ohne Faschismus und Diktatur. Das Vorbild ihres Wirkens bildet eine wesentliche Grundlage für die Fortentwicklung der demokratischen, aufklärerischen Traditionen unserer Wissenschaft und Hochschule.
Im ehrenden Gedenken, insbesondere in Achtung vor der mutigen Menschlichkeit der Mitglieder der Hamburger „Weißen Rose“, begeht die Universität in diesen Tagen den 60. Jahrestag ihrer befreiten Wiedereröffnung. Wir, die Mitglieder der Universität Hamburg aller Statusgruppen, sehen uns verpflichtet, das wissenschaftliche Wirken für Wahrheit und Humanität nie wieder unmenschlichen Zielen und selbstsüchtigen Interessen zu opfern, sondern es zu verteidigen und weiterzuentwickeln.
Der Akademische Senat/das Studierendenparlament ruft auf zu:
„Erinnerung und Mahnung!“
Mahnwache anläßlich des 67. Jahrestages der Pogromnacht
am 9. November 2005
von 15.30 Uhr bis 17.30 Uhr
auf dem Joseph-Carlebach-Platz.
An diesem Ort wurde 1938 die Bornplatzsynagoge in Brand gesteckt.
Veranstalter: Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes – Bund der Antifaschisten
und die Universität Hamburg
Der Akademische Senat lädt ein zur Veranstaltung anläßlich des
60. Jahrestags der Wiedereröffnung der Universität
nach Faschismus und Krieg
am 10. November 2005
18 Uhr im Ernst-Cassirer-Hörsaal
Hauptgebäude der Universität
„Wenn wir es nicht mehr wollen, wenn wir die Bejahung der Nation wegen der NS-Verbrechen ganz ablehnen, dann behält doch am Ende jener vulgäre Dämon – Hitler – Recht, der 1945 meinte, dieses Volk habe es verdient, unterzugehen. Wer Patriotismus abschaffen will, folgt unwillentlich der Logik dieser zerstörerischen Wut.“
Verfassungsrichter Udo Di Fabio im „SPIEGEL-Gespräch“, „SPIEGEL“ 44/2005.
„Der Mensch hat zwei Beine und zwei Überzeugungen: eine, wenns ihm gut geht, und eine, wenns ihm schlecht geht. Die letztere heißt Religion. Der Mensch ist ein Wirbeltier und hat eine unsterbliche Seele, sowie auch ein Vaterland, damit er nicht zu übermütig wird.“
Kurt Tucholsky, „Der Mensch“, 1931.
Von „Du bist Deutschland“ wissen wir, daß auch Schmetterlinge großes Unheil anrichten können, und in das freie Belieben sei gestellt, z.B. August Thyssen oder Alice Schwarzer – welch eine Verlockung! – zu sein. Wer das nicht glaubt, ist ein Jammerlappen.
Eine neue Ruck-Fabel soll glaubensgleichen Sinn stiften.
Roger Kusch, Justizsenator oder die „lächelnde Guillotine“ in Hamburg, verlangt das rechtlich sanktionierte Töten auf Verlangen. Was sich nicht rechnet, darf nicht bleiben. Humanität ist Schneeschmelze von gestern. „Aktive Sterbehilfe“ wird als sogenannte Freiheit verkauft – im doppelten Wortsinn.
Auch Verfassungsrichter Di Fabio – wie viele seiner Kollegen – meldet sich streng konservativ politisch zu Wort. Die Rettung der immer härteren Ausbeutung benötigt den entschiedenen Kulturkampf der anti-egalitären Sorte. Wir bräuchten ein „neues bürgerliches Zeitalter“ mit dem alten mystischen und sekundärtugendlichen Schmus von „mehr Respekt für die Familie, für Aufrichtigkeit, Höflichkeit, Fleiß und Erfolg, und auch für religiös verankerte Demut.“ Ebenso die „Werte wie Treue, Anstand, (nochmals) Aufrichtigkeit“ seien der klebrige Kitt für eine sozial und kulturell auseinanderklaffende Welt. „Zweckmäßigkeit, Idee und Leidenschaft“ gehörten zusammen. (Alle Zitate Di Fabio, a.a.O.)
Mit diesem inbrünstigen wie negativ zweckvollen Arbeite-bete-spare-neige-Dich sind schon sehr große Kriege geführt worden.
Wenn hohe und höchste Gewinne mit Massenentlassungen einhergehen, dann eröffnen mehr oder minder gebildete Konservative bisweilen die konsequente Schlacht um die Gefühle.
Hierbei werden stets die geheimnisvollen Dichtungen des Großen und Ganzen (Nation), der Stallwärme im Kleinen (Familie) und die Tugenden des krummen Rückens (Respekt und Demut) raunend beschworen, um Demos (Bevölkerung), den großen Lümmel – siehe Tucholsky – nicht auf despektierliche Gedanken und Taten kommen zu lassen.
Die Kritik des seit jeher zerstörerischen Nationalismus ist dagegen eine fundamentale Infragestellung des politischen Zynismus von Diktatur und Krieg. Frieden, Demokratie und sozialer Fortschritt sind eine humane Gesamtaufgabe und bedürfen fortgesetzter Aufklärung.
Zurück zum Anfang„An das Bild der Gerechtigkeit in dem Hause
eines Wucherers nebst der Antwort
Gerechtigkeit! wie kömmst du hier zu stehen?
Hat dich dein Hausherr schon gesehen?-
‚Wie meinst du, Fremder, diese Frage?
Er sieht und übersieht mich alle Tage.‘“Gotthold Ephraim Lessing, „Sinngedichte“, 1753-1771.
„Reden wir über die Vereinigten Staaten: Die Nato ist ein Militärbündnis, und ich bin der Minister aus den USA, der damit zutun hat. An den Initiativen der Nato der vergangenen fünf Jahre war ich intensiv beteiligt: Erweiterung, Schnelle Eingreiftruppe. Die Nato ist so wenig unilateral, wie man nur sein kann.“
US-Kriegsminister Donald Rumsfeld, „SPIEGEL-Gespräch“, „SPIEGEL“ 44/2005.
„Reden wir über die Vereinigten Staaten: Die Nato ist...“
Die Welt ist so unilateral-imperial, wie sie nur sein kann.
Die USA sind nicht nur die stärkste kapitalistische Industriemacht, sie beherbergen auch 50 Prozent des weltweiten militärischen Zerstörungspotentials – einschließlich der Mehrzahl einzelstaatlicher Atomwaffen mit mehrfachem overkill der Erde – und die religiös orientierte konservative Regierung bestimmt auch wesentlich die Politik der Nato mit ihrem militärischen Interventionismus. (Dies alles spricht weniger gegen die USA als solche und verhindert keineswegs die Sympathien für Michael Moore, Noam Chomsky, Cindy Sheehan sowie Quincy Jones und all deren Freunde, sondern spricht eher gegen den spätreifen Kriegs-Kapitalismus in Allianz mit gemeingefährlichem Konservatismus.)
Der wider das Völkerrecht geführte Krieg gegen den Irak dauert mittlerweile 2 1/2 Jahre an, hat der okkupierten Bevölkerung weder Frieden, Demokratie, Wohlfahrt oder Kultivierung gebracht und auch 2000 US-Soldaten das Leben gekostet. Deshalb mehrt sich auch das Rufen der US-Friedensbewegung : „Bring the troops home now!“
„Wir müssen Bush loswerden!“ fordert der argentinische Fußballstar Diego Maradona vor rund 40.000 Menschen im argentinischen Stadion von Mar del Plata, die sich am Rande des Amerika-Gipfels versammelt hatten, um gegen die Bush-Adminstration und ihre Politik zu demonstrieren.
Nach den Folterskandalen von Guantánamo und Abu Ghraib wird immer weiter offengelegt, daß der noch nie zimperliche CIA Verdächtige in osteuropäische Länder verschleppt und mit inhumanen Methoden verhören läßt.
Die Mehrheit der US-Senatsmitglieder hat allerdings gegen die Legalisierung dieser Praxis votiert. Ein Gesetz zur Umgehung der Genfer Konvention, das Geheimdiensten und Militär die rabiate Behandlung von Kriegsgefangenen erlauben sollte, fand nicht die Zustimmung der Kammer.
Ebenso die Privatisierung der Rentenversicherung ist abgelehnt worden.
Der Anteil der US-Amerikaner, die mit der Arbeit des Präsidenten zufrieden sind, ist auf unter 40 Prozent abgesackt.
Wenn das „alte Europa“ – was so (noch) nicht stimmt und erst zu erringen ist – Beendigung der Kriege, kulturelle Entmilitarisierung, strikte Abrüstung, zivile Konfliktregulierung, Schuldenerlaß, Erhöhung der Entwicklungshilfe, die Umwandlung der Rüstungsproduktion in zivile Herstellung, die Verwendung der Rüstungsausgaben für Sozial-, Bildungs- und Kulturzwecke etc. bedeutet, dann kann die so neue Welt mehr von „alt“ und „Europa“ gebrauchen.
Wenn sich die Wissenschaften dieser Aufgabe und ihrer Verbreitung annehmen, sind sie nützlich.
Zurück zum Anfang„General, der Mensch ist sehr brauchbar.
Er kann fliegen und er kann töten.
Aber er hat einen Fehler:
Er kann denken.“Bertolt Brecht, "General, dein Tank ist ein starker Wagen", Svendborger Gedichte, 1939.
„Die Einsatzmöglichkeiten der Bundeswehr im Innern gehen mir im Moment nicht weit genug. Es sollte und muß auch möglich werden, bei besonderen Gefährdungslagen, vor allem im Kampf gegen den Terrorismus – im Rahmen festgelegter Grenzen und unter Verantwortung der Polizei – die Bundeswehr in den Bereichen, in denen sie besondere Kompetenzen hat, unterstützend einzusetzen.“
Innensenator Udo Nagel vor leitenden Vertretern der Bundeswehr und der Bundespolizei im Gästehaus des Senats bei geschlossener Sitzung.
„Kaufen, was einem die Kartelle vorwerfen; lesen, was einem die Zensoren erlauben; glauben, was einem Kirche und Partei gebieten. Beinkleider werden zur Zeit mittelweit getragen. Freiheit gar nicht.“
Kurt Tucholsky, „Schnipsel“, 1932.
Udo Nagel ist ein Schill-Mann aus Bayern.
Wir erinnern uns: Rechtspopulist Ronald Schill („Richter Gnadenlos“) hatte Ole v. Beust und die CDU an die Macht (im Rathaus) gebracht sowie in seiner Funktion als Innensenator und stellvertretender Bürgermeister Udo Nagel für den Posten des Polizeichefs nach Hamburg geholt. (Jörg Dräger war schon zu dieser haarigen Zeit Wissenschaftssenator. Daraus ergeben sich gewisse Aufschlüsse.)
Schill & Co. sind mittlerweile perdu, die CDU macht das jetzt alleine, Udo Nagel ist nunmehr Innensenator. In Nachfolge von Herrn Schill.
Weltsicht, Menschenbild und Handlungsweise ausgeprägt konservativer Politiker folgen einem schlichten – und gefährlichen – Muster, sie sind systematische Befürworter ökonomischer und staatlicher Gewalt: Infolge verschärften sozialen Elends, gesteigerter Konkurrenz und somit der Verrohung der Gesellschaft, grummelts in der Bevölkerung. (Diese Lage führt auch bisweilen zu verzweifelten und nicht vernünftigen Handlungen.) Bekäme dieser kumulierte Unmut Richtung, Verstand und fordernde Stetigkeit, wäre die sattsame Geschäfteordnung in Gefahr. Dem sei vorzubeugen.
Aus stramm konservativer Sicht ist dies ein Ordnungsproblem. Der Mensch darf leiden, muß aber brav sein. Reicht dafür die Beschwichtigung nicht aus, muß die Polizei her. Reicht dafür die Polizei nicht aus, muß das Militär her. Das war unter Kaiser Wilhelm schon so (später erst recht).
Deshalb soll auch das Grundgesetz – wieder einmal – geändert werden. Die Trennung von Polizei und Militär war eine demokratische Schlußfolgerung aus dem Faschismus. Artikel 35 des Grundgesetzes sieht lediglich (was immer noch zu viel des Schlechten ist) ein Zusammenwirken von Polizei und Bundesgrenzschutz in besonderen Fällen sowie den Katastrophenschutz vor. Das will Herr Nagel ändern, damit das Militär auch im Innern draufhauen kann.
Hier ist ein frühes Contra geboten.
Als Instrumente der Unter-Ordnung fungieren seitens des rechten Senats an den Hochschulen die Fakultäten, die gestuften Abschlüsse und die geplanten Studiengebühren. Diese Restauration von Staatsnähe und Kapitalkonformität trägt kriegerische Züge.
Befreiung sollte wieder groß geschrieben werden.
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harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS
„Im ehrenden Gedenken, insbesondere in Achtung vor der mutigen Menschlichkeit der Mitglieder der Hamburger „Weißen Rose“, begeht die Universität in diesen Tagen den 60. Jahrestag ihrer befreiten Wiedereröffnung. Wir, die Mitglieder der Universität Hamburg aller Statusgruppen, sehen uns verpflichtet, das wissenschaftliche Wirken für Wahrheit und Humanität nie wieder unmenschlichen Zielen und selbstsüchtigen Interessen zu opfern, sondern es zu verteidigen und weiterzuentwickeln.“
Aus: „Der Humanität und Wahrheit verpflichtet!“, Beschluß des Akademischen Senats zum 60. Jahrestag, 27.10.2005.
Mit diesem Aufruf hatte der Akademischen Senat für den 10. November zur Erinnerung an die Wiedereröffnung (6. November 1945) der Universität nach Faschismus und Krieg eingeladen. Die aktuelle Bedeutung dieser historischen Betrachtung wurde von dem studentischen Vertreter in der Diskussionsrunde begründet: Die Abwicklung der sozialen Errungenschaften und politischen Ansprüche der Demokratischen Massenuniversität (soziale Offenheit, demokratische Partizipation, kooperative wissenschaftliche Weltaneignung und kritischer Gesellschaftsbezug) fordern zu einer erneuten Auseinandersetzung mit ihren Ursprüngen und Widersprüchen heraus. Die reformpolitische Grundorientierung dieser Einrichtung – eng verbunden mit dem Wendepunkt von 1945 und der reformpolitischen Periode nach 1968 – sollte gegen die neoliberale Konterreform des politischen mainstreams aufgegriffen und fortgeführt werden.
Die neueste Drägeriade, die proklamierte (ordnungspolitische!) „Konsolidierung der Universität“ und die geplante Expansion der Hochschulen um 40.000 Studienplätze, finanziert aus Studiengebühren (selbstredend alles für „den Standort“), ist ein erneuter Angriff gegen vernünftige öffentliche Bildungseinrichtungen. Aus der bewußten historischen Erfahrung kann für diese Kontrahenz gelernt und handlungsrelevante Aussicht gewonnen werden.
Die Erinnerungen des Zeitzeugen Hans-Joachim Lang an das enthusiastische Engagement antifaschistisch-demokratischer Studenten 1945 bekräftigten, daß auch im schwierigen Neubeginn und gegen Widerstände ein kritischer Geist dem Frieden und der Demokratie verpflichtet bleibt.
Der Historiker Axel Schildt beleuchtete den problematischen Widerspruch zwischen notwendigen Lehren aus der universitären Anpassung an die faschistische Diktatur und der baldigen Anknüpfung an überkommene bürgerliche Wissenschaftstraditionen.
Uni-Präsident Lüthje bezog sich positiv auf demokratische, soziale und gesellschaftskritische Ansätze der Hochschulreform(en) nach 1945 und kritisierte den schädlichen Rückbezug auf konservativ-bürgerliche Auffassungen vor 1968. Historische Fortschritte seien unter Berücksichtigung aktueller Innovationsanforderungen behutsam fortzuentwickeln.
Der Vertreter der Professoren aus dem Akademischen Senat begründete mit seiner historischen Deutung besonderer Erlebnisse der unmittelbaren Nachkriegszeit, daß heutige Einschnitte in der „Wohlstandsgesellschaft“ weitgehend unvermeidlich und hinnehmbar wären.
Der ehemalige Uni-Präsident Peter Fischer-Appelt pointierte dagegen die Unvereinbarkeit der Periode sogenannter hochschul- und gesellschaftspolitischer Modernität von 1995 bis heute mit den Ansprüchen zeitgemäßer Humanität, wie sie die universitätsgeschichtliche Etappe von 1969 bis 1995 kennzeichneten. Er plädierte eindrücklich für eine engagierte Besinnung auf die positiven Maßstäbe und Erfahrungen der Reform-Ära.
Die Historikerin Barbara Vogel würdigte abschließend die Qualität der Erörterung als historisch-kritische Aneignung der Geschichte zum gestaltenden Verständnis der Gegenwart, kritisierte die Senats-Konzeption der „Wachsenden Stadt“ als vernunftfeindliche sowie unsoziale Ökonomisierung von Gesellschaft, Wissenschaft und Mensch und appellierte, Frustration und Melancholie in dem Erarbeiten von Optimismus zu überschreiten, statt defensiv leidend den Mangel weiter zu verwalten.
Aus der Diskussion entstand somit eine historisch wie aktuell relevante Entwicklungsfrage: Lernen für die Anpassung oder Lernen für menschliche Perspektive, gesellschaftliche Progression und Solidarität?
Insgesamt gelang dem Akademischen Senat und den Mitwirkenden also ein anregender Kontrapunkt zur Drangsalierung von Geist, Kultur und menschenwürdigem Dasein durch den politischen Senat. Ein selbstbewußter Ausblick für Wahrheit und Humanität kann so gemeinsam in Angriff genommen werden.
Olaf Walther
LINKS, Akademischer Senat (AS), Bundesverband studentische Kulturarbeit (BSK), Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), Linkspartei.PDS
Golnar Sepehrnia
JUSOS, AS, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA), SPD
Christian Sauerbeck
FACHSCHAFTSBÜNDNIS (FSB), Studierendenparlament (SP), AS-Planungsausschuß, FSR Sinologie, Fakultätsrat Geisteswissenschaften (Geistwiss.), Fachschaftsrätekonferenz (FSRK)
Kristian Glaser
LINKS, AS-Haushaltsausschuß, SP-Ausschuß gegen Rechts, ver.di, BdWi, Linkspartei.PDS
Birgit Bachmayer
JUSOS, Ausschuß für Lehre und Studium (ALSt), FSR Sozialwissenschaften, Fakultätsrat Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSowiss.), Linke Gruppe ausländischer Studierender, SPD
Kerstin Fremder-Sauerbeck
FSB, FSRK-Referentin, FSR Ethnologie, Departmentvorstand Kulturgeschichte und Kulturkunde, AfiH (Ausschuß für internationale Hochschulbeziehungen)
Michael Schaaf
JUSOS, ALSt, Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung, Kuratorium des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Uni Hamburg, VVN-BdA, ver.di, SPD
Gunhild Berdal
LINKS, Linke Gruppe ausländischer Studierender, AfiH, GEW, Linkspartei.PDS (AG Frieden und weltweite Abrüstung)
Anja Post-Martens
LINKS, Präsidium Studierendenparlament, ALSt, FSR Erziehungswissenschaft, Linkspartei.PDS
Noreen Dassau
FSB, FSR Sprachlehrforschung
Veronika Lechner
FSR Germanistik, Fakultätsrat Geisteswiss.
Jochen Rasch
JUSOS, AS-Haushaltsausschuß, GEW, SPD
Niels Kreller
JUSOS, FSRK-Referent, Studierendenparlament, SP-Ausschuß gegen Rechts, Linke Kritische Jurastudenten, ver.di, VVN-BdA, SPD
Till Petersen
LINKS, FSRK-Referent, FSR Erziehungswissenschaft, Fakultätsrat Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft (ErzPsychBewwiss.), GEW, Linkspartei.PDS (BAG Wissenschaftspolitik)
Saskia Mestern
LINKS, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Politische Wissenschaft, GEW (Vorstand der Fachgruppe Hochschulen und Forschung), Linkspartei.PDS (AG gegen Rechts)
Stefanie Meyer
FSB, Studierendenparlament, Kunstgeschichte
Simon Sell
FSB, Ethnologie
Tobias Berking
JUSOS, FSRK, Gruppe Kritischer Chemiker, Fakulätsrat MIN, ver.di, SPD
Ihno Goldenstein
FSB, ALSt Historisches Seminar, FSR Geschichte, OE-Koordinator
Rörd Hinrichsen
LINKS, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswiss., Linkspartei.PDS (AG gegen Rechts)
Malte Klingforth
LINKS, FSRK, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswiss., Linkspartei.PDS
Alexandra Jaeger
JUSOS, FSRK, FSR Geschichte, Departmentvorstand Historisches Seminar, SPD
Ralf Jettke
FSR Sportwissenschaften, Fakultätsrat ErzPsychBewwiss.
Lorenz Gösta Beutin
FSB, FSR Geschichte, FSRK, ver.di, WASG
Jan D.S. Wischweh
FSB, Informatik
Olga Fischer
FSB, Politische Wissenschaft
Timo Fischer
Musikwissenschaft
Nikolai Schuldt
Rechtswissenschaft-HWP, Linkspartei.PDS
Luise Albers
JUSOS, FSR Evangelische Theologie, Fakultätsrat Geisteswiss., FSRK, SPD
C. Miriam Löhr
FSR Evangelische Theologie
Nilüfer Aydin
Linke Gruppe ausländischer Studierender
Fatma Kuru
Ver.di, Lehramt Grund- und Mittelstufe
Johann Bartels
FSRK, Gruppe Kritischer Chemiker
Holger-Urs Rammelberg
FSRK, Gruppe Kritischer Chemiker
Olaf Hey
HWP, MASCH, Linkspartei.PDS
Holger Reinhold
HWP, SPD
Birger Tagge
Medizin
Lilian Hatje
Sozialwissenschaften
Roman-Raffaele Chirico
MASCH, ver.di, Linkspartei.PDS
Sven Wilke
HWP, Linkspartei.PDS
Sascha Goerke
FSR Sozialwissenschaften, Fakultätsrat WiSowiss., BUND Jugend
Florian Fey
FSR Sozialwissenschaften, BUND Jugend
Martin Solterbeck
JUSOS, LOA Soziologie, ver.di, BdWi, SPD
Kenan Mujkic
Physik, SPD
Wiebke Priehn
Jura
Simon Pradel
Linke Kritische Jurastudenten
Florian Ihlenfeldt
JUSOS, HWP, IG BAU, SPD
Alexandra Grimm
FSR Master HWP, ver.di, SPD
Aziz Aygun
JUSOS, HWP, SPD
Oliver Kotowski
Geschichte
Ulrike Rosa Bracker
Sozialistische Jugend Deutschlands (SJD) - Die Falken, Erziehungswissenschaft
Olaf (Ole) Schwede
JUSOS, Geschichte, ver.di
Björn Oellers
SJD - Die Falken, Anglistik
Ruth Pappenhagen
SJD - Die Falken,Germanistik
Anna Schwarz
SJD - Die Falken, Politische Wissenschaft
Ayla Kiran
Geschichte
Ralf Heß
JUSOS, Geschichte, SPD
Marco Sievers
SJD - Die Falken S-H
Hans Peter Lührs
JUSOS, Biologie, SPD
Dennis Lemke
JUSOS, Erziehungswissenschaft, Arbeiterwohlfahrt
(AWO), GEW, SPD
Alice Otto
Romanistik
Hjalmar Rehberg
Medizin
Yves Clairmont
Geschichte, SPD
Birthe Haak
FSR Archäologie, Tarifinitiative der studentischen Beschäftigten (TarifIni), ver.di
Tinta Schmieden
Geschichte, Archäologie
Alf-Tomas Epstein
Geschichte, ver.di, Nicaragua Uni Initative, SPD
„Soll man nicht töten? Das erste dieser zehn Gebote hätte zu heißen: ‚Tu, was du predigst.‘ Die Rolle der Kirchen im Kriege kann nicht verziehen werden – sie haben sich jedes Rechtes begeben, den Mord zu verbieten. Denn sie haben die gesegnet, die Blut vergossen haben.
Soll man nicht stehlen? Was ist das, ‚stehlen‘? Wegnehmen – so mit der Hand? Aus dem Safe der Diskontogesellschaft? Und wie ist es mit der Arbeitskraft? Darf man sie stehlen? Ist das göttliche Ordnung?
Du sollst nicht ehebrechen... aber wie ist das, wenn das Institut der Ehe von uns zerdacht ist, sich wirtschaftlich nicht mehr halten läßt, so daß auch die katholischen Länder den geängstigten Ehemäusen Löchlein offenlassen, durch die sie – am Sakrament vorbei – entwischen?
Und du sollst nicht begehren deines... es schmeckt nach Duckmäusertum, was da gelehrt wird, nach Schafstall, nach allem, was gute Untertanen macht. Nein, so geht es nicht.“Kurt Tucholsky, „Was soll mit den zehn Geboten geschehen?“, 1929.
Merkel tut es, Müntefering tut es, alle andern tun es – nur die Zypries (SPD/Justiz) tut es nicht: „So wahr mir Gott helfe“.
Unter dieser braven Anrufung jenes höheren Wesens, welches wir verehren, wurde die neue Regierung der nationalen Verantwortung vereidigt. (Das aktuelle Gros der EsPeDe und ihr gegenwärtiges Führungspersonal haben gewiß vergessen, daß die Sozialdemokratie einst stolz auf ihre wissenschaftliche Weltanschauung und ihre Kritik an Kirche und herrschender Religion gewesen ist. Die in der Regel professionelle Heuchelei der CDU sei hier kein Thema.)
Bundespräsident Köhler hat der Chose noch eins draufgesetzt: Alle Minister und Ministerinnen (Alter Feminist! Auch die unentwegte Alice Schwarzer ist stolz auf Angela Merkel.) wüßten „um ihre patriotische Verantwortung.“ Mit ordentlichem Zusammenhalten würden die „Reformen“ gelingen. „Wenn wir den Weg sehen, den wir seit 1945 zurückgelegt haben, dann erkennen wir die Kraft, die in uns steckt, und wir haben guten Grund, stolz auf uns zu sein.“ Hiermit wurden die Ernennungsurkunden überreicht. Auch Du bist Deutschland. Auch Du kannst vor nationalem Stolz kaum laufen.
Wie konnte das geschehen?
Die Mehrheit der Wahlberechtigten in der BRD wollte weder eine Fortsetzung der moderaten neoliberalen Zentralpolitik (= Rot-Grün) und noch weniger ihre verschärfte Fortsetzung (= Schwarz-Gelb). Für eine wirkliche Abkehr von der neoliberalen Marktdoktrin (Konkurrenz, Krieg, Erwerbslosigkeit und soziale Dekultivierung) hat das Zusammenwirken von außerparlamentarischen Bewegungen, Gewerkschaften und Parteien bzw. Teilen von Parteien nicht gereicht. Die nominelle Mehrheit von Rot(?)-Grün-Rot ist keine reelle, keine politische Majorität. Marktgläubigkeit und Antikommunismus sitzen zu tief. Die Religion der „Freiheit“ basiert auf dem Gewinnedogma. Die gesamtgesellschaftliche Bewegung für eine echte Reformalternative (Arbeit, Brot, Kunst und Frieden) ist (noch) nicht stark genug gewesen.
Deshalb ist, um Schlimmeres – echten sozialen Fortschritt – zu verhüten, die „große Koalition“ gebildet worden. „So wahr mir Gott helfe“. Sie soll Ruhe in die Rappelkiste bringen.
Das mag nicht gelingen, denn die Regierung wird das Anti-Soziale fortsetzen. Wohlfahrt, Demokratie, Bildung und Kultur, d.h. Zufriedenheit ist damit nicht zu erreichen. Eher das Gegenteil. Opposition ist somit zu einer Angelegenheit Aller geworden. Die inszenierte Sattsamkeit ist brüchig. Wer nicht verzagt, kann nur gewinnen.
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„Woyzeck. Ja Herr Hauptmann, die Tugend, ich hab's noch nit so aus. Sehn Sie, wir gemeine Leut, das hat keine Tugend, es kommt einem nur so die Natur; aber wenn ich ein Herr wär und hätt ein' Hut und eine Uhr und eine Anglaise und könnt vornehm reden, ich wollt schon tugendhaft sein. Es muß was Schönes sein um die Tugend, Herr Hauptmann. Aber ich bin ein armer Kerl.“
Georg Büchner, „Woyzeck“, Niederschrift 1836.
„Ich verachte Niemanden, am wenigsten wegen seines Verstandes oder seiner Bildung, weil es in Niemands Gewalt liegt, kein Dummkopf oder kein Verbrecher zu werden,– weil wir durch gleiche Umstände wohl Alle gleich würden, und weil die Umstände außer uns liegen.“
Georg Büchner an die Familie, Februar 1834.
Du bist Woyzeck.
(In den allermeisten Fällen eher als August Thyssen.)
Udo Di Fabio, Aufsteiger und Verfassungsrichter, Autor der konservativen Kampfschrift „Kultur der Freiheit“ – die eine Abrechnung mit den 68ern sein soll –, will zurück zur Spießigkeit der 50er Jahre. „Nicht Restauration, sondern Innovation“ ist für ihn das wesentliche Merkmal der Nachkriegszeit und des Kalten Krieges der Adenauer-Ära. „Der Traum vom persönlichen Glück, vom bescheidenen Wohlstand, vom Aufstieg für den Fleißigen, er wurde wahr.“ Geschichte ist quasi ein Märchen. Statt Unken und Kröten gibt's Heimatfilm.
Nach Paul Kirchhof (2003) und Friedrich Merz (2004) ist Udo Di Fabio von der „Frankfurter Allgemeine(n) Sonntagszeitung“, im Zusammenwirken mit der „Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft“ (finanziert von den Metallarbeitgebern), zum „Reformer des Jahres 2005“ gekürt worden.
Hier wird eine neue altbackene Offensive der Tugenden der Bescheidenheit versucht. Das ist geistige Ordnungspolitik auf dem Feld der Kultur und reiht sich ein in das hölzerne Reden des Bundespräsidenten, die Kampagne „Du bist Deutschland“ sowie die Fortsetzung des Sozialabbaus der großen Koalition in der Bundeshauptstadt. Die Politik des Senats in Hamburg entspricht noch besser dem konservativ-neoliberalen Programm. So werden Umstände gemacht, die die Menschen ungleicher machen.
Dagegen spricht ein kulturelles Erbe, zu dem zweifelsohne auch Georg Büchner mit seinem literarischen und politischen Schaffen und Wirken gehört. Der Autor unter anderem des „Woyzeck“ sowie von „Der Hessische Landbote“ („Friede den Hütten! Krieg den Palästen!“) war ein Streiter für und Verfechter von geistiger Aufklärung und sozialer Gerechtigkeit. Das ist nach wie vor aktuell wie wegweisend vernünftig. Die Umstände müssen menschlich gestaltet werden.
Deshalb laden wir ein zum:
eine Verfilmung von Werner Herzog
nach dem gleichnamigen Stück von Georg Büchner.
(In den Hauptrollen Klaus Kinski und Eva Mattes.)
Eine Einführung zu Werk, Autor, Zeit und
Zeitgenossenschaft von Georg Büchner gibt
Dr. Wolfgang Beutin, Literaturwissenschaftler,
Dozent und Autor.
Mittwoch, den 07.12.2005 19 Uhr,
Gebäude der Erziehungswissenschaft,
Von-Melle-Park 8, Raum 206
„‚Laßt uns mehr Freiheit wagen.‘ Wir – die neue Bundesregierung von Union und Sozialdemokraten – wollen unser Land so ertüchtigen, daß die Schwachen sich auch in Zukunft darauf verlassen können, daß sie nicht alleine gelassen werden, daß ihnen geholfen wird.“ (...)
„Arbeit braucht Wachstum, und Wachstum braucht Freiheit.“Angela Merkel, Bumbeskanzlerin, Regierungserklärung.
„Die reichen Leute habens schon besser. Da stehen junge Angestellte mit betreßter Mütze, die warten für den Herrn Baron, werden für Frau Kommerzienrätin angeschnauzt, bekommen einen roten Kopf für den Herrn Generaldirektor. Der Rest brät in Person im höllischen Feuer.“
Kurt Tucholsky, „Polizei“, 1924.
Wir sind betreut von einer großen Koalition.
Also: „ertüchtigen“ klingt zu allererst nach dem freudlosen „Auf, nieder!“ von Turnvater Jahn (1778-1852), schaut aus wie der beflissene „Untertan“ (1916) von Heinrich Mann und riecht ein wenig nach Angstschweiß im Klassenzimmer der Gegenwart.
Neu ist das mithin alles nicht. Hier wird reflexhaft altes neu aufgebraten. Die kurze Anrufung der Brandt-Ära („Mehr Demokratie wagen.“) durch die CDU-Kanzlerin diente lediglich der Schmeichelei der Sozialdemokraten, die so federleicht zufrieden zu stellen sind.
Entscheidender sind vielmehr Doktrin und politische Praxis der ummäntelnden Ideologie der „Freiheit“: Steile Renditekurven, trunkene Aktienkurse, knallende Sektkorken bei Massenentlassungen, eine stramme Polizei, der „Umbau der Bundeswehr zur Einsatzarmee“ – übrigens: verfassungswidrig – und drüber die Soße aus Nächstenliebe, Volk, Nation und Familie. Die Zeit der „Gründerjahre“ (1950er-Zeit) wird beschworen. Das sei gut für das „Volk“. Es geht mal wieder um „Deutschland“.
„Mehr Demokratie wagen“ hieß hingegen vor gut dreißig Jahren die soziale Öffnung der Hochschulen, die Abschaffung von Studiengebühren, mehr Mitbestimmung in der Gesellschaft, verträgliche Löhne und Sozialleistungen, Entspannungspolitik nach Osten, mehr Verantwortung für den Süden der Erdkugel, gestiegene antifaschistische Aufmerksamkeit, erheblich weniger Massenerwerbslosigkeit und alles nicht ohne rege außerparlamentarische Bewegungen. Daran könnten sich auch die Sozialdemokraten erinnern. (Bitte keine melancholischen Tränen vergießen – wissend kämpfen!)
Wirkliche Freiheit ist etwas ganz anderes als die geraunte „Schicksalsgemeinschaft“. Sie ist z.B. die Nicht-Existenz von Krieg aller Art. Sie bedeutet Einsicht, Kritik und Opposition zur verordneten Unvernunft. Sie beinhaltet das Gelächter über Hausbackenes. Sie verlangt Solidarität und das Engagement für wahrhaft bessere Zeiten. Am besten ist sofort damit zu beginnen.
Im Kopf fängt alles an.
Zurück zum Anfang„A-Politik, das bedeutet einfach Anti-Demokratie, und was das heißen will, auf welche selbstmörderische Weise sich der Geist dadurch zu allem Geistigen in Widerspruch setzt, das kommt erst in bestimmten akuten Situationen höchst leidenschaftlich an den Tag.“
Thomas Mann, „Kultur und Politik“, 1939.
Im neuesten „UNI-SPIEGEL“ (Heft 6/2005), schreibt Merlind Theile unter dem Titel „Die Wahl der Qual“ über die „Legitimationskrise“ der studentischen Interessenvertretung. Die Krise mag ja sein, aber was hat uns die Autorin zu sagen?
Bemängelungsberichte der Buchprüfung wegen z. B. obskurer Reisen, geringe Beteiligung bei Wahlen sowie Klagen von RCDS und Burschenschaften gegen die Wahrnehmung des politischen Mandats durch die Verfaßte Studierendenschaft (VS) seien Indizien der Krisis. (Auch wird Uni-Präsident Jürgen Lüthje mit der Klage zitiert, der AStA verweigere das Gespräch über die uni-interne Verwendung von Studiengebühren. – Der AStA lehnt Studiengebühren kategorisch ab. Das ist nicht zu beklagen.)
Entschuldigend wird für die VS seitens der Autorin angeführt, daß die Interessenvertreter und -vertreterinnen keine gelernten Buchhalter seien, daß die Studierenden unter hohem sozialen und Studiendruck stehen – was der politischen Partizipation im Wege stünde – und daß das allgemein politische Mandat der studentischen Interessenvertretung seit den siebziger Jahren umstritten ist.
Offen bleibt am Schluß dabei die Frage: „Mehr Nähe zu den Fachschaften, mehr Service oder doch mehr Politik?“ (Hier offenbart sich die Sinnkrise des liberalen Montagsjournalismus.)
Eigentlich ist die Beantwortung der Frage relativ einfach, sie erfordert nur etwas Mut.
Mehr Politik, d. h. der bewußt praktizierte Gesellschaftsbezug des organisierten Handelns respektive das kritische Engagement in der Interessenvertretung, verlangt automatisch die kooperative Nähe zu den Fachschaftsräten und soziale Unterstützung der Studierenden sowie ein breitenkulturelles Angebot (auch der VS) mit demokratischen Lernmethoden.
Zudem praktizieren Handelskammer und rechter Senat schon längst die Hochschulpolitik als (neoliberale) Gesellschaftspolitik. Dagegen Opposition zu entwickeln garantiert stets die Möglichkeit, den Bezug zwischen Gesellschaft, Politik, Hochschule/Wissenschaft und Interessenvertretung herzustellen.
Entgegen allen Ach-und-Wehlauten aus den Pressestuben und Bezirken der Realpolitik ist eineenge Verbindung zwischen Mensch, Wissenschaft, der Gesellschaft mit ihren gegensätzlichen Interessen und der Politik mit ihren gegensätzlichen Programmen und Konzepten wie Menschenbildern stets vorhanden.
Da gibt es nur eins: AStA sei schlau und trau Dich!
Albers: „Mit dem Transparent wollten wir die Hochschulen darauf stoßen, dass sie sich bislang vor der Aufarbeitung ihrer Rolle im Dritten Reich gedrückt hatten. Außerdem war es die Zeit der außerparlamentarischen Opposition gegen die erste große Koalition: Wir kämpften gegen die Notstandsgesetze, gegen den Vietnamkrieg und für nichts weniger als eine Umwälzung der gesamten Gesellschaft.“
Detlev Albers (links im Bild), Hamburger AStA-Vorsitzender 1967, im Interview mit Uni-SPIEGEL, Dezember 2005
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„Gleichzeitig wollen wir mit der Hochschulreform die Betreuungsintensität erhöhen und die Hochschulstrukturen grundlegend modernisieren. Die Hochschulen gehen diesen anspruchsvollen Weg – trotz vieler Anstrengungen – mit, worüber ich mich sehr freue. Dennoch wissen wir, daß noch mehr Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Qualität der Hochschulausbildung in Ihrem eigenen Interesse weiter zu verbessern. Mit dieser Qualitätsverbesserung verbunden ist auch die Frage nach den Studiengebühren.“
Senator „für“ Wissenschaft und Gesundheit, Jörg Dräger, Offener Brief an die Studierenden 5.12.05.
„Die Freude ist der Maßstab des verantwortlichen Gelingens.“
Aus dem studentischen Entwurf für eine Präambel der neuen Grundordnung der Universität.
Am 15. Dezember entscheidet der Akademische Senat über eine neue Verfassung (Grundordnung) der Universität. Aber wie ist ihre Verfaßtheit?
Seit vier Jahren befindet sich die Universität im Innovationsgriff neokonservativer Standortpolitik. Zerschlagung in hierarchisch strukturierte Betriebseinheiten („Fakultäten“), Zerstörung humanistischer Wissenschaftstraditionen, Drill durch verwertungsangepaßte BA/MA-Studiengänge, „Kundenorientierung“, alles abgestützt durch die Drohung mit Studiengebühren – das ist „Modernisierung“ mit dem lächelnden Rohrstock.
Kritik, (Selbst-)Erkennen und gestalterische Verbesserung der Lebensbedingungen als humane Sinngebung der Wissenschaft sollen der geschäftlichen (Selbst-)Verwertung weichen.
In diesem Gegensatz befinden sich die Universitätsmitglieder. Die neue Grundordnung soll zur Pflege und Entwicklung des geistigen und kulturellen Erbes der Menschheit und zur produktiven Einheit von menschlichem Erkennen und Handeln beitragen. Die Einheit der Universität, ihre Fächervielfalt, soziale Offenheit, die demokratische Partizipation ihrer Mitglieder und die emanzipatorische Orientierung des Wissen-Schaffens waren deshalb für ihre Erarbeitung leitend. Die neoliberale Gesetzgebung setzt dagegen die Hierarchisierung, Zergliederung und Demokratiesimulation des kapitalistischen Zentralismus. Die Mitbestimmungs- und Kooperationsmöglichkeiten der Mitglieder sind dafür in der Grundordnung erneut relativ weit gefaßt: Die gesetzlich verordnete Einsetzung der Leitungsgremien soll durch Wahl- und Kontrollelemente ergänzt werden. Gegen die Zergliederung der Uni wird mit den zentralen Gremien und Ausschüssen, der Einrichtung eines Universitätskonvents und dem positiven Bezug der Fakultäten auf gesamtuniversitäre Anliegen und Entscheidungsprozesse inhaltlich und strukturell eine Klammer gebildet. So ist der vorliegende Grundordnungsentwurf nicht das demokratische Optimum, aber ein ehrlicher Kompromiß unterschiedlich weitreichender Opposition gegen den kalten Technokratismus des „Wissenschafts-Managers“ Dräger.
Im Akademischen Senat bleibt dennoch zu entscheiden, ob man besonders mit der Präambel der Grundordnung umfassende Demokratie und Humanität als Entwicklungsziel der Universität für die Gesellschaft wider den brüchigen neoliberalen Zeitgeist zum Ausdruck bringt:
Freiheit zur wissenschaftlichen Kooperation statt bewußtloses Treiben in Raum und Zeit; ein Votum für Gebührenfreiheit als Ausdruck und Grundlage sozialer Verantwortung statt bängliche Zurückhaltung in Bezug auf soziale Selektion; humane Wissenschaftsentwicklung als Inhalt freier Entfaltung und gemeinsames Anliegen der Universitätsmitglieder statt verwertungsdominierte Schein-Beliebigkeit unter Konkurrenzbedingungen sind die umstrittenen Positionen. Für die erfreuliche dieser Entwicklungsoptionen ist ein studentischer Vorschlag eingebracht. Die Hochschulöffentlichkeit kann an dieser Auseinandersetzung konstruktiv anteilnehmen.
Opposition ist vernünftig. Und praktische Vernunft ist zur Freude aller.
„Ich rate Euch, nehmt Euch in acht,
es bricht noch nicht, jedoch es kracht,
...
Die Menge tut es!“Heinrich Heine, „Die Menge tut es!“, Zeitgedichte, 1845-56.
Dokumentiert: Zum Geleit XVI
Die Geleite sind ein regelmäßiges Anschreiben der linken studentischen VertreterInnen im Akademischen Senat an die MitsenatorInnen zu aktuellen Themen und Tagesordnungspunkten.
„Vorsicht bei der Verwahrung von Erfahrungen
Me-ti sagte: Man kann sich zu Verallgemeinerungen erheben wie der Vogel, der den Boden flieht, weil er zu heiß geworden ist, und wie der Sperber, der die Höhe aufsucht, um das Kaninchen zu erspähen, auf das er sich stürzen will.“Bertolt Brecht, „Me-ti/Buch der Wendungen“.
Der Ausgangspunkt für den Menschen ist stets die Erde, das heißt der Mensch. Dahin ist immer wieder zurückzufinden. Irrungen und Wirrungen sind nicht auszuschließen.
Schon in Erwartung heißen Grundes suchen manche das Weite.
Manche treten auf der Stelle und warnen vor den Gefahren.
Andere wiederum schicken andere vor.
Vierte bezeichnen sich als besonders, indem sie rückwärts gehen.
Denken hingegen stellt sich Schwierigkeiten: Philosophie hat, wer nach Alternativen sucht. (Fundstücke sind am besten als Allgemeingut zu verwenden.)
„Lassen Sie mich ein Beispiel nennen: Die nationalsozialistische Ideologie berief sich auf das Recht des Stärkeren. Dies hat zu einer menschenverachtenden Behandlung der sogenannten Schwächeren geführt. Im Reflex auf diese verwerfliche Politik erleben wir bis heute, dass allein das Berufen auf das ‚schwach sein‘ moralische und politische Ansprüche auslöst, die einer Überprüfung nicht immer Stand halten.“(...)
„Aber alles, was darüber (‚Hilfe für die Schwachen‘/‚Grundsicherung‘) hinaus geht, soll doch bitte der Entscheidungsfreiheit des Einzelnen und dem Markt unterliegen; soll vertraglich geregelt sein und nicht mehr der politischen Beliebigkeit unterliegen.“Ole v. Beust, Rede vor dem Überseeclub (Sept. 2003)
Kritisches Geschichtsbewußtsein sei ein „Reflex“.
Verträge sollen das Minimum regeln. Gelobt wird, was „stark“ ist: große Geschäfte, Konkurrenz, Deklassierung, Kurzfristigkeit. Zäh wie gebratene Schuhsohle. Hart wie Glaubensdogmen. Flink wie Wackeldakkel. Humane Lernergebnisse werden hartnäckig verdrängt. Der Krieg ist hierin natürlich erscheinend enthalten.
Gesundheit, Bildung und Kultur werden achtlos auf den Markt geworfen. Hier sollen sich dann alle raufen. Das ist die wahre Bedeutung der Ware „Freiheit“. Die Vermeidung des allgemein Nützlichen bestimmt das politische Programm.
„Es wächst hienieden Brot genug
Für alle Menschenkinder,
Auch Rosen und Myrten, Schönheit und Lust,
Und Zuckererbsen nicht minder.
Ja, Zuckererbsen für jedermann,
Sobald die Schoten platzen!
Den Himmel überlassen wir
Den Engeln und den Spatzen.“Heinrich Heine, „Deutschland ein Wintermärchen“, 1844.
Daß der soziale Reichtum in den Händen einiger weniger am besten aufgehoben sei – je mehr, desto besser für alle –, gehört zur alltäglichen Märchenstunde.
Die engagierte Dichtung wußte seit jeher schon mehr von der Wahrheit.
Wurde (auch sie) ernst genommen, ist die Menschheit weiter gekommen.
Wenn wir Heine feiern und gedenken, sollten wir gewahr sein, daß Schönheit nicht zuletzt die Freiheit von Elend bedeutet.
Der aufrechte Gang war und ist evolutions- bzw. kulturgeschichtlich ein bedeutender Sprung in der Entwicklung der Lebewesen; in der Fortbewegung ist ab und zu daran zu erinnern.
Golnar Sepehrnia, Olaf Walther
Hamburg, den 06.12.2005
„In den Jahren 1939 bis 1945 hatten wir Krieg. Im Krieg wird gesungen, geschossen, geredet, gekämpft, gehungert und gestorben – und es werden Bomben geschmissen – lauter unerfreuliche Dinge, mit deren Erwähnung ich meine Zeitgenossen in keiner Weise langweilen will. Ich muß sie nur erwähnen, weil der Krieg Einfluß auf die Geschichte hatte, die ich erzählen will. Denn der Krieg wurde von meiner Tante Milla nur registriert als eine Macht, die schon 1939 anfing, ihren Weihnachtsbaum zu gefährden. Allerdings war ihr Weihnachtsbaum von einer besonderen Sensibilität.“
Heinrich Böll, „Nicht nur zur Weihnachtszeit“, 1951.
Wie man den Kalender und etwaige Fluchtgedanken auch dreht und wendet: Niemand kann den allgemein verordneten Konventionen gänzlich entkommen. Zu schaffende Distanz – räumlich wie geistig – ist von heilender Bedeutung. Deshalb: Kommilitone, Kommilitonin – meidet die Innenstadt!
Der hektische Einzelhandel krakeelt nervös und ängstlich Halli-Galli-Tutti-Frutti-Ding-Dong-Bum. Die Versprechungen sind greller geworden, die Jahresendmythen wirken trotz immer aufwendigerer Beleuchtung aufreibend verbraucht. Mit „Mehr Freiheit wagen“ und „Du bist Deutschland“ im verärgerten Kopf läßt sich auch kein Weihnachtskringel mehr gewinnen. Glühwein ist gewürzt erwärmtes Zuckerwasser mit Alkohol zu weltmarktoffenen Preisen. Wie gesagt, der Rummel ist zu meiden – sowie mit psychischem Gewinn verzichtbar.
Das Fest selbst mag mit Klugheit absolviert werden. Ehrliche Gespräche über die Lage können hier sehr hilfreich sein. Gequälte Harmonie ist dringend zu unterlassen. Streit ist in jedem Fall besser als Depression. Förderlich für Geist und Wohlbefinden ist nebst planender Nachdenklichkeit die Lektüre.
Zu empfehlen ist unter anderem die satirische Böll-Geschichte „Nicht nur zur Weihnachtszeit“. Sie handelt von einem Albtraum: Das ganze Jahr wird jeden(!) Tag Weihnacht gefeiert, weil anders die neurotische Tante Milla nicht zu beruhigen ist.
Böll karikiert neben dem Familiengedöns und der feierlichen Weihnachtsschwere auch die Verdrängung von Faschismus und Krieg in unmittelbarer zeitlicher Nähe zu 1945.
Das lachende Lesen lohnt sich.
Und wenn denn die Braten verdaut sind, ist man wieder ein paar Zeilen klüger geworden.
Der Mensch kann nach und nach seine Beklemmungen verlieren.
Nicht nur zur Weihnachtszeit.
Zurück zum Anfang„Jedes Kind in Deutschland sollte Gebete kennen, Christen christliche und Muslime islamische. Ebenso sollten in den Schulen Gedichte gelehrt werden. Und ganz selbstverständlich auch unsere Nationalhymne.“
Bundestagspräsident Norbert Lammert (CDU) im Gespräch mit der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ („FAS“), 25.12.'05, S. 4.
„Alle Führungsqualitäten – Belastbarkeit, Organisationsfähigkeit, Verantwortungsbereitschaft – werden überwiegend nicht im Beruf, sondern in der Familie und im Ehrenamt gelernt. Eine Firma, die menschlich reiche Führungspersönlichkeiten heranbilden will, sollte darauf achten, daß diese Menschen Zeit haben, auch Vater und Mutter zu werden.“
Familienministerin Ursula von der Leyen (CDU) im Gespräch mit der „FAS“, 25.12.'05, S. 7.
Die „Familienministerin“, Mutter mit sieben leiblichen Kindern, hat ihre „Führungsqualitäten“ sicher auch von ihrem Herrn Papa, Ernst Albrecht (CDU), ehedem Ministerpräsident von Niedersachsen und eifriger Verfechter von Berufsverboten gegen Linke sowie Durchsetzer des minder intelligenten Privatfernsehens bzw. Aufkündiger des Staatsvertrages zu den öffentlich-rechtlichen Medien, gelernt. Diese Gesinnung riecht säuerlich nach Opfergang. Amen.
Norbert Lammert schert sich ebensowenig wie der Bundespräsident Köhler um die formale Neutralität seines Amtes und schwingt sich zum Sitten-Apostel der Republik auf: Runter auf die Knie und gebetet wie noch nie; Nationalhymne krähen und – weitermachen! Bei den Gedichten kommt im wahrscheinlich am wenigsten Heinrich Heine in den Sinn, der in seinem „Wintermärchen“ schon 1843/1844 reimte: „Ja, Zuckererbsen für jedermann,/Sobald die Schoten platzen!/Den Himmel überlassen wir/Den Engeln und den Spatzen.“
Diese konservativen Ordnungsrufe berühren eng die Zuckererbsenfrage. Immer, wenn Demut gepredigt wird, ist da etwas im Busche. Hören wir da etwa von ferne nach „Zucht und Ordnung“ rufen? Jedenfalls: „Die“ Wirtschaft brummt. Dummerweise ist dies mit öffentlicher Kassenknappheit und sozialer Verarmung verbunden. Das wissen Herr Lammert und Frau v. d. Leyen auch. Deshalb wird auch so inbrünstig geleiert. Lassen wir uns darüber nicht beirren und keine Schuld einreden. Beten und Nationales singen sollen sie selber.
„Ja, das Christentum selbst, welche unschätzbare Bedeutung für die Vermenschlichung des Menschen, für seine seelisch-sittliche Verfeinerung es auch gewonnen haben möge und welche Fortschrittsmacht also vom Beginn seiner Haupterhebung an darstellte: wer begreift denn nicht, daß es mit seinem schauerlichen Heraufholen und Wiederbeleben des Ur-Religiösen, seiner seelischen Vorweltlichkeit, seinen Blut- und Bundesmahlzeiten vom Fleisch eines göttlichen Schlachtopfers der zivilisierten Antike als ein wahrer Greuel von Rückfälligkeit und Atavismus erscheinen mußte, durch welchen buchstäblich und in jedem Sinn das Unterste zuoberst gekehrt wurde?“
Thomas Mann, „Die Stellung Freuds in der modernen Geistesgeschichte“, 16. Mai 1929.
Der Freud ehrende Dichter hat recht.
Wer die verdunkelnde Macht von Alltagsmythen konsequent in Frage stellt, hat deutlich mehr vom Leben. Hier beginnt das streng wörtliche Selbst-Bewußtsein.
„Im kommenden Jahr haben wir als Land alle gemeinsam eine große Chance! Die Welt wird auf Deutschland schauen wie zuletzt vor 16 Jahren beim Fall der Mauer. Natürlich, die Dinge sind in ihrer Bedeutung überhaupt nicht zu vergleichen, aber dennoch:
Im Ergebnis werden Milliarden Menschen die Fußballweltmeisterschaft am Fernseher verfolgen und Millionen Menschen werden uns besuchen kommen.“Neujahrsansprache von Angela Merkel (CDU), Bundeskanzlerin.
„Es genügt, irgendeinem Krümel das Epitheton (Beiwort ) ‚deutsch‘ anzuhängen, und Kaffeemaschine, Universitätsprofessor und Abführmittel haben ihr Lob weg. Der Ursprungsort, der in den meisten Fällen selbstverständlich ist, wird in eine positive Bewertung umgelogen, und das ganze Land kriegt mit der Zeit den Größenwahn. Man kann keine Zeitschrift mehr aufschlagen, ohne daß einem auf jeder Seite dreimal versichert wird, dieses sei deutsch, jener habe deutsch gehandelt, und der dritte habe nach deutscher Art Konkurs oder sonstwas gemacht.“
Kurt Tucholsky, „Deutsch“, 1924.
Abgesehen – an dieser Stelle – von dem Fall-der-Mauer-Syndrom der Kanzlerin (symptomatische Dankbarkeitsanfälle mit Freiheitsglanz in den Augen), läßt sich die öffentlich-rechtliche Neujahrsansprache der politischen Kohl-Erbin schnöde so zusammenfassen: Wir sollen uns alle mehr anstrengen, genügsam sein und an die allgemeine Wohlfahrt steigender Unternehmensgewinne glauben. So weit, so eindeutig, so bekannt, so falsch.
Neu allerdings ist das Wiederaufkommen eines altbackenen Biedersinns, der von den Merkels und Köhlers über die ganze Republik wabernd verteilt werden soll. Hier werden die sogenannten Gründerjahre beschworen. Heuchelei auf dem Nierentisch.
Vor der Kulisse der Deutschlandfahne wird uns erzählt: „Dazu (fleißige Überwindung der Erwerbslosigkeit) werden wir Sie nach Kräften unterstützen, aber dazu müssen wir alle auch überkommene Rituale in Politik und Verbänden überwinden. Und wir sollten uns an eine einfache Weisheit erinnern, sie lautet: Arbeit braucht Wachstum und Wachstum braucht Freiheit.“
Nun gut, lassen wir die überkommenen Rituale von Löhnen, Tarifverträgen, Pausen, Urlaub, Mitbestimmung und ähnlichen Klimbim einfach weg. Vergessen wir die Einsicht in die Realität von entgegengesetzten sozialen Interessen. Pfeifen wir auf die Erfahrung, daß Krieg einfach Mist ist (auch am Hindukusch). Mit dem „D“ auf dem Hintern ist auch Armut eine Zier. In diesem Sinne sind ebenso Studiengebühren „sozial gerecht“.
Die schönsten Sätze in dem Sing-Sang zum Jahreswechsel sind aber allerdings die Hommage an Alice Schwarzer: „Natürlich drücken wir unserer Mannschaft die Daumen, und ich glaube (!), die Chancen sind gar nicht schlecht. Die Frauenfußball-Nationalmannschaft ist ja schon Fußballweltmeister, und ich sehe keinen Grund, warum Männer nicht das Gleiche leisten können wie Frauen.“
Also: Deutsche, Frauen und Männer, seid stolz und brav und bieder und leistet. Und der Feminismus ist im Nationalen angekommen.
So kann's kommen.
Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2006
„Die Phantasie, von der Vernunft verlassen, bringt unmögliche Monster hervor. Vereint mit ihr, ist sie die Mutter der Künste und der Ursprung der Wunder.“
Francisco de Goya (1746-1828) zu seinem Capricho 43, „Der Schlaf der Vernunft produziert Ungeheuer“ (1797-1798).
Heben wir sachte das ältliche Kleidungsstück:
Bekannt im ganzen Land ist, daß es darunter muffelt.
Unter dem schweren Übergardinenstoff hockt die alte Ständeordnung: mit Fakultäten, Dekanaten, Ordinariaten, akademischem Hilfspersonal und den „Sonstigen“, d. h. dem Technischen- und Verwaltungspersonal sowie den Studierenden. Das Reinigungspersonal gleicht hier eher dem Dreck, den es freundlicherweise – allzu schlecht bezahlt – beseitigt.
Die neue alte Ordnung soll wieder mobilisiert, organisiert, ideologisch inthronisiert werden, damit die betriebswirtschaftliche Negativ-Umwälzung von Forschung, Lehre, Studium und Selbstverwaltung bzw. ihrer Subjekte gelingt. Die hauptsächlichen Handlungsträger neoliberaler und auch konservativer Politik bedienen sich der schon überwundenen Anachronismen, um kapitalkonforme (Sinn-)Strukturen zu schaffen. Hier soll ein straff organisierter Organismus entstehen, bei dem Wahrheit, Erkenntnis, die Minderung der Mühsal menschlicher Existenz, demokratische Partizipation, soziale Offenheit der allgemein nützlichen und kooperativen Wissensaneignung und -vermittlung auf der Strecke bleiben. Wer hier dienlich mitspielt, hat schon verloren. Das muß aber nicht sein.
Obwohl dies alles so glatt daherkommt, gibt's enorme Schwierigkeiten bei der Umsetzung dieses altbackenen Konzeptes, Unmut allerorten ist grummelnd zu vernehmen. Auch Kritik und Widerstand sind bereits entwickelt. Der Senator ist scheu geworden, das Lächeln des Senats hat eine gewisse Starrheit.
Studentische Interessenvertretung, Personalräte und Akademische Selbstverwaltung sind gefragt und verantwortlich, in bewußter Opposition zusammenzuwirken.
Die Vernunft schläft nicht. Die Vernünftigen können viel bewirken.
I. Unter dem Kaiser war alles besser.
II. Ein Oberbuchhalter ist mehr als ein Buchhalter.
III. Ein Brief darf nicht mit ‚Ich‘ anfangen, das ist unhöflich.
IV: Schuld an dem ganzen Elend sind die Juden.
Die Juden sind schmutzig, geldgierig, materiell, geil und schwarz. Sie haben alle solche Nasen und wollen Minister werden, soweit sie es nicht schon sind.
V. Es gibt natürlich keine Gespenster. Immerhin ist es unheimlich, nachts auf einen Friedhof zu gehen oder allein in einem großen dunkeln Haus zu sein. (Mäuse.)
VI. Dienstboten sind eine von den Besitzenden verschiedene Rasse; aber sie empfinden das nicht so.
VII. Wenn man Rhabarber nachzuckert, wird er sauer. (Dieser Satz ist völlig unsinnig; er ist durch ein Mißverständnis entstanden, also unausrottbar.)
VIII. Kommunismus ist, wenn alles kurz und klein geschlagen wird. In Rußland werden die Frauen vergewaltigt, sie haben eine Million Menschen ermordet. Die Kommunisten wollen uns alles wegnehmen.
IX. Was allen und mir gefällt, ist hübsch; was allen, mir aber nicht gefällt, ist schön.
X. Alle Welt ist gegen Deutschland – aus Neid.
(Kurt Tucholsky, 1928)
„Eine Aussage oder Darstellung ist dann eine Wahrheit, wenn sie eine Voraussage gestattet.
Bei dieser Voraussage muß aber der Aussagende als Handelnder auftreten. Er muß auftreten als einer, der für das Zustandekommen des Vorausgesagten nötig ist.“Bertolt Brecht, „Über Wahrheit“.
Beschäftigt mit Wunden lecken, Kleider bürsten, Abschluß machen, Papas Wünsche erfüllen, tritt die Senatsjugend nicht zur Wahl an.
Ihre Funktion erfüllen jetzt gefällig-bieder hauptsächlich die Jura-Liste und die Wiwi-Liste.
Die stellen immer ordentlich die Bücher ins Regal zurück. Studiengebühren könne man nicht verhindern. Ansonsten werden Skripte verkauft und primitive Feiern des Vergessens organisiert. Brav.
Sie sind stolz Studierende einer „Fakultät“ (WiSo). Pragmatisch heißt hier karriereorientiert sowie senatsfromm. Sie machen auch die Wumm-ta-ta-Fêten und gehören zu den kleinen Stützen der Gesellschaft. Könnte man, so sagen sie, Studiengebühren sozial gerecht gestalten, wären sie dafür. Auch extrem brav.
Wer bei diesen Fachkräften später einmal in Behandlung gehen sollte, müßte sich wohl Sorgen machen. Obwohl gegen Studiengebühren, ist hier ein sehr ständisches Bewußtsein von Fach, studentischem Interesse und Wissenschaft vorhanden. Weiße Etablierung eben.
Ihr Menschenbild ist grandios: „Seit einem Jahr vertreten wir die Gruppe naturwissenschaftlich geprägter Studierende im Parlament...“ Graugänse laufen auch unbelebten Objekten hinterher. Menschen tun und können wesentlich anders.
Die Kommilitonen und Kommilitoninnen haben für ihre Selbstdarstellung viel Kreide verzehrt. (Hier werden zum Teil starke Nationalismen vertreten.) Die Einigung verschiedener Gruppen besteht in einer konformen Berufsausbildung sowie darin, nicht anzuecken. Streng konform.
Sie ist ein dicker Fake. Die Macher lügen uns die Hucke voll, sind nirgendwo aktiv und wollen verwirren! Täuschung ist keine Interessenvertretung. Auf keinen Fall wählbar.
Sie sind nun voll und ganz mit ihren kleinen Geschäften (Alkohol auf dem Campus mit musikalischer Begleitung) zugange, bei denen sie von der „Uni-Marketing GmbH“ unterstützt werden. Sie kandidieren nicht mehr.
Ihrem dunstigen Kreise gehören die Jura-, die Wiwi-, die Mediziner-, die MIN-, die Sprach- und Geisteswissenschaften-Liste und die Liste Erziehungswissenschaft, Sport, Psychologie an. Wegen relativer Verselbständigung tauchen diese unter den anderen politischen Rubriken auf.
Der aktuelle oder „moderne“ Liberale ist fatalistisch. „Fakt ist: Gebühren kommen.“ Dazu sagen wir Prost. Und: Denkt mal über 1848 nach. Bessere Zeiten kommen nur durch Aufklärung, Kritik und entsprechendes Engagement. Ehrlich.
Sie geben sich ordentlich Mühe. Deswegen sind sie auch von Rechts nach Liberal gerückt, was keine große Strecke ist. (Immerhin sind sie jetzt nominell gegen Studiengebühren.) Die speziellen Real-Demokraten segeln fälschlich unter der juso-Flagge. Olaf Scholz (SPD/große Koalition) ist mit ihnen zufrieden.
Im Akademischen Senat hören ihre Vertreter immer gut zu, wenn andere engagiert agieren (es geht ja immerhin um einiges). Die Streichung von 50 Prozent der Geisteswissenschaften haben sie gewiß nicht verhindert. Gleichwohl hört man hier ein (relativ glaubwürdiges) Votum gegen Studiengebühren. That's it.
Die Jungs und Mädels sind bisher nicht besonders in Erscheinung getreten. Sie sinnen ohne größere Aktivitäten über die „PISA-Katastrophe“ nach und wollen keine Studiengebühren. C'est ça.
Die Liste ausländischer StudentInnen ist ihnen zu rechts, wir sind ihnen zu links; deswegen treten sie an. Sie vertreten soziale Beratung und eine Meinung gegen Studiengebühren.
„Der Großteil der AStA-Beratung und des Infocafé sind grün.“
Oh, wie schön.
Ihr Tun besteht in dem Stellen von ReferentInnen.
Sie sind (halbwegs aktiv) gegen Studiengebühren.
Viel mehr Gutes läßt sich nicht sagen.
Hier liegt eine rechte Abspaltung des wackeren Fachschaftsbündnisses vor.
Sie halten Bachelor/Master, Studiengebühren, Fakultätenbildung für „dramatische Veränderungen“. Zu recht. Und dann?
Bei ihnen ist action gleich satisfaction. Die Abneigung gegen die neoliberale Politik des Rechtssenats ist ausgeprägt. Studiengebühren werden klar abgelehnt und soziale Bündnisse in der Stadt befürwortet.
Dies ist ein von Regenböglern gesetzter Kontrapunkt zur Medizinerliste (s.o./s.o.).
Hier wird auch vom Regenbogen dicke getan mit den (guten) sozialen und demokratischen Errungenschaften der HWP.
Wir grüßen erneut den unausgesetzten Gunnar.
Grüne Ideale (Basisdemokratie, Frauenquoten, Ökologie) seien nach wie vor ohne Fehl richtig. Allerdings: Nackte Ärsche sind nur sehr bedingt aussagekräftig.
Wie gesagt: die wackeren Aktiven. Sie wenden sich konsequent gegen die zerstörerische Senatspolitik – gegen Zerstückelung der Uni und wider die Studiengebühren und selektiv gestufte Abschlüsse. Sie setzen auf Analyse vor der Aktion, demokratische Beteiligung und soziale Offenheit der Bildung, die allen nützt. Das ist allgemein nützlich.
Wir kandidieren gemeinsam zum Akademischen Senat.
Nomen est omen: Hier kandidieren die eigentlichen jusos, in harten Zeiten, mit progressiver Gesellschaftsperspektive, mit Fachschaftsaktiven und selbstverständlich gegen alle politischen Drangsale des rechten Senats (und anderer Verantwortlicher). Frieden und Antifaschismus sind zwei zentrale Säulen ihres Handelns.
Wir kandidieren gemeinsam zum Akademischen Senat.
arbeitet intensiv – theoretisch wie praktisch – an der kritischen und realistischen Einschätzung der sozialen Bedingungen bzw. an der Realisierung der Möglichkeiten zur emanzipatorischen Veränderung und wünscht allen eine heitere sowie kluge Entscheidung!
„Es ist ein bekannter Fluch des Kapitalismus, die Bedürfnisse der Welt nach den wirtschaftlichen Forderungen der Liefernden zu regeln. Nicht ob du Zahnbürsten brauchst, ist das wesentliche, sondern, daß es eine Fabrik gibt, die ihre Million Zahnbürsten im Jahr absetzen muß. Und bist du nicht willig, so braucht sie Gewalt, von der Reklame bis zum Zoll.“
Kurt Tucholsky, „Offiziere“, 1920.
Zur praktischen Gewalt des unersättlichen Geschäftewesens gehören ferner nicht zuletzt die staatlich organisierten Kriegshandlungen sowie ebenso die Politik der Studiengebühren des Senators Dräger.
Hiermit sollen sich alle in den Wissenschaften dem ewig scheinenden „Kaufen und Verkaufen“ unterwerfen.
Im Gegensatz zu dieser rauhen Kommerzialisierung bewegt sich der Kampf für die offene Qualifikation der Mehrheit der Menschen. Die gemeinschaftlich gewonnene Einsicht in die ursächlich erkannte Veränderbarkeit der Welt, die humanistische Gestaltung der eigenen als gemeinsamen Lebensbedingungen, ist die wesentliche Substanz einer vernünftigen Lebensweise. Diese ist eine Überschreitung des alltäglichen Konkurrenzgebotes.
In diesem Verständnis haben wir uns 1993 als Liste LINKS aus Linker Liste, Offener AusländerInnenliste und Fachschaftsaktiven konstituiert. So engagieren wir uns für die solidarische menschliche Entfaltung auf der Grundlage kritischen Wissens.
Wir arbeiten zusammen mit anderen fortschrittlichen Gruppierungen in der studentischen Interessenvertretung, in den Gremien der Akademischen Selbstverwaltung und in außerparlamentarischen Bewegungen: in Fachschaftsräten, in der Fachschaftsrätekonferenz, im Studierendenparlament, im Akademischen Senat und seinen Ausschüssen, in der Friedensbewegung, in Bündnissen gegen Neo-Faschismus, in Aktivitäten gegen den Sozialabbau.
Die praktische Verantwortung für die Beseitigung umfassender Entwicklungsbeschränkungen ist eine lebendige alltägliche Aufgabe.
Aufklärung gewinnt so eine erweiterte und freudige Bedeutung.
„Um sich gut zu wehren, muß man viel wissen.
Man erobert auch keine Gesellschaft, bevor man sie kennt.“Heinrich Mann/„Die Macht des Wortes“, 1935
Anja Post-Martens, StuPa-Präsidium, Ausschuß für Lehre und Studium des Akademischen Senats (AS), GEW, Linke.PDS
Till Petersen, Fachschaftsrätekonferenz(FSRK)-Referent, Fakultätsrat Bildung/Bewegung/Psychologie, AS-Planungsausschuß, GEW, Linke.PDS (BAG Wissenschaftspolitik)
Gunhild Berdal, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Ausschuß für internationale Hochschulbeziehungen, Linke.PDS (AG Frieden und weltweite Abrüstung)
Rörd Hinrichsen, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswissenschaften, Linke.PDS (AG gegen Rechts)
Saskia Mestern, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Politische Wissenschaft, GEW (Vorstand der Fachgruppe Hochschulen und Forschung), Linke.PDS (AG gegen Rechts)
Malte Klingforth, FSR Geschichte, FakRat Geisteswissenschaften, Linke.PDS
Nilüfer Aydin, Journalistik, Linke Gruppe ausländischer Studierender
Kristian Glaser, Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), GEW, Linke.PDS (Marxistisches Forum)
Fatma Kuru, ver.di, Lehramt GruMi
Olaf Walther, Akademischer Senat (AS), Bundesverband studentische Kulturarbeit (BSK), BdWi, Linke.PDS
Roman-Raffaele Chirico, Mathematik, Marxistische Abendschule (MASCH), ver.di, Linke.PDS
Olaf Hey, BWL – Department Wirtschaft und Politik (ehem. HWP), ver.di, Linke.PDS
Nikolai Schuldt, Rechtswissenschaft – Department Wirtschaft und Politik, Linke.PDS
Birger Tagge, Medizin
Hjalmar Rehberg, Medizin
Johann Bartels, Chemie, FSRK
Timo Fischer, Musikwissenschaft
Thomas Barth, Anti-Bertelsmann-Ini, WASG
Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2006
„Bewerben heißt sich verkaufen. Das Produkt, welches Sie an den Mann bzw. an die Firma bringen müssen, ist Ihre Person und ihre Arbeitskraft. Und um Ihr Produkt richtig zu präsentieren, müssen Sie eine Verkaufsstrategie entwickeln und Ihre Vorzüge ins rechte Licht rücken. Bei einem guten Produkt muss aber nicht nur der Inhalt, sondern auch die Verpackung stimmen. Also sollte Ihre Kleidung auch Ihrem Anliegen entsprechen. Mit einer Verkaufsstrategie und dem richtigen Auftreten gewappnet, sind Sie fit für den Kontakt.“
Angela Christina Sommer, „Berufsstart-Team“, Klaus Resch Verlag OHG, in: „Firmenkontaktmesse“, Messekatalog, 2005.
Kontaktangst? Gebibber vor Bindungen spezieller Art?
Die „Firmenkontaktmesse“ hat vom 21. – 22. November diesen Jahres täglich von 9.30 Uhr bis 16.00 Uhr in den Räumen des Uni-Fachbereiches Chemie am Martin-Luther-King-Platz stattgefunden.
Verantwortlich zeichnet die „bonding-studenteninitiative e. V.“. Geladen waren die Großunternehmen Audi, Bosch, Continental, DaimlerChrysler, Dräger (safety), EADS (Rüstung), Henkel, Hewlett Packard, IBM, Masterfoods, Opel (GM), Procter & Gamble (Lebensmittel u. a.), Rohde & Schwarz, Schlumberger, ThyssenKrupp (auch Rüstung) und VW. Die Bahn und der TÜV Rheinland sowie das Bundesamt für Wehrtechnik und Beschaffung haben ebenso teilgenommen. Business is business. As well: War is big business.
„Bonding“ heißt nüchtern verbinden. Die hier mit dem Kapital vertüddeln wollen, sind ca. ein Dutzend junge Devote, die den Menschen bzw. die Studierenden – damit sich selbst – lediglich als Objekt Ware begreifen, das sich freiwillig und grinsend auf den Markt werfen soll.
Das bedeutet nix Frieden, nix Aufklärung, nix soziale Verantwortung; keine keine allgemeine Nützlichkeit, keine persönliche Entfaltung – kein Einklang zwischen beidem –; wenig Freude an dem Gegenstand des Wissens, anderen Menschen, der Zukunft und sich selbst; ein Minimum an Demokratie und kritischer Problemlösungsorientierung bei einem Maximum an Koofmich – ergo: tutto kaputto.
Hier war der junge Abiturient Karl Marx vor 170 Jahren schon erheblich klüger und weiter (siehe Deckblatt). Die hohe Übereinstimmung zwischen wissendem Engagement und den humanen Aufgaben der Zeit war ihm mehr Wert als der später von ihm entdeckte Mehrwert oder eine formale high position in der Gesellschaft – der scientific community oder auf einem Dichterhügel. Wissen schaffende wie Dichtende hätten so bewußt ihre Rolle zu bestimmen. Deshalb hören wir passend an dieser Stelle den Freund Heine: „Wenn wir es dahin bringen, daß die große Menge die Gegenwart versteht, so lassen sich die Völker nicht mehr von den Lohnschreibern der Aristokratie zu Haß und Krieg verhetzen, das große Völkerbündnis, die heilige Allianz der Nationen, kommt zustande, wir brauchen aus wechselseitigen Mißtrauen keine stehenden Heere von vielen hunderttausend Mördern mehr zu füttern, wir benutzen zum Pflug ihre Schwerter und Rosse, und wir erlangen Frieden und Wohlstand und Freiheit.“
Heinrich Heine, „Französische Zustande“/Vorrede, 1832.Dieser Ausblick hat Helligkeit und Brisanz. „Bonding“ ist dagegen Gerümpel.
„Eine Aussage oder Darstellung ist dann eine Wahrheit, wenn sie eine Voraussage gestattet.
Bei dieser Voraussage muß aber der Aussagende als Handelnder auftreten. Er muß auftreten als einer, der für das Zustandekommen des Vorausgesagten nötig ist.“Bertolt Brecht, „Über Wahrheit“.
Beschäftigt mit Wunden lecken, Kleider bürsten, Abschluß machen, Papas Wünsche erfüllen, tritt die Senatsjugend nicht zur Wahl an.
Ihre Funktion erfüllen jetzt gefällig-bieder hauptsächlich die Jura-Liste und die Wiwi-Liste.
Die stellen immer ordentlich die Bücher ins Regal zurück. Studiengebühren könne man nicht verhindern. Ansonsten werden Skripte verkauft und primitive Feiern des Vergessens organisiert. Brav.
Sie sind stolz Studierende einer „Fakultät“ (WiSo). Pragmatisch heißt hier karriereorientiert sowie senatsfromm. Sie machen auch die Wumm-ta-ta-Fêten und gehören zu den kleinen Stützen der Gesellschaft. Könnte man, so sagen sie, Studiengebühren sozial gerecht gestalten, wären sie dafür. Auch extrem brav.
Wer bei diesen Fachkräften später einmal in Behandlung gehen sollte, müßte sich wohl Sorgen machen. Obwohl gegen Studiengebühren, ist hier ein sehr ständisches Bewußtsein von Fach, studentischem Interesse und Wissenschaft vorhanden. Weiße Etablierung eben.
Ihr Menschenbild ist grandios: „Seit einem Jahr vertreten wir die Gruppe naturwissenschaftlich geprägter Studierende im Parlament...“ Graugänse laufen auch unbelebten Objekten hinterher. Menschen tun und können wesentlich anders.
Die Kommilitonen und Kommilitoninnen haben für ihre Selbstdarstellung viel Kreide verzehrt. (Hier werden zum Teil starke Nationalismen vertreten.) Die Einigung verschiedener Gruppen besteht in einer konformen Berufsausbildung sowie darin, nicht anzuecken. Streng konform.
Sie ist ein dicker Fake. Die Macher lügen uns die Hucke voll, sind nirgendwo aktiv und wollen verwirren! Täuschung ist keine Interessenvertretung. Auf keinen Fall wählbar.
Sie sind nun voll und ganz mit ihren kleinen Geschäften (Alkohol auf dem Campus mit musikalischer Begleitung) zugange, bei denen sie von der „Uni-Marketing GmbH“ unterstützt werden. Sie kandidieren nicht mehr.
Ihrem dunstigen Kreise gehören die Jura-, die Wiwi-, die Mediziner-, die MIN-, die Sprach- und Geisteswissenschaften-Liste und die Liste Erziehungswissenschaft, Sport, Psychologie an. Wegen relativer Verselbständigung tauchen diese unter den anderen politischen Rubriken auf.
Der aktuelle oder „moderne“ Liberale ist fatalistisch. „Fakt ist: Gebühren kommen.“ Dazu sagen wir Prost. Und: Denkt mal über 1848 nach. Bessere Zeiten kommen nur durch Aufklärung, Kritik und entsprechendes Engagement. Ehrlich.
Sie geben sich ordentlich Mühe. Deswegen sind sie auch von Rechts nach Liberal gerückt, was keine große Strecke ist. (Immerhin sind sie jetzt nominell gegen Studiengebühren.) Die speziellen Real-Demokraten segeln fälschlich unter der juso-Flagge. Olaf Scholz (SPD/große Koalition) ist mit ihnen zufrieden.
Im Akademischen Senat hören ihre Vertreter immer gut zu, wenn andere engagiert agieren (es geht ja immerhin um einiges). Die Streichung von 50 Prozent der Geisteswissenschaften haben sie gewiß nicht verhindert. Gleichwohl hört man hier ein (relativ glaubwürdiges) Votum gegen Studiengebühren. That's it.
Die Jungs und Mädels sind bisher nicht besonders in Erscheinung getreten. Sie sinnen ohne größere Aktivitäten über die „PISA-Katastrophe“ nach und wollen keine Studiengebühren. C'est ça.
Die Liste ausländischer StudentInnen ist ihnen zu rechts, wir sind ihnen zu links; deswegen treten sie an. Sie vertreten soziale Beratung und eine Meinung gegen Studiengebühren.
„Der Großteil der AStA-Beratung und des Infocafé sind grün.“
Oh, wie schön.
Ihr Tun besteht in dem Stellen von ReferentInnen.
Sie sind (halbwegs aktiv) gegen Studiengebühren.
Viel mehr Gutes läßt sich nicht sagen.
Hier liegt eine rechte Abspaltung des wackeren Fachschaftsbündnisses vor.
Sie halten Bachelor/Master, Studiengebühren, Fakultätenbildung für „dramatische Veränderungen“. Zu recht. Und dann?
Bei ihnen ist action gleich satisfaction. Die Abneigung gegen die neoliberale Politik des Rechtssenats ist ausgeprägt. Studiengebühren werden klar abgelehnt und soziale Bündnisse in der Stadt befürwortet.
Dies ist ein von Regenböglern gesetzter Kontrapunkt zur Medizinerliste (s.o./s.o.).
Hier wird auch vom Regenbogen dicke getan mit den (guten) sozialen und demokratischen Errungenschaften der HWP.
Wir grüßen erneut den unausgesetzten Gunnar.
Grüne Ideale (Basisdemokratie, Frauenquoten, Ökologie) seien nach wie vor ohne Fehl richtig. Allerdings: Nackte Ärsche sind nur sehr bedingt aussagekräftig.
Wie gesagt: die wackeren Aktiven. Sie wenden sich konsequent gegen die zerstörerische Senatspolitik – gegen Zerstückelung der Uni und wider die Studiengebühren und selektiv gestufte Abschlüsse. Sie setzen auf Analyse vor der Aktion, demokratische Beteiligung und soziale Offenheit der Bildung, die allen nützt. Das ist allgemein nützlich.
Wir kandidieren gemeinsam zum Akademischen Senat.
Nomen est omen: Hier kandidieren die eigentlichen jusos, in harten Zeiten, mit progressiver Gesellschaftsperspektive, mit Fachschaftsaktiven und selbstverständlich gegen alle politischen Drangsale des rechten Senats (und anderer Verantwortlicher). Frieden und Antifaschismus sind zwei zentrale Säulen ihres Handelns.
Wir kandidieren gemeinsam zum Akademischen Senat.
arbeitet intensiv – theoretisch wie praktisch – an der kritischen und realistischen Einschätzung der sozialen Bedingungen bzw. an der Realisierung der Möglichkeiten zur emanzipatorischen Veränderung und wünscht allen eine heitere sowie kluge Entscheidung!
Dokumentiert:
Beschluß des Parteitags der Linkspartei.PDS vom 12. Dezember 2005
Die Gebührenfreiheit des Hochschulstudiums in der Bundesrepublik ist eine Errungenschaft der fortschrittlich orientierten Studierendenbewegung und der entsprechenden außerparlamentarischen Bewegung Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre. Erkämpft wurden damals die soziale Öffnung der Hochschulen, ihre Demokratisierung sowie ein stärker kritischer Gesellschaftsbezug in den Wissenschaften. Die Abschaffung der bis dahin üblichen Studiengebühren war notwendiger Bestandteil dieser Entwicklung und ihrer Errungenschaften. Der Ruf nach Wiedereinführung der Studiengebühren, der seit Ende der 80er Jahre hallt, ist somit der Ruf konservativer und neoliberaler Kräfte nach der Revision dieser positiven Bildungsreformen:
Studiengebühren stellen Bildung und Wissenschaft dem Diktat der direkten wirtschaftlichen Verwertbarkeit anheim. Dem entgegen wirken wir als SozialistInnen für wissenschaftliche Kooperation, demokratische Entscheidungsfindung und allgemeinen gesellschaftlichen Nutzen der Wissenschaft.
Gerade in gesellschaftlichen Krisenzeiten dürfen Bildung und Wissenschaft nicht mittels Studiengebühren ihres emanzipatorischen Potentials beraubt werden. Kritische Erkenntnis und emanzipatorischen Subjektentfaltung sind von wesentlicher Bedeutung zur Überwindung gesellschaftlicher Probleme.
Veränderung beginnt mit gesellschaftlicher Opposition.
Wir bekräftigen unsere Ablehnung gegenüber jeglicher Form von Studiengebühren! Das betrifft allgemeine Studiengebühren ebenso wie Verwaltungs- und Langzeitgebühren, Studienkonten, Bildungsspar- und Bildungsgutscheinsysteme.
Bildung für Alle ist die Alternative. Institutionelle Lernmöglichkeiten in jeder Lebensphase sind notwendig.
Der Ausbau der Hochschulen, die soziale Öffnung wissenschaftlicher Bildung, die soziale Absicherung der Studierenden, der Ausbau institutioneller Mitbestimmung, die Entwicklung interdisziplinärer Studien, die problemlösungsorientierte Entwicklung der Hochschulen bilden eine gesellschaftlich verantwortliche und sinnvolle Perspektive.
Gemeinsames Flugblatt von Fachschaftsbündnis,
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS
„Auch wenn es Ihnen heute als Studierende nicht so bewußt sein mag – Sie werden als Akademikerinnen und Akademiker zu einer privilegierten Gruppe gehören mit dem geringsten Arbeitslosigkeitsrisiko und gleichzeitig der höchsten Einkommenschance. Deshalb halte ich es für gerechtfertigt, dass sich diejenigen, die erhebliche individuelle Vorteile aus ihrer Ausbildung ziehen, an den Kosten der Ausbildung beteiligen. Das ist aus meiner Sicht auch eine Frage der Solidarität mit anderen Bevölkerungsgruppen in unserem Land, denen eine weitergehende Beteiligung an zusätzlichen Ausgaben für die Hochschulen kaum zugemutet und vermittelt werden kann.“
Senator „für“ Wissenschaft und Gesundheit, Jörg Dräger, Offener Brief an die Studierenden 5.12.05.
Privilegierte Gruppe? Ein Tag im Wirtschaftsteil der FAZ: Der IG-Farben-Nachfolger BASF plant für 4,25 Milliarden Dollar die feindliche Übernahme des amerikanischen Katalysator-Herstellers Engelhard; für 3,65 Milliarden Euro will Rüstungskonzern ThyssenKrupp einen kanadischen Stahlhersteller „freundlich“ übernehmen; der Springer-Verlag blättert immerhin noch über eine Milliarde Euro hin, um sich passend zur „Bild“ die privaten Verblödungssender der PRO7Sat1-Gruppe einzuverleiben (es sei denn, das Kartellamt bleibt standhaft).
Angesichts dieser kapitalen Realität können die von Dräger in Aussicht gestellten „höchsten Einkommenschancen“ und das „geringe Arbeitslosigkeitsrisiko“ für Akademikerinnen und Akademiker als sogenannte Begründung für die Einführung allgemeiner Studiengebühren getrost verlacht werden.
Denn die Gebühren dienen dem Zweck, die Wissenschaft der unmittelbaren ökonomischen Verwertung zu unterstellen und die Studierenden vollständig zur profitbringenden Ware umzumodeln, just für ThyssenKrupp und Co.
Die Verbreitung der Einsicht in die systematische Ungleichheit sozialer Verhältnisse und ihre Steigerung durch die Gebühren bzw. das nachdrückliche Engagement für die humane Entfaltung in der Wissenschaft als kollektiv erarbeitete Erkenntnis für die solidarisch-menschenwürdige Veränderung der Welt ist die Grundlage für die bisher errungenen Erfolge und positive Zwischenergebnisse im Kampf gegen die Studiengebühren:
Begründetes verwertungskritisches Wirken für den aufrechten Gang und wider den Statusdünkel ermöglichten wiederholt eindeutige Anti-Gebührenbeschlüsse des Akademischen Senats (des derzeit höchsten zentralen Gremiums universitärer Selbstverwaltung). So war hier die gewollte inneruniversitäre Verzögerung der Erhebung der Gebühren bei längere Zeit Studierenden ebenso möglich wie die Verabschiedung einer Gebühren-Satzung mit weit gefaßten Befreiungstatbeständen (in keiner anderen bundesrepublikanischen Universität mit entsprechender Strafgebühr konnten so viele Studierende aus höheren Semestern von der Zahlung befreit werden).
Die dauerhafte Aufklärungsarbeit von Fachschaftsräten und FSRK sowie selektions- und konkurrenzkritische Beschlüsse des Studierendenparlaments und studentischer Vollversammlungen und die klare Perspektive wissenschaftlicher Vernunft, demokratischer Partizipation und sozialer Offenheit waren Grundlage für die Motivation von über 12.000 Studierenden, bei der Urabstimmung im Mai 2005 ihre Position für die Gebührenfreiheit des Studiums zu manifestieren.
In der Einheit von politischem Wirken in der Akademischen Selbstverwaltung und in der Verfaßten Studierendenschaft ist es so gelungen, den Uni-Präsidenten vom einstigen Mitentwickler von Gebührenmodellen (im Rahmen der Bertelsmannstiftung) zur moderaten Opposition gegen den Senat und seine Gebührenpläne zu bewegen.
Dieser begründete vehemente universitäre Widerspruch gegen jegliche Studiengebühren bereiten dem Senator zunehmend Schwierigkeiten, den prinzipiellen Einwänden gegen Gebühren entgegenzutreten. Erhebliche Verzögerungen bei der Gesetzesvorlage, ein bemühter Legitimationsbrief an die Studierenden und Wortreichtum bei der Vorstellung eines Darlehensmodells zum angeblichen Ausgleich möglicher sozialer Benachteiligung (wobei geflissentlich verschwiegen wird, daß ein solches Darlehen von bis zu 6.000 Euro den auf den Kredit angewiesenen Studierenden schnell noch einmal dasselbe an Zinsen kosten kann), sind Ausdruck der wachsenden Rechtfertigungsschwierigkeiten des Senators.
Diese Reihe der Zwischenerfolge sollte ermuntern, gegen die Senatspolitik erweiterte widerständige Praxis zu entwickeln. Die gesteigerte Offensivität in der Zurückweisung der geplanten Gebühren schafft die Bedingungen, daß ihre Einführung schließlich unmöglich wird. Ein solidarischer Boykott der Gebühren ist Ausdruck dieser Offensivität.
Die Abwendung des Übels kann gelingen.
Olaf Walther
LINKS, Akademischer Senat (AS), Bundesverband studentische Kulturarbeit (BSK), Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), Linkspartei.PDS
Golnar Sepehrnia
JUSOS, AS, Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes-Bund der AntifaschistInnen (VVN-BdA), SPD
Christian Sauerbeck
FACHSCHAFTSBÜNDNIS (FSB), Studierendenparlament (SP), AS-Planungsausschuß, FSR Sinologie, Fakultätsrat Geisteswissenschaften (Geistwiss.), Fachschaftsrätekonferenz (FSRK)
Kristian Glaser
LINKS, AS-Haushaltsausschuß, SP-Ausschuß gegen Rechts, ver.di, BdWi, Linkspartei.PDS
Birgit Bachmayer
JUSOS, Ausschuß für Lehre und Studium (ALSt), FSR Sozialwissenschaften, Fakultätsrat Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (WiSowiss.), Linke Gruppe ausländischer Studierender, SPD
Kerstin Fremder-Sauerbeck
FSB, FSRK-Referentin, FSR Ethnologie, Departmentvorstand Kulturgeschichte und Kulturkunde, AfiH (Ausschuß für internationale Hochschulbeziehungen)
Michael Schaaf
JUSOS, ALSt, Hamburger Forum für Völkerverständigung und weltweite Abrüstung, Kuratorium des Instituts für Friedensforschung und Sicherheitspolitik an der Uni Hamburg, VVN-BdA, ver.di, SPD
Gunhild Berdal
LINKS, Linke Gruppe ausländischer Studierender, AfiH, GEW, Linkspartei.PDS (AG Frieden und weltweite Abrüstung)
Anja Post-Martens
LINKS, Präsidium Studierendenparlament, ALSt, FSR Erziehungswissenschaft, Linkspartei.PDS
Noreen Dassau
FSB, FSR Sprachlehrforschung
Veronika Lechner
FSR Germanistik, Fakultätsrat Geisteswiss.
Jochen Rasch
JUSOS, AS-Haushaltsausschuß, GEW, SPD
Niels Kreller
JUSOS, FSRK-Referent, Studierendenparlament, SP-Ausschuß gegen Rechts, Linke Kritische Jurastudenten, ver.di, VVN-BdA, SPD
Till Petersen
LINKS, FSRK-Referent, FSR Erziehungswissenschaft, Fakultätsrat Erziehungswissenschaft, Psychologie und Bewegungswissenschaft (ErzPsychBewwiss.), GEW, Linkspartei.PDS (BAG Wissenschaftspolitik)
Saskia Mestern
LINKS, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Politische Wissenschaft, GEW (Vorstand der Fachgruppe Hochschulen und Forschung), Linkspartei.PDS (AG gegen Rechts)
Stefanie Meyer
FSB, Studierendenparlament, Kunstgeschichte
Simon Sell
FSB, Ethnologie
Tobias Berking
JUSOS, FSRK, Gruppe Kritischer Chemiker, Fakulätsrat MIN, ver.di, SPD
Ihno Goldenstein
FSB, ALSt Historisches Seminar, FSR Geschichte, OE-Koordinator
Rörd Hinrichsen
LINKS, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswiss., Linkspartei.PDS (AG gegen Rechts)
Malte Klingforth
LINKS, FSRK, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswiss., Linkspartei.PDS
Alexandra Jaeger
JUSOS, FSRK, FSR Geschichte, Departmentvorstand Historisches Seminar, SPD
Ralf Jettke
FSR Sportwissenschaften, Fakultätsrat ErzPsychBewwiss.
Lorenz Gösta Beutin
FSB, FSR Geschichte, FSRK, ver.di, WASG
Jan D.S. Wischweh
FSB, Informatik
Olga Fischer
FSB, Politische Wissenschaft
Timo Fischer
Musikwissenschaft
Nikolai Schuldt
Rechtswissenschaft-HWP, Linkspartei.PDS
Luise Albers
JUSOS, FSR Evangelische Theologie, Fakultätsrat Geisteswiss., FSRK, SPD
C. Miriam Löhr
FSR Evangelische Theologie
Nilüfer Aydin
Linke Gruppe ausländischer Studierender
Fatma Kuru
Ver.di, Lehramt Grund- und Mittelstufe
Johann Bartels
FSRK, Gruppe Kritischer Chemiker
Holger-Urs Rammelberg
FSRK, Gruppe Kritischer Chemiker
Olaf Hey
HWP, MASCH, Linkspartei.PDS
Holger Reinhold
HWP, SPD
Birger Tagge
Medizin
Lilian Hatje
Sozialwissenschaften
Roman-Raffaele Chirico
MASCH, ver.di, Linkspartei.PDS
Sven Wilke
HWP, Linkspartei.PDS
Sascha Goerke
FSR Sozialwissenschaften, Fakultätsrat WiSowiss., BUND Jugend
Florian Fey
FSR Sozialwissenschaften, BUND Jugend
Martin Solterbeck
JUSOS, LOA Soziologie, ver.di, BdWi, SPD
Kenan Mujkic
Physik, SPD
Wiebke Priehn
Jura
Simon Pradel
Linke Kritische Jurastudenten
Florian Ihlenfeldt
JUSOS, HWP, IG BAU, SPD
Alexandra Grimm
FSR Master HWP, ver.di, SPD
Aziz Aygun
JUSOS, HWP, SPD
Oliver Kotowski
Geschichte
Ulrike Rosa Bracker
Sozialistische Jugend Deutschlands (SJD) - Die Falken, Erziehungswissenschaft
Olaf (Ole) Schwede
JUSOS, Geschichte, ver.di
Björn Oellers
SJD - Die Falken, Anglistik
Ruth Pappenhagen
SJD - Die Falken,Germanistik
Anna Schwarz
SJD - Die Falken, Politische Wissenschaft
Ayla Kiran
Geschichte
Ralf Heß
JUSOS, Geschichte, SPD
Marco Sievers
SJD - Die Falken S-H
Hans Peter Lührs
JUSOS, Biologie, SPD
Dennis Lemke
JUSOS, Erziehungswissenschaft, Arbeiterwohlfahrt
(AWO), GEW, SPD
Alice Otto
Romanistik
Hjalmar Rehberg
Medizin
Yves Clairmont
Geschichte, SPD
Birthe Haak
FSR Archäologie, Tarifinitiative der studentischen Beschäftigten (TarifIni), ver.di
Tinta Schmieden
Geschichte, Archäologie
Alf-Tomas Epstein
Geschichte, ver.di, Nicaragua Uni Initative, SPD
„Die Menschen haben sich bisher stets falsche Vorstellungen über sich selbst gemacht, von dem, was sie sind oder sein sollen. Nach ihren Vorstellungen von Gott, von den Normalmenschen usw. haben sie ihre Verhältnisse eingerichtet. Die Ausgeburten ihres Kopfes sind ihnen über den Kopf gewachsen. Vor ihren Geschöpfen haben sie, die Schöpfer, sich gebeugt.“
Karl Marx/Friedrich Engels, „Die deutsche Ideologie“/Vorwort, 1846, MEW 3, S. 13.
„Ich habe Pläne, nicht nur Träume. Darum kandidiere ich für die JuraListe.“
„Mut zu großen Projekten: U-Bahn Johnsallee endlich bauen.“
Selbstdarstellung der „JuraListe“ in der allgemeinen Wahlzeitung.
„Denn das Wort ist der Feind des Geheimnisvollen und ein grausamer Verräter der Gewöhnlichkeit.“
Thomas Mann, „Bekenntnisse des Hochstaplers Felix Krull“, 1954.
Ich bin klein, mein Herz ist rein... Hast Du Angst, dann wähl' mich.
Das Harmlose ist nicht harmlos, sondern es ist gefährlich, weil es harmlos ist. Die Normalität ist das Grauen. Vor besinnungsarmer Anpassung ist zu warnen.
Die Grinse-Placebos von z.B. der „JuraListe“ versprechen den kapitalistischen Himmel auf Erden. Wer nicht aneckt, dem soll nichts Böses passieren. Der Verzicht auf den eigenen Verstand und die Unterlassung der Kritik der Einschränkungen garantiere das individuelle reibungslose Vorankommen. Die Konkurrenz lächelt problemvergessen.
Sie tun das so aufregend oder so charmant wie die Werbung für bestimmte Busfahrten mit obligatem Heizdeckenverkauf. Sie sind, wie gesagt, die, die ordentlich die Bücher ins Regal zurückstellen. Dagegen ist, für sich genommen, nichts einzuwenden, wenn aber ein politisches Programm daraus gemacht wird bzw. eine zentrale Reklame-Aussage, die suggerieren soll, Bravheit sei ein probater Daseinsinhalt, dann sollten eher die Alarmglocken tönen oder das Zwerchfell in Bewegung geraten. Hier ist heitere Distanz angemessen.
Ordentlich leben, studieren, Politik simulieren und ab und zu mal die Sau rauslassen: Da winken die von Frau Merkel beschworenen „Gründerjahre“ – Ludwig Erhard, Bügelfalte und Heimatfilme inclusive.
Ohne etwas dagegen unternommen zu haben – wahrscheinlich wäre das rufschädigend – sind sie lediglich nominell gegen Studiengebühren und wettern gegen den AStA. Sie äußern sich für den Standortfaktor Bildung („Bildungsmetropole Hamburg“) sowie für Öffnungszeiten der Bibliotheken auch am Wochenende. (Lesen sie wirklich so viel?)
Studium sei für die ökonomische Verwertung bzw. die entsprechende Anwendung des Rechts sowie für die individuelle Karriere nach diesen reinen Maßgaben.
Politisches Marketing ist entsprechend die Irreführung der KommilitonInnen, da hier vorgegaukelt wird, es fände etwa Interessenvertretung statt.
Versprochen wird, alles läge in guten Händen. Devotion auf Erden.
Mutter Lübke wäre stolz auf ihre Kinder.
Selbstdarstellung der Liste Links für die Wahl zum Studierendenparlament
„Aber man hindert alle daran, wenn man auch nur einem verbieten will, seinen Fortgang in der Erkenntnis andern mitzuteilen. Denn ohne diese Mitteilung im einzeln ist kein Fortgang im ganzen möglich.“
Gotthold Ephraim Lessing, „Anti-Goeze“/Erster, 1778.
Nichts war immer schon so, wie es ist. Immer wieder waren Änderungen möglich und nötig. Stets ist die Richtung entscheidend.
Im Jahr 1969 wurde an den Hamburger Schulen die körperliche Züchtigung abgeschafft. Im selben Jahr tritt ein Universitätsgesetz in Kraft, nach dem die Fakultäten in Fachbereiche umgewandelt werden, mit der Akademischen Selbstverwaltung mittels der (nicht voll) demokratischen Beteiligung aller Gruppen der Hochschule.
Ein Jahr später sind die Studiengebühren von 150,- DM pro Semester beseitigt. Infolge eines Gebührenboykotts von 6.000 Studierenden in Hamburg – in anderen Ländern wird auch dazu aufgerufen – beschließt die Konferenz der Ministerpräsidenten auf Antrag Hamburgs, daß ab dem Wintersemester 1970/71 keine Gebühren mehr von den Universitäten erhoben werden.
Die Züchtigung an den Schulen wird heute nicht neu eingeführt. (Dafür werden aus gröberen pädagogischen Gründen die friedenspolitisch demonstrierenden SchülerInnen außerhalb der Schule von der Polizei verprügelt. „Erziehung“ wird vom Senat physisch buchstabiert.)
Mit der Neubildung von Fakultäten, der Einrichtung von herrschaftlichen Dekanaten, den gliedernden gestuften Abschlüssen und den geplanten Studiengebühren für alle Studierenden wird auf erweiterter historischer Stufenleiter eine Rolle rückwärts zu erzwingen versucht. Darüber täuscht kein neoliberales Gedöns von „Freiheit“ und „Autonomie“ hinweg: Soziale Selektion, Hierarchisierung, verschärfte Konkurrenz, dabei engere Staatsnähe (auch über die „Ziel- und Leistungsvereinbarungen“ zwischen Hochschule und Behörde) und das Hecheln hinter den kurzfristigen ökonomischen Zwecken her ist strukturell wie politisch für – eigentlich: gegen – alle Mitglieder der Hochschulen gewollt. Das Diktat des Managements steht im Gegensatz zu wissenschaftlicher Vernunft, demokratischer Partizipation, sozialer Offenheit sowie humaner Kooperation in der Einheit von Forschung, Lehre, Studium und Selbstverwaltung bzw. Interessenvertretung. Hier zeigen sich feudale Züge.
Gegen diese beabsichtigten Verdrehungen, auch Verzerrungen sprechen die Einsichten, Erfahrungen und Errungenschaften menschlichen Erkennens und Handelns – seien sie nun 229 oder 35 Jahre oder nur zwei Tage alt.
Die 12.467 Studierenden, die über eine Urabstimmung binnen nur dreier Tage zum Ausdruck gebracht haben, daß sie für die Gebührenfreiheit des Studiums sind, haben deutlich gemacht, daß gute Auffassungen auch materiell manifestiert werden können. Darauf läßt sich gewiß aufbauen.
„Ich bin eine große Liebhaberin von Vernunft, ich habe sehr viel Ehrerbietung für die Notwendigkeit. – Aber lassen Sie doch hören, wie vernünftig diese Vernunft, wie notwendig diese Notwendigkeit ist.“
(Gotthold Ephraim Lessing, „Minna von Barnhelm“ im gleichnamigen Stück, Zweiter Aufzug/Neunter Auftritt, geschrieben 1763; uraufgeführt in Hamburg 1776.)
Das Leben macht am meisten substantielle Freude, wenn gemeinschaftlich die eigenen Interessen als kulturelle Entfaltung realisiert werden und die Ergebnisse dieses bewußten Handelns dem positiven Vorankommen des Ganzen nützlich sind.
Das ist unser Programm.
„Anfrage an Radio Eriwan: Ist es richtig, daß der sowjetische Kosmonaut Juri Gagarin bei einer Exklusivtombola in Moskau eine westliche Luxuslimousine gewonnen hat?
Antwort: Im Prinzip schon. Es war allerdings nicht der Kosmonaut Juri Gagarin, sondern der Bauer Alexej Alexejewitsch. Es war auch nicht in Moskau, sondern im ländlichen Gebiet Jekataranioslaw. Es war auch keine Exklusivtombola, sondern ein Preisausschreiben des örtlichen Sowjets, und es war keine westliche Luxuslimousine, sondern ein einfaches Fahrrad aus eigener Produktion, – und selbiges hat Alexej Alexejewitsch nicht gewonnen, sondern es wurde ihm am Rande der abendlichen Feier geklaut.
Aber – im Prinzip stimmt alles.“
Witz.
Anfrage an Radio Hamburg: Ist es richtig, daß die Linken kleinen Kindern den Hals umdrehen, um sie anschließend zu verspeisen?
Antwort: Im Prinzip schon. Allerdings sind sie auch für würdiges, bezahlbares Wohnen, warme Kleidung – wo angebracht -, Kindergärten, Schulen ohne Prügeleien für Alle, eine vernünftige Berufsausbildung, die echte politische Partizipation in der gesamten Gesellschaft; für die Abschaffung von Krieg, Kriegsproduktion und Armee, hohe Bildung und Kultur für möglichst sehr Viele, ausreichenden Lohn, die allgemeine wie konkrete Mitbestimmung über die allen nützliche Produktion, die kulturelle Achtung alter Menschen, das Leben und die Freude an Mitmenschen und Gesellschaft.
Sie, die Linken, sind allerdings keine Vegetarier oder ähnliches; sie mögen das liebe Vieh und die französische Küche.
Aber – im Prinzip stimmt alles.
Gern wird auch inbrünstig – also: gefühlsvoll – behauptet, die praktischen Kritiker (und Kritikerinnen!) der Ausbeutung, der Konkurrenz, der Entfremdung, der Anpassung, der Wahrheitsverdrehung, des Krieges, des sozialen
und kulturellen Elends, der erzwungenen Unterentwicklung, der renditereichen Zerstörung der natürlichen Umwelt seien ideologisch, dogmatisch, nicht zur Kooperation bereit und neigten zur „Vollblockade“.
Das ist im Prinzip richtig, wenn es sich beispielsweise um die Weihnachtsansprache des Reichspräsidenten zu Blut-Schweiß-Rührtränen-Volk-Vaterland-Familie-Weihrauch- wedelei handelt.
Das ist auch Kindern nicht zuzumuten.
Hier ein kleiner dichter Rat zum Schluß:
„Wissenschaft
Einem ist sie die hohe, die himmlische Göttin, dem andern
Eine tüchtige Kuh, die ihn mit Butter versorgt.“Friedrich Schiller, 1805.
Gemeinsames Flugblatt von Fachschaftsbündnis,
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS
Der CDU-Senat will – nachdem er mit den sogenannten Verwaltungsgebühren und den Strafgebühren für längere Zeit Studierende die grundsätzliche Gebührenfreiheit des Studiums unterminiert hat – allgemeine Gebühren von 500 Euro pro Semester zum Wintersemester 2006/07 einführen. Die Hochschulen sollen nun zu seinem Gesetzentwurf Stellung nehmen. Die Universität kann dabei an zahlreiche Diskussionen und Beschlüsse anknüpfen, in denen sie ausgehend von studentischen Protesten ihre Gebührenablehnung zum Ausdruck gebracht hat. (Vgl. Beschlüsse das Akademischen Senats vom 18.12.2003, 24.06.2004, 12.05.2005, 22.09.2005.*) Einen Vorschlag für die notwendige Stellungnahme des Akademischen Senats der Uni Hamburg haben wir für dessen Sitzung am 19. Januar eingereicht und dokumentieren ihn nachstehend.
Der Akademische Senat der Universität Hamburg bekräftigt angesichts des Senats-Entwurfs für ein „Studienfinanzierungsgesetz“ seine mehrfach beschlossene Ablehnung von Studiengebühren.
- Studiengebühren verstärken die soziale Ungleichheit und behindern den Bildungszugang von Menschen aus Haushalten mit niedrigen und mittleren Einkommen. Sie erhöhen damit ebenso kulturelle Bildungsbarrieren. Sie verschärfen so die Ausgrenzung großer Bevölkerungsgruppen aus dem gesellschaftlichen Leben. Die beabsichtigte Darlehensfinanzierung und die geplante staatliche Ausfallgarantie befördern zudem die gemeinwohlschädigende Tendenz der Häufung großer privater Gewinne zu Lasten der Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger und der öffentlichen Haushalte. Dieser politische Zusammenhang ist ursächlich für die finanzielle Misere der Hochschulen. In einer entwickelten demokratischen Gesellschaft muß der Staat durch die soziale Öffnung aller Bildungseinrichtungen die Mündigkeit und Gleichberechtigung der Bürgerinnen und Bürger fördern.
- Studiengebühren degradieren die Studierenden zu Kunden einer beliebig austauschbaren Dienstleistung und die an der Universität Tätigen zu Dienstleistern. Bildung soll der gemeinsamen inhaltlichen Bestimmung über Aufgaben, Ziele und Formen des Wissenschaftsprozesses entzogen und zu einem abstrakten, geldwerten Produkt werden. Engagierte Neugierde für einen allgemein nützlichen Wissenschaftsprozeß setzt dagegen die gleichberechtigte, demokratische, aufklärerische Kooperation aller Beteiligten voraus. Entsprechend sind die Einrichtungen der akademischen und studentischen Selbstverwaltung zu stärken.
- Studiengebühren dienen der Stigmatisierung jedes Erkenntnisinteresses, das über die ökonomische Verwertung von Wissen und Mensch hinaus geht. Der soziale und kulturelle Druck der Gebührenzahlung drängt auf die kurzfristige Orientierung auf Arbeitsmarktanforderungen bei Studierenden und Lehrenden und untergräbt wissenschaftliches Hinterfragen, Kritisieren und Verändern gesellschaftlicher Bedingungen des Mensch-Seins. Die Ordnungspolitik richtet sich gegen das Fortschreiten wissenschaftlicher Erkenntnis, in deren Mittelpunkt die kooperative Humanisierung der Lebensverhältnisse aller steht und somit direkt gegen Wissenschaftsinhalte, Wissenschaftler und Disziplinen, die dem kalten Primat der privaten Ökonomie nicht dienen.
- Sozialer Druck, kulturelle Ökonomisierung und die Stigmatisierung gesellschaftlich gestaltenden Erkenntnisgewinns durch Studiengebühren bedrängen die Motivation persönlicher Entfaltung im verantwortlichen Erkenntnisprozeß durch das Lernen aus Angst vor Desintegration.
Der Akademische Senat fordert daher den politischen Senat auf, den Entwurf zurückzunehmen, die Privatisierung von Bildungskosten zu beenden und den Weg einer bedarfsgerechten, öffentlichen Finanzierung der Bildungseinrichtungen und des Lernens einzuschlagen.
*Die Beschlüsse sind dokumentiert in den Broschüren „Für Demokratisches Engagement und humanistische Aufklärung – Eine politische Bilanz I, II & III“, einsehbar unter http://www.harte-zeiten.de.tf, http://www.fachschaftsbuendnis.org sowie auf dieser Website.
Dokumentiert: Zum Geleit XVII
Die Geleite sind ein regelmäßiges Anschreiben der linken studentischen VertreterInnen im Akademischen Senat an die MitsenatorInnen zu aktuellen Themen und Tagesordnungspunkten.
„Was bin ich? Was soll ich tun? Was kann ich glauben und hoffen? Hierauf reduziert sich alles in der Philosophie. Es wäre zu wünschen, man könnte mehr Dinge so simplifizieren; wenigstens sollte man versuchen, ob man nicht alles, was man in einer Schrift zu traktieren gedenkt, gleich anfangs so entwerfen könnte.“ (81)
Georg Christoph Lichtenberg (1742-1799), „Einfälle und Bemerkungen“, „Vermischte Schriften“.
Der Mensch schafft am besten sich selbst, indem er gegen rückwirkende Widerstände zivilisierend für eine höhere Kultur der Gemeinschaft kämpft. Dies tätig zu erkennen, ist wissen und hoffen in einem. Die grundlegende Rivalität zwischen Einengung und Entfaltung ist nicht entschieden. Der Sinn des Guten steht auf der richtigen Seite.
Wer traut sich, das einfache Wahre zu Ausdruck zu bringen?
„Erste Frage: Halten Sie es für richtig, daß der Mensch nur zwei Arme, zwei Beine, Augen und Ohren hat?
Hier erntete ich zum ersten Male die Früchte meiner Nachdenklichkeit und schrieb ohne Zögern hin: ‚Selbst vier Arme, Beine, Ohren würden meinem Tatendrang nicht genügen. Die Ausstattung des Menschen ist kümmerlich.‘
Zweite Frage: Wieviel Telefone können Sie gleichzeitig bedienen?
Auch hier war die Antwort so leicht wie die Lösung einer Gleichung ersten Grades. ‚Wenn es nur sieben Telefone sind‘, schrieb ich, ‚werde ich ungeduldig, erst bei neun fühle ich mich vollkommen ausgelastet.‘
Dritte Frage: Was machen Sie nach Feierabend?
Meine Antwort: ‚Ich kenne das Wort Feierabend nicht mehr – an meinem fünfzehnten Geburtstag strich ich es aus meinem Vokabular, denn am Anfang war die Tat.‘“Heinrich Böll, „Es wird etwas geschehen/Eine handlungsstarke Geschichte“, 1954.
Selbst der findig vorauseilende Gehorsam ist ein vermeidbares Schwerübel und hat bislang häufig viel Schaden angerichtet. Auf falschem Einverständnis sind schon fatale Reiche aufgebaut worden. Die Satire ist ein möglicher Modus notwendiger Distanz. Durch die geschaffene Entfernung zu den restriktiven Geboten entsteht die freundliche Nähe zur Vernunft.
Wer verbietet sich befreiende Heiterkeit?
„Der Staat selbst ist niemals Zweck, er ist nur wichtig als eine Bedingung, unter welcher der Zweck der Menschheit erfüllt werden kann, und der Zweck der Menschheit ist kein anderer, als der Ausbildung aller Kräfte des Menschen, Fortschreitung. Hindert eine Staatsverfassung, daß alle Kräfte, die im Menschen liegen, sich entwickeln; hindert sie die Fortschreitung des Geistes, so ist sie verwerflich und schädlich, sie mag übrigens noch so durchdacht und ihrer Art noch so vollkommen sein.“
Flugblatt der „Weißen Rose“.
Sogenannte Sachzwänge haben nur Bestand durch ihre gedankliche Verdopplung, die die Handelnden zu Sklaven ihrer irrigen Auffassungen macht. Alle Irrenden halten sich dabei für originell. Der lachende Dritte dabei ist der Despot Mammon, der Vater des Krieges.
Die Quelle des Friedens ist der praktische Wille zur Erleichterung der menschlichen Existenz. Mehrheiten sind gewinnbar.
Wer hat den Mut zum eigentlichen Ernstfall?
„Der Gedanke, den wir gedacht, ist eine solche Seele, und er läßt uns keine Ruhe, bis wir ihm seinen Leib gegeben, bis wir ihn zur sinnlichen Erscheinung gefördert. Und wunderbar! der Mensch, wie der Gott der Bibel, braucht nur seinen Gedanken auszusprechen, und es gestaltet sich die Welt, es wird Licht oder es wird Finsternis, die Wasser sondern sich von dem Festland, oder gar wilde Bestien kommen zum Vorschein. Die Welt ist die Signatur des Wortes.“
Heinrich Heine, „Zur Geschichte der Religion und Philosophie in Deutschland“/Drittes Buch, 1852.
Geist und Tat bilden eine unumstößliche Einheit, wenn der gedankliche Mut zur Tat der Verbreitung von folgenreichen Einsichten wider die raunenden Zweifel gefaßt ist.
Die Verwandten im Geiste werden sich praktisch einstellen. Wer sich Gedankenfreiheit nimmt, wird sie auch anderen geben. Das Verfahren wird Verbreitung finden. Kecke Weise haben einst bemerkt, daß die Träger von richtigen Einsichten schwerlich aufzuhalten seien.
Sind hier Verlustängste angebracht?
Golnar Sepehrnia, Olaf Walther
Hamburg, den 11. Januar 2006
TOP ist u.a. die Stellungnahme der Uni HH
zum Gesetzentwurf des Hamburger Senats
zur Erhebung allgemeiner Studiengebühren
Do., den 19.1.2006, 14 Uhr c.t.
Raum 308, Edmund-Siemers-Allee 1.
„Man braucht nichts zu sein – man muß etwas werden. Der Vorgesetzte hat immer recht. Wenn du Geld verdienst, such dir gleichzeitig eine Philosophie dazu, die dir ‚recht‘ gibt. Du brauchst dir nie vorzustellen, wie dem anderen zumute ist; tu so, als ob du allein auf der Welt wärest. Es ist alles nicht so schlimm. Herrschaft verleiht Rechte, nicht Pflichten.“
Kurt Tucholsky; „Der Geist von 1914“, 1924.
Wer fürchtet sich vor der Wahrheit?
In ihrem Flugblatt „La-la-lass dich nicht verarschen/Das System Machterhalt“ müht sich die „JuraListe“ unter Hinweis auf die Newton'sche Farbenlehre deutlich zu machen, daß die Gründung der „HWP-Liste“ eine wahltaktische Initiative des Regenbogen ist. Ferner wird darauf hingewiesen, daß einige ReferentInnen des AStA zwischen den Listen Grüne Hochschulgruppe, Fachschaftsliste und Regenbogen hin- und hergewechselt haben. Das ist wenig aufregend.
Auf diese wenig markante Weise soll scheinbar sachlich davon abgelenkt werden, daß mit der Gründung von Fachbereichslisten (Jura, Wirtschaftswissenschaften, Mathe/Informatik/Naturwissenschaften etc.) in den Grenzen der Fakultätsbildung dem konservativen mainstream des rechten Senats gefolgt wird. Das hat Pikanterie.
Mit den Fakultäten sollen betriebswirtschaftlich gelenkte Zentren entstehen, die miteinander konkurrieren und den Zusammenhang der Universität zerstören. Flankiert wird dieses verwertungskonforme Umbauprogramm von gestuften Abschlüssen, studienbegleitenden Prüfungen sowie der gewollten Einführung von Studiengebühren. Dies bedeutet – ohne Gegenwehr und Alternative – Hetze, Verflachung, gesteigerte Entfremdung und eine Universität, die mit wissenschaftlicher Neugier, demokratischer Beteiligung bzw. einer engagierten Neigung von vielen einzelnen und somit der Institution zu einer humanen Gesellschaft nur noch wenig am Hut hat.
All dies findet das brave Einverständnis der „JuraListe“.
Das Recht als Herrschaftsinstrument ist ihnen recht. Der Sinn für Gerechtigkeit ist ihnen fremd. Aufklärung gilt ihnen als alter Hut oder sie verstehen darunter die Sache mit den Bienen. Frieden sei eine Angelegenheit für pazifistische Spinner und habe mit den Hochschulen nichts zu tun. Demokratie ist für sie der Wettkampf um besseres Marketing (Verarschung) statt qualifizierter Beteiligung. Unter Kultur verstehen sie die alltägliche Adrettheit und ab und zu ein mehr oder minder gepflegtes Besäufnis statt Kunst, Wissenschaft und Politik für das Allgemeinwohl. Die Konkurrenz unter KommilitonInnen wird von ihnen für natürlich gehalten. Kooperation bleibt ein unverstandenes Fremdwort.
Der Mensch ist so ein unmündiges Wesen. Ihre Ideologie ist das umfassende In-Eins-Sein mit der gegebenen Welt. Sie sind langweilig und gefährlich in einem.
Wer so etwas wählt, handelt sich also viel Ärger ein.
Das ist vermeidbar.
Zeitung zu den Studierendenparlamentswahlen 2006
Herr Doktor, im Prinzip frei bin ich von Beschwerden,
Mir geht's gut, so soll es sein.
Das Glück ist groß, und größer nimmer kann's mehr werden:
Ich bin Ich und das ist fein.
Hab' Haus und Hund und Frau und Kinder –
Alles ist mein, so weit hab' ich's gebracht.
Das Auto flott, Anzug nicht minder –
Dreht sich da etwa jemand um und lacht?
Das Lachen, ja, das seh' ich allerorten,
Es ist mir hie und da Verdruß.
Der Schweiß bricht aus, ich ringe wohl nach Worten:
Ich will, ich weiß, ich kann, ich muß!
Nach drei Campari-O-la-la geht's mir am besten.
Die wahre Freiheit zuckt nur unter weißen Westen.
– Fragen?
Olaf Walther, 2003
„Eine Aussage oder Darstellung ist dann eine Wahrheit, wenn sie eine Voraussage gestattet.
Bei dieser Voraussage muß aber der Aussagende als Handelnder auftreten. Er muß auftreten als einer, der für das Zustandekommen des Vorausgesagten nötig ist.“Bertolt Brecht, „Über Wahrheit“.
Beschäftigt mit Wunden lecken, Kleider bürsten, Abschluß machen, Papas Wünsche erfüllen, tritt die Senatsjugend nicht zur Wahl an.
Ihre Funktion erfüllen jetzt gefällig-bieder hauptsächlich die Jura-Liste und die Wiwi-Liste.
Die stellen immer ordentlich die Bücher ins Regal zurück. Studiengebühren könne man nicht verhindern. Ansonsten werden Skripte verkauft und primitive Feiern des Vergessens organisiert. Brav.
Sie sind stolz Studierende einer „Fakultät“ (WiSo). Pragmatisch heißt hier karriereorientiert sowie senatsfromm. Sie machen auch die Wumm-ta-ta-Fêten und gehören zu den kleinen Stützen der Gesellschaft. Könnte man, so sagen sie, Studiengebühren sozial gerecht gestalten, wären sie dafür. Auch extrem brav.
Wer bei diesen Fachkräften später einmal in Behandlung gehen sollte, müßte sich wohl Sorgen machen. Obwohl gegen Studiengebühren, ist hier ein sehr ständisches Bewußtsein von Fach, studentischem Interesse und Wissenschaft vorhanden. Weiße Etablierung eben.
Ihr Menschenbild ist grandios: „Seit einem Jahr vertreten wir die Gruppe naturwissenschaftlich geprägter Studierende im Parlament...“ Graugänse laufen auch unbelebten Objekten hinterher. Menschen tun und können wesentlich anders.
Die Kommilitonen und Kommilitoninnen haben für ihre Selbstdarstellung viel Kreide verzehrt. (Hier werden zum Teil starke Nationalismen vertreten.) Die Einigung verschiedener Gruppen besteht in einer konformen Berufsausbildung sowie darin, nicht anzuecken. Streng konform.
Sie ist ein dicker Fake. Die Macher lügen uns die Hucke voll, sind nirgendwo aktiv und wollen verwirren! Täuschung ist keine Interessenvertretung. Auf keinen Fall wählbar.
Sie sind nun voll und ganz mit ihren kleinen Geschäften (Alkohol auf dem Campus mit musikalischer Begleitung) zugange, bei denen sie von der „Uni-Marketing GmbH“ unterstützt werden. Sie kandidieren nicht mehr.
Ihrem dunstigen Kreise gehören die Jura-, die Wiwi-, die Mediziner-, die MIN-, die Sprach- und Geisteswissenschaften-Liste und die Liste Erziehungswissenschaft, Sport, Psychologie an. Wegen relativer Verselbständigung tauchen diese unter den anderen politischen Rubriken auf.
Der aktuelle oder „moderne“ Liberale ist fatalistisch. „Fakt ist: Gebühren kommen.“ Dazu sagen wir Prost. Und: Denkt mal über 1848 nach. Bessere Zeiten kommen nur durch Aufklärung, Kritik und entsprechendes Engagement. Ehrlich.
Sie geben sich ordentlich Mühe. Deswegen sind sie auch von Rechts nach Liberal gerückt, was keine große Strecke ist. (Immerhin sind sie jetzt nominell gegen Studiengebühren.) Die speziellen Real-Demokraten segeln fälschlich unter der juso-Flagge. Olaf Scholz (SPD/große Koalition) ist mit ihnen zufrieden.
Im Akademischen Senat hören ihre Vertreter immer gut zu, wenn andere engagiert agieren (es geht ja immerhin um einiges). Die Streichung von 50 Prozent der Geisteswissenschaften haben sie gewiß nicht verhindert. Gleichwohl hört man hier ein (relativ glaubwürdiges) Votum gegen Studiengebühren. That's it.
Die Jungs und Mädels sind bisher nicht besonders in Erscheinung getreten. Sie sinnen ohne größere Aktivitäten über die „PISA-Katastrophe“ nach und wollen keine Studiengebühren. C'est ça.
Die Liste ausländischer StudentInnen ist ihnen zu rechts, wir sind ihnen zu links; deswegen treten sie an. Sie vertreten soziale Beratung und eine Meinung gegen Studiengebühren.
„Der Großteil der AStA-Beratung und des Infocafé sind grün.“
Oh, wie schön.
Ihr Tun besteht in dem Stellen von ReferentInnen.
Sie sind (halbwegs aktiv) gegen Studiengebühren.
Viel mehr Gutes läßt sich nicht sagen.
Hier liegt eine rechte Abspaltung des wackeren Fachschaftsbündnisses vor.
Sie halten Bachelor/Master, Studiengebühren, Fakultätenbildung für „dramatische Veränderungen“. Zu recht. Und dann?
Bei ihnen ist action gleich satisfaction. Die Abneigung gegen die neoliberale Politik des Rechtssenats ist ausgeprägt. Studiengebühren werden klar abgelehnt und soziale Bündnisse in der Stadt befürwortet.
Dies ist ein von Regenböglern gesetzter Kontrapunkt zur Medizinerliste (s.o./s.o.).
Hier wird auch vom Regenbogen dicke getan mit den (guten) sozialen und demokratischen Errungenschaften der HWP.
Wir grüßen erneut den unausgesetzten Gunnar.
Grüne Ideale (Basisdemokratie, Frauenquoten, Ökologie) seien nach wie vor ohne Fehl richtig. Allerdings: Nackte Ärsche sind nur sehr bedingt aussagekräftig.
Wie gesagt: die wackeren Aktiven. Sie wenden sich konsequent gegen die zerstörerische Senatspolitik – gegen Zerstückelung der Uni und wider die Studiengebühren und selektiv gestufte Abschlüsse. Sie setzen auf Analyse vor der Aktion, demokratische Beteiligung und soziale Offenheit der Bildung, die allen nützt. Das ist allgemein nützlich.
Wir kandidieren gemeinsam zum Akademischen Senat.
Nomen est omen: Hier kandidieren die eigentlichen jusos, in harten Zeiten, mit progressiver Gesellschaftsperspektive, mit Fachschaftsaktiven und selbstverständlich gegen alle politischen Drangsale des rechten Senats (und anderer Verantwortlicher). Frieden und Antifaschismus sind zwei zentrale Säulen ihres Handelns.
Wir kandidieren gemeinsam zum Akademischen Senat.
arbeitet intensiv – theoretisch wie praktisch – an der kritischen und realistischen Einschätzung der sozialen Bedingungen bzw. an der Realisierung der Möglichkeiten zur emanzipatorischen Veränderung und wünscht allen eine heitere sowie kluge Entscheidung!
Dokumentiert:
Beschluß des Parteitags der Linkspartei.PDS vom 12. Dezember 2005
Die Gebührenfreiheit des Hochschulstudiums in der Bundesrepublik ist eine Errungenschaft der fortschrittlich orientierten Studierendenbewegung und der entsprechenden außerparlamentarischen Bewegung Ende der sechziger und Anfang der siebziger Jahre. Erkämpft wurden damals die soziale Öffnung der Hochschulen, ihre Demokratisierung sowie ein stärker kritischer Gesellschaftsbezug in den Wissenschaften. Die Abschaffung der bis dahin üblichen Studiengebühren war notwendiger Bestandteil dieser Entwicklung und ihrer Errungenschaften. Der Ruf nach Wiedereinführung der Studiengebühren, der seit Ende der 80er Jahre hallt, ist somit der Ruf konservativer und neoliberaler Kräfte nach der Revision dieser positiven Bildungsreformen:
Studiengebühren stellen Bildung und Wissenschaft dem Diktat der direkten wirtschaftlichen Verwertbarkeit anheim. Dem entgegen wirken wir als SozialistInnen für wissenschaftliche Kooperation, demokratische Entscheidungsfindung und allgemeinen gesellschaftlichen Nutzen der Wissenschaft.
Gerade in gesellschaftlichen Krisenzeiten dürfen Bildung und Wissenschaft nicht mittels Studiengebühren ihres emanzipatorischen Potentials beraubt werden. Kritische Erkenntnis und emanzipatorischen Subjektentfaltung sind von wesentlicher Bedeutung zur Überwindung gesellschaftlicher Probleme.
Veränderung beginnt mit gesellschaftlicher Opposition.
Wir bekräftigen unsere Ablehnung gegenüber jeglicher Form von Studiengebühren! Das betrifft allgemeine Studiengebühren ebenso wie Verwaltungs- und Langzeitgebühren, Studienkonten, Bildungsspar- und Bildungsgutscheinsysteme.
Bildung für Alle ist die Alternative. Institutionelle Lernmöglichkeiten in jeder Lebensphase sind notwendig.
Der Ausbau der Hochschulen, die soziale Öffnung wissenschaftlicher Bildung, die soziale Absicherung der Studierenden, der Ausbau institutioneller Mitbestimmung, die Entwicklung interdisziplinärer Studien, die problemlösungsorientierte Entwicklung der Hochschulen bilden eine gesellschaftlich verantwortliche und sinnvolle Perspektive.
Anja Post-Martens, StuPa-Präsidium, Ausschuß für Lehre und Studium des Akademischen Senats (AS), GEW, Linke.PDS
Till Petersen, Fachschaftsrätekonferenz(FSRK)-Referent, Fakultätsrat Bildung/Bewegung/Psychologie, AS-Planungsausschuß, GEW, Linke.PDS (BAG Wissenschaftspolitik)
Gunhild Berdal, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Ausschuß für internationale Hochschulbeziehungen, Linke.PDS (AG Frieden und weltweite Abrüstung)
Rörd Hinrichsen, FSR Geschichte, Fakultätsrat Geisteswissenschaften, Linke.PDS (AG gegen Rechts)
Saskia Mestern, Linke Gruppe ausländischer Studierender, Politische Wissenschaft, GEW (Vorstand der Fachgruppe Hochschulen und Forschung), Linke.PDS (AG gegen Rechts)
Malte Klingforth, FSR Geschichte, FakRat Geisteswissenschaften, Linke.PDS
Nilüfer Aydin, Journalistik, Linke Gruppe ausländischer Studierender
Kristian Glaser, Bund demokratischer Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler (BdWi), GEW, Linke.PDS (Marxistisches Forum)
Fatma Kuru, ver.di, Lehramt GruMi
Olaf Walther, Akademischer Senat (AS), Bundesverband studentische Kulturarbeit (BSK), BdWi, Linke.PDS
Roman-Raffaele Chirico, Mathematik, Marxistische Abendschule (MASCH), ver.di, Linke.PDS
Olaf Hey, BWL – Department Wirtschaft und Politik (ehem. HWP), ver.di, Linke.PDS
Nikolai Schuldt, Rechtswissenschaft – Department Wirtschaft und Politik, Linke.PDS
Birger Tagge, Medizin
Hjalmar Rehberg, Medizin
Johann Bartels, Chemie, FSRK
Timo Fischer, Musikwissenschaft
Thomas Barth, Anti-Bertelsmann-Ini, WASG
Gemeinsames Flugblatt von Fachschaftsbündnis,
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS
„Wer einen Menschen rechtswidrig mit Gewalt oder durch Drohung mit einem empfindlichen Übel zu einer Handlung, Duldung oder Unterlassung nötigt und dadurch dem Vermögen des Genötigten oder eines anderen Nachteil zufügt, um sich oder einen Dritten zu Unrecht zu bereichern, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“
Strafgesetzbuch, § 253, (1) Erpressung
Senator Dräger drängt die Universität Hamburg, das Geomatikum an den Siemens-Konzern zu verkaufen. Das Kalkül: Entweder die Uni unterwirft sich den Forderungen des profitdicken bayerischen Weltkonzerns, oder die Bausubstanz wird dem Verfall überlassen. Mit dieser Politik sollen nicht nur die baulichen Grundlagen der gruppendemokratischen Massenuniversität, sondern sie selbst, d. h. gesellschaftskritische Rationalität, demokratische Kultur und soziale Offenheit der Universität geschliffen werden. Um diesen Kurs durchzusetzen, verweigert der Senator seit Jahren die Mittel für die dringend notwendige Grundsanierung des 70er-Jahre-Gebäudes, so daß die Fassade des 86-Meter-Hochhauses mittlerweile lebensbedrohlich bröckelt. In einer öffentlichen Kampagne wurde der Universität von Senat und Springer-Presse die Schuld dafür in die Schuhe geschoben. Die Universität Hamburg soll nun gezwungen werden, einer sogenannten „privat-öffentlichen Partnerschaft“ mit der Siemens AG (Jahresumsatz: 75 Milliarden Euro) zuzustimmen, sonst bliebe die Gebäudesicherheit nun mal das Problem der Uni. Nach der Verscherbelung des Gebäudes soll Siemens an der Rückvermietung kräftig verdienen und das Haus auch noch als Experimentierfeld für seine neuen Technologien zur Gebäudebewirtschaftung nutzen können. Für die Investitions-, Sanierungs- und Betriebskosten soll selbstverständlich weiter die Universität aufkommen. Der Technikkonzern, der schon in Kaiserreich, Faschismus und zwei Weltkriegen außerordentlich „verdiente“, soll als Herr im Hause der Naturwissenschaften die widerborstige Rationalität der Uni brechen, um die gewünschte Humankapitalschmiede für den Krieg der Standorte zu erhalten.
Siemens-Chef Klaus Kleinfeld führt im eigenen Laden vor, wohin die Reise gehen soll: Sparten und Mitarbeiter werden gegeneinander aufgehetzt, um die eigene Abteilung im Kampf um die maximale Rendite gut aussehen zu lassen. Wenn die Belegschaft nicht spurt oder nicht mehr kann, wird sie mit Verkauf, Abwanderung oder Schließung bestraft. Mit ihrer einzelkämpferischen anti-politisch technokratischen Haltung verfallen die Ingenieure leider vielfach dem kalten Glamour ökonomischer Macht. So reift in bayerischer Provinz-Tristesse und mit expandierenden Weltmarktambitionen die explosive Expertise des Konzerns für Nuklear- und Rüstungshightech. Dabei blättert Siemens, um seine nachfrageflaue Handysparte loszuwerden, schon mal 350 Millionen Euro Mitgift auf den Tisch, denn bei allem zivilen Moderngetue ist das traditionell Krisen schaffende, profitsichere Rüstungsgeschäft weiterhin das beste Konzernstandbein; so hält Siemens z. B. einen 49prozentigen Anteil an der Waffenschmiede Krauss-Maffei Wegmann (Verkaufskracher: Panzer „Leopard“). Und: An welchem Atommeiler im Nahen Osten hat Siemens eigentlich nicht mitgebaut?
Mit den Hochschulen hat Siemens schon so einige Erfahrungen. An der TU-München nutzte Ex-Konzernchef und Merkel-Berater Heinrich von Pierer den von den CSU-Amigos gekauften Sitz im Hochschulrat, um Siemens den Bau des fast eine Milliarde Euro teuren Atomreaktors in München Garching zuzuschanzen und damit den Atomausstieg und das greifbar nahe Ende des Handels mit atomwaffenfähigem Uran zu unterminieren. Dagegen setzte der Akademische Senat der Uni Hamburg im Februar 2005 einen wissenschaftlich souveränen, friedens- und energiepolitschen Kontrapunkt: „Verantwortung ist konkret: Keine Kooperation mit München Garching“, der die Kooperation eines DFG-Projekts mit dem Siemens-Forschungsreaktor begründet zurückwies.
Die couragierte Kritik der verwertungsdienlichen Technokratie ist Voraussetzung der humanen Weiterentwicklung der Errungenschaften der sozialen Kämpfe der 1970er Jahre. Demokratische Verfaßtheit, soziale Öffnung und kritischer Gesellschaftsbezug in den Wissenschaften sind wichtige Elemente, um die Freiheit der Wissenschaft von unmittelbaren Profitanforderungen für deren Nutzung zum Wohle aller zu erkämpfen. Dazu gehören auch Erhalt und Ausbau des öffentlichen Eigentums, d. h. für die Gebäude der Universität.
Hier ein Wegweiser:
„Wir, die Mitglieder der Universität Hamburg aller Statusgruppen, sehen uns verpflichtet, das wissenschaftliche Wirken für Wahrheit und Humanität nie wieder unmenschlichen Zielen und selbstsüchtigen Interessen zu opfern, sondern es zu verteidigen und weiterzuentwickeln.“
(Aus dem Beschluß „Der Humanität und Wahrheit verpflichtet“, Zum Jahrestag der Pogromnacht 1938 und zum 60. Jahrestag der Wiedereröffnung der Universität Hamburg, beschlossen am 27. Oktober 2005 duch den Akademischen Senat)
Die Beschlüsse „Verantwortung ist konkret: Keine Kooperation mit München Garching“ und „Der Humanität und Wahrheit verpflichtet“ sind nachzulesen in unserer Broschüre zur Dokumentation von studentischen Anträgen und Beschlüssen des Akademischen Senates „Demokratisches Engagement und humanistische Aufklärung – Eine politische Bilanz III“, zu finden unter http://www.harte-zeiten.de.tf, http://www.fachschaftsbuendnis.org sowie auf dieser Website.
Gemeinsames Flugblatt von Fachschaftsbündnis,
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS
„Gott versah uns mit zwei Händen,
Daß wir doppelt Gutes spenden:
Nicht um doppelt zuzugreifen
Und die Beute aufzuhäufen
In den großen Eisentruhn,
Wie gewisse Leute tun –
(Ihren Namen auszusprechen
Dürfen wir uns nicht erfrechen –
Hängen würden wir sie gern.
Doch sie sind so große Herrn,
Philanthropen, Ehrenmänner,
Manche sind auch unsere Gönner,
Und man macht aus deutschen Eichen
Keine Galgen für die Reichen.)“Heinrich Heine, „Zur Teleologie“, 1855.
Zu Beginn des auch Heine-Jahrs, das manchen Blick auf kritische Klugheit ermöglicht, hat der Akademische Senat infolge eines studentischen Antrags eine weitgehende Position und Aussicht gegen Studiengebühren sowie eine politische Ablehnung wider die Privatisierung der Bildung gefaßt.
Hiermit ist eine klare Opposition gebildet zu den restriktiven Anwürfen des politischen Senats. Das universitäre Gremium hat sich damit der Wirklichkeit und der entsprechenden eigenen Verantwortung gestellt.
Der Degradierung der Menschen – das sind Studierende entgegen der „Kunden“-Konstruktion – durch den Koofmich ist aber nicht nur erneut entgegengetreten worden. Mit der Forderung nach der tendenziellen Entwicklung „einer bedarfsgerechten, öffentlichen Finanzierung der Bildungseinrichtungen und des Lernens“ ist eine Option der Bildungsstrukturen eröffnet, die ein vernünftiges Lehren, Lernen und die allgemein nützliche Anwendung des Wissens materiell wie kulturell sichtbar werden läßt.
Hier hat politisches Engagement eine hoffnungsreiche Richtung.
Beschluß des Akademischen Senats vom 19. Januar 2006 zum Entwurf des CDU-Senats für ein sogenanntes „Studienfinanzierungsgesetz“, mit dem allgemeine Studiengebühren von 500 Euro eingeführt werden sollen.
„Der Akademische Senat der Universität Hamburg bekräftigt angesichts des Senats-Entwurfs für ein ‚Studienfinanzierungsgesetz‘ seine mehrfach beschlossene Ablehnung von Studiengebühren.
Der Akademische Senat fordert daher den politischen Senat auf, den Entwurf zurückzunehmen, die Privatisierung von Bildungskosten zu beenden und den Weg einer bedarfsgerechten, öffentlichen Finanzierung der Bildungseinrichtungen und des Lernens einzuschlagen.“
„Eine goldne Regel: Man muß die Menschen nicht nach ihren Meinungen beurteilen, sondern nach dem, was diese Meinungen aus ihnen machen.“
Georg Christoph Lichtenberg, „Einfälle und Bemerkungen“, Heft J, 1789-1793.
Die Wahlen haben stattgefunden.
Sind Studiengebühren zu verhindern? Wie weit geht dagegen die Opposition? Wieviel wird dafür versprochen oder wie (gut) begründet sind die Ermunterungen zu allgemeinen Aktivitäten?
Die generelle Wahlbeteiligung konnte durch eine erhöhte Teilnahme an der Urnenwahl gesteigert werden.
Das endgültige Wahlergebnis steht noch nicht fest, da ein Teil des Votums bei der Post festhängt (die Verantwortung liegt auch dort) – hier wird nachgezählt – und weil ein gerichtliches Urteil über die Satzung der Verfaßten Studierendenschaft (Größe und 2,5-Prozent-Hürde des Parlaments) noch aussteht.
Die mit Abstand stärkste Liste ist der „Regenbogen“. Sie konnte – auch nicht zuletzt durch unseren Wahlkampf – merklich hinzugewinnen.
Auf der anderen Seite des politischen Spektrums stehen die leicht gestärkten Listen von Jura und Wiwi, die ihr Ergebnis auch dem nicht angetretenen RCDS zu verdanken haben. Ebenso die eher rechtsliberale Lust hatte einen quantitativen Vorteil durch den Kandidaturverzicht der konservativen Senatsjugend.
Abgesackt sind die Listen Sprach- und Geisteswissenschaften, Erziehungswissenschaften/Sport/Psychologie und Mathe/Informatik/Naturwissenschaften, weil sich mehr und mehr herumgesprochen hat, daß außer namedropping nicht viel dahintersteht.
Leicht verloren haben die harte-zeiten-hochschulgruppe, das Fachschaftsbündnis und die Liste Links, weil die Realos („jusos“) einen fälschlichen linken Eindruck haben vermitteln können und weil dem grünen Lager („Regenbogen“, „Grüne Hochschulgruppe“ und „Fachschaftsliste“) am ehesten die Delegierung der Interessen zugemutet wird. Wir werden nach wie vor daran arbeiten, dieses Vorurteil der Delegierung wie der Wirksamkeit zu widerlegen.
Das gesamte Ergebnis zeigt eine hochschulpolitische Polarisierung im Umgang mit der Senatspolitik an: Nachgeben oder praktische Kritik?
Es bleiben die Fragen: Sind Studiengebühren zu verhindern? Wie weit geht dagegen die Opposition? Wie begründet sind die Ermunterungen zu allgemeinen Aktivitäten für die Gebührenfreiheit?
Ein linker AStA, der diese Fragen positiv und ernsthaft beantwortet, kann gebildet werden.
Liste | Stimmen | Prozent | ||
---|---|---|---|---|
2006 | 2005 | 2006 | 2005 | |
Liste Links | 222 | 275 | 2,71 | 3,40 |
Juso – harte zeiten | 186 | 229 | 2,27 | 2,83 |
Fachschaftsbündnis | 248 | 330 | 3,03 | 4,08 |
St. Pauli* | 216 | 200 | 2,64 | 2,47 |
Regenbogen | 1138 | 973 | 13,90 | 12,02 |
HWP-Liste | 629 | - | 7,68 | - |
Mediziner-Fachschaftsliste | 155 | 237* | 1,89 | 2,92* |
Fachschaftsliste | 345 | 618 | 4,22 | 7,63 |
Grüne HSG (GHG) | 682 | 746 | 8,33 | 9,22 |
Internationale Liste | 77 | - | 0,94 | - |
Liste ErzWiss., Sport, Psych. | 207 | 227 | 2,53 | 2,80 |
Liste Sprach-/Geisteswiss. | 404 | 833 | 4,94 | 10,29 |
Juso – Realos | 646 | 461 | 7,89 | 5,69 |
LHG/Liberale HSG (LUST) | 424 | 231 | 5,18 | 2,85 |
Medizinerliste | 358 | 237* | 4,37 | 2,92* |
Mathe.-/Inf.-/Naturwiss.-Liste | 305 | 346 | 3,73 | 4,27 |
WiWi-Liste | 776 | 735 | 9,48 | 9,08 |
Jura-Liste | 560 | 540 | 6,84 | 6,67 |
Liste ausl. Studierender | 207 | - | 2,53 | - |
Liste gg. Studiengebühren | 400 | - | 4,89 | - |
RCDS | - | 336 | - | 4,15 |
*Die linke Mediziner-Fachschaftsliste und die rechte Medizinerliste sind 2005 gemeinsam angetreten. Für 2005 ist in der Tabelle jeweils das halbierte gemeinsame Ergebnis angegeben.
„Bohlen – ist ein Name, der für eine bestimmte Haltung steht, für einen intellektuellen Sinkflug. Nur Trallala, aber keine Inhalte und keine Individualität. Lug und Betrug, kombiniert mit einem Arschtritt für junge Seelen. Mich erinnert das System Bohlen an eine Hühnchenfarm, wo für den schnellen Erfolg gezüchtet wird. Es geht nur noch um den Konsum.“
Udo Lindenberg, „Das Lindenberg-Alphabet“, „FAS“, 21.11.'04.
„In allen lehrhaft-frommen Erzählungen werden die, die Gott leugnen, so lange mürbe gemacht, bis sie endlich an ihn glauben. Elend, Sturz und Jammer bricht ihren Übermut. Gerade durch diese Praxis wird die Sache Gottes verdächtig. Er muß seine Geschöpfe erst wehrlos machen, ehe er sie niederwerfen kann. Keine Legende erzählt von einer partie égale, die er gewonnen hätte.“
Alfred Polgar, „En passant“, 1921.
„Diederich Heßling war ein weiches Kind, das am liebsten träumte, sich vor allem fürchtete und viel an den Ohren litt.“
(Heinrich Mann, „Der Untertan“, 1914)
„Deutschland“ sucht schon lange und länger den Superstar. Herausgekommen ist z. B. so etwas wie die Nebelkrähe Küblböck, großäugig verirrt auf schmalem Feld.
Ein ganz anderer, größerer Vogel ist Benedikt der Viertel-nach-Zwölfte, auch das sei „Deutschland“, wir seien jetzt Papst.
Ähnlich schräge ist die Behauptung, man sei als Schmetterling ein Taifun, verkörpere die Reinkarnationen von z. B. August Thyssen oder Ludwig Erhard; man verwandle sich in die Identität einer schlechten Publizistin (Alice Schwarzer) oder eines schlechten Moderators (Günther Jauch); vermutetermaßen sei man ein Wesen, das sich einfach mehr trauen müßte. Werbeneurotik kennt keine Grenzen. „Du bist Deutschland“. Hochnotpeinliche Fragebögen für Einwandernde sollen dies penibel unzweideutig feststellen.
Das Neueste dieser Art ist „Deutsch“ auf bundesdeutschen Schulhöfen. Wer dabei erwischt wird, einen Merkel-Witz auf türkisch zu erzählen, soll den Schulhof kehren. Ordnung und Sauberkeit geben sich hier die grimmigen Hände.
Und überhaupt: Die CDU-Kanzlerin Angela Merkel beschwört in ihrer ersten Regierungserklärung die sogenannten Gründerjahre, die 1950er Jahre dieser Republik. Damit sind nicht nur die „Sekundärtugenden“ wie OrdnungSauberkeitFleißPünktlichkeit aufgerufen, sondern auch die gesellschaftliche Restauration durch die Wiedereinsetzung der alten Eliten aus der faschistischen Diktatur von 1933-1945 in Wirtschaft, Justiz, Wissenschaft, Verwaltung usw., die Wiederbewaffnung und die politische Exculpation der kapitalistischen Wirtschaftsweise. Wir sind wieder wer. Die geschäftige Brutalität hat ein biederes Antlitz. Toupet ab zum Gebet.
Auf hochschulpolitischem Gebiet entspricht diesem Trend die Einrichtung von Fakultäten, die Installierung autoritärer Leitungsstrukturen, die Drangsal gestufter Abschlüsse sowie der Selektionsmechanismus von Studiengebühren. (Auf kultureller Ebene geben die Personenfotos der JuraListe ein Bild davon, wie es bitte nicht werden möge.)
Hier ist, wie immer, die kritische Vernunft gefragt.
Eine aufgeklärte Lebensweise muß sich nicht nach den Geboten und angstschwitzenden Exerzitien spießiger Sekundärtugenden richten respektive muß nicht im Mythos der Nation aufgehen, auch wenn dies alles modern daherkommt.
Studiengebühren sind rundum abzulehnen.
Gemeinsames Flugblatt von Fachschaftsbündnis,
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS
„Alles kann folglich nicht auf einmal geschehen. Doch was man nicht wachsen sieht, findet man nach einiger Zeit gewachsen. Der Langsamste, der sein Ziel nur nicht aus den Augen verlieret, geht noch immer geschwinder, als der ohne Ziel herumirret.“
Gotthold Ephraim Lessing, „Hamburgische Dramaturgie“/„Ankündigung“; Hamburg, den 22. April 1767.
In diesen Tagen haben es die Geschwister geistig-kulturelle Aufklärung und sozialer Fortschritt als die Garanten der humanen Entfaltung nicht besonders leicht.
So hält z.B. Senator Kusch nach wie vor an seiner antihumanen Initiative zur „aktiven Sterbehilfe“ fest und erhöht damit den ohnehin vorhandenen Verwertungsdruck auf alle Menschen, sich selbst eingeschlossen. – Er bekommt allerdings wegen mannigfaltiger Proteste aus der Gesellschaft dafür sogar Paroli aus den eigenen Reihen der CDU. Das ist zu begrüßen und zu befördern.
In diesem Bezugsrahmen agiert auch der Akademische Senat der Universität. Nur wenige seiner Mitglieder sind bislang bereit, sich konsequent bewußt und kritisch der gesellschaftlichen Kontroverse zwischen aufreibender Ökonomisierung und wohltuender Verbesserung der allgemeinen Lebensbedingungen auch für die Universität zu stellen.
Dennoch ist es vielfach auf studentische Initiative hin gelungen, Positionierungen und Beschlüsse zu erarbeiten, die zum Wohle der Uni-Mitglieder, zur Mehrung der Aufklärung und Prämisse der positiven gesellschaftlichen Entwicklung sind.
Beispielsweise seien hier nur die standhaften Ablehnungen von Studiengebühren, die Beschlüsse zu sozialer Lage der Studierenden, zur sozialen und psychologischen Beratung sowie der Prozeß zur Erarbeitung einer Grundordnung unter dem Druck des politischen rechten Senats genannt. Nun kömmt es daher darauf an, sich für die Verwirklichung von Auffassungen und Beschlüssen zu engagieren.
Die Wahlbeteiligung zur Gruppe der Studierenden konnte leicht erhöht werden. Das erhöht auch gelinde die Legitimation des Gremiums und der studentischen Vertretung.
Obwohl wir an die wieder neu kandidiert habenden grünen Listen (Regenbogen/HWP, Grüne Hochschulgruppe) Stimmen abgegeben haben, sind wir – knapp – stärkste Liste geblieben. (Gediegene Arbeit und intellektuell hilfreiche Publizistik werden positiv rezipiert.)
Die Verlierer der Wahl sind die Liste Sprach- und Geisteswissenschaften/MatheInformatikNaturwissenschaften, die nicht mehr im AS vertreten sein wird, und die Liste JuraWirtschaftswissenschaften, die ohne neuen direkten Kontrahenten 105 Stimmen verloren hat.
Die studentische Seite hat somit eine linkere Interessenvertretung als vorher.
Bei den Wahlen zum Technischen- und Verwaltungspersonal, den Vertretern des UKE (wissenschaftliches Krankenhaus in Eppendorf) sowie den Akademischen Angestellten hat sich nichts Wesentliches verändert. (Allerdings bedauern wir sehr, daß der gute Herr Delmas nicht mehr für die Gruppe der Dozenten kandidiert hat.)
In der Gruppe der ProfessorInnen hat die konservative Liste (mehr oder minder wohlerzogen durch die konstruktive Arbeit des Gremiums) leicht zu Ungunsten der sozialdemokratischen Liste – aufgrund ihrer politischen Verhaltenheit – hinzugewonnen.
Das kritische Engagement in der nächsten Legislatur wird ambitioniert und spannend bleiben.
„In Bertolt Brechts Gedicht ›Fragen eines lesenden Arbeiters‹ heißt es: ›Wer baute das siebentorige Theben? In den Büchern stehen die Namen von Königen. Haben die Könige die Felsbrocken herbeigeschleppt? Cäsar schlug die Gallier. Hatte er nicht wenigstens einen Koch bei sich?‹ Aus diesen berühmten Gedichtzeilen lässt sich auch für unser Thema Honig saugen. Denn die Vorurteile der Mächtigen können nur Schaden anrichten, wenn sie sich als Vorurteile in den Köpfen der Masse wiederholen.“
Sir Peter Ustinov, „Achtung! Vorurteile“, 2003, S. 283.
(Übrigens: Professoren und Profesorinnen halten sich bisweilen für die Elite von? Hiermit liegt ein massenhaftes Vorurteil vor.)
(im Vergleich die Wahlen zum Akademischen Senat 2005, n.a. = nicht angetreten)
Liste | Stimmen | Prozent | Sitze |
---|---|---|---|
Fachschaftsbündnis, harte zeiten und Liste LINKS | 654 (-210) | 22,9% (-11%) | 1 (+/-0) |
Regenbogen und HWP-Liste | 648 (n.a.) | 22,7% (n.a.) | 1 (n.a.) |
Grüne Hochschulgruppe | 257 (n.a.) | 9% (n.a.) | 0 (n.a.) |
SprachGeistKultur-, MatheInformatikNaturwiss. | 258 (-342) | 9% (-14,5%) | 0 (-1) |
Realos (rechte SPDler) | 350 (+35) | 12,2% (-0,2%) | 0 (+/-0) |
LUST (FDPler) | 144 (+29) | 5% (+0,5%) | 0 (+/-0) |
Jura-, Wirtschaftswissenschaften-, Mediziner-Liste | 549 (-105) | 19,2% (-6,5%) | 1 (+/-0) |
Wahlbeteiligung | 2890 (+342) | 7,2% (+0,6%) |
Dokumentiert: Zum Geleit XVIII
Die Geleite sind ein regelmäßiges Anschreiben der linken studentischen VertreterInnen im Akademischen Senat an die MitsenatorInnen zu aktuellen Themen und Tagesordnungspunkten.
„Ich komme vom Christkindelsmarkt: überall Haufen zerlumpter, Kinder, die mit aufgerissenen Augen und traurigen Gesichtern vor den Herrlichkeiten aus Wasser und Mehl, Dreck und Goldpapier standen. Der Gedanke, daß für die meisten Menschen auch die armseligsten Genüsse und Freuden unerreichbare Kostbarkeiten sind, machte mich sehr bitter.“
Georg Büchner, Brief an die Familie; Straßburg, den 1. Januar 1836.
Armut ist kein Naturphänomen. Hier waltet kein großer Hugo, sondern gemeinschaftliches Menschenwerk, änderungswürdig. Wer von der „unsichtbaren Hand des Marktes“ spricht, hat Gründe dafür, die widerlegbar sind. Wissen schaffen setzt voraus, nicht wegzuschauen. Arzt und Patient sollten dieselben Anliegen vertreten. Hoher Genuß ist das Fehlen von Armut. Dann kommt alles andere. Später mehr davon.
„Nehmen Sie es als Dichterutopie,– aber alles in allem ist der Gedanke nicht unsinnig, daß die Auflösung der großen Angst und des großen Hasses, ihre Überwindung durch Herstellung eines ironisch-künstlerischen und dabei nicht notwendigerweise unfrommen Verhältnisses zum Unbewußten einst als der menschheitliche Heileffekt dieser Wissenschaft angesprochen werden könnte.“
Thomas Mann, „Freud und die Zukunft“, 8. Mai 1936.
Die Verdrängungen – die vermiedenen Möglichkeiten – sind Folge der selbstverschuldeten Unmündigkeit. Die Gebote zur Vermeidung eigener und gemeinsamer Vermenschlichung werden aus der undurchschauten Angst vor persönlichem Wertverlust nach herrschenden Maßstäben stets bänglich befolgt. Das ist das Gegenteil von „Größe“. Werden die engenden Maßstäbe hinterfragt, gelingt die Befreiung. Unwissenheit und Haß sind schlechte Ratgeber.
„Die SPD hatte Wichtigeres zu tun; wenn in Deutschland ein Unheil im Anzug ist, dann steht die Bonzokratie dieser Partei da und setzt durch, daß im § 8 des Unheils statt ‚muß‘ die Worte ‚soll nach Möglichkeit‘ stehen. Es sind wackere Parlamentarier“
Kurt Tucholsky, „Die Keuschheitsgürteltiere“, 1930.
Demokratie ist die begründete bzw. überzeugende Verwirklichung des entwickelt humanen Nutzens. Nützlich ist: Heiterkeit durch allgemeine Wohlfahrt. Wer daran teilnimmt, nennt sich Mensch.
„Die noch keine Kugel haben sausen hören, sagen:
Es ist schön, zu schießen. Das soll bedeuten, wenn sie
Einmal die Kugeln sausen hören, werden sie
Immer noch sagen: Krieg
Ist schön?“Bertolt Brecht, „Die Jugend und das Dritte Reich“, Svendborger Gedichte 1939
Die notwendige Beseitigung der Maschinerie, die dem Zweck der puren Zerstörung – Verneinung – dient, wächst zur Größe einer unumgänglichen Verantwortung und Aufgabe.
Die Vernunft erhält damit Sinn und Ziel.
Nur die Mehrheit ist dieser Verschrottung der Selbst-Negierung gewachsen. Die meisten zu erreichen und zu bewegen, sei Anliegen der einzelnen. Wissenschaft mag Teil der Mehrheitsbildung sein.
Masse ist Klasse.
Golnar Sepehrnia, Olaf Walther,
Hamburg, den 01. Februar 2006
u.a. zu Entwicklung der Uni und Grundordnung
Do., den 09.02.2006, 14 Uhr c.t.
Raum 308, Edmund-Siemers-Allee 1.
„Der besondere Fokus auf den Transfer hat damit zu tun, daß in Deutschland der Weg von der Idee zum Produkt zu lang ist, oder daß wir die Idee haben, aber das Produkt in anderen Ländern realisiert wird. Deshalb halte ich es für richtig, dort einen Schwerpunkt zu setzen. Nicht zuletzt auch, weil der Satz gilt: Es muß aus der Investition deutlich mehr Geld werden.“
Anette Schavan (CDU), Interview im „Hamburger Abendblatt“, 6.2.'06, S. 22.
Der unvergleichliche Bumbeskanzler Helmut Kohl (CDU) prägte das Bonmot, daß entscheidend sei, was hinten dabei herauskomme. Simplizität verpflichtet.
Bei Anette Schavan heißt das dann „Geld“, was eigentlich ein gesteigerter Profit ist. Das Amt verpflichtet.
Nach ihrem konservativen Dafürhalten soll in erster Linie Forschung gefördert werden, um „Erkenntnisse der Grundlagenforschung den neuen Branchen anzubieten“. Diese dienende „High-Tech-Strategie“ gilt beispielsweise und vorrangig für die Bereiche Nanotechnologie, Biotechnologie, Maschinenbau und in der Textilindustrie (hier lauert die „gelbe Gefahr“ aus China).
Die Geisteswissenschaften findet Frau Schavan wichtig, damit die „Spezialisten“ auch „gebildet“ seien, d.h. den Geistes-, Kultur- und Sprachwissenschaften kommt keine eigenständige geistig aufklärerische oder gar human kritische sowie gesellschaftlich gestaltende Bedeutung zu.
Als Theologin ist sie der Meinung, daß die Evolutionslehre anzuerkennen sei und daß aber die „Schöpfung hinter der Welt und dem Menschen steckt“ –, einer muß ja schließlich das Sagen haben, was im Konkreten nichts anderes heißt, als die herrschenden gesellschaftlichen Autoritäten ideologisch als quasi natürlich zu verewigen (Kanzel, Kanzlerin, Kapital).
Die Lehre muß neben der Forschung auch irgendwie sein: „Zur Talentschmiede gehört eben beides.“ Wer möchte sich nicht gerne schmieden lassen?
Bei dem „Schmieden“ wird deutlich, was alles unter den Amboß der Standortwerkstatt geraten soll: „Bildung für Alle“ oder zumindest die Chancengleichheit; die soziale Absicherung der Studierenden; die demokratische Partizipation aller Gruppen an den Hochschulen; die bedarfsgerechte öffentliche Finanzierung der entsprechenden Institutionen; der Aufklärungscharakter der Bildung; der kritische und verantwortliche Gesellschaftsbezug der Wissenschaften; die Einheit von Forschung und Lehre (auch in erweiterter Einheit mit Studium und Selbstverwaltung); kooperative Lehr- und Lernformen – und nicht zuletzt die Bewußtheit der Wissenschaften bzw. ihrer Subjekte über sich selbst.
Hier liegt also ein klassisches Programm konservativen Ursprungs vor, daß dem allgemeinen Nutzen von Bildung und Wissenschaft widerspricht. Herr Dräger ist gewiß damit einverstanden. Deshalb ist auch ihm engagiert zu widersprechen. Studiengebühren sind rundum abzulehnen.
„Die Vollbärte zittern. Fette Hände senken sich wohlwollend auf junge Schultern, Beruhigung klopfend, alles im Leben endet mit einem Arrangement. Und ich sehe die andern, die jungen, sportgebräunten Schieber mit den schwarzen Lacktollen und den französischen Stiefelchen. Laßt sie Schlachten liefern –: wir liefern Brotbeutel. Und essen Kuchen.“
Kurt Tucholsky, „Die Verteidigung des Vaterlandes“, 1921.
Hier hat Opposition eine gewisse Würze.
„Wir haben die Lande gemessen, die Naturkräfte gewogen, die Mittel der Industrie berechnet, und siehe, wir haben ausgefunden: daß diese Erde groß genug ist; daß sie jedem hinlänglich Raum bietet, die Hütte seines Glückes darauf zu bauen; daß diese Erde uns alle anständig ernähren kann, wenn wir alle arbeiten und nicht einer auf Kosten des anderen leben will; und daß wir nicht nötig haben, die größere und ärmere Klasse an den Himmel zu verweisen.“
Heinrich Heine, „Die romantische Schule/Drittes Buch“, 1835.
Irak hat Öl, Iran hat Öl.
Die Reserven des begehrten Rohstoffs – bei nicht neu entdeckten Quellen und konstantem Verbrauch – reichen noch 40 Jahre. Am Öl hängen viele Industrien (Auto, Chemie, ...) und viele (Börsen-)Geschäfte, viele Regierungen und viele Meinungen.
Die USA sind der weltgrößte Verbraucher des fossilen Seims.
Der Spitzenmulti Exxon Mobil hat sich öffentlich für dasJahr 2005 zu einem Reingewinn von 36,1 Milliarden Dollar bekannt. Der größte Anteil der bislang nachgewiesenen Welt-Erdölreserven von fast 75 Prozent liegt in den Opec-Staaten. Das erklärt die politischen Ambitionen einer jeden US-Regierung in dieser Region – je konservativer, desto militärischer. Das hat auch der Militärangriff auf den Irak gegen alle vorgeschützten Gründe für und für deutlich gemacht.
Nun werden definitiv Militärschläge gegen den Iran vorbereitet. Die britische „Sunday Telegraph“ hat dies aktuell herausgefunden.
Im Prinzip sind nur Luftangriffe durch die US-Administration möglich, da die Besatzung des Irak zu viele Kräfte bindet und der Iran sich empfindlicher wehren kann. Vorgesehen für diesen Fall sind B-2-Langstreckenbomber mit 18-Tonnen-Präzisionsbomben (!) und bunkerbrechenden Raketen. (Sie waren schon in Jugoslawien, Afghanistan und auf den Irak im Einsatz.)
Zudem können die Atom-U-Boote der „Trident-Klasse“ eingesetzt werden. Bislang mit Atomsprengköpfen ausgerüstet, können diese tauchenden Zerstörer innerhalb von zwei Jahren auf konventionelle Sprengköpfe umgerüstet werden. Solange mögen nach den Planungen der Bush-Regierung die diplomatischen Bemühungen gegenüber dem Iran noch dauern. (Wenn nicht vorher schon auf andere Weise militärisch angegriffen werden soll.)
Der iranische Präsident Mahmud Ahmadinedschad ist gewiß ein autoritärer Despot, der auch viel gestaffelten Blödsinn redet. Aber weder ist dem Iran bis heute ein Verstoß gegen den Atomwaffensperrvertrag nachgewiesen worden, noch rechtfertigt ein tatsächlicher Verstoß dagegen einen militärischen Überfall – schon gar nicht aus den erkennbaren Motiven.
Zu dem sogenannten Kulturkampf, der in Wahrheit kein und gar kein „Kampf der Kulturen“, sondern eine harte Deutungskontroverse über die Entwicklung der menschlichen Welt ist: Auch wenn Religionen nicht das Höchste rationaler Weltanschauung sind und darüber hinaus leicht reaktionär gebraucht werden können: Die Religionsfreiheit ist zu wahren. Erst so ist eine zivilisierte Auseinandersetzung möglich. (Was nicht heißt, daß diese schon vernünftig entwickelt ist.)
Auch wenn Monopole das mediale Entertainment ertragreich dominieren: Die Pressefreiheit ist zu wahren. Erst so ist die Entwicklung von Aufklärung und emanzipatorischer Entfaltung befriedigend möglich. (Was nicht heißt, daß dies schon befriedigend der Fall ist.)
Irak hat Öl, Iran hat Öl. Blut soll dafür nicht gegeben werden.
Die Friedensbewegung mache einen neuen Anlauf.
Praktizieren wir die Souveränität der Kritik und nutzen wir die Versammlungsfreiheit.
„Wenn ein Unternehmer sich langweilt, dann ruft er die andern und dann bilden sie einen Trust, das heißt, sie verpflichten sich, keinesfalls mehr zu produzieren, als sie produzieren können, sowie ihre Waren nicht unter Selbstkostenverdienst abzugeben. Daß der Arbeiter für seine Arbeit auch einen Lohn haben muß, ist eine Theorie, die heute allgemein fallengelassen worden ist.“
Kurt Tucholsky, „Kurzer Abriß der Nationalökonomie“, 1931.
Die sogenannte Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW), eine staatliche Institution, nach dem 2. Weltkrieg mit Mitteln aus dem Marshallplan gegründet, um die „Wiederherstellung der deutschen Wirtschaft“ zu finanzieren (hatte die das nötig?), nach 1989 gewichtig mitverantwortlich für den „Wiederaufbau“, sprich die Kapitalisierung der Wirtschaft der ehemaligen DDR und zudem unterstützend tätig bei der Privatisierung von Telekom und Post, hat nunmehr ihr definitives Modell für Studienkredite in die Öffentlichkeit gebracht.
Studierende dürfen danach Kredite zwischen 100 und 650 Euro im Monat beantragen. Danke. Der Zinssatz, der alle sechs Monate dem Kapitalmarkt angepaßt werden soll, wird anfänglich 5,1 Prozent betragen. Die Studentenwerke – oh, Ironie des Schicksals – sollen die Kredite vermitteln. Die Volks- und Raiffeisenbanken (ähnliche Ironie) haben ebenso ihre Bereitschaft dazu bekundet.
Die skandalumwitterte „Deutsche Bank“ – die mit dem Victory-Symbol des Ackermann – bietet Kredite bis zu 800 Euro mit einem aktuellen Zinssatz von 5,8 Prozent an.
Trotz der hastig aufgestellten Nebelkerzen ist eindeutig erkennbar, daß die entsprechenden Kredite zur Finanzierung von Studiengebühren fungieren, die wiederum der Ökonomisierung der Wissenschaften dienen, wovon die „Deutsche Bank“ und andere Unternehmen ihren Zusatzreibach haben. So ist die Schlinge – oder der Kreis – geschlossen.
Banken haben eine unstillbare Kapitalsucht, „Zinsen“ respektive „Rendite“ genannt. Sie haben per se kein Interesse an allgemeiner Wohlfahrt, wissenschaftlicher Aufklärung, emanzipatorischer Persönlichkeitsentwicklung oder gar sozialem wie kulturellem Fortschritt der Gesellschaft und ihrer mündigen Individuen.
Wie weit diese unappetitlich-destruktive Gier gehen kann, hat die jüngste Studie zur „Dresdner Bank“ während des deutschen Faschismus (1933-1945) gezeigt, die sie selbst auf öffentlichen Druck hin in Auftrag gegeben hat. („Die Dresdner Bank im Dritten Reich“, R. Oldenbourg Verlag, 2006.) Hier kommt belegt zum Ausdruck, daß die Hausbank der SS z.B. auch maßgeblich an der „Hoch- und Tiefbau AG“ beteiligt war, die die Vergasungsstätten von Auschwitz gebaut hat.
Wir leben gewiß in anderen Zeiten und Konstellationen als in den braunen Jahren deutscher Geschichte. Doch wird in der Studie selbst formuliert, daß „bereits die gewöhnlichen Antriebe privatkapitalistischen Wirtschaftshandelns hinreichten, um eine Mittäterschaft an den nationalsozialistischen Verbrechen zu befördern.“ Die ungehemmte Macht und Dynamik des sich selbst verwertenden Wertes ist also unter bestimmten Umständen sehr gefährlich.
Der Forschung, der Lehre, dem Studium, der Interessenvertretung und Selbstverwaltung ist sie, die Macht, auch unter erheblich zivilisierteren Umständen nicht förderlich bis gemeinschädlich.
Ein anständiges BAföG tut's auch.
Studiengebühren sind rundum abzulehnen.
Gemeinsames Flugblatt von
harte zeiten – junge sozialisten & fachschaftsaktive und Liste LINKS
„In diesem Lande ist der soziale Krieg vollständig ausgebrochen; jeder steht für sich selbst und kämpft für sich selbst gegen alle andern, und ob er allen andern, die seine erklärten Feinde sind, Schaden zufügen soll oder nicht, hängt nur von einer selbstsüchtigen Berechnung über das ab, was ihm am vorteilhaftesten ist. Es fällt keinem mehr ein, sich auf friedlichem Wege mit seinen Nebenmenschen zu verständigen; alle Differenzen werden durch Drohungen, Selbsthülfe oder die Gerichte abgemacht. Kurz, jeder sieht im andern einen Feind, den er aus dem Wege zu räumen, oder höchstens ein Mittel, das er zu seinen Zwecken auszubeuten hat.“
F. Engels, Die Lage der Arbeitenden Klasse in England, 1845, MEW 2, S.357.
Die Feindschaft dominiert noch immer. Das muß gründlich geändert werden – überall.
Im April wählt das Studierendenparlament einen neuen Allgemeinen Studierendenausschuß (AStA). Wie weit wird im Rahmen der zentralen studentischen Interessenvertretung gegen die politisch-kulturelle Hegemonie der Konkurrenzgesellschaft (und damit der Politik des CDU-Senats) und die entsprechende hochschulpolitische Entwicklungstendenz begründet opponiert? Im Studierendenparlament ist diese Alternative zur rechten Senatspolitik zu realisieren.
Deshalb haben wir Leitgedanken für die Arbeit des zu bildenden AStAs hier zusammengefaßt:
Der soziale Krieg der Konkurrenzgesellschaft wird politisch weiter vertieft. Beherrschend ist das kalte Geschäftsprinzip: Senator Kusch empfiehlt das vorzeitige Lebensende bei mangelnder Verwertbarkeit; Präsident Bush will den langen, den umfassenden Krieg um Öl; Konzernpolitik ist Weltpolitik, die den Alltag weitgehend bestimmt.
Diese veränderungswürdigen Grundverhältnisse widerstreben den meisten und treffen auf – noch – unzureichende gesellschaftskritische Gegenwehr.
Für eine andere Welt sollte Friedenswissenschaft zur Leitwissenschaft entwickelt werden: Frieden ist die Überwindung der asozialen Ökonomie und Kultur des Kapitalismus. Angesichts der beabsichtigten Ausweitung des Irak-Kriegs und der realen Drohung mit der atomaren Zerstörung ist Wissenschaft der kooperative Erkenntnisprozeß, in dem sich konsequent der Beseitigung dieses Menschheitsproblems gestellt wird. Kriegsrelevante Forschung und revisionistische wie militaristische Ideologiebildung (auch in den Gesellschaftswissenschaften) sollten aufgedeckt und beendet werden, alle Wege der zivilen Konfliktregulierung, der Konversion und Abrüstung sind zu ermitteln und die Ursachen militärischer Konflikte handlungsorientiert zu erforschen. So kann geschichts- und zielbewußtes Forschen, sozial verantwortlicher Erkenntnisgewinn in Lehre und Studium, Transparenz der wissenschaftlichen Tätigkeit und solidarische Interessenvertretung das couragierte Anliegen aller Universitätsmitglieder werden.
Dabei ist von der prinzipiellen Gegnerschaft zum Verwertungsgebot auszugehen. Mit ihm wird ‚mensch‘ allerorten segmentiert: Die Angelegenheiten des allgemeinen Wohls scheinen dem eigenen zu widersprechen. Anderen sei zu mißtrauen. Lernen und Arbeiten ist von fremden Interessen bestimmt. ‚Privat‘ dominiert die Verdrängung bzw. Beschönigung der problematischen Lebenslage und der Möglichkeiten ihrer solidarischen Verbesserung.
Studiengebühren, selektive Bachelor- und Masterstudiengänge, Fakultätenbildung und schrittweise Privatisierung sollen diesen unmenschlichen Alltag kalkuliert vertiefen. Opposition ist hier die Voraussetzung jeder positiven Entwicklung.
Eine Bedingung menschlicher Entfaltung ist die kritische, gemeinsame Erkenntnis gesellschaftlicher Widersprüche: Die neoliberale Lüge von der Natürlichkeit der Konkurrenz, die harschen Anordnungen zur Normierung der Persönlichkeit, der politische Charakter der krassen sozialen Ungleichheit als wesentliches Hindernis solidarischer Entfaltung und die drückenden kulturellen Gebote zu Scham und Bravheit können durchschaut, kritisiert und engagiert überschritten werden. So werden Bildung und Wissenschaft zum Motor einer erfreuenden Entwicklung aller:
Aufklärung schafft Selbst-Bewußtsein!
Allgemeine Studiengebühren können noch verhindert werden. Der politische Senat würde darüber öffentlich straucheln. Die mehrheitliche Kriegsablehnung kann – begründet und mehrheitlich demonstriert – gesellschaftliche Wirkung entfalten. Eine fair-freundliche Alltagskultur durch gemeinsame, kritische Weltaneignung (und damit -veränderung) ist möglich, weil erkennbar nötig.
Die Geschichte der Menschheit – auch der Arbeit der studentischen Interessenvertretung – birgt dafür reiche Erfahrungen und materielle wie kulturelle Errungenschaften.
Die Bewegung gehört auf die Füße gestellt.
Für diesen emanzipatorischen Prozeß muß der nächste AStA Initiativen beginnen und Strukturen schaffen.
„Wenn Der Krieg Beginnt
Werden eure Brüder sich vielleicht verändern
Daß ihre Gesichter nicht mehr kenntlich sind.
Aber ihr sollt gleich bleiben.“Bertolt Brecht, Svendborger Gedichte, 1939.
Angela Merkel, bekannt als Bundeskanzlerin, hat (auch) vor Militärs der Öffentlichkeit mitgeteilt, man dürfe gegenüber dem Iran keine Appeasement-Politik betreiben. Damit ist gemeint und soll suggeriert werden, man dürfe im Verhältnis zum Iran nicht so nachgiebig sein, wie die damaligen – speziell Ende der 1930er Jahre – kapitalistischen Westmächte in Bezug auf den Diktator Hitler. Der Weltaggressor sollte „besänftigt“ werden, seine militärischen Ambitionen sollten auf die Ost-Eroberung begrenzt werden. Das defensive Kalkül war nicht aufgegangen.
Die Warnung vor der Appeasement-Politik ist auf den Iran nicht anwendbar. Krieg wäre hier eine Katastrophe.
Bei aller Aggressivität der politischen Propaganda der iranischen Regierung bzw. ihres Präsidenten: vom Iran ist keine Welteroberung und Unterjochung zu befürchten.
Der Iran arbeitet an seiner Energieversorgung durch Atomenergie. Das ist laut Atomwaffensperrvertrag erlaubt. Das Land wird darin geschäftstüchtig durch den bundesdeutschen Konzern Siemens unterstützt.
Es gilt als wahrscheinlich – ohne bisherigen handfesten Nachweis -, daß der Iran Nuklearwaffen herstellen will. Diese verständliche wie falsche machtpolitische Absicht rührt daher, daß das Land von Atommächten (China, Indien, Israel, Pakistan und Russland) umgeben ist. Das ist laut Atomwaffensperrvertrag richtigerweise nicht gestattet.
Die Versorgung mit Atomenergie ist höchst fragwürdig und wenig sinnvoll. Die Aufrüstung mit Atomwaffen ist verschwenderisch und gefährlich. Das ist an den USA triftig zu beobachten.
Diese Einsichten sollten aber konsequent für die ganze Welt und für alle Länder, Regierungen sowie zwischenstaatlichen Beziehungen gelten.
Die Pläne der USA, den Iran aus Öl- und Machtgründen militärisch anzugreifen, sind allerdings der Gipfel der Unvernunft. Große Zerstörungen, viele Tote, die Eskalation des Nahostkonfliktes und auch die empfindlich gestörte Versorgung der Industrieländer mit Öl und Gas wären die negativen Folgen.
Hilfreich sind hier wie überall nur nukleare und andere Abrüstung, Diplomatie und zivile Konfliktregulierung, verbindliche Verträge, Handel und Wandel und: Vernunft, Vernunft, Vernunft!
Es handelt sich hier auch um ein idealtypisches Anliegen der Wissenschaften und ihrer Subjekte.
„Bildung umfaßt: eine allgemeine Kenntnis des Menschlichen; das Vermögen, sich zurückzuversetzen in die Geschichte und das Werdende mitzufühlen; eine sprachliche Kultur, die sich daraus ergibt, daß die Dinge des Intellekts als Tatsache und als Macht anerkannt werden.“
Heinrich Mann, „Verfall einer geistigen Welt“, 1934.
„Zur Leistung gehört auch Leistungsmessung. Der Weg zu leistungsstarken Schulen führt über gemeinsame Lernstandards für die Schüler und vor allem über regelmäßige und unabhängige (?) Prüfungen der Qualität, die Schulen und Lehrer erbringen.“
Dr. Karl-Joachim Dreyer, Präses der Handelskammer Hamburg. Rede am 30.12.'05 vor der „Versammlung Eines Ehrbaren Kaufmanns zu Hamburg e.V.“.
Zwischen Heinrich Mann und Karl-Joachim Dreyer bestehen aufschlußreiche Gegensätze.
Als „arbeitspolitischen Befreiungsschlag“ bezeichnet Herr Dreyer (s.o.) unter anderem „die grundlegende Vereinfachung des Kündigungsschutzrechtes“ sowie die Auflösung der staatlichen Arbeitslosenversicherung.
Ähnlich denkt und handelt Dominique de Villepin, französischer Ministerpräsident. Denn jede Auffassung hat bedenkliche und handlungsrelevante Konsequenzen.
Mit dem sogenannten Vertrag zur Ersteinstellung („contrat premiére embauche“/CPE), der vorsieht, den Kündigungsschutz für bis zu 26jährige zwei Jahre lang nach Einstellungsbeginn (hire and fire) außer Kraft zu setzen, hat der konservative Premierminister einen politischen Flächenbrand entzündet. Die zweijährige Freiwildzeit, in der ohne Grund entlassen werden dürfen soll, war als Anreiz für „die“ Wirtschaft gedacht, junge Leute einzustellen. (Die Arbeitslosigkeit für diese Menschen ist überdurchschnittlich hoch in Frankreich.)
Aber die jungen Leute aus Schulen und Hochschulen dachten sich, daß das neue Gesetz zum gesteigerten Hauen und Stechen untereinander nicht gut für sie sei.
Derselben Meinung waren auch die französischen Gewerkschaften. Und so kamen am vergangenen Wochenende (17./18./19. März) in Frankreich 1,5 Millionen Menschen auf die Straßen, um gegen die Anmaßung der Regierung zu demonstrieren.
Die engagierten Proteste, die von zwei Dritteln der Bevölkerung befürwortet werden, richten sich gegen eine freche Deregulierung von Arbeitnehmerrechten. Hier kommt eine große Einigkeit zwischen Ausbildung und Arbeit, zwischen auch den verschiedenen Richtungsgewerkschaften zum Ausdruck. Betroffen sind alle, da die geplante partielle Entrechtung ein Einfallstor für weitere Deregulierungen von Arbeitsverhältnissen sein kann und soll. Das wird erkannt und in gemeinsames kritisches Handeln umgesetzt. Französische Manager bemühen sich derweil, den Konflikt zu entschärfen. Sie bieten z.B. die Reduzierung der Kündigungsfreiheit auf ein Jahr an. Die Betroffenen lehnen das ab und fordern nach wie vor die Rücknahme des Gesetzes. Die Gewerkschaften haben für den kommenden Dienstag (28. März) zu einem eintägigen Generalstreik aufgerufen.
Bonne chance!
Die allmähliche Realisierung der Vernunft bedarf des assoziierten und geduldigen Einsatzes der Vernünftigen.
Studiengebühren sind weiterhin rundum abzulehnen.
„Vielleicht sind die Franzosen nicht ganz so verrückt und isoliert, wie es auf den ersten Blick erscheinen mag. Nach drei Jahrzehnten einer unablässigen Bewegung zu Marktöffnung, Privatisierung und verstärktem Wettbewerb wächst der Druck auf die Politik, zu einer stärker kontrollierten, die Arbeitnehmer schützenden Marktwirtschaft zurückzukehren. Die liberale Wirtschaftsordnung stößt immer mehr auf Kritik und Widerstand. Diese Tendenz läßt sich auch in anderen europäischen Ländern ausmachen. Vielleicht schreitet Frankreich dieser Entwicklung nur voran.“
Alain Touraine, Soziologe an der Pariser Ecole des Hautes Etudes de Sciences Sociales, Interview in der „FAZ“, 29.3.'06, S. 5
Der rechte und hart neoliberal gebürstete Hamburger Senat betreibt eine durch und durch unsoziale Politik, die den gesellschaftlichen Alltag für alle Menschen immer aufreibender macht. So kann der Bogen leicht überspannt werden. Da hilft bald das verspannteste Dauergrinsen nicht mehr.
Das ist der eigentliche Grund für die Krise der hiesigen Regierung, die Entlassung der „lächelnden Guillotine“ Roger Kusch und der Kern des Streits um die Senatorin Birgit Schnieber-Jastram.
Wer da welche Akten hin- und hergebracht, eingesehen hat oder nicht, mag demokratisch und datenrechtlich nicht korrekt gewesen sein, aber das eigentliche Problem ist die Privatisierung und Ökonomisierung öffentlicher Einrichtungen, die Verschärfung der polizeilichen Kontrolle, das obskure Wegsperren von zu integrierenden Jugendlichen, die öffentliche (und wahrscheinlich: verdeckte) Überwachung von Mitmenschen, die Steigerung der Konkurrenz, das Hofieren „der“ Wirtschaft (genannt „Cluster“ oder „wachsend“), das Proklamieren von „aktiver Sterbehilfe“ (weil das taktisch zu weit ging, mußte Roger Kusch gehen), die Schließung von Schulen, das Verkommenlassen von Straßen sowie Geh- und Fahrradwegen, das blaue Illuminieren des Elends, und – nicht zu vergessen – die für diese Politik symptomatischen Brechmitteleinsätze. Wer sich verschluckt, ist selber schuld.
Dem entspricht auch die Drangsalierung der Hochschulen mit sogenannten Reformen wie Fakultätenbildung, Bachelor-/Masterstudiengängen, Knappmittelpolitik und Studiengebühren (sollen kommen; mal dagegen sein und sehen).
Oh, du schöne Autonomie.
Hier ist dringend Wandlung geboten.
Sie fängt damit an, den eigenen Unmut ernst zu nehmen und die geforderte Getriebenheit nicht mehr für zwangsläufig zu halten.
Mit anderen darüber zu sprechen und auf Abhilfe zu sinnen, ist der Beginn einer neuen Kultivierung.
Gelegenheiten zur Alternative sind vorhanden und zu schaffen.
Wir haben Beispiele, aus denen gelernt werden kann.
Die Würde des Menschen ist das erste Grundrecht der bundesrepublikanischen Verfassung. Die Wirklichkeit ist eine dringend zu ändernde andere.
„Würde des Menschen
Nichts mehr davon, ich bitt euch. Zu essen gebt ihm, zu wohnen;
Habt ihr die Blöße bedeckt, ergibt sich die Würde von selbst.“Friedrich Schiller, Gedichte von 1795-1802.
Studiengebühren sind rundum abzulehnen.